Ökologische Folgen von Stauraum- spülungen - Bafu
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dkologische <strong>Folgen</strong>, <strong>von</strong> <strong>Stauraum</strong>spUlungen<br />
Wo vor dem Bau der Stauhaltung rheophile (strömungsliebende) Fische und Invertebraten<br />
konkurrenzlos waren, fehlt nun im Restwasserbach der hydraulische Stress, so dass sich<br />
auch die Überlebens- und Reproduktionschancen anderer Organismengruppen (Stillwasserarten,<br />
amphibisch lebende Organismen) verbessern. Dadurch verschieben sich die Dominanzverhältnisse:<br />
strömungssensible Arten, die vorher in geringer Zahl auftraten, vermehren sich<br />
(Abb. 4.1), und es kann sogar zu einer Zunahme der Gesamt-lndividuendichte und -Artenzahl<br />
kommen (BLOESCH 1991 ). In einem solchen Milieu kann die Akkumulation <strong>von</strong> Nährstoffen<br />
aus dem Stausee - insbesondere in Sedirnentationsfallen - zu Eutrophierungsphänomenen<br />
führen, die sich beispielsweise in einem starkem Algenaufwuchs äussern (ELBER<br />
1991, ECOTEC 1992).<br />
Die Vielfalt einer solchen Sukzessions-Biozönose erweist sich allerdings als ausgesprochen<br />
labil. Durch zunehmende Kolmation, Eutrophierungsphänomene, Verschlammungen und Versandungen<br />
können Bedingungen entstehen, die nur noch <strong>von</strong> einer geringen Zahl spezialisierter,<br />
aber anspruchsloser Arten toleriert werden.<br />
4.2 Bei einer Snüluna wirkende Faktoren<br />
Wie schon aus Kapitel 3 hervorgeht, bedeutet eine Spülung für das unterhalb der Stauhal-<br />
tung liegende Gewassersystem, das im Rahmen einer Spülung auch als Vorfluter bezeichnet<br />
werden kann, zunächst eine Erhöhung der Abflussmenge und in der Regel zugleich eine Er-<br />
höhung der Schwebstofffracht. Neben diesen mechanisch-physikalischen Eigenschaften ist<br />
die chemische Beschaffenheit des Spülungswassers für das biologische System des Vor-<br />
fluters <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung.<br />
Die Erhöhung der Abflussmenge (Veränderung der Hydraulik), ein schon in der Planung einer<br />
Spülung quantifizierbarer Faktor, hat eine Vergrösserung des benetzten Gerinnequerschnit-<br />
tes zur Folge; die Abflussgeschwindigkeit steigt und die auf die Bachsohle wirkende<br />
Schleppspannung nimmt zu. Zumindest im oberen Bereich des Vorfluters ist mit verstärkter<br />
Erosion zu rechnen.<br />
Eine Erhähung der Schwebstofffracht im Vorfluter tritt einerseits durch die Ausspülung der<br />
<strong>Stauraum</strong>sedirnente (vgi. Kap. 3), andererseits aber auch durch die erosive Wirkung des<br />
künstlichen Hochwassers irn Gerinnebett auf. Eine Ablagerung der ausgespülten Sedimente<br />
erfolgt je nach hydraulischer Situation im Längsverlauf des Vorfluters oder spätestens nach<br />
seiner Mündung in ein stehendes Gewässer (Staubecken, See, Sedimentationsfalle). Die<br />
physikalischen Eigenschaften des Wasserkörpers ändern sich durch die Zunahme der darin<br />
suspendierten Stoffe. So erhöht sich die Viskosität (Zähigkeit) des Wassers, aber auch des-<br />
sen elektrische Leitfähigkeit (je nach dem Anteil freigewordener Ionen).<br />
Die chemische Beschaffenheit des Cpülungswassers wird zunächst <strong>von</strong> den Verhältnissen<br />
im Staubecken bestimmt. Aufgrund der Sauerstoffzehrung durch abgelagerte organische<br />
Sedimente sind in dessen Tiefenwasser oftmals nur geringe Sauerstoffkonzentrationen<br />
anzutreffen, während im Sediment sogar völlig anaerobe Bedingungen vorherrschen.<br />
Die organischen Anteile der Sedimente werden unter Sauerstoffabschluss chemisch redu-<br />
ziert und können toxisch wirkende Verbindungen bilden (Hg S, Methan, NH3 etc.). In einem<br />
.