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Die Wirkung der Maitlandtherapie bei Totalendoprothese des ...

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<strong>Die</strong> <strong>Wirkung</strong> <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong><br />

<strong>bei</strong><br />

<strong>Totalendoprothese</strong> <strong>des</strong> Kniegelenkes<br />

in <strong>der</strong><br />

postoperativen Phase<br />

Diplomar<strong>bei</strong>t eingereicht durch<br />

JUDITH NUßMÜLLER<br />

zur Erlangung <strong>des</strong> Titels<br />

„Physiotherapeutin“<br />

Dezember 2006


Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende<br />

Diplomar<strong>bei</strong>t selbst verfasst habe und die aus fremden Quellen<br />

direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen Gedanken als solche<br />

kenntlich gemacht habe.<br />

<strong>Die</strong> gegenständliche Ar<strong>bei</strong>t wurde bisher noch keinen an<strong>der</strong>en<br />

Prüfungsgremien vorgelegt und keinerlei Veröffentlichungen<br />

zugeführt.<br />

Innsbruck, Dezember 2006


danke<br />

Für die immerwährende Unterstützung in den Ausbildungsjahren<br />

möchte ich mich herzlich <strong>bei</strong> meinen Eltern bedanken. Denn<br />

ohne sie wäre eine solche Ausbildung nicht möglich gewesen.<br />

Ein herzliches Dankeschön gilt den Betreuern Dipl. PT Motter<br />

Stefan und Dr. Nußmüller Martin, welche mir mit Rat und Tat zur<br />

Seite standen.<br />

Auch gilt mein Dank Fr. Dipl. PT Wimmer Martina, die mich<br />

während <strong>des</strong> Praktikums freundlich unterstützte. Danke sagen<br />

möchte ich ebenso dem gesamten Physiotherapeuten-, sowie<br />

Schwestern– und Ärzteteam im UKH Graz, die es mir möglich<br />

machten, meine Studie in diesem Rahmen durchzuführen.<br />

Weiters danke ich meiner Familie, meinem Freund und Freunden<br />

für den Rückhalt, den sie mir in den letzten drei Jahren gegeben<br />

haben.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

ERKLÄRUNG<br />

VORWORT<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

ZUSAMMENFASSUNG / ABSTRACT<br />

1. EINLEITUNG Seite 9<br />

1.1. Problemstellung Seite 9<br />

1.2. Ar<strong>bei</strong>tsweise Seite 10<br />

2. PRAKTISCHE ANATOMIE DES KNIEGELENKES Seite 11<br />

2.1. Gelenkaufbau und Bewegung Seite 11<br />

2.2. Muskuläre Topographie und Funktion Seite 12<br />

2.3. Biomechanik Seite 13<br />

3. PATHOLOGIE DER GONARTHROSE Seite 15<br />

3.1. Definition Seite 15<br />

3.2. Ätiologie Seite 15<br />

3.3. Klinik und Stadien <strong>der</strong> Arthrose Seite 17<br />

3.4. Konservative Therapie Seite 19<br />

4. DIE KNIETOTALENDOPROTHESE Seite 21<br />

4.1. Operative Therapie Seite 21<br />

4.2. Endoprothesensysteme Seite 21<br />

4.2.1 Verankerungsprinzipien Seite 22<br />

4.2.2 Prothesentypen Seite 22<br />

4.3. Operation Seite 24<br />

5. MAITLANDKONZEPT Seite 26<br />

5.1. Prinzip <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> Seite 26<br />

5.2. Untersuchung Seite 28<br />

5.2.1 subjektive Untersuchung Seite 29<br />

5.2.2 Einteilung nach klinischen Gruppen Seite 30<br />

5.2.3 Funktionsuntersuchung Seite 31<br />

5.2.4 Behandlung und Beurteilung Seite 32<br />

5.3. Bewegungsdiagramm Seite 33<br />

6. HYPOTHESE Seite 38<br />

7. MATERIAL UND METHODIK Seite 42<br />

7.1. verwendetes Material Seite 42<br />

7.1.1 Goniometer Seite 42<br />

7.1.2 Motorschiene Seite 44


7.1.3 Kryotherapie Seite 45<br />

7.1.4 Umfangmessung Seite 46<br />

7.2. Untersuchungsverlauf und Testverfahren Seite 47<br />

7.2.1 Probanden Seite 47<br />

7.2.2 Untersuchungsverlauf Seite 47<br />

7.2.3 Fragebogen Seite 48<br />

7.2.4 Behandlungsablauf Seite 48<br />

7.2.5 Maitlandtechniken Seite 51<br />

8. ERGEBNISSE Seite 55<br />

8.1. Auswertung Goniometermessung Seite 55<br />

8.2. Auswertung Umfangmessung Seite 57<br />

8.3. Auswertung Bewegungsdiagramm Seite 58<br />

8.4. Auswertung Fragebogen Seite 64<br />

9. DISKUSSION Seite 67<br />

10. SCHLUSSWORT Seite 70<br />

11. VERZEICHNIS DER ARBEITSUNTERLAGEN Seite 71<br />

11.1. Literaturverzeichnis Seite 71<br />

11.2. Abbildungsverzeichnis Seite 74<br />

11.3. Tabellen- und Diagrammverzeichnis Seite 75<br />

12. ANHANG Seite 76<br />

Übungsprogramm<br />

Einverständniserklärung<br />

Bogen


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abb. Abbildung<br />

a/p anteriore/posteriore Bewegung<br />

ASTE Ausgangsstellung<br />

bzw. beziehungsweise<br />

d.h. das heißt<br />

M. Musculus<br />

Pat. Patient<br />

RL Rückenlage<br />

ROT Rotation<br />

Tab. Tabelle<br />

TEP <strong>Totalendoprothese</strong><br />

u.a. unter an<strong>der</strong>em<br />

vgl. vergleiche<br />

zB zum Beispiel<br />

zit. n. zitiert nach


Zusammenfassung<br />

Nach <strong>der</strong> operativen Implantation eines künstlichen Kniegelenkes<br />

kommt es unweigerlich zu pathologischen Bewegungsmustern.<br />

Studienziel: Das Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t war zu belegen, dass durch<br />

eine Behandlung mit ausgewählten Maitlandtechniken in <strong>der</strong><br />

postoperativen Phase eine schnellere Steigerung <strong>des</strong><br />

Bewegungsausmaßes zu erlangen ist. Zudem sollte diese<br />

Therapie zu einer rascheren Schmerzlin<strong>der</strong>ung verhelfen.<br />

Methode: Im Zuge eines Praktikums im UKH Graz wurden zwei<br />

Probanden direkt in <strong>der</strong> postoperativen Phase untersucht.<br />

Zusätzlich zu einem geläufigen Rehabilitationsprogramm, das<br />

<strong>bei</strong>de Probanden erhielten, wurde eine <strong>der</strong> Patientinnen mit dem<br />

Maitlandkonzept behandelt. Ergebnisse: Nach Abschluss <strong>der</strong><br />

Behandlung bestanden eindeutige Unterschiede in <strong>der</strong><br />

Beweglichkeit <strong>der</strong> Patienten. <strong>Die</strong> Beweglichkeit ließ sich durch<br />

gezielte Techniken <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> verbessern. Eine<br />

raschere Schmerzreduzierung konnte jedoch nicht eruiert<br />

werden. <strong>Die</strong> intensive Zusatztherapie wurde von <strong>der</strong> Patientin<br />

gut toleriert. Schlussfolgerung: Eine gezielte Behandlung mit<br />

dem Maitlandkonzept führte zu einer besseren Beweglichkeit <strong>des</strong><br />

Kniegelenkes.<br />

Schlüsselwörter<br />

Knieendoprothese (K-TEP) ▪ Maitlandkonzept ▪ Beweglichkeit ▪<br />

Rehabilitation ▪ postoperative Phase


Abstract<br />

After the implantation of an artificial knee joint we inevitably<br />

need to consi<strong>der</strong> pathological mobility.<br />

Aim: The aim of this work was to establish that increases<br />

mobility is achieved more quickly when treatment with well<br />

chosen Maitland techniques during the post-operative phase was<br />

employed. In addition, this therapy should help towards quicker<br />

pain relief. Methods: In the course of a traineeship at the UKH<br />

Graz, two test persons were examined in their post-operative<br />

phase. In addition to an established rehabilitation programme in<br />

which both patients took part of, one of the patients was treated<br />

using Maitland therapy. In all other aspects of treatment both<br />

patients were treated identically. Results: After completion of<br />

the treatment, there was clear and indisputable difference in the<br />

mobility of the patients. Selected Maitland techniques improved<br />

mobility. The speeding up of pain reduction could not be<br />

demonstrated. This intense additional therapy was well tolerated<br />

by the patient involved. Conclusion: The use of selective<br />

Maitland techniques led to better mobility of the knee joint but<br />

there was no evidence of more rapid pain relief.<br />

Keywords<br />

total knee arthroplasty (TKA) ▪ Maitland techniques ▪ mobility ▪<br />

rehabilitation ▪ post-operative phase


1. EINLEITUNG<br />

- 9 -<br />

Im deutschsprachigen Raum werden pro Jahr etwa 40.000<br />

Knieendoprothesen implantiert. <strong>Die</strong> Knieendoprothetik hat sich<br />

somit als Standardverfahren etabliert. Durch eine kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Prothesensysteme versucht die Industrie,<br />

die sehr komplexen, biomechanischen Verhältnisse <strong>des</strong><br />

Kniegelenkes optimal nachzuvollziehen. Primäre Ziele <strong>des</strong><br />

künstlichen Gelenkersatzes sind die Schmerzfreiheit, die<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> passiven Kniestabilität sowie die<br />

Remobilisation durch funktionelle Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gelenksbeweglichkeit. 1<br />

1.1. Problemstellung<br />

Im Zuge <strong>der</strong> frühen postoperativen Nachbehandlung von<br />

Arthrosepatienten mit Gelenksersatz kommt es häufig zu<br />

Problemen in <strong>der</strong> Erreichung <strong>des</strong> gewünschten und intraoperativ<br />

erzielten Bewegungsausmaßes auf Grund <strong>der</strong> lange<br />

vorbestehenden Bewegungseinschränkung.<br />

Ziel dieser Diplomar<strong>bei</strong>t war die Überlegung, ob durch den<br />

zusätzlichen Einsatz <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> eine Verbesserung <strong>des</strong><br />

Bewegungsausmaßes sowie eine Schmerzreduktion in <strong>der</strong> frühen<br />

postoperativen Phase nach Implantation einer<br />

Knietotalendoprothese erzielt werden könne.<br />

1 vgl. Erler et al., 2000


- 10 -<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Literatursuche (medline) konnten eine Vielzahl<br />

von Ar<strong>bei</strong>ten (zB „The role of passive motion after TKA“,<br />

„Effectiveness of CPM and conventional physical therapy after<br />

total knee arthroplasty“,...) gefunden werden, die sich mit <strong>der</strong><br />

postoperativen Therapie nach Knietotalendoprothesen<br />

beschäftigen, allerdings war in keiner Ar<strong>bei</strong>t die Verwendung <strong>des</strong><br />

Maitland – Konzeptes dokumentiert.<br />

1.2. Ar<strong>bei</strong>tsweise<br />

In <strong>der</strong> Zeit vom 31. Juli bis 25. August 2006 wurden im Rahmen<br />

eines Praktikums im UKH Graz zwei weibliche Patienten nach<br />

Implantation einer Knietotalendoprothese wegen Osteoarthrose<br />

physiotherapeutisch nachbetreut. Es wurde versucht, mit Hilfe<br />

von erhobenen Vergleichsdaten den Einfluss einer zusätzlichen<br />

<strong>Maitlandtherapie</strong> auf die postoperative Entwicklung <strong>der</strong><br />

Beweglichkeit und Schmerzreduktion darzustellen. <strong>Die</strong><br />

erhobenen Daten werden an Hand von Diagrammen<br />

veranschaulicht und gegenübergestellt.


- 11 -<br />

2. PRAKTISCHE ANATOMIE DES KNIEGELENKES<br />

2.1. Gelenkaufbau und Bewegung<br />

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper<br />

und weist zudem eine starke Komplexität auf. 2<br />

Gebildet wird es von zwei miteinan<strong>der</strong> in Verbindung stehenden<br />

Gelenken (Femorotibialgelenk und Femoropatellargelenk), die in<br />

einer zusammenhängenden Gelenkhöhle eingebettet und von<br />

einer gemeinsamen Kapsel umgeben sind.<br />

<strong>Die</strong> Fibula hingegen gehört nicht dem Kniegelenk an, son<strong>der</strong>n<br />

bildet mit <strong>der</strong> Tibia ein eigenes, straffes Gelenk (Articulatio<br />

tibiofibularis). 3<br />

Das Kniegelenk wird als zweiachsiges Drehschaniergelenk<br />

beschrieben, welches sowohl durch Bän<strong>der</strong> (passive<br />

Stabilisatoren) als auch von Muskeln geführt wird, da in diesem<br />

Gelenk eine geringe knöcherne Führung vorliegt.<br />

<strong>Die</strong> Kapsel und die Bän<strong>der</strong> sorgen nicht nur für eine gute<br />

Stabilität im Gelenk son<strong>der</strong>n sind zudem noch für die<br />

Propriozeption zuständig. Durch diese aktive bzw. passive<br />

Führung entspricht die Bewegung zwischen Femur und Tibia<br />

einem Roll- Gleitprinzip.<br />

Neben <strong>der</strong> reinachsigen Flexionsbewegung und<br />

Extensionsbewegung ist in Beugestellung eine Seitbewegung<br />

geringgradig möglich, welche in Streckstellung durch die<br />

Blockierung <strong>der</strong> dorsalen Kapsel nicht gegeben ist.<br />

2 vgl. Niethard, 2003<br />

3 vgl. Schünke et al., 2005


- 12 -<br />

Durch die asymmetrische Ausbildung <strong>der</strong> Femurcondylen kommt<br />

es <strong>bei</strong> <strong>der</strong> endgradigen Extension zu einer gleichzeitigen Rotation<br />

<strong>des</strong> Unterschenkels von circa zehn Grad nach außen<br />

(Schlussrotation). 4<br />

Abb. 1: Anatomie <strong>des</strong> rechten Kniegelenkes, (Niethard 2003)<br />

2.2. Muskuläre Topographie und Funktion<br />

Das Kniegelenk verfügt über eine weitgehend stabilisierende<br />

Muskulatur, die willkürlich aber auch unwillkürlich (zB Schub-<br />

und Scherkräfte) präsent sein kann.<br />

<strong>Die</strong> Kapsel-Band-Strukturen übernehmen die Wi<strong>der</strong>standskräfte<br />

und sind nur in intaktem Zustand und einer gewissen<br />

Vorspannung funktionstüchtig. 5<br />

Das Knochengerüst <strong>des</strong> Oberschenkels wird von einem<br />

Muskelmantel eingehüllt, welcher in drei Gruppen geglie<strong>der</strong>t<br />

