Projekt Netzwerk Demenz Nürnberg ... - Angehörigenberatung e.V.
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<strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
Abschlussbericht<br />
01. Mai 2008 bis 31. Dezember 2011<br />
Gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und<br />
Frauen sowie der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern und dem<br />
Verband der privaten Krankenversicherungen e.V.
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Aufgebaute Angebote............................................................................................. 2<br />
1.1 Ist-Analyse vorhandener Angebote bzw. kultureller Besonderheiten bei<br />
MigrantInnen............................................................................................................... 2<br />
1.1.1 Allgemeine Analyse ........................................................................................... 2<br />
1.1.2 Analyse der Situation türkischer MigrantInnen .................................................. 3<br />
1.2 Angehörigengruppen und -kurse initiieren............................................................ 6<br />
1.3 HelferInnenkreise initiieren ................................................................................... 8<br />
1.4 Betreuungsgruppen initiieren.............................................................................. 10<br />
1.4.1 Aufbau neuer Betreuungsgruppen mit personeller Unterstützung ................... 12<br />
1.4.2 Unterstützung des Aufbaus neuer Gruppen durch fachliche Begleitung.......... 13<br />
1.4.3 Begleitung bereits bestehender Gruppen ........................................................ 14<br />
1.4.4. Geplante und nicht realisierte Gruppen .......................................................... 14<br />
1.4.5 Beendigung bereits aufgebauter Gruppen....................................................... 15<br />
1.4.6. Zusammenfassung ......................................................................................... 17<br />
1.5 Neutrale Beratung .............................................................................................. 21<br />
1.6 Entlastungsangebot für MigrantInnen initiieren................................................... 22<br />
1.5.1 Türkischsprachige <strong>Demenz</strong>beratung ............................................................... 22<br />
1.5.2 Öffentlichkeitsarbeit ......................................................................................... 25<br />
1.5.2.1 Vorträge........................................................................................................ 25<br />
1.5.2.2 Türkischer <strong>Demenz</strong>film ................................................................................. 28<br />
1.5.2.3 Andere Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit .............................................. 31<br />
1.5.3 Aufbau von Entlastungsangeboten.................................................................. 31<br />
1.5.3.1 Unterstützung beim Aufbau von Angeboten für russische MigrantInnen ...... 31<br />
1.5.3.2 Vorarbeiten zum Aufbau eines Internationalen HelferInnenkreises .............. 32<br />
1.6 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................ 34<br />
2. Öffentlichkeitsarbeit .............................................................................................. 35<br />
2.1 Herstellen von Transparenz über das <strong>Projekt</strong> in der Fachöffentlichkeit und<br />
Gewinnung von Kooperationspartnern ..................................................................... 35<br />
2.1.1 Veröffentlichungen........................................................................................... 35<br />
2.1.2 Vorstellung des <strong>Projekt</strong>s in Gremien oder bei Institutionen ............................. 36<br />
2.1.3. Vorträge über das <strong>Projekt</strong> oder über Teilaspekte ........................................... 37<br />
2.2 Gewinnung von InteressentInnen für die entstehenden Angebote ..................... 37<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
2.2.1 Allgemeine Maßnahmen.................................................................................. 37<br />
2.2.2 Maßnahmen zur TeilnehmerInnengewinnung für konkrete Angebote ............. 39<br />
2.2.2.1 Werbung für das neutrale Beratungsangebot ............................................... 39<br />
2.2.2.2 Werbung für Angehörigenseminare und -gruppen........................................ 39<br />
2.2.2.3 Werbung für Betreuungsgruppen ................................................................. 39<br />
2.2.2.4 Werbung von Freiwilligen für HelferInnenkreise und Betreuungsgruppen.... 40<br />
2.2.2.5 Werbung für die türkischen Angebote........................................................... 41<br />
2.3 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................ 43<br />
3. <strong>Netzwerk</strong>arbeit...................................................................................................... 43<br />
3.1 Aufbau von Vertrauensverhältnissen mit und Arbeitsbeziehungen zu den<br />
Kooperationspartnern ............................................................................................... 43<br />
3.2 Koordination verschiedener Angebote................................................................ 46<br />
3.3 Pflege eines bestehenden <strong>Netzwerk</strong>es .............................................................. 47<br />
3.3.1 Workshop des <strong>Projekt</strong>s.................................................................................... 47<br />
3.3.2 Andere Maßnahmen zum Vertrauensaufbau................................................... 48<br />
3.4 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................ 50<br />
4. Modellprojekt intern .............................................................................................. 50<br />
4.1 <strong>Projekt</strong>management............................................................................................ 50<br />
4.2 Dokumentation ................................................................................................... 51<br />
4.3 Wissenschaftliche Begleitung............................................................................. 51<br />
5. Allgemeine Zusammenfassung und Ausblick ....................................................... 51<br />
Anhang ..................................................................................................................... 53<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
1. Aufgebaute Angebote<br />
2<br />
1.1 Ist-Analyse vorhandener Angebote bzw. kultureller Besonderheiten bei<br />
MigrantInnen<br />
1.1.1 Allgemeine Analyse<br />
Angehörigengruppen:<br />
Vor <strong>Projekt</strong>beginn gab es in keinem Stadtteil in <strong>Nürnberg</strong> Angehörigengruppen für<br />
Angehörige von Menschen mit <strong>Demenz</strong> außer den Gruppen, die der <strong>Projekt</strong>träger<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> selbst anbot.<br />
HelferInnenkreise:<br />
HelferInnenkreise im engeren Sinn (geschulte LaienhelferInnen) gab es außer bei<br />
der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. nur bei einem einzigen Träger in einem für das <strong>Projekt</strong><br />
relevanten Stadtteil. Dieser HelferInnenkreis bestand allerdings nur aus drei<br />
Personen, so dass von einem darüber hinausgehenden Bedarf auszugehen war.<br />
Ansonsten konnten ambulante Dienste Pflegepersonal oder auch Ehrenamtliche<br />
einsetzen für stundenweise soziale Betreuung demenzkranker Menschen zuhause<br />
und dafür zusätzliche Betreuungsleistungen nach § 45c SGB XI abrechnen. Diese<br />
Kräfte waren aber entweder teuer oder aber ungeschult.<br />
Betreuungsgruppen:<br />
Es gab vor <strong>Projekt</strong>beginn nur in einem Stadtteil außerhalb des <strong>Projekt</strong>radius’<br />
Betreuungsgruppen. Daneben gab es Gruppen, die mehr oder weniger regelmäßig<br />
angeboten wurden und allgemein Senioren als Zielgruppe hatten.<br />
Allgemein:<br />
Um genauer abzuklären, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen<br />
Pflegedienste bereit wären, LaienhelferInnen schulen zu lassen und ein eigenes<br />
HelferInnenkreisangebot aufzubauen, und um den Bedarf in den Stadtteilen besser<br />
einschätzen zu können, wurde im November 2009 ein Fragebogen an alle<br />
ambulanten Pflegedienste in <strong>Nürnberg</strong> versandt. Diese Befragung bestätigte<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
3<br />
einerseits die bereits bekannten Ergebnisse, andererseits zeigte sie aber auch, dass<br />
es Stadtteile ohne Seniorennetzwerke gab, in denen Angebote fehlten. Die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen wollten hier exemplarisch in zwei Stadtteilen ebenfalls den<br />
Aufbau von Angeboten vorantreiben.<br />
Bei einer weiteren Fragebogenaktion wurde speziell das Angebot der stundenweisen<br />
Entlastung zuhause noch genauer hinterfragt bei den Anbietern, die bei der<br />
Vorbefragung signalisiert hatten, dass sie ihren Kunden ein solches Angebot<br />
machen. Ziel war, den Bedarf an geschulten LaienhelferInnen besser abschätzen zu<br />
können und evtl. auch eine gemeinsame Übersicht aller derartigen Angebote in<br />
<strong>Nürnberg</strong> erstellen zu können. Es zeigte sich, dass der überwiegende Teil der<br />
Befragten weiteren Bedarf für Schulungen von Freiwilligen und Unterstützung bei der<br />
Werbung für diese sah.<br />
Neutrale Beratung:<br />
In den ersten beiden <strong>Projekt</strong>jahren bestand noch der <strong>Projekt</strong>auftrag, neutrale<br />
Beratung in den Stadtteilen mit Seniorennetzwerken anzubieten. Hierzu war der<br />
Bedarf sehr unklar. Dieses Angebot wurde zudem von den anderen Trägern teilweise<br />
mit Skepsis beobachtet, weil alle für sich unterstreichen, neutral zu beraten.<br />
Die Fachstellenmitarbeiterinnen der Stadtmission <strong>Nürnberg</strong> und der Arbeiterwohlfahrt<br />
Kreisverband <strong>Nürnberg</strong> e.V. (AWO) in <strong>Nürnberg</strong> machen immer wieder deutlich, dass<br />
sie sich als Sozialpädagoginnen ihrem Berufsethos verpflichtet fühlen und den<br />
Anspruch haben, neutral zu beraten. Dasselbe gilt für eine Mitarbeiterin der Caritas-<br />
Sozialstation und Tagespflege <strong>Nürnberg</strong> –Nord e.V., die ebenfalls in der Beratung<br />
tätig ist und ausdrücklich Wert auf Neutralität legt.<br />
Für die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen, die auf die Kooperationsbereitschaft der Träger<br />
angewiesen waren, war es gut, das Angebot Neutrale Beratung schließlich nach zwei<br />
<strong>Projekt</strong>jahren einstellen zu können.<br />
1.1.2 Analyse der Situation türkischer MigrantInnen<br />
Ausgehend von dem Bezugsland (dabei sind Aussiedler und Eingebürgerte mit<br />
einbezogen) sind die Zuwanderer aus den Ländern der ehemaligen GUS-Staaten<br />
zwar die größte Gruppe von MigrantInnen. Da es jedoch bei der AWO eine<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
4<br />
Fachstelle gibt, die Beratung und Unterstützung für russische MigrantInnen anbietet,<br />
legten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen ihren Fokus auf die zweitgrößte<br />
MigrantInnengruppe in <strong>Nürnberg</strong>, die TürkInnen. Sie sind zudem die am stärksten<br />
anwachsende Gruppe der älter werdenden MigrantInnen in <strong>Nürnberg</strong>. Dies wird<br />
deutlich in der zahlenmäßigen Entwicklung türkischer MigrantInnen in <strong>Nürnberg</strong>, die<br />
60 Jahre und älter sind: Vor Beginn des <strong>Projekt</strong>s am 31.12.2007 waren dies 2.871<br />
Menschen. Kurz vor Beendigung des <strong>Projekt</strong>s am 30.06.2011 werden bereits 3.384<br />
Menschen erfasst (Zahlen vom Amt für Stadtforschung und Statistik <strong>Nürnberg</strong> und<br />
Fürth). Die Zahl der SeniorInnen unter den türkischen MigrantInnen in <strong>Nürnberg</strong> hat<br />
damit innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre um 16% zugenommen, während die<br />
türkische Gesamtbevölkerung in der gleichen Zeit um 4,5% abnahm.<br />
Allerdings gibt es keine verlässlichen Zahlen von Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong>erkrankungen unter den türkischen MigrantInnen.<br />
Generell wird davon ausgegangen, dass ihr Anteil höher ist, als bei der<br />
vergleichbaren Altersgruppe der deutschen SeniorInnen, da diese<br />
MigrantInnengruppe um schätzungsweise fünf bis zehn Jahre vorgealtert ist, bedingt<br />
durch ein schlechteres Ausgangsbildungsniveau sowie schlechtere Lebens- und<br />
Erwerbsbedingungen (vgl. Reinhard Streibel-Gloth: Unterstützungsbedarf für<br />
dementiell erkrankte Migrantinnen und Migranten und deren Angehörige – Gründung<br />
eines <strong>Demenz</strong>-Servicezentrums für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte; S. 54;<br />
Vortragsmanuskript in: <strong>Demenz</strong> - Diagnostik und Versorgung bei türkischen<br />
Migranten in Deutschland; Beiträge des internationalen Expertengesprächs vom 18.<br />
bis 20. Januar 2008 in Ingolstadt; Dr. Winfried Teschauer und Dipl. Psych. Fatma<br />
Sürer (Hrsg.)).<br />
Die Diagnostik ist schwierig, da es nur wenige muttersprachliche Haus- und<br />
Fachärzte gibt und bei der Gedächtnissprechstunde am Klinikum <strong>Nürnberg</strong> ebenfalls<br />
keine türkische NeurologIn oder PsychologIn beschäftigt ist. Deutsche<br />
Testmöglichkeiten, die zur <strong>Demenz</strong>diagnostik genutzt werden, sind wegen<br />
Verständnisproblemen und kulturellen Unterschieden schlecht nutzbar, andere sind<br />
erst in Entwicklung.<br />
Vor allem zu Beginn des <strong>Projekt</strong>s wurden eine Vielzahl von Gesprächen mit<br />
Fachleuten und Akteuren in der türkischen Bevölkerung und im Bereich Migration<br />
geführt und dazu allgemeine Informationen zusammen getragen. Daneben haben die<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
5<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen speziell zu diesem Thema auch diverse Fachveranstaltungen<br />
besucht.<br />
Um die Erkenntnisse in Bezug auf die konkrete Arbeit des <strong>Projekt</strong>s zu vertiefen,<br />
wurden außerdem leitfadengestützte narrative Interviews mit 20 Personen<br />
durchgeführt. Die wesentlich zeit- und arbeitsintensivere persönliche Befragung<br />
wurde wegen der schwierigen Fragestellung bewusst gewählt, um im Gespräch<br />
gezielt nachfragen und mehr Einzelheiten erfahren zu können.<br />
Bei der Auswahl der Befragten wurde eine große Bandbreite von Personengruppen<br />
(SozialpädagogInnen, PsychologInnen, deutsche und türkische ÄrztInnen, eine<br />
Filmemacherin, ein Islamwissenschaftler u.a.) aus verschiedenen Bereichen<br />
(Beratungsstellen, türkische Vereine und Moscheen, Klinikum <strong>Nürnberg</strong> Nord,<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Integrationsrat u.a.) einbezogen. Durch diese Vielfalt sollte ein möglichst<br />
breites Meinungsbild entstehen.<br />
