Gutachten „Ungleichbehandlung von Nutz- und Heimtieren im ...

Dr. jur. Konstantin Leondarakis LL.M. Groner Landstr. 59
Rechtsanwalt/Master in Environmental Law 37081 Göttingen
Tel.: 0551/99979-39
Fax: 0551/99979-38
kanzlei-leondarakis.de
Gutachten
„Ungleichbehandlung von Nutz- und Heimtieren im
deutschen Recht?“
von
Konstantin Leondarakis
unter Mitarbeit von
Stud. iur. Claudia Woesler
8/2005

Dr. jur. Konstantin Leondarakis LL.M.
- Rechtsanwalt / Master in Environmental Law -
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A) Einleitung ...........................................................................................1
B) Tier: Haustier, Nutztier, Heimtier......................................................2
I. Tier ................................................................................................................ 2
II. Haustier ........................................................................................................ 2
III. Nutztier ........................................................................................................ 3
IV. Heimtier....................................................................................................... 3
C) Rechtsgrundlagen der Behandlung von Nutz- und Heimtieren ....5
I. Staatsziel Tierschutz gem. Art. 20a Grundgesetz (GG)................................. 5
II. Das Tier im Zivilrecht.................................................................................... 5
1. Tierhalterhaftung gem. § 833 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ................ 5
2. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs.2 Satz 2 BGB ............................ 6
3. Eigentümerbefugnisse gem. 903 Satz 2 BGB........................................... 6
4. Zwangsvollstreckung gegen das Tier........................................................ 6
III. Strafrechtlicher Schutz für das Tier ............................................................. 7
1. Schutz des Tieres gem. § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG) ...................... 7
2. Mittelbarer Schutz des Tieres durch das Strafgesetzbuch ........................ 7
IV. Der Umgang mit dem Tier im Verwaltungsrecht ......................................... 7
1. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)..................................................... 8
2. Bundesjagdgesetz (BJagdG) .................................................................... 8
3. Tierschutzgesetz (TierSchG) .................................................................... 8
a) Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV) ....................................... 9
b) Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV)................... 10
c) Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV).................................... 11
d) Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchTrV)...................................... 11
D) Unterschiedliche Behandlung von Nutz- und Heimtieren ...........12
I. Tierhalterhaftung gem. § 833 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)................... 13
1. Nutztier.................................................................................................... 13
2. Heimtier................................................................................................... 13
3. Ergebnis.................................................................................................. 13
II. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs.2 Satz.2 BGB.............................. 14
1. Heimtier................................................................................................... 14
2. Nutztier.................................................................................................... 14
II

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3. Ergebnis.................................................................................................. 15
III. Zwangsvollstreckung gegen das Tier ........................................................ 16
1. Nutztier.................................................................................................... 16
2. Heimtier................................................................................................... 16
3. Ergebnis.................................................................................................. 16
IV. Tiertötung gem. § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG)................................... 17
V. Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) ............................ 18
E) Rechtfertigung einer Ungleichbehandlung ...................................20
I. Verletzung von Grundrechten der Tierhalter ............................................... 20
1. Berufsfreiheit des Nutztierhalters aus Art. 12 Abs. 1 S.2 GG.................. 21
2. Eigentumsfreiheit des Tierhalters aus Art. 14 Abs.1 GG......................... 21
3. Entscheidungsgrundlagen....................................................................... 22
II. Rechtmäßigkeit der Ungleichbehandlungen im Zivilrecht........................... 22
1. Tierhalterhaftung gem. § 833 BGB.......................................................... 22
2. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs. 2 Satz 2 BGB ......................... 23
3. Zwangsvollstreckung gegen das Tier...................................................... 23
III. Ergebnis .................................................................................................... 24
F) Fazit...................................................................................................25
G) Literaturverzeichnis ........................................................................26
III

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A) Einleitung
Tiere stehen mit dem Menschen in den vielfältigsten Beziehungen. Dabei hat sich
das Zusammenleben des Menschen mit den Tieren verändert. Der Mensch zähmte
Tiere und find an sie zu nutzen. In einer landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft
bezeichnete man dabei alle Tiere, mit denen der Mensch gemeinsam unter einem
Dach lebte und arbeitete, als „Haustiere“. 1 Dazu zählten neben Hund und Katze z.B.
Rinder, Hühner und Schweine.
Unter dem gesellschaftlichen Wandel hat sich das Verhältnis des Menschen zu
seinen „Haustieren“ differenziert. Tiere werden als „landwirtschaftliche Nutztiere“
oder in zum Teil immer engerer Beziehung zum Menschen als „Heimtiere“ gehalten. 2
Nutz- und Heimtiere erfahren aus ihrer unterschiedlichen Zweckbestimmung eine
unterschiedliche Behandlung durch den Menschen.
Vor diesem Hintergrund prüft das Gutachten die rechtlichen Grundlagen und
Voraussetzungen im deutschen Recht 3 , die für ein Verhältnis zwischen Menschen
und Nutz- und Heimtieren existieren.
Zunächst werden die Begriffe Haustier, Nutztier und Heimtier definiert. In einem
zweiten Schritt werden die Grundlagen der rechtlichen Behandlung von Nutz- und
Heimtieren erarbeitet. Dabei werden die Normen herausgearbeitet, die der Mensch
im Umgang mit dem Tier zu beachten hat, und die den Menschen in seiner Funktion
als Tierhalter betreffen. 4 Daran schließt sich die Prüfung der Unterschiede der
rechtlichen Behandlung von Heim- und Nutztieren und ihren Haltern an.
Abschließend wird die Rechtmäßigkeit der festgestellten Ungleichbehandlungen
geprüft. Die Ergebnisse werden in einem Fazit dargestellt.
1 Martin, Tierschutz Basiswissen, S.11.
2 Vgl. dazu Martin, Tierschutz Basiswissen, S.11.
3 Ein internationaler Vergleich wäre unter Betrachtung der unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen, wie
z.B. die Stellung der Kuh in Indien als Heiligtum oder des Hundes in China als Nahrungsmittel, sehr interessant.
Sie kann im Rahmen dieser Untersuchung jedoch nicht geleistet werden.
4 Dabei wird eine Vorauswahl getroffen. Normen die offensichtlich keine unterschiedliche Behandlung von
Nutz- und Heimtieren beinhalten werden nicht aufgeführt.
1

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B) Tier: Haustier, Nutztier, Heimtier
I. Tier
Der Begriff Tier ist im deutschen Recht legal nicht definiert. 5 Dennoch lässt sich eine
Eingrenzung des Tierbegriffs vornehmen. Ein Tier ist jedes lebende Tier, unabhängig
von seinem Entwicklungsstand. 6 Tote Tiere und Tiereier sind nicht umfasst. 7
II. Haustier
Die Gruppe der Tiere kann in frei lebende und nicht frei lebende Tiere 8 unterteilt
werden. 9
Alle nicht frei lebenden Tiere bilden die Gruppe der Haustiere. 10 In ergänzender
Definition sind Haustiere alle domestizierten Tiere, unabhängig von dem mit ihrer
Haltung verfolgten Zweck. 11 Weiter ergänzend formuliert sind dies alle Tiere, die mit
dem Menschen nicht frei lebend, zusammenleben und mit ihm in einem bestimmten
Verhältnis stehen. 12
Die Gruppe der Haustiere hat sich unter einer Differenzierung nach dem
Haltungszweck in die Gruppen Nutz- und Heimtiere aufgeteilt. 13
5
Zwar ist in § 20a BNatSchG der Begriff Tiere definiert. Jedoch erfolgt eine Definition nur im Rahmen des
fünften Abschnitts des BNatSchG. Danach sind Tiere a) wildlebende, gefangene oder gezüchtete und nicht
herrenlos gewordene sowie tote Tiere wildlebender Arten, b) Eier, Larven, Puppen und sonstige
Entwicklungsformen von Tieren wildlebender Arten, c) ohne weiteres erkennbare Teile von Tieren wildlebender
Arten und d) ohne weiteres erkennbar aus Tieren wildlebender Arten gewonnene Erzeugnisse.