4 vgl. Niethard, 2003<br />

5 vgl. Jerosch, 2001


- 13 -<br />

werden kann – die ventrale Gruppe (Extensoren), die<br />

Adduktoren und die dorsale Gruppe (Flexoren). 6<br />

Der M. quadriceps mit seinen Anteilen (M. rectus femoris, M.<br />

vastus medialis, M. vastus lateralis und intermedius) ist <strong>der</strong><br />

wichtigste Strecker, er wird in seiner Funktion nur ganz gering<br />

vom M. tensor fasciae latae unterstützt. Er übertrifft mit seiner<br />

Kraft alle Beuger ganz wesentlich. <strong>Die</strong>se sind <strong>der</strong> M.<br />

semimembranosus, M. semitendinosus, M. biceps femoris,<br />

M. gracilis, M. sartorius, M.popliteus und <strong>der</strong> M. gastrocnemius.<br />

Aus dieser Gruppe wirkt lediglich <strong>der</strong> Kniekehlenmuskel isoliert<br />

auf das Kniegelenk, die an<strong>der</strong>en erstgenannten wirken auch<br />

beugend auf das Hüftgelenk und <strong>der</strong> M. gastrocnemius auch<br />

streckend auf das Sprunggelenk. <strong>Die</strong> Beugemuskulatur<br />

übernimmt auch die Rotationsbewegungen im Kniegelenk, wo<strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> M. biceps femoris gemeinsam mit dem M. tensor fasciae<br />

latae als Außenrotatoren wirken. Sämtliche an<strong>der</strong>e drehen das<br />

Tibiaplateau nach innen und sorgen für eine Innenrotation im<br />

Kniegelenk. 7<br />

2.3. Biomechanik<br />

Das normale Gelenk besitzt eine große Toleranzbreite gegenüber<br />

mechanischen Belastungen. Andauernde Überlastungen wie <strong>bei</strong><br />

posttraumatischen o<strong>der</strong> kongenitalen Inkongruenzen <strong>des</strong><br />

Gelenkes führen jedoch zum Knorpelschaden und zur Arthrose.<br />

Als Belastung werden äußere Kräfte verstanden, die auf das<br />

Gelenk einwirken.<br />

Dargestellt wird die Belastungsachse anhand <strong>der</strong> Miculicz – Linie<br />

(Traglinie), die das Zentrum <strong>des</strong> Hüftkopfes mit dem<br />

6 vgl. Hafferl, 1969<br />

7 vgl. Platzer


- 14 -<br />

Sprunggelenksmittelpunkt verbindet und im Normalfall durch das<br />

Kniezentrum verläuft.<br />

<strong>Die</strong> anatomische Femurachse, durch eine zentrale Längsachse<br />

gebildet, steht in einer physiologischen Valgusstellung zur<br />

Traglinie in einem unterschiedlichen Winkel von 5-7 °. 8<br />

In pathologischen Fällen kann <strong>der</strong> Valguswinkel stark verän<strong>der</strong>t<br />

sein. Bei einer Verschiebung <strong>der</strong> Traglinie nach lateral spricht<br />

man von einer Valgusdeformität (Genu valgum). Im<br />

entgegengesetzten Fall (Verschiebung <strong>der</strong> Traglinie nach medial)<br />

wird von einer Varusdeformität gesprochen. Bei einem Genu<br />

recurvatum steht die mechanische Achse <strong>bei</strong> seitlicher<br />

Betrachtung vor dem überstreckten Kniegelenk. 9<br />

8 vgl. Niethard, 2003<br />

9 vgl. Jerosch, 2001<br />

Abb. 2: Miculicz-Linie, (Niethard, 2003)


- 15 -<br />

3. PATHOLOGIE DER GONARTHROSE<br />

3.1. Definition<br />

Definiert wird die Gonarthrose als ein Kniegelenksverschleiß, <strong>der</strong><br />

isoliert o<strong>der</strong> bevorzugt das mediale o<strong>der</strong> laterale Kompartiment<br />

sowie das Femoropatellargelenk betrifft. 10<br />

<strong>Die</strong> Arthrose stellt eine degenerative Erkrankung dar, die<br />

gekennzeichnet ist durch einen unumkehrbaren Verlust <strong>des</strong><br />

Gelenkknorpels, verbunden mit einem Umbau <strong>des</strong> angrenzenden<br />

Knochens und einer zeitweiligen, mehr o<strong>der</strong> weniger starken<br />

entzündlichen Begleitreaktion. Ersteres führt zu einer<br />

Deformierung <strong>des</strong> Gelenkes mit Funktionseinschränkung,<br />

eventuell zu Instabilität und Hypomobilität.<br />

3.2. Ätiologie<br />

<strong>Die</strong> Ursache <strong>der</strong> Arthrose ist ein Alterungsprozess <strong>des</strong><br />

Knorpelgewebes und entwickelt sich aus einem Missverhältnis<br />

zwischen Belastung und Belastungsfähigkeit <strong>des</strong> Gelenkes. Auch<br />

eine Immobilisierung bzw. ein Mangel an Bewegung führt zu<br />

einer Reduktion <strong>des</strong> Gelenkstoffwechsels und begünstigt somit<br />

die Entstehung einer Arthrose. 11<br />

Zudem wird eine Reihe von Faktoren beschrieben, welche die<br />

Entstehung einer Arthrose begünstigen. Allen voran spielt das<br />

Alter eine große Rolle. Weiters haben über Jahrzehnte auf den<br />

Knorpel einwirkende mechanische Belastungen, Umweltfaktoren<br />

10 vgl. Niethard, 2003<br />

11 vgl. Niethard, 2003


- 16 -<br />

und wahrscheinlich genetische Prädispositionen (das weibliche<br />

Geschlecht ist häufiger betroffen als das männliche) einen<br />

bedeutenden Einfluss.<br />

Übergewicht und schwere körperliche Ar<strong>bei</strong>t über lange Zeit<br />

gelten ebenfalls als ein allgemein anerkannter Risikofaktor, da<br />

auch hier <strong>der</strong> Knorpel mechanisch überbeansprucht wird. 12<br />

Sekundäre Arthrosen treten als Folge von Krankheiten,<br />

Überlastungen und Traumen auf.<br />

Biomechanische Ursachen sind zum Beispiel Fehlstellungen <strong>der</strong><br />

Beinachsen (Valgus / Varus), Verletzungen <strong>der</strong> Gelenkflächen,<br />

chronische Instabilität nach Verletzungen <strong>der</strong> Bän<strong>der</strong> und<br />

Menisken.<br />

Infektionen zerstören durch Bakterien den Knorpel, aber auch<br />

Stoffwechselstörungen (Gicht) und an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Arthritis<br />

können zu einer Arthrose führen.<br />

12 vgl. Swoboda, 2001


- 17 -<br />

3.3. Klinik und Stadien <strong>der</strong> Arthrose<br />

Der Arthrose liegt eine Schädigung <strong>des</strong> Gelenkknorpels mit<br />

Verlust <strong>der</strong> Stoßdämpferfunktion zugrunde, die zu einem Verlust<br />

<strong>der</strong> Gleitfähigkeit führt. Sekundär kann es auch zu Reaktionen<br />

an <strong>der</strong> Synovialmembran, den gelenkbildenden Knochen und<br />

sogar an <strong>der</strong> Muskulatur und am Kapsel - Band - Apparat<br />

kommen. Es gibt kein einzelnes, typisch klinisches Symptom <strong>der</strong><br />

Arthrose, son<strong>der</strong>n es treten vielmehr unspezifische, klinische<br />

Zeichen auf.<br />

<strong>Die</strong> Hauptsymptome sind:<br />

• Schmerz<br />

• Funktionseinschränkung<br />

• Schwellung<br />

• Muskelverspannung<br />

• Bewegungseinschränkung<br />

• zunehmende Deformität<br />

• Krepitation<br />

Führend ist <strong>der</strong> Gelenkschmerz, wo<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Anlaufschmerz im<br />

Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> typischen Symptomatik steht (zB aufstehen<br />

nach längerem Sitzen mit Knieflexion). Belastungsschmerz und<br />

Nachtschmerz sind weitere Schmerzqualitäten, die <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Arthrose auftreten können. 13<br />

13 vgl. Zacher, 2001


- 18 -<br />

Im Stadium I (Beginn <strong>der</strong> Erkrankung) stehen<br />

Bewegungsschmerzen im Vor<strong>der</strong>grund. Sie gehen vom<br />

Gelenksraum o<strong>der</strong> von den umgebenden Weichteilen aus.<br />

Schmerzhafte Überlastungen führen zu Muskelverspannungen,<br />

die zur Schonung <strong>des</strong> Gewebes dienen.<br />

Das zweite Stadium ist geprägt durch den Bewegungsschmerz.<br />

Er tritt während einer passiven Bewegung auf, was auf einen<br />

Kapselschmerz hinweist (Kapselmuster).<br />

Ist <strong>der</strong> Schmerz in einer aktiven Bewegung spürbar, so deuten<br />

diese Schmerzen auf die Muskulatur und die Sehneninsertionen<br />

hin (Ausbildung von Muskelverspannungen, Muskelhärten und<br />

Kontrakturen).<br />

In diesem Stadium <strong>der</strong> Arthrose ist ein Anlaufschmerz typisch,<br />

<strong>der</strong> sich nach einer kurzen Wegstrecke allerdings verflüchtigt.<br />

Auffallend ist im dritten Stadium <strong>der</strong> Ruheschmerz, <strong>der</strong> Folge<br />

einer Entzündung <strong>der</strong> gelenksumliegenden Weichteile und einer<br />

Hypertonie <strong>der</strong> Gelenkknochen ist. Neben den sich<br />

entwickelnden funktionellen Kontrakturen verursachen<br />

Verkürzungen <strong>der</strong> Weichteile und die zunehmende Deformität<br />

<strong>der</strong> Gelenkkörper Probleme und beeinflussen das<br />

Bewegungsausmaß erheblich.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Gelenksdeformierung treten häufig<br />

Achsenfehlstellungen und Instabilität mit begleiten<strong>der</strong><br />

Muskelatrophie auf, die die Belastungsfähigkeit noch stärker<br />

einschränken lässt. 14<br />

14 vgl. Niethard, 2003


- 19 -<br />

Abb. 3: Röntgenbil<strong>der</strong> eines arthrotischen linken Kniegelenkes<br />

(Quelle: UKH Graz, 2006)<br />

3.5. konservative Therapie<br />

Am Anfang steht immer die konservative Behandlung, da diese<br />

mit geringeren Risiken und <strong>der</strong> geringsten Belastung für den<br />

Betroffenen einhergeht. Sie hat einen medikamentösen und<br />

nichtmedikamentösen Ansatz.<br />

In <strong>der</strong> nichtmedikamentösen konservativen Therapie stehen<br />

vielfältige Therapieverfahren zur Verfügung.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stehen aber die physiotherapeutische<br />

Behandlung, die Sport- und Bewegungstherapie.<br />

<strong>Die</strong>se Therapien verfolgen Maßnahmen, die in erster Linie zur<br />

Verbesserung von Schmerz und Funktion <strong>bei</strong>tragen.


- 20 -<br />

Folgende Ziele strebt die Physiotherapie an:<br />

• Entlastung, Schmerzlin<strong>der</strong>ung stehen im Vor<strong>der</strong>grund,<br />

wenn <strong>der</strong> Schmerz dominiert<br />

• Erhalten und Verbessern <strong>der</strong> Beweglichkeit (Extension,<br />

Flexion und Rotation im Kniegelenk)<br />

• Erhalten und Verbessern <strong>der</strong> Muskelkraft und Koordination<br />

• Erar<strong>bei</strong>tung von ökonomischen Bewegungsabläufen, um<br />

die hohe Kompressionsbelastung <strong>des</strong> Kniegelenkes im<br />

Alltag zu vermeiden<br />

Der hyaline Gelenkknorpel benötigt regelmäßige<br />

Gelenkbewegung und intermittierende Kompression. So ist<br />

gegen Freizeitsport in vernünftiger Intensität und Belastung<br />

nichts auszusetzen. Sportliche Aktivitäten mit hohen,<br />

kurzzeitigen Druckbelastungen auf den Knorpel sollten allerdings<br />

unterlassen werden (zB „Stop and Go“- Sportarten wie Squash,<br />

Tennis). Im Leistungssport werden die Gelenke durch das<br />

teilweise ruckartige Herausgehen aus einer Vordehnung <strong>des</strong><br />

Kapselbandapparates mit maximaler Schnellkraft extrem hohen<br />

Gewichtsbelastungen ausgesetzt.<br />

Weitere Verfahren wie Thermotherapie, Elektrotherapie,<br />

Ultraschall, Balneotherapie, Akupunktur, Einsatz<br />

orthopädietechnischer und orthopädieschuhtechnischer<br />

Versorgungen versprechen deutlich positive Therapieeffekte. 15<br />

15 vgl. Kladny, 2001


- 21 -<br />

4. DIE KNIETOTALENDOPROTHESE<br />

4.1. Operative Therapie<br />

Nur dann, wenn die konservative Therapie ausgereizt ist und<br />

erfolglos bleibt o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en Gründen nicht möglich ist bzw.<br />

<strong>der</strong> Patient hinsichtlich <strong>der</strong> Schmerzen und <strong>der</strong> Beweglichkeit in<br />

seiner Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist, wird eine<br />

Operation empfohlen. Sie ist nur dann indiziert, wenn eine<br />

Besserung in Sicht ist und wenn keine Kontraindikation vorliegt.<br />

Kontraindikationen zur Operation<br />

• Gerinnungsstörungen<br />

• Frischer Herzinfarkt<br />

• Herz – Kreislauferkrankungen<br />

• ein nicht eingestellter Diabetes mellitus<br />

• Infektionen<br />

• offene Geschwüre an den Beinen usw.<br />

4.2. Endoprothesensysteme<br />

Künstliche Gelenke sind als Langzeitimplantate konzipiert, um<br />

zerstörte Gelenke zu ersetzen.<br />

<strong>Die</strong> tragenden Prothesenteile bestehen in <strong>der</strong> Regel aus Metallen<br />

(vorwiegend Titan, aufgrund seiner Leichtigkeit), aber auch aus<br />

Keramik o<strong>der</strong> Kunststoff.


4.2.1.Verankerungsprinzipien<br />

- 22 -<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> Verankerung <strong>der</strong><br />

Kniegelenksendoprothese:<br />

1. zementierte Verankerung: hier wird <strong>der</strong> Gelenksersatz<br />

mittels Knochenzement im Knochen befestigt. Der Vorteil<br />

liegt darin, dass gleich nach <strong>der</strong> Operation eine sofortige<br />

Belastung erlaubt ist. Soweit <strong>der</strong> Patient es verträgt, kann<br />

innerhalb <strong>der</strong> ersten sechs Wochen eine Vollbelastung<br />

angestrebt werden.<br />

2. zementfreie Verbindung: hier wird ohne zusätzliche<br />

Bindungsmittel gear<strong>bei</strong>tet. <strong>Die</strong> Endoprothesen sollen sich<br />

in den Knochen selbst einbauen. Bei dieser Methode darf<br />

das Gelenk in <strong>der</strong> Regel sechs Wochen postoperativ nicht<br />

voll belastet werden.<br />

4.2.2. Prothesentypen<br />

Das Kniegelenk besteht aus drei Gelenkabschnitten, die von<br />

einem medialen, lateralen Kompartiment und einem Gelenk<br />

zwischen Patella und Femurkopf aufgebaut werden.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Totalendoprothese</strong> (TEP) o<strong>der</strong> Vollprothese ersetzt alle<br />

tragenden Teile <strong>des</strong> Kniegelenkes. <strong>Die</strong> Gelenksfläche <strong>der</strong> Patella<br />

wird nicht in allen Fällen ersetzt. Hier bleibt <strong>der</strong> gesamte Kapsel-<br />

Band- Apparat erhalten, <strong>der</strong> für die Koppelung <strong>der</strong> Komponenten<br />

sorgt.


