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daß Jakob sie ihrer Schwester Lea vorzog und daß sie schön war.<br />
Daß sie keine Kinder bekam, nahm sie dagegen nicht hin; sie<br />
gönnte Lea ihr Mutterglück nicht. Sie konnte sich in ihrem Herzen<br />
nicht damit abfinden, daß Lea ihr in diesem Punkt voraus war.<br />
»Sorge dafür, daß ich Kinder bekomme, sonst will ich nicht<br />
länger leben!« bestürmte sie Jakob. 3 Diese herzlosen Worte<br />
enthüllten schroff, welchen Platz Jakob in ihrem Herzen hatte.<br />
Der Tod war ihr lieber als die Schande, keine Kinder zu haben.<br />
Offenbar war Jakob als Person ihr nicht sehr viel wert.<br />
Mit ihren bitteren Worten versündigte sie sich auch gegen Gott.<br />
Jakob versuchte ihr zwar klarzumachen, daß sie ihre Klage an die<br />
falsche Stelle richtete - Gott allein verfügt über den Segen, Kinder<br />
zu schenken -, aber er redete gegen eine Wand.<br />
Rahel ließ sich von ihrer Not nicht näher zu Gott treiben. Statt<br />
dessen griff sie zur Selbsthilfe. »Ich gebe dir meine Magd Bilha«,<br />
sagte sie Jakob. »Schlafe mit ihr, damit sie an meiner Stelle ein<br />
Kind bekommt.« 4 Sie kannte sehr wohl jene alte Sitte, nach der<br />
Bilhas Kind mit Jakob rechtlich als ihr, Raheis, Kind und damit als<br />
Jakobs Kind und Erbe zählen würde.<br />
Als Bilha dann tatsächlich ein Sohn geboren wurde, sagte<br />
Rahel: »Gott hat mir zu meinem Recht verholfen« und nannte das<br />
Kind Dan (d. h. »Richter«). 5 Daß sie hier von Gott sprach,<br />
braucht nicht auf Frömmigkeit hinzudeuten. Hier ging es schlicht<br />
um einen Wettstreit mit Lea; Rahel wollte es ihrer Schwester jetzt<br />
einmal zeigen.<br />
Dies wurde noch klarer, als Bilha der zweite Sohn geboren<br />
wurde. Rahel nannte ihn Naftali, d. h. »Kämpfer«. Er war für sie<br />
ein weiterer Erfolg in dem heftigen Konkurrenzkampf mit ihrer<br />
Schwester. Raheis Triebkraft in diesem Kampf war Bitterkeit -<br />
eine höchst destruktive und ansteckende Haltung, die sich immer<br />
negativ auswirkt. 6<br />
Daß Rahel eine Konkubine in die Ehe einführte, löste eine<br />
gefährliche Kettenreaktion aus. Es dauerte nicht lange, und Lea<br />
3 Genesis (1 Mo) 30,1<br />
4 Genesis (1 Mo) 30,3<br />
5 Genesis (1 Mo) 30,6<br />
6 Hebräer 12,15<br />
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