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Akademische Feier der Rechtwissenschaftlichen Fakultät der ...

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weist92. Albert hat "bonorum virorum consilio" (nach Beratung mit guten<br />

Männern) entschieden, und zwar "'secundum dicta et testimonia omnium<br />

antiquorum" (gemäß den Worten und Zeugnissen aller alten Männer). In <strong>der</strong><br />

Münzfrage will er, daß "in hoc antiquorum sollercia obsewetur" (daß dabei<br />

die Sorgfalt <strong>der</strong> Alten beachtet werde). Außerdem will er, daß <strong>der</strong><br />

Erzbischof<br />

„die Kölner Bürger in ihren Freiheiten und Rechten, die entwe<strong>der</strong><br />

schrifllich o<strong>der</strong> durch alte und gute Gewohnheit bis auf diese Zeit<br />

erworben worden sind, ... begünstigt und verteidigt "93.<br />

Diese Wortwahl weist nicht so sehr auf die Beachtung des ,,guten alten<br />

Rechts" hin94 als auf die Rezeption <strong>der</strong> römisch-patristischen Lehre von <strong>der</strong><br />

„ antiqua et rationabilis consuetudo ", die seit dem 12. Jahrhun<strong>der</strong>t das<br />

Rechtsdenken in Deutschland beeinflußte95. So heißt es im Decretum<br />

Gratiani, daß es neben dem Naturrecht eigentlich nur Gewohnheitsrecht<br />

gebe96 und daß die Gewohnheiten des Volkes und die Einrichtungen <strong>der</strong><br />

Vorfahren befolgt werden sollen97. Und Gregor IX. <strong>der</strong> Zeitgenosse <strong>der</strong> hier<br />

handelnden Personen, hatte dekretiert, daß sich eine Gewohnheit sogar<br />

gegen positives Recht durchsetzen könne, wenn sie '%ationabilis et legitime<br />

praescripta" sei98. Albertus und Hugo V. St. Cher befanden sich also auf <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>der</strong> Zeit, wenn sie ihrem Spruch diese kirchliche Rechtsauffassung<br />

mgmndelegten99.<br />

VI. Die päpstliche Bestätigung<br />

Der Spruch des Schiedsgerichts war am 17. April 1252 ergangen. Kurz<br />

darauf muß die Stadt Köln um seine päpstliche Bestätigung nachgesucht<br />

haben. Auch hier ist wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> politische Hintergrund zu beachten:<br />

93 Quellen 11, Nr. 306, S. 31 3: ,,in Iibertatibus et iuribus suis, que vel scripto vel antiqua et bona consuetu-<br />

dine usque ad ista tempora sunt obtenta ... manuteneat, foveat et defendat".<br />

94 So aber noch Otto Brunner, S. 35 1.<br />

95 Vgl. Buisson, S. 45 - 84; Gagner, S. 216f. 295 ff; Kroeschell, S. 308f.<br />

96 D I. 1 sagt: 'Omner 1ege.s aut divinae sunt, aut humanae. Divinae naiura, humanae moribus canstant"<br />

und D. 1. 5 ergänzt: "Conusetudo autem est ius quoddam moribus institutum, quodpro lege suscipitur,<br />

cum deficit lex".<br />

97 D XI. 7 sagt: 'ln hi.7 rvbus, de quibus nihil certi statuit divina scriptura, mospopuli Dei et instituta mai-<br />

orum pro lege tenenda sunt". Und die gratianische Ruhrik geht noch weiter: "Ubi auctoritas deficit, mos<br />

populi et maiorum instituta pro lege serventurr'.<br />

98 Gregor IX. schreibt 1227 - 1234 in <strong>der</strong> Rubrik von C. 11 X. I. 4.: "Consuetudo non <strong>der</strong>ogat iuri naturali<br />

sezr divino, cuius transgressio peccatum inducit; nec positive, nisi sit rationabilis et praescripta"; für die<br />

Voraussetzungen kirchlichen Gewohnheitsrechts vgl. Säpüller, Band I, S. 112 f.<br />

99 Ebenso: Wendehorst, S. 50f.

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