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Afrikaner in Hamburg - Museum für Völkerkunde

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Gesammelte Erfahrungen<br />

Stimmen der Beteiligten zum Projekt<br />

Die Kunst des <strong>in</strong>terkulturellen Gesprächs<br />

Wie sich der Lehrstuhl Journalistik und Kommunikationswissenschaft der<br />

Universität <strong>Hamburg</strong> <strong>für</strong> das Projekt „<strong>Afrikaner</strong> <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e Begegnung mit kultureller Vielfalt“ engagiert Steffen Burkhardt & Swenja Kopp<br />

Kaum e<strong>in</strong> journalistischer Beitrag kommt ohne Interviews aus. Das Interview ist sowohl journalistische Methode als<br />

auch Darstellungsform. Auch wenn bei dieser professionellen Befragung die Rollen ungleich verteilt s<strong>in</strong>d und der<br />

Journalist die Regie führen muss, ist es das Zusammenspiel zwischen ihm und se<strong>in</strong>em Gegenüber, die das Interview<br />

so reizvoll machen. E<strong>in</strong> gutes Interview dient nicht nur dem Sammeln von Fakten, e<strong>in</strong> gutes Interview erzählt auch<br />

die Geschichte e<strong>in</strong>es Menschen.<br />

Eben darum geht es <strong>in</strong> dem Projekt „<strong>Afrikaner</strong> <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>. E<strong>in</strong>e Begegnung mit kultureller Vielfalt“ – es will die<br />

Geschichten von Menschen erzählen, die aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern <strong>in</strong> die Hansestadt gekommen<br />

s<strong>in</strong>d und nun dort leben, arbeiten und wohnen. Nicht Prom<strong>in</strong>ente sondern unbekannte Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger der<br />

Stadt <strong>Hamburg</strong> sollen über ihr Leben berichten. Ihre persönlichen Geschichten bilden die Grundlage der Ausstellung,<br />

die als Kooperationsprojekt des <strong>Museum</strong>s <strong>für</strong> <strong>Völkerkunde</strong>, der Schulbehörde <strong>Hamburg</strong> und des Lehrstuhls Journalistik<br />

und Kommunikationswissenschaft der Universität <strong>Hamburg</strong> entstanden ist. Der Lehrstuhl hat das Projekt von Anfang<br />

an konzeptionell begleitet und organisatorisch unterstützt. E<strong>in</strong>e besondere Rolle spielte das Engagement im journalistischen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die <strong>für</strong> die Ausstellung Interviews führten.<br />

Die Idee: Schüler aus der Hansestadt sollten im Gespräch mit <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong> lebenden <strong>Afrikaner</strong><strong>in</strong>nen und <strong>Afrikaner</strong>n<br />

deren Lebensgeschichten rekonstruieren. Die Herausforderung bestand dar<strong>in</strong>, die journalistisch nicht erfahrenen Schüler<br />

aus unterschiedlichen Schulsystemen und Alterstufen angemessen auf die Kunst des <strong>in</strong>terkulturellen Gesprächs<br />

vorzubereiten und mit dem nötigen Handwerkszeug <strong>für</strong> Interviewer auszurüsten.<br />

Im Februar 2011 veranstaltete der Lehrstuhl Journalistik und Kommunikationswissenschaft e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven e<strong>in</strong>tägigen<br />

Interview-Workshop <strong>für</strong> die etwa 150 Schüler der acht teilnehmenden Schulen aus ganz <strong>Hamburg</strong>. Der erfahrende<br />

NDR-Moderator Andreas Bormann unterrichtete im Auftrag des Lehrstuhls als Gastdozent und gab e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> die journalistische Interviewführung. Zu den Lernzielen gehörte das Entwickeln guter Fragen, die zielführende Vorbereitung<br />

auf e<strong>in</strong> Interview, die verschiedenen Möglichkeiten der Gesprächsführung und vor allem praktische Übungen.<br />

Die Schüler <strong>in</strong>terviewten zunächst ihren Nebenmann und dann die Lehrer: e<strong>in</strong>e wichtige Übung, um Hemmung<br />

vor unbekannten oder unzugänglich sche<strong>in</strong>enden Interviewpartnern abzubauen und im Gespräch mit der nötigen<br />

Sensibilität die Grenzen des Interviewten auszuloten. Genau diese Fähigkeiten brauchten die Schüler <strong>für</strong> das Gel<strong>in</strong>gen<br />

der Interviews, die im Rahmen des Projekts „<strong>Afrikaner</strong> <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong>. E<strong>in</strong>e Begegnung mit kultureller Vielfalt“ entstanden.<br />

Die Evaluation des Interviewtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs ergab, dass die Schüler die praktische Übung zwischen Schülern und<br />

Lehrern besonders gelungen fanden. Allerd<strong>in</strong>gs habe es, wie e<strong>in</strong> Schüler im Evaluationsbogen schrieb, „Überw<strong>in</strong>dung<br />

gekostet, die Lehrer zu <strong>in</strong>terviewen.“<br />

Der erfahrene Interview-Profi Bormann vermittelte den Schülern auch wie es ist, selbst <strong>in</strong>terviewt zu werden. Immer<br />

wieder stellte er spontan Fragen an e<strong>in</strong>zelne Schüler im Auditorium. Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Situation – viele Schüler merkten<br />

<strong>in</strong> der Evaluation an, dass ihnen dieser Teil des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs schwer gefallen war. Diese Rollenverteilung vermittelte<br />

ihnen e<strong>in</strong>e wichtige Lektion: Es führte ihnen vor Augen, wie wichtig es ist, sich immer wieder <strong>in</strong> die Situation des<br />

Interviewpartners h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zufühlen. Sich e<strong>in</strong>em fremden Menschen gegenüber zu öffnen, fällt schwer. Schnell kann das<br />

Gefühl entstehen, öffentlich bloßgestellt oder vorgeführt zu werden. Um das Gel<strong>in</strong>gen der Interviews mit <strong>in</strong> <strong>Hamburg</strong><br />

lebenden <strong>Afrikaner</strong>n sicherzustellen, war es entscheidend, dass die Schüler <strong>in</strong> beide Rollen schlüpften – <strong>in</strong> die<br />

des Interviewers und des Interviewten. Und so ist es als gutes Zeichen zu werten, dass e<strong>in</strong> Schüler <strong>in</strong> der Evaluation<br />

schrieb, er habe dabei gelernt „wie man auf Menschen e<strong>in</strong>gehen soll“.<br />

22 Cécile Comoe | Foto: Paul Schimweg, MV<br />

23

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