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Das Magazin der Bundesimmobiliengesellschaft

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Thema<br />

KircheN<br />

D<br />

ass in heimischen Klassenzimmern Kreuze<br />

hängen, ist in einer schriftlichen Übereinkunft<br />

zwischen dem Vatikan und Österreich aus dem<br />

Jahr 1933 geregelt. Dieses viel zitierte Konkordat<br />

regelt nicht nur diese zuletzt oftmals diskutierte Frage,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Instandhaltungspflicht <strong>der</strong> Republik für<br />

alle im Bundesbesitz stehenden kirchlichen Gebäude – was<br />

rund 80 Jahre später mitunter zu einer millionenschweren<br />

Last geworden ist. Laut Paragraf 8 des Konkordats verpflichtete<br />

sich <strong>der</strong> damalige Ständestaat, dass alle „Gebäude und<br />

Grundstücke des Bundes, welche gegenwärtig unmittelbar<br />

o<strong>der</strong> mittelbar kirchlichen Zwecken dienen“ auch weiterhin<br />

„diesen Zwecken überlassen“ sein müssen. Dieser Passus<br />

ist auch für die <strong>Bundesimmobiliengesellschaft</strong> (BIG) insofern<br />

von großer Bedeutung, als diese Verpflichtung im<br />

Zuge des Bundesimmobiliengesetzes im Jahr 2001 auf die<br />

BIG übertragen wurde und daher „namens des Bundes“ zu<br />

erfüllen ist. Und das nicht selten unentgeltlich.<br />

„Alles sehr kompliziert“<br />

Rund eine handvoll Kirchen und Kapellen sind es, die nun<br />

im Portfolio <strong>der</strong> BIG als Son<strong>der</strong>immobilien geführt werden<br />

– kleine andachtsstätten und Gebetshäuser auf Friedhöfen<br />

ebenso wie bedeutsame Kirchen, die für etliche millionen<br />

saniert und in Schuss gehalten werden müssen. Sowohl<br />

Rechtskonstruktionen als auch finanzielle Rahmenbedingungen<br />

sind höchst unterschiedlich. So gehört beispielsweise<br />

das rund 4.000 Quadratmeter große Grundstück am<br />

Georgenberg in Wien Liesing, auf dem 1974 die Wotruba-<br />

Kirche erbaut wurde, <strong>der</strong> BIG. <strong>Das</strong> Gebäude selbst jedoch<br />

nicht. „erst 50 Jahre nach <strong>der</strong> errich-<br />

KircheN im BiG-eiGeNtum<br />

tung dürfen wir miete einheben.<br />

aber auch danach halten sich die ein-<br />

St.-Markus-Kirche, Klagenfurt, Kaufmanngasse 11, nahmen in Grenzen, zumal sich die<br />

Altkatholische Kirchengemeinde<br />

damals vereinbarten Konditionen,<br />

Sacellum, Salzburg, Universitätsplatz/Uni Salzburg selbst bei einrechnung <strong>der</strong> Inflation,<br />

Kollegienkirche, Salzburg, Universitätsplatz/<br />

in überschaubarer höhe bewegen“,<br />

Uni Salzburg<br />

sagt BIG-Objektmanager Thomas<br />

Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes, Absam, Pene<strong>der</strong>. mehr aufwand verursachen<br />

Wal<strong>der</strong>st/BMI<br />

da schon an<strong>der</strong>e Kirchen, wie die im<br />

Jesuitenkirche, Innsbruck, Karl-Rahner-Platz/<br />

Jahr 2002 sanierte Schlosskapelle<br />

Universität Innsbruck<br />

Weinzierl. Inklusive vergoldeter<br />

St.-Ursula-Kirche, Wien, Johannesgasse 8<br />

Turmspitzen wurden dabei<br />

Wotruba-Kirche, Wien, Mauer-St. Georg<br />

406.000 euro investiert. Die Kehrseite<br />

Kapelle, Wien, Ungargasse 69/HTL<br />

<strong>der</strong> medaille: „Wir heben dort we<strong>der</strong><br />

Patrozinium zur heiligen Gottesmutter, Wieselburg hauptmietzins noch anteilige Be-<br />

an <strong>der</strong> Erlauf, Francisco Josephinum<br />

triebskosten ein“, sagt Irene haiden,<br />

Objektmanagerin bei <strong>der</strong> BIG. Zusam-<br />

mengefasst: null einnahmen. auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wartet<br />

das Portal <strong>der</strong> frühbarocken Schlosskapelle im Jahr 2011 auf<br />

