Sprachkontakte - Universität Konstanz
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dt. Schiff|bau → russ. korable|stroenie<br />
(korabl’ ,Schiff’ 10 + stroenie ,Bauen’ < stroit’ ,bauen’)<br />
Auch Zusammensetzungen von Präfixen mit Stämmen finden sich dabei häufig; vgl. etwa<br />
(21) lat. con|scientia (→ franz. con|science ?) → russ. so|znanie ,Bewusstsein’<br />
(in allen Fällen morphologisch wörtl. ,Mit-Wissen’)<br />
dt. Über|gewicht → lit. virš|svoris<br />
russ. sverch- (< s ,von (herab)’ + verch ,oberer Teil’) als Äquivalent zu dt. über- bzw.<br />
griech. hyper- (z.B. sverch-estestvennyj ,über-natürlich’).<br />
Das macht die Abgrenzung des Transfers lexikalischer Bedeutungen gegenüber<br />
grammatischen Funktionen natürlich schwieriger.<br />
(b) grammatische Funktionen<br />
• In vielen Sprachen gibt es neben primären Präpositionen auch sekundäre, d.i. solche<br />
Präpositionen, die aus Präpositionalphrasen mit Substantiven, aus Kasusformen von<br />
Substantiven oder aus infiniten Verbformen entstanden sind. Vgl. z.B. dt. wegen (<<br />
Weg.GEN), infolge, aufgrund, während oder auch eng. in front of, because (< *by<br />
cause (of)), during. Bei einem entsprechend intensiven Sprachkontakt können solche<br />
„neuen“ Präpositionen relativ leicht nachgebildet werden. So auch im<br />
Moliseslavischen, welches nach dem Vorbild des (umgangssprachlichen) Italienischen<br />
verfährt; vgl. etwa<br />
(22) zgora storce<br />
auf Tisch.GEN<br />
,auf dem Tisch’<br />
zgora ist eine Kontraktion aus z gore ,vom Hügel, Berg’ und stellt eine Nachbildung des<br />
süditalienisch-dialektalen ngoppa wörtl. ,auf der Kuppe’ dar (Antonietta Marra, Walter Breu<br />
pers. Mitteilung), welches ebenso als sekundäre Präposition mit der Bedeutung ,auf’<br />
verwendet wird. (Zu diesem Vorgang genereller vgl. Breu 2003: 365f.)<br />
(iii) Form:Funktions-Einheiten oder Kombinationen solcher Einheiten<br />
Hierbei handelt es sich immer um den Transfer von Morphemen aus einer Sprache in eine<br />
andere.<br />
− Beispiele:<br />
(a) lexikalische Bedeutungen<br />
• Im Moliseslavischen werden gelegentlich auch Präpositionen direkt aus dem<br />
Italienischen entlehnt. Sie regieren dabei den Genitiv (so wie in der Regel auch<br />
sekundäre Präpositionen, vgl. etwa Bsp. 22); so etwa sendz a ,ohne’ (← ital. senza)<br />
(vgl. Breu 2003: 366).<br />
• In vielen europäischen Sprachen sind „Präfixoide“ lateinischer oder griechischer<br />
Herkunft geläufig. Vgl. etwa die Morpheme super, extra, hyper u.ä., die sowohl als<br />
präfixale Elemente auftreten können (dt. supermodern, hyperschnell) oder auch als<br />
10 Dies ist seinerseits eine (viel ältere) Entlehnung aus dem Griechischen (korab- ,Schiff’).<br />
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