- 23 -<br />

Ist nur ein Gelenkkompartiment von <strong>der</strong> Arthrose betroffen,<br />

wird eine Teilprothese (wegen <strong>der</strong> Kufenform auch als<br />

Schlittenprothese bezeichnet) eingesetzt.<br />

Eine achsgeführte Schanierprothese wird dann verwendet, wenn<br />

das Kniegelenk keine Stabilität mehr besitzt und die Bän<strong>der</strong> und<br />

Knorpel nicht mehr völlig intakt sind. Dazu werden größere<br />

Knochenteile entfernt und Stielprothesen in Femur und Tibia<br />

eingeführt. <strong>Die</strong>se Methode gewährleistet Gelenksstabilität und<br />

zusätzlich auch eine physiologische Achsstellung.<br />

Abb. 4: Prothesentyp Genesis II


4.3. Operation<br />

- 24 -<br />

Damit die Operation reibungslos ablaufen kann, wird in<br />

Blutsperre operiert. Dafür wird das Bein für einen Zeitraum von<br />

maximal eineinhalb Stunden abgebunden, wodurch <strong>der</strong> Zugang<br />

zum Operationsbereich erleichtert wird.<br />

Nach gründlicher Desinfektion erfolgt <strong>der</strong> Schnitt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Regel gerade verlaufend an <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite <strong>des</strong> Kniegelenkes<br />

(circa eine handbreit oberhalb <strong>der</strong> Kniescheibe beginnend, über<br />

die Mitte <strong>der</strong> Patella bis zur Tuberositas tibiae) gesetzt wird. <strong>Die</strong><br />

Patella wird zur Seite geschoben, um das Kniegelenk frei sichtbar<br />

zu machen. <strong>Die</strong> durch die Arthrose zerstörten Gelenksteile,<br />

Knorpelreste und unförmige Knochenteile werden entfernt.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Operation werden mit Hilfe von<br />

Sägeschablonen die Knochenschnitte durchgeführt. <strong>Die</strong>se sollten<br />

präzise angelegt werden, damit die Position <strong>der</strong> künstlichen<br />

Gelenkteile den natürlichen Verhältnissen angeglichen werden.<br />

Mit Hilfe einer Probeprothese wird dass eine gute Beweglichkeit<br />

und Passform <strong>der</strong> Prothese sichergestellt. Erst dann setzt man<br />

die Originalprothese ein und fixiert sie.<br />

Nach <strong>der</strong> Operation werden Drainagen gelegt, damit Blutergüsse<br />

abgesaugt werden können. Schichtweise wird die Knieöffnung<br />

wie<strong>der</strong> verschlossen und die Blutsperre gelöst. 16<br />

16 vgl. Hinkelmann, 2003


- 25 -<br />

Abb. 5: Röntgenbil<strong>der</strong> nach Implantation einer K-TEP<br />

(Quelle: UKH Graz, 2006)


5. MAITLANDKONZEPT<br />

- 26 -<br />

5.1. Prinzip <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong><br />

Das Maitland Konzept gehört zu den größten und bedeutendsten<br />

Strömungen in <strong>der</strong> Manuellen Therapie.<br />

Der 1924 in Australien geborene Geoffrey Douglas Maitland gilt<br />

als <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong> <strong>des</strong> Konzeptes. Er ließ sich mit<br />

zweiundzwanzig Jahren zum Physiotherapeuten ausbilden,<br />

nachdem er <strong>der</strong> australischen Armee im zweiten Weltkrieg<br />

gedient hatte. <strong>Die</strong> ersten Ar<strong>bei</strong>tsjahre verbrachte er im Royal<br />

Adelaide Hospital, wo er sein Interesse in Richtung Orthopädie<br />

und Neurologie lenkte. Später reduzierte er seine Ar<strong>bei</strong>t im<br />

Krankenhaus, um sich seinen Selbststudien und Lehrposten an<br />

<strong>der</strong> Universität in Südaustralien zu widmen. Neben zahlreichen<br />

Auszeichnungen, die ihm die Möglichkeit für Studienreisen<br />

gaben, verfasste er zahlreiche Artikel und wurde Autor von<br />

einigen Büchern. In seinem Buch<br />

„The Problems of Teaching Vertebral Manipulation“, das 1962<br />

erschien, verdeutlichte er den Unterschied zwischen Mobilisation<br />

und Manipulation. An<strong>der</strong>e Literatur wie „Vertebral Manipulation“<br />

und „Peripheral Manipulation“ folgte. 17<br />

Das Maitland Konzept ist ein manualtherapeutisches Konzept,<br />

dass sich durch seine spezielle Befundaufnahme, seine<br />

Techniken und den Richtlinien für die Auswahl von den<br />

Behandlungstechniken sowie <strong>der</strong> Behandlungsintensität, seiner<br />

speziellen Art zu denken (Brick Wall Konzept, Clinical Reasoning)<br />

und durch die ständige Erfolgskontrolle mittels den<br />

Wie<strong>der</strong>befunden von den an<strong>der</strong>en Konzepten unterscheidet.<br />

17 vgl. http://www.imta.ch/dmaitland.htm


- 27 -<br />

„Aufgeschlossenheit, geistige Beweglichkeit und geistige<br />

Disziplin, gepaart mit logischer und methodischer Bewertung von<br />

Ursache und <strong>Wirkung</strong>, sind die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Konzepts an<br />

die Physiotherapeuten.“ – Maitland 18<br />

Geglie<strong>der</strong>t wird in Untersuchung, Behandlung und Beurteilung.<br />

Das fast wichtigste Prinzip ist das „Clinical Reasoning“, das eine<br />

ständige Aufstellung von Hypothesen und <strong>der</strong>en Überprüfung<br />

<strong>bei</strong>nhaltet. <strong>Die</strong> konsequente Beurteilung und Analyse <strong>der</strong><br />

Behandlungsresultate müssen erfolgen, bevor weitere<br />

Therapieschritte eingeleitet werden.<br />

„Clinical Reasoning“ bedeutet die situationsspezifische,<br />

kontinuierliche Verknüpfung und Anwendung von relevanten<br />

Kenntnissen einerseits und von kognitiven zwischenmenschlichen<br />

und klinischen Fähigkeiten an<strong>der</strong>erseits <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Befundaufnahme,<br />

Diagnostik und Behandlung eines Patientenproblems.<br />

<strong>Die</strong>ses Prinzip wird als die Wissenschaft hinter dem „Brick - Wall“<br />

Konzept bezeichnet. Hier findet eine bewusste Trennung<br />

zwischen den theoretischen und klinischen Informationen statt,<br />

indem man zwei deutlich voneinan<strong>der</strong> getrennten Bahnen denkt.<br />

Getrennt sind diese durch eine symbolische, halbdurchlässige<br />

„Backsteinmauer“, die damit Hypothesen, Spekulationen und<br />

unvollständige Diagnosen zulassen. Auf <strong>der</strong> einen Ebene bilden<br />

sich schon Hypothesen, die auf theoretischem Wissen und auf<br />

Erfahrung <strong>des</strong> Therapeuten beruhen. <strong>Die</strong> zweite Ebene umfasst<br />

die gesamte klinische Information über die Störung <strong>des</strong><br />

Patienten, wie zum Beispiel das Verhalten <strong>der</strong> Beschwerden im<br />

Alltag, Geschichte <strong>des</strong> Patienten, die Testergebnisse aus <strong>der</strong><br />

Untersuchung. Wichtig ist, dass sich die entstandenen<br />

Hypothesen auf <strong>der</strong> theoretischen Ebene mit dem klinischen Bild<br />

übereinstimmen lassen.<br />

18 zit. n. Maitland, 1996


- 28 -<br />

<strong>Die</strong> Trennung hat den Sinn, dass die Vorgeschichte <strong>der</strong> Störung,<br />

die Symptome <strong>des</strong> Patienten und die detaillierten Befunde nicht<br />

außer Acht gelassen werden.<br />

„<strong>Die</strong>se Denkweise wird in keiner an<strong>der</strong>en Theorie <strong>der</strong><br />

manipulativen Therapie eingesetzt; sie stellt eine beson<strong>der</strong>e<br />

Stärke <strong>des</strong> Konzepts dar und gibt <strong>der</strong> Therapeutin eine sichere<br />

Basis für ihre Ar<strong>bei</strong>t.“ – Maitland 19<br />

5.2. Untersuchung<br />

Ziel ist es, eine möglichst genaue Beurteilung eines Problems zu<br />

erstellen. Um möglichst akkurate Informationen erhalten zu<br />

können, ist es enorm wichtig, dass dem Patienten aufmerksam<br />

zugehört wird. Nur so ist es denkbar, relevante Auskünfte aus<br />

<strong>der</strong> Gefühls – und Gedankenwelt <strong>des</strong> Patienten zu erhalten.<br />

„Hören ist angeboren, unwillkürlich und passiv, Zuhören ist<br />

angelernt, verlangt Aufmerksamkeit und Disziplin, ohne<br />

Vorurteile.“ – Valentiny 20<br />

Kommunikative Fehler sowie Suggestivfragen können<br />

Hypothesen beeinflussen und zu einer nicht angebrachten<br />

Behandlung führen.<br />

19 zit. n. Maitland, 1996<br />

20 zit. n. Valentiny, 2002/2003


- 29 -<br />

5.2.1. Subjektive Untersuchung (C/O)<br />

Wird auch als die Phase <strong>der</strong> Hypothesenbildung bezeichnet.<br />

Während <strong>des</strong> Anamnesegesprächs wird vom Therapeuten<br />

verlangt, dass er Hypothesen für folgende Punkte erstellt:<br />

• die zu untersuchenden Strukturen<br />

• Art <strong>der</strong> Störung / Stärke <strong>der</strong> Symptome<br />

• Irritierbarkeit <strong>des</strong> bestehenden Krankheitszustan<strong>des</strong><br />

• Faktoren, die das Problem verursachen<br />

• Prognose<br />

• Arousal – Ausnahmezustand <strong>des</strong> Patienten wegen<br />

psychischer und persönlicher Probleme<br />

• Kontraindikationen<br />

Das Ziel dieser Untersuchung ist, ein Problem möglichst genau<br />

einschätzen und erfassen zu können.<br />

Der erste Teil in <strong>der</strong> Vorgangsweise <strong>der</strong> Untersuchung befasst<br />

sich mit dem Hauptproblem. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>des</strong> Patienten soll<br />

verdeutlicht werden, was im Moment das Hauptproblem ist und<br />

warum er zur Behandlung kommt.<br />

Weiters werden Symptome, wie Schmerz, Steifigkeit o<strong>der</strong><br />

Parästhesien entsprechend <strong>der</strong> jeweiligen Lokalisation und<br />

Qualität in eine Körpertabelle eingetragen. Das Verhalten <strong>der</strong><br />

Beschwerden während <strong>des</strong> Tages und <strong>der</strong> Nacht werden ebenso<br />

erfasst. <strong>Die</strong>s bildet die Basis <strong>der</strong> Kommunikation während <strong>der</strong><br />

restlichen Untersuchung und Behandlung.<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> Symptome gibt Hinweis auf die klinischen<br />

Gruppen (Belastbarkeit <strong>der</strong> Strukturen), die noch vor <strong>der</strong><br />

objektiven Untersuchung erkannt und eingeplant werden<br />

müssen.


- 30 -<br />

5.2.2.Einteilung nach klinischen Gruppen<br />

SIN (Severity, Irritability, Nature)<br />

S – die Symptome sind so stark, dass eine auslösende<br />

Aktivität abgebrochen werden muss<br />

I – eine kleine Aktivität löst starke Symptome aus, welche<br />

lange anhalten<br />

N – Pathologie, Nebendiagnose, Heilungsstadien,<br />

Medikamente<br />

<strong>Die</strong> Stärke und/o<strong>der</strong> die Irritierbarkeit <strong>des</strong> Problems steht im<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Patienten mit Problemen dieser Gruppe zwingen<br />

zur Vorsicht. Das heißt Tests und Behandlung werden zurück<br />

dosiert, bis bekannt ist, wie die Reaktion ist (d.h. weniger<br />

Intensität, kein Schmerz, wenig Tests). Der Therapeut muss sich<br />

im Klaren sein, dass kein Schmerz produziert werden darf.<br />

EOR „End of Range“<br />

<strong>Die</strong> Symptome treten vermehrt am Ende, <strong>der</strong> durch Steifigkeit<br />

eingeschränkten Beweglichkeit auf. Sie können auch gleichzeitig<br />

SIN- Komponenten haben.<br />

ROM „Range of Motion“<br />

<strong>Die</strong> Symptome treten während <strong>der</strong> Bewegung auf. Sie können<br />

gleichzeitig auch SIN und EOR Komponenten haben.


