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Preisgestaltung bei Dienstleistungen - Zeller

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<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 1<br />

Seminarar<strong>bei</strong>t über das Thema<br />

<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong><br />

Marketingseminar im WS 2003<br />

Bei Herrn Prof. Dr. Mario Rese<br />

Johannes <strong>Zeller</strong><br />

Gilsingstr. 5<br />

44789 Bochum<br />

Tel.: 0234/5891136<br />

10809922428<br />

Bochum, 25.11.2003


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 2<br />

1 Inhaltsverzeichnis<br />

1 Aufbau und Zielsetzung der Ar<strong>bei</strong>t................................................................. 1<br />

2 Bedeutung von <strong>Dienstleistungen</strong>..................................................................... 4<br />

3 Preispolitische Besonderheiten von <strong>Dienstleistungen</strong> .................................... 6<br />

3.1 Intangibilität ............................................................................................ 6<br />

3.2 Nichtlagerbarkeit..................................................................................... 7<br />

3.2 Nichtübertragbakeit................................................................................. 8<br />

4 Preispolitische Instrumente ............................................................................. 9<br />

4.1 Preisdifferenziertung ............................................................................... 9<br />

4.1.1 Zeitliche Preisdifferenzierung....................................................... 10<br />

4.1.2 Räumliche Preisdifferenzierung.................................................... 11<br />

4.1.3 Personenbezogene Preisdifferenzierung ....................................... 11<br />

4.1.4 Leistungsbezogene Preisdifferenzierung....................................... 12<br />

4.1.5 Mengenbezogene Preisdifferenzierung......................................... 12<br />

4.2 Leistungs- und Preisbündelung ............................................................. 13<br />

5 Yield Management ........................................................................................ 15<br />

6 Fazit............................................................................................................... 18<br />

7 Literatur......................................................................................................... 19


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 3<br />

Aufbau und Zielsetzung der Ar<strong>bei</strong>t<br />

Innerhalb unterschiedlicher Ansätze zum Dienstleistungsmarketing gibt es eine<br />

breite Übereinstimmung, dass die aus dem Gütermarketing entwickelten<br />

Instrumente und Konzepte nicht einfach übertragen werden können. 1 Das Produkt<br />

„Dienstleistung“ unterscheidet sich in so vielen grundlegenden Bereichen von<br />

dem Produkt „Gut“, dass ein eigener Ansatz erforderlich scheint. 2<br />

Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t soll es aber nicht nur sein, diese Unterschiede herauszuar<strong>bei</strong>ten,<br />

sondern auch darauf abgestimmte Instrumente zu erklären. Die Kürze dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>t lässt zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit zu; es soll aber ein<br />

Überblick über die wichtigsten Instrumente und deren Zusammenhänge gegeben<br />

werden.<br />

Um dies zu erreichen, soll im zweiten Kapitel ein Einstieg in das Thema der<br />

Dienstleistungsgesellschaft stattfinden und eine Definition des Begriffes<br />

„Dienstleistung“ diskutiert werden. Im nächsten Kapitel werden dann jene<br />

definitorischen Eigenschaften, die preispolitische Relevanz haben, hervorgehoben<br />

und eingehend erläutert. Aufbauend auf diese Grundlagen werden im vierten<br />

Kapitel die Instrumente diskutiert, die <strong>Dienstleistungen</strong> mögliche Ansätze zur<br />

<strong>Preisgestaltung</strong> bieten. Das Yield Management bedient sich einiger Instrumente<br />

der Preisdifferenzierung und Preisbündelung und stellt somit ein eigenes Kapitel<br />

da.<br />

1 Rapp, R. (1993): S.37<br />

2 Rapp, R. (1993): S.37


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 4<br />

2 Bedeutung von <strong>Dienstleistungen</strong><br />

Nach Forrastie ist der Übergang in die Dienstleistungsgesellschaft dann<br />

erreicht, wenn der Anteil der in der Produktion beschäftigten zu sinken<br />

beginnt. 3 Industriestaaten entwickeln sich zu Dienstleistungsstaaten- aber<br />

warum? Der Bedarf nach <strong>Dienstleistungen</strong> entsteht oft durch neue Produkte<br />

und neue Produkte entstehen oft durch die Nachfrage nach <strong>Dienstleistungen</strong>. 4<br />

„Produkte werden ähnlicher und somit <strong>Dienstleistungen</strong> zur<br />

Wettbewerbsdifferenzierung immer wichtiger“ 5 Ein weiterer Grund für den<br />

Dienstleistungsboom „sind die auch in Deutschland zunehmenden<br />

6<br />

betrieblichen Auslagerungen . Dieser mit dem Begriff<br />

„Outsourcing“ bezeichnete Prozess bezeichnet die Auslagerung von Teilen<br />

des Betriebs in selbständige Unternehmen. So werden meist nicht neue<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> geschaffen, sie werden lediglich sichtbar. „<strong>Dienstleistungen</strong><br />

und ihr Management werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Der<br />

Übergang vom Verkäufer- zum Käufermarkt und der Reifegrad zahlreicher<br />

Märkte forcierten den Einsatz des Service- Marketing und die Ausnutzung des<br />

im Servicemarketing liegenden Ertrags- und Profilierungspotentials“. 7 Heute<br />

stammt in modernen Volkswirtschaften mehr als die Hälfte des<br />

Bruttosozialprodukts von <strong>Dienstleistungen</strong>. Doch welches ist der richtige Preis<br />

für eine Dienstleistung? Die optimale <strong>Preisgestaltung</strong> wird weder in<br />

