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Gien Karssen

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Lea blieb im Zelt liegen, allein mit ihren Gedanken. »Jetzt kann<br />

ich nicht mehr zurück«, ging es ihr durch den Kopf. »Ichbinjaseine<br />

rechtmäßige Frau. Meine Zukunft ist entschieden, ich bin mit<br />

einem Mann verheiratet, dem ich nichts bedeute.« Schluß! Aus!<br />

Oder doch nicht ganz? »Ich liebe ihn doch. Vielleicht läßt er sich<br />

doch noch gewinnen. Wenn er erst einmal sieht, daß ich ihn liebe,<br />

wennichihmersteinmaleinenSohngeschenkthabe-vielleicht...«<br />

Inzwischen stand Jakob Laban gegenüber, kaum unterdrückter<br />

Zorn und Bitterkeit in seiner Stimme. »Was hast du mir da<br />

angetan? Sieben Jahre habe ich dir gedient, für Rahel. Hörst du,<br />

für Rahel! Warum hast du mich betrogen?« 1<br />

Laban versuchte, Jakob nicht ins Gesicht zu sehen. Seine<br />

Verteidigung war schwach. »Tja, hierzulande ist es Sitte, daß<br />

zuerst die älteste Tochter heiratet, danach die jüngere«, 2 antwortete<br />

er - gerade so, als sei ihm dies erst jetzt eingefallen. Tatsache<br />

war natürlich, daß er kühl ausgerechnet hatte, wie er sich den<br />

besten Vorteil verschaffen konnte. Er harte zwei Fliegen mit einer<br />

Klappe geschlagen: sich die billige Arbeitskraft seines Schwiegersohnes<br />

für weitere lange Jahre gesichert und die nicht so attraktive<br />

Lea gut unter die Haube gebracht.<br />

Die Rechnung ging auf. Was sollte Jakob auch anderes machen,<br />

als auf Labans Vorschlag zur Güte einzugehen -zumindest, wenn<br />

er Rahel haben wollte? Also: nach Ende der Brautwoche die<br />

Hochzeit mit Rahel, als Gegenleistung weitere sieben Jahre<br />

Dienst für Laban. Abgemacht? Abgemacht!<br />

Erinnerungen kamen in Jakob hoch, unangenehme Erinnerungen.<br />

Wie war das damals gewesen, mit Esau? Esaus Erstgeburtsrecht<br />

hatte er sich erkauft, den Segen, der Esau von Isaakzustand,<br />

hatte er gestohlen. Das war auch so ein Vertauschspiel gewesen -<br />

Isaak segnete, wie er die ganze Zeit glaubte, Esau, und dann war's<br />

Jakob. 3 Keine Frage, Jakob war kein unschuldiges, unbeschriebenes<br />

Blatt. Hier war ein Betrüger selbst betrogen, mit eigenen<br />

Waffen geschlagen worden.<br />

Und so begannen die ersten Tage von Leas Ehe - die einzigen<br />

1 Genesis (1 Mo) 29,25<br />

2 Genesis (1 Mo) 29,26<br />

3 Genesis (1 Mo) 27,5^*0<br />

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