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deutsches Festival 11.–18. Juni 2011

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24 JuNI ’11<br />

24 JuNI ’11<br />

06 angeSagT 07 vermiTTelT<br />

VoM oTTo-MoToR zuR kuNsT-FacToRy<br />

raum13, anJa KolaceK unD marc leSSle, eröffnen DaS „DeuTzer<br />

zenTralwerK Der Schönen KünSTe“<br />

Schöne Menschen in schönen Gemäuern. Das internationale Ensemble von „tretet ein, denn auch hier sind Götter“, Premiere 18.6., Fotos: © raum13 Das neue zentralwerk der schönen künste war früher die Deutz AG.<br />

man muss sie als leicht wahnsinnig bezeichnen. anja Ko- entstehen. aber vielleicht ist das „Deutzer zentralwerk<br />

lacek und marc leßle von raum13, die vor genau einem der Schönen Künste“ dann ja auch schon so etabliert,<br />

Jahr eine große, leere halle in mülheim als Tanzhaus dass es andere Künstler angezogen hat, das viertel<br />

Köln interim aus dem nichts erschufen und es drei mo- aufwertet – und sogar erhalten bleibt. Doch das ist zunate<br />

lang bespielten, bevor vom rat das ende des prokunftsmusik. Jetzt wird erstmal gearbeitet. in die halbjekts<br />

beschlossen wurde, haben ein neues baby gefunden. runde fensterfront der eingangshalle soll eine bar ge-<br />

aber es ist eine art von verrücktheit, die visionär wirkt baut werden, in den innenhof eine bühne. und zugleich<br />

und das zeug hätte, einen völlig vergessen wirkenden wird geprobt: Denn das zentralwerk, das nach anja Ko-<br />

ort in Köln zu einer neuen, spannenden Kulturstätte zu lacek als „ideen-werkstatt, Talent-Schmiede und krea-<br />

machen. ohne jede finanzielle hilfe der Stadt renovieren tives zentrum“ gedacht ist, soll bereits am 18. <strong>Juni</strong> mit<br />

und erschaffen die beiden gerade das „Deutzer zentral- einer Tanz-premiere eröffnet werden. „Tretet ein, denn<br />

werk der Schönen Künste“. So vollmundig haben sie ihr auch hier sind götter“ ist eine performance über reli-<br />

aktuelles Kunstprojekt auf dem gelände der ehemaligen gion, mit einer neuen Kompanie von Tänzern aus israel,<br />

Deutz ag getauft. Dort, wo ende des 19. Jahrhunderts die Kolumbien, den niederlanden, italien und griechenland<br />

prototypen des otto-motors übers band liefen, sieht man und natürlich Köln. eine art messe, die über das gelän-<br />

heute stillgelegte, pittoresk verfallene industriehallen, de führt, in der rituale vollführt, exerzitien betrieben,<br />

zerborstene Scheiben, graffitis hinter wucherndem grün. und zum Schluss sogar eine neue art von religion ge-<br />

weiträumig ist es, drei Stockwerke umfasst es, endlose gründet werden soll. begleitet wird die performance von<br />

gangfluchten, alte, holzgetäfelte, edle büroräume und der „polisbox“, kleine videobildschirme, die die recher-<br />

Sitzungssäle, in denen die Deckenplatten abfallen, „wir cheinterviews aus dem Stadtraum zeigen. wie möchtest<br />

haben hier sogar briefpapier aus den 60er-Jahren gefun- du sterben? was noch vorher erledigen? was bedeutet<br />

den“, erzählt marc leßle. Der fahrstuhl ist außer betrieb, freiheit für Dich? So lauten etwa die existentiellen fra-<br />

darin soll eine lichtsäule strahlen. im dritten Stock ist gen, die nicht nur passanten, sondern auch pfarrern<br />

schon der probenraum fertig: eine lichtdurchflutete halle oder bürgermeistern gestellt wurden und auch auf der<br />