MOM „Momentary Pain“<br />

- 31 -<br />

<strong>Die</strong> starken, plötzlich auftretenden Symptome zwingen zum<br />

Abbruch einer belastenden, länger ausgeführten Aktivität. <strong>Die</strong>se<br />

sind teilweise schwer reproduzierbar. zB Patient entwickelt die<br />

Symptome erst nach zwei Stunden Training, d.h. für den<br />

Patienten eine starke Belastung <strong>der</strong> Struktur (Reproduktion<br />

dieser Belastung durch „over pressure“, kombinierte<br />

Bewegungen).<br />

5.2.3. Funktionsuntersuchung (P/E – Physical Examination)<br />

Testbewegungen sollen das Problem eingrenzen und lokalisieren.<br />

<strong>Die</strong> beschriebenen Symptome sollen da<strong>bei</strong> reproduziert werden,<br />

damit die Quelle <strong>der</strong> Beschwerden gefunden und diese klinisch<br />

analysiert bzw. differenziert wird.<br />

Inhalt <strong>der</strong> P/E:<br />

• Untersuchung und Beurteilung von Bewegungsrichtungen<br />

• Inspektion<br />

• Funktionelle Demonstration – eine Demonstration und<br />

Beurteilung einer Aktivität, die <strong>der</strong> Patient als<br />

problematisch angibt<br />

• Aktive Bewegungstests – Qualität, Quantität,<br />

Symptomverhalten sollen beurteilt und notiert werden<br />

• Passive Tests – Verhalten <strong>der</strong> Symptome am Anfang,<br />

während und am Ende einer passiven, physiologischen<br />

Bewegung o<strong>der</strong> einer Zusatzbewegung<br />

• Son<strong>der</strong>tests<br />

21, 22<br />

21 vgl. Valentiny, 2002/2003<br />

22 vgl. Maitland, 1996


Behandlung und Beurteilung<br />

- 32 -<br />

Ist die Untersuchung durchgeführt, wird das Behandlungsziel<br />

gemeinsam mit dem Patienten erar<strong>bei</strong>tet und die Art <strong>der</strong><br />

Behandlungstechnik ausgesucht.<br />

Im Maitlandkonzept wird ein Gelenk hauptsächlich oszillierend<br />

bewegt. Oszillationen stellen kleine, passive Bewegungen im<br />

physiologischen o<strong>der</strong> akzessorischen Bereich dar, die durch<br />

Muskelspannung <strong>des</strong> Patienten je<strong>der</strong>zeit gestoppt werden<br />

können.<br />

Jede Behandlungstechnik weist unterschiedliche Amplituden auf,<br />

die im Laufe <strong>der</strong> Bewegung an verschiedenen Punkten auftreten<br />

können. Deshalb werden in diesem Konzept passive Bewegungen<br />

in Grade unterteilt, die eine bessere Orientierung innerhalb <strong>der</strong><br />

Bewegungsintensität und eine besserer Kommunikation über<br />

Dosierung gewährleisten. Neben<strong>bei</strong> geben die Grade Auskunft<br />

über das Ausmaß <strong>der</strong> Bewegung und Intensität, die angewendet<br />

wird.<br />

Grad I Bewegungen mit kleiner Amplitude am Beginn <strong>der</strong><br />

Gelenksbewegung, kein Wi<strong>der</strong>stand spürbar<br />

Grad II große Amplitude innerhalb <strong>der</strong> freien<br />

Bewegungsmöglichkeit, kein Wi<strong>der</strong>stand spürbar<br />

Grad III Bewegungen mit großer Amplitude bis zum Ende <strong>des</strong><br />

Bewegungsausschlags, mit spürbarem Wi<strong>der</strong>stand<br />

Grad IV kleine Amplitude am Ende <strong>des</strong> Bewegungsausschlags<br />

Der Zusatz +/- bzw. ++/-- soll den Kraftaufwand verdeutlichen,<br />

<strong>der</strong> für den Bewegungsausschlag nötig ist (wo<strong>bei</strong> -- < - zB Grad<br />

II < + < ++ ist). 23<br />

23 vgl. G. Maitland, 1996


5.3. Bewegungsdiagramm<br />

- 33 -<br />

Ein Bewegungsdiagramm ist notwendig, um verschiedene<br />

Komponenten, die in einer passiven Bewegung vorkommen<br />

können, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Untersuchung fühlen und beurteilen zu können.<br />

Es handelt sich hier<strong>bei</strong> um folgende Komponenten: Schmerz,<br />

Wi<strong>der</strong>stand ohne Spasmus (zB Steifigkeit) und Muskelspasmus.<br />

Das Aufzeichnen von Graphen ins Diagramm hat den Sinn, das<br />

Verhalten von Schmerz, Wi<strong>der</strong>stand und Muskelspasmus genau<br />

darzustellen. Es gibt Hinweis über die Behandlungsintensität und<br />

Behandlungsrichtung (zB angulieren <strong>bei</strong> SIN- Patienten). Zu<br />

Beginn wird <strong>der</strong> Punkt <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes, <strong>der</strong> sich aus<br />

den zuvor genannten Komponenten zusammensetzt, auf die<br />

horizontale Linie AB eingetragen. <strong>Die</strong> Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Komponenten (Intensität, Natur, Qualität) werden auf <strong>der</strong><br />

vertikalen AC Linie dargestellt. <strong>Die</strong> Grundlinie AB beschreibt das<br />

Bewegungsausmaß von einer Ausgangsposition bis zur Grenze<br />

<strong>des</strong> normalen passiven Bewegungsausmaßes B. Bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung ist es wichtig zu bedenken, dass die Bewegung<br />

erst dann als „normal“ gilt, wenn ein Überdruck ohne Schmerz<br />

möglich ist. Erwähnenswert ist auch die Variabilität von den<br />

Punkten A und B. Das Ende <strong>der</strong> Bewegung an jedem Gelenk ist<br />

durch das Nachgeben <strong>der</strong> Weichteile gekennzeichnet bzw. durch<br />

eine physiologische o<strong>der</strong> pathologische Weichteilkomponente.<br />

<strong>Die</strong> AC Linie gibt Auskunft über Intensität, Natur und Qualität<br />

<strong>der</strong> angegebenen Faktoren. Punkt A gibt das vollständige Fehlen<br />

<strong>des</strong> Faktors an, Punkt C versucht das Maximum <strong>der</strong><br />

Faktoreigenschaften darzustellen. Festgelegt wird das Maximum<br />

durch den Therapeuten selbst, <strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> Anamnese<br />

entscheidet, wie viel dem Patienten zugemutet werden kann.


- 34 -<br />

Das Grunddiagramm vervollständigt sich mit dem<br />

Zusammenfügen <strong>der</strong> Linien von Punkt B und Punkt D.<br />

Schmerzen<br />

Abb. 6: vollständiges Bewegungsdiagramm<br />

In erster Linie ist es wichtig herauszufinden, ob <strong>der</strong> Patient<br />

Schmerzen angibt. Anfangs beschäftigt sich <strong>der</strong> Therapeut mit<br />

dem Bewegungsschmerz. Während einer Gelenksbewegung in<br />

eine zu untersuchende Richtung, wird langsam und gezielt mit<br />

definierter Intensität gear<strong>bei</strong>tet. Der Patient wird gebeten, den<br />

Zeitpunkt anzugeben, in dem sein Schmerz erstmals auftritt.<br />

Der zweite Schritt <strong>bei</strong>nhaltet kleine oszillierende Bewegungen<br />

mit zunehmendem, wie<strong>der</strong> genau definiertem Wi<strong>der</strong>stand. Durch<br />

diese zusätzlichen kleinen Bewegungen kann man die genaue<br />

Lage <strong>des</strong> Schmerzes eruieren. <strong>Die</strong>ser Punkt wird als P1<br />

bezeichnet und so in das Diagramm auf <strong>der</strong> AB – Achse<br />

eingetragen.<br />

Bedeutend ist auch die Grenze <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes (L =<br />

Limit). Das Diagramm kennt drei L:<br />

L1 – wo: Das Gelenk wird langsam über den ersten<br />

Schmerzpunkt hinaus bewegt, um die genaue Grenze <strong>des</strong><br />

Bewegungsausmaßes auszuloten.


- 35 -<br />

L2 – was: Hier gilt herauszufinden, welche Komponente eine<br />

Weiterbewegung behin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>t. Handelt es sich um<br />

Schmerzen, wird P2 direkt über L am höchsten Punkt positioniert,<br />

d.h. die Bewegung muss aufgrund <strong>des</strong> Schmerzes abgebrochen<br />

werden, da <strong>der</strong> Schmerz das Limit festlegt.<br />

L3 – qualifizieren: ist das maximale Bewegungsausmaß durch<br />

Qualität und Intensität <strong>des</strong> Schmerzes erreicht (P2), so sollte <strong>der</strong><br />

da<strong>bei</strong> angewandte R klar vom Untersuchenden definiert werden<br />

und auf <strong>der</strong> senkrechten Linie L eingetragen werden (R`).<br />

Abb. 7: Einsetzen von Schmerzen, Grenze <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />

Im nächsten Schritt wird versucht, das Verhalten zwischen den<br />

Punkten P1 und P2 zu beschreiben. Durch individuelle,<br />

unterschiedliche Zunahme von Schmerzen können die Linien im<br />

Diagramm sehr unterschiedlich ausfallen.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

1. Nehmen die Schmerzen während <strong>der</strong> Bewegung<br />

gleichmäßig zu, so werden die Punkte P1 und P2 durch eine<br />

gerade Linie verbunden.


- 36 -<br />

Abb. 8: im Laufe <strong>der</strong> Bewegung gleichmäßig zunehmende Schmerzen<br />

2. <strong>Die</strong> Linie kann aber auch kurvig o<strong>der</strong> eckig verlaufen. <strong>Die</strong>s<br />

ist dann <strong>der</strong> Fall, wenn die Schmerzsteigerung<br />

unregelmäßig ist. So kann es vorkommen, dass die<br />

Schmerzlinie anfangs langsam, flach verläuft und<br />

anschließend steil bergauf geht.<br />

Abb. 9: späte Schmerzzunahme, die nach ¾ <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes das Maximum erreicht<br />

In den vorangegangenen Beispielen handelt es sich um<br />

Schmerzen, die das volle Bewegungsausmaß <strong>des</strong> Gelenkes<br />

verhin<strong>der</strong>n.<br />

Weiters kann es vorkommen, dass leichte Schmerzen erst nach<br />

<strong>der</strong> Hälfte <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes auftreten und sich bis zum<br />

Bewegungsende nicht mehr verän<strong>der</strong>n. Hier ist nicht <strong>der</strong><br />

Schmerz <strong>der</strong> limitierende Faktor son<strong>der</strong>n R (= Wi<strong>der</strong>stand), <strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Limitkurve mit P` eingetragen.


Wi<strong>der</strong>stand<br />

- 37 -<br />

Verkürzung von Muskel- o<strong>der</strong> Kapselgewebe, arthritische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Gelenk, Verklebung <strong>des</strong> Narbengewebes<br />

können Ursache für einen Wi<strong>der</strong>stand im Gelenk sein.<br />

Zwei Arten von Wi<strong>der</strong>stand werden beschrieben:<br />

R1: dieser begrenzt das Bewegungsausmaß (= Steifigkeit)<br />

R2: dieser stoppt die Bewegung, um eine schmerzhafte<br />

Bewegung zu verhin<strong>der</strong>n (= Spasmus)<br />

Durch wie<strong>der</strong>holte Bewegungen, die über den erstmals<br />

verspürten Wi<strong>der</strong>standspunkt hinweggehen, wird es dem<br />

Therapeuten ermöglicht, einen klaren Unterschied zwischen<br />

Spasmus und Steifigkeit zu erkennen.<br />

Für Therapeuten ein wesentlicher Punkt ist, den Unterschied<br />

zwischen einem reibungsfreien und blockierten Gelenk zu spüren<br />

und zu erkennen. R1 wird mit Oszillationsbewegungen (anfangs<br />

Bewegungen mit geringem R, die dann mit größerer Intensität<br />

ausgeführt werden dürfen, wenn das Gelenk eine reibungslose<br />

Bewegung zulässt). <strong>Die</strong> Bewegung <strong>des</strong> Gelenkes wird bis zum<br />

Ende ausgeführt. Stoppt ein Wi<strong>der</strong>stand die Bewegung, so wird<br />

das an <strong>der</strong> Grundlinie mit L angezeigt und Punkt R2 direkt<br />

darüber auf <strong>der</strong> CD-Achse. R2 versinnbildlicht die Stärke <strong>des</strong><br />

Wi<strong>der</strong>stan<strong>des</strong>. Auch hier muss das Verhalten <strong>des</strong> Wi<strong>der</strong>stan<strong>des</strong><br />

zwischen 1 und 2 bestimmt werden. 24<br />

24 vgl. G. Maitland, 1996


6. HYPOTHESE<br />

- 38 -<br />

<strong>Die</strong> zusätzliche tägliche Anwendung <strong>der</strong> Maitlandtechniken in <strong>der</strong><br />

unmittelbaren postoperativen Phase nach Implantation einer<br />

Knietotalendoprothese könnte eine Verbesserung <strong>des</strong> Outcomes<br />

sowohl in Richtung Schmerzreduktion als auch in einer rascheren<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungseinschränkung bringen.<br />

<strong>Die</strong> nachfolgend zitierten Ar<strong>bei</strong>ten geben Anlass zu dieser<br />

Annahme.<br />

In <strong>der</strong> orthopädischen Rehabilitation zielen die Inhalte primär<br />

auf Schmerzfreiheit, auf die Bereitstellung einer passiven<br />

Gelenkstabilität und auf die Remobilisierung durch funktionelle<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Gelenksbeweglichkeit ab.<br />

25, 26, 27<br />

Durch die Operation kommt es zu Verletzungen von subkutanem<br />

Gewebe, von Faszien, von Muskeln und <strong>des</strong><br />

Kapselbandapparates.<br />

<strong>Die</strong>se Traumatisierung <strong>der</strong> Weichteile führt postoperativ zu<br />

Gelenkserguss (Hämarthros) und verursacht eine erhöhte<br />

Gewebsspannung. Schmerzen treten durch die frische Narbe auf<br />

und begünstigen eine reflektorische Anspannung einzelner<br />

Muskelgruppen.<br />

28, 29<br />

Physiotherapeutische Maßnahmen, gerade in <strong>der</strong><br />

Entzündungsphase (0.-5. Tag) und Proliferationsphase<br />

(5.-21. Tag) sollten angewandt werden, um Schmerzlin<strong>der</strong>ung<br />

und Verringerung <strong>der</strong> Ödeme zu erreichen.<br />

25 vgl. Oehlert, 2004<br />

26 vgl. Heisel, 2005<br />

27 vgl. Gehrke, 2001<br />

28 vgl. Weißenbacher, 2005<br />

29 vgl. Seitz, 2001


- 39 -<br />

In weiterer Folge beugen Mobilisationen Adhäsionen und<br />

Kapselverklebungen vor.<br />

Heisel betont, dass Querdehnung und funktionelle<br />

Weichteilbehandlungen <strong>der</strong> schmerzhaften und hypertonen<br />

Muskulatur sowie die manuelle Mobilisation <strong>der</strong> Patella die<br />

Mobilisation begleiten sollen. 30<br />

Manuelle Therapie ist eine Behandlungsform, die darauf abzielt,<br />

das normale Bewegungsausmaß wie<strong>der</strong>herzustellen, Schmerzen<br />

zu lin<strong>der</strong>n und die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Funktionsfähigkeit von<br />

Wirbelsäulen- und Extremitätengelenken zu för<strong>der</strong>n.<br />

31, 32, 33, 34<br />

Westerhuis hat die Dehnfähigkeit <strong>der</strong> Gelenkskapsel und <strong>der</strong><br />

umliegenden Muskeln neben den obengenannten Zielen als<br />

weiteren Behandlungspunkt angegeben. 35<br />

„<strong>Die</strong> Methode <strong>der</strong> manuellen Mobilisation nach Maitland wird in<br />

<strong>der</strong> Rehabilitation häufig angewandt.“ 36 Jedoch ist noch nicht<br />

bekannt, aufgrund welcher Mechanismen Manuelle Therapie<br />

diese <strong>Wirkung</strong>en erzielt.<br />

37, 38, 39, 40<br />

Anhand mehrerer Studien werden hypothetische Erklärungen<br />

gesucht, die eine Wirksamkeit auf Schmerzlin<strong>der</strong>ung und<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>des</strong> normalen Bewegungsausmaßes<br />

beschreiben. Jedoch beschränken sich diese ausschließlich auf<br />

die Behandlung <strong>der</strong> Wirbelgelenke.<br />

30<br />

vgl. Heisel, 2005<br />

31<br />

vgl. Kessler et al., 2005<br />

32<br />

vgl. Walcher, 2004<br />

33<br />

vgl. Schomacher, 2002<br />

34<br />

vgl. von Arx, 2004<br />

35<br />

vgl. Westerhuis, 2004<br />

36<br />

zit. n. Kessler et al., 2005<br />

37<br />

vgl. Walcher, 2004<br />

38<br />

vgl. von Arx, 2004<br />

39<br />

vgl. Messner<br />

40<br />

vgl. Kessler et al., 2005


- 40 -<br />

„Das wissenschaftliche Interesse an <strong>der</strong> <strong>Wirkung</strong> von<br />