Ziel der Befragung mit dem Titel „Migration und Werte“ war es, mehr über die für die<br />
Bevölkerungsgruppe relevanten Werte zu erfahren, um daraus Erkenntnisse für die<br />
weitere Arbeit abzuleiten. Die Gelegenheit wurde außerdem genutzt, nach einer<br />
Einschätzung verschiedener Entlastungsmöglichkeiten und des Flyers zu fragen.<br />
Als wichtigste Ergebnisse der Befragung lassen sich festhalten:<br />
• In der kollektivistischen Kultur der Türkei haben Familie und Religion einen sehr<br />
hohen Stellenwert und prägen stark den Umgang mit Erkrankungen. So wird<br />
Krankheit als Gottes Wille betrachtet, der akzeptiert werden muss. Der hohe<br />
Stellenwert, den die Familie hat, trägt dazu bei, dass alle wichtigen<br />
Angelegenheiten möglichst in der (Groß-)Familie gelöst werden sollten. Dazu<br />
kommt ein eher defizitorientiertes Altersbild.<br />
• Das Annehmen von Beratungsangeboten ist mit sehr vielen Hürden verbunden.<br />
Beratung wird oftmals gleichgesetzt mit negativen Erfahrungen mit Behörden, löst<br />
Scham und Ängste aus. Deshalb ist für ein Beratungsangebot sehr viel Vorleistung<br />
im Aufbau von Vertrauen nötig.<br />
• Die bei uns übliche Kommstruktur stellt gerade bei älteren MigrantInnen eine große<br />
Hürde dar. Daher muss der Zugang zu MigrantInnen da gesucht werden, wo sie<br />
sich befinden, also über die Gruppen und Vereine, bei denen sie sich treffen<br />
(Gehstruktur).<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
6<br />
• Grundsätzlich ist die gute Einbindung von Multiplikatoren von enormer Bedeutung.<br />
Dies sind vor allem Ärzte und Schlüsselpersonen der türkischen Community, denen<br />
Vertrauen entgegengebracht wird.<br />
• Die Befragten betrachten den Einsatz ehrenamtlicher HelferInnen als<br />
Entlastungsmöglichkeit am ehesten für sinnvoll – unter Berücksichtung der<br />
bestehenden Hürden und der dadurch erforderlichen langsamen Annäherung, um<br />
Vertrauen aufzubauen.<br />
• Es gibt mehrfach die Empfehlung, eine Abendsprechstunde einzurichten. Da Söhne<br />
oder Töchter von Menschen mit <strong>Demenz</strong> oft berufstätig sind, können sie den<br />
anfangs ausschließlich angebotenen Vormittagstermin nicht nutzen. Ärzte machen<br />
die Beobachtung, dass gerade bei MigrantInnenfamilien viele Entscheidungen<br />
abends, nachdem der Mann von der Arbeit kommt, gefällt werden und dann auch<br />
gleich konkret Hilfe gesucht wird.<br />
• Es werden konkrete Tipps für eine Neuauflage des Flyers gegeben.<br />
Die Ergebnisse der Befragung führten u.a. dazu, dass die türkische <strong>Demenz</strong>beratung<br />
bei TIM e.V. (Türkisch-Deutscher Verein zur Integration behinderter Menschen e.V.)<br />
um eine Abendsprechstunde erweitert wurde und Beratungen direkt nach den<br />
Vorträgen bzw. Hausbesuche angeboten werden (siehe 1.5.1).<br />
1.2 Angehörigengruppen und -kurse initiieren<br />
Bereits im Juni 2008 konnten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen in St. Johannis durch<br />
Vorgespräche die Kooperationsbereitschaft der Stadtmission <strong>Nürnberg</strong> erwirken.<br />
Dieser Träger ist auch Fachstellenträger und wurde von den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen<br />
von daher auch als besonders geeignet für einen Angehörigenkurs und eine daraus<br />
hervorgehende Angehörigengruppe angesehen.<br />
Bereits im Oktober fand in den Räumen des Seniorenzentrums am Tiergärtnertor der<br />
Stadtmission <strong>Nürnberg</strong> ein gemeinsamer Vortrag von der Fachstelleninhaberin der<br />
Stadtmission und einer <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin statt. Daran schloss sich ein<br />
Angehörigenkurs an, der im Januar 2009 beendet wurde. Im folgenden Monat<br />
startete eine seither regelmäßig einmal im Monat stattfindende Angehörigengruppe.<br />
Noch während der Gruppengründungsphase gab es einen Personalwechsel bei der<br />
Fachstelle der Stadtmission. Daher begleitete die zuständige <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin die<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
7<br />
Gruppe in ihrer Startphase etwas länger, um die neue Mitarbeiterin in diesem<br />
Bereich einzuarbeiten, und um den Gruppenmitgliedern Stabilität zu vermitteln.<br />
Ein weiterer Angehörigenkurs startete im Herbst 2009. Kooperationspartner war hier<br />
eine Diakoniestation in der Südstadt, die insgesamt bei mehreren <strong>Projekt</strong>bausteinen<br />
gut mit dem <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> kooperierte.<br />
Der Kurs wurde dank umfassender Öffentlichkeitsarbeit sehr gut angenommen und<br />
hatte insgesamt 16 Mitglieder. Davon kam allerdings nur ein Viertel aus dem<br />
Stadtteil, was schließlich für den Träger auch ein Grund war, kein Personal zur<br />
Weiterführung des Kurses als regelmäßiges Gruppenangebot bereit zu stellen. Denn<br />
er schätzte deswegen die Möglichkeit für seinen Pflegedienst gering ein, neue<br />
Kunden zu werben. Ein weiterer Grund war, dass die Förderung über das Zentrum<br />
Bayern Familie und Soziales (ZBFS) nicht ausreichend war.<br />
Die zuständige <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin sah von der Möglichkeit ab, ein neues<br />
Gruppenangebot der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> in der Südstadt in den<br />
Räumen der Diakonie zu starten, da die interessierten Angehörigen tatsächlich aus<br />
dem gesamten Stadtgebiet kamen. Ihnen wurden die bereits vorhandenen Gruppen<br />
der <strong>Angehörigenberatung</strong> und der Stadtmission zur Wahl gestellt.<br />
In der Gartenstadt gab es schon Ende 2008 erste Gespräche in Richtung<br />
Durchführung eines Angehörigenkurses. Nach einem Stellenwechsel der<br />
zuständigen AWO-Mitarbeiterin, die ebenfalls Fachstelleninhaberin war, wurde dieser<br />
Plan aber vorerst auf Eis gelegt. Ende 2009 wandte sich die zuständige<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterin der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. an die Diakoniestation vor Ort, da<br />
die nachfolgende Fachstellenmitarbeiterin der AWO kein Interesse an einer<br />
Beteiligung signalisierte. Bei der Diakonie fielen die <strong>Projekt</strong>bemühungen zusammen<br />
mit Überlegungen der Pflegestation, eine Mitarbeiterin gezielt für Angehörigenarbeit<br />
einzusetzen. Die Diakonie war bereit, einen Vortrag in der Gartenstadt<br />
mitzuorganisieren und die Mitarbeiterin für die Zeit des Angehörigenkurses auch<br />
dafür freizustellen. Zum Jahreswechsel vollzog sich ein weiterer Personalwechsel bei<br />
der AWO. Die nun dort tätige Fachstellenmitarbeiterin wollte gerne eine aus dem<br />
Kurs hervorgehende Angehörigengruppe mit durchführen und wurde zu den letzten<br />
beiden Kursterminen eingeladen, damit die TeilnehmerInnen sie auch schon kennen<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
8<br />
lernen konnten. Seither sind die Diakoniestation und die AWO gemeinsam Träger<br />
der Angehörigengruppe in der Gartenstadt und arbeiten sehr erfolgreich zusammen.<br />
Bei der AWO war Ende 2008/Anfang 2009 ein <strong>Projekt</strong> gestartet, das u.a.<br />
russischsprachige Menschen mit <strong>Demenz</strong> und deren Angehörige in <strong>Nürnberg</strong><br />
unterstützen sollte (<strong>Projekt</strong>name: „Über Brücken kannst du gehen“). Für die<br />
Angehörigen war ebenfalls eine Angehörigengruppe geplant, die die zweite<br />
Fachstelleninhaberin bei der AWO durchführen sollte. Die zuständige<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterin der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. hatte mehrfach<br />
Fachberatungstermine mit ihr, um ihr ihre Erfahrungen mit Angehörigenkursen zu<br />
vermitteln. Inzwischen ist für russische Angehörige bereits ein regelmäßiges<br />
Gruppenangebot entstanden.<br />
Auch die Seniorennetzwerkskoordinatorin aus der Nordstadt plante einen<br />
Angehörigenkurs gemeinsam mit dem <strong>Projekt</strong>, der im März 2011 starten sollte. Dafür<br />
konnten trotz verschiedener Werbemaßnahmen und der späteren räumlichen<br />
Ausdehnung auf drei weitere Stadtteile (die Seniorennetzwerke Nordostbahnhof, St.<br />
Jobst/Erlenstegen und Wöhrd) nicht genügend Interessierte gewonnen werden. Evtl.<br />
ist der Grund hierfür, dass das Angehörigenkursangebot der <strong>Angehörigenberatung</strong><br />
e.V. <strong>Nürnberg</strong>, das von Norden aus gut erreichbar ist, ausreichend ist.<br />
1.3 HelferInnenkreise initiieren<br />
Bereits von Beginn des <strong>Projekt</strong>es an war klar, dass andere Träger vom Aufbau eines<br />
HelferInnenkreises nur zu überzeugen wären, wenn sie auch Unterstützung bei der<br />
Schulung erhalten würden.<br />
Daher begann das <strong>Projekt</strong> bald, die Fortbildungsabteilung der <strong>Angehörigenberatung</strong><br />
e.V. einzubinden. So konnten 2009 die ersten HelferInnenschulungen für<br />
Kooperationspartner angeboten werden.<br />
Über das Angebot einer Schulung hinaus kamen immer wieder auch Träger auf die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen zu, weil sie Fachberatung haben wollten zum Thema „Aufbau<br />
eines HelferInnenkreise“ und „Fördermöglichkeiten durch das ZBFS“.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
9<br />
Das <strong>Projekt</strong> hat in diesem Bereich auch Träger aus Stadtteilen ohne<br />
Seniorennetzwerk mit berücksichtigt, da dieses Angebot häufig stadtteilübergreifend<br />
gemacht wird. Ein Träger, der in St. Johannis sitzt, vermittelt seine Freiwilligen auch<br />
nach Wetzendorf oder Schniegling, zwei Stadtteile, die eigentlich außerhalb der<br />
räumlichen Grenzen des <strong>Projekt</strong>es liegen. Umgekehrt gilt aber auch, dass Träger,<br />
die in einem Stadtteil sitzen, der kein Seniorennetzwerk hat, ihre Freiwilligen auch in<br />
projektrelevante Stadtteile schicken.<br />
Insgesamt wurden in zwölf Schulungen rund 190 Freiwillige für ca. 20 Träger in ganz<br />
<strong>Nürnberg</strong> geschult.<br />
Daneben wurde auch versucht, auf die Qualitätssicherung dieser Angebotsform<br />
Einfluss zu nehmen, indem auch Fortbildungen für bereits geschulte HelferInnen<br />
angeboten wurden. Bislang wurden fünf Fortbildungsangebote gemacht, die von ca.<br />
75 HelferInnen anderer Träger in Anspruch genommen wurden.<br />
Dies werten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen als großen Erfolg ihrer Arbeit, da die meisten<br />
Träger ambulante Pflegedienste sind, die ihre Leistungen mit den Kassen abrechnen<br />
können, auch wenn sie Freiwillige einsetzen, die keine Schulung oder Fortbildung in<br />
Anspruch nehmen. Es ist den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen und der Fortbildungsabteilung<br />
der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> offenbar gut gelungen, den Trägern den<br />
Wert geschulter und fortgebildeter Freiwilliger deutlich zu machen.<br />
Wichtig war in diesem Zusammenhang, dass diese Angebote anfangs kostenlos,<br />
später aber zumindest sehr kostengünstig (14,- € je SchulungsteilnehmerIn, 4,- € je<br />
FortbildungsteilnehmerIn) angeboten wurden. Dies war möglich, weil die<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. die dafür vorgesehenen Zuschüsse vom ZBFS<br />
beantragte.<br />
Bei den Trägerberatungen zum Thema HelferInnenkreis versuchten die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen auch Einfluss zu nehmen auf die Höhe der<br />
Aufwandsentschädigung, die die Träger den Ehrenamtlichen auszahlten sowie auf<br />
die Höhe der Kosten, die den Angehörigen in Rechnung gestellt werden sollten.<br />
Diese Versuche waren auch im Einzelfall erfolgreich. So übernahm die AWO von der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. für ihre HelferInnen sowohl die Höhe der<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
10<br />
Aufwandsentschädigung, als auch die Höhe der Kosten, die den Angehörigen in<br />
Rechnung gestellt wird (in beiden Fällen 8,- € je Stunde). Bei etlichen anderen<br />
Trägern waren die Zuständigen immerhin bereit, die Höhe der<br />
Aufwandsentschädigung zu übernehmen, damit es nicht zu großen Fluktuationen<br />
von fertig geschulten HelferInnen unter den Trägern kommt.<br />
1.4 Betreuungsgruppen initiieren<br />
Dieses Angebot des <strong>Projekt</strong>s stieß bei den Trägern auf das größte Interesse. Dies<br />
spiegelt sich auch in der Anzahl der im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s entstandenen<br />
Betreuungsgruppen wieder, die in der folgenden Übersicht nach der zeitlichen<br />
Reihenfolge Ihres Entstehens aufgelistet sind.<br />
.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Name der Gruppe Träger Stadtteil Starttermin Unterstützung<br />
<strong>Projekt</strong><br />
durch das<br />
Betreuungsgruppe Caritas-Sozialstation St. Johannis 10/2008 Personelle Begleitung,<br />
Kirschgarten<br />
<strong>Nürnberg</strong> Nord e.V.<br />
Fachberatung<br />
Betreuungsgruppe Bonifaz<br />
Betreuungsgruppe<br />
Lichtblick<br />
Betreuungsgruppe<br />
Gartenstadt<br />
Betreuungsgruppe zur<br />
Aktivierung und Förderung<br />
von Seniorinnen und<br />
Senioren<br />
Bunter Nachmittag<br />
Wohnstift Hallerwiese<br />
Betreuungsnachmittag<br />
Betreuungsgruppe<br />
Bleiweiß<br />
Betreuungsgruppe<br />
Kraftshof<br />
Betreuungsgruppe<br />
„Die Brücke“<br />
Betreuungsgruppe<br />
Caritas Angelus St. Leonhard/Schweinau 03/2009<br />
bis<br />
11<br />
05/2010<br />
Pflegedienst Kühnlenz Südstadt 05/2009<br />
bis<br />
08/2009<br />
Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
AWO <strong>Nürnberg</strong> Gartenstadt 07/2009 Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Diakonie Langwasser Langwasser 02/2010 Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Laurentius Sozialstation St. Johannis 03/2010 Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Diakoniestation<br />
Boxdorf/Großgründlach<br />
Diakonie St. Peter und<br />
Seniorentreff Bleiweiß der<br />
Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
Diakoniestation<br />
Kraftshof/Almoshof<br />
Krankenpflegeverein St.<br />
Willibald<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011<br />
Besonderheiten<br />
In der Folge sind zwei<br />
weitere Gruppen<br />
entstanden.<br />
Die Gruppe wurde<br />
eingestellt. Gründe<br />
siehe 1.4.5<br />
Gründe für die<br />
Einstellung der Gruppe<br />
siehe 1.4.5<br />
Aufgrund großer<br />
Nachfrage ist eine<br />
weitere Gruppe<br />
entstanden.<br />
Es handelt sich um die<br />
erste Betreuungsgruppe<br />
in einem<br />
Betreuten Wohnen.<br />
Großgründlach 05/2010 Fachberatung, Praxisbesuche Auf Anregung des<br />
<strong>Projekt</strong>s wird die<br />
Gruppe inzwischen 14tägig<br />
statt einmal<br />
Südstadt 09/2010 Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Kraftshof 09/2010 Fachberatung, Praxisbesuch<br />
Rangierbahnhof-siedlung<br />
Bauernfeind<br />
01/2011 Personelle Begleitung,<br />
Fachberatung<br />
Diakoniestation Lichtenhof Südstadt 12/2011 Fachberatung<br />
monatlich angeboten.<br />
Das <strong>Projekt</strong> initiierte<br />
eine Kooperation zweier<br />
Träger.