Lehrbüchern, die den Servicebereich generell zum Gegenstand haben, noch in<br />

Monographien zur Preispolitik ausreichend behandelt. 8<br />

Um mit dem Begriff Dienstleistung ar<strong>bei</strong>ten zu können, soll dieser allerdings<br />

erst definiert werden: In vielen statistischen Erhebungen werden<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> als Subtraktion des primären und sekundären Sektors von der<br />

Gesamtsumme definiert. 9 Aber Nagativdefinitionen oder enumerative<br />

Aufzählungen der einzelnen Branchen sind nicht zweckmäßig. 10 Ebenso sind<br />

3 Vgl. Fourastié, R. (1969)<br />

4 Henkel, H.O. (1993), S.44<br />

5 Simon, H. (1995), S.5<br />

6 Henkel, H.O. (1993), S.44<br />

7 Specht, U. (1995), S.10<br />

8 Simon, H.(1992), S. 563<br />

9 Berekoven, L, (1986), S.25<br />

10 Rosada, M. (1990), S.11


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 5<br />

alle Einteilungen gescheitert, die die Dimensionen der Leistung als<br />

11<br />

Untersuchungsmerkmale gewählt haben, da Überschneidungen<br />

unvermeidlich sind und eine vernünftige Trennung nicht erfolgen kann. 12<br />

Einige Autoren haben dagegen Listen von Attributen erstellt, die ihrer<br />

Meinung nach <strong>bei</strong> einer Dienstleistung erfüllt sein sollten. Dies sind vor allem<br />

Immaterialität, Nichtlagerbarkeit, Simultanität von Erstellung und Verbrauch<br />

und die zentrale Rolle des Menschen <strong>bei</strong> der Leistungserstellung. 13 Diese<br />

Definition ist für diese Ar<strong>bei</strong>t am sinnvollsten, da diese Merkmale von<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> zumeist auch preispolitische Relevanz haben. Eine<br />

Abgrenzung von der Preisbildung <strong>bei</strong> Sachgütern ist so anschaulich<br />

durchführbar. Zu unterscheiden sind hier konstitutive Merkmale und<br />

abgeleitete Merkmale:<br />

Immaterialität<br />

Schwierigkeit<br />

des rechtlichen<br />

Schutzes<br />

Einen Sonderfall bilden die industriellen <strong>Dienstleistungen</strong>. Dieser Begriff soll<br />

hier noch kurz erläutert werden, da diese Form der Dienstleistung einige<br />

preispolitische Besonderheiten innehat.<br />

Im Falle industrieller <strong>Dienstleistungen</strong> lässt sich wiederum unterscheiden<br />

zwischen primären und sekundären <strong>Dienstleistungen</strong>. Primäre industrielle<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> „sind <strong>Dienstleistungen</strong>, die unabhängig vom Absatz<br />

materieller Sachgüter selbständig erbracht werden.“ 14 Da hier eine Koppelung<br />

zur Sachleistung nicht besteht, unterscheidet sich die primäre industrielle<br />

11<br />

Engelhardt, W.H., Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M. (1992), S.19f<br />

12<br />

Vollmar, T. (1994), S.3<br />

13<br />

vgl. Kühn, R., Fastnacht, R. (2002), S.41; Kühn, I. (1998), S.28<br />

14 Graßy, O. (1993), S.91<br />

Zentrale<br />

Bedeutung des<br />

Menschen<br />

Konstitutive Merkmale<br />

Abgeleitete Merkmale<br />

Untrennbarkeit<br />

von Produktion<br />

und Verbrauch<br />

Fehlende<br />

Lagerfähigkeit<br />

Abb.1: Spezifische Merkmale von <strong>Dienstleistungen</strong> im Überblick, übernommen aus Kühn, R.,<br />

Fastnacht, R. (2002), S.41


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 6<br />

Dienstleistung in ihrer Preispolitik nicht von reinen <strong>Dienstleistungen</strong>. Anders<br />

ist dies <strong>bei</strong> sekundären industriellen <strong>Dienstleistungen</strong>. Diese stehen stets mit<br />

dem Absatz der Sachleistung in Verbindung. 15 Diese Eigenschaft hat großen<br />

Einfluss auf die Preisbildung; verschiedene Preiselastizitäten von Sach- und<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> können berücksichtigt werden und die Preisbildung<br />

beeinflussen.<br />

3 Preispolitische Besonderheiten von<br />

<strong>Dienstleistungen</strong><br />

3.1 Intangibilität<br />

Unter Intangibilität versteht man die Immaterialität oder Nichtgreifbarkeit von<br />

<strong>Dienstleistungen</strong>. 16 Einschränkend ist allerdings zu bemerken, dass die<br />

meisten <strong>Dienstleistungen</strong> auch materielle Elemente enthalten. 17 Dies impliziert<br />

einige Besonderheiten in der <strong>Preisgestaltung</strong>:<br />

Der Käufer kann das Produkt nicht physisch wahrnehmen und deswegen auch<br />

nicht ex ante testen. Daher muss seine Kaufentscheidung also vor allem<br />

anhand von Vertrauenseigenschaften vornehmen. 18 Ein Haarschnitt <strong>bei</strong> einem<br />

Friseur kann <strong>bei</strong>spielsweise nicht vorher geprüft werden, das Vertrauen zum<br />