6
Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, TierSchNutzV, § 1 Rn.11.
7
Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, TierSchNutzV, § 1 Rn.11.
8
Nicht frei lebende Tiere ist synonym mit wildlebenden Tieren zu verstehen. Gem. § 1 Abs. 1 Satz 1
Bundesjagdgesetz (BJagdG) sind Tiere die als „Wild“ bezeichnet werden, wildlebende Tiere, die dem Jagdrecht
unterliegen.
9
Eine Definition erfolgt nur aus juristischer Sicht. Vgl. Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, § 11b, Rn.2: Der
Kommentar unterteilt inzidenter wild und nicht wild lebende Tiere. Leider verwendet er insgesamt keine
stringente Terminologie (so werden z.B. in § 2, Rn. 2 die Begriffe Haustier, Nutztier und Heimtier uneinheitlich
nebeneinander verwendet).
10
Der Begriff wird vom Gesetzgeber z.B. in § 833 BGB ohne Definition verwendet. Die Kommentierung in
Palandt, § 833, Rn.5.
11
Vgl. Goetschel/Bolliger, Das Tier im Recht, S.83.
12
Vgl. Martin, Tierschutz Basiswissen, S.11.
13
Das Gutachten verwendet ausschließlich diese Zweiteilung. Der Begriff Haustiere wird nicht weiter
verwendet.
2

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III. Nutztier
Unterschiedliche Legaldefinitionen des Begriffes Nutztier finden sich in der
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) 14 und der
Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV). 15
Gem. § 2 Ziffer 1 TierSchNutzV sind Nutztiere: „landwirtschaftliche Nutztiere sowie
andere warmblütige Wirbeltiere, die zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, Wolle,
Häuten oder Fellen oder zu anderen landwirtschaftlichen Zwecken gehalten
werden.“ 16
Gem. § 2 Ziffer 1 TierSchTrV sind Nutztiere im Sinne der Verordnung Einhufer und
Tiere der Gattung Rind, Schaf, Ziege und Schwein, soweit sie Haustiere sind.
Beide Definitionen haben keinen allgemeingültigen Charakter. Vielmehr sind die
Definitionen auf den Sinn und Zweck der jeweiligen Verordnung ausgerichtet.
Eine allgemeingültige Definition muss sich am Zweck des Tieres orientieren. Danach
sind Nutztiere nicht frei lebende Tiere, von denen der Mensch in seinem eigenen
Interesse einen bestimmten nicht ideellen Nutzen erwartet.
IV. Heimtier
Der Begriff Heimtier ist im Europäischen Übereinkommen zum Schutz von
Heimtieren definiert als Tier, das der Mensch insbesondere in seinem Haushalt zu
seiner eigenen Freude und als Gefährten hält. 17 Zwar erfolgt eine Abgrenzung nach
dem Zweck. Sie ist jedoch zu ungenau.
In ergänzender negativer Definition sind Heimtiere alle nicht frei lebenden Tiere,
außer sie sind Nutztiere. Darüber hinaus kann eine positive Abgrenzung erfolgen,
indem Heimtiere als alle nicht frei lebenden Tiere definiert werden, die dem
14
Vom 25.10.2001 (BGBl. I S.2758), Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
vom 28.2.2002 (BGBl. I S.1026).
15
idF vom 11.6.1999 (BGBl. I S.1337) geändert durch Art. 377 der Siebenten Zuständigkeitsanpassungs-
Verordnung vom 29.10.2001 (BGBl. I S.2785) und durch Art. 11 des Gesetzes zur Neuorganisation des
gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit vom 6.8.2002 (BGBl. I S.3082).
16
In Anlehnung an die Definition des Begriffes „Tier“ in Art.2 Ziffer1 der Richtlinie 98/58/EG des Rates vom
20. Juli 1998 über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere (Abl. Nr. L 221 vom 08.08.1998, S.23-27).
17
Europäisches Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren vom 13.November 1987 (Gesetz vom 1.Februar
1991, BGBl. II S.402); Vgl. Goetschel/Bolliger, Das Tier im Recht, S.83.
3

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Menschen zu einem ideellen Zweck dienen, und die mit dem Menschen in einem
gemeinsamen Raum leben.
4

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C) Rechtsgrundlagen der Behandlung von Nutz- und Heimtieren
Für die Untersuchung möglicher Ungleichbehandlungen zwischen Nutz- und
Heimtieren sind zunächst die Rechtsgrundlagen zu bestimmen, die eine
unterschiedliche Behandlung erkennen oder zumindest vermuten lassen. 18
I. Staatsziel Tierschutz gem. Art. 20a Grundgesetz (GG) 19
Auf verfassungsrechtlicher Ebene wird das Tier durch die Staatszielbestimmung des
Art. 20a GG geschützt. 20
Weder aus dem Wortlaut 21 noch unter ergänzender Auslegung ist eine
unterschiedliche Behandlung von Nutz- und Heimtieren erkennbar.
Eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren erfolgt nicht.
II. Das Tier im Zivilrecht
Das Zivilrecht 22 normiert keine Rechtsträgerschaft des Einzeltieres. Jedoch eine im
objektiven Normengefüge hervorgehobene Rechtsstellung. 23
1. Tierhalterhaftung gem. § 833 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
§ 833 BGB regelt die Haftung des Tierhalters, wenn durch ein Tier ein Mensch
getötet oder verletzt, oder eine Sache beschädigt wird. 24
18 Wie bereits in der Einleitung ausgeführt, beschränkt sich die Darstellung auf Normen bei denen eine
unterschiedliche Behandlung von Nutztieren und Heimtieren zumindest möglich erscheint.
19 BGBl. I 2002 S.2862.
20 Art. 20a wurde 2002 auf den Schutz der Tiere erweitert. Vgl. Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, Art. 20a,
Rn. 1 ff. v. Loeper, in: Kluge, Tierschutzgesetz, Einführung, Rn.104ff.
21 Vgl. den Wortlaut des Art. 20a GG: Der Staat schützt ... ...die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen
Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und
die Rechtsprechung.
22 Creifelds, Rechtswörterbuch, S.1508, 962: Das Zivilrecht umfasst das materielle Privatrecht, i.w.S. aber auch
alle Rechtsnormen, die zur Durchsetzung des Privatrechts im Einzelfall dienen. Das Privatrecht regelt die
Rechtsbeziehungen verschiedener Rechtssubjekte auf dem Boden der Gleichordnung. Zum Privatrecht gehört
vornehmlich das Bürgerliche Recht.
23 Kluge, Tierschutzgesetz, S.71. Die gesetzlichen Neuregelungen wurden durch das „Gesetz zur Verbesserung
der Rechtsstellung des Tieres“ vom 20.08.1990 (BGBl. I S.1762) geschaffen.
24 Palandt, BGB-Kommentar, § 833, Rn.1.
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Gem. § 833 Satz. 1 BGB besteht eine Gefährdungshaftung des Halters für sein
Heimtier. Für den Halter von Nutztieren ist nach Satz 2 eine Haftung für vermutetes
Verschulden normiert. 25
Es besteht eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren.
2. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs.2 Satz 2 BGB
Für die Verletzung seines Tieres kann der Geschädigte gem. § 251 Abs.2
Satz.2 BGB Geldersatz verlangen, dessen Höhe den Wert des Tieres erheblich
übersteigt. 26
Es ist fraglich, ob eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren besteht.
3. Eigentümerbefugnisse gem. 903 Satz 2 BGB
Der Eigentümer eines Tieres hat gem. § 903 Satz 2 BGB bei der Ausübung seiner
Befugnisse die besonderen Vorschriften zum Schutz der Tiere zu beachten.
Eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren besteht nicht.
4. Zwangsvollstreckung gegen das Tier
Die Zwangsvollstreckung an Tieren ist in § 765a Zivilprozessordnung (ZPO) normiert.
Sie ist zulässig, sofern die Verantwortung des Menschen für das Tier berücksichtigt
wird. 27
Gemäß § 811c ZPO sind Tiere, die im häuslichen Bereich und nicht zu
Erwerbszwecken gehalten werden, grundsätzlich unpfändbar. 28
Fraglich ist, ob eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren besteht.
25 Palandt, BGB-Kommentar, § 833, Rn.1.
26 MüKo, § 251, Rn.54; Palandt, BGB, § 251, Rn.8: Das der Wert des Tieres nicht maßgeblich ist, galt schon vor
der Normierung des Satz 2 durch das Gesetz zur Verbesserung der Rechtstellung des Tieres im bürgerlichen
Recht vom 20.08.1990 (BGBl. I S.1762).
27 Vgl. Putzo, ZPO-Kommentar, § 765a ZPO Rn.1 f.
28 Vgl. Putzo, ZPO-Kommentar, § 811c ZPO Rn.1 f.
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III. Strafrechtlicher Schutz für das Tier
Strafrechtlichen Schutz 29 erfährt das Tier unmittelbar durch die Normen des
Tierschutzgesetzes und mittelbar durch das Strafgesetzbuch (StGB).
1. Schutz des Tieres gem. § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG)
Gem. § 17 TierSchG erfahren Wirbeltiere einen strafrechtlichen Schutz gegen eine
Tötung ohne vernünftigen Grund und/oder gegen die Zufügung von Schmerzen und
Leiden in einer bestimmten Qualität und Intensität. 30 Andere Tiere sind durch
§ 17 TierSchG nicht geschützt.
Fraglich ist, ob eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren besteht.
2. Mittelbarer Schutz des Tieres durch das Strafgesetzbuch
Das Strafgesetzbuch schützt Tiere nur mittelbar. Entsprechend ihrem Status als
einer Sache gleich 31 , werden alle Tiere als Sachen geschützt. Beispiele sind die
Strafbarkeit des Diebstahls einer Tieres gem. § 242 f. StGB oder die Verletzung
eines Tieres als Sachbeschädigung gem. § 303 f. StGB. 32
Eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren erfolgt nicht.
IV. Der Umgang mit dem Tier im Verwaltungsrecht
Das Verwaltungsrecht beinhaltet die Gesamtheit der Rechtssätze, welche die
Tätigkeit der öffentlichen Verwaltung regeln. 33
29
Creifelds, Rechtswörterbuch, S.1178: Das Strafrecht umfasst die Gesamtheit der Rechtsnormen, die Inhalt und
Umfang der staatlichen Strafbefugnis bestimmen.
30
Vgl. Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, § 17, Rn.1 f.; Kluge, Tierschutzgesetz, § 17, Rn.1 f.;
Lorz/Metzger, Tierschutzgesetz, § 17, Rn.1.
31
§ 90a BGB: Das Tier ist keine Sache, wird aber einer Sache gleich behandelt. Vgl. dazu das Gesetz zur
Verbesserung der Rechtstellung des Tieres im bürgerlichen Recht vom 20.08.1990 (BGBl. I S.1762).
32
Weiterer strafrechtlicher Schutz ist vorstellbar: Z.B. bei der Verletzung oder Tötung eines Tieres bei einer
Verkehrsunfallflucht nach § 142 StGB.
33
Creifelds, Rechtswörterbuch, S.1397.
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1. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) 34
Das Bundesnaturschutzgesetz ist ein Rahmengesetz nach Art. 75 Abs. 1Nr. 3 GG,
dass einen Schutz von Flora und Fauna und die Landschaftspflege normiert. 35
Geschützt sind wildlebende Tiere in ihrer Eigenschaft als Art und Population. 36 Heim-
und Nutztiere sind nicht Gegenstand des Naturschutzrechts.
Eine Unterscheidung zwischen Heim- und Nutztieren erfolgt nicht.
2. Bundesjagdgesetz (BJagdG) 37
Das Bundesjagdgesetz normiert nur Vorgaben für wildlebende Tiere, die dem
Jagdrecht unterliegen (Wild). Heim- und Nutztiere fallen nicht unter den
Anwendungsbereich des Jagdrechts.
Eine Unterscheidung zwischen Heim- und Nutztieren besteht nicht.
3. Tierschutzgesetz (TierSchG) 38
Das Tierschutzgesetz ist die zentrale Rechtsgrundlage für einen Umgang des
Menschen mit dem Tier im deutschen Recht.
Das Tierschutzgesetz schützt umfassend das Tier in seiner Eigenschaft als
Mitgeschöpf des Menschen aus der Verantwortung des Menschen gegenüber dem
Tier. 39
34
Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG) vom 25.März 2002,
BGBl. I S.1193.
35
Vgl. Sanden, Umweltrecht, S.259 f.; Bender/Sparwasser/Engel, Umweltrecht, S.156 f.; Kloepfer,
Umweltrecht, S.846 f.
36
Vgl. Kloepfer, Umweltrecht, S.915 f.
37
vom 29.November 1952, BGBl. I 1952,780, zuletzt geändert am 24.08.2004, BGBl. I, S.2198.
38
in der Fassung der Bekanntmachung vom 25.05.1998 (BGBl. I, S. 1105) zuletzt geändert durch Art. 191 der
Siebten Zuständigkeitsanpassungsverordnung vom 29.10.2001 (BGBl. I. S. 2785). Der Anwendungsbereich
erstreckt sich auf alle lebenden Tiere. Jedoch sind wirbellose Tiere sind aus dem Schutzbereich einzelner Normen
herausgenommen.
39
Kluge, Tierschutzgesetz, Einführung, Rn.104f.; Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, § 1, Rn.1 f.
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Nach seinem Wortlaut unterscheidet das Tierschutzgesetz nicht zwischen Heim- und
Nutztieren. Auch unter weiterer Auslegung erfolgt keine unmittelbare
Unterscheidung.
Jedoch ist das Tierschutzgesetz Rechtsgrundlage für eine Vielzahl von
Verordnungen 40 , die einen speziellen Umgang mit dem Tier normieren. 41 Die
Verordnungen werden nachfolgend untersucht.
Das Tierschutzgesetz unmittelbar unterscheidet nicht zwischen Nutz- und
Heimtieren. Es ist aber fraglich, ob eine Unterscheidung durch die weiteren
spezialgesetzlichen Regelungen im Vergleich mit oder und dem Tierschutzgesetz
erfolgt.
a) Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV) 42
Die Tierschutz–Schlachtverordnung regelt gem. § 1 Nr.3, 4 i.V.m.
Abschnitt 4 TierSchlV die Schlachtung oder Tötung von Tieren, die zu Zwecken der
Gewinnung von Fleisch, Häuten, Pelzen oder sonstigen Erzeugnissen gehalten
werden; weiter behördlich angeordnete Tiertötungen gem. § 1 Nr.5 i.V.m.