1.4.1 Aufbau neuer Betreuungsgruppen mit personeller Unterstützung<br />
12<br />
Die Leiterinnen der ersten vier Gruppen, die im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s beim Aufbau<br />
und der Durchführung unterstützt wurden, erhielten eine über mehrere Monate<br />
umfassende zeitliche und personelle Unterstützung durch die zuständige<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterin. Dies war zum einen erforderlich, um seitens des <strong>Projekt</strong>s<br />
Erfahrungen zu sammeln, die in einen „Leitfaden zum Aufbau und Durchführung von<br />
Betreuungsgruppen“ (steht zum Download auf der Homepage der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong>) mündeten. Zum anderen ergaben sich bei den<br />
einzelnen Trägern spezifische Herausforderungen, die eine längere personelle<br />
Begleitung der Gruppenleiterinnen rechtfertigten: z.B. bei der Betreuungsgruppe<br />
Bonifaz die Jugend der Leiterin (25 Jahre) und damit verbunden ihre mangelnde<br />
Erfahrung als Pflegefachkraft und in der Leitung von Gruppen.<br />
Nach jedem Gruppentreffen verfasste die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin ein Protokoll über den<br />
Ablauf der Gruppe, besondere Beobachtungen im Verhalten der TeilnehmerInnen<br />
und Reaktionen auf einzelne Angebote bzw. gruppendynamische Prozesse bei den<br />
Gästen. Dieses Protokoll wurde an die MitarbeiterInnen per E-Mail versandt und<br />
diente als Grundlage für die Reflexion des Gruppentermins.<br />
Für alle Gruppen, die ab 2010 aufgebaut wurden, wurde ein neues Konzept der<br />
personellen Unterstützung durch das <strong>Projekt</strong> erarbeitet, da die Anfragen in einem<br />
Maße zugenommen hatten, dass sie sich nach dem alten Standard nicht mehr<br />
bearbeiten ließen:<br />
• Prinzipiell wurden neue Gruppen nur noch an den ersten sechs Terminen personell<br />
begleitet.<br />
• Den siebten Termin führte die Gruppenleiterin selbständig durch. Anschließend<br />
bestand das Angebot eines Reflexionsgesprächs mit einer <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin.<br />
• Am zwölften Termin kam die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin noch einmal zu einem<br />
Praxisbesuch in die Gruppe, um sich von der Qualität der Durchführung zu<br />
überzeugen, einzelne Teilnehmerinnen bzw. Gruppenprozesse zu beobachten und<br />
diese Eindrücke zurückzumelden. Darüber wurde ein Protokoll erstellt und wieder<br />
ein Reflexionsgespräch angeboten.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
• Darüber hinaus war aber weiterhin jederzeit Fachberatung möglich.<br />
13<br />
• Eine Modifikation dieses Konzepts war ebenfalls jederzeit möglich, da die Qualität<br />
der Gruppe als oberstes Ziel im Vordergrund stand.<br />
• Um die zeitlich kürzere personelle Begleitung auszugleichen, wurden die Protokolle<br />
über die Gruppenstunden differenziert und ergänzt um Beobachtungen zur Tätigkeit<br />
der HelferInnen in der Gruppe und Anregungen, wie die Leitung die HelferInnen in<br />
ihrer Tätigkeit unterstützen könnte. Dieses Protokoll konnte ebenfalls als Grundlage<br />
für vertiefende Gespräche herangezogen werden über die Rolle der<br />
Gruppenleitung, die letztlich ja auch für die HelferInnen in der Gruppe<br />
Ansprechperson sein muss.<br />
Dieses Konzept hat sich bei den ab 2010 neu aufgebauten Gruppen bewährt. Es war<br />
darüber hinaus allen Gruppenleiterinnen hilfreich, die Möglichkeit der Unterstützung<br />
der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen im Hintergrund zu wissen und sich bei dem <strong>Projekt</strong>-<br />
Workshop über bestimmte Themen austauschen zu können (s. 3.3.1).<br />
1.4.2 Unterstützung des Aufbaus neuer Gruppen durch fachliche Begleitung<br />
Die jeweiligen Träger der Betreuungsgruppen in Kraftshof/Almoshof und in<br />
Großgründlach kamen auf das <strong>Projekt</strong> mit dem Wunsch nach Fachberatung zu. Die<br />
zuständige <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin kam dazu jeweils vor Ort. Um noch konkretere<br />
Unterstützung bieten zu können, stattete die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin beiden<br />
Einrichtungen auch Praxisbesuche mit anschließendem Reflektionsgespräch statt.<br />
Ferner nahmen die Gruppenleitungen gerne das durch das <strong>Projekt</strong> vermittelte<br />
Hospitationsangebot in einer Betreuungsgruppe in Langwasser in Anspruch.<br />
Außerdem besuchten die Gruppenleiterinnen den Workshop des <strong>Projekt</strong>s (s. 3.3.1)<br />
und nahmen die praktischen Anregungen der anderen GruppenleiterInnen dankbar<br />
an.<br />
Eine weitere Betreuungsgruppe entstand in der Südstadt bei einer weiteren<br />
Diakoniestation. Hier war eine ausführliche Fachberatung durch die zuständige<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterin vorausgegangen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
14<br />
1.4.3 Begleitung bereits bestehender Gruppen<br />
Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen standen in regelmäßigem Kontakt mit den Leitungen der<br />
Betreuungsgruppen, um so proaktiv auf evtl. bestehende Schwierigkeiten reagieren<br />
zu können. In diesem Zusammenhang kam es auch sporadisch zu erneuten<br />
Praxisbesuchen in den Betreuungsgruppen. So bat z.B. die Leitung der<br />
Betreuungsgruppe in der Gartenstadt um Unterstützung wegen eines schwierigen<br />
Teilnehmers.<br />
In der Betreuungsgruppe Kirschgarten in Johannis, die seit 2008 besteht, bat die<br />
zuständige Sozialpädagogin um Unterstützung, da innerhalb kurzer Zeit zweimal die<br />
Leitung der Gruppe wechselte. Bei Besuchen der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin in dieser<br />
Betreuungsgruppe im Sommer 2010 wurde deutlich, dass die aktuelle<br />
Gruppenleitung nicht geeignet war und so die Qualität des Gruppenangebots nicht<br />
gesichert war. Auf Anraten des <strong>Projekt</strong>s wurde eine neue Gruppenleitung gesucht, so<br />
dass die Gruppe inzwischen in der bewährten Güte weiterläuft.<br />
1.4.4. Geplante und nicht realisierte Gruppen<br />
Verschiedene Träger wandten sich an die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen mit der Bitte um<br />
Unterstützung beim Aufbau einer neuen Betreuungsgruppe, die dann aber<br />
letztendlich aus unterschiedlichen Gründen doch nicht zustande kam.<br />
Betreuungsgruppe in der Begegnungsstätte Schultheißallee (Südstadt)<br />
In einem durch den Träger angemietetem ehemaligem Cafe sollte eine offene<br />
Begegnungsstätte für Senioren mit einer Betreuungsgruppe für Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong> entstehen. Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen leisteten Unterstützung bei der<br />
Öffentlichkeitsarbeit und unterstützten den potentiellen Leiter durch Fachberatung.<br />
Die Gruppe kam mangels Anmeldungen nicht zustande. Gründe dafür könnten sein,<br />
dass die räumliche Lage nicht zentral genug war, und dass evtl. die MitarbeiterInnen<br />
des Pflegedienstes zu wenig Werbung dafür gemacht haben. Die Räume wurden<br />
schließlich zum 31.12.2009 gekündigt.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
15<br />
Im Anschluss entstand auf Initiative des <strong>Projekt</strong>s in Kooperation zwischen der<br />
Diakoniestation und dem Seniorentreff Bleiweiß des Senioreamtes der Stadt<br />
<strong>Nürnberg</strong> die Betreuungsgruppe Bleiweiß.<br />
Betreuungsgruppe in der Nordstadt<br />
In dem Seniorennetzwerk Nordstadt gab es mehrfach personellen Wechsel der<br />
SeniorennetzwerkskoordinatorIn. Es kam mit jedem/jeder der jeweils Zuständigen zu<br />
einem Gespräch über den Aufbau einer Betreuungsgruppe, deren Träger die dortige<br />
Diakoniestation sein sollte. Die Planungen konkretisierten sich schließlich Ende<br />
2010. Der ursprünglich geplante Beginn der Gruppe im Februar 2011 wurde jedoch<br />
wieder auf unbestimmte Zeit zurückgestellt, da eine Entscheidung des Vorstands des<br />
Diakonievereins noch ausstand.<br />
Betreuungsgruppe der Caritas-Sozialstation Dekanat <strong>Nürnberg</strong>-Süd e.V.<br />
Die Caritas-Sozialstation hatte fest geplant, Anfang 2010 eine Betreuungsgruppe im<br />
Stadtteil Langwasser aufzubauen. Den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen gelang es, den<br />
Geschäftsführer davon zu überzeugen, auf einen anderen Stadtteil für die<br />
Betreuungsgruppe auszuweichen, um eine Konkurrenzsituation zu vermeiden. Denn<br />
die Diakoniestation in Langwasser startete bereits im Februar desselben Jahres ihre<br />
Betreuungsgruppe.<br />
Es wurde vereinbart, dass die Caritas einen Raum in einem Stadtteil in der Nähe von<br />
Langwasser sucht und dann wieder auf das <strong>Projekt</strong> zur konkreten Planung und<br />
Vorbereitung der Gruppe zukommt. Aus internen Gründen wurde dieses Vorhaben<br />
dann doch nicht realisiert.<br />
1.4.5 Beendigung bereits aufgebauter Gruppen<br />
Zwei Träger, die mit intensiver personeller und organisatorischer Unterstützung des<br />
<strong>Projekt</strong>s Betreuungsgruppen aufgebaut hatten, stellten diese Gruppe nach drei<br />
Monaten bzw. nach über einem Jahr wieder ein. Die ganz unterschiedlichen,<br />
nachfolgend beschriebenen Gründe für die Beendigung der Gruppen wurden von<br />
den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen gründlich analysiert und boten so wichtige Anhaltspunkte<br />
für die Unterstützung der nachfolgenden Gruppen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Strukturelle Probleme<br />
16<br />
• geringe Teilnehmerzahl bzw. Einbruch der Teilnehmerzahl durch Umzug ins Heim,<br />
Krankheit, Tod<br />
o Ein privater Pflegedienst ist relativ klein und hatte daher nicht sehr viel Kontakt<br />
zu Menschen mit <strong>Demenz</strong>, so dass er die Gruppe nicht mit eigenen<br />
PatientInnen befüllen konnte.<br />
• Mangelhafte Angehörigenarbeit<br />
o Es wurde den Angehörigen kaum Rückmeldung gegeben und nicht<br />
nachgehakt, wenn sie nach dem ersten Termin nicht mehr in die Gruppe<br />
kamen.<br />
o kurzfristige (oder gar keine) Absagen des Gruppentermins von Seiten des<br />
Trägers führten zu Verärgerung der Angehörigen.<br />
• Organisation des Fahrdienstes<br />
o Ein privater Pflegedienst bot sporadisch einen Fahrdienst für seine<br />
Betreuungsgruppe an, der allerdings durch die Leiterin der Gruppe erfolgte,<br />
die dadurch oftmals nicht genügend Vorbereitungszeit für die Gruppe hatte.<br />
Da der Fahrdienst nicht immer zuverlässig erfolgte, konnte eine regelmäßige<br />
Teilnahme der Betroffenen nicht erfolgen.<br />
o Bei einem Pflegedienst der Caritas übernahmen Pflegekräfte den Fahrdienst,<br />
die dann aus zeitlichen Gründen bei der Gruppe anwesend blieben, was mit<br />
erheblichen Kosten für den Träger verbunden war.<br />
o Neben der Organisation und den engen Bestimmungen des Personen-<br />
beförderungsgesetzes stellt auch die Finanzierung eines Fahrdienstes einen<br />
Träger vor eine zum Teil unlösbare Aufgabe. Dies ist ein struktureller Mangel,<br />
der über Sein oder Nicht-Sein einer Betreuungsgruppe entscheiden kann. Hier<br />
sind nach Ansicht der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen auch der Gesetzgeber bzw. die<br />
Zuschussgeber gefordert.<br />
Probleme innerhalb der Einrichtung<br />
• Wertigkeit der Gruppe innerhalb der Einrichtung:<br />
o Die Bedeutung, die die Gruppe für die Einrichtung hat, war teilweise unklar. Es<br />
stellte sich im Nachhinein heraus, dass manchmal der erste Ansprechpartner<br />
am Telefon für mögliche Interessenten abschreckend wirkte und wenig<br />
Begeisterung für das Angebot vermittelte.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
17<br />
o Bei der Durchführung der Gruppen war für die Gruppenleitung keine Vor- und<br />
Nachbereitungszeit eingeplant, obwohl dies von <strong>Projekt</strong>seite immer wieder<br />
betont wurde.<br />
o Durch die Personalknappheit des kleinen privaten Pflegedienstes wurden<br />
Pflegeeinsätze oft zeitlich so eng geplant, dass die Gruppenleitung häufig erst<br />
kurz vor Beginn der Gruppe kam. Dadurch fehlte die nötige innere und äußere<br />
Ruhe zur Vorbereitung und Durchführung der Betreuungsgruppe.<br />
• Kommunikationsprobleme innerhalb der Einrichtung führten zu Missverständnissen<br />
in der Gruppenorganisation. Die Pflegedienstleitung war kaum zugänglich für<br />
Gespräche und Anregungen. Erkrankungen und Kündigungen von MitarbeiterInnen<br />
häuften sich beim Pflegedienst, die Arbeitsbelastung stieg an und damit die<br />
Unzufriedenheit.<br />
1.4.6. Zusammenfassung<br />
Der Aufbau einer Betreuungsgruppe ist eine sehr komplexe Aufgabe, die von vielen<br />
Trägern unterschätzt wird. Deshalb wurden aufgrund der <strong>Projekt</strong>erfahrungen<br />
Voraussetzungen für den erfolgreichen Aufbau und die beständige Durchführung von<br />
Betreuungsgruppen zusammengestellt. Diese sind auch nachzulesen in dem<br />
„Leitfaden zum Aufbau von Betreuungsgruppen“, der als ein <strong>Projekt</strong>ergebnis<br />
entstanden ist und im Internet von der Homepage der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V.<br />
<strong>Nürnberg</strong> kostenlos herunter geladen werden kann.<br />
(http://www.angehoerigenberatung-<br />
nbg.de/fileadmin/user_upload/Leitfaden_zum_Aufbau_von_Betreuungsgruppen.pdf).<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Voraussetzungen für den Aufbau einer Betreuungsgruppe bezogen auf den Träger<br />
18<br />
• Der Träger muss sich zunächst darüber klar sein, welches Ziel er mit einer<br />
Betreuungsgruppe verfolgt. Ein Vertreter sollte von Anfang an in alle Gespräche<br />
und Vereinbarungen mit einbezogen werden.<br />
o Er sollte dabei auf mögliche Schwierigkeiten hingewiesen werden wie die<br />
relativ lange Anlaufzeit, bis die Gruppe einigermaßen stabil ist und die<br />
anfangs fehlende Kostendeckung durch die nur langsam anwachsende<br />
TeilnehmerInnenzahl.<br />
o Außerdem sollte gleich zu Beginn die Vertretung der Leitung der Gruppe bei<br />
Ausfallzeiten (Urlaub, Krankheit) besprochen werden.<br />
• Der Träger sollte nicht zu klein sein, damit mögliche Ausfälle von MitarbeiterInnen<br />
der ambulanten Pflege nicht durch die Leitung der Betreuungsgruppe ausgeglichen<br />
werden müssen.<br />
• Es ist wichtig, die Bedeutung der Betreuungsgruppe innerhalb der Einrichtung zu<br />
kommunizieren, damit alle Mitarbeitenden hinter dem Angebot stehen und es nach<br />
außen vertreten bzw. bewerben können. Wünschenswert wäre ein offener Umgang<br />
mit Konflikten innerhalb der Einrichtung, da sich ungeklärte Konflikte auf die<br />
Qualität der Betreuungsgruppe auswirken können.<br />
Leitung der Gruppe<br />
Generell lassen die <strong>Projekt</strong>erfahrungen einen großen Unterschied erkennen<br />
zwischen einer sozialpädagogisch geschulten Gruppenleitung und einer<br />
Pflegefachkraft, die diese Aufgabe wahrnimmt. Der Fokus der Leitung einer Gruppe<br />
wird meist auf das inhaltliche Angebot gelegt – grundlegende Kenntnisse für die<br />
Leitung einer Gruppe können bei Pflegekräften nicht vorausgesetzt werden, was sich<br />
immer wieder bemerkbar macht z.B. dadurch, dass Gruppenphasen und<br />
Gruppendynamik oft unbekannt sind.<br />
Wie aus der Grafik 1 hervorgeht, hat eine Gruppenleiterin generell mit drei<br />
Personengruppen zu tun, die ihrer besonderen Aufmerksamkeit in verschiedener<br />
Weise bedürfen:<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Umgang mit<br />
Ehren-<br />
amtlichen<br />
19<br />
Grafik 1: Personengruppen im Fokus einer Gruppenleitung (eigene Darstellung)<br />
Grundsätzlich musste den Gruppenleitungen immer wieder bewusst gemacht<br />
werden, dass sie neben den TeilnehmerInnen auch für die Ehrenamtlichen und die<br />
Angehörigen zuständig sind – dies war ein wiederkehrendes Thema bei den<br />
Reflexionsgesprächen der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin mit allen Gruppenleitungen.<br />
Umgang mit den Teilnehmern<br />
Kontaktpflege<br />
Umgang mit<br />
