Infobrief 02/2009 - Animals' Angels e.V.
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2<br />
… als ich dieses fast federlose Hühnchen<br />
zwischen den Transportern hin- und herlaufen<br />
sehe. Wir nennen es Trudi. Wie hat sie es<br />
geschafft da raus zu kommen?<br />
Wir sind beeindruckt von diesem freiheitsliebenden<br />
Huhn und beschließen, es zu retten.<br />
Um auf das Schlachthofgelände zu kommen,<br />
müssen wir am Wärter vorbei. Tief geduckt<br />
schaffen wir es. Das war der einfachste Teil,<br />
denn Trudi widersetzt sich ihrer Rettung. Ich locke sie mit Brotkrumen,<br />
aber jedes Mal wenn ich sie fangen will, läuft sie weg<br />
mit einem riesen Gegackere. Ständig geht der Bewegungsmelder<br />
an und wir stehen in grellem Licht. Dann erwische ich sie<br />
endlich. Trudi schreit um ihr Leben. Kurz vor dem Wärterhäuschen<br />
sage ich zu ihr: “Jetzt sei endlich still!“. Ich weiß nicht<br />
warum, aber von diesem Moment an hat sie keinen Mucks<br />
mehr von sich gegeben. Auch nicht im Auto, auch nicht als wir<br />
bei mir zuhause ankamen und ich sie in einen Käfig setze. Erst<br />
am nächsten Morgen als ich sie in meinen Garten lasse und sie<br />
EDITORIAL<br />
Ich würde mir für diese Ausgabe des <strong>Infobrief</strong>s wünschen, Sie<br />
könnten mit geschlossenen Augen lesen. Dann könnte ich Sie<br />
auf eine Reise mitnehmen, die am Leben der Hühner in Legebatterien<br />
mit allen anderen Sinnen teilnimmt.<br />
Mit dem Geruchssinn, der Ihnen den Atem<br />
verschlägt. In den Ställen stinkt es beißend<br />
nach Fäkalien, schlechtem Futter und Verwesung.<br />
Mit dem Tastsinn: Sie berühren Gitterstangen<br />
an allen sechs Seiten des Käfigs, übersät<br />
mit Kot, Flaumfedern und Dreck. Sie berühren<br />
Hühner und spüren deren nackte Haut.<br />
Sie fühlen ein rasendes Herz, weil diese Hühner<br />
noch nie liebevoll angefasst wurden.<br />
Mit dem Hörsinn erfassen sie die Aufregung,<br />
die Angst und den Lärm aus allen<br />
Richtungen. Sie hören mit etwas Glück vielleicht<br />
das Quietschen eines sich langsam drehenden<br />
Ventilators.<br />
Mit den Augen werden Sie das erblicken, was wir seit Jahrzehnten<br />
immer wieder sehen: Gestapelte Drahtkäfige, in<br />
denen federlose, gestresste und ausgemergelte Hühner sitzen.<br />
365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang. Ihr von den Menschen<br />
festgelegter "Lebenszweck" ist es, Eier aus minderwertigem<br />
Futter, in schlechter Luft, in schrecklicher Umgebung<br />
und unter brutaler Behandlung zu produzieren.<br />
wie selbstverständlich das vermutlich erste<br />
Sandbad ihres Lebens nimmt, gackert sie<br />
wieder, diesmal zufrieden.<br />
Trudi stammte aus einer Legebatterie. Ich<br />
habe zweimal versucht, ihr Hühnergesellschaft<br />
anzubieten, aber sie hat beide Hühner<br />
wieder vertrieben. Stattdessen hat sie sich<br />
meiner Hündin Tess angeschlossen, mit der<br />
sie gerne im Garten umherlief. Sie war der<br />
Liebling der Nachbarskinder und sie war mein Liebling. Sie<br />
hatte keinerlei Erziehung und saß als erste am bzw. auf dem<br />
Kaffeetisch. Im Sommer, wenn die Türen offen waren, kam sie<br />
ins Büro, sprang auf meinen Schreibtisch, machte es sich<br />
bequem oder warf Kugelschreiber runter.<br />
Ich hatte vorher keinerlei Erfahrung mit Hühnern und fand sie<br />
auch nicht besonders interessant. Durch Trudi habe ich allerdings<br />
erfahren, welch kleine Persönlichkeiten hinter diesen<br />
Federn stecken.<br />
Iris, Einsatzleiterin der ANIMALS’ ANGELS<br />
Liebe Freunde von ANIMALS’ ANGELS,<br />
Christa Blanke mit Hahn Bill<br />
Allein in Deutschland vegetieren nach offiziellen Angaben<br />
rund 25 Millionen Hühner in Käfigen dahin. Nach 18 Monaten<br />
und rund 300 Eiern haben sie ausgedient. Sie werden entsorgt.<br />
Hierzu verlassen sie erstmals ihren Käfig. Sie werden<br />
mit anderen Hühnern rücksichtslos in Transportkäfige<br />
verpackt, um zum letzten Bestimmungsort<br />
ihrer Verwertungskette gebracht<br />
zu werden: dem Schlachthof. Bis zu 10 %<br />
sterben bereits auf dem Weg dorthin. Sie<br />
sterben an den Folgen von Misshandlungen<br />
beim Verladen, an der Hitze im Sommer, der<br />
Kälte im Winter. In der Schweiz wird derzeit<br />
getestet, ob man ausgedienten Hühnern<br />
den Transportstress ersparen könnte, indem<br />
man sie zur Energiegewinnung verbrennt.<br />
Mit allen Sinnen gleichzeitig kann auch das<br />
pure Hühnerglück erlebt werden: im Projekt<br />
„Rettet das Huhn“. Hier leben Hühner aus<br />
Legebatterien ihr zweites, neues Leben. Sie<br />
finden ihr natürliches Verhalten wieder. Sie nehmen Kontakt<br />
auf, entwickeln Neugier und Interesse. Liebe Leser, Sie können<br />
das hautnah erleben, denn „Rettet das Huhn“ vermittelt<br />
diese Hühner in ein neues Glück.<br />
Vielleicht finden Sie bei der Lektüre Ihr Huhn!<br />
Ihre<br />
Christa Blanke