Abschnitt 4TierSchlV
Der Anwendungsbereich ist nahezu ausschließlich auf das Schlachten und Töten
von Nutztieren reduziert. Eine Tötung von Heimtieren richtet sich, außer bei einer
behördlich veranlassten Tötung, nach den Grundlagen des Tierschutzgesetzes.
Eine Unterscheidung zwischen Heim- und Nutztieren findet im Rahmen des
Anwendungsbereiches der Tierschutz-Schlachtverordnung nicht statt.
Auch eine Tötung nach den allgemeinen Vorgaben der §§ 4 f. Tierschutzgesetz
erfolgt für Nutztiere und Heimtiere grundsätzlich gleich.
40 Rechtsverordnungen stehen im Rang unter dem Gesetz. Soweit sie die Grenzen ihrer gesetzlichen
Ermächtigung überschreiten, dürfen sie nicht im Widerspruch zum TierSchG stehen. Eine Regelung muss mit
sämtlichen höherrangigen Regelungen im Einklang stehen.
41 Das Tierschutzgesetz weist dreizehn Ermächtigungsgrundlagen zugunsten des Bundesministeriums für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft auf. Viele Ermächtigungen wurden bislang nicht
wahrgenommen und umgesetzt: Vgl. z.B.: § 2a TierSchG, Haltung (2a), Schlachtung (4b), Betäubung (§ 5),
dauerhafte Kennzeichnung von Tieren (6), Abwehr von Gesundheitsgefahren (§ 7), Beschränkung der Zucht
(§ 11b), Einfuhr von Tieren (§ 12), bezüglich Wildtiere (§ 13), (§ 13a), (§ 16), (§16b), (§ 16c), (§ 21a), (§ 21b).
42 vom 3.3.1997 (BGBl. I S.405), geändert durch Verordnung vom 25.11.1999 (BGBl. I S.2392).
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Lediglich bei einem Vergleich zwischen einer Tötung nach der Tierschutz–
Schlachtverordnung und einer Tötung nach dem Tierschutzgesetz ergibt sich, dass
durch die differenzierten Rechtsgrundlagen der spezielleren Tierschutz-
Schlachtverordnung eine Tötung unter unterschiedlichen Vorgaben verläuft.
Dies bedeutet jedoch keine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren. 43
b) Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) 44
Die Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur
Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung legt allgemeine
Anforderungen an Haltungseinrichtungen, und die Überwachung, Fütterung und
Pflege von landwirtschaftlichen Nutztieren fest. Durch die Verordnung werden die
Pflichten aus § 2 TierSchG als der Grundvorschrift für die Tierhaltung konkretisiert. 45
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung beschränkt in § 1 den
Anwendungsbereich auf Nutztiere 46 , die zu Erwerbszwecken gehalten werden. Auf
Nutztiere die nicht zu Erwerbszwecken gehalten und auf Heimtiere ist die
TierSchNutztV nicht anwendbar.
Eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren innerhalb der Tierschutz-
Nutztierhaltungsverordnung findet nicht statt.
Fraglich ist aber, ob durch die allgemeinen Tierhaltungsvorgaben der §§ 2, 2a
Tierschutzgesetz und der speziellen Haltungsvorgaben der Tierschutz-
Nutztierhaltungsverordnung bei der Haltung von Tieren eine Unterscheidung
zwischen Nutz- und Heimtieren erfolgt.
43
Eine Tötung nach der Tierschutz-Schlachtverordnung betrifft ausschließlich Nutztiere betrifft, so dass die
Tötung von Nutztieren nahezu immer nach den spezielleren und differenzierteren Vorgaben verläuft. Dagegen
erfolgt eine Tötung von Heimtieren nahezu immer nach den allgemeinen Vorgaben des Tierschutzgesetzes.
44
Vom 25.10.2001 (BGBl. I S.2758), Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
vom 28.2.2002 (BGBl. I S.1026).
45
Hirt/Maisack/Moritz, TierSchG-Kommentar, TierSchNutztV, § 3, Rn.1.
46
Vgl Teil B III.
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c) Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) 47
Die Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport
(Tierschutztransportverordnung - TierSchTrV) 48 legt insbesondere die Anforderungen
an das Transportmittel, sowie die Ernährung und Pflege der Tiere beim Transport
fest. 49 Die Tierschutztransportverordnung ist nicht auf Nutztiere beschränkt.
Innerhalb der Tierschutztransportverordnung findet keine Unterscheidung zwischen
Nutz- und Heimtieren statt.
d) Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchTrV) 50
Die Tierschutz-Hundeverordnung gilt nach § 1 TierSchHundeV für das Halten und
Züchten von Hunden. Die Verordnung gilt für alle Haushunde. 51
Der Hund wird überwiegend als Heimtier gehalten. Als Nutztier arbeitet er z.B. als
Hirten-, Blinden-, Polizei-, Wach-, Rettungs-, oder Zuchthund.
Eine Unterscheidung zwischen Nutz- und Heimtieren findet nicht statt.
47 idF vom 11.6.1999 (BGBl. I S.1337) geändert durch Art. 377 der Siebenten Zuständigkeitsanpassungs-
Verordnung vom 29.10.2001 (BGBl. I S.2785) und durch Art. 11 des Gesetzes zur Neuorganisation des
gesundheitlichen Verbraucherschutzes und der Lebensmittelsicherheit vom 6.8.2002 (BGBl. I S.3082).
48 Vgl. BGBl. I S.3082.
49 Die meisten Vorschriften der VO stützen sich auf § 2a TierSchG. Ermächtigungsgrundlage für die
§§ 37 Abs.1, Abs.2; 33a; 36a ist § 12 Abs.2 S.1 TierSchG. Auf § 16 Abs.5 TierSchG beruht
§ 34 Abs.2 S.1, Abs.4 und Abs.5.
50 Vom 02.05.2001 (BGBl. I S. 838).
51 Kluge, Tierschutzgesetz, S.487: Somit gilt die Verordnung nicht für wilde Hunde. Da es in Deutschland keine
wilden Hunde mehr gibt ergibt es sich unter lebensnaher Betrachtung aus der Natur der Sache, dass die
Verordnung faktisch für alle Hunde gilt.
11

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D) Unterschiedliche Behandlung von Nutz- und Heimtieren
Bei verschiedenen Rechtsnormen ist eine unterschiedliche Behandlung von Nutzund
Heimtieren offensichtlich. Weiter gibt es gesetzliche Vorgaben, bei denen eine
unterschiedliche Behandlung fraglich ist.
Eine unterschiedliche Behandlung ist nicht immer eine Ungleichbehandlung.
Vielmehr muss unter dem Gleichbehandlungsgrundsatz 52 geprüft werden, ob eine
unterschiedliche Behandlung als eine Ungleichbehandlung zu werten ist. 53 Eine
unterschiedliche Behandlung ist dann eine rechtlich relevante Ungleichbehandlung,
wenn eine Ungleichbehandlung von „wesentlich Gleichem“ erfolgt. 54
Dabei werden die Grundsätze des Gleichbehandlungsgrundsatzes analog
herangezogen. 55 Denn der Gleichbehandlungsgrundsatz gilt nur zwischen den
Menschen. Er gilt nicht zwischen Mensch und Tier und auch nicht zwischen den
Tieren untereinander.
Fallgruppen sind:
- Wesentlich Gleiches darf nicht willkürlich ungleich behandelt werden. 56
Danach besteht eine rechtlich relevante Ungleichbehandlung, wenn Nutz- und
Heimtiere trotz vergleichbarer tatbestandlicher Voraussetzungen auf der
Rechtsfolgenseite ungleich behandelt werden.
