Download Pdf - Österreichische Entwicklungszusammenarbeit

thEMa
alternative
zur straße:
spiel und spaß im
freizeitzentrum der
salesianer don boscos
in tijuana.
Vor dem Volontariat ist nach dem Volontariat. Vor
meinem Zivilersatzdienst in Mexiko war ich Maturant,
motiviert, ein Jahr alles zu geben. Heute hat mich der
Alltag wieder. Kein Kulturschock, kein Fernweh und kein
euphorisches Triumphgefühl, endlich wieder da zu sein.
„Nach“ ist also definitiv „vor“ dem Volontariat.
Aber da ist mehr. Das Gefühl, ein Jahr mit unbezahlter Arbeit
zugedeckt gewesen zu sein, einiges geleistet zu haben und
doch mit der Gewissheit zu leben, dass noch viel mehr zu
tun ist. Und die Dankbarkeit, viele liebevolle Menschen sowie
ein Land und dessen Kostbarkeiten kennen und schätzen
gelernt, auch die Kehrseiten eines sorglosen Lebens erfahren
und mein wohl intensivstes Jahr gelebt zu haben.
Das Motiv
Die Überzeugung, weiterhin „mit anpacken“ zu wollen,
dass „die Hilfsbereitschaft von Mensch zu Mensch, die
Aufgabe, Bruder zu sein, über alles Geistige und Intellektuelle,
über Philosophie und Theologie erhaben ist“, wie
es Albert Schweitzer formulierte, und dass es trotz aller
Tragik und unglaublicher Schicksale Lichtblicke gibt und
Optimismus berechtigt ist – all das waren und sind Motivationen
für mein freiwilliges Engagement.
Der Schauplatz
Tijuana liegt an der Grenze zu den USA, hohe Grenzzäune
verhindern, dass MexikanerInnen ohne Weiteres
in die Industrienation auswandern. Verzweifelte MigrantInnen,
die von einem besseren Leben träumen, die
ausbeuterischen Fabriken und der blutige Krieg der Drogenkartelle
schaffen ein prekäres Klima. In den Randbezirken
Tijuanas herrscht ein rauer, trister Alltag. Dort
versuchte ich für zwölf Monate im Rahmen des Volontariats
bei Jugend Eine Welt und in Zusammenarbeit mit
den Salesianern Don Boscos, in einem Freizeitzentrum
familiäres Klima und Bildungsangebote für Jugendliche als
Alternative zur Straße zu schaffen.
Der auftrag
Die Mitarbeit in einer Volksschule, die Organisation von
Fußball­Ligen und anderen Freizeitangeboten waren Teil
8 weltnachrichten 2/11 | www.entwicklung.at
bewegend. In jeder hinsicht.
„es bleibt das Gefühl, einiges geleistet zu haben, und die Gewissheit, dass
noch viel zu tun ist“, fasst Jakob Frühmann seinen Volontariatseinsatz mit
Jugend eine Welt zusammen. er arbeitete ein Jahr lang mit Jugendlichen in
Mexiko.
Jakob frühmann wird die vielen kinder, für die er ein Jahr lang der
große bruder war, vermissen.
meiner Tätigkeit. Diese Erfahrungen und ein Jahr am Gemeinschaftsleben
der Salesianer und mehrerer VolontärInnen
teilzunehmen waren einmalig.
Zurück in der Heimat, wurde ich mit der ehrlichen, aber
schier nicht zu beantwortenden Frage konfrontiert: Wie
war´s? Natürlich kann ich ein einsilbiges Pauschalurteil abgeben,
doch dahinter verbirgt sich ein faszinierendes Mexiko
und ein unbeschreibliches Potenzial an Menschen,
Kultur und Natur; dahinter stecken ganze Gebirgszüge
von Problemen: Drogen, Gewalt, Armut. Und irgendwo
dazwischen liegt die Arbeit der Salesianer Don Boscos und
der VolontärInnen: auf dem Fußballplatz, in der Schule, im
Gebet, im Dasein. Daher habe ich für mich eine Antwort
auf diese Nullachtfünfzehn­Frage gefunden: bewegend.
In jeder Hinsicht. ■
Jakob Frühmann
Student, von 2009 bis 2010 Zivilersatzdiener
bei Jugend Eine Welt in Mexiko
www.jugendeinewelt.at/volontariat
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