Friseur spielt hier also eine große Rolle.<br />

Daraus folgend empfindet der Käufer eine größere Beschaffungsunsicherheit<br />

als <strong>bei</strong> materiellen Leistungsergebnissen. 19 Risiko und Immaterialität<br />

verhalten sich also proportional zueinander. Aufgrund dieses Zusammenhangs<br />

ließe sich vermuten, dass das subjektive Risiko <strong>bei</strong>m Wahrnehmen sekundärer<br />

industrieller <strong>Dienstleistungen</strong> geringer ist, da hier durch das testbare Produkt<br />

schon ein Vertrauensvorsprung existiert. Eine Besonderheit von sekundären<br />

industriellen <strong>Dienstleistungen</strong> lässt sich mit dem Begriff der<br />

„Komplementarität“ beschreiben. Dies bedeutet, dass sekundäre industrielle<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> ihr Produkt nur begleiten, sich ihre Nachfrage also aus dem<br />

15 Fassot, G. (1995) S.21<br />

16 Simon, H. (1992) S.566<br />

17 Kühn, R., Fastnacht, R. (2002), S.42<br />

18 Engelhardt, W.H., E., Reckenfelderbäumer, M. (1993), S.418<br />

19 Woratschek, H. (1996), S.64


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 7<br />

Produkt ergibt. 20 Meist ist hier die Preiselastizität für das Produkt größer als<br />

für die Dienstleistung. 21<br />

Aufgrund der Immaterialität ist außerdem eine Vergleichbarkeit der Angebote<br />

auf dem Markt erschwert, was wiederum die Unsicherheit des Nachfragers<br />

schürt. 22<br />

Die schwere Vergleichbarkeit von <strong>Dienstleistungen</strong> hat außerdem eine diffuse<br />

Wahrnehmung von Preisen zur Folge. Auf der einen Seite werden Preise für<br />

bestimmte <strong>Dienstleistungen</strong> (z.B. Porto, Ortsgespräche, Gebühren für<br />

Bankdienste) nur wenig wahrgenommen, da der Aufwand des Preisvergleichs<br />

im Verhältnis zur möglichen Ersparnis als zu gering empfunden wird. 23 Auf<br />

der anderen Seite dient aber häufig auch der Preis als wichtiger<br />

Qualitätsindikator, da andere Qualitäten der Dienstleistung vorab nicht<br />

einschätzbar sind. 24 Aus dieser Schwierigkeit der Preiswahrnehmung ergeben<br />

sich für den Anbieter erhebliche Preisspielräume, die in der Tat auch häufig<br />

genutzt werden. 25<br />

Da eine Prüfung des Produkts vorab nicht möglich ist greift der Nachfrager<br />

häufig auf Surrogate zurück. Der Eindruck von Mitar<strong>bei</strong>tern und Kaufräumen<br />

<strong>bei</strong>spielsweise trägt also in starkem Maße zu einer Kaufentscheidung <strong>bei</strong>. 26<br />

Die Immaterialität hat außerdem zu Folge, dass sich für den Anbieter erhöhte<br />

Visualisierungs- und Präsentationsprobleme ergeben. 27<br />

3.2 Nichtlagerbarkeit<br />

Unter der Nichtlagerbarkeit von <strong>Dienstleistungen</strong> versteht man den Zwang,<br />

dass die Leistungserstellung gleichzeitig mit dem Leistungsverzehr erfolgen<br />

muss. 28 Ein Anbieter, der jegliche Nachfrage befriedigen will muss sich also<br />

20 Simon, H. (1993), S.192<br />

21 Simon, H. (1992), S.192<br />

22 Engelhardt, W.H., Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M. (1993), S.418f<br />

23 Simon, H. (1992) S.566<br />

24 Engelhardt, W.H, Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M. (1993), S.419<br />

25 Simon, H. (1992) S.566<br />

26 Engelhardt, W.H, Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M. (1993), S.419<br />

27 Hilke, W. (1989), S.21<br />

28 Simon, H. (1992) S.567


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 8<br />

am potentiellen Spitzenbedarf orientieren. Bei hohen Nachfrageschwankungen<br />

würde dies allerdings in hohen Leerkosten resultieren. Orientiert er sich<br />

dagegen an einem niedrigen Bedarf, so geht er das Risiko ein, Kunden durch<br />

lange Wartezeiten zu verlieren, 29 was für den Anbieter eine unsichere Kostenund<br />

Ertragslage bedeutet. Eine preispolitische Konsequenz ergibt sich aus de<br />

Reaktion auf diese Unsicherheit.<br />

Typisch ist für <strong>Dienstleistungen</strong> außerdem ein sehr hoher Fixkostenanteil.<br />

Entscheidender Erfolgsfaktor ist also ist also die Kapazitätsauslastung. 30 Die<br />

preispolitische Besonderheit dieser Tatsache wird in Kapitel 5 erklärt.<br />

Im Gegensatz zu materiellen Produkten, ist <strong>bei</strong> der Leistungserstellung der<br />

Dienstleistung der Mitar<strong>bei</strong>ter eines Anbieters untrennbares Element der<br />

Dienstleistung, da das Vertrauen in einen Mitar<strong>bei</strong>ter ein subjektives<br />

Empfinden ist und dementsprechend variiert. Aber auch die objektive<br />

Leistungsfähigkeit eines Menschen variiert, woraus sich ein Qualitätsrisiko für<br />

den Nachfrager ergibt, welches wiederum seine Preisbereitschaft beeinflusst. 31<br />