mit weitem blick auf Köln.<br />

internetseite www.polisbox.de zugänglich werden sollen.<br />

„wir arbeiten an einer art web-Theater 2.0: ein büh-<br />

an ihr neues megaprojekt gekommen sind Kolacek und nenstück, das im internet stattfindet, zeitgleich live im<br />

leßle, weil im herbst letzten Jahres, nachdem das Tanz- Stadtraum erfahrbar ist und sich während dessen weihaus<br />

begraben schien, der vermieter der industriebrater schreibt“, sagt marc leßle. Das „DzK“ soll übrigens<br />

che auf sie zukam. zunächst geht es um eine zwischen- nicht nur dem Tanz offen stehen, sondern bewusst allen<br />

Anzeige_Theaterzeitung2.qxd:Layout 1 10.05.<strong>2011</strong> 9:22 Uhr Seite 1<br />

nutzung, dann sollen hier möglicherweise wohnungen Künsten und dem politischen Diskurs. geplant sind re-<br />

KOLUMBA<br />

Noli me tangere!<br />

Berühre mich nicht / Halte mich nicht fest<br />

4. Jahresausstellung<br />

Kunstmuseum des Erzbistums Köln<br />

nur noch bis 31. Juli <strong>2011</strong><br />

täglich außer dienstags von 12 bis 17 Uhr<br />

www.kolumba.de<br />

sidenzen, partyreihen, workshops, eben ein „Kunstlaboratorium“,<br />

das in den Stadtraum eingreift.<br />

einige formate, die Kolacek und leßle planen, kennt<br />

man schon aus den drei monaten Tanzhaus interim:<br />

etwa die Suppenküche, die monatlich Kölner Künstler<br />

zum kreativen gedankenaustausch versammelt, der choreografen-wettbewerb<br />

für unter-30-Jährige – und nicht<br />

zuletzt die „alleswastanzt-nacht“, die seit zwei Jahren<br />

einmal jährlich Tanzschaffende versammelt.<br />

wahnsinnig ist das projekt vor allem deshalb, weil raum13<br />

außer projektgeldern kaum finanzielle unterstützung hat.<br />

„zum glück helfen uns Kontakte, die wir während unserer<br />

langjährigen Theaterarbeit aufgebaut haben“, erzählen die<br />

beiden. David heller vom „Kölner reinigungs-Team“ etwa<br />

hat eine putzkolonne durch die weitläufigen Säle und das<br />

riesige Treppenhaus geschickt und die fensterfront im foyer<br />

gereinigt. veranstaltungstechnik besitzen die beiden<br />

selbst, und regieassistenten, interviewer, ausstatter, medienkünstler,<br />

musiker, etc. sind teilweise befreundete Künstler,<br />

die zum gewachsenen netzwerk von raum13 gehören.<br />

Sie sind ebenso infiziert von der idee der neuen Kunst-factory<br />

wie Kolacek und leßle selbst. wenn alles fertig ist, müsste<br />

sich das gelände auch hervorragend vermieten lassen:<br />

es ruft in seiner verlebten Schönheit geradezu nach parties,<br />

mode-Shootings oder Drehtagen. aber vor allem ruft es nach<br />

spannender Kunst. DOROthEA MARcuS<br />

ERöFFNuNG uND PREMIERE vON „tREtEt EIN, DENN Auch hIER SIND<br />

GöttER“ AM 18. JuNI <strong>2011</strong>, DEutz-MüLhEIMER StRASSE 147-149.<br />

kARtEN: INFO@RAuM13.cOM, 0221-4232185<br />

VoM WohNzIMMER zuM ETagENhaus<br />

DaS TheaTerpäDagogiSche zenTrum wirD 30 Jahre alT<br />

vor dem Eingang des tPz tummelt sich so manche bühnenfigur. uwe Schäfer-Remmele (2. v. l.) steht auch manchmal auf der tPz-bühne. © vkkbA / Fotos: weimer<br />