• Grundlage für den Umgang mit Menschen mit <strong>Demenz</strong> in Betreuungsgruppen ist<br />
der ressourcenorientierte Ansatz. Gerade für Pflegefachkräfte in der Leitung einer<br />
Betreuungsgruppe ist dieser jedoch oft nicht selbstverständlich und erfordert ein<br />
Umdenken, da sie in der Pflege den Fokus eher auf die Defizite ihrer PatientInnen<br />
richten müssen. In einer Betreuungsgruppe geht es darum, die noch vorhandenen<br />
Kompetenzen der TeilnehmerInnen zu erkennen und ihnen die Möglichkeit zu<br />
geben, diese einzubringen. In der Pflege geht es dagegen eher darum, Probleme<br />
und Defizite beim zu Pflegenden zu erkennen und diese dann zu behandeln.<br />
• Immer wieder konnte die zuständige <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin auch beobachten, dass<br />
Pflegefachkräfte als Gruppenleitungen ergebnisorientiert denken. Dies wurde<br />
beispielsweise bei kreativem Arbeiten deutlich – hier trat das Wohlbefinden des<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011<br />
mit<br />
Angehörigen<br />
Leitung einer<br />
Betreuungs-<br />
gruppe<br />
Teil-<br />
nehmerInnen
20<br />
Erkrankten manchmal in den Hintergrund zu Gunsten eines möglichst perfekten<br />
Endproduktes.<br />
Für die zuständige <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin war hier immer wieder viel<br />
Fingerspitzengefühl erforderlich, da sich eine Gruppenleiterin mit Pflegeausbildung<br />
prinzipiell als Fachfrau für Umgang mit demenzerkrankten Menschen sieht (und<br />
dies in vielen Bereichen durchaus auch ist), ihr aber speziell im Umgang mit<br />
Menschen mit <strong>Demenz</strong> in einer Gruppe behutsam eine andere Sichtweise<br />
beigebracht werden musste.<br />
Umgang mit den Ehrenamtlichen<br />
Ehrenamtliche in der Gruppe wollen vor allem „helfen“ und tun sich oft schwer damit,<br />
sich eher im Hintergrund zu halten und die <strong>Demenz</strong>erkrankten zum selbständigen<br />
Tun zu aktivieren. Dazu brauchen sie von der Gruppenleitung eine klare Anleitung<br />
und immer wieder wertschätzende Rückmeldung. Dies war für viele Leitungen nicht<br />
ganz einfach, zumal bereits die Rolle als Gruppenleitung neu für sie war. Als hilfreich<br />
stellte sich für diese Problematik heraus, wenn die Leitung sich auch für<br />
Reflexionsgespräche mit den Ehrenamtlichen im Anschluss an die Gruppe noch Zeit<br />
nehmen konnte.<br />
Kontaktpflege mit den Angehörigen<br />
Die Motivation von Angehörigen ist ein entscheidender Faktor dafür, ob das Angebot<br />
angenommen wird oder nicht. Gerade für noch unschlüssige Angehörige ist ein<br />
motivierter Ansprechpartner nötig, der hinter dem Konzept der Gruppe steht.<br />
Es war eine wichtige <strong>Projekt</strong>aufgabe, dies gerade ambulanten Pflegediensten immer<br />
wieder zu vermitteln. Erfahrungsgemäß haben nur die Gruppen auf Dauer Bestand,<br />
die gezielt und kontinuierlich Angehörigenarbeit betreiben. Diese Aufgabe<br />
übernehmen meist SozialpädagogInnen, die z.B. Angehörige ermutigen, den für sie<br />
schwierigen Schritt zu wagen, den erkrankten Partner oder Elternteil in eine<br />
Betreuungsgruppe zu geben. Sie rufen nach dem ersten Termin an und geben den<br />
Angehörigen Rückmeldung, sie ermutigen zu weiteren Besuchen. Erwähnt sei hier,<br />
dass dies gerade bei Pflegediensten auch ein Problem der mangelnden<br />
Refinanzierung sein kann, da Angehörigenarbeit zeitaufwändig ist und die Kranken-<br />
und Pflegekassen dafür keine Mittel zur Verfügung stellen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
21<br />
Neben diesen grundlegenden Voraussetzungen ist eine kontinuierliche, kreative<br />
Öffentlichkeitsarbeit unerlässlich, da sie einem Teilnehmerschwund durch alters- und<br />
krankheitsbedingte Gründe entgegenwirken kann.<br />
1.5 Neutrale Beratung<br />
Ziel dieses <strong>Projekt</strong>bausteins war es, neutrale Beratung für Angehörige von<br />
Menschen mit <strong>Demenz</strong> ebenfalls dezentral in den Stadtteilen anzubieten, um<br />
einerseits die Akzeptanz für Beratung zu erhöhen und andererseits auch die<br />
Angebote vor Ort besser vermitteln zu können.<br />
Es wurden dazu Beratungssprechstunden an vier unterschiedlichen Standorten in<br />
zwei Stadtteilen (St. Leonhard/Schweinau und Südstadt) gemacht.<br />
Das Ergebnis war unbefriedigend – es fanden insgesamt innerhalb der ersten beiden<br />
<strong>Projekt</strong>jahre nur fünf Beratungstermine statt, von denen keine der beratenen<br />
Personen aus dem Stadtteil kam, in dem die Beratung angeboten wurde. Gleichzeitig<br />
nahmen die Beratungsanfragen an die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> zu. Die<br />
Beratungsstelle bietet auch Hausbesuche an, so dass dort, wo es nötig ist, immer<br />
auch schon dezentral beraten werden konnte. Aus Sicht der <strong>Nürnberg</strong>er Bürger<br />
scheint dies auszureichen.<br />
Ferner stellte sich als Problem auch die Kooperationsbereitschaft der Träger in<br />
diesem Bereich dar. Sie reagierten sehr skeptisch bei Anfragen von den<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen hinsichtlich einer Unterstützung im Bereich ‚neutrale<br />
Beratung’. Es hatte sogar eher den Anschein, als ob die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin, die das<br />
neutrale Beratungsangebot durchführen wollte, als Konkurrenz wahrgenommen<br />
wurde. Das <strong>Projekt</strong> war aber für den nachhaltigen Aufbau von niedrigschwelligen<br />
Angeboten auf die Kooperationspartner angewiesen. Daher waren Konkurrenzängste<br />
eher hinderlich und schädlich für das <strong>Projekt</strong>.<br />
Dieser <strong>Projekt</strong>baustein wurde mit Ablauf der ersten <strong>Projekt</strong>laufzeit von zwei Jahren<br />
beendet.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
1.6 Entlastungsangebot für MigrantInnen initiieren<br />
22<br />
Die besondere Bedeutung von Kooperationen im Bereich Migration und die damit<br />
verbundenen Herausforderungen sind in Kapitel 3.1 ausführlich beschrieben. Da<br />
besonders die Kooperation zu einem Träger eine tragende Rolle für die nachfolgend<br />
beschriebenen Angebote bildet, soll deren Zustandekommen kurz vorab erläutert<br />
werden.<br />
Für den <strong>Projekt</strong>erfolg war es maßgeblich, einen geeigneten Kooperationspartner zu<br />
finden, der bei möglichst vielen türkischen MigrantInnen bekannt und anerkannt ist<br />
und bereit ist, sich für das Thema zu engagieren. Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen gingen<br />
deshalb auf TIM e.V. zu, den türkisch-deutschen Verein zur Integration behinderter<br />
Menschen e.V.. Dabei stießen sie anfangs auf Berührungsängste und eine eher<br />
vorsichtige Haltung den Anfragen und Angeboten der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen<br />
gegenüber. Dank der Hartnäckigkeit der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen konnten sowohl die<br />
festangestellte Sozialpädagogin als auch der ehrenamtliche Vorstand schließlich<br />
nachhaltig davon überzeugt werden, dass die Kooperation auch für sie einen Gewinn<br />
bringen kann. Es ist als ein besonderer Erfolg des Modellprojekts anzusehen, dass<br />
inzwischen eine intensive und beständige Kooperation mit TIM e.V. entstanden ist.<br />
Dadurch hatten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen die Möglichkeit, viele der im Folgenden<br />
beschriebenen Angebote auf eine solide und nachhaltige Basis zu stellen.<br />
Neben der Kooperation mit TIM e.V. kam es zu weiteren erfolgreichen und wichtigen<br />
Kooperationen mit anderen Trägern in <strong>Nürnberg</strong> (siehe 3.1).<br />
1.5.1 Türkischsprachige <strong>Demenz</strong>beratung<br />
Um einen Zugang zu der Bevölkerungsgruppe zu schaffen, wurde bei der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. ein türkisches Beratungsangebot installiert. Dabei wurde<br />
von Oktober 2009 bis April 2010 im 14-tägigen Rhythmus telefonische<br />
türkischsprachige <strong>Demenz</strong>beratung angeboten. Dazu konnten zunächst eine<br />
türkische Gerontologin, später eine türkische Sozialpädagogin und eine türkische<br />
Pflegekraft als Honorarkräfte gewonnen werden.<br />
Nachdem die Kooperation mit TIM e.V. zustande kam, wurde dort das türkische<br />
Beratungsangebot angesiedelt, da dieser Träger bei MigrantInnen bereits bekannt ist<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
23<br />
und somit die Chance zur Annahme des Angebots größer war. Von März 2010 bis<br />
Juli 2011 fand regelmäßig jeden Freitag von 9.00 bis 11.00 Uhr das durch die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen begleitete Angebot der türkischsprachigen <strong>Demenz</strong>beratung<br />
bei TIM e.V. statt.<br />
Inzwischen fanden zwanzig telefonische Beratungs- und Vermittlungsgespräche<br />
statt, vier Beratungstermine im Büro von TIM e.V., eine Beratung nach einem Vortrag<br />
und ein Beratungstermin in einem Kulturverein auf Wunsch der zu beratenden<br />
Person, weil sie sich dort vertraut fühlte. Außerdem wurde eine türkische Frau, die<br />
Sorge hatte, von <strong>Demenz</strong> betroffen zu sein, von einer türkischen Beraterin insgesamt<br />
drei Mal zur Gedächtnissprechstunde im Klinikum <strong>Nürnberg</strong> Nord begleitet. Ohne<br />
diese Unterstützung und die türkische Übersetzung einer ihr bekannten Person hätte<br />
sie diesen für sie sehr schwierigen Schritt nicht getan.<br />
Insgesamt bestanden zu elf verschiedenen Personen Beratungskontakte mit ein-<br />
oder mehrmaligen Terminen. Fünf Personen hatten die Diagnose Depressionen, fünf<br />
waren Angehörige von Menschen mit <strong>Demenz</strong>. Eine Person ist selbst an <strong>Demenz</strong><br />
erkrankt. Ihr wurde durch TIM e.V. der Kontakt zu einem türkischen Pflegedienst<br />
vermittelt. Ferner nahm die türkische Beraterin Kontakt auf zum Ehemann der<br />
Erkrankten.<br />
Eine türkische Migrantin wurde von der Gedächtnissprechstunde zu TIM e.V.<br />
geschickt – allerdings mit der Diagnose Depression. Dies zeigt, dass das<br />
Beratungsangebot inzwischen auch bei anderen Einrichtungen in <strong>Nürnberg</strong> bekannt<br />
und anerkannt ist.<br />
Die ersten Kontakte entstanden nach einer Anlaufzeit von sechs Monaten, was sich<br />
mit den Erfahrungen ähnlicher <strong>Projekt</strong>e in diesem Bereich deckt. Der Aufbau eines<br />
Angebots für MigrantInnen braucht einen “langen Atem“, ganz besonders bei dem<br />
Tabu-Thema <strong>Demenz</strong>. Jeder einzelne Kontakt ist als großer Erfolg des <strong>Projekt</strong>s zu<br />
bewerten, da für Türkinnen und Türken das Annehmen von Beratung mit noch<br />
größeren Hürden verbunden ist, als für Deutsche. Außerdem tragen positive<br />
Erfahrungen mit dem Beratungsangebot langfristig „Früchte“, da die<br />
Mundpropaganda für die Annahme eines Angebots gerade unter MigrantInnen ein<br />
wesentlicher Aspekt ist. Der Erfolg des Beratungsangebots kann vor diesem<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
24<br />
Hintergrund nicht allein in Zahlen und mit Maßstäben deutscher Beratungsstellen<br />
gemessen werden.<br />
Die Erfahrungen aus den türkischen Beratungen zeigen:<br />
• Die sprachliche Hürde: Mehrfach konnten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen beobachten,<br />
dass die Ratsuchenden zuerst deutsch mit ihnen sprachen. Es zeigte sich aber,<br />
sobald die türkische Beraterin zur türkischen Sprache wechselte, dass die<br />
KlientInnen sehr viel gesprächiger und offener wurden. Dies wurde auch dort<br />
deutlich, wo die Ratsuchenden ein gutes Deutsch sprachen.<br />
• Es kamen etliche Beratungsanfragen durch Menschen mit Depressionen. Aufgrund<br />
der unzureichenden Diagnoseinstrumente könnte auch hier durchaus eine <strong>Demenz</strong><br />
zugrunde liegen. So lässt sich vielleicht erklären, dass selbst die<br />
Gedächtnissprechstunde eine Person mit der Diagnose Depression zu TIM e.V.<br />
und nicht zu einer in <strong>Nürnberg</strong> bestehenden Anlaufstelle für MigrantInnen mit<br />
Depressionen geschickt hat.<br />
Aufgrund der Ergebnisse der Befragung „Migration und Werte“ (s. 1.1.2) wurde<br />
zusätzlich zu der Vormittagssprechstunde einmal wöchentlich eine zweistündige<br />
Abendsprechstunde bei TIM e.V. eingerichtet. Für die ab Februar 2011 angebotene<br />
Abendsprechstunde konnten zwei neue türkische Honorarkräfte gewonnen und von<br />
den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen geschult werden.<br />
Es hat sich gezeigt, dass die Abendsprechstunde – entgegen den Aussagen bei der<br />
Befragung – nicht angenommen wurde. Die Gründe dafür könnten darin liegen, dass<br />
Töchter und Söhne von erkrankten MigrantInnen meist keine muttersprachliche<br />
Beratung wünschen – im Gegenteil: Erfahrungen zeigen, dass sie ein solches<br />
Angebot möglicherweise sogar als „Diskriminierung“ empfinden. Außerdem scheint<br />
der abendliche Entscheidungsprozess in den Familien – wie in den Ergebnissen der<br />
Befragung beschrieben – für die Zielgruppe von pflegenden EhepartnerInnen nicht<br />
relevant zu sein, da sie sich schon im Rentenalter befinden.<br />
Im Sommer 2011 entschieden die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen zusammen mit TIM e.V.,<br />
verstärkt Vorträge anzubieten, die auf großes Interesse stießen (siehe 1.5.2.1), und<br />
die türkische Beratung nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung anzubieten. So<br />
konnte auf die individuellen terminlichen Wünsche der Betroffenen eingegangen<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
25<br />
werden. Außerdem wurden auch Beratungsgespräche nach den Vorträgen<br />
angeboten und es bestand die Möglichkeit zu einem Hausbesuch, wenn dies<br />
gewünscht wurde.<br />
1.5.2 Öffentlichkeitsarbeit<br />
1.5.2.1 Vorträge<br />
Da im Rahmen der umfangreichen Recherche deutlich wurde, dass <strong>Demenz</strong> unter<br />
türkischen MigrantInnen noch kaum als Krankheit bekannt und zudem sehr<br />
schambesetzt ist, haben sich die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen entschieden, parallel zu<br />
dem Beratungsangebot die türkische Öffentlichkeit über <strong>Demenz</strong>erkrankungen zu<br />
informieren. Sie hielten bei zwei türkischen bzw. internationalen Frauengruppen<br />
selbst auf Deutsch Vorträge zum Thema <strong>Demenz</strong>. Im Sommer 2009 konnte eine<br />
türkischsprachige Gerontologin gewonnen werden, die mit Unterstützung der<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen einen türkischen Vortrag zum Thema <strong>Demenz</strong> ausarbeitete<br />
und diesen mehrmals bei verschiedenen Einrichtungen hielt.<br />
Später wurden die beiden türkischen Honorarkräfte von TIM e.V. kontinuierlich von<br />
den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen geschult und damit befähigt, auch Vorträge zu halten. Zu<br />
Beginn wurden sie auch bei den Vorträgen begleitet. Inzwischen halten sie diese<br />
ohne Unterstützung. Zu einer weiteren Vertiefung ihrer Kenntnisse über die<br />
Erkrankung trug ein vom <strong>Projekt</strong> vermittelter und begleiteter Besuch in einer<br />
deutschen Betreuungsgruppe bei, der beide sehr beeindruckt hat.<br />
Aufgrund der Erkenntnisse der Befragung, wonach sich MigrantInnen mehr<br />
Informationen über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wünschen, wurde<br />
entschieden, neben den türkischen Vorträgen über <strong>Demenz</strong> auch Vorträge zum<br />
Thema Pflegeversicherung anzubieten. Ziel dieser Vorträge ist es, eine breitere<br />
Bevölkerungsgruppe zu erreichen und dadurch leichter Zugang zu Familien zu<br />
bekommen, in denen ein Familienmitglied an <strong>Demenz</strong> erkrankt ist. Dazu wurde mit<br />
Unterstützung der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen eine Präsentation zu dem Thema<br />
ausgearbeitet und von den beiden Honorarkräften von TIM e.V. ins Türkische<br />
übersetzt.<br />
Insgesamt fanden folgende Vorträge zu den Themen <strong>Demenz</strong> und Pflegever-<br />
