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Listeria innocua - Justus-Liebig-Universität Gießen

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50. Arbeitstagung des Arbeitsgebietes Lebensmittelhygiene der DVG<br />

29. September-02. Oktober 2009, Garmisch-Partenkirchen<br />

<strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong> <strong>innocua</strong>-Problematik Problematik und Sanierung in<br />

einem Sauermilchkäseherstellerbetrieb<br />

Ö. Akineden, M. Fischer, A. Abdulmawjood, M. Bülte<br />

Institut für Tierärztliche Nahrungsmittelkunde<br />

<strong>Justus</strong>-<strong>Liebig</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Gießen</strong>


Gattung <strong>Listeria</strong><br />

insgesamt 6 Spezies<br />

L. monocytogenes<br />

L. <strong>innocua</strong><br />

L. ivanovii<br />

L. seeligeri<br />

L. welshimeri<br />

LL. grayi<br />

L. grayi ssp. grayi<br />

L. grayi ssp. murrayi<br />

HINTERGRUND<br />

Listeriose: durch <strong>Listeria</strong> monocytogenes<br />

<strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong>: nicht pathogen !<br />

‐ zumindest im Zusammenhang mit Lebensmitteln<br />

‐ Mängel in der Hygiene/Desinfektion des Herstellerbetriebes<br />

www.popsci.com/.../2008-04/bacteria-rescue<br />

Rocourt, J. and C. Buchrieser (2007) in <strong>Listeria</strong>,<br />

listeriosis, and food safety , 3rd ed., editors, E.T.<br />

Ryser and E. H. Marth


ubiquitär<br />

• Abwasser<br />

• Erdboden<br />

• Schlamm<br />

• Pflanzen<br />

• Silage<br />

VORKOMMEN<br />

• Fä Fäzes von ( (gesunden) d )Ti Tieren<br />

• Stuhl von (gesunden) Menschen<br />

• Schlachthofmaterial<br />

Kontamination von Lebensmitteln mit Listerien<br />

Sauders, B.D. and M. Wiedmann (2007)<br />

in <strong>Listeria</strong>, listeriosis, and food safety, 3rd ed.,<br />

editors, E.T. Ryser and E. H. Marth<br />

‐ auf verschiedenen Stufen der Gewinnung und Bearbeitung der Lebensmittel<br />

‐ über die Umwelt<br />

‐ durch Personen, Material oder Produkte in einen Produktionsbetrieb


VORKOMMEN IN KÄSE<br />

Vorkommen von L. monocytogenes, L. <strong>innocua</strong> und anderen <strong>Listeria</strong> spp. in Käseproben<br />

aus Deutschland<br />

Käsesorte Anzahl L. monocytogenes L. <strong>innocua</strong> andere<br />

Proben (%) (%) <strong>Listeria</strong> spp spp.<br />

(%)<br />

Referenz<br />

Sauermilchkäse 41 4,8 19,5 0 Rudolf, M. and S. Scherer (2000)<br />

Arch. Lebensmittel. 51: 118–120<br />

Sauermilchkäse 61 33 3,3 36 36,11 16 1,6 Terplan Terplan, G G. (1988)<br />

Weichkäse 712 4,6 8,1 0,6<br />

WHO Workshop, Schweiz<br />

Halbweichkäse 268 3,4 2,6 3,0<br />

Halbfester Schnittkäse 237 3,0 5,9 0<br />

Weichkäse (nicht gereift) 8 0 0 0 Weber et al. (1988)<br />

Weichkäse (gereift) 117 3,4 4,3 0<br />

Berl. Münch. tierärztl. Wochenshr.<br />

101: 373–375<br />

Weichkäse<br />

(Rotschmiere gereift)<br />

41 7,3 12,2 0<br />

Weichkäse 22 9,1 9,1 0 Eppert et al. (1995)<br />

Arch. Lebensmittelhyg. 46: 85–87.<br />

Rotschmierekäse 329 6,4 10,6 1,2 Loessner, M. (2000)<br />

Dissertationsarbeit b<br />

Mofiziert nach Ryser, T. E. (2007) in <strong>Listeria</strong>, listeriosis, and food safety editors,<br />

Elliot T. Ryser and Elmer H. Marth.


