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Download als PDF - Grüne Fraktion im Stadtrat Saarbrücken

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Interessenausgleich zwischen AnwohnerInnen und Suchtkranken finden<br />

Diskussion ums<br />

Drogenhilfezentrum<br />

„Wir nehmen die<br />

Belange der Anwohner-<br />

Innen ernst ohne das<br />

DHZ in Frage zu stellen.“<br />

KARIN BURKART<br />

GESUNDHEITSPOLITISCHE SPRECHERIN<br />

In die Diskussion um das Drogenhilfezentrum<br />

(DHZ) ist durch die<br />

Gründung einer Bürgerinitiative,<br />

die auf die Probleme der AnwohnerInnen<br />

in der Brauerstraße und<br />

Umgebung aufmerksam macht,<br />

erneut Bewegung gekommen. Wir<br />

haben bezüglich des Drogenhilfezentrums<br />

<strong>im</strong>mer eine klare Linie<br />

vertreten: nämlich dass <strong>Saarbrücken</strong><br />

dieses Drogenhilfezentrum braucht.<br />

Da kein neuer Standort realistisch<br />

ist, setzen wir uns dafür ein, die<br />

berechtigten Anliegen der AnwohnerInnen<br />

ernst zu nehmen und die<br />

Situation in der Brauerstraße zu<br />

entschärfen. Alles andere wäre<br />

populistisch.<br />

Wir haben in der aktuellen Diskussion<br />

Verständnis für beide Seiten. Einerseits<br />

für das Drogenhilfezentrum, das eine<br />

wichtige Überlebens- und Ausstiegshilfe<br />

leistet. Qualifizierte Sozialarbeiter stellen<br />

dort umfassende Therapieangebote zur<br />

Verfügung. Täglich werden weit mehr <strong>als</strong><br />

1000 Spritzen getauscht, wodurch Infektionskrankheiten<br />

wie Hepatitis und Aids<br />

zurückgedrängt werden. Außerdem hat<br />

das Drogenhilfezentrum eine ordnungspolitische<br />

Funktion, indem es dafür sorgt,<br />

dass es keine offene Drogenszene wie<br />

früher z.B. am Max-Ophüls-Platz mehr<br />

gibt.<br />

Um andererseits den Anliegen der<br />

AnwohnerInnen Rechnung zu tragen,<br />

sind dringend Maßnahmen erforderlich,<br />

um die Wohnqualität wiederherzustellen.<br />

Erste Maßnahmen hat das Drogenhilfezentrum<br />

mit dem Projekt „Sauberes<br />

Umfeld Drogenhilfezentrum“ <strong>im</strong> März<br />

letzten Jahres gestartet. Dazu gehören<br />

Müllsammelaktionen, die dre<strong>im</strong>al täglich<br />

in verschiedenen Bezirken von einem<br />

Mitarbeiter und Klienten des DHZ durchgeführt<br />

werden. Dafür können sich die<br />

Klienten freiwillig melden und erhalten<br />

einen Stundenlohn von 1,50 Euro und<br />

eine warme Mahlzeit. Zusätzlich wurde<br />

der Hofdienst verdoppelt. Zwei Sozialarbeiter<br />

sind nun dafür zuständig, den<br />

Außenkonsum zu verhindern. Es muss<br />

aber noch mehr getan werden. Z.B. <strong>im</strong><br />

Umgang mit der Prostitution. Wir fordern<br />

eine verkehrspolitische Lösung, die den<br />

starken Ringverkehr, der abends und<br />

nachts durch Freier, die auf der Suche<br />

nach Prostituierten sind, verringert. Sinnvoll<br />

erscheint uns auch eine Entzerrung.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass den Prostituierten<br />

ein anderer Platz angeboten<br />

wird, wo sie ihrem Gewerbe nachgehen<br />

können. Vorstellbar ist z.B. eine Lösung<br />

nach dem Vorbild des Kölner Straßenstrichs,<br />

der vom Sozialdienst katholi-<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

FOTO: IRIS MAURER<br />

Im Druckraum des DHZ können sich<br />

Suchtkranke unter hygienischen<br />

Bedingungen Spritzen setzen.<br />

scher Frauen betreut wird. Dort können<br />

sich drogenabhängige Frauen geschützt<br />

prostituieren. Dies löst nicht nur das Problem<br />

der AnwohnerInnen, die durch den<br />

Autoverkehr belästigt werden, sondern<br />

hilft auch den drogenabhängigen<br />

Frauen, die nicht mehr zu<br />

jedem Fahrer in den Wagen steigen<br />

müssen. Die meisten Frauen<br />

So sehen die so genannten<br />

„Verrichtungsboxen“ des<br />

Kölner Straßenstrichs aus.<br />

FOTO: STADT KÖLN<br />

arbeiten inzwischen mit Kondomen. Vergewaltigungen<br />

und Misshandlungen<br />

sind eklatant zurückgegangen. In Köln<br />

ist das Projekt sehr erfolgreich.<br />

Außerdem setzen wir was die Drogenpolitik<br />

betrifft auf verstärkte Prävention<br />

und fordern eine stärkere Vernetzung<br />

und Förderung der Institutionen, die in<br />

diesem Bereich wertvolle Arbeit leisten.<br />

Und eins ist auch klar: das Land muss<br />

stärker in die Pflicht genommen werden,<br />

denn es gibt saarlandweit nur ein DHZ,<br />

das Leistungen weit über <strong>Saarbrücken</strong><br />

hinaus erbringt.<br />

grün: konkret. 1 / 2006 7

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