Sachsenwald aktuell
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Gemeinsam gegen die Spätfolgen der Kinderlähmung<br />
Sie fühlte sich ständig müde und erschöpft,<br />
fiel immer häufiger hin. Doch es dauerte einige<br />
Zeit, bis die Ursache feststand. 1997 erfuhr<br />
Eva-Maria Goldt-Klimkeit, dass sie am Post-<br />
Polio-Syndrom erkrankt ist. Die Spätfolgen<br />
der Kinderlähmung treten oft erst nach 15 bis<br />
40 Jahren auf. »1969 gab es die letzte Epidemie<br />
hier, obwohl es da schon die Impfung<br />
gegeben hat«, weiß Eva-Maria Goldt-Klimkeit.<br />
Damals wurde noch die Schluck-Impfung verabreicht,<br />
die die Krankheit in abgeschwächter<br />
Form auslösen konnte. »Jetzt geht das mit einem<br />
Pieks«, sagt Eva-Maria Goldt-Klimkeit,<br />
die sich selbst, obwohl betroffen, auch impfen<br />
lässt, da es drei unterschiedliche Polio-Viren<br />
gibt. Zehn Jahre bietet die Impfung Schutz.<br />
Denn die Krankheitserreger könnten immer<br />
noch aus anderen Ländern eingeschleppt werden.<br />
Polio (Poliomyelitis anterior acuta oder<br />
spirale Kinderlähmung) tritt überwiegend in<br />
den Sommermonaten auf und fängt an wie eine<br />
Grippe. Nach kurzer Besserung folgen hohes<br />
Fieber und Hirnhautentzündung. Nach<br />
neun Wochen Quarantäne besteht keine Ansteckungsgefahr<br />
mehr. »In den nächsten ein<br />
bis zwei Jahren gehen bei ganz vielen Erkrank-<br />
vun Ot Otto Prueß<br />
Kaiserproklamatschon<br />
in Friedrichsroh<br />
Neu: Post-Polio-Gruppe bei KIBIS<br />
Genau vör 125 Johrn wor in’t Schloss vun Friedrichsroh dat Bild vun de<br />
Kaiserproklamatschon ophung.<br />
Wie schrievt dat Johr 1885. 1885 Fürst Otto vun Bismarck fiert sien’n 70. 70 Geburts<br />
dag. Kaiser Wilhelm I. käm mit de ganze Familie tun Gratuleren in’ Riekskanzlee<br />
un schenkt sien Riekskanzler dat berühmte Bild vun de Kaiserproklamatschon.<br />
Dat Bild is en Opdrag ween vun Kaiser Wilhelm I. an den Hof- un Geschichtsmoler<br />
Anton vun Werner. Dree mol hett vun Werner de Proklamatschon<br />
moolt. Bloots dat Bild in Friedrichsroh hett den 2. Weltkrieg überleevt. De<br />
beiden annern Biller sünd 1945 in Berlin verbrennt. De Kaiser harr domaals<br />
Order geven, dat de Moler to de Wirklichkeit en lütt beten mogeln schull.<br />
Bismarck harr gor keen witte Galauniform an. Ok den Orden »Pour le<br />
Mérite« hett he loter kregen. Kriegsminister Albrecht vun Roon is op dat<br />
Bild, obwohl he gor nich dorbi weer.<br />
Dat Gemälde is ober grootartig, en historischet Erinnerungsbild. Dat zeigt<br />
den prachtvullen Speegelsool vun’t Schloss Versailles. Hier drängeln sik de<br />
düütschen Fürsten, Prinzen, Minister un Diplomoten un vun’ Feldregimenter<br />
600 Offiziere un Soldoten. König Wilhelm steiht op en Feldaltar. Dor<br />
achter sünd 60 zerfetzte Fohnen vun de Feldregimenter ut de Slachten<br />
gegen Frankriek to sehn. Bismarck verlees de Proklamatschon un de<br />
Grothertog vun Baden röpt tun eersten mol »Hoch levet de Kaiser«.<br />
52 AKTUELL | 5 | 10<br />
Eva-Maria Goldt-Klimkeit und Susanne Urdahl<br />
von KIBIS in Mölln. Text und Foto: Christa Möller<br />
ten die Lähmungen wieder zurück«, schildert<br />
Eva-Maria Goldt-Klimkeit den Krankheitsverlauf,<br />
der vielen Betroffenen ein relativ normales<br />
Leben ermöglicht - bis sich Spätfolgen wie<br />
Muskelschwäche, Schulter-Nacken-Probleme,<br />
Schmerzen, Atemprobleme bemerkbar machen.<br />
Heute ist die Erzieherin nicht mehr ar-<br />
beitsfähig. »Unser ganzes Leben geht kaputt«,<br />
sagt sie, »das ist auch schwer für unser Umfeld.«<br />
Aber sie hat sich nicht unterkriegen lassen<br />
und vor zwölf Jahren in Lübeck eine<br />
Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. Inzwischen<br />
wohnt sie in Berkenthin und hat jetzt<br />
auch in Mölln eine Selbsthilfegruppe gegründet.<br />
Die Treffen sind immer am letzten Donnerstag<br />
im Monat bei KIBIS (Kontakte, Information,<br />
Beratung im Selbsthilfebereich) in Mölln am<br />
Wasserkrüger Weg 7. Die Teilnehmer sind zwischen<br />
vierzig und achtzig Jahre alt. »Selbsthilfe<br />
bedeutet, dass wir uns miteinander austauschen<br />
- aber nicht rumjammern«, sagt Goldt-<br />
Klimkeit. In der Selbsthilfegruppe bekommen<br />
Sie Tipps über den Umgang mit Ärzten, Ämtern<br />
und Therapeuten, und erfahren, welche<br />
Hilfsmittel es gibt. Die Teilnehmer machen<br />
Ausflüge und können an Seminaren mit Fachkräften<br />
teilnehmen.<br />
Weitere Infos bei KIBIS unter Tel. 04542 -<br />
905 92 50. Aufgrund einer hohen Dunkelziffer<br />
wird vermutet, dass es in Deutschland etwa<br />
60.000 Betroffene gibt, die schon einmal<br />
an Polio erkrankt sind.<br />
Wer hüüt dat Bismarck-Museum in Friedrichsroh besöken deit,<br />
den fallt dat grote Original-Bild (1,67 m x 2,02 m) vun’ de Proklamatschon<br />
vun den Preußenkönig Wilhelm I. tun düütschen<br />
Kaiser bannig in’t Oog. Dat Bild mit den prachtvullen Rohmen<br />
mogt op uns ümmer noch en gewaltigen Indruck.<br />
Besöök doch mol wedder dat Museum in Friedrichsroh.