- Wesentlich Ungleiches darf nicht willkürlich gleich behandelt werden. 57 So
besteht ebenfalls eine rechtlich relevante Ungleichbehandlung, wenn an
52 Creifelds, Rechtswörterbuch, S.547: Die Pflicht zur Gleichbehandlung entspricht der Gleichheit vor dem
Gesetz nach Art. 3 Grundgesetz. Der Gleichbehandlungsgrundsatz gilt nur zwischen natürlichen Personen, also
Menschen. Er gilt nicht zwischen Mensch und Tier und nicht innerhalb der Gruppe der Tiere.
53 Vgl. BVerGE 1, 14,16;Manssen, Staatsrecht I, Grundrechtsdogmatik, München 1995; König, JuS 1995, S.313.
54 Pieroth/Schlink, Grundrechte, Staatsrecht II, Rn.431; BVerGE 49, 148/165.
55 Denkbar wäre es auch auf die Behandlung der Nutz- und Heimtierhalter abzustellen. Dies würde jedoch nur zu
einem unscharfen Ergebnis führen, da es um den Vergleich der Belange der Tiere geht.
56 Pieroth/Schlink, Grundrechte, Staatsrecht II, Rn.436.
57 Pieroth/Schlink, Grundrechte, Staatsrecht II, Rn.436; Das BverG führt dazu aus: „Der Gleichheitssatz verbietet
dem Gesetzgeber wesentlich Gleiches willkürlich ungleich und wesentlich Ungleiches willkürlich gleich zu
behandeln.“, BVerGE 1, 14,16; BVerGE 49, 148,165. Nach neueren Urteilen liegt eine rechtlich relevante
Ungleichbehandlung bereits dann vor, wenn zwischen den Vergleichsgruppen „keine Unterschiede von solcher
Art und solchem Gewicht bestehen, dass sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten“, BVerGE 55,
72,88; BVerGE 85, 238,244.
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verschiedene, nicht vergleichbare Sachverhalte bei Nutz- und Heimtier eine
vergleichbare Rechtsfolge geknüpft ist.
I. Tierhalterhaftung gem. § 833 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
1. Nutztier
Ist in einem Anwendungsfall des § 833 BGB das Tier ein Haustier, das dem Beruf,
der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist, also
ein Nutztier 58 , entfällt die Gefährdungshaftung des Satzes 1. Stattdessen kommt es
auf ein Verschulden des Halters an.
Zunächst wird das Vorliegen von Verschulden vermutet, § 833 S.2 BGB. 59 Die
Vermutung ist widerlegt, wenn der Halter die im Verkehr erforderliche Sorgfalt an den
Tag gelegt hat, oder der Schaden auch bei Entgegenbringen der im Verkehr
erforderlichen Sorgfalt eingetreten wäre. 60
2. Heimtier
Der Halter eines Heimtieres haftet im Schadensfall nach § 833 S.1 BGB
verschuldensunabhängig.
Die Haftungserleichterung des Satz 2 greift nicht. Eine auf Affektion oder Zuneigung
basierende Haltung genügt keinem der von Satz 2 geforderten Zwecke. 61
3. Ergebnis
Bei der Tierhalterhaftung nach § 833 BGB wird der Nutztierhalter durch eine
Haftungserleichterung privilegiert.
Dient das Tier dem Beruf, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalt, haftet der Halter
bei Nichteinhaltung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt, außer wenn der Schaden
auch bei pflichtgemäßen Verhalten aufgetreten wäre.
58 Vgl. Teil B III.
59 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 833 Rn.14.
60 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 833 Rn.22.
61 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 833 Rn.14.
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II. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs.2 Satz.2 BGB
Die Obergrenze für den erstattungsfähigen Schaden in Form von
Behandlungskosten für ein verletztes Tier bildet in Fällen, in denen die Kosten den
materiellen Wert des Tieres übersteigen, der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. 62
1. Heimtier
Wegen des Affektionsinteresses 63 des Halters an einem Heimtier, können
Behandlungskosten, die den materiellen Wert eines Tieres übersteigen, zu ersetzen
sein, § 251 Abs.2 S.2 BGB.
2. Nutztier
Es ist fraglich, ob die den Wert des Tieres übersteigenden Behandlungskosten auch
bei Nutztieren ersatzfähig sind. 64
Der Wortlaut des § 251 Abs.2 S.2 BGB enthält keine Einschränkung. Dennoch wird
durch die Rechtsprechung und die Literatur die Norm teleologisch auf Heimtiere
reduziert. 65
Für eine Auslegung gegen den Wortlaut spricht, dass der Gesetzgeber mit der
Einführung des Zusatzes über die Ersatzfähigkeit der Behandlungskosten nicht das
Tier an sich schützen wollte, sondern dem Affektionsinteresse des Halters stärker
Rechnung tragen wollte. 66
So ist der Eigentümer des Tieres nicht verpflichtet, den Ersatz in Höhe der
Behandlungskosten für die Behandlung des Tieres aufzuwenden. Vielmehr kann er
aufgrund der ihm eingeräumten Dispositionsfreiheit beliebig mit dem Geldersatz
verfahren. 67
62 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 251 Rn.8.
63 Liebhaberinteresse, welches auf Erinnerungen und Gefühlen beruht und für die jeweilige Person einen
besonderen Wert darstellt. Vgl. auch Creifelds, Rechtswörterbuch, Begriff: Schadensersatz, S. 1064.
64 Vgl. Oetker, MüKo, § 251 Rn.56.
65 Oetker, MüKo, § 251 Rn.59; BERG, Jus 1978, S.672 (673); Einschränkend Palandt, BGB-Kommentar, § 251
Rn.8: Danach ist auf die Intensität der gefühlsmäßigen Bindungen abzustellen. Die seien bei einem Heimtier
ungleich stärker, als bei einem Nutztier. Im Umkehrschluss ergibt sich aus der Kommentierung, dass aber auch
bei einem Nutztier eine gewisse Intensität der gefühlsmäßigen Bindungen bestehen können.
66 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 251 Rn.8.
67 BGH,61, 58; 76, 221; Palandt, BGB-Kommentar, § 249, Rn.6.
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Dieses Ergebnis wird im Einzelfall der zum Teil engen emotionalen Beziehung
zwischen Haltern und ihren Nutztieren nicht gerecht. Auch bei einem Nutztier kann
ein Affektionsinteresse bestehen. Dieses ist vom Nutztierhalter darzulegen.
Gründe warum ein Affektionsinteresse bei einem Nutztierhalter weniger
schützendwert sein sollten, als bei einem Heimtierhalter sind nicht ersichtlich. Unter
dem Wortlaut und unter weiterer teleologischer Auslegung schützt der Gesetzgeber
das Affektionsinteresse an sich. Bei welcher Art von Tier ist unerheblich.
Bei einem Heimtier liegt die Beweislast für das Nichtbestehen eines
Affektionsinteresses beim Schadensersatzpflichtigen. 68 Gelingt ihm der Nachweis
nicht, das ein solches nicht besteht, greift die Verhältnismäßigkeitsvermutung des
§ 251 Abs.2 S.2 BGB.
Wird ein Nutztier ausschließlich aus wirtschaftlichem Interesse gehalten sind die
Behandlungskosten nur bis zur Höhe des Wertes des Tieres ersatzfähig. 69
3. Ergebnis
Bei Nutztieren, deren Haltungszweck sich auf Erwerbszwecke beschränkt, ist der
materielle Wert die Obergrenze für die Ersatzfähigkeit der Behandlungskosten. 70
Bei Heimtieren und bei Nutztieren, an denen der Halter ein Affektionsinteresse hat,
sind sie darüber hinaus zu ersetzen.
