medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Medtropole | Ausgabe 21 | April 2010<br />
Virtuelle Operationsplanung<br />
und Navigation in <strong>der</strong> Leberchirurgie<br />
Prof. Dr. Karl J. Oldhafer, Dr. Gregor A. Stavrou<br />
Bei Tumorerkrankungen <strong>der</strong> Leber stellt die Leberresektion auch heute noch die einzige Therapie mit kurativer<br />
Intention dar. Die in den vergangenen 20 Jahren erzielten enormen Fortschritte in Operationstechnik und<br />
perioperativem Management ermöglichen, die Leberresektion heute in spezialisierten Zentren mit akzeptabler<br />
Morbidität und nahezu ohne Mortalität durchzuführen. [1] Allerdings steigt das Risiko <strong>für</strong> Komplikationen und ein<br />
postoperatives Leberversagen mit <strong>der</strong> Komplexität des Eingriffs und dem Resektions<strong>aus</strong>maß deutlich. [2] Die exakte<br />
Planung des Eingriffs ist daher <strong>für</strong> das Ergebnis ebenso wichtig wie die Erfahrung des Operateurs. Aus diesem<br />
Grund hat die computerassistierte Resektionsplanung in unserem Zentrum <strong>für</strong> Hepatobiliäre Chirurgie einen<br />
großen Stellenwert.<br />
Die <strong>für</strong> eine <strong>aus</strong>reichende postoperative<br />
Leberfunktion notwendige kritische Parenchymmenge<br />
ist von vielen Faktoren abhängig<br />
und nur schwer zu bestimmen – eine<br />
kritische Grenze von 25 Prozent des funktionellen<br />
Leber<strong>aus</strong>gangsvolumens sollte<br />
bei nicht vorgeschädigter Leber aber nicht<br />
unterschritten werden. Dabei sind <strong>für</strong> die<br />
<strong>aus</strong>reichende Funktion <strong>der</strong> Restleber <strong>der</strong>en<br />
Vaskularisation und biliäre Drainage entscheidend.<br />
Die von Couinad beschriebene<br />
Aufteilung <strong>der</strong> Leber in acht Segmente mit<br />
regelhafter Aufteilung <strong>der</strong> intrahepatischen<br />
Gefäßversorgung erwies sich in anatomischen<br />
und radiologischen Studien als idealisierte<br />
Darstellung. Tatsächlich besteht<br />
eine große Variationsbreite im Hinblick auf<br />
die Größe <strong>der</strong> einzelnen Segmente und<br />
<strong>der</strong>en Vaskularisation, [3] was die Abschätzung<br />
<strong>der</strong> funktionellen Reservekapazität<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>aus</strong>gedehnten Resektionen<br />
erschwert.<br />
772<br />
Virtuelle Operationsplanung<br />
Die zweidimensionale CT- und MRT-<br />
Diagnostik kann zwar Tumoren und ihre<br />
Lagebeziehung zu Gefäßen visualisieren<br />
und auch das Volumen <strong>der</strong> Restleber<br />
abschätzen, doch eine Volumetrie <strong>der</strong> einzelnen<br />
Gefäßterritorien und somit eine<br />
Abschätzung <strong>der</strong> genauen funktionellen<br />
Reservekapazität ist damit nicht möglich.<br />
Dies ist insofern bedeutsam, da anhand<br />
<strong>der</strong> 2D-Daten nicht <strong>der</strong> Einfluss des notwendigen<br />
Sicherheitsabstandes beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> individuellen Operationsstrategie<br />
auf die Vaskularisation visualisert<br />
werden kann. Das führt zu einem deutlich<br />
erhöhten Risiko <strong>für</strong> min<strong>der</strong>durchblutete<br />
o<strong>der</strong> schlecht drainierte Bezirke <strong>der</strong> Restleber<br />
und damit auch zu einer erhöhten Rate<br />
an Infektionskomplikationen und Leberversagen.<br />
Die dreidimensionale Operationsplanung<br />
des vom Fraunhofer-MeVis Institut entwickelten<br />
Software-Tools HepaVision ermöglichte<br />
einen entscheidenden Schritt: [4]<br />
Heute lässt sich mit den weiterentwickelten<br />
Systemen LiverAnalyzer und LiverExplorer<br />
ein patientenindividueller Resektions-<br />
vorschlag ermitteln, <strong>der</strong> die anatomischen<br />
Gegebenheiten respektiert und das perioperative<br />
Risiko des Patienten minimiert.<br />
Grundlage <strong>der</strong> Planung ist ein hochauflösendes,<br />
mehrphasiges Multi-Slice-CT <strong>der</strong><br />
Leber. Dar<strong>aus</strong> werden sämtliche intrahepatischen<br />
Strukturen (Tumor, Arterie, Pforta<strong>der</strong><br />
Lebervenen und wenn nötig auch<br />
Gallenwege) segmentiert, in einer hierarchischen<br />
Struktur registriert und dreidimensional<br />
rekonstruiert (Abb. 1, Verarbeitungsschema).<br />
So lässt sich das <strong>für</strong> jeden<br />
Gefäßast abhängige Territorium visualisieren.<br />
Dies ermöglicht eine virtuelle OP-Planung,<br />
in <strong>der</strong> die Schnittführung nicht nur<br />
die individuelle Leberanatomie, son<strong>der</strong>n<br />
auch die topographische Beziehung <strong>der</strong><br />
Tumore zu den vaskulären Strukturen und<br />
damit den gefährdeten Gefäßterritorien<br />
berücksichtigt. Der Chirurg kann den Einfluss<br />
unterschiedlicher Resektionsebenen<br />
auf das Restlebervolumen simulieren und<br />
damit die verbleibende vaskuläre Versorgung<br />
und Drainage genau berechnen. So<br />
wird die optimale Schnittführung ermittelt,<br />
die den onkologischen Kriterien genügt<br />
und eine möglichst große funktionelle<br />
Reservekapazität erlaubt (Abb. 2). Ist zu