Das Magazin der Bundesimmobiliengesellschaft
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Thema<br />
KuNst<br />
In einer Salzburger Schule<br />
landete eine vom Direktor<br />
als Schrott verunglimpfte<br />
Installation kurzerhand<br />
im Müll.<br />
auch von den eleganten Stiegenhäusern o<strong>der</strong> den edlen<br />
messingleuchten, die das Landesgericht zu einem Geheimtipp<br />
für Kunstfreunde mache – vor allem, da Bauwerke aus<br />
dieser Zeit selten seien, aber von immer größerer Bedeutung<br />
wären.<br />
Warum die BIG in dieses Inventarisierungsprogramm investiert<br />
hat, ist leicht erklärt: „In jedem unserer Gebäude<br />
wird permanent irgendetwas repariert o<strong>der</strong> saniert. Bisher<br />
war es ein großes Übel, dass die Kollegen vor Ort zwar mit<br />
den Kunstwerken konfrontiert waren, aber nicht wussten,<br />
was es damit auf sich hat. außerdem wurden sie vielfach<br />
auch gar nicht als Kunst wahrgenommen“, beschreibt Ute<br />
Woltron von <strong>der</strong> BIG das Grundpro blem. Nunmehr sei die<br />
Information über all diese Kunstwerke in den einzelnen<br />
BIG-Gebäuden sofort per mausklick verfügbar, haben doch<br />
grundsätzlich alle mitarbeiter Zugriff auf diese neue<br />
Datenbank.<br />
Kunst im Sperrmüll<br />
auf Basis von microsoft-access bietet die Kunst-Datenbank<br />
mehrere Suchfunktionen an – etwa nach dem<br />
Gebäude namen, dem Künstler (von denen rund 1.000 angelegt<br />
wurden) o<strong>der</strong> einem Kunstbegriff. Die jeweilige Datei<br />
enthält dann kurze Beschreibungen des Gebäudes, des<br />
Denkmalschutz-Status und wo sich genau die Kunstwerke<br />
befinden, inklusive einer Kurzbiografie des Schöpfers. „So es<br />
etwas dazu gibt“, ergänzt Pointner. Denn etwa bei <strong>der</strong> erstgenannten<br />
Isella abondio gebe es schlichtweg keine Informationen,<br />
son<strong>der</strong>n nur mehr ihre arbeiten.<br />
Und ganz wichtig sind die angefügten Fotos, damit auch<br />
für die mitarbeiter sofort erkennbar ist, worum es sich handelt.<br />
Denn wie das bei mo<strong>der</strong>ner Kunst durchaus möglich<br />
ist, kann es schon einmal zu missverständnissen kommen,<br />
wie Kloser & Pointner am eigenen Leib erfahren mussten.<br />
In einer Salzburger Schule etwa landete eine vom Direktor<br />
als Schrott verunglimpfte Installation kurzerhand im müll.<br />
„Im Sperrmüll liegen noch zwei Satelliten-Schüsseln, falls<br />
Sie noch Fotos machen wollen“, ließ ihnen ein hausangestellter<br />
ausrichten, nachdem die beiden eilig zur Rettung<br />
angetreten waren. auch dieser Frevel wurde nichtsdestotrotz<br />
dokumentiert.<br />
Hausbesuche<br />
ansonsten lernten die beiden die üblichen Licht- und<br />
Schattenseiten im Querschnitt <strong>der</strong> Republik kennen –<br />
freundliche und interessierte menschen hier, grantige und<br />
ignorante Zeitgenossen dort. „In Wien waren viele eher genervt,<br />
was es am Land teilweise aber natürlich auch gab.<br />
Regelrecht stolz über das Kulturgut zeigten sich vor allem<br />
die Tiroler“, erzählt Pointner. Nach dem motto „Gut geplant,<br />
ist halb inventarisiert“ organisierten sie ihre Reisen gründlich<br />
im Voraus und vereinbarten mit den jeweiligen haus-<br />
Barockes Theatrum Sacrum im ehemaligen Ursulinenkloster<br />
und <strong>der</strong> jetzigen Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst in <strong>der</strong> Seilerstätte, Wien 1. Der Zustand ist allerdings,<br />
wie anhand <strong>der</strong> Klebstreifen sichtbar, eher schlecht.<br />
verwaltungen Besuchstermine. etwa eine Woche wurde<br />
pro Bundesland veranschlagt, Linz wurde in drei Tagen<br />
durchforstet, am aufwendigsten sei Salzburg-Stadt gewesen:<br />
„Kunstmäßig ist das sehr üppig“, so Pointner. Und<br />
Wien sei quasi immer wie<strong>der</strong> zwischendurch begutachtet<br />
worden, schließlich haben die beiden Kunsthistoriker ihr<br />
Büro in <strong>der</strong> Seidengasse im 7. Bezirk.<br />
Zurück zu Tirol: Dort machten die beiden nicht nur eine<br />
ihrer seltsamsten entdeckungen. Im abgelegenen Brixental<br />
wurde das schaurige Folterzimmer in <strong>der</strong> Polizeistation<br />
hopfgarten dokumentiert – ein Stück Zeitgeschichte, aber<br />
auch Theatergeschichte. Felix mitterer habe dieses Zimmer<br />
zum anlass seines Stückes „Die drei Teufel“ gemacht, erklärt<br />
Pointner. Und im Zuge <strong>der</strong> Inventarisierung <strong>der</strong> Geisteswissenschaftlichen<br />
Fakultät in Innsbruck wurde man<br />
wie<strong>der</strong> auf ein 25 meter großes Wandmosaik des zeitgenössischen<br />
österreichischen Künstlers hubert Schmalix<br />
aufmerksam, das bereits 1985 realisiert worden war. „<strong>Das</strong><br />
ist ein gutes Beispiel von exzellenter und ausgesprochen<br />
36 BIG BusiNess Nr. 9 | 2011 | www.big.at<br />
Nr. 9 | 2011 | www.big.at BIG BusiNess<br />
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Fotos: Kunsterkennung<br />
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Die in den frühen 1990ern entstandenen<br />
sechs Kontinente von Maitre Leherb sind<br />
mit acht mal acht Metern die größten<br />
Fayencen des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts: Was damit<br />
nach Auszug <strong>der</strong> Wirtschaftsuniversität<br />
Wien passiert, ist offen (oben).<br />
„Bedrohte Kunst“: Feuchtigkeit<br />
droht eine „Akkord“ genannte<br />
Installation von Erwin Wurm<br />
vor <strong>der</strong> Musikuniversität in<br />
Graz zu zerstören.<br />
KuNst