sicherung bei verschiedenen türkischen und internationalen Gruppierungen statt:<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
26<br />
Datum Vortragende Thema Veranstalter, Ort TN<br />
20.02.2009 Konstanze Pilgrim<br />
Angelika Thiel<br />
<strong>Demenz</strong> (deutsch)<br />
2009<br />
Internationale Frauengruppe (AfI=Akademie für Informatik)<br />
8<br />
23.03.2009 Angelika Thiel <strong>Demenz</strong> (deutsch/türkisch) Frauengruppe Dianaplatz, Südstadt 18<br />
31.10.2009 Semra Altınışık <strong>Demenz</strong> (türkisch) DITIB Moschee, Südstadt 70<br />
05.11.2009 Semra Altınışık <strong>Demenz</strong> (türkisch) Türkische Seniorengruppe AWO, Villa Leon St. Leonhard 22<br />
28.02.2010 Semra Altınışık <strong>Demenz</strong> (türkisch)<br />
2010<br />
TIM e.V., Nachbarschaftshaus Gostenhof 60<br />
26.10.2010 Angelika Thiel <strong>Demenz</strong> (deutsch) Islamische Gemeinde <strong>Nürnberg</strong>, Gostenhof Schulung von moslemischen<br />
Seelsorgerinnen, die in Krankenhäusern oder Heime gehen (Selma)<br />
10<br />
14.11.2010 Semra Altınışık <strong>Demenz</strong> (türkisch) Verein zur Förderung der Ideen Atatürks e.V. 15<br />
27.11.2010 Angelika Thiel<br />
Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
Pflegeversicherung<br />
(deutsch/türkisch)<br />
TIM e.V., Nachbarschaftshaus Gostenhof 6<br />
2011<br />
18.01.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) TIM e.V., Frauenfrühstück, Nachbarschaftshaus Gostenhof 12<br />
06.02.2011 Semra Altınışık <strong>Demenz</strong> (türkisch) Seniorennetzwerk St. Leonhard/Schweinau, Mehrgenerationenhaus Schweinau 10<br />
17./18.02. Güler Bahca,<br />
2011 Türkan Beĝen<br />
21.02.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
03.03.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
07.03.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
09.03.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
17.03.2011 Angelika Thiel<br />
Güler Bahca<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) Bfw, Veranstaltung im Rahmen des NMCE-<strong>Projekt</strong>s 16<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) Internationale Frauengruppe Dianaplatz, Südstadt 17<br />
Pflegeversicherung<br />
(türkisch)<br />
Villa Leon, türkische Seniorengruppe der AWO, St. Leonhard 25<br />
Pflegeversicherung Internationale Frauengruppe Dianaplatz<br />
12<br />
(türkisch)<br />
Südstadt<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) Türkische Frauengruppe Nordostbahnhof 15<br />
<strong>Demenz</strong><br />
(deutsch /türkisch)<br />
Ev.Familienbildungsstätte Integrationskurs<br />
Gostenhof<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011<br />
10
17.03.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
17.04.2011 Güler Bahca,<br />
Türkan Beĝen<br />
30.06.2011 Angelika Thiel,<br />
Gülsan Boz<br />
17.11.2011 Konstanze Pilgrim,<br />
Gülsan Boz<br />
27<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) Käthe-Reichert-Heim der AWO, St. Johannis<br />
Informationsreihe für türkische Frauen im Rahmen des <strong>Projekt</strong>s KAPI, Referat<br />
Migration und Integration (Kultursensible Altenhilfe für den Personenkreis<br />
türkischer Migranten für eine gelingende Integration)<br />
6<br />
<strong>Demenz</strong> (türkisch) TIM e.V., Nachbarschaftshaus Gostenhof<br />
Frauenfrühstück<br />
8<br />
<strong>Demenz</strong><br />
Degrin <strong>Nürnberg</strong> 18<br />
(deutsch/türkisch)<br />
<strong>Demenz</strong><br />
(deutsch/türkisch)<br />
Brücke, <strong>Nürnberg</strong> 8<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011<br />
Summe 366
28<br />
Nachdem in den beiden Jahren 2009 und 2010 insgesamt acht Vorträge gehalten<br />
wurden, waren es im Jahr 2011 bereits elf Vorträge sowie die Teilnahme an der<br />
dreitägigen Veranstaltung des Berufsförderungswerks (s. 1.5.2.3) und die türkischen<br />
Filmveranstaltungen mit insgesamt fünf Terminen (siehe 1.5.2.2).<br />
Diese enorme Zunahme an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen hing mit der<br />
verstärkten Nachfrage der Träger zusammen, die inzwischen von sich aus auf die<br />
türkischen Honorarkräfte zukamen und um weitere Vorträge baten – ein beachtlicher<br />
Erfolg des <strong>Projekt</strong>s, der zeigt, dass sich die zeit- und arbeitsintensive Aufbauarbeit<br />
gelohnt hat.<br />
1.5.2.2 Türkischer <strong>Demenz</strong>film<br />
Ein von der Medienwerkstatt Wuppertal gedrehter türkischsprachiger Film über das<br />
Leben mit <strong>Demenz</strong> in türkischstämmigen Familien (deutscher Titel: das Herz vergisst<br />
nicht) wurde auf Initiative des <strong>Projekt</strong>s in Kooperation mit insgesamt 17 Trägern in<br />
fünf Stadtteilen mit einem hohen Migrationsanteil gezeigt. Im Gegensatz zu den<br />
Vorträgen spricht der Film vor allem auf der emotionalen Ebene an. Dies ist gerade<br />
für diese Zielgruppe ein elementarer Zugangsweg.<br />
Das Konzept sah eine kulturelle Informationsveranstaltung vor – abgestimmt auf die<br />
Bedürfnisse und Gewohnheiten der MigrantInnen.<br />
Jede Veranstaltung begann mit einem gemeinsamen Frühstück bzw. Kaffeetrinken.<br />
Dies trug zu einer familiären Atmosphäre bei, zwanglose Gespräche und<br />
gegenseitiges Kennenlernen wurden so leichter möglich. Im Anschluss daran wurde<br />
der einstündige Film gezeigt. Danach gab es die Möglichkeiten, Fragen an Fachleute<br />
bzw. die türkischen Beraterinnen und die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen zu richten.<br />
An der durchweg positiven Resonanz und der hohen Besucherzahl zeigte sich, dass<br />
das Konzept gut ankam. Die BesucherInnen waren sehr berührt von dem Film, einige<br />
türkische Frauen weinten. Nach dem Film kam es bei allen Veranstaltungen zu einer<br />
angeregten Diskussion.<br />
Es ist davon auszugehen, dass viele Anwesende die Eindrücke aus dem Film an<br />
Bekannte aus ihrer Community weitergeben, so dass der Film sicher erheblich dazu<br />
beiträgt, das Tabuthema <strong>Demenz</strong> in den türkischer Bevölkerung bekannter zu<br />
machen.<br />
Die Veranstaltungen fanden statt im Rahmen der interkulturellen Wochen in<br />
<strong>Nürnberg</strong> und der Informationskampagne 2011 zur Verbesserung der medizinisch-<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
29<br />
therpeutischen Versorgung (seelische Gesundheit im Alter: Vorbeugung -<br />
Behandlung - Unterstützung bei <strong>Demenz</strong> – Depression - Sucht, veranstaltet von der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong>, Gerontopsychiatrische Fachkoordination (Gefa)<br />
Mfr.).<br />
Flyer, mit dem für Filmveranstaltungsreihe geworben wurde (Außenseite)<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Datum Veranstaltungsort Beteiligte Kooperationspartner BesucherInnen Besonderheiten<br />
09.10.2011 Kino Casablanca<br />
Südstadt<br />
12.10.2011 Stadtteiltreffpunkt<br />
Bürgertreff<br />
Nordostbahnhof e.V.<br />
Nordostbahnhof<br />
16.10.2011 Eyüp-Sultan-<br />
Moschee, Südstadt<br />
18.10.2011 Nachbarschaftshaus<br />
Gostenhof<br />
17.11.2011 Villa Leon<br />
St. Leonhard<br />
30<br />
Casablanca e.V.<br />
AWOthek<br />
AWO-Ortsverein <strong>Nürnberg</strong> International<br />
südpunkt-forum für bildung und kultur<br />
Seniorentreff Nordostbahnhof<br />
Bürgertreff Nordostbahnhof e.V.<br />
Stadtteiltreffpunkt Nordost<br />
45 TeilnehmerInnen<br />
(TN) fünf TürkInnen,<br />
mehrere<br />
BesucherInnen mit<br />
Migrationshintergrund,<br />
viele interessierte<br />
Deutsche)<br />
25 TN<br />
(drei Griechen,<br />
sechs Deutsche und<br />
16 TürkInnen)<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011<br />
Drei Ärzte des Klinikum <strong>Nürnberg</strong> Nord<br />
standen für Fragen zur Verfügung.<br />
Frau Prof. Engel vom Institut für<br />
Psychogerontologie, Erlangen und ein<br />
Mitglied des Integrationsrates waren<br />
anwesend.<br />
Die geringe Anzahl der türkischen<br />
BesucherInnen lässt sich vermutlich damit<br />
erklären, dass der Veranstaltungsort in der<br />
türk. Bevölkerung unbekannt ist.<br />
Die türkische Generalkonsulin sprach ein<br />
Grußwort und unterhielt sich beim<br />
Frühstück mit den Anwesenden über deren<br />
Situation.<br />
Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins<br />
Nordstadt und ein Mitglied des<br />
Integrationsrates waren anwesend.<br />
D.I.T.B. <strong>Nürnberg</strong> e.V. 40 Türkinnen Die türkische Presse war in Form der Post<br />
und der Hürriyet vertreten.<br />
TIM e.V.<br />
Internationales Frauen- und<br />
Mädchenzentrum<br />
Degrin<br />
evang. Familienbildungsstätte<br />
Brücke-Köprü<br />
Bürgerzentrum Villa Leon<br />
Seniorennetzwerk St. Leonhard/ Schweinau<br />
<strong>Projekt</strong> „Migration, Alter und Gesundheit“ im<br />
Mehrgenerationenhaus Schweinau<br />
Ca. 85 TN, sehr<br />
international<br />
gemischtes Publikum<br />
Ca. 45 TN, internat.<br />
gemischt, jedoch<br />
hauptsächl. TürkInnen<br />
Summe Ca. 240 TN<br />
Im Anschluss stand eine der türkischen<br />
<strong>Demenz</strong>beraterinnen sowie eine<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterin für Fragen zur<br />
Verfügung. Besonders erwähnenswert ist<br />
bei dieser Veranstaltung die Vielzahl der<br />
Kooperationspartner.<br />
Eine türkische <strong>Demenz</strong>beraterin stand<br />
neben einer <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin für Fragen<br />
zur Verfügung.
1.5.2.3 Andere Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Workshop des bfw (Berufsförderungswerk <strong>Nürnberg</strong>):<br />
31<br />
Auf Initative des <strong>Projekt</strong>s beteiligten sich die türkischen Beraterinnen von TIM e.V.<br />
– unterstützt von einer <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin – an einem mehrtägigen Workshop<br />
(interaktive „Schulung“) des bfw im Februar 2011 für türkischstämmige pflegende<br />
Angehörige. Diese Veranstaltung kam zustande im Rahmen des multilateralen EU -<br />
<strong>Projekt</strong> NMCE (Nurse Managed Care for Elderly).<br />
Eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin nahm außerdem als Expertin an der abschließenden<br />
Podiumsdiskussion zum Thema „Türkischstämmige Pflegebedürftige – Bedürfnisse<br />
und Zugangswege“ teil.<br />
Insgesamt kamen ca. 60 interessierte Menschen an drei Tagen.<br />
• Beratungsstelle für Integration und Migration der Arbeiterwohlfahrt KV <strong>Nürnberg</strong><br />
e.V.:<br />
Eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin hielt im Mai und Juni 2010 jeweils einen Vortrag zum<br />
Thema <strong>Demenz</strong> und Pflegeversicherung für alle interessierten MitarbeiterInnen.<br />
dieser Beratungsstelle. Ferner erklärte sich ein Mitarbeiter für zuständig als<br />
Ansprechpartner für das Thema <strong>Demenz</strong> in der Einrichtung. Dies ist ein<br />
nachhaltiger <strong>Projekt</strong>erfolg, da die Einrichtung für viele MigrantInnen eine sehr<br />
niedrigschwellige Erstanlaufstelle ist, die ihre KlientInnen in der Folge oft über<br />
lange Zeiträume begleitet. Mit dieser Kooperation ist eine sinnvolle Ergänzung zu<br />
der bereits bestehenden mit TIM e.V. gelungen, da auf diesem Weg noch einmal<br />
eine andere Zielgruppe erreicht werden kann.<br />
1.5.3 Aufbau von Entlastungsangeboten<br />
1.5.3.1 Unterstützung beim Aufbau von Angeboten für russische MigrantInnen<br />
Aufgrund einer konkreten Anfrage der AWO haben die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen den<br />
Aufbau von Angeboten im Zusammenhang mit ihrem <strong>Projekt</strong> „Über Brücken kannst<br />
du gehen“ unterstützt. Bei diesem <strong>Projekt</strong> geht es u.a. um den Aufbau einer<br />
Betreuungsgruppe und einer Angehörigengruppe für in <strong>Nürnberg</strong> lebende jüdische<br />
Menschen mit russischem Migrationshintergrund. <strong>Projekt</strong>standort in <strong>Nürnberg</strong> ist der<br />
Stadtteil Langwasser, der ursprünglich nicht zu den ausgewählten Stadtteilen zählte.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
32<br />
Da es aber auch hier um das Thema Migration und <strong>Demenz</strong> geht, entschlossen sich<br />
die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen, auf die Anfrage einzugehen.<br />
Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen unterstützten durch Fachberatung den Aufbau der<br />
russischsprachigen Betreuungsgruppe in Langwasser. Für eine Schulung russischer<br />
Angehöriger wurde von <strong>Projekt</strong>seite mehrfach Fachberatung zur Konzeption geleistet<br />
(s. 1.2).<br />
1.5.3.2 Vorarbeiten zum Aufbau eines Internationalen HelferInnenkreises<br />
Lange Zeit verfolgte das <strong>Projekt</strong> die Strategie, erst Zugang zu genügend türkischen<br />
Familien zu bekommen, die einen Bedarf an geschulten HelferInnen deutlich<br />
machten. Aus folgenden Gründen wurde diese Strategie schließlich aufgegeben<br />
zugunsten eines forcierten Aufbaus eines internationalen HelferInnenkreises:<br />
• Die Befragung „Migration und Werte“ (s. 1.1.2) hat bestätigt, dass soziale<br />
Betreuung zuhause durch geschulte Helferinnen am ehesten zur Entlastung<br />
pflegender Angehöriger türkischer Nationalität beitragen könnte.<br />
• Eine weitere Erkenntnis aus der Befragung und den Erfahrungen bei der Beratung<br />
ist, dass gerade türkische MigrantInnen sehr lange warten, bis sie sich Hilfe holen.<br />
Dann benötigen sie diese aber unmittelbar und sofort. Bisher konnte ihnen bei<br />
Bedarf keine entsprechende Entlastung angeboten werden.<br />
• Geschulte Helferinnen sind gleichzeitig Multiplikatoren in ihren jeweiligen Gruppen<br />
und können so die Bekanntheit des Angebots befördern.<br />
Für das mittelfristige Ziel des Aufbaus eines internationalen HelferInnenkreises<br />
bestand schon seit längerem eine Kooperation zwischen dem <strong>Projekt</strong>, der AWO und<br />
TIM e.V.. Deshalb sollte die Zielgruppe auf andere Nationalitäten erweitert werden -<br />
vorwiegend auf russischstämmige BürgerInnen, da sie die größte Migrantengruppe in<br />
<strong>Nürnberg</strong> darstellen und dadurch möglichst viele betroffene Familien von dem<br />
Angebot profitieren können. Die AWO hat zu dieser Gruppe bereits einen guten<br />
Zugang und ist als Kooperationspartner daher von großem Nutzen für das <strong>Projekt</strong>.<br />
Es ist vorgesehen, dass TIM e.V. der Träger des neu aufzubauenden internationalen<br />
HelferInnenkreises werden soll. Interessierte MigrantInnen sollen eine Schulung<br />
angelehnt an das Konzept der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. erhalten. In Kooperation<br />
mit der InKuTra (Interkulturelle Trainings) der AWO soll dazu das bisherige<br />
Schulungskonzept überarbeitet und um kultursensible und migrationsspezifische<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
33<br />
Sichtweisen ergänzt werden. Ein Grobkonzept dazu wurde durch die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen bereits ausgearbeitet.<br />
Durchgeführt werden sollen die Schulungen im Laufe des Jahres 2012 hauptsächlich<br />
von der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> nach deren Schulungskonzept in<br />
Zusammenarbeit mit der InKuTra der AWO.<br />
Voraussetzung ist eine <strong>Projekt</strong>förderung für TIM e.V., da die bisherige Mitarbeiterin<br />
von TIM e.V. den Aufbau eines internationalen HelferInnenkreises zeitlich nicht<br />
leisten kann. Mit Unterstützung der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen wurden dazu<br />
verschiedene Anträge gestellt. Mittlerweile (Januar 2012) wurde eine<br />
<strong>Projekt</strong>förderung für drei Jahre und eine 30-Stunden-Stelle bewilligt, was aus Sicht<br />
des <strong>Projekt</strong>es <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> einen nachhaltigen Erfolg darstellt.<br />
TIM e.V. hat dank der Zusammenarbeit mit den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen die Aktualität<br />