Mobilisationstechniken an peripheren Gelenken ist gering.“ 41<br />

Gerade hier sollte diese Ar<strong>bei</strong>t einhaken: Gelingt es<br />

nachzuweisen, dass in den kritischen, frühen<br />

Entzündungsphasen <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> positive<br />

Auswirkungen auf Schmerz und Beweglichkeit zeigt, wäre dies<br />

eine Begründung zur regelmäßigen Verwendung dieser<br />

Therapiemaßnahmen postoperativ.<br />

Von Arx stellt fest, dass akzessorische passive Mobilisationen<br />

einen schmerzlin<strong>der</strong>nden Effekt hervorrufen.<br />

Zum einen könnte die Gate-Control-Theorie eine erklärende<br />

Hypothese dazu sein. <strong>Die</strong>se geht davon aus, dass eine Hemmung<br />

<strong>des</strong> Schmerzreizes auf spinalem Niveau auftritt, wenn die dicken<br />

myelinisierten Nervenfasern selektiv zB mit Bewegung stimuliert<br />

werden. Dadurch wird die Weiterleitung <strong>der</strong> Schmerzafferenzen<br />

zum Rückenmark und ZNS blockiert.<br />

Weiters stellt die Stimulation von Mechanorezeptoren und<br />

Nozirezeptoren durch passive Bewegungen eine mögliche<br />

Erklärung dar. Zusätzliche Mechanismen wie die Inhibition <strong>der</strong><br />

Muskelreflexspannung und die Senkung <strong>des</strong> intraartikulären<br />

Drucks werden beschrieben. 42<br />

Eine Anregung zur Behandlung von Schmerz, und<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung von Bewegung gibt Schomacher.<br />

Da <strong>der</strong> Schmerz eines <strong>der</strong> häufigsten Symptome ist, wird auf ihn<br />

das Hauptaugenmerk gelenkt. Um den Schmerz zu beeinflussen,<br />

wird primär die Bewegung gesucht, die den Schmerz auslöst.<br />

41 zit. n. von Arx, 2004<br />

42 vgl. von Arx, 2004


- 41 -<br />

Als Behandlungsform zieht er intermittierende Traktionen,<br />

Vibrationen, Oszillationen und spannungsfreies rotatorisches<br />

Bewegen vor. 43<br />

Leichte Traktionen zur Schmerzlin<strong>der</strong>ung empfiehlt auch<br />

Westerhuis in seiner Studie. 44<br />

Walcher nimmt an, dass ein vergrößertes Bewegungsausmaß<br />

durch ein mikroskopisch kleines Versagen <strong>des</strong> Bindegewebes um<br />

das Gelenk infolge einer Mobilisation erreicht wird. Weiters<br />

könnten die klinischen Auswirkungen von Mobilisationen<br />

aufgrund von neurophysiologischen Mechanismen zustande<br />

kommen. 45<br />

Um die Beweglichkeit zu för<strong>der</strong>n, werden abhängig von <strong>der</strong><br />

Ursache unterschiedliche Techniken eingesetzt. Eine<br />

Verlängerung bzw. Dehnung <strong>der</strong> passiven Strukturen und die<br />

Entspannungs- bzw. Dehnfähigkeit <strong>der</strong> Muskulatur kann dadurch<br />

erhöht werden. Charakteristisch für die Manuelle Therapie sind<br />

translatorische Techniken, speziell für die spezifische<br />

Gelenksbehandlung. Auch spricht Schomacher von rotatorischen<br />

Bewegungen die am ehesten den Alltagsbewegungen<br />

entsprechen. Sind diese jedoch schmerzhaft, sollen<br />

translatorische Bewegungen vorgezogen werden. 46<br />

„<strong>Die</strong> Anwendung translatorischer Gleitmobilisationen ermöglicht<br />

die Normalisierung <strong>des</strong> Roll-Gleit-Verhältnisses im Gelenk und<br />

vergrößert das anguläre Bewegungsausmaß.“ 47<br />

In einer Studie wird gezeigt, dass die Anwendung von Anterior-<br />

und Posteriorgleiten eine Bewegungsverbesserung <strong>der</strong> Abduktion<br />

in <strong>der</strong> Schulter mit sich bringt. 48<br />

43 vgl. Schomacher, 2002<br />

44 vgl. Westerhuis, 2004<br />

45 vgl. Walcher, 2004<br />

46 vgl. Schomacher, 2002<br />

47 zit. n. von Arx, 2004<br />

48 vgl. von Arx, 2004


- 42 -<br />

7. MATERIAL UND METHODIK<br />

<strong>Die</strong> Patienten wurden im Zeitraum von vierzehn Tagen während<br />

ihres stationären Aufenthaltes im Unfallkrankenhaus in Graz<br />

betreut. <strong>Die</strong> Behandlung gestaltete sich so, dass die<br />

Physiotherapie zweimal täglich durchgeführt wurde.<br />

7.1. Verwendetes Material<br />

7.1.1. Goniometer<br />

<strong>Die</strong> aktive und o<strong>der</strong> passive Beweglichkeit eines Gelenkes wird<br />

mit Hilfe eines Goniometers gemessen. Als Ausgangsstellung<br />

(ASTE) dient die standardisierte Neutral- Null- Methode, die die<br />

Gelenke in ihrer Nullstellung ruhen lässt und so vergleichbare<br />

Ergebnisse eines Gelenkes ermöglicht.<br />

Trinkle beschreibt die Neutral- Null- Stellung aus dem aufrechten<br />

Stand <strong>des</strong> Menschen. <strong>Die</strong> Arme hängen seitlich neben dem<br />

Körper, und Daumen, Füße, Knie sowie <strong>der</strong> Blick sind nach vorne<br />

gerichtet. <strong>Die</strong> Füße sollen den gleichen Abstand wie die<br />

Hüftgelenke aufweisen und gleichzeitig mit <strong>der</strong><br />

Unterschenkellängsachse einen rechten Winkel bilden. <strong>Die</strong>se<br />

ASTE kann allerdings je nach Belieben verän<strong>der</strong>t werden.<br />

Bewegt wird nur <strong>der</strong> distale Gelenkspartner in einer <strong>der</strong> drei<br />

Bewegungsebenen, <strong>der</strong> proximale Teil <strong>des</strong> Gelenkes verharrt an<br />

Ort und Stelle.<br />

Der Drehpunkt <strong>des</strong> Winkelmessers wird in Höhe <strong>der</strong><br />

Bewegungsachse, die <strong>bei</strong>den Schenkel entlang <strong>der</strong> virtuellen<br />

Knochenlängsachse angelegt. 49<br />

49 vgl. Trinkle, 2005


- 43 -<br />

Wichtig für die folgenden Messungen ist das genaue Einhalten<br />

und Ertasten dieser Punkte, um die Ergebnisse so wenig wie<br />

möglich zu verfälschen.<br />

Im Bezug auf die Ar<strong>bei</strong>t wird die Bewegung <strong>des</strong> Kniegelenkes<br />

tabellarisch dargestellt.<br />

Tab. 1: Normwerte <strong>der</strong> Bewegungen <strong>des</strong> Kniegelenkes nach Neutral- Null Trinkle 2005<br />

(Dp = Drehpunkt, PZ = proximaler Zeiger, DZ = distaler Zeiger)<br />

Bewegungen Normwerte Aste Anlegen <strong>des</strong> Winkelmessers<br />

Flexion /<br />

Extension<br />

150/0/5 RL<br />

Dp: Mitte <strong>des</strong> lateralen<br />

Kniegelenkspaltes<br />

PZ: Femurlängsachse/ Trochanter<br />

major<br />

DZ: Unterschenkellängsachse/ Mitte<br />

lateraler Malleolus<br />

Abb. 10: Anlegen eines Goniometers, (Trinkle 2005)


7.1.2. Motorschiene<br />

- 44 -<br />

Bewegungsschienen werden häufig in <strong>der</strong> postoperativen Phase<br />

und <strong>bei</strong> Behandlungen entzündlicher und degenerativer<br />

Gelenkserkrankungen eingesetzt.<br />

Durch die gleichmäßige, passive Bewegung, die im<br />

schmerzfreien Bereich durchgeführt wird, werden <strong>der</strong><br />

Heilungsprozess und die Rückkehr <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />

beschleunigt und die Häufung postoperativer Komplikationen<br />

verringert.<br />

Weiters sind durch die kontinuierliche passive Bewegung<br />

folgende Vorgänge im Körper gewährleistet:<br />

• Vorbeugung von Gewebsverklebungen<br />

• Verringerung <strong>der</strong> Schmerzen<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Durchblutung und<br />

Stoffwechselsteigerung in den Extremitäten<br />

• Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ergussbildung im Gelenk und<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Wundheilung<br />

• Schnellere Rückkehr <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />

50 vgl. Kisner, 2000<br />

51 vgl. Hüter-Becker, 2005<br />

Abb. 11: Motorschiene<br />

50, 51


7.1.3. Kryotherapie<br />

- 45 -<br />

Nach operativen Eingriffen ist die Applikation von Eis in<br />

verschiedensten Formen unumgänglich. Sinnvoll eingesetzt ist es<br />

in <strong>der</strong> akuten Phase, da es durch Vasokonstriktion in <strong>der</strong> Lage<br />

ist, eine Blutung zu minimieren und damit die Bildung eines<br />

größeren Hämatoms zu begrenzen. In erster Linie aber wird das<br />

Eis verwendet, um Schmerzen und Schwellung nach <strong>der</strong><br />

Operation zu senken.<br />

<strong>Wirkung</strong> von Kühlung auf Schmerz<br />

Schmerz ist ein Ausdruck <strong>des</strong> Körpers, um etwaige, neuerliche<br />

Überbelastungen und die damit verbundene Schädigung auf das<br />

heilende Gewebe zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> da<strong>bei</strong> entstehenden Mediatoren senken die Reizschwelle <strong>der</strong><br />

Schmerzrezeptoren. Eis hemmt die Aktivität dieser Rezeptoren.<br />

<strong>Wirkung</strong> von Kühlung auf Durchblutung<br />

<strong>Die</strong> Eisbehandlung verhin<strong>der</strong>t eine Vasodilatation, die in einem<br />

normalen Wundheilungsprozess stattfindet, um genügend<br />

Sauerstoff und Nährstoffe in das verletzte Gebiet zu<br />

transportieren. Ursache <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Gefäße ist die<br />

Freisetzung von Entzündungsmediatoren. 52<br />

<strong>Die</strong> Kühlung erfolgt mit Kältepackungen (Cool Pack), die durch<br />

ihre gelartige Substanz die Kälte gut speichern können. <strong>Die</strong>se<br />

werden im Kühlfach gelagert und je nach Bedarf auf die zu<br />

kühlende Stelle aufgelegt.<br />

52 vgl. van den Berg, 2003


7.1.4. Umfangmessung<br />

- 46 -<br />

Umfangmessungen <strong>der</strong> Extremitäten dienen <strong>der</strong><br />

Verlaufskontrolle zB <strong>bei</strong> bestehenden Schwellungen. Für die<br />

Dokumentation und Überprüfung werden Messorte bestimmt, die<br />

jedoch variiert und ergänzt werden können. Um keine Messfehler<br />

entstehen zu lassen, ist es unumgänglich, <strong>bei</strong> je<strong>der</strong><br />

Kontrollmessung die gewählten Punkte einzuhalten.<br />

Bei <strong>der</strong> Durchführung ist darauf zu achten, das Maßband straff<br />

anzulegen und das Gewebe nicht einzuschnüren. 53<br />

Messort<br />

am lateralen Kniegelenkspalt<br />

10 cm über <strong>der</strong> Patellabasis<br />

12 cm unterhalb <strong>der</strong> Patellabasis<br />

53 vgl. Trinkle, 2005<br />

Abb. 12: Umfangmessung, Trinkle 2005


- 47 -<br />

7.2. Untersuchungsverlauf und Testverfahren<br />

7.2.1. Probanden<br />

Im Zuge <strong>des</strong> Praktikums im August 2006 am Unfallkrankenhaus<br />

in Graz erklärten sich zwei Patientinnen bereit, an <strong>der</strong> Studie<br />

teilzunehmen.<br />

Patientenmerkmale:<br />

Geschlecht: weiblich<br />

Alter: 76 Jahre<br />

Diagnose: Gonarthrose links<br />

Operationstyp: Implantation einer Knie- TEP (Genesis II) ohne<br />

Patellarückflächenersatz<br />

<strong>Die</strong> Patientinnen klagen seit ca. fünf Jahren <strong>bei</strong> Bewegungen<br />

über Schmerzen im linken Kniegelenk, die in letzter Zeit<br />

zugenommen haben. Charakteristische Symptome wie<br />

Nachtschmerz, Morgensteifigkeit, Anlaufschmerz und<br />

Belastungsschmerz geben <strong>bei</strong>de Probanden an.<br />

<strong>Die</strong> Testperson B benötigt seit kurzem einen Gehstock, da sich<br />

die Beweglichkeit verschlechtert hat.<br />

Beide Probanden sehen ihren Alltag stark eingeschränkt, da<br />

alltägliche Verrichtungen wie Treppen steigen, Einkaufen gehen,<br />

Aufstehen vom Stuhl eine große Belastung darstellen.<br />

7.2.2. Untersuchungsverlauf<br />

Neben <strong>der</strong> täglichen Überprüfung <strong>der</strong> Beweglichkeit vor und nach<br />

<strong>der</strong> Therapie mittels Goniometer, wurde eine Umfangmessung<br />

<strong>des</strong> Kniegelenkes in <strong>der</strong> Früh unternommen, um einen weiteren<br />

Testparameter zu erhalten.


7.2.3. Fragebogen<br />

- 48 -<br />

Zusätzlich wurde ein Fragebogen erstellt, <strong>der</strong> die subjektive<br />

Beurteilung von Schmerzen während <strong>des</strong> Tages ersichtlich<br />

werden ließ.<br />

Daneben sollte <strong>der</strong> Bogen auch dokumentieren, welche<br />

Aktivitäten während <strong>des</strong> stationären Aufenthaltes unternommen<br />

wurden.<br />

Gemäß einer Schmerzskala, die mittels Zahlen von null bis zehn<br />

dargestellt wird (0 bedeutet kein Schmerz, 10 gibt den<br />

maximalen Schmerz an), wird die Intensität <strong>des</strong> Schmerzes<br />

ermittelt (siehe Anhang).<br />

7.2.4. Behandlungsablauf<br />

Präoperativ wurde den Patienten aus physiotherapeutischer Sicht<br />

erklärt, was sie während <strong>des</strong> stationären Aufenthaltes erwartet.<br />

Gleichzeitig wurde den Testpersonen begreiflich gemacht, dass<br />

die gemeinsam erar<strong>bei</strong>teten Übungen im Laufe <strong>der</strong> Behandlung<br />

wichtig sind, und <strong>des</strong>halb konsequent und regelmäßig im<br />

vorgegebenen Ausmaß ausgeführt werden müssen. Am Tag vor<br />

<strong>der</strong> Operation wurde <strong>der</strong> Patientenbefund erhoben und das<br />

Gehen mit Stützkrücken instruiert und erlernt. Vorgelegt wurde<br />

den Patienten <strong>der</strong> Fragebogen und die Einverständniserklärung<br />

für die Teilnahme an <strong>der</strong> Studie, die sogleich unterzeichnet<br />

wurde (siehe Anhang).<br />

Am Operationstag wurde mit dem behandelnden Arzt bzw.<br />

Operateur das weitere Proce<strong>der</strong>e sowie <strong>der</strong> erstellte<br />

Therapieplan für die folgenden Tage besprochen.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Reduzierung von Schmerz und Schwellung wurde<br />

eine Behandlung mit Eis (Cool Pack) für die ersten fünf Tage vier<br />

mal täglich für sieben bis zehn Minuten festgelegt.


