4 - JScholarship
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6 E. Riecke:<br />
nähme, dass die Erde sich so verhalte, als ob in ihrem Innern,<br />
aber verschoben gegen ihren Mittelpunkt, ein einziger Magnetstab<br />
sich befinde. Er hat aus dieser Annahme die Werte<br />
der Declination und der Inclination an der Oberfläche der<br />
Erde berechnet und mit den beobachteten Werten verglichen.<br />
Es beginnt also mit TOBIAS MAYER die ruhmvolle Entwicklung,<br />
die sich in Göttingen auf dem Gebiete der magnetischen<br />
Forschung vollzogen hat. Seine eigene wissenschaftliche Arbeit<br />
fand freilich durch seinen schon im Jahre 1762 erfolgten Tod<br />
einen vorzeitigen Abschluss.<br />
Wir haben erwähnt, dass KÄSTNER und HOLLMANN von den<br />
physikalischen Vorlesungen sich mit der Zeit zurückzogen. So<br />
wurde neben ihnen Raum für jüngere Kräfte. Im Jahre 1770<br />
trat LICHTENBERG, 1771 ERXLEBEN in den Lehrkörper der Universität<br />
ein: beide wurden im Jahre 1775 zu ordentlichen<br />
Professoren befördert. ERXLEBEN starb schon im Jahre 1777,<br />
er hat ein Lehrbuch der Physik geschrieben, welches später<br />
von LICHTENBERG in wiederholten Auflagen neu herausgegeben<br />
wurde, ausserdem übte er eine eifrige literarische Thätigkeit<br />
auf dem Gebiete der Tierarzneikunde. LICHTENBERG lebt in<br />
der Geschichte der Literatur als einer der grössten uud tiefsten<br />
deutschen Humoristen und Satiriker. In der Physik ist sein<br />
Name für immer verbunden mit den von ihm entdeckten electrischen<br />
Figuren, die er in zwei Arbeiten: „Ueber eine neue<br />
Art, die Eigenschaften und die Bewegung des electrischen<br />
Fluidums zu untersuchen" in den Abhandlungen der Göttinger<br />
Societät, 1777 und 1778 beschrieben hat. LICHTENBERG las bis<br />
zu seinem Tode im Jahre 1799 in seiner Wohnung Experimentalphysik.<br />
Seine Vorlesungen übten namentlich auch<br />
durch die darin vorgeführten Experimente eine grosse Anziehung<br />
auf Studierende aller Facultäten aus. Die dazu nötige<br />
Sammlung von Vorlesungsapparaten schaffte er aus eigenen<br />
Mitteln an; sie ging nach seinem Tode in den Besitz der<br />
Universität über.<br />
Der Nachfolger LICHTENBERGS war der jüngere TOBIAS<br />
MAYER, der Sohn des Astronomen. Unter seiner Direction wurde<br />
ein besonderes physikalisches Kabinet eingerichtet, in dem<br />
sogenannten Museum, einem Gebäude, an dessen Stelle jetzt<br />
die Neubauten der Bibliothek sich erheben. In demselben<br />
Gebäude waren auch die naturhistorischen Sammlungen und