nicht mehr geht - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
nicht mehr geht - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
nicht mehr geht - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24<br />
„Denn tatsächlich, ich wage es kaum zu sagen, sah ich einen Engel...“<br />
Ein Engel in Berlin<br />
Von einer Begegnung der 3. Art mitten in Berlin berichtet Karl Gamper.<br />
Es ist noch gar <strong>nicht</strong> so lange her. Der Abend war früh<br />
<strong>und</strong> ich war nüchtern, stocknüchtern. Das musst du<br />
wissen, denn was ich erzähle, kann seltsam klingen.<br />
Möglicherweise…<br />
Ich ging gedankenverloren durch den Berliner Tiergarten<br />
an diesem lauen Frühlingstag, da hörte ich in mir<br />
ein Ziehen. Es waren dunkle, lange, schleifende Töne,<br />
wie aus einem langen Horn, seltsam fremd <strong>und</strong> doch<br />
rhythmisch in ihren weiten Wellen. Ich schaute auf <strong>und</strong><br />
sah – direkt vor mir – den Stein. Obwohl ich ihn schon<br />
öfter sah, diesmal erschien er mir fremd <strong>und</strong> vertraut,<br />
nah <strong>und</strong> geheimnisvoll einladend zugleich.<br />
Am meisten verblüffte mich,<br />
wie normal mir das erschien.<br />
So ging ich hin, zu diesem Stein, der wie ein bunter<br />
Felsen in bekannter Umgebung liegt <strong>und</strong> setze mich<br />
auf ihn. Sofort umhüllte mich jener Frieden, den ich<br />
aus langen St<strong>und</strong>en der Meditation kannte. Etwas in<br />
mir dachte: Australien, Global Stone. Frieden. Dann<br />
dehnte sich dieses Gefühl <strong>und</strong> eine Weite … eine Stille<br />
übernahm mich. Ich verlor mich. Getragen von einer<br />
sanften Welle aus Liebe. Alles war gut. Alles ist gut.<br />
Alles ist, wie es ist. Ich bin Mensch gewordener Frieden<br />
auf diesem australischen Stein im Outback Berlins.<br />
Wie lange ich da saß? Ich weiß es <strong>nicht</strong>. Es war jener<br />
zustandslose Zustand, dessen herausragendes Merkmal<br />
Einfachheit ist. Eine Schlichtheit, aus der das Einverständnis<br />
mit der Welt, dem Leben, dem Moment geboren<br />
wird. Etwas in mir war verloren <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
umhüllte mich eine Wachheit, eine Klarheit, die ich so<br />
<strong>nicht</strong> kannte <strong>und</strong> die ich unaufgeregt genoss. Es musste<br />
<strong>nicht</strong>s geschehen <strong>und</strong> alles konnte geschehen, denn alles<br />
war, wie es ist <strong>und</strong> ich bin einverstanden.<br />
Einverstanden auch mit dem, was sich meinen Augen<br />
zeigte <strong>und</strong> was ich jetzt, Wochen später, als selten,<br />
doch als zutiefst nährend empfinde. Denn tatsächlich,<br />
ich wage es kaum zu sagen, sah ich einen Engel. Am<br />
meisten verblüffte mich, wie normal mir das erschien.<br />
Als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Ich<br />
lauschte in mich hinein <strong>und</strong> suchte nach Aufgeregtheit,<br />
nach dem Gefühl von Sensation, nach einem<br />
„Das gibt’s doch <strong>nicht</strong>“ - doch da war <strong>nicht</strong>s außer<br />
diesem Einverstanden Sein mit dem, was ist. Und<br />
das war, neben der Natur, dem Stein, der eigenartigen<br />
Menschenleere an diesem oft begangenen Weg<br />
– dieser Engel.<br />
„Du denkst zu viel über Geld nach, Felix,“ sprach mich<br />
der Engel unvermittelt <strong>und</strong> direkt an. „Zu viel!“ Das<br />
stimmt, dachte ich, denn ich arbeite als Bibliothekar<br />
<strong>und</strong> nütze jede freie Minute, um mich tiefer mit diesem<br />
Thema zu befassen, das <strong>nicht</strong> nur mich, sondern die<br />
KGSBerlin 05/2009<br />
© Martina Berg - Fotolia.com