- 49 -<br />

Nachdem die Patienten während <strong>des</strong> gesamten stationären<br />

Aufenthaltes zur Schwellung neigten, wurde die Kryotherapie bis<br />

zur Entlassung weitergeführt.<br />

Direkt im Anschluss an die Operation (gemeint sind die ersten<br />

zwei postoperativen Tage) wurde darauf geachtet, dass in erster<br />

Linie <strong>der</strong> Schmerz, die Durchblutung und die Schwellung<br />

gelin<strong>der</strong>t werden.<br />

Neben Übungen für die Venenpumpe (Dorsalextension/<br />

Plantarflexion/ Aktivierung <strong>des</strong> M. gastrocnemius) wurden<br />

isometrische Anspannübungen <strong>des</strong> M. quadriceps und <strong>der</strong><br />

Glutealmuskulatur instruiert, um die neuromuskuläre Kontrolle<br />

wie<strong>der</strong>zuerlangen und die Lymphaktivität zu steigern.<br />

Am Tag <strong>der</strong> Redonentnahme (2. postoperativer Tag) wurden<br />

passive, assistive und aktive Flexions- und Extensionsübungen<br />

(je nach Toleranz <strong>des</strong> Patienten) <strong>des</strong> Beins in geschlossener<br />

Kette instruiert und im Laufe <strong>der</strong> Tage Wie<strong>der</strong>holungszahl und<br />

Ausmaß gesteigert. Gekoppelt an diese Bewegungen wurden<br />

Weichteiltechniken und dosierte Querdehnungen an <strong>der</strong><br />

ventralen Oberschenkelmuskulatur angewendet, um die<br />

Weichteile und muskuläre Schutzspannungen in diesem Bereich<br />

zu entspannen. An diesem Tag galt es, die Patientinnen nach <strong>der</strong><br />

Redonentnahme unter Zuhilfenahme von Stützkrücken o<strong>der</strong><br />

reziprokem Gehgestell mit einer Belastung bis zur<br />

Schmerzgrenze zu mobilisieren. Anfangs zeigten <strong>bei</strong>de<br />

Probanden Unsicherheiten mit den Stützkrücken, sodass diese<br />

für drei Tage durch das reziproke Gehgestell ersetzt wurden.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> postoperativen Übungsbehandlung wurde die<br />

Motorschiene eingesetzt. Durch die kontinuierliche, passive<br />

Bewegung sollten postoperative Schmerzen gelin<strong>der</strong>t,<br />

Durchblutung und Stoffwechsel gesteigert, Verklebungen<br />

verhin<strong>der</strong>t und die schon erlangte Bewegung erhalten werden.<br />

Verabreicht wurde sie zweimal täglich für 20 Minuten.


- 50 -<br />

Bis zur Entlassung wurden noch weitere Übungen angeleitet, die<br />

ein Spannungsaufbau <strong>der</strong> Beinmuskulatur zum Inhalt hatte.<br />

(siehe Anhang)<br />

Neben diesem Übungsprogramm, das <strong>bei</strong>de Patientinnen<br />

erhielten, wurde Patientin B alternativ ab dem dritten<br />

postoperativen Tag mit <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> behandelt. <strong>Die</strong><br />

Durchführung <strong>der</strong> Techniken erfolgte zweimal täglich. Für jede<br />

einzelne Technik wurden drei Serien festgelegt.<br />

Entsprechend dem Bewegungsdiagramm wurden Techniken für<br />

das Tibiofemuralgelenk (a/p Tibia, ROT) und<br />

Femoropatellargelenk (caudal/cranial) ausgewählt.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Proband kein Streckdefizit postoperativ aufwies<br />

und keine Schmerzen in p/a angab, wurden hauptsächlich die<br />

Techniken, die eine Flexionserweiterung als Ziel haben,<br />

angewendet.


7.2.5 Maitlandtechniken<br />

- 51 -<br />

Techniken im Tibiofemoralgelenk<br />

Anteroposteriore Bewegung (a/p)<br />

<strong>Die</strong>se ist sehr wirksam für die Behandlung von schmerzhaften<br />

Kniegelenken (<strong>bei</strong> ausgeprägter Schmerzproblematik mit SIN-<br />

Kategorie). 54<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Schmerzsituation wird <strong>der</strong> Therapeut eher Grad 1<br />

Bewegungen ( siehe Kapitel 5.4.)wählen.<br />

Bestehen geringere Beschwerden, so besteht die Möglichkeit,<br />

Bewegungen dritten und vierten Gra<strong>des</strong> in je<strong>der</strong> Flexions -,<br />

Extensions -, Abduktions -, Adduktions - o<strong>der</strong> Rotationsstellung<br />

auszuführen. In dieser Studie wird anhand <strong>des</strong><br />

Bewegungsdiagramms überprüft, wie viel Intensität dem<br />

Patienten zugemutet werden kann.<br />

a/p Grad I<br />

Der Patient befindet sich in Rückenlage, wo<strong>bei</strong> sein zu<br />

behandeln<strong>des</strong> Bein auf einem Kissen <strong>bei</strong> circa zehn Grad Flexion<br />

ruht. Beachtet werden sollte da<strong>bei</strong>, dass das Femur mehr<br />

Unterstützungsfläche bekommt als die Tibia.<br />

Der Therapeut umfasst mit seiner Hand den Tibiakopf so, dass<br />

die Daumenkuppen ventral auf <strong>der</strong> Tuberositas tibiae zum Liegen<br />

kommen. Mit oszillierenden, schmerzfreien Grad I Bewegungen<br />

vervollständigt sich diese Technik.<br />

54 vgl. Motter, 2005


a/p Grad IV<br />

- 52 -<br />

Abb. 13: a/p Grad I Abb. 14: a/p Grad I<br />

Das Bein steht <strong>bei</strong> dieser Technik in 70 Grad Flexion auf <strong>der</strong><br />

Liege und das Knie <strong>des</strong> Therapeuten fixiert den Fuß <strong>des</strong><br />

Patienten. Eine Hand wird auf <strong>der</strong> ventralen, proximalen Fläche<br />

<strong>der</strong> Tibia positioniert, wo<strong>bei</strong> die Finger auf <strong>der</strong> Kniescheibe<br />

liegen, und übt einen oszillierenden Druck nach dorsal auf diese<br />

aus. <strong>Die</strong> zweite Hand ist in <strong>der</strong> Kniekehle platziert und holt nach<br />

jedem Dorsalschub die Tibia zurück.<br />

Abb. 15: a/p Grad IV


Rotation<br />

- 53 -<br />

<strong>Die</strong> Rotation stellt eine erfolgreiche Technik zur Behandlung von<br />

schmerzhaften Gelenken dar. 55<br />

Grad I<br />

Ausgangsstellung: Rückenlage, das Kniegelenk wird mit einem<br />

Kissen unterlagert, sodass <strong>der</strong> Patient schmerzfrei gelagert ist.<br />

Eine Hand <strong>des</strong> Therapeuten ruht ventral so auf dem Knie, dass<br />

die Finger die Bewegung <strong>der</strong> Tibia spüren können. <strong>Die</strong> zweite<br />

Hand umfasst die Knöchel und führt eine Rotationsbewegung in<br />

circa fünf Grad Innenrotation und Außenrotation durch.<br />

Verschlechtert sich das Kniegelenk in <strong>der</strong> ersten Minute, so muss<br />

eine kleinere Amplitude erfolgen mit <strong>bei</strong>spielsweise<br />

anschließen<strong>der</strong> Traktion <strong>des</strong> Gelenkes (dies soll zur<br />

Schmerzlin<strong>der</strong>ung dienen). Im Falle einer Verbesserung ist eine<br />

größere Amplitude in Erwägung zu ziehen. 56<br />

55 vgl. Motter, 2005<br />

56 vgl. Maitland 1996<br />

Abb. 16: Rotation Grad I


- 54 -<br />

Techniken im Patellofemoralgelenk<br />

<strong>Die</strong> folgenden zwei Techniken sollten anfangs reinachsig und in<br />

einer schmerzfreien Ausgangsstellung (Rückenlage,<br />

Knieunterlagerung) erfolgen. Kombinierte Bewegungen können<br />

dann folgen, wenn es dem Patienten zumutbar ist.<br />

Caudal / Cranial Gleiten<br />

Der Therapeut umfasst die Patella an <strong>der</strong> Patellaspitze (Apex<br />

patellae) so, dass sich die Hand über die Patella wölbt. <strong>Die</strong><br />

zweite Hand wird mit dem Ballen auf die Oberkante <strong>der</strong> Patella<br />

gelegt. <strong>Die</strong>se hat die Aufgabe, die an<strong>der</strong>e Hand zu stabilisieren,<br />

die Patella zu lenken und wenn nötig, Druck auf die Patella<br />

auszuüben. Durch langsame, sanfte Bewegungen kann die<br />

Patella nach caudal o<strong>der</strong> cranial verschoben werden. 57<br />

57 vgl. Maitland, 1996<br />

Abb. 17: Caudal/Cranial Gleiten <strong>des</strong> Kniegelenkes


8. ERGEBNISSE<br />

- 55 -<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie mittels<br />

Diagrammen dargestellt.<br />

8.1. Auswertung <strong>der</strong> Goniometermessung<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Gelenkmessung ist erfreulich. Grundsätzlich ist<br />

zu betonen, dass sowohl Patientin A als auch Patientin B das<br />

gewünschte Bewegungsausmaß von 90° erreichten und von<br />

Patientin B sogar überschritten wurde (100°). Im Zuge <strong>der</strong><br />

Untersuchungen konnten zwischen den <strong>bei</strong>den Probanden<br />

wesentliche Unterschiede festgestellt werden.<br />

Bewegungsausmaß<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Goniometer (vormittag)<br />

Patientin A<br />

-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314<br />

Behandlungstage<br />

vor Therapie<br />

nach Therapie<br />

Referenz - rechtes<br />

Knie<br />

Diagramm 1: Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. A am Vormittag<br />

Bewegungsausmaß<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Goniometer (nachmittag)<br />

Patientin A<br />

-2-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314<br />

Behandlungstage<br />

vor Therapie<br />

nach Therapie<br />

Referenz - rechtes<br />

Knie<br />

Diagramm 2: Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. A am Nachmittag


- 56 -<br />

Wie das Diagramm <strong>der</strong> Testperson A zeigt, steigen die Werte<br />

stetig aber langsam an, wo<strong>bei</strong> zwischen Tag sieben und Tag elf<br />

keine großen Bewegungsausschläge ersichtlich sind. Am letzten<br />

Tag <strong>der</strong> Therapie können die 90° Flexion erreicht werden.<br />

Bewegungsausmaß<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Goniometer (vormittag)<br />

Patientin B<br />

-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314<br />

Behandlungstage<br />

vor Therapie<br />

nach Therapie<br />

Referenz - rechtes<br />

Knie<br />

Diagramm 3: Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. B am Vormittag<br />

Bewegungsausmaß<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Goniometer (nachmittag)<br />

Patientin B<br />

-2-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011121314<br />

Behandlungstage<br />

vor Therapie<br />

nach Therapie<br />

Referenz - rechtes<br />

Knie<br />

Diagramm 4: Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. B am Nachmittag<br />

Wie aus dem Diagramm ersichtlich, erreicht Probandin B, die<br />

zusätzlich die <strong>Maitlandtherapie</strong> bekommt, schon am siebenten<br />

postoperativen Tag die gewünschte Gradzahl. Aufgrund einer<br />

kurzzeitigen Verschlechterung <strong>des</strong> Allgemeinzustan<strong>des</strong> <strong>der</strong><br />

Patientin am achten Tag, ist ein leichter Rückgang <strong>der</strong><br />

Beweglichkeit erkennbar.


- 57 -<br />

<strong>Die</strong> graphische Darstellung macht deutlich, dass das<br />

Bewegungsausmaß ab dem neunten Tag stetig größer wird und<br />

bis zum vorletzten Tag gehalten werden und kann am<br />

Therapieende um 10° verbessert werden.<br />

8.2. Auswertung <strong>der</strong> Umfangmessung<br />

Beide Testpersonen zeigen eine Schwellung postoperativ, was<br />

charakteristisch für einen operativen Eingriff dieser Art ist.<br />

Umfang<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

Umfangsmessung Patient A<br />

linker Kniegelenksspalt<br />

10cm über Patellabasis<br />

12cm unter Patellabasis<br />

-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Behandlungstage<br />

Diagramm 5: Umfangmessung Pat. A<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Akutphase ist <strong>bei</strong> <strong>bei</strong>den Patienten ein deutliches<br />

Abklingen <strong>der</strong> Schwellung über <strong>der</strong> Patella erkennbar.<br />

<strong>Die</strong> <strong>bei</strong>den an<strong>der</strong>en Messpunkte weisen jedoch eine langsame,<br />

stetig steigende Zunahme <strong>des</strong> Umfangs auf.<br />

<strong>Die</strong>s könnte darauf hinweisen, dass die postoperative<br />

Bewegungstherapie den Abtransport von Gewebsflüssigkeit im<br />

Oberschenkelbereich geför<strong>der</strong>t hat, an<strong>der</strong>erseits ist auch eine<br />

zumin<strong>des</strong>t teilweise Umverteilung von Gewebsflüssigkeit in den<br />

Bereich <strong>des</strong> Gelenksspaltes und <strong>des</strong> proximalen Unterschenkels<br />

anzunehmen.