3.2 Nichtübertragbakeit<br />

Unter Nichtübertragbarkeit versteht man die Möglichkeit, das Übertragen des<br />

Nutzens einer Dienstleistung auf dritte einzuschränken oder zu verbieten. 32<br />

Die preispolitischen Besonderheiten sind in diesem Fall besonders stark. So<br />

lässt sich <strong>bei</strong>spielsweise eine „bis auf die einzelne Person gehende<br />

Preisdifferenzierung“ 33 durchsetzen. Zum anderen kann durch Kontrolle der<br />

Nachfrager ausgeschlossen werden, dass jemand einen anderen als den auf ihn<br />

zugeschnittenen Preis erhält. 34 Diese Möglichkeit besteht <strong>bei</strong> Produkten nicht<br />

in diesem Maße, ein einzelner Nachfrager hat meist die Möglichkeit für<br />

andere mit einzukaufen.<br />

29<br />

Engelhardt, W.H, Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M. (1993), S.420<br />

30<br />

Simon, H. (1992) S.568<br />

31<br />

Simon, H. (1993) S.722<br />

32<br />

Simon, H. (1992), S.569<br />

33<br />

Simon, H. (1992), S.569<br />

34<br />

Simon, H. (1992), S.569


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 9<br />

4 Preispolitische Instrumente<br />

Der Erfolg der Preispolitik eines Unternehmens steht und fällt mit der<br />

Methode die ein Anbieter zur Festsetzung seiner Preise verwendet. „Im<br />

Rahmen einer strategisch angelegten Preispolitik steht nicht die Frage im<br />

Vordergrund, wie hoch Preise sein müssen, damit Kosten gedeckt und<br />

Gewinne erzielt werden können. 35 Vielmehr ist zu ermitteln, welche<br />

Preisbereitschaft <strong>bei</strong>m Kunden vorliegt und mit welchem Preis sich maximale<br />

Gewinne erwirtschaften lassen; erst dann werden die Kosten berücksichtigt,<br />

die eine Entscheidung über die Durchführung des Projektes bringen. 36 In zwei<br />

große Gruppen lassen sich hier die Preisdifferenzierung und die<br />

Preisbündelung unterteilen:<br />

4.1 Preisdifferenziertung<br />

Preisdifferenzierung liegt dann vor, wenn der Anbieter für das gleiche<br />

materielle oder immaterielle Produkt unterschiedliche Preisforderungen<br />

erhebt. 37 Preisdifferenzierung ist möglich nach zeitlichen, räumlichen,<br />

personellen und leistungsbezogenen Merkmalen oder einem Mix aus diesen. 38<br />

Die Preisdifferenzierung ist ein Mittel, die Konsumentenrente, die sich <strong>bei</strong><br />

einheitlicher Preissetzung für die Nachfrager, abzuschöpfen. 39 Eine<br />

Konsumentenrente entsteht, wenn die Zahlungsbereitschaft eines Nachfragers<br />

über dem zu zahlenden Preis liegt. 40<br />

35 Nagle, T.T., Holden, R.K., Larsen, G.M. (1998), S.3<br />

36 vgl. Nagle, T.T., Holden, R.K., Larsen, G.M. (1998)<br />

37 Corsten, H. (1997), S.364<br />

38 Vgl. Linde, R. (1992), S.416<br />

39 Vgl. Altobelli, C. F, (1992), S.2; Tirole, J. (1990), S.133<br />

40 Tirole, J. (1990) S.133


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 10<br />

4.1.1 Zeitliche Preisdifferenzierung<br />

Bei einer zeitlichen Preisdifferenzierung fordert der Anbieter für eine sonst<br />

gleiche Leistung in Abhängigkeit von der Lage der Nutzungszeit<br />

unterschiedliche Preise, wo<strong>bei</strong> sich dies auf Tageszeiten, Wochentage oder<br />

insbesondere im Bereich des Fremdenverkehrs in Abhängigkeit von der<br />

Saison unterscheidet. 41 So ist es meist so, dass Preise zu Zeiten geringer<br />

Kapazitätsauslastung niedriger sind als zu Zeiten der Spitzenauslastung. 42 Es<br />

gibt aber auch den umgekehrten Fall: Ein Taxi verlangt <strong>bei</strong>spielsweise einen<br />

Nachtaufschlag, obwohl auch für Taxis dieser Zeitraum eher weniger<br />

ausgelastet ist. 43 Wichtig ist, dass das Ziel nicht eine gleichmäßigere<br />

44<br />

Kapazitätsauslastung ist, sondern die Gewinnmaximierung. Ein<br />

Preispolitisches Instrument um eine gleichmäßige Auslastung zu erreichen ist<br />

die Spitzenlast- Preisbildung (Peak-Load-Pricing):<br />

Ein klassisches Anwendungsgebiet der Spitzenlastpreisbildung ist<br />

<strong>bei</strong>spielsweise die Elektrizitätsversorgung, da Kraftwerke auch in der Nacht<br />

