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Die Wirkung von Ecstasy Langzeitfolgen - Ethos

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Weil <strong>Ecstasy</strong> aus illegalen Labors kommt, wird manchmal auf dem Schwarzmarkt<br />

alles andere verkauft, nur kein MDMA.<br />

Desorientiert, depressiv<br />

und dumm<br />

Regelmässig auftretende, unangenehme<br />

Effekte der Droge sind: Störung der Ich-<br />

Abgrenzung, Rastlosigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

eingeschränktes Urteilsvermögen<br />

und Wahrnehmungsstörungen<br />

des Gehörs und des Sehens. «Einmal fanden<br />

wir nach einer Party den Weg nach<br />

Hause nicht mehr», berichtet Christina.<br />

Statt auf der Autobahn die richtige Ausfahrt<br />

zu nehmen, fuhren sie und ihre Kollegen<br />

mehrere Kilometer weiter, bis sie es<br />

schliesslich bemerkten und umkehrten.<br />

«Auf Droge war es lustig und erschreckend<br />

zugleich, den Heimweg nicht zu<br />

finden», erinnert sie sich.<br />

Lässt die <strong>Wirkung</strong> der Droge nach,<br />

kommt es häufig zu Kopfschmerzen,<br />

Angstzuständen, depressiven Verstimmungen,<br />

was die Konsumenten oft mit<br />

der Einnahme anderer Drogen abzuschwächen<br />

versuchen. Auch motorische<br />

Störungen wie ein unsicherer Gang,<br />

verschwommenes Sehen und Zähneknirschen<br />

gehören zu den Folgen des <strong>Ecstasy</strong>-<br />

Konsums.<br />

14 ethos 2 I 2007<br />

Christina ist dankbar, überhaupt klar<br />

denken zu können. In Chat-Foren warnen<br />

Konsumenten andere gerade auch<br />

in dieser Hinsicht. So schreibt einer: «Ich<br />

finde, man sollte das Ganze nicht zu locker<br />

sehen. Ich bin seit über zwei Jahren<br />

am Feiern. Habe krasse Zeiten durch, mit<br />

bis zu 14 Teilen die Nacht. Und jetzt ist<br />

mein Kurzzeitgedächtnis irgendwie hin.<br />

Es kommt immer wieder vor, dass ich<br />

über irgendwas nachdenke und dann mit<br />

einmal voll den Faden verliere. Das ist so,<br />

als würde ich den Resetknopf an meinem<br />

PC drücken und alles ist weg. Das ist im<br />

Alltag manchmal echt sehr belastend.»<br />

Unberechenbar und gefährlich<br />

Eine grosse Gefahr besteht darin, dass<br />

der Konsument nie weiss, was die Pillen<br />

und Kapseln denn nun wirklich enthalten.<br />

Man hört <strong>von</strong> Rattengift, das schon<br />

beigemischt wurde, oder Atropin. Je nach<br />

Zusammensetzung variieren die Pillen<br />

in Stärke und <strong>Wirkung</strong>. Wer <strong>Ecstasy</strong><br />

schluckt, hat also nie eine genaue Vorstellung<br />

da<strong>von</strong>, was ihn erwartet. Monika<br />

beispielsweise erzählt, dass sie nach einer<br />

neuen Pille «E» einmal meinte, der ganze<br />

Rücken stehe in Flammen. Durch nichts<br />

war dieses schreckliche Gefühl zu beseitigen,<br />

bis endlich die <strong>Wirkung</strong> der Droge<br />

nachliess. «Es war ein richtiger Albtraum»,<br />

erinnert sie sich. Wahre Horrortrips sind<br />

also durchaus möglich.<br />

Obwohl die Konsumenten meinen, die<br />

Kontrolle über die Droge zu haben, handelt<br />

es sich bei <strong>Ecstasy</strong> um eine alles andere<br />

als harmlose Substanz: <strong>Die</strong> Droge reduziert<br />

unter anderem das Durstgefühl.<br />

Wenn dann stundenlang bei hohen Temperaturen<br />

getanzt und zu wenig Flüssigkeit<br />

aufgenommen wird, reagiert manch<br />

ein Körper überfordert: Krampfzustände,<br />

Leber- und Nierenversagen und Herz-<br />

Kreislauf-Störungen sind nur einige der<br />

möglichen Komplikationen. Christina erzählt<br />

<strong>von</strong> einer Party-Freundin, die aufgrund<br />

ihres <strong>Ecstasy</strong>-Konsums gestorben<br />

war. «Sie hinterliess einen siebenjährigen<br />

Sohn ...» Im Rückblick findet Christina<br />

das schockierend. «Aber damals hatte<br />

dieses tragische Ereignis auf unser Verhalten<br />

keinerlei Auswirkungen.» <strong>Die</strong> Droge<br />

wurde weiter konsumiert im Glauben,<br />

man hätte alles im Griff. «Im Kopf geht<br />

durch die Droge so vieles kaputt», sagt<br />

Christina ernst.<br />

«Ich wollte eigentlich<br />

immer<br />

aufhören. Aber<br />

jedes Mal, wenn ich<br />

keine Drogen intus<br />

hatte, verspürte ich schmerzlich<br />

und übermächtig Einsamkeit<br />

und Leere. Alles war so sinnlos.<br />

Warum sollte ich arbeiten, essen,<br />

warum überhaupt leben? Da ich<br />

auf diese Fragen keine Antwort<br />

hatte, beschloss ich, weiter zu feiern.<br />

So machte ich mir die Birne<br />

einfach wieder zu und fertig ...»<br />

Christina, 23

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