Umfang<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

- 58 -<br />

Umfangsmessung Patient B<br />

linker Kniegelenksspalt<br />

10cm über Patellabasis<br />

12cm unter Patellabasis<br />

-2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />

Behandlungstage<br />

Diagramm 6: Umfangmessung Pat. B<br />

8.3. Auswertung <strong>des</strong> Bewegungsdiagramms<br />

Vor Einsatz <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> wurden Bewegungsdiagramme<br />

erar<strong>bei</strong>tet und <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Patientin B vor je<strong>der</strong> Therapie erstellt. Zur<br />

Überprüfung <strong>des</strong> Therapieeffektes wurden Kontrolldiagramme<br />

angefertigt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>bei</strong>den präoperativ erstellten Diagramme (in 105° Flexion)<br />

zeigen ein Bewegungslimit am Ende <strong>des</strong> letzten Drittels.<br />

Der Schmerz stellt hier sowie in den nachfolgenden graphischen<br />

Darstellungen das Ende <strong>der</strong> Gelenksbewegung dar.<br />

Diagramm 7: Bewegungsdiagramm präoperativ Tibia a/p


- 59 -<br />

Diagramm 8: Bewegungsdiagramm präoperativ Patella caudal/cranial<br />

Schmerz und Wi<strong>der</strong>stand (P und R) finden sich im 2. Drittel<br />

(2/3), jedoch rückt P <strong>bei</strong> den Patellabewegungen nach hinten<br />

(3/3).<br />

In allen Diagrammen zeigt sich stets eine bessere cranial/caudal<br />

Beweglichkeit <strong>der</strong> Patella im Vergleich zum femorotibialen<br />

Bewegungsumfang.<br />

<strong>Die</strong> Bewegungen werden mit einer Amplitude von IV–<br />

ausgeführt.<br />

Tag 1 und Tag 2 zeigen idente Werte (in 30° Flexion):<br />

Nach <strong>der</strong> Therapie rückt das Limit ins 2. Drittel, P kommt später,<br />

R bleibt gleich (minimale Erweiterung <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes)<br />

Bewegungsamplitude: I bis II—<br />

Diagramm 9,10: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Tibia a/p


- 60 -<br />

Diagramm 11,12: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Patella caudal/cranial<br />

Tag 5 (in 60° Flexion):<br />

erstmals ist schon vor <strong>der</strong> Therapie R vor P, das Limit liegt im<br />

mittleren Bereich <strong>des</strong> zweiten Drittels.<br />

Nach <strong>der</strong> Therapie bleibt R vor P aber registrierbar nach rechts<br />

verschoben, das Limit rückt an die Grenze 2./3. Drittel<br />

Bewegungsamplitude: III—<br />

Diagramm 13,14: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Tibia a/p


- 61 -<br />

Diagramm 15,16: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Patella caudal/cranial<br />

7.Tag (in 70° Flexion):<br />

vor <strong>der</strong> Therapie befinden sich R, P und L im mittleren Drittel.<br />

Nach <strong>der</strong> Therapie bleibt R gleich, P liegt weiter rechts. Das Limit<br />

verlagert sich in das 3. Drittel.<br />

Bewegungsamplitude: III—<br />

Diagramm 17,18: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Tibia a/p


- 62 -<br />

Diagramm 19,20: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Patella caudal/cranial<br />

8.Tag (in 65° Flexion):<br />

deutlicher Rückschritt: P und L finden sich im mittleren Bereich<br />

<strong>des</strong> 2. Drittels, R sogar im ersten Drittel<br />

nach <strong>der</strong> Therapie keine Än<strong>der</strong>ung<br />

Bewegungsamplitude: III—<br />

Diagramm 21,22: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Tibia a/p


- 63 -<br />

Diagramm 23,24: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Patella caudal/cranial<br />

Ab dem 9. Tag waren regelmäßige Verlagerungen <strong>der</strong> Werte<br />

nach rechts beobachtbar.<br />

13.Tag (letzter Therapietag; in 90° Flexion):<br />

vor <strong>der</strong> Therapie liegt R im 2. Drittel, P an <strong>der</strong> Grenze zum 3.<br />

Drittel, L weit rechts im 3. Drittel.<br />

nach <strong>der</strong> Therapie eine Rechtsverschiebung <strong>der</strong> Komponenten<br />

sichtbar<br />

Bewegungsamplitude: IV-<br />

Diagramm 25,26: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Tibia a/p


- 64 -<br />

Diagramm 27,28: Bewegungsdiagramm vor- und nach Therapie Patella caudal/cranial<br />

8.4. Auswertung <strong>des</strong> Fragebogens<br />

<strong>Die</strong> Patientinnen wurden ersucht, selbständig einen Bogen<br />

auszufüllen, <strong>der</strong> die Schmerzen nach <strong>der</strong> Operation evaluieren<br />

sollte. <strong>Die</strong> Werte wurden morgens (acht Uhr) und abends<br />

(17 Uhr) erhoben. Da zwei Mal täglich die Therapien<br />

durchgeführt wurden, sollte zusätzlich jeweils vor und nach <strong>der</strong><br />

Therapie die Schmerzintensität angegeben werden.<br />

Schmerzempfinden<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Patient A<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213<br />

Behandlungstag<br />

Morgens<br />

Vormittags vor<br />

Therapie<br />

Vormittags<br />

nach Therapie<br />

Nachmittags<br />

vor Therapie<br />

Nachmittags<br />

nach Therapie<br />

Abends<br />

Diagramm 29: Schmerzempfinden Pat. A


- 65 -<br />

Patientin A verspürt vom ersten postoperativen Tag an wenig<br />

Schmerzen und gibt dies mit einem Empfinden von maximal zwei<br />

an. Am siebenten Tag klagt die Patientin über mittelstarke<br />

(5/10) Schmerzen, die im Laufe <strong>des</strong> Tages wie<strong>der</strong> abklingen. Bis<br />

zum Therapieende ist ersichtlich, dass die Schmerzqualität auf 1<br />

absinkt.<br />

Schmerzempfinden<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Patient B<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10111213<br />

Behandlungstag<br />

Morgens<br />

Vormittags vor<br />

Therapie<br />

Vormittags nach<br />

Therapie<br />

Nachmittags vor<br />

Therapie<br />

Nachmittags<br />

nach Therapie<br />

Abends<br />

Diagramm 30: Schmerzempfinden Pat. B<br />

Patientin B gibt postoperativ starke Schmerzen an, die sich bis<br />

zum 4. postoperativen Tag verringern, jedoch bis zum achten<br />

postoperativen Tag wie<strong>der</strong> ansteigen. Danach ist ein stetiges<br />

Abfallen <strong>des</strong> Schmerzempfindens zu beobachten.<br />

Zu beobachten ist, dass nach je<strong>der</strong> therapeutischen Behandlung<br />

am Nachmittag eine Abweichung von einem Schmerzpunkt zur<br />

Schmerzbesserung hin angegeben wird.


- 66 -<br />

<strong>Die</strong> zusätzlichen Aktivitäten während <strong>des</strong> Tages können <strong>bei</strong><br />

<strong>bei</strong>den Patientinnen als gering eingestuft werden. Denn neben<br />

den Therapien (zusätzlich mit Gangschulung und Instruktion zum<br />

Stiegen steigen) gaben <strong>bei</strong>de an, wenig auf den Beinen gewesen<br />

zu sein.<br />

Für die unterschiedlichen Werte in <strong>der</strong> Schmerzskala sind keine<br />

schlüssigen Erklärungen abzugeben. Beide Patientinnen erhielten<br />

nahezu die idente Schmerzmedikation postoperativ (hochdosiert<br />

NSAR, perorale Morphin<strong>der</strong>ivate).<br />

Generell werden Schmerzen individuell sehr unterschiedlich<br />

empfunden, auch wird das Ansprechen auf diverse Medikamente<br />

ein unterschiedliches sein.<br />

<strong>Die</strong> <strong>bei</strong> Patientin A ersichtlichen Werte (nur 1 und 2!) lassen<br />

einerseits ein gutes Ansprechen auf die medikamentöse und<br />

physiotherapeutische Behandlung annehmen, jedoch ist eine<br />

wohlwollende Beurteilung zugunsten eines „positiven“ Ausgangs<br />

<strong>der</strong> Fallstudie nicht auszuschließen.


9. DISKUSSION<br />

- 67 -<br />

Das Studium einer Reihe von wissenschaftlichen Ar<strong>bei</strong>ten und die<br />

positiven Resultate, die mittels Maitlandtechniken während eines<br />

Praktikums anhand von an<strong>der</strong>en Krankheits<strong>bei</strong>spielen erzielt<br />

wurden, gaben Anlass zur Annahme, dass dieses Konzept auch<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> postoperativen Behandlung von Arthrosepatienten nach<br />

Implantation einer Knietotalendoprothese gute Erfolge bringt.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t war zu zeigen, dass man durch<br />

die Maitlandtechniken den postoperativen Schmerz lin<strong>der</strong>n kann<br />

und ein rascheres Bewegungsausmaß erreichbar ist.<br />

Anhand <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Bewegungsdiagramme, eines<br />

Fragebogens mit Schmerzskala, <strong>der</strong> Winkel- und<br />

Umfangmessung sollte dies verdeutlicht werden.<br />

Wie die Werte im Bewegungsdiagramm und die<br />

Goniometermessung zeigen, wurde diese Annahme bestätigt,<br />

denn das Diagramm weist mit kleinen Abweichungen eine<br />

deutliche Verschiebung <strong>der</strong> Gelenksmobilität in Richtung<br />

maximales Bewegungsausmaß auf. <strong>Die</strong> erstellten Diagramme am<br />

achten postoperativen Tag zeigen jedoch eine leichte<br />

Rückläufigkeit <strong>des</strong> zuvor positiven Verlaufs, denn Wi<strong>der</strong>stand<br />

und Schmerz treten früher auf. Ursache dafür könnte eine<br />

eventuelle Überlastung bzw. Überreizung <strong>des</strong> Kniegelenkes sein.<br />

Da allerdings <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Techniken immer darauf<br />

geachtet wurde, dass mit entsprechen<strong>der</strong> Intensität gear<strong>bei</strong>tet<br />

wird, ist <strong>der</strong> Grund für die einmalige Verschlechterung<br />

vermutlich nicht in <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Manualtherapie zu<br />

suchen.


- 68 -<br />

<strong>Die</strong> Verschlechterung im Bewegungsdiagramm fand sich auch in<br />

<strong>der</strong> Winkelmessung wie<strong>der</strong>, hier allerdings nur als gering<br />

reduziertes Bewegungsausmaß. Ansonsten kann hier ein ständig<br />

steigen<strong>des</strong> Bewegungsausmaß festgestellt werden.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass durch die zusätzliche<br />

Anwendung <strong>des</strong> Maitlandkonzeptes eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gelenksbeweglichkeit erreicht werden konnte. Ergänzend muss<br />

dazu erwähnt werden, dass eine gute Patientencompliance zu<br />

einem guten Ergebnis <strong>bei</strong>trägt. <strong>Die</strong> <strong>bei</strong>den Patientinnen<br />

ar<strong>bei</strong>teten hervorragend mit und hatten auch eine positive<br />

Einstellung zur Behandlung.<br />

Bei geringer Patientencompliance mit mangeln<strong>der</strong> Teilnahme am<br />

Übungsprogramm, Überlastung, vermehrte Reizung durch zuviel<br />

Gangübungen o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Auftreten von Komplikationen, ist ein<br />

schlechteres Ergebnis zu erwarten und die Studie verliert an<br />

Wertigkeit. <strong>Die</strong>s sollte bedacht werden, wenn eine Studie mit<br />

geringer Fallzahl angestrebt wird.<br />

Aus organisatorischen Gründen konnten nur zwei Testpersonen<br />

an diese Ar<strong>bei</strong>t herangezogen werden. <strong>Die</strong> positiven Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Untersuchungen <strong>bei</strong> allerdings geringer Fallzahl könnten<br />

eventuell Anlass für eine Studie mit weit größeren Fallzahlen<br />

geben, um den wahrscheinlich positiven Einfluss dieses<br />

Konzeptes in <strong>der</strong> postoperativen Therapie nach Gelenksersatz<br />

wissenschaftlich zu belegen. Danach könnte man diese<br />

Therapieform eventuell auch regelmäßig in die Rehabilitation<br />

einfließen lassen.


- 69 -<br />

Eine weitere eventueller Schwachstelle in <strong>der</strong> Studie könnte die<br />

Goniometermessung darstellen. Obwohl die festgelegten<br />

Messorte und die vorgegebene ASTE so präzise wie möglich<br />

eingehalten wurden, ist es nicht gesagt, dass jede Messung<br />

100% zuverlässig ist. Wie ein Artikel im Journal „Manuelle<br />

Therapie“ richtig erkennt, wird die Ar<strong>bei</strong>t mit Winkelmesser<br />

durch verschiedene Faktoren erschwert. So kann es dazu<br />

kommen, dass Patienten, die die Bewegung aktiv bis zum Ende<br />

ausführen, diese Stellung eventuell schmerzbedingt nicht so<br />

lange <strong>bei</strong>behalten können, bis <strong>der</strong> Therapeut die Messung<br />

beendet hat. <strong>Die</strong>s kann zu einer leichten Abweichung <strong>der</strong><br />

Messwerte führen. 58<br />

Um die Subjektivität dieser Methode zu reduzieren und<br />

eventuelle Messfehler zu verhin<strong>der</strong>n, wäre es überlegenswert,<br />

die Messungen durch eine zweite Person zu überprüfen. Eine<br />

ähnliche Problematik findet sich auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Umfangmessung.<br />

Auch hier könnten durch Erhebung objektiver Messdaten Fehler<br />

vermieden werden.<br />

Kritisch zu hinterfragen wäre auch, ob sich die bessere<br />

Frühbeweglichkeit durch Rotations- und a/p Gleittherapien nicht<br />

nachteilig auf die endgültige Bandfestigkeit <strong>des</strong> operierten<br />

Kniegelenkes auswirkt, zumal gerade <strong>bei</strong> extremen<br />

Achsenfehlstellungen vom Chirurgen sehr viel „Release“ im<br />

Seitenbandapparat durchgeführt werden muss. Denn dieser<br />

abgelöste Bandapparat benötigt auch Ruhe und Stressfreiheit<br />

zum Einheilen in korrigierter Position.<br />

58 vgl. Hoffmann-Kruse et al., 2005


10. SCHLUSSWORT<br />

- 70 -<br />

<strong>Die</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> ist in vielen Bereichen <strong>der</strong> Physiotherapie,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Orthopädie stark etabliert. Jedoch sind keine<br />

Studien bekannt, die den Einsatz dieses Konzeptes in <strong>der</strong><br />

postoperativen Phase einer Knie-TEP erfassen und erläutern.<br />

<strong>Die</strong>s war ein Anlass zur vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vorliegenden Ergebnisse kann davon ausgegangen<br />

werden, dass ausgewählte Maitlandtechniken eine adäquate<br />

Behandlungsmethode zur Bewegungsverbesserung, eventuell<br />

auch zur Schmerzlin<strong>der</strong>ung darstellen.<br />

<strong>Die</strong>se Behandlungsform bewirkte ein schnelleres Erreichen <strong>des</strong><br />

gewünschten Bewegungsausmaßes. Ein deutlich rascheres<br />

Abklingen <strong>der</strong> postoperativen Schmerzen konnte allerdings nicht<br />

verzeichnet werden.<br />

Um die endgültigen Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>Maitlandtherapie</strong> auf das<br />

Bewegungsausmaß und die Bandfestigkeit <strong>der</strong> operierten<br />

Kniegelenke überprüfen zu können, müssten groß angelegte,<br />

längerfristige Vergleichsstudien iniziiert werden.


