22.10.2012 Aufrufe

Einzugsermächtigung - Arche Noah Teneriffa e.v.

Einzugsermächtigung - Arche Noah Teneriffa e.v.

Einzugsermächtigung - Arche Noah Teneriffa e.v.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Leckerchen zu locken, um sie zu fangen. Doch sie stand<br />

total unter Stress. Ihre Wunde musste fürchterlich schmerzen.<br />

Immer wieder rannte sie hin und her und fuhr sich mit<br />

ihren Krallen in das rohe Fleisch. Mich ergriff Panik. Es<br />

war fürchterlich, sie so zu sehen. Ich versuchte sie auf meinen<br />

Schoß zu ziehen und zu streicheln, sie zu beruhigen,<br />

doch sie war so in Panik, dass sie mir heftig in die Hand<br />

biss. Irgendwie mussten wir sie einfangen<br />

um sie ruhig zu stellen. Es dauerte<br />

fast eine Ewigkeit, bis Elmar und ich<br />

sie fangen und in die Zwangsbox setzen<br />

konnten. Endlich konnten wir ihr<br />

ein Beruhigungsmittel spritzen. Wir<br />

waren fix und fertig und mit Blut verspritzt.<br />

Das Zimmer hatte sogar an den<br />

Wänden und der Decke Blutspritzer.<br />

Erst als "Wilma" schlief, konnten wir<br />

das ganze Ausmaß der Verletzung<br />

sehen. Handbreit, vom Nacken bis runter<br />

zur Brust, war nur noch rohes<br />

Fleisch, es war keine Haut und keine<br />

Fell mehr vorhanden. "Wilma" sah<br />

grauenhaft aus, und wir wussten<br />

sofort, dass wir ihr nicht mehr helfen<br />

konnten. Hier gab es nichts mehr zu<br />

behandeln, Wilma war nicht mehr zu retten.<br />

Zwei Tage später ging es "Lucas", dem lachsfarbenen<br />

Kater, sehr schlecht. Lucas war ein zarter, sanfter, scheuer<br />

Kater, der sich zwei Jahre lang nicht anfassen ließ. Irgendwann<br />

kam er nachts mit auf mein Bett und ich wunderte<br />

mich oft, dass er mich manchmal fast hypnotisierte. Irgendwann<br />

begriff ich, dass Lucas - immer wenn ich im Bett mit<br />

meinem Nutella-Glas saß und Nutella löffelte - näher zu<br />

mir kam. Eines Abends stippte ich meinen Finger ins<br />

Nutella und hielt ihm meinem Finger hin. So etwas hatte<br />

ich noch nie gesehen, genüsslich schleckte er das Nutella<br />

von meinem Finger ab. So kam es, dass ich ihn langsam<br />

und zart streicheln konnte, wenn er ein klein wenig Nutella<br />

von meiner Fingerspitze ablecken durfte. So wurde er zahm<br />

und mein "Nutella-Katerchen". Lucas ließ sich zwar nie auf<br />

den Arm nehmen, aber nun - nach gut zwei Jahren - schlief<br />

auch er jede Nacht in meinem Bett und ließ sich hier von<br />

mir streicheln.<br />

Innerhalb weniger Tage nahm er stark ab und fraß kaum<br />

noch etwas. Er hielt sich fast nur noch bei mir im Zimmer<br />

auf, das ich dann für die anderen Katzen sperrte. Doch ganz<br />

gleich, was ich Lucas hinstellte, er rührte fast nichts mehr<br />

an. Nutella aß ich schon lange nicht mehr im Bett. Ich legte<br />

ihm ein kleines Bröckchen Milkaschokolade hin und er<br />

fraß es auch. Doch am nächsten Tag nahm er gar nichts<br />

mehr zu sich, auch nicht ein winziges Stück von der Schokolade.<br />

Auf den Arm nehmen und fangen konnte ich ihn<br />

immer noch nicht, es war schrecklich. Wie sollten wir ihn<br />

zu Fernando bringen? Elmar und ich hatten in meinem<br />

Zimmer überall Transportboxen aufgestellt, in der Hoffnung,<br />

dass er hineingehen würde. Doch er tat es nicht. Ich<br />

machte ihm Flüssigbrei, von dem er auch ab und zu ein<br />

Seite 4<br />

wenig schlabberte, nur Wasser trank er noch gut. Die meiste<br />

Zeit lag er nun unter meinem Schrank. In der dritten<br />

Nacht kam Lucas unter dem Schrank hervor, sah mich mit<br />

einem seltsamen Blick an und sprach ganz leise mit mir.<br />

Mit Mühe schaffte er es auf mein Bett, saß vor mir und<br />

piepste mich ständig leise an. Nie zuvor hatte er so etwas<br />

getan. Oh mein Gott, es war nur schrecklich, ich spürte<br />

sofort, dass er mir Lebewohl sagte. Mir<br />

liefen die Tränen herunter, ich streichelte<br />

ihn behutsam und sprach mit<br />

ihm, ganz leise. Er sah mich unentwegt<br />

an, ließ mich nicht aus den Augen, gab<br />

Antwort und piepste mich immer wieder<br />

leise an. Elmar konnte ich nur<br />

immer wieder verzweifelt anflehen:<br />

"Oh bitte nicht Lucas, bitte nicht auch<br />

noch Lucas." Elmar konnte ihn behutsam<br />

in eine aufgestellte Box auf dem<br />

Bett legen, Lucas wehrte sich nicht.<br />

Ich streichelte ihn weiter durch die<br />

offene Tür, doch er wollte zurück zu<br />

mir, neben mich, um mich zu spüren.<br />

Ich ließ ihn. Langsam schlief er<br />

Lucas<br />

während meines Streichelns ein, verließ<br />

uns und ging.<br />

Liebe Tierfreunde, es ist immer wieder sehr schrecklich für<br />

mich, gerade wenn meine Tiere sterben, die ich schon so<br />

lange hier betreut hatte. Ich weiß, dass ich noch viele verlieren<br />

werde, da einige nun auch schon alt sind und altersbedingte<br />

Probleme wie Arthrose oder Zahnprobleme haben.<br />

Ich kann nur hoffen, dass ich ihnen hier ein wenig helfen<br />

konnte und ihnen ein Zuhause, wenn auch nur hier im Tierheim,<br />

geben konnte. Ich kann mich nur damit trösten, dass<br />

ich sehen konnte, wie sie sich entwickelten und wie sie<br />

trotz all ihrer schweren und schlimmen Erlebnisse aufblühten,<br />

wieder Vertrauen fassten und ihren Lebensmut<br />

wiederfanden.<br />

Ich bitte Sie von ganzem Herzen, wieder und weiterhin<br />

unseren Tieren hier im Tierheim zu helfen. Nur Ihre<br />

Hilfe und Unterstützung gewährleistet, dass wir alle<br />

weiter versorgen und betreuen und andere Not leidende<br />

Tiere aufnehmen können.<br />

Vielen Dank für Ihre Treue und Ihre Hilfe, die Sie den<br />

Tieren zukommen lassen.<br />

Liebe Grüße und alles Gute für Sie!<br />

Ihre<br />

Ute Lobüscher<br />

Info-Brief Nr. 3 / September 2004

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!