Hat der Halter eines Nutztieres keine Aussicht darauf, die den Wert des Tieres
übersteigenden Heilbehandlungskosten ersetzt zu bekommen, wird er dazu geneigt
sein, das Tier im Verletzungsfall töten zu lassen.
Das ausschließlich zu Erwerbszwecken gehaltene Nutztier ist benachteiligt.
68 Vgl. Greger, Zöller ZPO-Kommentar, vor § 284 Rn.17.
69 Oetker, MüKo, § 251 Rn.56
70 Vgl. Palandt, BGB-Kommentar, § 251 Rn.8.
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III. Zwangsvollstreckung gegen das Tier
Voraussetzungen 71 für eine Unpfändbarkeit von Tieren sind gem. §§ 765a, 811c ZPO
die Haltung im häuslichen Bereich und die Haltung nicht zu Erwerbszwecken.
Andernfalls findet eine Abwägung zwischen dem Affektionsinteresse des Halters an
dem Tier und den wirtschaftlichen Interessen des Gläubigers statt.
Ungeachtet des Grundsatzes des § 811c Abs.1 ZPO hat der Gläubiger
gem. § 811c Abs. 2 ZPO einen Anspruch auf Zulassung der Pfändung, wenn ihm der
Verzicht darauf unzumutbar ist. Unzumutbarkeit liegt vor, wenn die Unpfändbarkeit
für den Gläubiger eine Härte bedeuten würde, die unter Würdigung des Tierschutzes
und der Schuldnerinteressen nicht zu rechtfertigen ist. 72
1. Nutztier
Die Mehrzahl der Nutztiere ist pfändbar. Anders die Nutztiere, die im häuslichen
Bereich und nicht zu Erwerbszwecken gehalten werden, z.B. Blindenhunde.
2. Heimtier
Ein Heimtier ist nicht pfändbar. Dieser Grundsatz ist Ausdruck einer Wertung des
Gesetzgebers. Dem Affektionsinteresse des Heimtierhalters steht das wirtschaftliche
Interesse der Gläubiger gegenüber. Der Gesetzgeber bewertet den immateriellen
Schaden, den der Halter durch die Pfändung erleiden würde, höher als den
wirtschaftlichen Gewinn des Gläubigers.
3. Ergebnis
Über den Haltungsort hinaus differenziert § 811c ZPO zwischen gewerblich und nicht
gewerblich gehaltenen Tieren.
Nicht gewerblich gehaltene Tiere sind regelmäßig unpfändbar. Diese Unterscheidung
hat zur Folge, dass nur Nutztiere gepfändet werden können. Dabei sind die Nutztiere
der Pfändbarkeit entzogen, die an Stelle von gewerblichen Zwecken dem
immateriellen Unterhalt des Halters dienen.
71 Auf das Erfordernis der Beachtung der Verantwortung des Menschen für das Tier (vgl.
§ 765a Abs. 1 S.3 ZPO ) ist nicht einzugehen, da dieses Nutz- und Heimtiere gleichermaßen betrifft.
72 Vgl. Stöber/Zöllner, ZPO, § 811c Rn.3.
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Im Ergebnis ergibt sich eine Benachteiligung von Nutztieren die zu gewerblichen
Zwecken gehalten werden.
IV. Tiertötung gem. § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG)
§ 17 TierSchG stellt das Töten eines Wirbeltieres grundsätzlich unter Strafe. 73
Regelungsinhalt des § 17 TierSchG ist das „Ob“ der Tötung.
Bei der Strafbarkeit der Tötung eines Wirbeltiers wird nicht zwischen Heim- und
Nutztieren differenziert.
Erfolgt die Tötung aus einem vernünftigen Grund, wirkt dieser rechtfertigend. 74 Eine
Strafbarkeit entfällt.
Die Rechtfertigungsmöglichkeit durch einen vernünftigen Grund ist ein Ausfluss des
Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes. 75 Neben der Frage, ob mit der Handlung überhaupt
ein nachvollziehbarer, billigenswerter Zweck verfolgt wurde 76 , umfasst die Prüfung
die Elemente des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes. 77 Bei der Abwägung der
widerstreitenden Güter und Belange sind die Wertungen des Gesetzes und, soweit
aus ihnen kein eindeutiges Ergebnis entsteht, die mehrheitlichen Wert- und
Gerechtigkeitsvorstellungen als Maßstab heranzuziehen. 78
Fraglich ist, ob bei Heimtieren unter anderen Vorraussetzungen ein vernünftiger
Grund angenommen wird als bei Nutztieren. Darin läge eine rechtliche
Ungleichbehandlung.
73
Vgl. Kluge, Tierschutzgesetz, § 17 Rn.15,22.
74
Vgl. Kluge, Tierschutzgesetz, § 17 Rn.29,160 f.: Auf den Streit, ob es sich bei dem Merkmal „ohne
vernünftigen Grund“ um ein Tatbestandsmerkmal oder um einen Rechtfertigungsgrund handelt wird nicht näher
eingegangen. Der Streit ist für die Untersuchung ohne Bedeutung.
75
Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, § 17 Rn.8.
76
Vgl. BayOblG, NJW 1993, S. 2760.
77
Maurer, Allgemeines Verwaltungsrecht, § 10, Rn.17 f.: Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ergibt sich aus
dem Rechtsstaatsprinzip und ist stets zu beachten. Er stellt auf die Zweck-Mittel-Relation ab. Eine Maßnahme,
die als Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zwecks oder Erfolgs eingesetzt wird, muss der
Verhältnismäßigkeit entsprechen. Verhältnismäßig ist eine Maßnahme, die geeignet, erforderlich und
verhältnismäßig i.e.S. (angemessen) ist.
78
Hirt/Maisack/Moritz, Tierschutzgesetz, § 17 Rn.8.
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Auf den ersten Blick besteht eine Ungleichbehandlung zum Nachteil der Nutztiere.
So ist die Tötung von Nutztieren zum Verzehr ihres Fleisches als vernünftiger Grund
akzeptiert. Dagegen ist es fraglich, ob auch der Verzehr von Heimtieren einen
vernünftigen Grund darstellt.
Diese komplexe Frage kann im Rahmen des Gutachtens nicht abschließend und
eindeutig beantwortet werden. Eine Ungleichbehandlung zum Nachteil der Nutztiere
erscheint bei bestimmten Sachverhalten möglich.
V. Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) 79
Das Tierschutzgesetz unterscheidet unmittelbar nicht zwischen Nutz- und
Heimtieren. 80 Die auf Grundlage des § 2a Abs.1 TierSchG erlassenen
Rechtsverordnungen beziehen sich nahezu ausschließlich auf Nutztiere. Eine
Ungleichbehandlung innerhalb einer Verordnung wurde nicht festgestellt. 81
Darüber hinaus ist jedoch zu prüfen, ob eine Ungleichbehandlung durch die
speziellen Regelungen in einer Verordnung und die allgemeinen Regelungen im
Tierschutzgesetz erfolgt.
Die speziellen Haltungsvorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gelten
ausschließlich für Nutztiere. Die allgemeinen Tierhaltungsvorgaben der §§ 2, 2a
Tierschutzgesetz gelten für Nutz- und Heimtiere.
Damit erfolgt auf den ersten Blick eine Privilegierung von Nutztieren, da für diese die
speziellen und strengeren Schutzvorschriften der Tierschutz-
Nutztierhaltungsverordnung gelten. Somit wäre eine Ungleichbehandlung zum
Nachteil der Heimtiere gegeben.
