Akademische Feier der Rechtwissenschaftlichen Fakultät der ...

Gnrßadresse des Oberbürgermeisters der Stadt Köln, Fritz Schramma
Magnifizenz,
Spektabilität,
Eminenz, sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,
sehr geehrter Herr Professor Strauch,
meine Damen und Herren,
es entspricht sicherlich dem Geist des ,,Kleinen Schied", wenn der Ober-
bürgermeister der Stadt Köln nach dem Kölner Erzbischof seine Gruß-
adresse entrichtet.
Ich habe Ihnen daher vor diesem Hintergrund gerne den Vortritt gelassen,
Herr Kardinal!
Hatte doch der erste Schiedsspruch des Dominikaners Albertus Magnus
eine salomonische Lösung in der Auseinandersetzung zwischen dem
Stadtherren und der Bürgerschaft gefunden.
Der Erzbischof durfte sein Gesicht wahren, indem die neuen Münzen, die
er um Ostern 1252 hatte schlagen lassen, reguläres Zahlungsmittel blieben.
Die Bürger aber bekamen grundsätzlich Recht. Denn das Zurückrufen gülti-
ger Münzen, dass zu der Auseinandersetzung geführt hatte, sollte zukünftig
nur noch bei zwei genau bestimmten Gelegenheiten erlaubt sein.
Der gute alte Brauch wurde damit wieder eingesetzt.
Was bedeutet dieser Kleine Schied nun für den Oberbürgermeister der
Stadt Köln im Jahre 2002? Die Machtverhältnisse zeigen sich auf den ersten
Blick ganz anders als vor 750 Jahren. Stadtherr ist weder ein geistliches
noch ein weltliches Oberhaupt, vielmehr ist das Volk der Souverän. Hier
sehe ich durchaus eine gewisse Kontinuität. Denn die Bürgerinnen und
Bürger sind schon in dieser wichtigen Entscheidung vor 750 Jahren in ihrer
Position gestärkt worden. Die sogenannte Emanzipation der Kölnerinnen
und Kölner von ihrem Stadtherren hat im Kleinen Schied eine wichtige
Etappe erreicht. Der Geist der Schlacht von Worringen, die ja 1288 - nur
wenige Jahrzehnte später - folgen sollte, ist schon spürbar.