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„Hotzenplotz“ - APOLLO-Theater Siegen

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12 VoRsCHAu: JAnuAR unD FebRuAR<br />

Apollo-ZeItung<br />

Noch zwei Mal „Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

Jung-revoluzzer contra Alt-68er<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“ – stimmt nicht! Am Dienstag, 6. Januar, und Donnerstag, 8. Januar, steht das rasante gegenwartsstück<br />

um Jung-Revoluzzer und Alt-68er wieder auf dem Apollo-spielplan – vermutlich aber zum letzten Mal.<br />

Zusatzvorstellung am Sonntag, 1. Februar, um 15 Uhr<br />

„Cabaret“ auch am Nachmittag<br />

erstklassige unterhaltung und politische Haltung – im weltberühmten Musical gelingt dieser brisante spagat.<br />

Am Sonntag, 1. Februar,<br />

ist die Geschichte<br />

der Sängerin<br />

Sally Bowles, die zwischen<br />

Karriere und Liebe<br />

hin- und hergerissen wird,<br />

zwei Mal live mitzuerleben.<br />

Für die erste Vorstellung,<br />

Start: 15 Uhr, gibt es noch<br />

Karten. Die Sonntagabendvorstellung<br />

beginnt ausnahmsweise<br />

um 20 uhr.<br />

„Willkommen – Bienvenue<br />

– Welcome!“, singt der<br />

Conferencier im Berliner<br />

Tingeltangel. Aber ein Wort<br />

wie Tingeltangel kennt Cliff<br />

Bardshaw nicht. Für ihn,<br />

den amerikanischen Schriftsteller<br />

ist Sally Bowles Arbeitsplatz<br />

ein „Cabaret“. Wir<br />

schreiben das Jahr 1929. Die<br />

Zeiten sind hart, das Leben<br />

schnell, politisch gärt es,<br />

nazis und Kommunisten liefern<br />

sich Straßenschlachten.<br />

Cliff findet Unterkunft bei<br />

Fräulein Schneider und verdient<br />

als Englischlehrer sein<br />

Geld. Abends stürzt er sich in<br />

das nachtleben rund um den<br />

Kudamm. Während Fräulein<br />

Schneider mit dem jüdischen<br />

Obsthändler Schultz Verlobung<br />

feiert, schmieden auch<br />

Cliff und Sally hochzeitspläne.<br />

Aber hinter der Fassade<br />

der Weltstadt gärt der<br />

Antisemitismus. Als Cliff die<br />

Bedrohung durch die nazis<br />

wahrnimmt, will er Deutschland<br />

verlassen. Doch für<br />

die schwangere Sally ist die<br />

Karriere wichtiger. Das Paar<br />

steht vor einer schweren<br />

Entscheidung.<br />

Weltberühmte Lieder wie<br />

„Life is a Cabaret“, „Maybe<br />

Foto: Bettina Müller<br />

this time“ oder „Two Ladies“<br />

begleiten die mitreißende Ge-<br />

schichte des Musicals. Die<br />

geniale Musik John Kanders<br />

sowie die revueartigen nummern<br />

im „Kit-Kat-Club“, die<br />

die handlung einrahmen,<br />

bilden eine reminiszenz an<br />

die Musicals der 1920er Jahre.<br />

Übrigens: Ursula Cantieni<br />

spielt die rolle des „Fräulein<br />

Schneider“, seit vierzehn<br />

Jahren als „Johanna Faller“<br />

in der TV-Serie „Fallerhof“<br />

einem großen Publikum bekannt.<br />

„Cabaret“-<br />

Vorstellungen<br />

Fr I 30.1. I 20 uhr<br />

sa I 31.1. I 20 uhr<br />

so I 1.2. I 15 uhr<br />

so I 1.2. I 20 uhr<br />

D<br />

iese großartige<br />

80-Minuten-inszenierung<br />

des<br />

Staatstheaters Mainz holte<br />

intendant Magnus reitschuster<br />

im Oktober 2007<br />

erstmals nach <strong>Siegen</strong>. Der<br />

Erfolg bei Publikum und Kritik<br />

war immens – eine atemberaubende<br />

Abrechnung mit<br />

den Alt-68ern.<br />

Worum geht es? Jan und<br />

Peter, beide Mitte 20, haben<br />

ihren Weg gefunden,<br />

die Welt zu verbessern. ihre<br />

Einbrüche in die häuser der<br />

reichen und Schönen stellen<br />

die bürgerliche Ordnung<br />

symbolisch auf den Kopf. Zu<br />

Schaden kommt dabei niemand.<br />

Das geht gut, bis sich<br />

Peters Freundin Jule in Jan<br />

verliebt und bis die drei von<br />

einem der hausbesitzer, einem<br />

