Nr. 202 vom 10.04.2009 - Zittau
Nr. 202 vom 10.04.2009 - Zittau
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„Bilderwechsel - Zeitenwende?“ - Fotografie in<br />
<strong>Zittau</strong> 1980-2000<br />
Ausstellung <strong>vom</strong> 18.04. bis 15.11.2009<br />
Städtische Museen <strong>Zittau</strong><br />
Seite 4<br />
Ingeborg Waurisch: Müllaktion 1980<br />
<strong>Zittau</strong> war ein wichtiger Schauplatz<br />
der friedlichen Revolution<br />
1989: Tausende mutiger<br />
Frauen und Männer überwanden<br />
ihre Angst und traten für<br />
Freiheit, Menschenrechte und<br />
Demokratie ein. Sie ebneten<br />
hier den Weg für die deutsche<br />
Einheit. Die 1980er Jahre waren<br />
in <strong>Zittau</strong> geprägt von Verfall,<br />
wirtschaftlichem Niedergang,<br />
ökologischem Desaster.<br />
Dies spiegelt sich in Fotografien,<br />
in denen sich ein hoher<br />
gestalterischer Anspruch mit<br />
dem Willen zu ehrlicher Dokumentation<br />
verband. Sie zeigen<br />
Zustand und Zerstörung von<br />
Stadt und Land in anrührenden<br />
Bildern. In stiller Poesie vermitteln<br />
sie die Liebe zu dieser<br />
Umgebung und ihren Menschen.<br />
Die Pressefotografien dieser<br />
Zeit dagegen sollten die offiziellen<br />
Vorgaben und Losun-<br />
INFORMATION<br />
20 Jahre friedliche Revolution<br />
Die Jo hann is kirch e war in d en 80 er J ah ren<br />
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gen d er R eg io n. Hier fand en reg elm äßig<br />
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gen der DDR stützen: die Errungenschaften<br />
des Sozialismus,<br />
Planerfüllung, Pioniere<br />
und FDJ, Aufmärsche, der<br />
bewaffnete Frieden. Aus der<br />
zeitlichen Distanz erscheinen<br />
aber auch diese Bilder widersprüchlich.<br />
Ganze Bilderwelten, Erinnerungen<br />
und Geschichten eröffnen<br />
die Fotos des Herbstes<br />
1989 - und ein großes Staunen<br />
über die damals unfasslichen<br />
Ereignisse und eine friedliche<br />
Revolution. Nach der Euphorie<br />
der unmittelbaren Wendezeit<br />
wurde der Blick allerdings<br />
erbarmungsloser und fiel auf<br />
zugemauerte Fenster und Türen,<br />
<strong>vom</strong> Einsturz bedrohte<br />
Gebäude. Allmählich entdeckten<br />
die Fotografen in den<br />
1990er Jahren jedoch Schönheit<br />
und Geschichte, die lauten<br />
und leisen Veränderungen in<br />
der Stadt neu.<br />
Die Städtischen Museen <strong>Zittau</strong><br />
zeigen rund 200 Bilder einer<br />
Zeit des Umbruchs. Pressefotos<br />
werden künstlerische Positionen<br />
gegenübergestellt: Bilder<br />
von Rudolf Hartmetz, Beate<br />
Heinze, Peter Israel, Georg<br />
Krause, Hans-Peter Lewien,<br />
Ulrich Lindner, Jürgen Matschie,<br />
Ingeborg Waurisch,<br />
Klaus-Dieter Weber, Matthias<br />
Weber u. a. Alle Besucherinnen<br />
und Besucher sind zudem<br />
eingeladen, ihre wichtigen<br />
Bilder aus der Zeit 1980-2000<br />
in die Ausstellung einzufügen.<br />
ZITTAUER STADTANZEIGER<br />
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Aus dies em Anlas s werd en in dies em J ahr in<br />
der Stadt Z ittau vielfältig e Veran staltung en<br />
org an isiert:<br />
Lesung mit dem Autor Gerhard Henschel<br />
„Da mal nachhaken: Näheres über Walter Kempowski“<br />
Fr, 24.04.2009, 20.00 Uhr<br />
Mehrgenerationenhaus Großhennersdorf<br />
<strong>Zittau</strong>er Straße 17, 02747 Großhennersdorf<br />
Veranstalter: Hillersche Villa - Soziokultur im Dreiländereck<br />
Der Lebensweg von Walter Kempowski (1929-2007) führt quer<br />
durch die deutsch-deutsche Geschichte. Acht Jahre saß er als vermeintlicher<br />
„Spion“ in Bautzen ab, bevor er sich in der Bundesrepublik<br />
als Schriftsteller den Ruf eines skurrilen Außenseiters erwarb.<br />
Viele seiner Bücher wurden Bestseller, doch die Anerkennung, die<br />
er sich als Spätestheimkehrer erhoffte, blieb ihm versagt.<br />
Von den Kritikern wurde Kempowski jahrzehntelang missachtet und<br />
geschmäht. Gerhard Henschel geht der Frage nach, wie es dazu gekommen<br />
ist. In dem Porträt, das er von Kempowski zeichnet, finden<br />
persönliche Erinnerungen ihren Platz zwischen entlegenen Quellenzeugnissen<br />
und zahlreichen, bislang unveröffentlichten Dokumenten.<br />
Gerhard Henschel, geboren 1962, war unter anderem Redakteur bei<br />
der „Titanic“ und lebt heute als freier Schriftsteller in Hamburg.<br />
20 Jahre gefälschte Kommunalwahlen 89,<br />
Zeitzeugen erinnern sich<br />
Do, 07.05.2009, 19.30 Uhr<br />
Evangelisches Kirchgemeindezentrum <strong>Zittau</strong>, Pfarrstraße<br />
Veranstalter: Hillersche Villa - Soziokultur im Dreiländereck<br />
7. Mai 1989: Am späten Abend des Wahlsonntags vor 20 Jahren<br />
versammelten sich rund 40 Bürgerinnen und Bürger in einem kleinen<br />
Raum im Pfarrhaus in der <strong>Zittau</strong>er Pfarrstraße. Sie waren zusammengekommen,<br />
um die Ergebnisse der Kommunalwahl zu überprüfen.<br />
99,8 % Zustimmung zu den Wahlvorschlägen der Nationalen<br />
Front, 99 % Wahlbeteiligung - mit diesen Wahlergebnissen glich in<br />
der DDR eine Wahl der anderen. Der Verdacht, dass hierbei manipuliert<br />
und Wahlbetrug im großen Stil vorgenommen wird, lag auf der<br />
Hand. An diesem 7. Mai 1989 überwachten Mitglieder der Friedens-<br />
und Umweltgruppe genauso wie einfache Kirchgemeindemitglieder<br />
in 31 von 34 Wahllokalen die Stimmauszählung. Der Wahlbetrug<br />
war sofort offensichtlich: Entgegen der offiziellen Bekanntgabe<br />
hatten nicht 27.760 Wahlberechtigte an der Wahl teilgenommen,<br />
sondern nur 13.457. Offiziell wurden 669 Gegenstimmen abgegeben.<br />
Die Teilnahme an der Auszählung ergab aber 799 Gegenstimmen.<br />
Im Nachhinein bekommt die Aufdeckung dieses Wahlbetruges,<br />
die auch in anderen Städten der DDR gelang, eine historische Bedeutung:<br />
sie läutete das Ende der DDR wenige Monate später ein.<br />
Thomas Pilz<br />
10. April 2009