Astronomisches Praktikum in der Schule - AM BRG Kepler
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Astronomie wecken können. Das Befassen mit den Phänomenen des Weltalls soll den Schülern Freude<br />
bereiten. Sie sollen so viel wie möglich selbst arbeiten und selbst entdecken. Dadurch prägt sich das<br />
erhaltene Wissen besser e<strong>in</strong> und bleibt länger erhalten. Was nützt es, schwierige Formeln auswendig zu<br />
lernen, die sehr bald wie<strong>der</strong> vergessen werden. Die Fasz<strong>in</strong>ation, die ja von allen Naturwissenschaften<br />
ausgeht, war ja schon immer das Entdecken von Neuem und das Verstehen von Phänomenen aller Art.<br />
Es war ja <strong>der</strong> viel zitierte Entdeckergeist, <strong>der</strong> Galilei zur Verwendung e<strong>in</strong>es Fernrohres zur Erforschung<br />
des Himmels motivierte. Und genau diese Möglichkeit des eigenen Entdeckens soll den Schülern nahe<br />
gelegt werden. Es ist im Unterricht möglich, den historischen Verlauf <strong>der</strong> vielen Entdeckungen und<br />
Weiterentwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Astronomie sozusagen noch e<strong>in</strong>mal selbst zu erleben. Man beg<strong>in</strong>nt bei <strong>der</strong><br />
antiken Beobachtung (z. B. Untersuchung des Sonnenlaufs mit e<strong>in</strong>em Schattenstab) und endet bei <strong>der</strong><br />
theoriebeladenen mo<strong>der</strong>nen Astrophysik (z. B. Behandlung von schwarzen Löchern). Es geht also um<br />
e<strong>in</strong>e nachvollziehbare Darstellung <strong>der</strong> wissenschaftlichen Forschungsmethoden und nicht um e<strong>in</strong>e bloße<br />
Schil<strong>der</strong>ung von Ergebnissen. Dadurch kann es gel<strong>in</strong>gen, den Schülern die Astronomie als<br />
fasz<strong>in</strong>ierendes Abenteuer zu präsentieren. Davon kann <strong>der</strong> gesamte Physikunterricht profitieren.<br />
Es ist bereits als schöner Erfolg anzusehen, wenn e<strong>in</strong> Schulabgänger h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> freiwillig e<strong>in</strong>e<br />
populärwissenschaftliche Zeitschrift liest o<strong>der</strong> sich selbst bei Gelegenheit die Frage stellt: ..Welcher<br />
Stern ist denn das?"<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> astronomische Messungen durchzuführen.<br />
Durch <strong>der</strong>en Auswertung kann sich <strong>der</strong> Schüler se<strong>in</strong> astronomisches Weltbildselbst erarbeiten. Bei<br />
diesen Messungen kommt es nicht auf e<strong>in</strong>e möglichst hohe absolute Genauigkeit an, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Schüler soll nach se<strong>in</strong>en Möglichkeiten genau arbeiten. Zu hoher Rechenaufwand und mathematische<br />
Spitzf<strong>in</strong>digkeiten sollen vermieden werden. Sie erschweren nur die Erreichung des gewünschten Zieles.<br />
Astronomie wird oft als High-Tech-Wissenschaft angesehen, die dem Normalbürger unzugänglich ist.<br />
Genau das Gegenteil soll den Schülern nahe gelegt werden. Es ruft ja meistens schon Verblüffung<br />
hervor, dass <strong>der</strong> helle Stern am Morgenhimmel unser Nachbarplanet Venus ist, o<strong>der</strong> dass man bereits im<br />
Feldstecher die vier großen Jupitermonde erkennen kann. Durch bewusste Beobachtung rücken ferne<br />
Himmelsobjekte <strong>in</strong> fast greifbare Nähe.<br />
Ausgerüstet mit e<strong>in</strong>em Feldstecher o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teleskop kann je<strong>der</strong> selbst am nächtlichen<br />
Himmel auf Entdeckungsreise gehen. Es soll <strong>in</strong> diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass auch<br />
heute noch e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> neuen Kometen von Hobbyastronomen mit relativ kle<strong>in</strong>en Fernrohren<br />
gefunden werden. All diese Kometen tragen nun die Namen von Amateuren, die sich <strong>in</strong> ihrer Freizeit<br />
mit Astronomie beschäftigen. Ernsthafte Hobbyastronomen können <strong>in</strong> Bereichen wie Beobachtung von<br />
verän<strong>der</strong>lichen Sternen, Meteorströmen, Sternbedeckungen und eben Kometen eng mit professionellen<br />
Astronomen zusammenarbeiten. In welcher Wissenschaft ist das heute sonst noch möglich?<br />
E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Argument für die stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Astronomie <strong>in</strong> den Schulunterrricht ist<br />
ihre fächerübergreifende Eigenschaft. Sie ist hervorragend dazu geeignet zu demonstrieren, wie wichtig<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Arbeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft ist. Der enge Zusammenhang zwischen Astronomie,<br />
Physik (viele Spezialgebiete wie Atom-, Plasma-, Festkörperphysik, Relativitätstheorie,<br />
Quantenmechanik, Optik, usw.) und Mathematik ist e<strong>in</strong>leuchtend. Weiters f<strong>in</strong>det man im Weltraum<br />
extreme, im Labor nicht zu realisierende Bed<strong>in</strong>gungen vor. Darunter fallen Temperatur, Druck,<br />
Strahlungs<strong>in</strong>tensitäten usw. Aber auch für Chemiker und Biologen wird <strong>der</strong> Weltraum immer<br />
<strong>in</strong>teressanter. Die Entdeckung von Glyz<strong>in</strong> und ähnlich komplexen Molekülen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Molekülwolke Sgr<br />
B2 (Zeitschrift Sterne und Weltraum, Ausgabe 10/94) ist e<strong>in</strong> Beispiel dafür. Das berühmte<br />
Fußballmolekül C60 wurde ja im Weltall gefunden (Zeitschrift Sterne und Weltraum, Ausgabe 12/91)<br />
und wird heute bereits, wegen vieler technischer Anwendungsmöglichkeiten, <strong>in</strong> Massenproduktion<br />
hergestellt. Auch die Frage nach <strong>der</strong> Entstehung von Leben auf <strong>der</strong> Erde kann vielleicht im All ihre<br />
Antwort haben. Fächerübergreifendes Zusammenarbeiten mit Mathematik, Physik und Chemie bietet<br />
sich also an. Die astronomische Forschung im Verbund mit an<strong>der</strong>en Diszipl<strong>in</strong>en ist durchaus auch<br />
anwendungsorientiert. Das Gegenteil wird ja <strong>der</strong> Astronomie oft vorgeworfen. Man denke nur an Zeit-<br />
und Ortsbestimmungen, Spektroskopie, Photometrie und die Raumfahrt.<br />
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