versteckt, aber im herzen des belgischen viertels, in einem<br />

grünen hinterhof, schicker alt- schmiegt sich an neubau:<br />

in der genter Straße ist das Theaterpädagogische zentrum,<br />

kurz Tpz, zuhause. vom Keller bis zum Dach sind es<br />

heute fünf etagen, die probenräume, büros und bühne beherbergen.<br />

Dabei fing vor 30 Jahren alles in einem kleinen<br />

wohnzimmer in der Südstadt an, erzählt geschäftsführer<br />

uwe Schäfer-remmele, der damals noch Kunstlehrer war.<br />

Jugendlichen und Kindern auf professionelle art und weise<br />

Theater zu vermitteln, das war die idee. Die Theaterpädagogik<br />

als eigene Disziplin gibt es in Deutschland noch<br />

keine 40 Jahre: als Schäfer-remmele mit Kollegen den verein<br />

Tpz e.v. Köln 1981 gründete, war es erst der zweite im<br />

damaligen westdeutschland. „Theater ist eine eigene form<br />

von Kommunikation, die menschen auf andere weise erreicht<br />

als worte“, sagt er. und deshalb geht es ihm auch<br />

um beides: um Kunst und ihre vermittlung. einerseits will<br />

das Tpz Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen<br />

die Kunst des Theaters nahe bringen. und andererseits<br />

werden hier Theaterpädagogen dafür ausgebildet, genau<br />

das zu tun. wichtig ist Schäfer-remmele, dass dies nach<br />

allgemeingültigen richtlinien geschieht – der bundesverband<br />

Theaterpädagogik (buT) sitzt im selben haus. und so<br />

basiert die ausbildung auf drei Säulen: Schauspiel, Theaterpädagogik<br />

(die Spielanleitung sozusagen) und regie.<br />

Die bühne ist recht klein, die garderobe daneben ein kreatives<br />

chaos aus requisiten und Kostümen. „Der bühnenraum<br />

ist der begehrteste raum im ganzen haus“, erzählt angelika<br />

pohlert, leiterin des ausbildungsbereiches, Schauspielerin<br />

und Theaterpädagogin mit herzblut. Sechs ausbildungsgruppen<br />

und zwölf Kinder- und Jugendkurse laufen hier par-<br />

Gefördert durch:<br />

allel, alle erarbeiten jedes Jahr mindestens ein neues Stück.<br />

Kein wunder, dass auf der bühne oft schnell umgebaut werden<br />

muss. im Tpz ist es voll geworden, deshalb soll es bald<br />

auch weitere Spielstätten geben: Schulen oder Kirchen der<br />

umgebung. „in 30 Jahren wurde hier schon alles bespielt“,<br />

so pohlert und zeigt auf die Theke im foyer. Die Kleinsten,<br />

die hier spielen, sind erst fünf Jahre alt, aber auch Senioren<br />

schlüpfen in fremde rollen. „Theaterpädagogik ist offen für<br />

jeden“, so pohlert, „aus jedem soll das beste herausgeholt<br />

werden, als Theaterpädagoge sollte man die Qualitäten des<br />

einzelnen erkennen und nutzen.“ genau dies lernen die Teilnehmer<br />

der ausbildungskurse hier, die meisten berufsbegleitend,<br />

viele fahren über hundert Kilometer ins Tpz: einmal<br />

die woche am abend und ein wochenende im monat<br />

finden die Kurse statt, die in zwei Jahren zum anerkannten<br />

Theaterpädagogen ausbilden, über 1000 absolventen gibt es<br />

mittlerweile. Darunter sind, wie man erwarten könnte, viele<br />

lehrer und Schauspieler, aber es gibt auch „exoten“: etwa<br />

logopäden, altenpfleger oder polizisten. „ein Theaterpädagoge<br />

kann so oft seinen erst-beruf anders erleben und aufwerten“,<br />

so pohlert. und das kann sich lohnen: in Deutschland<br />

ist der arbeitsmarkt für Theaterpädagogen gut, nicht<br />