PROBLEMATIK: <strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong> in der Käserei<br />

gehäuftes Vorkommen von <strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong><br />

- Tupferproben<br />

- hergestellte Sauermilchkäsesorten<br />

aus mehreren Bundesländern amtliche Mahnungen<br />

Betriebsbesichtigung<br />

- Mängel im Umgang mit den Rohstoffen<br />

- Mängel in der Herstellungshygiene<br />

- Mängel in den Herstellungsabläufen<br />

- Mängel in der Befeuchtungsanlage (Streichmaschine)


MIKROBIOLOGISCHES UNTERSUCHUNGSPROGRAMM<br />

Sauermilchkäserei<br />

Einsendung verschiedener Arten von Sauermilchkäse<br />

und Tupferproben<br />

Tupferproben<br />

Sauermilchkäse<br />

- AKZ<br />

- <strong>Listeria</strong> monocytogenes<br />

-<strong>Listeria</strong> <strong>Listeria</strong> monocytogenes<br />

monocytogenes - Koagulase-positive Staphylokokken<br />

- Escherichia coli<br />

- Coliforme<br />

auf die aerobe mesophile Keimzahl zur Kontrolle<br />

der Reinigung und Desinfektion<br />

§64LFGB(B‐80.00 1, 1998)<br />

auff Li <strong>Listeria</strong> t i monocytogenes t sowie i Li <strong>Listeria</strong> t i spp.<br />

DIN EN ISO 11290‐1<br />

auf <strong>Listeria</strong> monocytogenes sowie <strong>Listeria</strong> spp.<br />

§64LFGBL00.00‐32 (DIN EN ISO 11290‐1)<br />

auf Escherichia coli und Coliforme<br />

üb über Ch Chromocult lt ES ES‐Agar A ( (quantitativ; tit ti SSpatelverfahren) t l f h )<br />

auf Koagulase‐positiven Staphylokokken<br />

§64 LFGB (L 00.00‐56)


Schwierigkeiten<br />

STUFENKONTROLLPLAN<br />

‐ Betriebsstruktur nicht optimal<br />

‐ Schwierigkeiten g bei den Produktionsabläufen<br />

‐ zwei unabhängige Produktionslinien in einer Produktionswoche<br />

‐ viele Kreuzungswege (Flurbereich)<br />

‐ Zusammenlagern der Zwischenprodukte in unterschiedlichen<br />

Produktionsstufen (Kühlraum)<br />

Stufenkontrollplan<br />

Unter Berücksichtigung der Räumlichkeiten und Produktionsabläufe<br />

1<br />

frisch hergestellter Sauermilchkäse, Sauermilchkäse Kulturkäse<br />

SMQ‐Förderbereich, Mischer, Form‐/Portionierraum<br />

gereifter Sauermilchkäse<br />

2 Reiferäume 1 und 2<br />

3<br />

4<br />

Befeuchtung gereifter Sauermilchkäse in der Streichanlage<br />

Flurbereich<br />

Sauermilchkäse / Kulturkäse<br />

Kühlraum vor dem Packen


ERGEBNISSE ‐ I<br />

Umgebungstupferproben g g p p auf AKZ (n=8) ( )<br />

‐ die aerobe mesophile Keimzahl (n=8) zur Kontrolle der R. und D.<br />


Umgebungstupfer<br />

(n=17)<br />

Formmaschine<br />

Reiferaum 1 u. 2<br />

ERGEBNISSE ‐ II<br />

<strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong> ‐Nachweis in den Tupferproben (n=42) in den Produktionslinien<br />

Umgebungstupfer<br />

Flurbereich (n=2)<br />

Flurbereich<br />

Umgebungstupfer<br />

Umgebungstupfer (n=4)<br />

- Kühlraum<br />

(vor dem Packen)<br />

Streichmaschine<br />

Kühlraum v. d. Packen<br />

- Reiferaum 1 (n=5)<br />

(n.d. Reifung v.d. R. und D.)<br />

Umgebungstupfer<br />

Flurbereich (n=2)<br />

Frischer,<br />

Mischung geformter Käse<br />

Reifung<br />

30 °C, 48 h<br />

Befeuchtung<br />

durch<br />

Spritzanlage<br />

Kühlen<br />

8‐10 °C<br />

Verpacken<br />

MONTAG<br />

Kühlraum v.d.<br />

Formraum Flur Reiferaum 1<br />

Flur Flur Packraum<br />

Packen<br />

Montagg Dienstagg Mittwoch Donnerstagg Freitagg<br />

DIENSTAG<br />

Formraum Flur Reiferaum 2<br />

Flur<br />

Kühlraum v.d. Flur Packraum<br />

Packen<br />

Mi Mischung h Fris Frischer, her<br />

Rif Reifung<br />

Befeuchtung<br />

Kühl Kühlen<br />

geformter Käse<br />

30 °C, 48 h<br />

durch<br />

8‐10 °C<br />

Spritzanlage<br />

Umgebungstupfer<br />

Flurbereich (n=2)<br />

Umgebungstupfer (n=5)<br />

(nach der Reifung<br />

vor der R. und D.)<br />

Umgebungstupfer (n=5)<br />

- Kühlraum<br />

(vor dem Packen)<br />

Verpacken


ERGEBNISSE ‐ III<br />

<strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong> ‐Nachweis in den Käseproben (n=24) in den Produktionslinien<br />

