Altstadtsanierung Teil 1 - Stadt Salzgitter

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1980 bis heute - Stadtgestaltung und örtliche Bauvorschrift (ÖBV) über Gestaltung Im Zusammenhang mit der Gesamtmaßnahme „Sanierung Altstadt Salzgitter-Bad“ stellte sich die Frage der Notwendigkeit des Erlasses einer Gestaltungssatzung. Hauptsächliches Ziel war inzwischen doch der Schutz des historischen Stadtbildes und die Verhinderung der immer häufiger festzustellenden „Verplattungen“ von Fachwerkgebäuden. Bis in die 80er Jahre war das Stadtbild der Altstadt von Salzgitter-Bad durch die Kleinmaßstäblichkeit der mittelalterlichen Fachwerkhäuser geprägt. Eine Vielzahl verschiedener Bauformen machte den besonderen Reiz dieser Kleinstadt aus. Die vorherrschende Zweigeschossigkeit in Salzgitter-Bad war nur teilweise von einzelnen drei- und mehrgeschossigen Gebäuden überragt. Häufig wurden die Gebäude vom Eigentümer selbst bewohnt. Die Bebauung war durch zweigeschossige Geschäftshäuser gekennzeichnet, die es zu pflegen, zu fördern und zur Geltung zu bringen galt. 24 Die örtliche Bauvorschrift über Gestaltung der Stadt Salzgitter zur Erhaltung und Gestaltung des Stadtbildes der Altstadt Salzgitter-Bad (ÖBV) wurde am 15.07.1980 im Ratskeller in einer vorgezogene Bürgerbeteiligung gem. § 2a BBauG (Bundesbaugesetz) beraten und am 22.11.1983 von der Bezirksregierung Braunschweig mit Maßgaben genehmigt. Gemäß Beschluss vom 25.01.1984 ist der Rat der Stadt diesen Maßgaben beigetreten und die Vorschrift konnte am 28.06.1985 durch Bekanntmachung im Amtsblatt der Stadt Salzgitter rechtswirksam veröffentlicht werden. Die Örtliche Bauvorschrift (ÖBV) ist noch heute verbindlich, obwohl es inzwischen einen Ratsbeschluss zur Liberalisierung des örtlichen Baurechts und Abschaffung fast aller anderen örtlichen Gestaltungsvorschriften in der Stadt Salzgitter gibt. Die Altstadtsatzung wurde hiervon ausgenommen und soll weiterhin Gültigkeit besitzen.
Die wichtigsten Regelungen, zum Erhalt des altstädtischen Ambientes, die in der ÖBV vorgeschrieben sind, betreffen vor allem die folgenden Bereiche: - Allgem. Festsetzungen über die Instandsetzung von Fachwerkgebäuden (§ 2) - Gebäudehöhen (§ 3) - Dächer und Dachaufbauten (§ 4) - Gliederung der Gebäudefassaden (§ 5) - Fassadenmaterial (§ 6) - Fenster, Türen und Schaufenster (§ 7) - Kragdächer und Markisen (§ 8) - Werbeanlagen (§ 9) Dabei ist es bemerkenswert, dass § 2 gerade am Anfang der Sanierung und bereits vor der Rechtskraft der ÖBV 1983 eine extrem hohe Wichtigkeit erhielt. Die Nachkriegszeit und die der 70er- und 80er Jahre war durch die etwas „sachliche“ Kubatur einiger Stahlbeton-Massivbauten - auch in Salzgitter - besonders geprägt. Es entstanden Gebäude wie am neuen Bohlweg oder das „Kleine Rathaus“ am Marktplatz, von denen man bald erkannte, dass massive Betonarchitektur weniger zum „Flair“ der historischen Altstadt beitrugen. Somit sollte doch wieder die einst ungeliebte „Billigarchitektur“ des armen Sölters aus dem Mittelalter, die Fachwerkbebauung, für das Bild der Altstadt die prägende Architektur sein. Neben den Translotionen im Bereich des historischen „Tilly-Hauses“ (z.B. Garßenhof, Kniestedter Gutshaus) entdeckte man wieder den tatsächlichen „Wert“ des Fachwerkes für das Stadtbild und schuf in der ÖBV den § 2 „Allgemeine Festsetzungen über die Instandsetzung von Fachwerkgebäuden“, in dem heute noch folgendes geregelt ist: Abs. (1) Tritt bei Instandsetzungsarbeiten an vorhandenen Gebäuden Holzfachwerk zutage, so ist der ursprüngliche Zustand der Fachwerkfassade wiederherzustellen. Auch vorhandene Ausmauerungen aus Ziegelstein sind in der ehemaligen Form wiederherzustellen. bzw. zu ergänzen. Das Anstreichen oder Schlämmen von Ziegelsteinausfachungen ist unzulässig. Abs. (2) Bei Fachwerkhäusern darf das Fachwerk weder verändert noch durch Putz oder Verkleidung überdeckt werden. Werden Fachwerkhäuser zum Zwecke einer Neubebauung abgebrochen oder sollen zerstörte Fachwerkgebäude wieder aufgebaut werden, so müssen diese neuen Gebäude wieder in konstruktivem Holzfachwerk von mindestens 12 cm Tiefe und 16 cm Ansichtsbreite errichtet werden. Abs. (3) Die Holzteile sind farblich von den übrigen Fassadenflächen abzusetzen. Die Ausführungen vor allem aber in der Begründung zur ÖBV zeigen deutlich auf, wie sehr das einst ungeliebte mittelalterliche Fachwerk eine Wiedergeburt und stadtarchitektonische Reminiszenz erfuhr: Zitat der Begründung zu § 2 …: „Da das geschichtlich überlieferte Stadtbild von Salzgitter-Bad durch Fachwerkbebauung geprägt war, ist es notwendig, die noch erhaltenen Fachwerkgebäude besonders zu schützen. Es werden deshalb Festsetzungen getroffen, die die weitere Reduzierung von Fachwerksubstanz verhindern und die Verkleidung von Fachwerkbebauung mit bauartfremden Baustoffen ausschließt. Nur mit dieser Voraussetzung besteht die Möglichkeit, die qualitative Verbesserung der historischen Gebäude und die Erneuerung der vorhandenen Bausubstanz in der Altstadt zu erreichen“. Nachdem diese Vorschrift zu Beginn z.T. übertriebene Anwendung fand und deshalb in Salzgitter-Bad am Marktplatz 1 ein für das Mittelalter ungewöhnliches viergeschossiges Fachwerkhaus errichtet wurde, leisteten in den Folgejahren vor allem die §§ 8 „Kragdächer und Markisen“ und 9 „Werbeanlagen“ recht gute Dienste für die Gestaltung und das Stadtbild der Altstadt. Insbesondere aufgrund der Vorschriften über die Werbeanlagen konnten durch die Bauaufsichts- und Denkmalschutzämter so manche geplante „Schandtat“ einiger Plakataufsteller und Firmen erfolgreich verhindert und die Altstadt vor Kitsch und Überfrachtung - von wenigen Ausnahmen abgesehen – wohltuend freigehalten werden 25
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