des Themas erkannt, so dass sogar eine Satzungsänderung beschlossen werden<br />
soll. Dabei werden explizit ältere MigrantInnen als weitere Zielgruppe und eine<br />
Öffnung gegenüber anderen Migrantengruppen festgelegt.<br />
Es gab bereits mehrere InteressentInnen für die HelferInnenschulung. Um die Zeit<br />
bis zum Beginn der Schulung zu überbrücken und ein passendes Angebot<br />
bereitzuhalten, das auch ältere MigrantInnen anspricht, bot TIM e.V. von Oktober bis<br />
Dezember 2011 eine Schulung zur Gedächtnistrainerin für MigrantInnen an. Die<br />
geschulten Gedächtnistrainerinnen sollen dann entsprechende Angebote in<br />
Migrantenvereinen machen. Damit könnte möglicherweise auch der Zugang zu<br />
Menschen erleichtert werden, die evtl. bereits an einer leichten <strong>Demenz</strong> leiden.<br />
Mit Unterstützung des <strong>Projekt</strong>s sind wichtige Voraussetzungen geschaffen worden,<br />
damit ein internationaler HelferInnenkreis 2012 aufgebaut werden kann. Die<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> wird diesen Aufbau fachlich und durch ihr Know<br />
how hinsichtlich der Schulung von Freiwilligen weiterhin unterstützen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
1.6 Zusammenfassung und Ausblick<br />
34<br />
Es ist dem <strong>Projekt</strong> in allen Bereichen gelungen, erfolgreich Angebote aufzubauen<br />
bzw. Träger dabei zu unterstützen.<br />
Hinsichtlich der Gruppenangebote für Angehörige scheint in <strong>Nürnberg</strong> das Angebot<br />
ausreichend, zumal die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. inzwischen auch dazu<br />
übergegangen ist, ihr Angebot zu überarbeiten, indem sie pro Jahr ca. fünf bis sechs<br />
Seminare für Angehörige anbietet. Diese moderne psychoedukative Angebotsform<br />
ist für viele Angehörige sehr attraktiv, da sie Zeit und Energie nur über einen<br />
festgelegten Zeitraum bindet und inhaltlich stark auf das Vermitteln von Wissen und<br />
neuen Handlungsstrategien setzt. Diese Seminare werden bisher an zwei<br />
verschiedenen Standorten angeboten, es ist zukünftig aber auch denkbar, dass der<br />
Radius noch erweitert wird, sollten Träger in ihren Stadtteilen einen Bedarf erkennen.<br />
Es ist dem <strong>Projekt</strong> durch Fachberatung und das Vermitteln einer vollständigen<br />
Schulung bei der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. gut gelungen, viele Träger zum Auf- und<br />
Ausbau von HelferInnenkreisen zu bewegen. Außerdem konnte gut deutlich gemacht<br />
werden, dass die Träger auch für die Sicherung der Qualität ihrer Freiwilligen etwas<br />
tun müssen. So erfreuen sich die Fortbildungsangebote für Helferinnen inzwischen<br />
großer Beliebtheit. Einige Träger wünschen sich zusätzlich inhouse-Fortbildungen.<br />
Für 2012 ist neben Schulungen nach § 45c SGB XI ferner erstmals eine Schulung<br />
nach § 45d SGB XI geplant, um so z.B. dem <strong>Nürnberg</strong>er Seniorenamt und anderen<br />
Trägern, die nicht so spezialisiert sind auf den Bereich <strong>Demenz</strong>, ein Angebot machen<br />
zu können. Dieses durch das <strong>Projekt</strong> angestoßene Schulungsangebot für<br />
Helferinnen bei der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. soll auch zukünftig erhalten bleiben.<br />
Im Bereich Aufbau von Betreuungsgruppen kann das <strong>Projekt</strong> ebenfalls auf vier<br />
erfolgreiche Jahre zurückblicken. Betreuungsgruppen gehören in einigen Stadtteilen<br />
in <strong>Nürnberg</strong> inzwischen zum festen Baustein vorhandener Angebotspaletten. Ein<br />
wichtiges Ergebnis der Arbeit ist allerdings, dass der Aufwand für ein solches<br />
Angebot ziemlich hoch ist und viele Träger große Mühe haben, dies auch langfristig<br />
zu leisten. Während der <strong>Projekt</strong>laufzeit konnte hier bei Problemen schnelle Abhilfe<br />
geschaffen werden durch Besuche einer <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin in der jeweiligen<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
35<br />
Gruppe und durch Fachberatung. Dies wird in diesem Umfang sicher zukünftig nicht<br />
mehr möglich sein. Dennoch hat eine Mitarbeiterin der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. die<br />
Zuständigkeit für die Fachberatung der Betreuungsgruppen in den Stadtteilen<br />
übernommen. Sie wird diese Aufgabe im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten<br />
ausfüllen.<br />
Hinsichtlich eines Entlastungsangebotes für MigrantInnen konnte die <strong>Projekt</strong>laufzeit<br />
dafür genutzt werden herauszuarbeiten, welches Angebot besonders Erfolg<br />
versprechend sein würde sowie gute Kontakte herzustellen zu verschiedenen<br />
Organisationen, Trägern, Gruppen und Einzelpersonen, die in <strong>Nürnberg</strong> für<br />
MigrantInnen tätig sind bzw. mit ihnen in Verbindung stehen. Dies ist umso mehr ein<br />
Erfolg, da die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. vorher keinerlei nennenswerte Kontakte in<br />
diese Richtung hatte. Ein weiterer großer Erfolg und ein wichtiger Schritt in Richtung<br />
Nachhaltigkeit ist das im Jahr 2012 startende <strong>Projekt</strong> „Aufbau eines internationalen<br />
HelferInnenkreises“, das vermutlich ohne das <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
gar nicht oder zumindest nicht so schnell entstanden wäre.<br />
2. Öffentlichkeitsarbeit<br />
2.1 Herstellen von Transparenz über das <strong>Projekt</strong> in der Fachöffentlichkeit und<br />
Gewinnung von Kooperationspartnern<br />
2.1.1 Veröffentlichungen<br />
• In der Fachzeitung Care Konkret wurde im November 2009 ein Artikel über das<br />
<strong>Projekt</strong> veröffentlicht.<br />
• Für den vom Bayerischen Sozialministerium geförderten IKoM-Newsletter, in dem<br />
schwerpunktmäßig über <strong>Projekt</strong>e und Angebote in Bayern berichtet wird, verfasste<br />
das <strong>Projekt</strong> einen Artikel für die Ausgabe September bis November 2010.<br />
• In der Fachzeitschrift für Pflege „Pflege in Bayern“ erschien in der Ausgabe Oktober<br />
– Dezember 2010 ein Artikel über die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. <strong>Nürnberg</strong> mit<br />
Verweis auf die Arbeit des <strong>Projekt</strong>es.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
36<br />
• Die durch das <strong>Projekt</strong> angestoßene und begleitete türkische Beratung wird in die<br />
Infobörse für mittelfränkische Integrationsprojekte der Regierung Mittelfranken<br />
aufgenommen.<br />
• Ein Artikel über den Aufbau von Betreuungsgruppen, der die Erfahrungen des<br />
<strong>Projekt</strong>s in diesem Bereich zusammenfasst, erscheint im Januar 2012 in der<br />
Pflegezeitschrift (Fachzeitschrift für stationäre und ambulante Pflege des<br />
Kohlhammer-Verlags).<br />
• Es erschienen während der <strong>Projekt</strong>laufzeit drei Fachartikel über das <strong>Projekt</strong> und<br />
einige Teilaspekte im PfifF (Pflege- und Altenhilfe-Infodienst für Fachleute des<br />
Seniorenamts der Stadt <strong>Nürnberg</strong>).<br />
• Es wird ein Artikel zu den Erfahrungen aus dem <strong>Projekt</strong> erscheinen in einem Buch<br />
mit dem Titel: Migrationserfahrung und <strong>Demenz</strong>; ASH-Buchreihe Praxis-Theorie-<br />
Innovationen; Hrsg. Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., Alice Salomon Hochschule<br />
Berlin University ob Applied Sciences. Voraussichtliches Erscheinungsdatum:<br />
Anfang 2012.<br />
• Das <strong>Projekt</strong> und dessen Ergebnisse werden im Internetauftritt der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. dargestellt, es kann dort auch der Leitfaden zum Aufbau<br />
von Betreuungsgruppen herunter geladen werden.<br />
2.1.2 Vorstellung des <strong>Projekt</strong>s in Gremien oder bei Institutionen<br />
Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen stellten das <strong>Projekt</strong> bei folgenden Stellen vor:<br />
• bei den SeniorennetzwerkkoordinatorInnen aller Seniorennetzwerke<br />
• bei der neuen Koordinatorin der Seniorennetzwerke<br />
• bei der Leitung des Pflegestützpunktes<br />
• bei den Runden Tischen aller Seniorennetzwerke in <strong>Nürnberg</strong> (Gremien aller<br />
Akteure im Bereich Altenhilfe im jeweiligen Stadtteil). Für die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen waren diese Treffen wertvolle Gelegenheiten, potentielle<br />
Kooperationspartner kennen zu lernen und sie zur Zusammenarbeit zu motivieren.<br />
• in mehreren anderen Gremien: im Arbeitskreis Beratung und Information in der<br />
Altenhilfe und im Arbeitskreis ambulante Dienste des Forums Altenhilfe, bei einem<br />
Treffen aller Fachstellen für pflegende Angehörige aus Mittelfranken und bei einem<br />
Treffen der Bayrischen Alzheimergesellschaft.<br />
• bei Mitarbeiterinnen von Halma aus Würzburg<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
37<br />
• Darüber hinaus fanden zahlreiche Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern<br />
und interessierten Personen statt. Sobald ein Träger Interesse bekundete, wurde<br />
ein Termin vereinbart, um die Unterstützungsmöglichkeiten des <strong>Projekt</strong>es<br />
darzulegen.<br />
2.1.3. Vorträge über das <strong>Projekt</strong> oder über Teilaspekte<br />
• Am 22.04.2010 stellten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen das <strong>Projekt</strong> auf der Care fair<br />
Messe in <strong>Nürnberg</strong> vor.<br />
• Auf der Fachkonferenz für innovative <strong>Projekt</strong>e aus der Altenhilfe am 25.10.2011<br />
stellte eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin im Rahmen des <strong>Projekt</strong>es niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote vor.<br />
• Eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin hielt mehrere Vorträge zum Thema „Türkische Migranten<br />
und <strong>Demenz</strong>“:<br />
o Beim Alzheimerkongress in Braunschweig im Oktober 2010<br />
o Beim Fachtag Angehörigenarbeit des Bayerischen Sozialministeriums im<br />
Dezember 2010 in München<br />
o Im Oktober 2010 an der Georg-Simon-Ohm FH im Fachbereich Soziale Arbeit<br />
o Im April 2011 bei der Altenpflegemesse in <strong>Nürnberg</strong><br />
o Im Mai 2011 an der Alice-Salamon-Hochschule in Berlin<br />
Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin wurde verstärkt als Expertin zum Thema <strong>Demenz</strong> und<br />
Migration angefragt, vor allem für Vorträge bei Tagungen. Bei zunehmendem<br />
Bedarf an Information und Entlastungsangeboten für ältere MigrantInnen gibt es<br />
bisher noch zu wenige Erfahrungen in Deutschland.<br />
2.2 Gewinnung von InteressentInnen für die entstehenden Angebote<br />
2.2.1 Allgemeine Maßnahmen<br />
Pressearbeit:<br />
Während der <strong>Projekt</strong>laufzeit wurde immer wieder Kontakt gesucht zur <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Tagespresse. Dabei ging es nicht um Berichte über das <strong>Projekt</strong>, sondern vielmehr<br />
um Hinweise auf Angehörigengruppen, Betreuungsgruppen und das Angebot von<br />
HelferInnenkreisen. Ziel war es, <strong>Nürnberg</strong>er Bürger über die neuen Angebote zu<br />
informieren. Auch Freiwillige für die Tätigkeit als HelferInnen wurden sehr erfolgreich<br />
über die Presse gesucht. (Presseartikel im Anhang)<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
<strong>Demenz</strong>woche:<br />
38<br />
Ende Januar, Anfang Februar 2011 veranstaltete das <strong>Projekt</strong> gemeinsam mit den<br />
Seniorennetzwerken und dem Seniorenamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> eine sog.<br />
<strong>Demenz</strong>woche. In diesem Zeitraum wurde in fast allen Stadtteilen, in denen<br />
Seniorennetzwerke existieren, an einem Abend eine Veranstaltung zum Thema<br />
<strong>Demenz</strong> angeboten. In einem Stadtteil war dies ein türkischer <strong>Demenz</strong>vortrag.<br />
Außerdem bekamen alle Anbieter im Stadtteil, die ein demenzspezifisches Angebot<br />
machen, die Gelegenheit, dieses zu präsentieren.<br />
Diese Reihe stellte sich als großer Erfolg heraus. Die Resonanz war erstaunlich groß<br />
– zwischen 30 und 65 ZuhörerInnen wurden jeweils gezählt. Da die Vortragsthemen<br />
ganz unterschiedlich waren, kamen manche ZuhörerInnen sogar zu mehreren<br />
Terminen.<br />
Zukünftig ist geplant, dieses Veranstaltungsformat gemeinsam zu wiederholen.<br />
(Presseartikel im Anhang)<br />
Angebotslisten:<br />
Seit August 2010 wurden alle inzwischen entstanden niedrigschwelligen Angebote in<br />
zwei unterschiedlichen Listen gesammelt. Eine hat nur stundenweise Entlastung<br />
zuhause zum Thema, die andere Betreuungsgruppen. Der Vollständigkeit halber<br />
wurden auch solche Angebote aufgenommen, die unabhängig vom <strong>Projekt</strong><br />
entstanden sind. Alle Anbieter wurden im Vorfeld um Erlaubnis gefragt. Die Daten<br />
werden seither zweimal jährlich überprüft, um die Listen auf möglichst aktuellem<br />
Stand zu haben.<br />
Diese Listen geben zu den Kosten, dem Stadtteil und den Ansprechpersonen<br />
Auskunft, bei den Betreuungsgruppen darüber hinaus auch zum Ort, und ob es einen<br />
Fahrdienst gibt.<br />
Sie werden allen Multiplikatoren zur Verfügung gestellt und werden auch vom Team<br />
der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. für Beratungen gerne genutzt.<br />
Beteiligung an der Freiwilligenmesse:<br />
Im Jahr 2011 fand erstmals in Verbindung mit der <strong>Nürnberg</strong>er Seniorenmesse inviva<br />
eine Freiwilligenmesse statt. Daran beteiligte sich das <strong>Projekt</strong> mit einem eigenen<br />
Stand, um für vorher abgefragte Kooperationspartner des <strong>Projekt</strong>es nach<br />
Interessierten für die Tätigkeit als HelferIn zu suchen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
39<br />
Diese Aktion brachte zwar keine große Anzahl Interessierter, trug aber<br />
möglicherweise bei zu einen wachsenden „Wir-Gefühl“ des <strong>Netzwerk</strong>es und seiner<br />
Beteiligten, da viele sich durch Flyer und Bilder zur Standgestaltung oder auch durch<br />
das Mitwirken an der Standbesetzung beteiligten.<br />
2.2.2 Maßnahmen zur TeilnehmerInnengewinnung für konkrete Angebote<br />
2.2.2.1 Werbung für das neutrale Beratungsangebot<br />
Für dieses Angebot wurden durch das <strong>Projekt</strong> Handzettel und Flyer erstellt sowie<br />
über die Tagespresse geworben.<br />
2.2.2.2 Werbung für Angehörigenseminare und -gruppen<br />
Es wurde zusammen mit dem ersten Kooperationspartner, der bereit war ein<br />
Angehörigenseminar mit durchzuführen (Stadtmission <strong>Nürnberg</strong>, Fachstelle für<br />
pflegende Angehörige) ein kleines Plakat und ein Handzettel entwickelt, der für die<br />
weiteren Angehörigenseminare als Vorlage benutzt wurde.<br />
In der Regel wurden interessierte Angehörige durch einen <strong>Demenz</strong>-Vortrag, der im<br />
Vorfeld gehalten wurde, auf das Seminar aufmerksam gemacht. Die<br />
Kooperationspartner teilten sich die Öffentlichkeitsarbeit mit dem <strong>Projekt</strong>, indem sie<br />
die Werbung in dem jeweiligen Stadtteil übernahmen, während die<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. ihre KlientInnen bzw. die Presse informierte.<br />
2.2.2.3 Werbung für Betreuungsgruppen<br />
Das vom Modellprojekt und der Caritas Sozialstation und Tagespflege <strong>Nürnberg</strong>-<br />
Nord e.V. gemeinsam erstellte Faltblatt für die erste Betreuungsgruppe Kirschgarten<br />
in Johannis diente als „Prototyp“ zur Erstellung eines Flyers. Er wurde allen<br />
Kooperationspartnern, die ihn nutzen wollten, zur Verfügung gestellt und erleichterte<br />
ihnen so die Arbeit. Inhaltlich betont er die Vorteile der Gruppe für Menschen mit<br />
<strong>Demenz</strong>erkrankungen und soll damit den Angehörigen den Schritt erleichtern, den<br />
Erkrankten in die Gruppe zu bringen.<br />
Eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin hielt in verschiedenen Stadtteilen in <strong>Nürnberg</strong> Vorträge zum<br />
Thema `<strong>Demenz</strong> und Hilfen für Angehörige´, um damit Werbung zu machen für die<br />