nur Schulen und Kindergärten fordern ausgebildete fachleute,<br />

sondern auch in wirtschaft oder Tourismus steigt die<br />

nachfrage nach menschen, die nicht nur Theater spielen,<br />

sondern die grundlagen auch didaktisch vermitteln können.<br />

Die anerkennung von der Stadt wächst langsam, dort wird<br />

man sich der wichtigkeit und besonderheit der einrichtung<br />

bewusst. leider übernimmt sie trotzdem nur etwa 16% des<br />

Jahresbudgets, den rest (etwa 300.000 euro) muss das Tpz<br />

selbst aufbringen, zum Teil aus Teilnehmerbeiträgen oder<br />

NEU!<br />

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Alle Infos zum <strong>Festival</strong><br />

inkl. Videowettbewerb<br />

HGich.T<br />

projektfinanzierungen – und so fehlt es noch an geld, um<br />

dringend benötigte professionelle licht- und bühnentechniker<br />

oder pädagogisches personal einzustellen.<br />

es wäre kein richtiges Jubiläum, wenn das Tpz nicht auch<br />

ambitionierte zukunftspläne hätte. zum beispiel die wiederbelebung<br />

eines in Köln einzigartigen festivals: ein internationales<br />

Kinder- und Jugendtheaterfestival, bei der die<br />

Kinder jeweils in ihrer eigenen Sprache spielen. Das gab es<br />

schon vor 17 Jahren und soll 2013 in zusammenarbeit mit<br />

der comedia und der Theaterkonferenz wieder aufleben.<br />

Dass sie profis sind, zeigt das Tpz seit 1991 auch mit eigenen<br />

Kinderstücken, gespielt von Schauspielern. oft schon<br />

wurden sie dafür für den Kölner Theaterpreis nominiert,<br />

zweimal haben sie ihn bereits gewonnen: zuletzt 2008, für<br />

„Die zweite prinzessin“(g. pigor). ihr neues Stück „hullabaloo“,<br />

geschrieben von angelika pohlert und imke pankauke<br />

(Schauspiel), leiterin des Kinder- und Jugendbereichs, ist<br />

bilingual – das mädchen phoebe spricht mit ihrem vater<br />

Deutsch, mit ihrer mutter englisch. eines Tages beschließt<br />

sie, ins hullaboo-land zu ziehen, zu den monstern, nur<br />

begleitet vom Schaf wimpy. zweisprachigkeit ist auch in<br />

der Theaterpädagogik ein großes Thema geworden, weiß<br />

pohlert – das ist bereichernd für die fantasie. premiere hat<br />

das Stück kurz vor dem großen Jubiläums-Straßenfest, wo<br />

das dem Tpz angeschlossene zirkus- und artistikzentrum<br />

(zaK) ein zirkuszelt aufstellt. auf dessen bühne zeigen die<br />

Theaterkurse, was sie können, es gibt aber auch Konzerte,<br />

musicalworkshops, zirkustricks und hüpfburg. abends<br />

wird eine große party gefeiert. hENRIEttE wEStPhAL<br />

tERMINE IM JuNI: tPz, GENtER StRASSE, 11. (PREMIERE), 25.,<br />

huLLAbALOO, Ab SEchS JAhREN, 25., Ab 15 uhR: JubILäuMSFESt<br />

> Köln <<br />

Neue Show! peaches am 1.7. im Schauspiel Köln<br />

Bochum Düsseldorf Mülheim<br />

29. <strong>Juni</strong> bis 10. Juli <strong>2011</strong><br />

www.festivalimpulse.de<br />

Wettbewerb: Andros Zins-Browne, Anna Mendelssohn, Berlin, CapriConnection + Schola Cantorum<br />

Basiliensis, Die Rabtaldirndln, God ,<br />

s Enter tainment, HGich.T, Institutet + Nya Rampen, She She Pop<br />

und ihre Väter Special Guests: Gob Squad, machina eX, Peaches, Rene ,<br />

Pollesch, Reverend Billy<br />

Veranstaltet vom NRW KULTURsekretariat und den Städten Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr

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