reich gewordenen Alt-<br />

68er, auf frischer Tat ertappt<br />

werden.<br />

Jetzt steht plötzlich eine Entscheidung<br />

für oder wider die<br />

echte, die politische radikalität<br />

an: Knast oder Flucht?<br />

rückkehr in das „Scheiß-<br />

System“ oder endgültiges<br />

Abkoppeln von der bürgerlichen<br />

Existenz? Auch private<br />

Überzeugungen stehen auf<br />

dem Prüfstand: ist die „Generation<br />

Golf“ für die freie<br />

Liebe vielleicht zu spießig?<br />

Studi-Special am 8.1.:<br />

Studierende zahlen auf<br />

allen Plätzen nur 6 Euro<br />

Foto: Andreas Zauner<br />

Wiener Komödiant in seiner Lebensrolle<br />

Otto Schenks<br />

„Sternstunde“<br />

Als Mozarts „schauspieldirektor“ begeisterte der große Komödiant und weltbekannte Regisseur<br />

das Apollo-publikum gleich drei Mal. Jetzt kommt er mit seinem erfolgsstück „Die sternstunde<br />

des Josef bieder“ zurück – zu erleben am samstag und sonntag, 17. und 18. Januar.<br />

I<br />

m Dienstplan<br />

des <strong>Theater</strong>s<br />

sollte<br />

heute eigentlich<br />

ein Schließtag stehen.<br />

Aber der alte requisiteur<br />

Josef Bieder sieht sich plötzlich<br />

einem vollen Zuschauerraum<br />

gegenüber. So beginnt er, sich<br />

mit dem Publikum auseinanderzusetzen,<br />

erzählt, was er am <strong>Theater</strong><br />

erlebt hat und weiß natürlich alles<br />

besser.<br />

Josef Bieder, gar nicht bieder, liebt<br />

das <strong>Theater</strong> – besonders die Oper.<br />

Die großen Stars; die berühmten<br />

Dirigenten, er kennt sie alle, samt<br />

ihren Marotten, Ticks und Tricks.<br />

Er macht sie nach, führt sie<br />

vor: den Furtwängler („Der<br />

Auftakt ist die Defloration<br />

der Stille“), den Klemperer,<br />

den Böhm. Er mimt Sänger<br />

und singt gar selbst<br />

(„mit Schluchzer!“), er<br />

demonstriert Varianten<br />

beim Schlussbeifall<br />

(„Der wirkliche Profi<br />

verbeugt sich im<br />

Charakter seiner<br />

Figur – der Schurke<br />

Jago bleibt auch<br />

vor dem Vorhang<br />

böse“), oder die<br />

verschiedenen<br />

„Techniken“, einen<br />

Szenenapplaus<br />

zu ergattern.<br />

Wie man einen „rotwein“<br />

oder einen „Whisky“ farbnah<br />

für die Bühne mixt (mit Cola<br />

oder himbeersaft), wie man<br />

hähnchenkeulen aus Bananen<br />

bastelt und sie vor den notorisch<br />

gefräßigen Sängern in Sicherheit<br />

bringt oder wie man Kunst-Blut produziert<br />

– Bieder plaudert Berufsgeheimnisse<br />

aus, dazu Anekdoten, histörchen,<br />

Kulissengeflüster …<br />

Vor allem bewundert Bieder<br />

das Ballett, erinnert sich ehrfurchtsvoll<br />

an die Grazie eines<br />

nurejew, an die legendäre<br />

Ulanowa. Da läuft er zur hochform auf, entblößt<br />

das blasse Männerbein und gibt, im Tutu<br />

tänzelnd, den sterbenden Schwan: „Erst das<br />

eine Flügerl und dann das andere ...“<br />

Auch zarte Töne fehlen nicht, etwa wenn<br />

Bieder von seiner entsagungsvollen Zuneigung<br />

zur „Lini“ spricht, die er anzulernen<br />

hat, beruflich, die aber<br />

vierzig Jahre jünger ist als<br />

er und natürlich mit einem<br />

Jüngeren ausgeht.<br />

Denn der hat ein Motorrad.<br />

Das geht ans herz:<br />

„Was sind schon vierzig<br />

Jahre Unterschied fürs<br />

Gefühl?“<br />

O t t o<br />

Schenk hat sich<br />

zusammen mit<br />

dem Autor Eberhard<br />

Streul das<br />

Stück auf den Leib geschrieben.<br />

„Ein bißchen<br />

autobiographisch ist<br />

es schon“, meint er.<br />

„ich habe einfach<br />

aus meinem Leben<br />

geplaudert. So<br />

kommt es, daß<br />

der Bieder<br />

keine einzigeAne<br />

k d o t e<br />

erzählt,<br />

die ich<br />

nicht selbst<br />

erlebt hätte.“<br />

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