entstandenen Betreuungsgruppen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
40<br />
Außerdem wurden vom <strong>Projekt</strong> verschiedene Artikel über Betreuungsgruppen für<br />
Kirchenboten und Stadtteilzeitschriften geschrieben, um damit für die jeweiligen<br />
Gruppen im Stadtteil zu werben.<br />
2.2.2.4 Werbung von Freiwilligen für HelferInnenkreise und Betreuungsgruppen<br />
Neben dem Stand bei der Freiwilligenmesse (s. 2.2.1) wurde für eine<br />
Betreuungsgruppe gezielt eine Kooperation mit dem Zentrum aktiver Bürger (ZAB)<br />
eingegangen, die für den Träger Freiwillige suchte.<br />
Die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. war und ist in <strong>Nürnberg</strong> bei vielen Trägern inzwischen<br />
bekannt für ihren Helferinnenkreis, so dass immer wieder Menschen, die sich in<br />
diesem Bereich engagieren wollten, hierher geschickt wurden. Diese wurden<br />
möglichst wohnortnah den einzelnen Trägern mit niedrigschwelligen Angeboten<br />
zugewiesen.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
41<br />
2.2.2.5 Werbung für die türkischen Angebote<br />
Werbung für türkische Beratung<br />
• 2009 wurde von der türkischen Gerontologin der erste Flyer mit Hinweis auf die<br />
türkische Beratung bei der <strong>Angehörigenberatung</strong> erstellt.<br />
• Als 2010 die Kooperation mit TIM e.V. zustande kam, wurde dieser Flyer komplett<br />
überarbeitet und in einer einfacheren Sprache mit reduziertem Inhalt neu aufgelegt.<br />
• Im Verlauf des Jahres 2010 wurde der Flyer noch zweimal neu aufgelegt und<br />
aufgrund der Erkenntnisse aus der Befragung „Migration und Werte“ in<br />
Kleinigkeiten verändert bzw. die Abendsprechstunde mit aufgenommen.<br />
• Eine weitere Neuauflage erfolgte im Sommer 2011 mit der inhaltlichen<br />
Veränderung, dass Beratung nur noch nach Terminvereinbarung angeboten wurde<br />
(siehe 1.5.1)<br />
• Sämtliche Flyer wurden von den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen bzw. TIM e.V. versandt<br />
bzw. von den türkischen Beraterinnen persönlich in Läden in Stadtteilen mit hohem<br />
Migrationsanteil verteilt.<br />
• In einem türkischsprachigen Führer der Beratungsstelle für Integration und<br />
Migration mit allen Angeboten, die türkische Migrantinnen nutzen können, wurde<br />
auch das türkischsprachige <strong>Demenz</strong>beratungsangebot von TIM e.V. aufgenommen.<br />
• Außerdem erschien ein entsprechender Hinweis in einem türkischen<br />
Branchenbuch, das sich in jedem türkischen Haushalt befindet und gerne genutzt<br />
wird.<br />
• Auf die türkische <strong>Demenz</strong>-Beratung wurde mehrmals in den <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Nachrichten hingewiesen. Die Termine wurden auch mehreren türkischen<br />
Zeitungen mitgeteilt. Ob diese tatsächlich veröffentlicht wurden, ließ sich leider<br />
nicht ermitteln.<br />
Werbung für Vorträge<br />
• In der vom Interkulturbüro der Stadt <strong>Nürnberg</strong> herausgegebenen zweimonatlich<br />
erscheinenden Programmzeitung für das multikulturelle <strong>Nürnberg</strong> (Kültür) gab es<br />
regelmäßig Hinweise auf die türkischen Vorträge und die türkische Beratung.<br />
• Die Vereine warben persönlich oder schriftlich bei Ihren Mitgliedern für die<br />
Vorträge.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
42<br />
• Im Dezember 2009 erschien in der türkischen Zeitschrift Merhaba, die in ganz<br />
Süddeutschland vertrieben wird, ein Artikel über den türkischen Vortrag in der<br />
Moschee mit Hinweis auf die türkische Beratung.<br />
Werbung für türkische Filmveranstaltungen<br />
• Für die Veranstaltungsreihe rund um den türkischen <strong>Demenz</strong>film wurden 3.000<br />
Flyer und 100 Plakate gedruckt und in ganz <strong>Nürnberg</strong> an die<br />
Migrantenorganisationen und –vereine, an türkische Ärzte und an Pflegedienste,<br />
die türkische PatientInnen betreuen, versandt. Außerdem wurden sie in sehr vielen<br />
türkischen Läden verteilt. Die AWO druckte und verteilte außerdem Flyer für die<br />
Premiere im Kino Casablanca. Außerdem erklärten sich zwei Träger bereit, die<br />
Öffentlichkeitsarbeit finanziell zu unterstützen bzw. die Kosten für die Getränke bei<br />
einer Veranstaltung zu übernehmen.<br />
• Ein Mitglied des Integrationsrats der Stadt <strong>Nürnberg</strong> unterstützte das <strong>Projekt</strong> durch<br />
tatkräftige Mitwirkung bei der Vorbereitung.<br />
• Außerdem wurden die Veranstaltungen im Programm der interkulturellen Wochen<br />
veröffentlicht.<br />
• Eine <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin lud die lokale deutsche und türkische Presse zusammen<br />
mit den fünf hauptverantwortlichen Veranstaltern aus den Stadtteilen zu einem<br />
Pressegespräch ein, bei dem auch ein Ausschnitt aus dem Film gezeigt wurde.<br />
Dabei kamen erstmalig auch Vertreter der türkischen Presse. In den <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Nachrichten erschien ein großer Artikel, der auch das Interesse mehrerer Träger<br />
und Altenpflegeschulen weckte, die sich zunehmend mit diesem Thema<br />
beschäftigen. (Presseartikel im Anhang)<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mundpropaganda durch Personen, zu<br />
denen Vertrauen besteht, bei türkischen MigrantInnen wesentlich wichtiger ist als<br />
schriftliches Informationsmaterial. Schriftliche Werbung ist insofern vor allem als<br />
Grundlage für Multiplikatoren in diesem Bereich zu betrachten.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
2.3 Zusammenfassung und Ausblick<br />
43<br />
Es konnten während der <strong>Projekt</strong>laufzeit viele verschiedene Erfahrungen mit<br />
unterschiedlichen Methoden der Öffentlichkeitsarbeit gewonnen werden. Erfolgreiche<br />
Strategien konnten von einem Angebot auch auf andere übertragen werden wie z.B.<br />
Flyervorlagen etc..<br />
Auch einige der allgemeinen Strategien wie die gemeinsame Veranstaltungswoche<br />
zum Thema <strong>Demenz</strong> oder die Angebotslisten haben sich gut bewährt. Sie waren in<br />
doppelter Hinsicht hilfreich: Zum einen waren es gute Werbemaßnahmen für die<br />
Entlastungsangebote, zum anderen hatten sie immer auch das Moment des<br />
„gemeinsam an einem Strang Ziehens“, das die beteiligten Kooperationspartner sich<br />
zunehmend als <strong>Netzwerk</strong> empfinden ließ.<br />
Besonders im Bereich ‚Migration und <strong>Demenz</strong>’ konnten wichtige und neue<br />
Erfahrungen gewonnen werden, die nun von großer Bedeutung sein können für das<br />
Nachfolgeprojekt zum Aufbau eines internationalen HelferInnenkreises. So hat sich<br />
gezeigt, dass schriftliches Werbematerial für MigrantInnen bei weitem nicht den<br />
Stellenwert hat wie für deutschen Senioren. Viel wichtiger ist der persönliche<br />
Vertrauensaufbau. Außerdem hat sich gezeigt, dass unter MigrantInnen prinzipiell<br />
großes Interesse herrscht für das Thema <strong>Demenz</strong>. Hier kann das Nachfolgeprojekt<br />
anknüpfen und vielleicht einige der erfolgreichen Strategien wie z.B.<br />
muttersprachliche <strong>Demenz</strong>vorträge, Filmveranstaltungen etc. übernehmen.<br />
3. <strong>Netzwerk</strong>arbeit<br />
3.1 Aufbau von Vertrauensverhältnissen mit und Arbeitsbeziehungen zu den<br />
Kooperationspartnern<br />
• Grundsätzlich war es beiden <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen immer wichtig deutlich zu<br />
machen, dass es der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. als <strong>Projekt</strong>träger nicht darum ging,<br />
in den einzelnen Stadtteilen neue Angebote zu schaffen. Vielmehr wollte sie die<br />
bereits vorhandenen Träger motivieren und darin unterstützen, dies zu tun. So<br />
praktizierten beide eine gewisse Zurückhaltung bei der Darstellung in der<br />
Öffentlichkeit und bei Veranstaltungen. Möglicherweise ist es nicht zuletzt dadurch<br />
gelungen, zu einer Vielzahl von Trägern und wichtigen Ansprechpersonen bei<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
44<br />
anderen Anbietern sehr gute Beziehungen aufzubauen, die auch über die<br />
<strong>Projekt</strong>zeit hinweg tragen.<br />
• Ein weiterer Punkt, der u. U. bedeutsam war, war die Transparenz, die beiden<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen immer sehr wichtig war. Beide schrieben über alle<br />
Gespräche mit Kooperationspartnern Ergebnisprotokolle, die alle Beteiligten und<br />
Vorgesetzte erhielten. Diese ersetzten auch Kooperationsverträge.<br />
• Es war den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen von Anfang ebenfalls sehr wichtig, dass für<br />
potentielle Kooperationspartner erkennbar war, dass und wie sie von einer<br />
Vernetzung mit dem <strong>Projekt</strong> profitieren könnten. Dies war im Falle des <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Seniorenamtes die Gewissheit, dass durch das <strong>Projekt</strong> auch das Thema <strong>Demenz</strong> in<br />
den Seniorennetzwerken verankert wurde und jemand die Verantwortung<br />
übernahm für den dezentralen Aufbau von niedrigschwelligen Angeboten. Da das<br />
<strong>Projekt</strong> hier sehr erfolgreich war, wurde der Kooperationsvertrag mit dem<br />
Seniorenamt über die Laufzeit des <strong>Projekt</strong>es hinweg verlängert.<br />
• Besonders hohe Anforderungen stellte die Zusammenarbeit mit MigrantInnen und<br />
deren Organisationen an die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen. Hier musste mit viel<br />
Fingerspitzengefühl vorgegangen werden, zumal die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen als<br />
Deutsche auf Kooperationen noch mehr angewiesen waren als in den anderen<br />
<strong>Projekt</strong>bereichen. Eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern ist gerade<br />
aufgrund der Zersplitterung der türkischen Bevölkerung in verschiedene religiöse<br />
und politische Gruppierungen und Richtungen sehr wichtig, um möglichst viele<br />
betroffene Familien erreichen zu können. Dadurch ergaben sich besondere<br />
Herausforderungen für die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen:<br />
o Zeitlicher Faktor<br />
- Der Aufbau von Vertrauen ist sehr zeitintensiv, da in diesem Bereich mehr<br />
und längere Treffen für ein gegenseitiges Kennenlernen eingeplant werden<br />
müssen. Dabei spielt vermutlich auch eine Rolle, dass die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen als Deutsche sich erst einmal als<br />
„vertrauenswürdig“ erweisen mussten.<br />
- Vereine und kulturelle Gruppierungen treffen sich oft außerhalb regulärer<br />
Arbeitszeiten, so dass die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen sehr flexibel auf diese<br />
Zeiten eingehen mussten.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
45<br />
- Außerdem sind viele „Schlüsselpersonen“ nur in den Wintermonaten<br />
erreichbar, da sie den Sommer in ihrem Heimatland verbringen. Dies<br />
erfordert vorausschauende Planung.<br />
o Andere Kommunikationswege<br />
- Oft war es sehr schwierig, die Schlüsselpersonen über die üblichen<br />
Kommunikationswege wie Festnetztelefon oder E-Mail zu erreichen.<br />
Manche Gesprächspartner mussten z.B. aufgrund sprachlicher Hürden<br />
immer persönlich aufgesucht werden, was wiederum ein zeitliches<br />
Problem war.<br />
- Der Zugang zur türkischen Presse gestaltete sich als äußerst schwierig.<br />
Telefonate und türkische E-Mails blieben erfolglos. Es zeigte sich, dass<br />
auch hier der Zugang über persönliche Bekanntheit erfolgt: Bei einer<br />
Einladung zu einem Pressegespräch in Zusammenhang mit dem<br />
türkischen Film (s. 2.2.2.5) kamen erstmalig zwei Journalisten bekannter<br />
türkischen Zeitungen, da TIM e.V. auch anwesend war und zu diesem<br />
Verein bereits ein jahrelanger persönlicher Kontakt bestand.<br />
• Durch die Vermittlung des <strong>Projekt</strong>s kam eine Kooperation zwischen der AWO und<br />
TIM e.V. zustande. Es fanden mehrere Kooperationsgespräche zwischen den<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen, einer AWO-Mitarbeiterin und der festangestellten<br />
Sozialpädagogin von TIM e.V. statt, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.<br />
• Die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen konnten einerseits mehrere Kooperationspartner<br />
gewinnen, andererseits Kooperationen zwischen TIM e.V. und verschiedenen<br />
anderen Trägern initiieren, z.B. mit der Mitarbeiterin des <strong>Projekt</strong>s „Alter, Migration<br />
und Gesundheit“ in St. Leonhard, der Beratungsstelle Integration und Migration und<br />
der Mitarbeiterin des Berufsförderungswerkes.<br />
• In der Gartenstadt gab es Anlaufschwierigkeiten in der Zusammenarbeit einer<br />
Diakoniestation mit der AWO, die ein Seniorenservicebüro im Stadtteil einrichtete.<br />
Die zuständige AWO-Mitarbeiterin war auch Seniorennetzwerkskoodinatorin in der<br />
Gartenstadt und Fachstelleinhaberin. Das <strong>Projekt</strong> versuchte zuerst, die Diakonie für<br />
den Aufbau einer Angehörigengruppe zu begeistern (s. 1.2). Zum Ende des<br />
Angehörigenseminars, das dann in ein regelmäßig stattfindendes Gruppenangebot<br />
übergehen sollte, holte sich die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin die Genehmigung, auch die<br />
Fachstelleninhaberin der AWO dazu einzuladen. Nach zwei gemeinsamen Treffen<br />
machte sie beiden den Vorschlag, die neue Gruppe miteinander zu tragen, was für<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
46<br />
beide Vorteile hätte. Beide waren einverstanden und arbeiten seither sehr gut<br />
zusammen. So ist auf der Ebene der Aktiven eine gelungene Kooperation<br />
entstanden, die auch die weitere Zusammenarbeit hinsichtlich gegenseitigem<br />
Austausch und Vermittlung im Bereich Beratung und Pflegeleistungen gefördert<br />
hat.<br />
• In der Südstadt gestaltete sich der Aufbau einer Betreuungsgruppe schwierig bzw.<br />
mussten zwei Angebote wieder schließen, da die Träger es nicht regelmäßig<br />
vorhalten konnten bzw. nicht genügend InteressentInnen fanden. Die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen überlegten sich, dass es evtl. auch hier sinnvoll sein<br />
könnte, die Verantwortung für eine Betreuungsgruppe auf mehrere Schultern zu<br />
verteilen. So wurde das Seniorenamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> als Träger der sehr<br />
zentral gelegenen Seniorenbegegnungsstätte Bleiweiß für die Räumlichkeiten und<br />
als Träger der Ehrenamtlichen eingebunden, eine Diakoniestation für das<br />
Fachpersonal, die Gewinnung von TeilnehmerInnen und die Abrechnung.<br />
Zusätzlich wurde noch das Zentrum aktiver Bürger hinzugezogen zur Gewinnung<br />
von geeigneten Freiwilligen (s. 2.2.2.4).<br />
3.2 Koordination verschiedener Angebote<br />
• In der Aufbauphase aller Angebote wurde von den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen stark<br />
darauf geachtet, dass die Angebote ‚Betreuungsgruppe’ und auch<br />
‚Angehörigengruppe’ zu unterschiedlichen Zeiten, wenn möglich auch an<br />
unterschiedlichen Wochentagen gemacht wurden, um Konkurrenzsituationen zu<br />
vermeiden.<br />
• Das <strong>Projekt</strong> versuchte auch auf die Preisgestaltung der niedrigschwelligen<br />
Angebote Einfluss zu nehmen. Diese wurde bei den Fachberatungen zum Thema<br />
angesprochen. Möglicherweise führte auch das Erscheinen aller Angebote mit<br />
Preisen auf Listen (s. 2.2.1), die an Multiplikatoren und KlientInnen weiter gegeben<br />
wurden, zu einem gewissen Druck auf die Anbieter.<br />
• Die Veranstaltungsreihe rund um den türkischsprachigen Film zum Thema <strong>Demenz</strong><br />
(siehe 1.5.2.2) hatte neben der Öffentlichkeitsarbeit und Information der türkischen<br />
Bevölkerung auch das Ziel, mehrere Träger miteinander zu vernetzen.<br />
o Jeder Verein bzw. jede „Schlüsselperson“ in einer Community hat Zugang zu<br />
anderen Personen. Das Zusammenführen möglichst vieler Träger zum Aufbau<br />