seine Sanierung. Kosten: immerhin rund 6.000 euro.<br />

Freiwillige Leistungen<br />

Grundsätzlich wird <strong>der</strong> heilige Boden seitens <strong>der</strong> BIG-Techniker<br />

ohne beson<strong>der</strong>e ehrfurcht begangen. Nämlich standardisiert<br />

zwei mal im Jahr, um allfällige bau- o<strong>der</strong> haustechnische<br />

mängel aufzunehmen. Wobei die Frage <strong>der</strong> rechtlichen<br />

Verpflichtung keineswegs eindeutig geklärt ist. „Unbestritten<br />

ist unsere Zuständigkeit bei erhaltung <strong>der</strong> Gebäudehülle<br />

und Wahrung <strong>der</strong> Sicherheit“, sagt Katharina Kohlmaier, Leiterin<br />

<strong>der</strong> BIG-Rechtsabteilung. Ob <strong>der</strong> Innenraum dagegen<br />

repräsentativ ist o<strong>der</strong> eher weniger Glanz und Gloria versprüht,<br />

falle nicht in den Kompetenzbereich des Unternehmens.<br />

Wenn die ,BIG in solchen Fällen in die eigene Tasche<br />

greift, handelt es sich eindeutig um freiwillige Leistungen.<br />

Bestes Beispiel ist die Kollegienkirche im herzen <strong>der</strong><br />

Stadt Salzburg: Überdeutlich nagt an dem von Johann<br />

Bernhard Fischer von erlach in den Jahren 1696 bis 1707 erbauten<br />

Gotteshaus <strong>der</strong> Zahn <strong>der</strong> Zeit. Doch für eine umfassende<br />

und nachhaltige Sanierung, die in Summe mehr als<br />

16 millionen euro kosten würde, fehlt nicht zuletzt aufgrund<br />

<strong>der</strong> komplizierten eigentümer-, miet- und Nutzungsverhältnisse<br />

das Geld. Denn die Kollegienkirche fällt<br />

einerseits in die Zuständigkeit <strong>der</strong> Theologischen Fakultät<br />

<strong>der</strong> Paris-Lodron-Universität Salzburg, an<strong>der</strong>erseits natürlich<br />

auch in jene <strong>der</strong> katholischen Kirchen, namentlich <strong>der</strong><br />

erzdiözese Salzburg. Da aufgrund <strong>der</strong> Über einkunft keine<br />

mieten gezahlt werden, greift das etwa bei Universitäten<br />

angewandte bewährte BIG-System, über befristete Zuschlagsmieten<br />

eine Sanierung zu finanzieren, in diesem<br />

Fall nicht. außerdem hat das Unternehmen den klaren<br />

auftrag vom Gesetzgeber, dass die Bewirtschaftung des<br />

Portfolios nach marktorientierten Kriterien zu erfolgen hat<br />

– in diesem Fall können aber nicht einmal die anfallenden<br />

Betriebskosten vollständig abdeckt werden. <strong>Das</strong> gesamte<br />

Interieur einer Kirche plus die Innensanierung fällt, wie die<br />

BIG-Chefjuristin Katharina Kohlmaier nicht müde wird zu<br />

betonen, streng nach den Bezug habenden Regelwerken in<br />

die Verpflichtung des mieters respektive des Nutzers und<br />

nicht des eigentümers.<br />

Qualität erkennen<br />

also waren und sind im Fall Salzburg Son<strong>der</strong>lösungen nötig<br />

geworden: Für eine erste Bauphase verpflichtete sich<br />

die BIG, rund 3,2 millionen euro in das Objekt zu investieren<br />

– unter <strong>der</strong> Bedingung, dass auch die an<strong>der</strong>en Institutionen ›<br />

In mühevoller<br />

Handarbeit wurde<br />

<strong>der</strong> erste Teil <strong>der</strong><br />

Kollegienkirche vom<br />

Schmutz befreit und<br />

konserviert.<br />

Mehrere Monate war <strong>der</strong> hintere Bereich<br />

<strong>der</strong> Kollegienkirche eingerüstet. Erst nach<br />

dem Abbau wurde <strong>der</strong> Blick wie<strong>der</strong> frei für<br />

jenen Gegenlichteffekt, den <strong>der</strong> Architekt<br />

konzipiert hatte (siehe Bild Seite 27).<br />

28 BIG BusiNess Nr. 9 | 2011 | www.big.at<br />

Nr. 9 | 2011 | www.big.at<br />

29<br />

BIG BusiNess<br />

KircheN<br />

Fotos: stefan Zenzmaier

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