24.06.2013 Aufrufe

Nr. 202 vom 10.04.2009 - Zittau

Nr. 202 vom 10.04.2009 - Zittau

Nr. 202 vom 10.04.2009 - Zittau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In dies em J ah r jäh rt sich d er po litis ch e Um -<br />

bru ch in Os td eu ts chlan d, der Ts ch echo slo -<br />

wak ei u nd an d eren L änd ern Ost- un d Os tmitteleu<br />

ro p as zu m 20. M al. Au ch in d er<br />

Stadt Z ittau g ab es 19 89 v ielfältig e Ak tio -<br />

nen.<br />

„Bilderwechsel - Zeitenwende?“ - Fotografie in<br />

<strong>Zittau</strong> 1980-2000<br />

Ausstellung <strong>vom</strong> 18.04. bis 15.11.2009<br />

Städtische Museen <strong>Zittau</strong><br />

Seite 4<br />

Ingeborg Waurisch: Müllaktion 1980<br />

<strong>Zittau</strong> war ein wichtiger Schauplatz<br />

der friedlichen Revolution<br />

1989: Tausende mutiger<br />

Frauen und Männer überwanden<br />

ihre Angst und traten für<br />

Freiheit, Menschenrechte und<br />

Demokratie ein. Sie ebneten<br />

hier den Weg für die deutsche<br />

Einheit. Die 1980er Jahre waren<br />

in <strong>Zittau</strong> geprägt von Verfall,<br />

wirtschaftlichem Niedergang,<br />

ökologischem Desaster.<br />

Dies spiegelt sich in Fotografien,<br />

in denen sich ein hoher<br />

gestalterischer Anspruch mit<br />

dem Willen zu ehrlicher Dokumentation<br />

verband. Sie zeigen<br />

Zustand und Zerstörung von<br />

Stadt und Land in anrührenden<br />

Bildern. In stiller Poesie vermitteln<br />

sie die Liebe zu dieser<br />

Umgebung und ihren Menschen.<br />

Die Pressefotografien dieser<br />

Zeit dagegen sollten die offiziellen<br />

Vorgaben und Losun-<br />

INFORMATION<br />

20 Jahre friedliche Revolution<br />

Die Jo hann is kirch e war in d en 80 er J ah ren<br />

Treffpun kt d er o pp osition ellen Grup pieru n -<br />

gen d er R eg io n. Hier fand en reg elm äßig<br />

Fried ens g eb ete und am 19 . Ok tob er 1 98 9<br />

ein e Veran staltung d es Neu en Fo ru m s mit<br />

m eh reren taus en d M en s ch en s tatt, in d ie<br />

gen der DDR stützen: die Errungenschaften<br />

des Sozialismus,<br />

Planerfüllung, Pioniere<br />

und FDJ, Aufmärsche, der<br />

bewaffnete Frieden. Aus der<br />

zeitlichen Distanz erscheinen<br />

aber auch diese Bilder widersprüchlich.<br />

Ganze Bilderwelten, Erinnerungen<br />

und Geschichten eröffnen<br />

die Fotos des Herbstes<br />

1989 - und ein großes Staunen<br />

über die damals unfasslichen<br />

Ereignisse und eine friedliche<br />

Revolution. Nach der Euphorie<br />

der unmittelbaren Wendezeit<br />

wurde der Blick allerdings<br />

erbarmungsloser und fiel auf<br />

zugemauerte Fenster und Türen,<br />

<strong>vom</strong> Einsturz bedrohte<br />

Gebäude. Allmählich entdeckten<br />

die Fotografen in den<br />

1990er Jahren jedoch Schönheit<br />

und Geschichte, die lauten<br />

und leisen Veränderungen in<br />

der Stadt neu.<br />

Die Städtischen Museen <strong>Zittau</strong><br />

zeigen rund 200 Bilder einer<br />

Zeit des Umbruchs. Pressefotos<br />

werden künstlerische Positionen<br />

gegenübergestellt: Bilder<br />

von Rudolf Hartmetz, Beate<br />

Heinze, Peter Israel, Georg<br />

Krause, Hans-Peter Lewien,<br />

Ulrich Lindner, Jürgen Matschie,<br />

Ingeborg Waurisch,<br />

Klaus-Dieter Weber, Matthias<br />