Strom produzieren, der aber nicht so stark nachgefragt wird. Jaskow<br />

beschreibt die Vorgehensweise wiefolgt: The generally accepted result has<br />

been that peak users should pay marginal operating cost plus marginal<br />

capacity cost and off peak users should pay only marginal operating<br />

cost. 45 “ (Das generell akzeptierte Ergebnis war, dass Nutzer zu<br />

Spitzenlastzeiten Grenzkosten plus Kapazitätserweiterungskosten zahlen<br />

sollen und Nutzer außerhalb dieser Zeiten sollten nur Grenzkosten zahlen)<br />

Dieses Konzept zielt klar auf eine möglicht gleichmäßige<br />

Kapazitätsauslastung hin, generelles Ziel sollte allerdings weiterhin die<br />

Gewinnmaximierung sein. Auf möglicherweise verschiedene Preiselastizitäten<br />

zu verschiedenen Zeiten wir hier keine Rücksicht genommen. 46 Dieses Modell<br />

sollte also niemals als ausschließliches Mittel zur zeitlichen<br />

Preisdifferenzierung genutzt werden.<br />

41 Corsten, H. (1997), S.365<br />

42 Schäfer, H. (1992), S.574<br />

43 Schäfer, H. (1992), S.574<br />

44 Schäfer, H. (1992), S.574<br />

45 Jaskow, (1976), 198<br />

46 Schäfer, H. (1992), S.574


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 11<br />

4.1.2 Räumliche Preisdifferenzierung<br />

„Bei einer räumlichen Preisdifferenzierung werden Produkte auf geographisch<br />

unterschiedlichen Märkten zu unterschiedlichen Preisen angeboten (…).<br />

Hinsichtlich der zeitlichen, Leistungs- und Mengenmäßigen Dimensionen sind<br />

die Leistungen jedoch identisch“. 47 Gute Beispiele für eine räumliche<br />

Preisdifferenzierung findet man <strong>bei</strong> Hotels, Mietewagen, Gastronomie und<br />

auch <strong>bei</strong> handwerklichen Leistungen. Räumliche Preisdifferenzierung ist <strong>bei</strong><br />

Sachgütern noch geläufiger als <strong>bei</strong> <strong>Dienstleistungen</strong>. Während <strong>bei</strong><br />

Sachleistungen häufig Transportkosten eine Differenzierung rechtfertigen, 48<br />

ist dies <strong>bei</strong> <strong>Dienstleistungen</strong> nicht der Fall, da sie nicht transportiert werden<br />

können; es muss immer entweder der Nachfrager zum Anbieter kommen oder<br />

49<br />

umgekehrt. Eine Ausnahme bilden hier <strong>Dienstleistungen</strong> der<br />

Telekommunikation und des Internets.<br />

4.1.3 Personenbezogene Preisdifferenzierung<br />

„Von einer personenbezogenen Preisdifferenzierung wird dann gesprochen,<br />

wenn ein Anbieter ein Leistung, die hinsichtlich räumlicher, zeitlicher,<br />

leistungs- und mengenbezogener Dimensionen identisch ist, an<br />

unterschiedliche Nachfrager auf der Grundlage eines personenbezogenen<br />

Segmentierungskriteriums (z.B. Geschlecht, Alter) zu unterschiedlichen<br />

Preisen veräußert“. 50 Aber nicht nur sozialdemographische Kriterien können<br />

hier den Ausschlag geben, eine Differenzierung nach dem Verwendungszweck<br />

(z.B. Stromtarife für Industrie bzw. private Haushalte) können<br />

ausschlaggebend sein. 51 Nach Schäfer ist eine echte personenbezogene<br />

Preisdifferenzierung erst gegeben, wenn die Preisdifferenzen aufgrund<br />

personenbezogener Kriterien größer sind als die Kostendifferenzen. 52 Diese<br />

Einschränkung impliziert allerdings einen Zusammenhang der Preisbildung<br />

mit den Kosten, was der Theorie widerspricht, dass alleine die Preiselastizität<br />

47 Corsten, H. (1997), S.365<br />

48 Diller, H., (1985), S.223<br />

49 Schäfer, H. (1992), S.575<br />

50 Corsten, H. (1997), S.365<br />

51 Diller, H. (1985), S.223<br />

52 Schäfer, H.(1992), S.576


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 12<br />

der Nachfrager entscheidend für die Preisfindung ist. Deswegen soll diese<br />

Eingrenzung hier nicht angewandt werden.<br />

Beispiele sind hier Vergünstigungen für Studenten und Schüler <strong>bei</strong> einem<br />

Konzert- oder Theaterbesuchs, <strong>bei</strong> öffentlichen Verkehrsmitteln und<br />

Freizeiteinrichtungen. Dem Nachfrager wird qualitativ das gleiche geboten<br />

wie einem voll zahlenden Kunden. Da die Preisbereitschaft eines Studenten<br />

oder Schülers aber geringer ist würde <strong>bei</strong> gleichmäßiger personenbezogener<br />

<strong>Preisgestaltung</strong> ein Student diese Leistung weniger nutzen. Aufgrund der<br />

Nichtlagerbarkeit von <strong>Dienstleistungen</strong> würde sich durch die mangelnden<br />

Auslastungen der Kapazitäten die mögliche Gewinnspanne verringern.<br />

4.1.4 Leistungsbezogene Preisdifferenzierung<br />

„Von einer Leistungsbezogenen Preisdifferenzierung wird dann gesprochen,<br />

wenn die Produkte zwar in räumlicher, zeitlicher und mengenmäßiger<br />

Hinsicht identisch sind, sich aber durch einzelne Leistungsmerkmale<br />

unterscheiden und deshalb unterschiedliche Preise gefordert werden“. 53<br />

Schäfer fügt dieser Definition noch eine wichtige Erklärung <strong>bei</strong>: Theoretisch<br />

kann die durchsetzbare Preisdifferenz nicht größer als die (subjektive)<br />

Nutzendifferenz sein. 54 Die teilweise erheblichen Preisunterschiede <strong>bei</strong><br />

