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Intellectual Capital Reporting – ein Vergleich von vier Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 2 - Benötigt werden daher neben den finanziellen Kennzahlen immer mehr auch Messungen, die das ‚unsichtbare Vermögen’ sichtbar und damit steuerbar machen. Dieser Bedarf besteht auch unternehmensextern: Einer Untersuchung des Brooking Institute zufolge werden derzeit je nach Unternehmensart zwischen 50% und 95% der Vermögensbestände eines Unternehmens nicht in seiner Bilanz erfasst 6 . Dieses oft als “The GAAP Gap“ 7 oder „The Tangibles-Intangibles Accounting Asymmetry“ 8 umschriebene Phänomen macht Intellectual Capital Reporting für Investoren immer wichtiger. Nach Handelsgesetzbuch §248 (2) gilt für selbsterstellte immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens ein Bilanzierungsverbot. Auch darf für den originären Geschäfts- oder Firmenwert kein Aktivposten angesetzt werden. Derzeit findet das intellektuelle Kapital einer Firma dementsprechend nur im Fall einer Unternehmensübernahme Eingang in die Bilanz (HGB § 255 (4)). Die International Accounting Standards erlauben die Aktivierung eines immateriellen Vermögenswerts nur dann, wenn es „wahrscheinlich ist, dass dem Unternehmen der künftige wirtschaftliche Nutzen aus dem Vermögenswert zufließen wird, und die Anschaffungs- oder Herstellungskosten des Vermögenswertes zuverlässig bemessen werden können“ 9 (IAS 38 (19)). Auch die General Accepted Accounting Principles der USA verbieten im Rahmen des APB 17 den Ansatz nicht eindeutig zuzuordnender Kosten selbsterstellter immaterieller Vermögenswerte. Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren einige Modelle entwickelt, die Wissen in eigenständiger Form bilanzieren. Diese sog. Wissensbilanzen tragen damit den Eigenschaften des Intellektuellen Kapitals Rechnung, die es von Sach- und Finanzkapital unterscheiden: Sie sind zukunfts- und zeitraumorientiert, beinhalten hauptsächlich qualitative Kennzahlen, werden auf freiwilliger Basis unternehmensindividuell erstellt und betrachten vornehmlich Stromgrößen zur Ermittlung der im Unternehmen generierten Wertschöpfung. Einen Überblick über die Problematik und Ansätze, Wissen messbar zu machen, findet sich bei North et al. 1998 10 . Die folgenden Ausführungen schließen an diesen viel zitierten ZFO- Aufsatz an, indem vier gängige Modelle der Wissensbilanzierung auf eine Unternehmenseinheit, die für IT-Skillentwicklung und Wissensvernetzung zuständige Abteilung IT Skill Resources der Commerzbank, angewendet werden: Modell 1: The Danish Guideline for Intellectual Capital Statements 11 Modell 2: Austrian Research Centers Seibersdorf 12 Modell 3: Mehrstufiges Indikatorenmodell nach North et al. 13 Modell 4: IC Rating TM nach Edvinsson 14
Intellectual Capital Reporting – ein Vergleich von vier Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 3 - Die betrachtete Einheit: Die Abteilung IT Skill Resources der Commerzbank IT Skil Resources ist im IT-Bereich der Commerzbank ist sie für die gezielte Entwicklung des Wissenskapitals zuständig. Dazu verfügt die betrachtete Abteilung über ihr intellektuelles Kapital: Die Abteilung besteht aus 12 Mitarbeitern, die aufgrund ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen und ihres Wissens den Humankapitalbestand der Schulungsabteilung darstellen. Untereinander bedienen sich die Mitarbeiter verschiedener Systeme zur Kommunikation und Durchführung ihrer Aufgaben, es bestehen festgelegte Vorgehensweisen und Prozesse und ein ständiger interner Wissensaustausch ( Strukturkapital). Die Kunden der Trainingsabteilung sind intern zu finden: Sie betreut die ca. 2.500 Mitarbeiter des IT-Bereichs der Commerzbank in den Bereichen Qualifizierung, Ressourcenmanagement und - zusammen mit der Personalabteilung - Rekrutierung. Dieses Kundenkapital der Abteilung bildet gemeinsam mit ihrem externen Netzwerk, das aus Bildungsanbietern, Verbänden und Hochschulen besteht, das Beziehungskapital der betrachteten Einheit. Um ihre Kunden optimal betreuen zu können, hat sich IT Skill Resources wie folgt aufgestellt: Das Team ‚Kundenbetreuung’ nimmt eine beratende Funktion ein und entwickelt zusammen mit dem Kunden neue Bildungsbausteine. Für die operative Planung, Organisation und Durchführung der angebotenen Seminare ist das Team Trainingsmanagement’ zuständig. Das Team ‚Wissensvernetzung’ schließlich entwickelt und betreut die von der Einheit erstellten Produkte zum Wissenstransfer innerhalb des gesamten IT-Bereichs der Commerzbank. Im folgenden sollen die oben genannten Modelle zunächst steckbriefartig beschrieben und dann zur Wissensbilanzierung für IT Skill Resources angewandt werden. Modell 1: The Danish Guideline for Intellectual Capital Statements 15 Im Anschluss an ein zweijähriges Forschungsprojekt veröffentlichte die Danish Agency for Trade and Industry im November 2000 die weltweit erste „Guideline for Intellectual Capital Statements“. Sie soll Unternehmen helfen, systematisch und strategisch mit ihren Wissensressourcen zu arbeiten 16 und wird derzeit von über 100 Unternehmen im Rahmen einer ‚Testphase’ angewandt 17 . Ausgangspunkt für die Erstellung einer Wissensbilanz ist die sog. ‘Knowledge Narrative’, die die Strategie des Unternehmens in bezug auf den Kunden beschreibt: Ausgehend von den Kundenbedürfnissen wird der Wert (‘use value’) der Produkte des Unternehmens für den
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