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HBB-Nr. 92.pdf - Der Bote

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Wesentlichen noch das mittelalterliche Stadtbild.<br />

Innerhalb des antiken Mauerrings besaß nur noch<br />

ein Drittel der Fläche städtische Straßenzüge. Die<br />

Einwohnerzahl lag mit etwa 40.000 lediglich doppelt<br />

so hoch wie die von Erfurt und wurde von<br />

Paris (300.000) oder London (185.000) weit in<br />

den Schatten gestellt. <strong>Der</strong> 1506 begonnene Bau<br />

des Petersdoms machte sich vor allem durch den<br />

Abriss der Vorgängerbaus bemerkbar, von dem<br />

Luther noch das große Langhaus bestaunte.<br />

Zunächst überwog bei Luther über etliche Jahre<br />

hinweg die Ehrfurcht, denn noch 1519 erkannte er<br />

an, dass in Rom „die Apostel Petrus und Paulus,<br />

Abb.2:„Luther, als Lehrer auf der<br />

Universität zu Wittenberg und<br />

in Aufträgen seines Ordens zu<br />

Rom“, Stahlstich von Georg Emanuel<br />

Opiz im Buch von Friedrich<br />

Wilhelm Genthe „Das Leben Dr.<br />

Martin Luthers“ von 1841<br />

Abb.3:„Luthers Reise nach Rom.<br />

1510“, Radierung von Gustav<br />

König, 1847-1851<br />

46 Päpste und viele hunderttausende<br />

Märtyrer ihr Blut<br />

vergossen und Hölle und<br />

Welt überwunden hatten.“<br />

Aber schon während des Besuchs<br />

stieß ihm die Leichtfertigkeit<br />

der liturgischen Praxis<br />

sauer auf, woran er sich fast<br />

drei Jahrzehnte später erinnerte:<br />

„Und zwar ekelte mir<br />

Hörselberg-<strong>Bote</strong> <strong>Nr</strong>. 92 / 2013<br />

41<br />

sehr darüber, dass sie so sicher und frei, rips raps,<br />

konnten Messen halten, als trieben sie Gauckelspiel.“<br />

Luthers Begegnung mit Rom liegt zwischen dem<br />

Blitzschlag bei Stotternheim von 1505 und dem<br />

Thesenanschlag von Wittenberg von 1517 in jenem<br />

Zeitabschnitt, der im 19. Jahrhundert und<br />

davor kaum einmal bildlich erfasst wurde. Das<br />

Rommotiv klang 1817 in einer Gedächtnis-Tafel<br />

von Georg Paul Buchner zwar an, doch war hier<br />

Luther auf dem Wege dorthin mit Mönchen in<br />

Streit geraten und in einem Gebäudeinnern ohne<br />

motivischen Bezug zur Ewigen Stadt abgebildet.<br />

Ein Stahlstich von Georg Emanuel Opiz<br />

in einem Lutherbuch von 1841 zeigt Luther<br />

kniend vor dem pompösen Vorbeizug des<br />

Papstes. Im Hintergrund erkennt man den Petersdom,<br />

der bei Luthers Besuch noch längst<br />

nicht gestanden hat, als Erkennungszeichen<br />

aber im 19. Jahrhundert wohl bewusst entgegen<br />

den geschichtlichen Tatsachen herangezogen<br />

wurde.<br />

Dieselbe Bildkomposition von Opiz mit dem<br />

knienden Luther, dem Papst hoch zu Ross und<br />

dem Petersdom griff Gustav König offenbar in<br />

einer Mitteltafel auf, als er den Romaufenthalt<br />

in einer mehrteiligen, wie ein Altar geglie-

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