Betrachtet man die speziellen Schutzvorschriften, so sind dies fast ausschließlich
solche, die aus der Natur der Sache auch nur bei einer Haltung von Nutztieren zu
79
Vom 25.10.2001 (BGBl. I S.2758), Verordnung zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung
vom 28.2.2002 (BGBl. I S.1026).
80
Vernachlässigt wird dabei die zuvor nicht entschiedene Frage, ob bei § 17 TierSchG eine Ungleichbehandlung
in Hinblick auf den vernünftigen Grund, und somit eine Ungleichbehandlung zwischen Nutz- und Heimtieren,
besteht.
81
Vgl. Teil C IV 3.
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gewerblichen Zwecken in Frage kommen. Die Vorgaben begründen daher
unterschiedliche Lebenssachverhalte. Das Nutztier erfährt eine andere Haltung als
ein Heimtier. Aufgrund nicht vergleichbarer Sachverhalte besteht keine
Ungleichbehandlung.
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E) Rechtfertigung einer Ungleichbehandlung
Es wurden unterschiedliche Behandlungen von Nutz- und Heimtieren aus den
verschiedenen Rechtsgrundlagen herausgearbeitet. Abschließend ist zu prüfen, ob die
Ungleichbehandlungen gerechtfertigt und damit rechtmäßig sind.
Ungleichbehandlungen bestehen im Zivilrecht.
Im Strafrecht scheint eine Ungleichbehandlung im Rahmen des § 17 TierSchG
vorstellbar. Eine abschließende Bewertung kann im Rahmen des Gutachtens nicht
erfolgen, so dass auch keine Prüfung der Rechtmäßigkeit einer möglichen
Ungleichbehandlung erfolgt.
Im Verwaltungsrecht existieren Privilegierungen aus dem unterschiedlichen Zweck und
der damit verbundenen unterschiedlichen Art der Haltung. Eine Ungleichbehandlung
besteht jedoch weder innerhalb der speziellen Verordnungen, noch unter einem
Vergleich der speziellen und allgemeinen Rechtsnormen.
Da Tiere keine Träger von Rechten sind, kann die Prüfung der Rechtfertigung einer
Ungleichbehandlung nicht unmittelbar anhand der Verletzung der Belange der Tiere
erfolgen. Vielmehr muss eine Betrachtung der Rechte der betroffenen Tierhalter erfolgen.
Eine Ungleichbehandlung ist rechtswidrig, wenn sie den Tierhalter in seinen Rechten
verletzt und die Verletzung nicht gerechtfertigt ist.
Die Feststellung der Rechtswidrigkeit einer Ungleichbehandlung führt dazu, dass die
zugrunde liegende(n) Rechtsnorm(en) geändert werden muss(müssen). Darüber hinaus
kann die Feststellung der Rechtswidrigkeit eine Rechtswirkung erzielen, dass der
Gesetzgeber, besonders unter dem Auftrag des Staatsziels Tierschutz, gefordert ist, den
bestehenden rechtswidrigen Gesetzeszustand zu ändern.
I. Verletzung von Grundrechten der Tierhalter
Nutz- und Heimtiere sind keine Rechtsträger. Die Verletzung eigener Rechte der
Tiere kann nicht geprüft werden. Zu prüfen ist jedoch, ob durch die gesetzlichen
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Vorgaben für Nutz- und Heimtiere eine Ungleichbehandlung normiert ist, die eine
rechtswidrige Verletzung von Rechten der Tierhalter begründet.
Grundrechte die beim Tierhalter verletzt sein könnten, sind beim Nutztierhalter z.B.
die Berufsfreiheit gem. Art. 12 GG und beim Nutz- und Heimtierhalter z.B. die
Eigentumsfreiheit gem. Art. 14 GG. 82
1. Berufsfreiheit des Nutztierhalters aus Art. 12 Abs. 1 S.2 GG
Die Berufsfreiheit wird durch Art. 12 Abs.1 S.2 GG geschützt. Regelt der
Gesetzgeber das „Wie“ der Berufstätigkeit, nimmt er Berufsausübungsregelungen
vor, die in die Berufsfreiheit eingreifen können. 83
Vorschriften über den Umgang mit Tieren sind aus Sicht des beruflichen
Nutztierhalters Berufsausübungsregeln.
Soweit die tierschutzrechtlichen Regelungen nicht final auf die Einschränkung der
Berufsfreiheit einzelner Berufsgruppen gerichtet sind, ist der Schutzbereich der
Berufsfreiheit nur mittelbar betroffen. 84 Für eine Verletzung müssten weitere
Voraussetzungen erfüllt sein, die sich aus den Umständen des Einzelfalls ergeben.
2. Eigentumsfreiheit des Tierhalters aus Art. 14 Abs.1 GG
Das Eigentum an Tieren wird durch Art. 14 Abs.1 GG geschützt. Der Inhalt ergibt
sich aus den zivilrechtlichen Regelungen. 85 § 903 BGB stellt klar, dass der
Eigentümer einer Sache 86 nur in soweit mit ihr nach Belieben verfahren und andere
von jeder Einwirkungen ausschließen kann, soweit nicht das Gesetz und Rechte
Dritter entgegenstehen.
Schranken der Eigentümerbefugnisse unterliegen dem Verhältnismäßigkeitsprinzip. 87
82
Die Verletzung weiterer Grundrechte ist vorstellbar, z.B. aus Art. 2 GG. Eine Prüfung muss anhand des
konkreten Einzelfalls erfolgen.
83
Vgl. Wieland, in: Dreier, GG-Kommentar, Art. 12 Rn.78.
84
Vgl. Wieland, in: Dreier, GG-Kommentar, Art. 12 Rn.79.
85
Vgl. Wieland, in: Dreier, GG-Kommentar, Art. 14 Rn.37.
86
Zu der Stellung des Tieres im Zivilrecht vgl. Teil C II 3.
87
Vgl. Wieland, in: Dreier, GG-Kommentar, Art. 14 Rn.118.
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3. Entscheidungsgrundlagen
Für Einschränkungen der Rechte der Tierhalter gilt, dass die Rechtmäßigkeit der
Einschränkungen immer auch im Rahmen einer Verhältnismäßigkeitsprüfung von
einer Abwägung der Interessen des Nutztierhalters und den Belangen des
Tierschutzes abhängt.
In ergänzender Betrachtung sollte darüber hinaus in analoger Anwendung des
Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes auch eine Abwägung der verschiedenen Belange
der betroffenen Nutz- und Heimtiere erfolgen. Das Ergebnis dieser Abwägung strahlt
auf die Abwägung der Belange der Tierhalter aus und kann für eine Entscheidung
ergänzend herangezogen werden.
Welche Faktoren letztlich bei einer Entscheidung herangezogen werden müssen ergibt
sich aus den Umständen der Ungleichbehandlung, den Besonderheiten des Einzelfalls.
II. Rechtmäßigkeit der Ungleichbehandlungen im Zivilrecht
Im Rahmen dieses Gutachtens erfolgt nur eine kurze Rechtmäßigkeitsprüfung der
festgestellten Ungleichbehandlungen. Eine endgültige Entscheidung, ob eine
Ungleichbehandlung gerechtfertigt ist, obliegt einer ausführlichen Prüfung im konkreten
Einzelfall.