Weber u. a. Alle Besucherinnen<br />

und Besucher sind zudem<br />

eingeladen, ihre wichtigen<br />

Bilder aus der Zeit 1980-2000<br />

in die Ausstellung einzufügen.<br />

ZITTAUER STADTANZEIGER<br />

au ch weg en d es g ro ß en An drang es d ie Klo s -<br />

ter- un d M arien kirch e ein b ezog en wu rd en.<br />

Aus dies em Anlas s werd en in dies em J ahr in<br />

der Stadt Z ittau vielfältig e Veran staltung en<br />

org an isiert:<br />

Lesung mit dem Autor Gerhard Henschel<br />

„Da mal nachhaken: Näheres über Walter Kempowski“<br />

Fr, 24.04.2009, 20.00 Uhr<br />

Mehrgenerationenhaus Großhennersdorf<br />

<strong>Zittau</strong>er Straße 17, 02747 Großhennersdorf<br />

Veranstalter: Hillersche Villa - Soziokultur im Dreiländereck<br />

Der Lebensweg von Walter Kempowski (1929-2007) führt quer<br />

durch die deutsch-deutsche Geschichte. Acht Jahre saß er als vermeintlicher<br />

„Spion“ in Bautzen ab, bevor er sich in der Bundesrepublik<br />

als Schriftsteller den Ruf eines skurrilen Außenseiters erwarb.<br />

Viele seiner Bücher wurden Bestseller, doch die Anerkennung, die<br />

er sich als Spätestheimkehrer erhoffte, blieb ihm versagt.<br />

Von den Kritikern wurde Kempowski jahrzehntelang missachtet und<br />

geschmäht. Gerhard Henschel geht der Frage nach, wie es dazu gekommen<br />

ist. In dem Porträt, das er von Kempowski zeichnet, finden<br />

persönliche Erinnerungen ihren Platz zwischen entlegenen Quellenzeugnissen<br />

und zahlreichen, bislang unveröffentlichten Dokumenten.<br />

Gerhard Henschel, geboren 1962, war unter anderem Redakteur bei<br />

der „Titanic“ und lebt heute als freier Schriftsteller in Hamburg.<br />

20 Jahre gefälschte Kommunalwahlen 89,<br />

Zeitzeugen erinnern sich<br />

Do, 07.05.2009, 19.30 Uhr<br />

Evangelisches Kirchgemeindezentrum <strong>Zittau</strong>, Pfarrstraße<br />

Veranstalter: Hillersche Villa - Soziokultur im Dreiländereck<br />

7. Mai 1989: Am späten Abend des Wahlsonntags vor 20 Jahren<br />

versammelten sich rund 40 Bürgerinnen und Bürger in einem kleinen<br />

Raum im Pfarrhaus in der <strong>Zittau</strong>er Pfarrstraße. Sie waren zusammengekommen,<br />

um die Ergebnisse der Kommunalwahl zu überprüfen.<br />

99,8 % Zustimmung zu den Wahlvorschlägen der Nationalen<br />

Front, 99 % Wahlbeteiligung - mit diesen Wahlergebnissen glich in<br />

der DDR eine Wahl der anderen. Der Verdacht, dass hierbei manipuliert<br />

und Wahlbetrug im großen Stil vorgenommen wird, lag auf der<br />

Hand. An diesem 7. Mai 1989 überwachten Mitglieder der Friedens-<br />

und Umweltgruppe genauso wie einfache Kirchgemeindemitglieder<br />

in 31 von 34 Wahllokalen die Stimmauszählung. Der Wahlbetrug<br />

war sofort offensichtlich: Entgegen der offiziellen Bekanntgabe<br />

hatten nicht 27.760 Wahlberechtigte an der Wahl teilgenommen,<br />

sondern nur 13.457. Offiziell wurden 669 Gegenstimmen abgegeben.<br />

Die Teilnahme an der Auszählung ergab aber 799 Gegenstimmen.<br />

Im Nachhinein bekommt die Aufdeckung dieses Wahlbetruges,<br />

die auch in anderen Städten der DDR gelang, eine historische Bedeutung:<br />

sie läutete das Ende der DDR wenige Monate später ein.<br />

Thomas Pilz<br />

10. April 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!