Flugtickets in unterschiedlichen Klassen müssen sich also auch durch<br />

unterschiedliche Leistungen voneinander unterscheiden. Entscheidend ist hier,<br />

dass diese Nutzendifferenzierung generell subjektiv unterschiedlich<br />

wahrgenommen wird; die Preiselastizität des Kunden ist hier also sehr hoch.<br />

4.1.5 Mengenbezogene Preisdifferenzierung<br />

„Eine mengenmäßige Preisdifferenzierung liegt dann vor, wenn der<br />

durchschnittliche Preis eines Produktes, das hinsichtlich räumlicher, zeitlicher<br />

und Leistungsbezogener Dimensionen identisch ist, in Abhängigkeit von der<br />

53 Corsten, H. (1997), S.366<br />

54 Schäfer, H. (1992) S.576


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 13<br />

Abnahmemenge variiert“. 55 Mengenrabatte sind <strong>bei</strong> <strong>Dienstleistungen</strong> weit<br />

verbreitet, was zu einem großen Teil auf die Nichtübertragbarkeit<br />

zurückzuführen ist. 56<br />

Beispiel für eine mengenmäßige Preisdifferenzierung ist die <strong>Preisgestaltung</strong><br />

<strong>bei</strong> Flugreisen. Während für Kurzstreckenflüge ein verhältnismäßig hoher<br />

Preis pro km zu zahlen ist verringert dieser sich, je weiter die Flugstrecke wird.<br />

4.2 Leistungs- und Preisbündelung<br />

Bei der Leistungs- und Preisbündelung geht es darum, mehrere Komponenten,<br />

dies können Produkte oder Leistungen sein, zu einem Bündel<br />

zusammenzufassen, das dann zu einem Preis angeboten wird, der kleiner ist<br />

als die Summe der Einzelpreise der Komponenten. 57 Meffert geht davon aus,<br />

dass eine Einzelpreisbildung tendenziell von Vorteil ist, wenn der Nutzer der<br />

verschiedenen Produkte durch die Nachfrager sehr unterschiedlich beurteilt<br />

wird, während sich eine Preisbündelung <strong>bei</strong> ähnlicher bzw. sich ergänzender<br />

Nutzenstiftung der Produkte gewinnsteigernd auswirken kann. 58<br />

Für eine Leistungs- und Preisbündelung gibt es in der Dienstleistung<br />

zahlreiche Beispiele: So machen Einzelhändler den Einkauf in ihren<br />

Geschäften zur Auflage für ein gebührenfreies Parken vor ihrem Laden; 59<br />

Restaurants bündeln Einzelgerichte zu Menüs, Zeitschriftenverlage verkaufen<br />

Abonnements.<br />

Dieses Prinzip soll anhand eines Beispiels erläutert werden: 60<br />

Ein Friseursalon, welcher seinen Kunden eine Färbung und einen Haarschnitt<br />

anbietet, hat die maximale Preisbereitschaft für fünf Kunden ermittelt. Gemäß<br />

der Annahme, dass keine Komplementärbeziehungen zwischen <strong>bei</strong>den Gütern<br />

bestehen, ergibt sich die maximale Preisbereitschaft für das Bündel aus<br />

Färbung und Haarschnitt aus der Addition der Einzelpreise:<br />

55 Corsten, H. (1997), S.366<br />

56 Schäfer, H. (1992), S.577<br />

57 Schäfer, H. (1992), S.580<br />

58 Meffert,H. (1998), S.542<br />

59 Nagle, T.T., Holden, R.K., Larsen, G.M. (1998), S.285<br />

60 vergl. Scharf, A., Schubert, B. (2001), S.181f


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 14<br />

maximale Preisbereitschaft<br />

Nachfrager Haarschnitt Färbung Bündel<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

2<br />

5<br />

3<br />

2,4<br />

Abb.2: Preisbereitschaft der Nachfrager, verändert übernommen aus Scharf, A., Schubert, B.<br />

(2001), S.182f<br />

Das Umsatz- bzw. Gewinnmaximum liegt für Haarschnitt <strong>bei</strong> fünf, für<br />

Färbung <strong>bei</strong> vier Geldeinheiten. Da so zwei Kunden Haarschnitt und einer<br />

Färbung nachfragen, beträgt der Gewinn <strong>bei</strong> Einzelpreisstellung GE:<br />

1<br />

5<br />

4<br />

2,5<br />

1,8<br />

GE = pk * 2 + pw * 2 = 5 * 2 + 4 * 2 = 18 Geldeinheiten<br />

ph = Preis Haarschnitt<br />

pf = Preis Färbung<br />

Werden <strong>bei</strong>de Diensteleistungen nur im Bündel angeboten, ergibt sich ein<br />

optimaler Bündelpreis pb von 5,5 Geldeinheiten. Bei der Preisbündelung<br />

ergibt sich folgender Gewinn GB:<br />

GB = (ph + pf) * 4 = 5,5 * 4 = 22 Geldeinheiten<br />

Sicher ist dieses Beispiel etwas einfach und da auch die Kosten keine<br />

Berücksichtigung finden ist unklar, ob dieses Bündel vom Anbieter überhaupt<br />

realisiert werden kann. Schön ist hier aber zu sehen, wie man durch<br />

Preisbündelung das Marktpotential besser ausschöpfen kann.<br />

In der Regel werden <strong>Dienstleistungen</strong> aber nicht nur in untrennbaren<br />