eines tragfähigen Angebots ist gerade in diesem Bereich unerlässlich, um<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
47<br />
letztlich Zugang zu Familien zu bekommen, die ein Entlastungsangebot<br />
benötigen. Es ist dem <strong>Projekt</strong> gelungen, insgesamt 17 Kooperationspartner in<br />
den fünf Stadtteilen für das Filmprojekt zu begeistern und sich an den<br />
Veranstaltungen zu beteiligen.<br />
o Um diese neu entstandene Zusammenarbeit zu verstetigen, wurde allen<br />
Kooperationspartnern angeboten, künftig an dem Gremium Migration und<br />
Gesundheit des Gesundheitsamts der Stadt <strong>Nürnberg</strong> teilzunehmen. Dadurch<br />
sollte ein gemeinsames Vorgehen im Bereich Alter und Migration<br />
gewährleistet werden. Dies ist gerade angesichts der kommenden<br />
Herausforderungen und bisher geringen Erfahrungen mit der ersten in<br />
Deutschland alt werdenden Generation der ehemaligen Gastarbeiter sehr<br />
wichtig.<br />
3.3 Pflege eines bestehenden <strong>Netzwerk</strong>es<br />
3.3.1 Workshop des <strong>Projekt</strong>s<br />
Insgesamt fanden während der <strong>Projekt</strong>laufzeit vier Workshops statt mit<br />
unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten:<br />
• Am 01. März 2010 wurde ein Vortrag angeboten zum Thema „Niedrigschwellige<br />
Angebote bei <strong>Demenz</strong> – Inanspruchnahme und Qualitätserwartungen der<br />
pflegenden Angehörigen“. Anschließend konnten die TeilnehmerInnen die Inhalte<br />
miteinander diskutieren und sich austauschen, wobei die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen<br />
moderierten.<br />
• Der zweite Workshop fand am 21. Oktober im gleichen Jahr statt. Hier wurde ein<br />
Vortrag gehalten zum Thema „Neues Ehrenamt – Gewinnung von Ehrenamtlichen<br />
und Anerkennungskultur“. Neben der anschließenden Diskussion fand der<br />
Austausch miteinander anschließend in zwei Gruppen statt: Eine war gedacht für<br />
Betreuungsgruppenleitungen, die andere für HelferInnenkreisleitungen.<br />
• Am 05. Mai 2011 gab es keinen Vortrag, sondern nur strukturierten Austausch zu<br />
Fragestellungen, die die Kooperationspartner im Hinblick auf die niedrigschwelligen<br />
Angebote bewegte wie z.B. Teilnehmerschwund, Auswahl geeigneter HelferInnen<br />
etc.<br />
• Das letzte Treffen im <strong>Projekt</strong>zeitraum fand am 10. November statt. Hier gab es<br />
einen Vortrag zum Thema „Angehörige von Menschen mit <strong>Demenz</strong> – was belastet<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
48<br />
sie, was brauchen sie“. Anschließend wurde gemeinsam diskutiert und nach<br />
Strategien gesucht, wie die Angehörigenarbeit insgesamt und im einzelnen bei den<br />
Kooperationspartnern verbessert werden könnte.<br />
Insgesamt nahmen an den Workshops ca. 65 Personen teil. Hier begegnete sich die<br />
Ebene der Aktiven, die üblicherweise in keinem Gremium sitzt und wenig Kontakte<br />
außerhalb der eigenen Einrichtung hat. Der Austausch, den die Workshops<br />
ermöglichten, war von daher von großer Bedeutung und führte z.B. dazu, dass man<br />
sich auch untereinander Hospitationen anbot. Daneben konnten gemeinsame<br />
Probleme angesprochen werden. Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang<br />
der Fahrdienst für Betreuungsgruppen, der eigentlich für alle Angebote im<br />
Stadtgebiet problematisch ist und entweder überhaupt nicht angeboten werden kann<br />
oder aber nur in einer rechtlichen Grauzone. Das <strong>Projekt</strong> bekam hier aus dem Kreis<br />
der WorkshopteilnehmerInnen den Auftrag, sich um dieses Problem zu kümmern.<br />
Bislang konnte trotz alle Bemühungen noch kein Ergebnis erzielt werden. Das ist<br />
insofern traurig, als in Beratungsgesprächen mit KlientInnen immer wieder deutlich<br />
wird, dass das Vorhandensein eines Fahrdienstes für die Teilnahme des<br />
demenzkranken Familienmitgliedes ausschlaggebend ist. Doch auch nach<br />
Beendigung des <strong>Projekt</strong>es wird sich die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. noch mit diesem<br />
Thema beschäftigen.<br />
3.3.2 Andere Maßnahmen zum Vertrauensaufbau<br />
• Für die Leiterinnen der Angehörigengruppen wurde analog zum Workshop<br />
regelmäßig alle zwei Monate ein Treffen angeboten. Anfangs wurden dabei<br />
wichtige Inhalte hinsichtlich der Leitung einer Angehörigengruppe aus einer<br />
Weiterbildung für MitarbeiterInnen des Bayerischen <strong>Netzwerk</strong>s Pflege bearbeitet<br />
(Baustein für Aufbau und Durchführung einer Angehörigengruppe). Später<br />
tauschten sich die Gruppenleitungen aus über die Inhalte ihrer Gruppen,<br />
Schwierigkeiten oder auch Strategien.<br />
• Alle Informationen, die die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen erhielten, die für<br />
Kooperationspartner nützlich sein konnten, wurden an diese weiter geleitet. Auch<br />
aus den Reihen der Kooperationspartner kamen immer wieder wichtige<br />
Informationen an die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen, die diese verteilen sollten. Damit<br />
wurde der Zusammenhalt untereinander und das „<strong>Netzwerk</strong>gefühl“ gestärkt.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
49<br />
• Zum Jahresende verschickten die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen an alle<br />
Kooperationspartner erst eine persönlich gehaltene Weihnachtskarte, später dann<br />
eine originelle E-Mail mit Weihnachtsgrüßen.<br />
• Zum Abschluss des <strong>Projekt</strong>es wurde für den 01. Dezember 2011 ein Abschlussfest<br />
geplant, zu dem alle Kooperationspartner eingeladen wurden. Neben einem<br />
türkischen Buffet, das Frauen des Kooperationspartners TIM e.V. ausrichteten,<br />
wurden für alle <strong>Projekt</strong>bereiche (Betreuungsgruppe, HelferInnenkreis,<br />
Angehörigengruppe, internationaler HelferInnenkreis) Kooperationspartner gebeten,<br />
kurz darzustellen, wie es ihnen mit Hilfe des <strong>Projekt</strong>es gelungen ist, ihr Angebot<br />
aufzubauen bzw. die Voraussetzungen für den Aufbau zu schaffen. Anschließend<br />
fassten die beiden <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse bei<br />
einem Vortrag zusammen. Dieses Abschlussfest war gleichzeitig für alle<br />
Kooperationspartner auch ein Aufbruch in die Zeit nach Beendigung des <strong>Projekt</strong>es.<br />
So konnte hier bereits verkündet werden, dass der Kooperationsvertrag der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. mit dem Seniorenamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> verlängert<br />
wurde und aus dem <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> das <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong><br />
<strong>Nürnberg</strong> wird. Auch der Zuschlag für eine <strong>Projekt</strong>förderung für TIM e.V. für den<br />
Aufbau eines internationalen HelferInnenkreises konnte hier bekannt gegeben<br />
werden.<br />
• Förderlich für das Vertrauen war sicherlich auch die Transparenz, die beide<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen gewährleisteten, indem sie bei allen Gesprächen Protokoll<br />
führten und dies anschließend alle Gesprächsbeteiligten und im Einzelfall auch<br />
deren Vorgesetzte erhielten. Letzteres war manchmal wichtig, damit diese sich<br />
nicht übergangen fühlten, und wurde nicht ohne Zustimmung der<br />
Gesprächsbeteiligten gemacht.<br />
• Da die <strong>Demenz</strong>woche als gemeinsame Veranstaltung der Seniorennetzwerke und<br />
des <strong>Projekt</strong>es einen besonderen Stellenwert hatte, wurde im Anschluss zur<br />
„Nachlese“ ein gemeinsames Treffen mit den Koordinatorinnen veranstaltet, das die<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen nutzten, um sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit<br />
zu bedanken.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
3.4 Zusammenfassung und Ausblick<br />
50<br />
Es ist dem <strong>Projekt</strong> in den fast vier Jahren seiner Laufzeit gelungen, ein <strong>Netzwerk</strong><br />
herzustellen. Der Begriff ‚<strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong>’ ist in weiten Teilen der<br />
Altenhilfe <strong>Nürnberg</strong>s ein Begriff.<br />
Die von den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen angewandten Strategien für den<br />
Vertrauensaufbau waren geeignet und zielführend.<br />
Die Workshops stießen bei den „PraktikerInnen“ auf Interesse und stellen<br />
insbesondere für diejenigen, die ansonsten wenig vernetzt sind, eine gute<br />
Austauschmöglichkeit dar. Die <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. hat sich vorgenommen,<br />
dieses Angebot auch zukünftig nach Möglichkeit zweimal jährlich anzubieten, da es<br />
zur Qualitätssicherung für die niedrigschwelligen Angebote sehr wertvoll ist.<br />
Auch die Treffen mit den Angehörigengruppenleitungen haben sich als fruchtbar<br />
erwiesen und gaben den noch nicht so erfahrenen Gruppenleitungen besonders am<br />
Anfang Sicherheit. Auch diese Austauschtreffen sollen fortgeführt werden.<br />
Im Bereich Migration wurde versucht diejenigen, die durch den türkischen<br />
<strong>Demenz</strong>film näher miteinander vernetzt wurden, an einen bestehenden Arbeitskreis<br />
am <strong>Nürnberg</strong>er Gesundheitsamt anzubinden. Nach ersten Rückmeldungen war<br />
zumindest im ersten Treffen nach dem Film der Zuspruch nicht sehr groß. Für die<br />
neue Mitarbeiterin von TIM e.V., die für den Aufbau des internationalen<br />
HelferInnenkreises verantwortlich sein wird, wird in der Vernetzung all derjenigen, die<br />
im Bereich Migration und Alter tätig sind, eine wichtige zukünftige Aufgabe liegen.<br />
4. Modellprojekt intern<br />
4.1 <strong>Projekt</strong>management<br />
Während der gesamten <strong>Projekt</strong>laufzeit fanden zwischen beiden<br />
<strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen regelmäßige Treffen statt, die wichtig waren für die<br />
Strategieplanung des <strong>Projekt</strong>es.<br />
Zusätzlich fanden in größeren Zeitabständen auch sog. <strong>Projekt</strong>teams mit dem<br />
Geschäftsführer der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. statt, um diesen auf dem Laufenden<br />
zu halten und einen fachlichen Blick sozusagen „von außen“ zu gewährleisten.<br />
Auch in der regelmäßig stattfindenden Supervision wurden einzelne <strong>Projekt</strong>inhalte<br />
thematisiert.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
4.2 Dokumentation<br />
51<br />
Es wurden alle Kontakte mit Kooperationspartnern per Telefon oder durch<br />
persönliche Gespräche entweder in der Datenbank der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V.<br />
oder auch in Ergebnisprotokollen dokumentiert.<br />
Ebenso wurde verfahren mit den Besprechungen der <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen<br />
untereinander und mit den <strong>Projekt</strong>teams.<br />
Dies hatte den Vorteil, dass der Informationsstand für alle gleich war, Transparenz<br />
über Besprochenes herrschte und eine gute Grundlage für die zweimonatlichen<br />
Kurzberichte an die fachlich-wissenschaftliche Begleitung geschaffen war.<br />
4.3 Wissenschaftliche Begleitung<br />
Im <strong>Projekt</strong>zeitraum fanden 16 Treffen mit der fachlich-wissenschaftlichen<br />
<strong>Projekt</strong>begleitung Frau Tschainer statt. Grundlage waren in der Regel die erwähnten<br />
Kurzberichte und Fragen, die sich daraus ergaben. Thema wurden aber außerdem<br />
Problemstellungen, die die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen ansprechen konnten.<br />
Die Hilfestellungen, die Frau Tschainer den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen geben konnte,<br />
waren sehr wertvoll. Ohne ihr Zutun und ihre Fokussierung auf das Wesentliche wäre<br />
den <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen möglicherweise manchmal der „Rote Faden“ für das<br />
<strong>Projekt</strong> aus dem Blick geraten. An dieser Stelle sei ihr herzlich gedankt für ihre<br />
Umsicht und ihr großes Engagement!<br />
Außerdem nahmen die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen abwechselnd jährlich an zwei<br />
<strong>Projekt</strong>leiterInnentreffen statt. Hier konnten sie sich mit anderen <strong>Projekt</strong>en aus<br />
Bayern austauschen und bekamen manche interessante Information. Im Einzelfall<br />
unterstützten sich die <strong>Projekt</strong>e auch gegenseitig. So gestaltete Frau Ergenz vom<br />
KompetenzNetz <strong>Demenz</strong> aus Augsburg netterweise eine der Listen des <strong>Nürnberg</strong>er<br />
<strong>Projekt</strong>es derart, dass ein ansehnlicher Handzettel daraus gemacht werden konnte.<br />
5. Allgemeine Zusammenfassung und Ausblick<br />
Das <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> hat in seiner fast vierjährigen Laufzeit in<br />
<strong>Nürnberg</strong> viel erreicht. Es wurde eine große Zahl neuer Angebote geschaffen. Viel<br />
größer ist aber möglicherweise noch der „unsichtbare“ Effekt, dass ein <strong>Netzwerk</strong><br />
entstanden ist und viele Kooperationspartner nun ganz selbstverständlich mit der<br />
<strong>Angehörigenberatung</strong> e.V., aber auch miteinander kooperieren.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
52<br />
Ganz besonders stolz sind die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterinnen darauf, dass das Seniorenamt<br />
der Stadt <strong>Nürnberg</strong> der Arbeit des <strong>Projekt</strong>es eine solche Bedeutung beimisst, dass<br />
es den Kooperationsvertrag, der für die <strong>Projekt</strong>laufzeit galt, unbefristet verlängert hat.<br />
Damit wurde eine gute Voraussetzung für die Nachhaltigkeit des <strong>Netzwerk</strong>s<br />
geschaffen, denn das Signal, das damit verbunden ist, geht in die Richtung, dass<br />
dem Seniorenamt am Auf- und Ausbau niedrigschwelliger Angebote in den<br />
Stadtteilen liegt.<br />
Ein anderer Punkt, der Anlass zu Stolz und Freude gibt, ist der Umstand, dass TIM<br />
e.V. tatsächlich ein <strong>Projekt</strong> starten kann für den Aufbau eines internationalen<br />
HelferInnenkreises. Damit konnte sogar in diesem sehr schwierigen Bereich ein<br />
großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gegangen werden.<br />
Vieles, was während der <strong>Projekt</strong>laufzeit entstanden ist, soll auch ohne die<br />
<strong>Projekt</strong>stelle weiter angeboten werden, wie z.B. Fachberatung zum Thema Aufbau<br />
einer Betreuungsgruppe und Aufbau eines HelferInnenkreises oder auch die<br />
Workshops und Treffen mit den Gruppenleitungen. Dennoch wird das zeitliche<br />
Engagement der <strong>Angehörigenberatung</strong> e.V. zukünftig natürlich geringer ausfallen<br />
müssen. Schade ist dies vor allem da, wo evtl. Angebote aufgrund von<br />
Schwierigkeiten wieder eingestellt werden.<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
Anhang<br />
53<br />
Presseartikel zum Thema ‚HelferInnenkreise’ für die Suche nach Freiwilligen in den<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten vom 14. August 2010 .<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
54<br />
Presseartikel zum Thema ‚<strong>Demenz</strong>woche’ in den <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten vom 20.<br />
Januar 2011 .<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
55<br />
Presseartikel zum Thema ‚türkischer <strong>Demenz</strong>film’ in den <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten<br />
vom 1. Oktober 2011 .<br />
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56<br />
Dankesbrief von Herrn Roth, Vorsitzender des Krankenpflegevereins St. Willibald, für<br />
die Unterstützung beim Aufbau einer Betreuungsgruppe in der<br />
Rangierbahnhofsiedlung durch die <strong>Projekt</strong>mitarbeiterin Frau Thiel:<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011
57<br />
Abschlussbericht <strong>Projekt</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>Demenz</strong> <strong>Nürnberg</strong> / Mai 2008 bis Dezember 2011