- 71 -<br />

11. VERZEICHNIS DER ARBEITSUNTERLAGEN<br />

11.1. Literaturverzeichnis<br />

Kurzbeschreibung Titel<br />

Gehrke, 2001 Gehrke W., Arnold W., „Mobilitätsergebnisse<br />

endoprothetisch versorgter Kniegelenke nach<br />

Anschlussheilbehandlung-Einflussgrößen auf die<br />

Hafferl, 1969<br />

Erfolgsrate“, Rehabilitation, 2001, 156-164, Thieme<br />

Verlag, New York, Stuttgart<br />

Hafferl A., „Lehrbuch <strong>der</strong> topographischen Anatomie“,<br />

Springer Verlag, New York, 1969<br />

Heisel, 2005 Heisel J.,<br />

„Rehabilitation nach Knieendoprothesen“,<br />

Z Orthop, 2005, R1-R20, Thieme Verlag,<br />

New York, Stuttgart<br />

Hinkelmann, 2003 Hinkelmann U., Fleischhauer M., „<strong>Die</strong> Endoprothese –<br />

Das künstliche Kniegelenk Schritt für Schritt erklärt“,<br />

Urban & Fischer Verlag, 2003<br />

Hoffmann-Kruse Hoffmann- Kruse D. et al., „Messen die Experten<br />

et al., 2005<br />

besser?“, Manuelle Therapie, 2005, 154-160, Thieme<br />

Verlag, New York, Stuttgart<br />

Hüter-Becker, 2005 Hüter-Becker A., Dölken M., „ Behandeln in <strong>der</strong><br />

Physiotherapie“, Thieme Verlag, Newe York, 2005<br />

Jerosch, 2001 Jerosch J., Heisel J., „Grundlagen und Behandlungskonzepte<br />

<strong>der</strong> Prothesenschule<br />

Künstlicher Gelenkersatz Hüfte Knie Schulter“,<br />

Pflaum Verlag, 2001<br />

Kessler et al., 2005 Kessler T.J. et al., „Auswirkungen einer manuellen<br />

Mobilisation nach Maitland auf die Brustwirbelsäule“,<br />

Rehabilitation,<br />

361-366, Thieme Verlag, New York, Stuttgart<br />

Kisner, 2000 Kisner C., et al., „Vom Griff zur Behandlung“,<br />

Thieme Verlag, 2000<br />

Kladny, 2001 Kladny B., Beyer W.F., „Nichtmedikamentöse<br />

konservative Therapie <strong>der</strong> Arthrose“, Der Orthopäde,<br />

2001, 848-855, Springer Verlag, Berlin


- 72 -<br />

Maitland, 1996 Maitland G., „Manipulation <strong>der</strong> peripheren Gelenke“,<br />

Springer Verlag, Berlin, 1996<br />

Messner Messner C., „Reliabilität <strong>der</strong> posteroanterioren<br />

Motter 2005<br />

Mobilisation“, Diplomar<strong>bei</strong>t<br />

Motter S., Skript für PT Orthopädie, unterrichtet an<br />

<strong>der</strong> Eurak, Hall i. Tirol, 2005<br />

Niethard, 2003 Niethard F.- U. und Pfeil J., „Duale Reihe Orthopädie“,<br />

Thieme Verlag, 2003<br />

Platzer, 1991 Platzer W., „Taschenatlas <strong>der</strong> Anatomie“, Band 1,<br />

Bewegungsapparat, Thieme Verlag, New York, 1991<br />

Schomacher, 2002 Schomacher J., „Manuelle Therapie“, Manuelle<br />

Therapie, 2002, 1796-1806, Zeitschrift für<br />

Schünke et al., 2005<br />

Physiotherapeuten, Pflaum Verlag, München<br />

Schünke M.,Schulte E., Schumacher U., „Prometheus<br />

– Lernatlas <strong>der</strong> Anatomie“, Thieme Verlag, Stuttgart,<br />

New York, 2005<br />

Seitz, 2001 Seitz S., „<strong>Die</strong> Patellaproblematik nach alloplastischem<br />

Kniegelenksersatz“, Dissertation, 2001<br />

Swoboda, 2001 Swoboda B., „Aspekte <strong>der</strong> epidemiologischen<br />

Trinkle, 2005<br />

Arthroseforschung“, Der Orthopäde, 2001, 834-839,<br />

Springer Verlag, Berlin<br />

Hüter-Becker A., „Untersuchen in <strong>der</strong> Physiotherapie“,<br />

Thieme Verlag, 2005<br />

Valentiny 2002/2003 Valentiny R., Skript “Manuelle Theapie nach dem<br />

Maitland Konzept Level 1“, Linz (OÖ), 2002/2003<br />

Van den Berg, 1999 Van den Berg F., „angewandte Physiologie 1<br />

Bindegewebe“, Thieme Verlag, New York, 1999<br />

von Arx, 2004 Von Arx L., „Therapeutischer Wert <strong>der</strong> passiven<br />

akzessorischen Gelenkbewegungen:<br />

Einblick in <strong>der</strong>en <strong>Wirkung</strong>en und physiologische<br />

Mechanismen“, Manuelle Therapie, 2004, 153-158,<br />

Thieme Verlag, New York, Stuttgart<br />

Walcher, 2004 Walcher S., „<strong>Wirkung</strong> posterior-anteriorer<br />

Mobilisierung auf segmentale Steifheit LWS“,<br />

Manuelle Therapie, 2004, 194-199,<br />

Thieme Verlag, New York, Stuttgart


- 73 -<br />

Weißbacher, 2005 Weißbacher K., „<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>des</strong><br />

sensomotorischen Trainings zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Gleichgewichtsfähigkeit <strong>bei</strong> Implantation einer<br />

Westerhuis, 2004<br />

Hüfttotalendoprothese“, Diplomar<strong>bei</strong>t, 2005<br />

Westerhuis P., „Comparison of manual therapy and<br />

exercise therapy in osteoarthritis of the hip: a<br />

randomized clinical trial”, Manuelle Therapie,<br />

97-98, Thieme Verlag, New York, Stuttgart<br />

Zacher, 2001 Zacher J., Gursche A., „Diagnostik <strong>der</strong> Arthrose“,<br />

Der Orthopäde, 2001, 841-847, Springer Verlag,<br />

Berlin<br />

http://www.imta.ch/d „über Geoffrey D. Maitland und das<br />

maitland.htm<br />

Maitland-Konzept“, 07.08.2006, 15:18


11.2. Abbildungsverzeichnis<br />

- 74 -<br />

Abb.1 Anatomie <strong>des</strong> rechten Kniegelenkes S. 13<br />

Abb.2 Miculicz-Linie S. 15<br />

Abb.3 Röntgenbil<strong>der</strong> eines arthrotischen linken Kniegelenkes S. 20<br />

Abb.4 Prothesentyp Genesis II S. 24<br />

Abb.5 Röntgenbil<strong>der</strong> nach Implantation einer K-TEP S. 26<br />

Abb.6 Vollständiges Bewegungsdiagramm S. 34<br />

Abb.7 Einsetzen von Schmerzen,<br />

Grenze <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />

Abb.8 Im Laufe <strong>der</strong> Bewegung gleichmäßig<br />

zunehmende Schmerzen<br />

Abb.9 Späte Schmerzzunahme, die nach<br />

¾ <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes das Maximum erreicht<br />

S. 35<br />

S. 36<br />

S. 36<br />

Abb.10 Anlegen eines Goniometers S. 42<br />

Abb.11 Motorschiene S. 43<br />

Abb.12 Umfangmessung S. 45<br />

Abb.13 a/p Grad I S. 51<br />

Abb.14 a/p Grad I S. 51<br />

Abb.15 a/p Grad IV S. 51<br />

Abb.16 Rotation Grad I S. 52<br />

Abb.17 Caudal/Cranial Gleiten <strong>des</strong> Kniegelenkes S. 53<br />

Abb.18 Isometrisches Anspannen <strong>des</strong> Oberschenkels S. 75<br />

Abb.19 Auf- und Abbewegen <strong>der</strong> Fußschaufel S. 75<br />

Abb.20 Beübung <strong>des</strong> Beines in geschlossener Kette S. 76<br />

Abb.21 Bridging S. 77<br />

Abb.22 Auf- und Nie<strong>der</strong>setzen S. 77<br />

Abb.23 Im Sitz Beübung <strong>des</strong> Beines in geschlossener Kette S. 78


- 75 -<br />

11.3. Tabellen- und Diagrammverzeichnis<br />

Tab.1 Normwerte <strong>der</strong> Bewegung <strong>des</strong> Kniegelenkes nach<br />

Neutral-Null<br />

S. 42<br />

Diagramm 1 Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. A am Vormittag S. 54<br />

Diagramm 2 Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. A am Nachmittag S. 54<br />

Diagramm 3 Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. B am Vormittag S. 55<br />

Diagramm 4 Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Pat. B am Nachmittag S. 55<br />

Diagramm 5 Umfangmessung Pat. A S. 56<br />

Diagramm 6 Umfangmessung Pat. B S. 57<br />

Diagramm 7 Bewegungsdiagramm präoperativ Tibia a/p S. 57<br />

Diagramm 8 Bewegungsdiagramm präoperativ<br />

Patella caudal/cranial<br />

Diagramm 9,10 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Tibia a/p<br />

Diagramm 11,12 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Patella caudal/cranial<br />

Diagramm 13,14 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Tibia a/p<br />

Diagramm 15,16 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Patella caudal/cranial<br />

Diagramm 17,18 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Tibia a/p<br />

Diagramm 19,20 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Patella caudal/cranial<br />

Diagramm 21,22 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Tibia a/p<br />

Diagramm 23,24 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Patella caudal/cranial<br />

Diagramm 25,26 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Tibia a/p<br />

Diagramm 27,28 Bewegungsdiagramm vor- und nach <strong>der</strong> Therapie<br />

Patella caudal/cranial<br />

S. 58<br />

S. 58<br />

S. 59<br />

S. 59<br />

S. 60<br />

S. 60<br />

S. 61<br />

S. 61<br />

S. 62<br />

S. 62<br />

S. 63<br />

Diagramm 29 Schmerzempfinden Pat. A S. 63<br />

Diagramm 30 Schmerzempfinden Pat. B S. 64


12. ANHANG<br />

12.1. Übungsprogramm<br />

- 76 -<br />

Mit dem Übungsprogramm wurde schon ab dem ersten<br />

postoperativen Tag begonnen. Dreimal täglich<br />

(vormittags/nachmittags/abends) sollten die Übungen<br />

durchgeführt werden, wo<strong>bei</strong> zweimal die Übungen mit dem<br />

Therapeuten erar<strong>bei</strong>tet wurden. Begonnen wurde mit einer<br />

geringeren Wie<strong>der</strong>holungsanzahl und einem geringeren<br />

Bewegungsausmaß, welche sich im Laufe <strong>des</strong> stationären<br />

Aufenthaltes stetig steigerte (3 Serien zu je 20 Wie<strong>der</strong>holungen).<br />

Ablauf <strong>des</strong> Programms:<br />

1.,2. postoperativer Tag:<br />

Bewegen <strong>der</strong> Fußschaufel und isometrisches Anspannen <strong>der</strong><br />

Glutealmuskulatur und <strong>des</strong> Quadriceps (Beübung nur im<br />

schmerzfreien Bereich)<br />

3. postoperativer Tag (Entnahme <strong>des</strong> Redons):<br />

zusätzlich zu den ersten Übungen wird die Beübung <strong>des</strong> Beins in<br />

geschlossener Kette (Flexion/Extension) instruiert. Nach<br />

Redonentfernung Mobilisierung mit touchieren <strong>des</strong> operierten<br />

Beines unter Zuhilfenahme von Stützkrücken o<strong>der</strong> reziprokem<br />

Gehgestell.<br />

ab 4. postoperativen Tag:<br />

weiters angeleitet werden folgende Übungen:<br />

1. Bridging<br />

2. Beübung vom Bein in geschlossener Kette mit Ball<br />

3. Sanftes Auf- Nie<strong>der</strong>setzen<br />

4. Bewegungsübung im Sitz in geschlossener Kette


1. Übung:<br />

- 77 -<br />

Isometrisches Anspannen von Oberschenkel- und<br />

Glutealmuskulatur<br />

Aste: RL bzw. Sitz im Unterarmstütz<br />

• Beine liegen gestreckt auf <strong>der</strong> Unterlage<br />

• Fußschaufel wird hochgezogen<br />

• Ferse schiebt nach unten<br />

• Kniegelenk wird in Richtung Unterlage gedrückt<br />

• Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur wird nun so fest<br />

angespannt, sodass die Kniescheibe hochgezogen wird<br />

Abb. 18: isometrisches Anspannen <strong>des</strong> Oberschenkels<br />

2. Übung: „Venenpumpe“<br />

Aste: RL bzw. Sitz im Unterarmstütz<br />

• Fußschaufel wird auf und ab bewegt, bis es in <strong>der</strong> Wade<br />

zieht<br />

Abb. 19: Auf- und Abbewegen <strong>der</strong> Fußschaufel


- 78 -<br />

3. Übung: Beübung in geschlossener Kette<br />

Aste: RL bzw. Sitz im Unterarmstütz<br />

• anfänglich passive Beübung im schmerzfreien Bereich<br />

• aktive Bewegung <strong>des</strong> operierten Beines in<br />

Flexion/Extension<br />

• Variante: Ball wird unter die Ferse gelegt und Richtung<br />

Gesäß gerollt und wie<strong>der</strong> zurück<br />

• Cave: <strong>bei</strong> dieser Übung sollte auf die Beinachsen geachtet<br />

werden; das Kniegelenk soll gerade zum Körper geführt<br />

werden<br />

4.Übung: „Bridging“<br />

Aste: RL<br />

Abb. 20: Beübung <strong>des</strong> Beines in geschlossener Kette<br />

• Beine werden aufgestellt (operiertes Bein nur mit<br />

zulassen<strong>der</strong> Belastung und Winkelstellung)<br />

• Arme neben dem Körper abgelegt<br />

• Glutealmuskulatur wird fest angespannt und von <strong>der</strong><br />

Unterlage abgehoben


- 79 -<br />

Abb. 21: Bridging<br />

5. Übung: „Auf- und Nie<strong>der</strong>setzen“<br />

Aste: Sitz<br />

• aufrechter Sitz mit Fußsohlen am Boden<br />

• Arme werden am Oberkörper verschränkt<br />

• Oberkörper neigt sich nach vorne, da<strong>bei</strong> hebt sich das<br />

Gesäß ab<br />

• Cave: Achtung auf Beinachsen<br />

Abb. 22: Auf- und Nie<strong>der</strong>setzen


- 80 -<br />

6. Übung: „Übung in geschlossener Kette“<br />

Aste: Sitz<br />

• Sitz am Bettrand mit geradem Rücken<br />

• Füße haben guten Bodenkontakt<br />

• Unter das zu beübende Bein wird ein Tuch gelegt<br />

• Bein wird nun nach vorne und nach hinten bewegt, so weit<br />

es das Kniegelenk zulässt<br />

Abb. 23: im Sitz Beübung <strong>des</strong> Beins in geschlossener Kette


Einverständniserklärung<br />

Ich, ______________________________________, erkläre<br />

mich mit meiner Unterschrift ausdrücklich damit einverstanden,<br />

dass meine Daten ohne Namensnennung in <strong>der</strong> Diplomar<strong>bei</strong>t von<br />

Frau Nußmüller verwendet und verar<strong>bei</strong>tet werden.<br />

Ort___________<br />

Datum________


Selbstbeurteilungsbogen – Auszug<br />

(Bitte Ankreuzen)<br />

Schmerzempfinden (☺…kein Schmerz, … maximaler Schmerz):<br />

1. Tag:<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (morgens 8:00)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (vor <strong>der</strong> Vormittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (nach <strong>der</strong> Vormittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (vor <strong>der</strong> Nachmittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (nach <strong>der</strong> Nachmittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (abends 17:00)<br />

Aktivitäten am Tag (Bewegung):<br />

2. Tag:<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (morgens 8:00)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (vor <strong>der</strong> Vormittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (nach <strong>der</strong> Vormittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (vor <strong>der</strong> Nachmittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (nach <strong>der</strong> Nachmittagstherapie)<br />

☺ 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 (abends 17:00)<br />

Aktivitäten am Tag (Bewegung):

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