<strong>Dienstleistungen</strong> angeboten. Häufig hat der Käufer die Wahl, die Produkte einzeln<br />

oder im Bündel zu erwerben. Eine wahlweise Bündelung ist immer dann rentabler,<br />

wenn einige Kunden ein zu einer Großpackung gehörendes Produkt sehr hoch<br />

7<br />

7<br />

9<br />

5,5<br />

4,2


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 15<br />

einschätzen, die Preisbereitschaft für die anderen Produkte aber die Kosten nicht<br />

deckt. 61<br />

Beispiele für eine Bündelung als Zwang gibt es vor allem im Bereich der<br />

sekundären industriellen <strong>Dienstleistungen</strong>. Selbst wenn hier möglicherweise der<br />

gerade beschrieben Fall eintritt, dass nur die Preisbereitschaft nach einem Produkt<br />

aus dem Bündel die Kosten deckt, kann eine Bündelung sinnvoll sein. Ein<br />

Produzent von Aufzügen kann <strong>bei</strong>spielsweise der Situation gegenüberstehen, dass<br />

die Preisbereitschaft <strong>bei</strong>m Kunden für einen neuen Aufzug zu niedrig ist um<br />

ausreichen Gewinn zu machen, die Preisbereitschaft für die Wartung allerdings<br />

sehr hoch ist. Da er die Wartung als Dienstleistung separat nicht verkaufen kann<br />

macht eine Bündelung hier Sinn.<br />

5 Yield Management<br />

Mit dem Wort Yield Management hat sich in der Literatur eine begriffliche<br />

Terminologie durchgesetzt, „um die Technik der Optimierung des Umsatzes<br />

durch Abstimmung von unterschiedlichen Preisen auf begrenzte Kapazitäten zu<br />

umschreiben und sie von anderen Verfahren abzugrenzen. 62 Ziel des Yield (to<br />

yield (engl.) = abwerfen, erbringen; nachgeben, flexibel sein) Managements ist es<br />

also durch unablässige Anpassung der Preise an Marktgegebenheiten ein<br />

Maximum an Ertrag herauszuholen. 63 Wörtlich übersetzt ließe sich der Begriff<br />

also als „Ertragsmanagement“ bezeichnen, der Begriff „Preis-Mengen-<br />

Steuerung“ 64<br />

ist hier allerdings sinngemäßer. Preisbündelung und<br />

Preisdifferenzierung spielt hier allerdings auch eine Rolle 65 um eine<br />

Segmentierung der Nachfrager zu erleichtern.<br />

61<br />

Nagle, T.T., Holden, R.K., Larsen, G.M. (1998), S.286<br />

62<br />

Vollmar, T. (1994), S.4<br />

63<br />

Nieschlag, R., Dichtl, E., Hörschgen, H. (1994), S.404<br />

64<br />

vgl. Vogel (1989)<br />

65<br />

Diller, H. (1991), S.223


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 16<br />

Yield Management verspricht unter folgenden Bedingungen besonders hohe<br />

Ertragssteigerungen: 66<br />

• Unflexible Kapazitäten mit hohen Fixkosten<br />

• Verfall der Leistung <strong>bei</strong> Nichtabnahme<br />

• Buchung der Leistung im voraus<br />

• Hohe Ungewissheit der Nachfrage<br />

• Segmentierung der Nachfrager<br />

Parade<strong>bei</strong>spiel für die Anwendung des Yield- Managements ist deswegen der<br />

Bereich der Fluggesellschaften. Die Kapazitäten sind absolut unflexibel, da immer<br />

nur ganze Flugzeuge fliegen können und somit haben nicht belegte Sitze eines<br />

Flugzeugs eine ähnliche Auswirkung auf den Ertrag wie verdorbene Ware eines<br />

Gemüsehändlers. Die Leistung verfällt automatisch, wenn der Fluggast die<br />

gebuchte Reise nicht antritt, da der genaue Flug im Voraus gebucht werden muss.<br />

Außerdem besteht eine hohe Ungewissheit in der Nachfrage: Es ist sehr schwierig<br />

schon Monate vor dem Flug voraussagen zu können, wie hoch die Nachfrage an<br />

diesem Flug sein wird, da sehr viele Faktoren für die individuelle Entscheidung<br />

hier eine Rolle spielen. Zuletzt ist auch die Segmentierung der Nachfrager<br />

<strong>bei</strong>spielsweise nach den beschrieben Kriterien der Preisdifferenzierung sehr hoch<br />

(vgl Kap. 4).<br />

Im Transportwesen lässt sich häufig beobachten, dass preissensitive Käufer<br />

frühzeitig buchen und Kapazitäten belegen, während weniger preissensible<br />

Nachfrager erst zu Zeitpunkt der Dienstleistungserstellung erscheinen. 67 Eine<br />

Preisdifferenzierung kann deshalb am Zeitpunkt der Buchung ansetzen. Fluglinien<br />

unterteilen deswegen Ihre Flüge meist in Kontingente mit verschiedener<br />

Preisabstufung. 68 Ryanair verschenkt <strong>bei</strong>spielsweise Teile seiner Kontingente und<br />

verkauft ein weiters Kontingent zu Billigstpreisen. Diese Preise erhält man<br />

allerdings nur wenn man früh genug bucht; <strong>bei</strong> späterer Buchung sind die<br />

günstigen Kontingente vergriffen und der Kunde muss erheblich höhere Summen<br />

bezahlen. 69 Wichtig ist allerdings dass hinter dem Konzept nicht das Ziel der<br />

