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Das Magazin 01/02 2012 - Kölner Philharmonie

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UNIKATE IN GROSSER AUSWAHL.<br />

Susanna Mälkki<br />

10 11<br />

»Es gibt so viele Dinge, die sich nicht in Worte fassen<br />

lassen«, konstatiert die finnische Dirigentin Susanna<br />

Mälkki, die mit dieser Aussage nicht (nur) auf die<br />

Sprachlosigkeit angesichts berückend schöner oder<br />

unheilvoll schrecklicher Geschehnisse anspielt. Mälkki<br />

zielt vor allem auf die Tonkunst, in der jenseits des<br />

Wortes und sprachlicher Bedeutungen ein ungeheurer<br />

Assoziationsreichtum aufscheint und die tief in emotionale<br />

und seelische Räume einzutauchen vermag. Auch<br />

ohne Worte hat Musik unsagbar viel (Unsagbares) zu<br />

sagen – wobei gerade die Loslösung von den Fesseln<br />

konkreter Sinngebung Kommunikation und Interaktion<br />

ohne Sprachbarrieren ermöglicht. Sie ist eine internationale<br />

Sprache, die, wie schon Joseph Haydn frohlockte,<br />

auf der ganzen Welt verstanden wird, was aber nicht<br />

zwangsläufig in Vereinheitlichung einmündet. Auch im<br />

Zeitalter der Globalisierung bleiben musikalische Eigenheiten<br />

und spezifische Einflusssphären erhalten, ja,<br />

das Spannungsverhältnis zwischen kultureller Identität<br />

und individueller Prägung hinterlässt im jeweiligen<br />

Schaffen seine Spuren.<br />

Eindringlich zum Ausdruck kommt dies im Konzert des<br />

Ensemble intercontemporain unter der Leitung von<br />

Susanna Mälkki am 12. Januar 2<strong>01</strong>2. <strong>Das</strong> 1976 von Pierre<br />

Boulez gegründete Ensemble intercontemporain<br />

hat sich voll dem zeitgenössischen Repertoire verschrieben.<br />

Es bereichert das Konzertprogramm durch<br />

einen eigenen Kompositionsauftrag gemeinsam mit<br />

der KölnMusik an Matthias Pintscher: Dem Amerikaner<br />

Sean Shepherd und dem Deutschen Matthias Pintscher<br />

stehen mit Unsuk Shin und Texu Kim zwei aus<br />

Südkorea stammende Komponisten gegenüber – um<br />

ein Gegeneinander von westlichen und fernöstlichen<br />

Tonkünstlern geht es aber gerade nicht, sondern um<br />

persönliche Handschriften, die zu Dialogen und Korrespondenzen<br />

auf höherer Ebene einladen. So reflektierte<br />

Matthias Pintscher in seinem neuen Werk »Bereshit«<br />

gar über ein kulturübergreifendes Phänomen. In allen<br />

Kulturen finden sich Schöpfungsmythen, und mit »Bereshit«<br />

(»In einem Anfang«) nahm er auf den Beginn<br />

des Alten Testaments Bezug. Pintscher vertonte es<br />

aber nicht, geschweige denn, dass er es von anderen<br />

Mythen abzugrenzen trachtete. Er thematisierte vielmehr<br />

den schöpferischen Akt selbst, den er metapho-<br />

risch auf die Genese musikalischer Prozesse übertrug:<br />

»Als würde man«, so Pintscher, »im Stockdunkeln der<br />

Nacht in einem fremden Zimmer aufwachen und erst<br />

nach einigen Sekunden realisieren, wo man ist. In diesem<br />

Zustand versucht man, die Konturen des Raums zu<br />

erfassen, es ist ein Beginn des Beginns aus absoluter<br />

Dunkelheit und Unförmigkeit, ganz behutsam und sukzessiv<br />

lösen sich Partikel, die sich dann verdichten und<br />

zu Formen zusammenzufügen.«<br />

»Im Stockdunkeln<br />

der Nacht«<br />

das Ensemble intercontemporain unter der leitung von Susanna mälkki<br />

Höchst gespannt darf man auch auf das neue Werk<br />

des jungen koreanischen Komponisten Texu Kim sein,<br />

dem 2009 ein Spezialpreis beim Internationalen Isang<br />

Yun Kompositionswettbewerb verliehen wurde. Hingegen<br />

hat sich Unsuk Chin, die heute in Berlin lebt, längst<br />

weltweit einen Namen gemacht. »Gougalon« (althochdeutsch<br />

für vorgaukeln oder täuschen) nannte sie ihre<br />

»Szenen eines Straßentheaters für Ensemble«, mit denen<br />

sie indirekt an ihre kulturellen Wurzeln anknüpfte.<br />

Schrille Kindheitserinnerungen an vagabundierende,<br />

mit einfachsten Mitteln arbeitende Theatergruppen ihrer<br />

Heimat verband sie mit illusionären Anklängen an<br />

fernöstliches Kolorit. Sie orientierte sich aber nicht an<br />

originaler Folklore, sondern schuf »imaginäre Volksmusik«.<br />

Pathos und Ironie liegen in den »Szenen« ebenso<br />

nah beieinander wie die Intervalle der leicht gegeneinander<br />

verstimmten Streicher. Schlagzeug und präpariertes<br />

Klavier bilden dicht verwobene Klanggesten, die<br />

ans Fantastisch-Groteske gemahnen.<br />

Egbert Hiller<br />

Konzerttermin<br />

12.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>2 Donnerstag 20:00<br />

Ensemble intercontemporain<br />

Susanna Mälkki Dirigentin<br />

Sean Shepherd Blur (2<strong>01</strong>1)<br />

Deutsche Erstaufführung<br />

Matthias Pintscher Bereshit (2<strong>01</strong>1) für Ensemble<br />

Kompositionsauftrag des Ensemble intercontemporain und<br />

der KölnMusik<br />

Deutsche Erstaufführung<br />

Texu Kim 2x (2<strong>01</strong>1) für Ensemble<br />

Deutsche Erstaufführung<br />

Unsuk Chin Gougalon (2009) Szenen eines Straßentheaters<br />

für Ensemble<br />

19:00 Einführung in das Konzert durch Egbert Hiller<br />

€ 25,–

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