Die Wirkung von Ecstasy Langzeitfolgen - Ethos
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Was ist <strong>Ecstasy</strong>?<br />
<strong>Die</strong> Substanz, die dies im Gehirn bewirkt,<br />
wird in Labors vollsynthetisch hergestellt,<br />
weshalb <strong>Ecstasy</strong> auch als «Designerdroge»<br />
bezeichnet wird. <strong>Ecstasy</strong> ist kein einzelner<br />
Stoff, sondern setzt sich normalerweise<br />
aus verschiedenen Substanzen zusammen.<br />
<strong>Die</strong> chemische Bezeichnung<br />
des Hauptbestandteils lautet MDMA<br />
(Methylen-Dioxy-N-Methamphetamin),<br />
verwandte Stoffe sind MDEA, MDBD<br />
und BDB. <strong>Ecstasy</strong> wird in Form <strong>von</strong> Tabletten,<br />
Kapseln, Pulver oder Kristallen<br />
geschluckt und hat einen leicht bitteren<br />
Geschmack. Als Abkömmling der aufputschenden<br />
Amphetamine wirkt die Droge<br />
anregend: Der Konsument wird unruhig,<br />
überwach, überaktiv. <strong>Die</strong> Körpertemperatur<br />
steigt, die Muskelspannung ist erhöht,<br />
die Reflexe sind gesteigert. Gleichzeitig<br />
ist der Stoff mit dem Halluzinogen<br />
Meskalin verwandt, was Wahrnehmungsveränderungen<br />
zur Folge hat: <strong>Die</strong> Eindrücke<br />
<strong>von</strong> Sehen, Hören und Tasten werden<br />
verstärkt, verzerrt oder auf völlig ungewohnte,<br />
«abnormale» Weise wahrgenommen.<br />
<strong>Ecstasy</strong> wirkt deshalb anregend, halluzinogen<br />
und entspannend zugleich.<br />
«Auf einmal empfindest du alles ganz anders»,<br />
erklärt Erwin, der auch lange in<br />
dieser Szene lebte. «Deinen Körper, deine<br />
Wahrnehmung, dich selbst ...»<br />
«Etwa eine halbe Stunde, bevor du den<br />
Effekt willst, wirfst du eine Pille ein», erklärt<br />
Christina. <strong>Die</strong> akute <strong>Wirkung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Ecstasy</strong> beruht auf einer starken Ausschüttung<br />
<strong>von</strong> Serotonin, einem wichtigen<br />
Hirn-Botenstoff. Der <strong>Wirkung</strong>seintritt<br />
erfolgt in der Regel 20–60 Minuten<br />
nach der Einnahme. Zwei Stunden später<br />
ist die stärkste <strong>Wirkung</strong> erreicht, nach<br />
weiteren zwei Stunden nimmt sie wieder<br />
ab.<br />
Wenn Szene und Alltag<br />
verschmelzen<br />
Inzwischen verbrachte Christina alle<br />
Wochenenden an Partys, <strong>von</strong> Montag<br />
bis Freitag ging sie zur Schule. Wie viele<br />
andere dieser Szene lebte sie <strong>von</strong> Event<br />
zu Event. Drogen wurden auch unter<br />
der Woche konsumiert. «Wir haben in<br />
den Pausen gekifft und auch <strong>Ecstasy</strong> genommen»,<br />
erinnert sie sich. «<strong>Die</strong> Lehrer,<br />
die merkten das schon. Aber was wollten<br />
die denn machen?!» Weil ihre Noten sich<br />
erheblich verschlechterten und sie sich<br />
oft «affig» benahm, suchte der Klassenlehrer<br />
schliesslich mit ihr eine Drogenberatung<br />
auf. Das Gespräch endete in<br />
einem Deal: «Ich willigte ein, eine Therapie<br />
zu machen, dafür würde ich meinen<br />
Abschluss bekommen.» Tatsächlich<br />
zog Christina die Entgiftung durch, hielt<br />
es aber nur vier Monate aus. Das Mädchen<br />
sehnte sich nach ihren Kollegen,<br />
den Partys, den Drogen, mit denen sie<br />
ihre Gefühlswelt beeinflussen konnte –<br />
und fuhr fort, sich mit Hilfe dieser Substanzen<br />
aufzuputschen, einzulullen, zuzudröhnen.<br />
Ein illegaler Zusatzverdienst<br />
Christina begann zwei Ausbildungen,<br />
doch aufgrund ihres Drogenkonsums<br />
ging es beide Male schief. Als dann einige<br />
ihrer alten Kumpels aus dem Knast<br />
entlassen wurden, machten sie ihr einen<br />
Vorschlag: «Willst du etwas Geld verdienen?»,<br />
fragten sie. «Wir besorgen dir <strong>Ecstasy</strong>,<br />
Amphetamine und Haschisch, und<br />
du bringst es unter die Leute.» Christina,<br />
die über gute Verbindungen in der Partyszene<br />
verfügte und als Arbeitslose natürlich<br />
an einer Verdienstmöglichkeit<br />
interessiert war, willigte in die illegale<br />
Tätigkeit ein. «Das Geschäft gefiel mir<br />
ganz gut», erzählt sie, zumal sie die Drogen<br />
problemlos losbekam: «Während der<br />
Woche hatte ich nun eine Beschäftigung,<br />
am Wochenende konnte ich feiern und<br />
für mich selbst hatte ich jederzeit genügend<br />
Stoff zur Verfügung.»<br />
Schlank, schön und sexy<br />
Als Dealerin bekam Christina einen Einblick<br />
in die Bedürfnisse ihrer Kunden.<br />
«Viele Mädchen holten das Zeug, um<br />
abzunehmen», berichtet sie. <strong>Ecstasy</strong><br />
wirkt aber nicht nur stark appetithemmend,<br />
sondern vermittelt auch das Gefühl,<br />
schön und sexy zu sein, etwas, was<br />
gerade für das weibliche Geschlecht sehr<br />
verlockend ist. «Man bewegt sich schon<br />
anders, man redet anders, lächelt anders<br />
... Gerade für Mädchen, die Komplexe<br />
haben, ist diese <strong>Wirkung</strong> äusserst attraktiv.»<br />
Auf die Aussage angesprochen, auf<br />
den Partys gehe es um platonische Liebe<br />
und Harmonie, nicht aber um Erotik,<br />
schüttelt Christina den Kopf: «Sex spielt<br />
auch eine grosse Rolle, auf jeden Fall.»<br />
Gerade weil die Hemmungen wegfallen<br />
und man jedes Gefühl viel intensiver<br />
wahrnimmt, gehe es nach einer Party oft<br />
«zur Sache».<br />
ethos 2 I 2007 13<br />
ECSTASY