1. Tierhalterhaftung gem. § 833 BGB
Der Nutztierhalter wird bei der Tierhalterhaftung nach § 833 BGB privilegiert. 88
Wird ein Tier zu gewerblichen Zwecken gehalten, ist es als Individuum weniger
behütet und damit eine höhere Gefahrenquelle, als ein aus Affektion gehaltenes Tier.
Der Nutztierhalter hat darüber hinaus eine größere Anzahl von Tieren für die er
verantwortlich ist. Daher ist die Haftung des Nutztierhalters nach § 833 S.2 BGB
milder ausgestaltet.
Es ist zweifelhaft, ob eine solche Ungleichbehandlung rechtmäßig ist.
88 Vgl. Teil D I.
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2. Heilbehandlungskosten gem. § 251 Abs. 2 Satz 2 BGB
Bei einer Schädigung des Tieres ist zu differenzieren, ob der Nutztierhalter ebenfalls
ein Affektionsinteresse hat.
Der Gesetzgeber trägt hier den Interessen des Tierhalters Rechnung. Hält jemand
ein Tier nur aus wirtschaftlichen Interessen, kann er bei einem Schaden auch nur
den wirtschaftlichen Wert des Tieres verlangen. Hält jemand, egal ob Nutztierhalter
oder Heimtierhalter, ein Tier aus Interessen, die über eine wirtschaftliche
Betrachtung hinausgehen, so bekommt der Halter im Fall eines Schadens auch
einen höheren Wert ersetzt.
Diese Bewertung ist rechtmäßig, da der Gesetzgeber hier ausdrücklich das
besondere Verhältnis zwischen Mensch und dem Tier als ein individualisiertes
Wesen anerkennt.
3. Zwangsvollstreckung gegen das Tier
Im Zwangsvollstreckungsrecht wird der Nutztierhalter benachteiligt, da gem. § 811c
ZPO das Heimtier nicht pfändbar ist. Allerdings findet dieser Grundsatz eine Grenze,
sobald es dem Gläubiger aufgrund eines hohen materiellen Wertes des Tieres nicht
zugemutet werden kann, auf die Pfändung zu verzichten. 89
Der Gesetzgeber trägt auch hier den Grundsätzen eines ethischen Tierschutzes
insoweit Rechnung, als er grundsätzlich die persönliche Verbindung zwischen einem
Menschen und einem Tier über die wirtschaftlichen Interessen des Gläubigers stellt.
Erst wenn eine Pfändung unzumutbar ist, d.h. aus anthropozentrischer Betrachtung
der Mensch gefährdet ist, haben die Gläubigerinteressen Vorrang.
Auch diese Ungleichbehandlung ist rechtmäßig.
89 Vgl. Teil D III.
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III. Ergebnis
Die Prüfung der Rechtmäßigkeit einer möglichen Ungleichbehandlung zwischen Nutzund
Heimtier im Strafrecht unter den Voraussetzungen des § 17 TierSchG ist im Rahmen
des Gutachtachtens nicht möglich.
Im Zivilrecht ist es zweifelhaft, ob die Ungleichbehandlung nach § 833 BGB rechtmäßig
ist. Die weiteren Ungleichbehandlungen gem. 251 Abs.2 Satz2 BGB und im
Zwangsvollstreckungsrecht sind unter der oben durchgeführten Prüfung rechtmäßig.
Eine absolute Entscheidung kann in allen Fällen im Rahmen des Gutachtens nicht
getroffen werden. Sie obliegt einer weiteren Prüfung im Einzelfall.
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F) Fazit
Der Mensch hat wilde Tiere gezähmt und als Haustiere gehalten. Aus der Gruppe
der Haustiere haben sich die Gruppen Nutz- und Heimtiere entwickelt.
Nutz- und Heimtiere unterscheiden sich aus dem Zweck ihrer Haltung heraus.
Das Staatsziel Tierschutz in Art. 20a GG unterscheidet nicht zwischen Nutz- und
Heimtieren.
Im Zivilrecht bestehen Unterschiede der Behandlung von Nutz- und Heimtieren.
Verursacht das Tier einen Schaden, trifft den Nutztierhalter gegenüber dem
Heimtierhalter eine Haftungserleichterung. Bei der Zwangsvollstreckung ist ein
Heimtier im Gegensatz zum Nutztier grundsätzlich nicht pfändbar. Bei einem
Entschädigungsanspruch gem. § 251 Abs.2 Satz.2 BGB bestehen keine
Unterschiede, wenn an dem geschädigten Nutztier ebenfalls ein Affektionsinteresse
besteht.
Im Zivilrecht begründen die Unterschiede in der Behandlung eine
Ungleichbehandlung. Die Ungleichbehandlungen sind überwiegend rechtmäßig. Bei
der Tierhalterhaftung nach § 833 BGB bestehen Zweifel an der Rechtmäßigkeit.
Weiter ist es fraglich, ob es eine unterschiedliche Behandlung von Nutz- und
Heimtieren im Strafrecht gibt. Im Rahmen des § 17 TierSchG erscheint eine
unterschiedliche Behandlung von Nutz- und Heimtieren vorstellbar. Soweit eine
unterschiedliche Behandlung festgestellt würde, ist es weiter fraglich, ob es sich
dabei um eine rechtlich relevante Ungleichbehandlung handelt und diese
rechtswidrig oder rechtmäßig wäre.
Im Verwaltungsrecht erfolgt eine unterschiedliche Behandlung von Nutz- und
Heimtieren. Jedoch besteht keine Ungleichbehandlung.
Bei den Ergebnissen dieses Gutachtens ist zu berücksichtigen, dass es sich um ein
Kurzgutachten handelt. Ein eindeutiges Ergebnis bedürfte einer intensiveren
Prüfung. Darüber hinaus einer Entscheidung im konkreten Einzelfall.
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G) Literaturverzeichnis
Bender, Bernd;
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Creifelds, Carl Rechtswörterbuch, 13. Aufl., München 1996.
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Goetschel, Antoine F.;
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Moritz, Johannes
Das Tier im Recht, 99 Facetten der Mensch-Tier-Beziehung
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Kloepfer, Michael Umweltrecht, 3.Aufl., München 2004.
Kluge, Hans-Georg (Hrsg.) Tierschutzgesetz Kommentar, Stuttgart 2002.
Lackner, Karl;
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Lorz, Albert Haustiere – Heimtiere – Nutztiere, NuR 1989, S. 337 -
342.
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Lorz, Albert;
Metzger, Ernst
Tierschutzgesetz Kommentar, 5. Aufl., München 1999.
Mansen, Gerrit Staatsrecht I, Grundrechtsdogmatik, München 1995.
Martin, Madeleine
Tierschutz Basiswissen zur Behandlung von
Tierschutzthemen im Unterricht, Fakten – Gedanken –
Unterrichttipps, Wiesbaden 1996.
Maurer, Hartmut Allgemeines Verwaltungsrecht, 15. Aufl., München 2004.
Palandt, Otto (Begründer) Bürgerliches Gesetzbuch Kommentar, 63. Aufl. 2004.
Pieroth, Bodo;
Schlink, Bernhard
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Rebmann, Kurt Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch,
Band V, Schuldrecht Besonderer Teil III, 4. Aufl., München
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Sanden, Joachim Umweltrecht, 1. Aufl., Baden-Baden, 1999.
Thomas, Heinz;
Putzo, Hans
Zivilprozessordnung, Kommentar, 26. Aufl., München
2004.
27

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Zöller, Richard Zovilprozessordnung mit Gerichtsverfassungsgesetz und
den Einführungsgesetzen mit Internationalem
Zivilprozessrecht, EG-Verordnungen,
Kostenanmerkungen, 25. Aufl., Köln 2005.
28