66 Vgl. Daudel, S. Vialle, G. (1989), Vogel, H. (1989)<br />

67 Tietze, B., Griesshaber, R. (1983), S.200; Schmitz, W., Müller, S. (1990) S. 356<br />

68 Nieschlag, R., Dichtl, E., Hörschgen, H. (1994), S.404<br />

69 vgl. <strong>bei</strong> www.ryanair.com


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 17<br />

maximalen Kapazitätsausnutzung steht sondern das der Gewinnmaximierung. 70<br />

Yield Management versucht also einen optimalen Kompromiss zwischen der<br />

Auslastung und dem Umsatz pro Passagier zu erreichen. 71<br />

Kernstück eines Yield- Management- Systems ist die Buchungsdatenbank, in der<br />

Daten aus Vergangenheit und Gegenwart enthalten sind. 72 Bei Fluggesellschaften<br />

ist es üblich, dass sie Daten über Ankunfts- und Abflugsorte, Angaben zur<br />

Jahreszeit (Saison) und zum Wochentag, der Gesamtkapazität, Auslastung der<br />

Kapazität ja Tarifklasse sowie der Stornierungen und Noshows enthält. 73<br />

Planungs- und Prognosesysteme sollen dann die Optimierung <strong>bei</strong> gleichzeitiger<br />

Steuerung von Preisen und Kapazitäten ermöglichen. 74<br />

Durch die Einführung des Yield- Managements konnten einige Fluglinien oder<br />

auch Hotels ihre Erträge immens steigern. 75 Wenn allerdings alle Konkurrenten<br />

dieses System ebenfalls einsetzen, sind solche Zuwächse nicht mehr zu<br />

erwarten. 76<br />

70 vgl. Schäfer,H. (1992), S.583f<br />

71 Schäfer,H. (1992), S.584<br />

72 Krüger, L. (1990), S.242<br />

73 Hopper,.M. (1990), S.121<br />

74 Vollmar, T. (1994), S.16<br />

75 vgl. Schäfer, H. (1992), S.583<br />

76 vgl. Schäfer, H. (1992), S.583


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 18<br />

6 Fazit<br />

Es konnte in dieser Ar<strong>bei</strong>t gezeigt werden, welches Ausmaß an Eigenheiten die<br />

<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> von der <strong>Preisgestaltung</strong> von Sachleistungen<br />

unterscheidet. Die Eigenschaften der Immaterialität, Nichtlagerbarkeit und<br />

Nichtübertragbarkeit von <strong>Dienstleistungen</strong> sind hier die<br />

Hauptdifferenzierungsmerkmale. Die Unsicherheiten die durch diese<br />

Eigenschaften für den Kunden entstehen, gilt es aber auszugleichen. So tut<br />

<strong>bei</strong>spielsweise eine Fluggesellschaft gut daran, ein leicht durchschaubares und<br />

logisches Preissystem zu haben, da sie so Vertrauen schaffen kann.<br />

Die Instrumente der Preisdifferenzierung sind aus diesem Blickwinkel ebenfalls<br />

mit Vorsicht zu genießen. Für die Unternehmung steht zwar die Preisbereitschaft<br />

des Kunden und die Gewinnmaximierung im Vordergrund, Preise müssen für den<br />

Nachfrager allerdings noch aufgrund der entstehenden Kosten nachvollziehbar. So<br />

haben <strong>bei</strong>spielsweise auch deutsche Automobilproduzenten Probleme damit,<br />

höhere Preise im Innland als im Ausland für das gleiche Produkt zu rechtfertigen.<br />

Zwar ist die Preisbereitschaft für ein deutsches Auto in Deutschland höher als im<br />

Ausland, der Vergleich ist für den Kunden allerdings zu offen sichtbar.<br />

Die Themen der Preisbündelung und des Yield- Managements konnten hier nur<br />

angerissen werden. Ein Verweis auf die Literatur bleibt demnach nicht aus.<br />

<strong>Preisgestaltung</strong> ist vor allem <strong>bei</strong> Dienstleistung eine sehr schwierige<br />

Angelegenheit. Ich hoffe allerdings diese Seminarar<strong>bei</strong>t konnte etwas zum<br />

Grundverständnis dieser Problematik <strong>bei</strong>tragen


<strong>Preisgestaltung</strong> von <strong>Dienstleistungen</strong> Johannes <strong>Zeller</strong> 19<br />

7 Literatur<br />

• Altobelli, Claudia Fantapié (1992): Preisdifferenzierung, in: WiSt, 21. Jg.<br />

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• Corsten, Hans (1997): Dienstleistungsmanagement, 3. Auflage, München,<br />

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• Diller, Hermann (1991): Preispolitik, 2.Auflage, Stuttgart: Kohlhammer<br />

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• Engelhardt, H. Werner, Kleinaltenkamp, E., Reckenfelderbäumer, M:<br />

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• Fourastié, J. (1969): Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts, 2.Auflage,<br />

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• Graßy, Oliver (1993): Industrielle <strong>Dienstleistungen</strong>-<br />

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informationsökonomischer Sicht, in: Der Markt, 35.Jahrgang (1996),<br />

Nr.136, S.59-71

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