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„Was ist eine Stunde meiner Arbeitsleistung<br />
wert?“ Sie fragen vielleicht weniger,<br />
um den Verkaufspreis der eigenen Leistung<br />
zu kalkulieren. Diesen gibt in der<br />
Regel der Markt vor. Die Frage wird man<br />
sich eher deswegen stellen, um seine eigenen<br />
Kosten in den Griff zu bekommen,<br />
um bestimmen zu können, welche Aufträge<br />
lukr<strong>at</strong>iver sind und welche genau<br />
genommen nur Zeit rauben. Wo könnte<br />
ich meine Arbeitszeit durch eine anzustellende<br />
Aushilfskraft ersetzen? Welche<br />
Kostenkomponenten sollten eingespart<br />
werden? Zahlt sich das, was ich tue,<br />
überhaupt noch aus, oder sollte ich in<br />
ein Angestelltenverhältnis wechseln?<br />
Wert<br />
Um den Wert Deiner Leistung zu beurteilen,<br />
musst Du zunächst die Struktur Deiner<br />
Kosten ermitteln. Was ist bei Dir der<br />
Kostenträger? Ist es ein Projekt, wie etwa<br />
die Programmierung einer Homepage,<br />
oder ein bestimmter Teilprozess Deiner<br />
Tätigkeit, wie zum Beispiel die Zubereitung<br />
eines Kaffees in einem Kaffeehaus?<br />
Oder ist der Kostenträger im Wesentlichen<br />
Deine Arbeitsstunde, an die die<br />
einzelnen Kostenbestandteile geknüpft<br />
werden. Der Kostenträger „Teilprozess<br />
Kaffeezubereitung“ etwa wäre mit Kostenbestandteilen<br />
zu belasten, wie acht<br />
Gramm Kaffee, 100 ml Wasser, 0,01 kw/h<br />
und 1,5 Minuten Arbeitskraft.<br />
koSten<br />
Die zweite wichtige Frage, die man sich<br />
stellen muss, ist die Unterscheidung<br />
zwischen fixen und variablen Kosten.<br />
Fixe Kosten unterliegen, wie der Name<br />
schon sagt, keinen Schwankungen bei<br />
unterschiedlicher Auftragslage. Gleichgültig<br />
ob ich mich vor Aufträgen kaum<br />
Was koste<br />
ICH?<br />
Vor allem Unternehmer aus dem Dienstleistungsbereich werden<br />
sich irgendwann die Frage stellen: „was koste ich?“<br />
text: karl rosam<br />
noch retten kann oder absolut tote<br />
Hose herrscht, meine Büromiete werde<br />
ich so oder so bezahlen müssen. Variable<br />
Kosten hingegen fallen erst an, wenn<br />
t<strong>at</strong>sächlich eine Leistung erbracht wird.<br />
Für den Webdesigner stellen einzeln<br />
zugekaufte Abbildungen variable Kosten<br />
dar, für den Kaffeehausbetreiber<br />
eben Kaffee und Wasser. Warum ist es<br />
so wichtig, diese Kostenarten zu unterscheiden?<br />
Wenn ein neuer Auftrag<br />
angenommen wird, sollte er klarerweise<br />
prinzipiell neben meinen fixen und<br />
variablen Kosten auch einen Gewinn<br />
abwerfen. Was ist aber, wenn er keinen<br />
Gewinn abwirft sondern nicht mal meine<br />
Kosten deckt – muss ich diesen Auftrag<br />
dann ablehnen? Nicht unbedingt.<br />
Besonders in wirtschaftlich schweren<br />
Zeiten, wo ohnehin eine Unterauslastung<br />
vorliegt, werde ich den Auftrag<br />
bereits dann annehmen, wenn er zumindest<br />
mehr Ums<strong>at</strong>z bringt als meine<br />
variablen Kosten ausmachen. Denn<br />
dann tragen sie zur Reduktion meiner<br />
fixen Kosten bei, welche ich ja so oder<br />
so trage, egal ob ich den Auftrag annehme<br />
oder nicht.<br />
Zur Ermittlung der fiktiven Kosten der<br />
eigenen Arbeitsstunde ist das Bruttogehalt<br />
für eine vergleichbare Tätigkeit im<br />
Angestelltenverhältnis heranzuziehen<br />
und dieses durch 100 zu dividieren. Bei<br />
EUR 3.000 Bruttoentgelt wären das EUR<br />
30 pro Stunde, die bereits die Lohnnebenkosten<br />
und Nichtleistungsentgelt wie<br />
etwa Urlaub und Krankheit berücksichtigen.<br />
Im Gegens<strong>at</strong>z zu den fiktiven muss<br />
man sich bei den t<strong>at</strong>sächlichen Kosten<br />
fragen, was man aus den lukr<strong>at</strong>ivsten<br />
Projekten bzw. in einem Angestelltenverhältnis<br />
mit dem der eigenen Qualifik<strong>at</strong>ion<br />
entsprechenden Bruttoentgelt<br />
verdienen könnte, ginge man eben<br />
nicht der zu bewertenden Tätigkeit<br />
nach. Liegen die Einnahmen deutlich<br />
unter diesen Kosten, die man auch Opportunitätskosten<br />
nennt, dann macht<br />
es Sinn, für entsprechende Tätigkeiten<br />
entweder eine Hilfskraft aufzunehmen,<br />
auszulagern, oder sie insgesamt bleiben<br />
zu lassen.<br />
Dem Kostenträger Arbeitsstunde hinzuzurechnen<br />
sind weiters alle Kosten, die<br />
durch den Ums<strong>at</strong>z mit abgedeckt werden<br />
müssten. Hierzu gehören die oben<br />
zitierten variablen Kosten, wie etwa<br />
Verbrauchsm<strong>at</strong>erial, und die fixen Kosten.<br />
Verwende ich für meine Tätigkeit<br />
einen Computer, der EUR 1.000 gekostet<br />
h<strong>at</strong>, dann muss ich diese Kosten durch<br />
vier für vier Jahre Nutzungsdauer, weiters<br />
durch 220 Arbeitstage im Jahr und<br />
weiters durch acht Stunden Laufzeit pro<br />
Tag dividieren, wodurch wir bei immerhin<br />
15 Cent pro Stunde landen. Bei keiner<br />
Vollauslastung, wovon man in Regel<br />
ausgehen muss, da jeder einen Haufen<br />
nicht verrechenbaren Verwaltungskram<br />
erledigen und auch mal zwischendurch<br />
einen Kaffeekl<strong>at</strong>sch einlegen wird, steigen<br />
die Kosten entsprechend an. Fressen<br />
etwa nicht verrechenbare Tätigkeiten<br />
20% meiner Arbeitszeit, dann muss ich<br />
diesen Prozents<strong>at</strong>z den Stundenkosten<br />
zuschlagen. Bei deutlich höheren nicht<br />
verrechenbaren Zeiten sollte man die<br />
„unproduktiven“ Tätigkeiten jedenfalls<br />
nach auszulagernden Arbeiten durchforsten.<br />
Meine Erfahrung besagt: Bleib<br />
auf Dein Business fokussiert und lagere<br />
aus, was nur irgendwie geht. n<br />
junge wirtschaft wien 35