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Leitlinien zur postexpositionellen Prophylaxe der HIV-Infektion

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Postexpositionelle <strong>Prophylaxe</strong> <strong>der</strong> <strong>HIV</strong>-<strong>Infektion</strong><br />

Entscheidungsbaum im Anhang). Die Empfehlung <strong>zur</strong> <strong>HIV</strong>-PEP sollte in solchen Fällen<br />

jedoch <strong>zur</strong>ückhaltend gehandhabt werden. Ggf. kann vorläufig mit einer <strong>HIV</strong>-PEP begonnen<br />

werden.<br />

Eine <strong>HIV</strong>-PEP sollte in jedem Fall bei Kontakten mit erhöhtem <strong>Infektion</strong>srisiko<br />

empfohlen werden. Als solche gelten die perkutane Stichverletzung mit Injektionsnadel o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>er Hohlraumnadel und die Schnittverletzung unter Beteiligung von Körperflüssigkeiten<br />

mit potentiell hoher <strong>HIV</strong>-Konzentration.<br />

Eine <strong>HIV</strong>-PEP kann angeboten werden bei Schleimhaut- o<strong>der</strong> Hautkontakt mit Flüssigkeiten<br />

von hoher Viruskonzentration bei erhöhtem <strong>Infektion</strong>srisiko (Hautekzem, frischer Wunde,<br />

etc.) o<strong>der</strong> bei sichtbaren Verletzungen z.B. mit einer blutig-tingierten chirurgischen Nadel. Bei<br />

geringfügigen, oberflächlichen Verletzungen <strong>der</strong> Hornschicht ist wegen <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Wunde<br />

und minimal übertragbarer Blutmengen das theoretische <strong>Infektion</strong>srisiko sehr viel kleiner als<br />

im Durchschnitt. Die <strong>HIV</strong>-PEP sollte hier nicht empfohlen, kann auf ausdrücklichen Wunsch<br />

<strong>der</strong> verletzten Person jedoch durchgeführt werden.<br />

Eine <strong>HIV</strong>- PEP sollte nicht empfohlen werden bei allen fraglichen <strong>HIV</strong>-Expositionen ohne<br />

bzw. mit geringem Risiko. Dies betrifft etwa den perkutanen Kontakt zu Flüssigkeiten<br />

niedrigen Risikos wie Urin o<strong>der</strong> Speichel o<strong>der</strong> den Kontakt von infektiösem Material jeden<br />

Risikos zu intakter Haut. [24,25].<br />

Eine Zusammenfassung dieser Empfehlungen zeigt die Tabelle 3 in <strong>der</strong> Übersicht.<br />

Tabelle 3: Indikation <strong>zur</strong> <strong>HIV</strong>-PEP bei beruflicher <strong>HIV</strong>-Exposition<br />

• Perkutane Verletzung mit Injektionsnadel o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Hohlraumnadel<br />

(Körperflüssigkeit mit hoher Viruskonzentration: Blut, Liquor, Punktatmaterial,<br />

Organmaterial, Viruskulturmaterial)<br />

Empfehlen<br />

- Tiefe Verletzung (meist Schnittverletzung), sichtbares Blut Dringend empfehlen<br />

- Nadel nach intravenöser Injektion Dringend empfehlen<br />

• Oberflächliche Verletzung (z. B. mit chirurgischer Nadel) Anbieten<br />

- ggf. Ausnahme, falls Indexpatient AIDS o<strong>der</strong> eine hohe HI-<br />

Viruskonzentration hat<br />

• Kontakt von Schleimhaut o<strong>der</strong> verletzter/geschädigter Haut mit Flüssigkeiten<br />

hoher Viruskonzentration<br />

• Perkutaner Kontakt mit an<strong>der</strong>en Körperflüssigkeiten als Blut<br />

(wie Urin o<strong>der</strong> Speichel)<br />

Empfehlen<br />

Anbieten<br />

Nicht empfehlen<br />

• Kontakt von intakter Haut mit Blut (auch bei hoher Viruskonzentration) Nicht empfehlen<br />

• Haut- o<strong>der</strong> Schleimhautkontakt mit Körperflüssigkeiten wie Urin und Speichel Nicht empfehlen<br />

Im klinischen Alltag ist es in vielen Fällen eine Ermessensfrage, ob eine <strong>HIV</strong>-Exposition<br />

wahrscheinlich ist o<strong>der</strong> erfolgte und eine <strong>HIV</strong>-PEP begonnen werden sollte. Es kommt immer<br />

wie<strong>der</strong> vor, dass die <strong>HIV</strong>-<strong>Infektion</strong> einer Indexperson zwar wahrscheinlich, jedoch nicht<br />

sicher ist. In <strong>der</strong>artigen Fällen sollte ein <strong>HIV</strong>-Schnelltest erfolgen (Aufklärung, Einwilligung<br />

in <strong>der</strong> Regel erfor<strong>der</strong>lich!), dessen Ergebnis innerhalb von 1/2 – 2 Stunden vorliegen kann.<br />

In den Fällen, in denen eine unmittelbare Indikationsstellung für eine <strong>HIV</strong>-PEP aus Mangel an<br />

Informationen o<strong>der</strong> auf Grund mangeln<strong>der</strong> Erfahrung bei <strong>der</strong> Einschätzung von<br />

<strong>Infektion</strong>srisiken und Nicht-Erreichbarkeit eines Experten (z.B. nachts und am Wochenende)<br />

Schwierigkeiten bereitet, hat es sich in <strong>der</strong> Praxis bewährt, eine medikamentöse PEP<br />

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