Kulturkäse (n=1)<br />

Käseproben<br />

Käseproben<br />

aus Kühlraum vor dem<br />

Käseproben<br />

aus Formmaschine<br />

(n=3)<br />

aus Reiferaum 1<br />

vor dem Wasserstreichen<br />

(n=3)<br />

Packen nach dem<br />

Wasserstreichen<br />

(n=3)<br />

Käseproben<br />

verpackt p<br />

(n=3)<br />

Frischer,<br />

Reifung<br />

Befeuchtung<br />

durch<br />

Kühlen<br />

Mischung geformter Käse 30 °C, 48 h<br />

Spritzanlage 8‐10 °C<br />

Verpacken<br />

MONTAG<br />

Kühlraum v.d.<br />

Formraum Flur Reiferaum 1<br />

Flur Flur Packraum<br />

Packen<br />

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag<br />

DIENSTAG<br />

Kühlraum v.d.<br />

Formraum Flur Reiferaum 2<br />

Flur Packen Flur Packraum<br />

Mischung Frischer Frischer,<br />

Reifung<br />

Befeuchtung Kühlen<br />

geformter Käse<br />

30 °C, 48 h<br />

durch 8‐10 °C<br />

Spritzanlage<br />

Käseproben Käseproben<br />

aus Formmaschine<br />

(n=3)<br />

aus Reiferaum 2<br />

vor dem Wasserstreichen<br />

(n=3)<br />

Käseproben<br />

aus Kühlraum vor dem<br />

Packen nach dem<br />

Wasserstreichen<br />

(n=3)<br />

Käseproben<br />

Verpackt<br />

(n=3)<br />

Verpacken


Lagerraum g<br />

Verpackungsmaterial<br />

(Folien<br />

Kartonagen)<br />

ERGEBNISSE‐IV<br />

Listerien‐Verbreitung in den Betriebeinheiten während der Produktion<br />

offener<br />

IInnenhof h f<br />

Kühlraum<br />

vor dem Packen<br />

Maschine<br />

1<br />

2<br />

Reifungsraum g Reifungsraum g<br />

1<br />

2<br />

Maschine 2<br />

Flur<br />

4<br />

PPackraum k 2 PPackraum k 1<br />

Maschine 3<br />

3<br />

Kühlraum<br />

Kühlraum Kühlraum<br />

1 2 3<br />

Streich-<br />

maschine<br />

Flur/<br />

Streichraum<br />

1<br />

Form-<br />

Portionierraum<br />

Formmaschine<br />

Hordenwasch-<br />

LLagerraum


ZUSAMMENFASSUNG<br />

1) Die Untersuchungen von Umgebungstupferproben auf AKZ lieferten keinen<br />

Anhaltspunkt für eine Listerienkontamination<br />

2) In den Tupferproben war L. monocytogenes nicht nachweisbar<br />

3) In den Tupferproben war lediglich LL. <strong>innocua</strong> nachweisbar<br />

4) In keiner Käseprobe waren L. monocytogenes in 25 g nachweisbar<br />

5) E. coli, Coliforme und KPS


MAßNAHMEN<br />

Als Lösungsansätze zur Kontaminationsreduktion und ‐kontrolle<br />

1) vorrangig: i eine i Reduzierung Rd i der d Kreuzungswege, K insbesondere i b d im i Flurbereich Fl b i h<br />

2) überarbeitetes Reinigungs‐ und Desinfektionskonzept<br />

‐ Einbeziehung g des eigentlichen g Produktionsablaufs<br />

‐ R. und D. der Betriebseinheiten nach ihrer Nutzung etabliert<br />

‐ Desinfektionswannen in den Übergangsbereichen installiert<br />

‐ Feuchtigkeitsansammlungen, Kondenswasserbildungen und ‐tropfen in den<br />

Betriebseinheiten verhindert bzw. reguliert<br />

3) die di Streichmaschine St i h hi im i Fl Flurbereich b i h stand t dals l Übertragungsweg Üb t der d Listerien Li t i im i Mittelpunkt Mitt l kt<br />

[‐ R. und D. zwischen den Produktionsabläufen sowie den zwei Produktionen wurden als<br />

zusätzliche Maßnahmen eingeführt g ( (auf f Dauer: separate p Räumlichkeit notwendig!)] g )]<br />

4) Keimverschleppung durch Personen (Schuhe, Hände etc.) und Gegenstände (Rollwagen,<br />

Wasserwannen etc.) muss verhindert werden<br />

5) möglichst getrennte Lagerung der gespritzten Käsestapel im Kühlraum vor dem Packen


SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

‐ Durch die derzeitigen baulichen Gegebenheiten konnten <strong>Listeria</strong> <strong>innocua</strong><br />

‐ im Endprodukt minimiert<br />

‐ aber b iim Betrieb Btibnicht ihteliminiert li i i t werden d<br />

‐> Kreuzkontaminationen sind erst möglich<br />

‐<br />

‐Anlagen, wie die Wasserspritzmaschine und die Reiferäume stellten große<br />

Risiken dar<br />

‐ Listerien‐Eintrag wird durch optimierte und zusätzliche R. und D. unter<br />

Kontrolle gehalten bzw. auf Dauer verhindert


DANKSAGUNG<br />

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