Einzugsermächtigung - Arche Noah Teneriffa e.v.
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Leckerchen zu locken, um sie zu fangen. Doch sie stand<br />
total unter Stress. Ihre Wunde musste fürchterlich schmerzen.<br />
Immer wieder rannte sie hin und her und fuhr sich mit<br />
ihren Krallen in das rohe Fleisch. Mich ergriff Panik. Es<br />
war fürchterlich, sie so zu sehen. Ich versuchte sie auf meinen<br />
Schoß zu ziehen und zu streicheln, sie zu beruhigen,<br />
doch sie war so in Panik, dass sie mir heftig in die Hand<br />
biss. Irgendwie mussten wir sie einfangen<br />
um sie ruhig zu stellen. Es dauerte<br />
fast eine Ewigkeit, bis Elmar und ich<br />
sie fangen und in die Zwangsbox setzen<br />
konnten. Endlich konnten wir ihr<br />
ein Beruhigungsmittel spritzen. Wir<br />
waren fix und fertig und mit Blut verspritzt.<br />
Das Zimmer hatte sogar an den<br />
Wänden und der Decke Blutspritzer.<br />
Erst als "Wilma" schlief, konnten wir<br />
das ganze Ausmaß der Verletzung<br />
sehen. Handbreit, vom Nacken bis runter<br />
zur Brust, war nur noch rohes<br />
Fleisch, es war keine Haut und keine<br />
Fell mehr vorhanden. "Wilma" sah<br />
grauenhaft aus, und wir wussten<br />
sofort, dass wir ihr nicht mehr helfen<br />
konnten. Hier gab es nichts mehr zu<br />
behandeln, Wilma war nicht mehr zu retten.<br />
Zwei Tage später ging es "Lucas", dem lachsfarbenen<br />
Kater, sehr schlecht. Lucas war ein zarter, sanfter, scheuer<br />
Kater, der sich zwei Jahre lang nicht anfassen ließ. Irgendwann<br />
kam er nachts mit auf mein Bett und ich wunderte<br />
mich oft, dass er mich manchmal fast hypnotisierte. Irgendwann<br />
begriff ich, dass Lucas - immer wenn ich im Bett mit<br />
meinem Nutella-Glas saß und Nutella löffelte - näher zu<br />
mir kam. Eines Abends stippte ich meinen Finger ins<br />
Nutella und hielt ihm meinem Finger hin. So etwas hatte<br />
ich noch nie gesehen, genüsslich schleckte er das Nutella<br />
von meinem Finger ab. So kam es, dass ich ihn langsam<br />
und zart streicheln konnte, wenn er ein klein wenig Nutella<br />
von meiner Fingerspitze ablecken durfte. So wurde er zahm<br />
und mein "Nutella-Katerchen". Lucas ließ sich zwar nie auf<br />
den Arm nehmen, aber nun - nach gut zwei Jahren - schlief<br />
auch er jede Nacht in meinem Bett und ließ sich hier von<br />
mir streicheln.<br />
Innerhalb weniger Tage nahm er stark ab und fraß kaum<br />
noch etwas. Er hielt sich fast nur noch bei mir im Zimmer<br />
auf, das ich dann für die anderen Katzen sperrte. Doch ganz<br />
gleich, was ich Lucas hinstellte, er rührte fast nichts mehr<br />
an. Nutella aß ich schon lange nicht mehr im Bett. Ich legte<br />
ihm ein kleines Bröckchen Milkaschokolade hin und er<br />
fraß es auch. Doch am nächsten Tag nahm er gar nichts<br />
mehr zu sich, auch nicht ein winziges Stück von der Schokolade.<br />
Auf den Arm nehmen und fangen konnte ich ihn<br />
immer noch nicht, es war schrecklich. Wie sollten wir ihn<br />
zu Fernando bringen? Elmar und ich hatten in meinem<br />
Zimmer überall Transportboxen aufgestellt, in der Hoffnung,<br />
dass er hineingehen würde. Doch er tat es nicht. Ich<br />
machte ihm Flüssigbrei, von dem er auch ab und zu ein<br />
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wenig schlabberte, nur Wasser trank er noch gut. Die meiste<br />
Zeit lag er nun unter meinem Schrank. In der dritten<br />
Nacht kam Lucas unter dem Schrank hervor, sah mich mit<br />
einem seltsamen Blick an und sprach ganz leise mit mir.<br />
Mit Mühe schaffte er es auf mein Bett, saß vor mir und<br />
piepste mich ständig leise an. Nie zuvor hatte er so etwas<br />
getan. Oh mein Gott, es war nur schrecklich, ich spürte<br />
sofort, dass er mir Lebewohl sagte. Mir<br />
liefen die Tränen herunter, ich streichelte<br />
ihn behutsam und sprach mit<br />
ihm, ganz leise. Er sah mich unentwegt<br />
an, ließ mich nicht aus den Augen, gab<br />
Antwort und piepste mich immer wieder<br />
leise an. Elmar konnte ich nur<br />
immer wieder verzweifelt anflehen:<br />
"Oh bitte nicht Lucas, bitte nicht auch<br />
noch Lucas." Elmar konnte ihn behutsam<br />
in eine aufgestellte Box auf dem<br />
Bett legen, Lucas wehrte sich nicht.<br />
Ich streichelte ihn weiter durch die<br />
offene Tür, doch er wollte zurück zu<br />
mir, neben mich, um mich zu spüren.<br />
Ich ließ ihn. Langsam schlief er<br />
Lucas<br />
während meines Streichelns ein, verließ<br />
uns und ging.<br />
Liebe Tierfreunde, es ist immer wieder sehr schrecklich für<br />
mich, gerade wenn meine Tiere sterben, die ich schon so<br />
lange hier betreut hatte. Ich weiß, dass ich noch viele verlieren<br />
werde, da einige nun auch schon alt sind und altersbedingte<br />
Probleme wie Arthrose oder Zahnprobleme haben.<br />
Ich kann nur hoffen, dass ich ihnen hier ein wenig helfen<br />
konnte und ihnen ein Zuhause, wenn auch nur hier im Tierheim,<br />
geben konnte. Ich kann mich nur damit trösten, dass<br />
ich sehen konnte, wie sie sich entwickelten und wie sie<br />
trotz all ihrer schweren und schlimmen Erlebnisse aufblühten,<br />
wieder Vertrauen fassten und ihren Lebensmut<br />
wiederfanden.<br />
Ich bitte Sie von ganzem Herzen, wieder und weiterhin<br />
unseren Tieren hier im Tierheim zu helfen. Nur Ihre<br />
Hilfe und Unterstützung gewährleistet, dass wir alle<br />
weiter versorgen und betreuen und andere Not leidende<br />
Tiere aufnehmen können.<br />
Vielen Dank für Ihre Treue und Ihre Hilfe, die Sie den<br />
Tieren zukommen lassen.<br />
Liebe Grüße und alles Gute für Sie!<br />
Ihre<br />
Ute Lobüscher<br />
Info-Brief Nr. 3 / September 2004