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Sonntag, den 10. Februar 2013

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Liebe Gemeinde,<br />

Predigt über Lukas 18,31-43<br />

von Pfarrer Peter Widdess<br />

im Gottesdienst am<br />

<strong>10.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong> in der Christuskirche<br />

1<br />

<strong>Sonntag</strong> Estomihi<br />

Manchmal meinen wir zu wissen was Glaube ist. Wir haben die<br />

Glaubensbekenntnis als Konfirman<strong>den</strong> auswendig gelernt. Die Älteren unter<br />

uns haben auch ein Katechismus durchgearbeitet, und eigenartiger Weise in<br />

der Not tauchen immer wieder aus solchen auswendig gelernten Stücken<br />

einzelne Sätze wieder auf, und sind ein Stütze im Alltag und in Krisen.<br />

Andere wiederum haben ein starkes Bekehrungserlebnis gehabt, und wissen<br />

sehr genau, was sie dadurch über <strong>den</strong> Glauben gelernt haben. So was ist<br />

bestimmt schön, aber manchmal wirkt es einengend gegenüber anderen und<br />

ihren vielleicht anderen Glaubensgrundlagen.<br />

Noch andere wiederum sind sehr unsicher was ihr Glaube tatsächlich ist.<br />

Etwas bewegt sich in ihnen aber genau formulieren, was es ist, können und<br />

wollen sie auch nicht. Es gibt die Gemeindeglieder, die <strong>den</strong> Gottesdienst<br />

wegen ihrer Zweifel und Unkenntnis besuchen.<br />

Ich bin heil froh dass Jesus uns mahnt, dass wir Menschen nicht richten dürfen.<br />

Und das gilt auch für die Frage ob Menschen einen großen oder kleinen<br />

Glauben haben, ja überhaupt ob sie glauben.<br />

Der heutige Predigttext führt uns in eine Welt des Paradoxen hinein. Die<br />

Menschen die am besten Bescheid wissen, verstehen nichts und sind blind.<br />

Der Mensch der blind ist und nichts weiß, ist aber der sehende der versteht.<br />

Das Lukas Evangelium ist an einem Wendepunkt angekommen. Bis zum 18.<br />

Kapitel spielt das Geschehen in Galiläa, der Heimat von Jesus ab. Nun setzt<br />

Jesus eine neue Richtung in Gang. Von nun an geht es um die Reise nach<br />

Jerusalem.<br />

Es ist ganz sicher, dass Lukas kein Augenzeuge war. Er benutzt verschie<strong>den</strong>e<br />

Quellen und Evangeliums Texte, die schon existierte. Vielleicht hat er sogar


auch mit Augenzeugen gesprochen. Einer der zwölf engen Freunde von Jesus<br />

hat ihm vielleicht folgendes berichtet:<br />

Mit Jesus unterwegs zu sein war ein zutiefst bewegendes Erlebnis für mich.<br />

Nicht nur zu hören, was er über Gottes Reich zu sagen hat, über Gottes Liebe<br />

und die Möglichkeit das jetzt zu leben, war großartig, sondern auch zu erleben<br />

wie er kranke Menschen geheilt hat oder andere Zeichen der Nähe Gottes<br />

Reichs gesetzt hat, hat uns alle beeindruckt. Wir waren überzeugt, dass in<br />

Jesus der längst versprochene Messias gekommen war, der gesalbte Gottes.<br />

Wir konnten nicht warten dass er uns sagt: jetzt gehen wir nach Jerusalem.<br />

Ja, wenn er das sagt, <strong>den</strong>n waren wir sicher; der Weg nach Jerusalem wird ein<br />

großer Triumph sein. Das Volk wird aufstehen und die gehassten Römer aus<br />

dem Land werfen. Die Hohen Priester im Tempel wer<strong>den</strong> Jesus zu Füßen<br />

sitzen. Dort wer<strong>den</strong> wir Gottesdienst feiern, wie es noch nie gegeben hat, dort<br />

im wirklichen Hause des Herrn Jesu.<br />

Aber damals als Jesus doch sagte: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,<br />

und es wird alles vollendet wer<strong>den</strong>, was geschrieben ist durch die Propheten<br />

von dem Menschensohn. Wir konnten es überhaupt nicht verstehen oder<br />

begreifen, dass er nicht von Triumph oder Festgottesdienste sprach, sondern,<br />

dass die Hohen Priester ihn an die Römer übergeben wür<strong>den</strong>, die ihn<br />

anspucken, schlagen und töten wür<strong>den</strong>. Nein, das war der absolute Gegensatz<br />

zu dem was, wir glaubten, was geschehen würde.<br />

Wir waren verunsichert. Wir haben uns gefragt, was ist mit Jesus? Warum<br />

erzählt er solch Unfug in krassem Widerspruch zu dem was wir so sicher<br />

glaubten?<br />

Und dann geschah etwas was mich noch mehr verunsicherte.<br />

Wir waren auf der Straße in der Nähe von Jericho.<br />

Da war ein blinder, der saß am Straßenrand und bettelte. Nun es gab damals<br />

viele Bettler in Israel. Und wenn wir bei jedem einzelnen Bettler anhalten<br />

wür<strong>den</strong>, wären wir nie nach Jerusalem gekommen. Irgendwie fand der Bettler<br />

heraus, wer gerade vorbei ging, und schrie: Du Sohn Davids, erbarme dich<br />

meiner!<br />

Natürlich haben wir versucht ihn ruhig zu stellen. Die Ankunft nach Jerusalem<br />

war für uns höchste Priorität. Wir wollten Jesus nicht von seinem großen Ziel<br />

ablenken.<br />

Aber nein, entweder hat der Bettler besonders laut geschrieen oder Jesus<br />

wollte uns etwas deutlich machen.<br />

Jesus bleibt stehen. Normalerweise wäre er gleich zu einer Person in Not<br />

hingegangen. Aber dies Mal bleibt er stehen und ließ uns <strong>den</strong> Bettler zu ihm<br />

bringen, als ob wir genau merken sollten, was jetzt geschieht. In aller Seelen<br />

Ruhe fragt er <strong>den</strong> blin<strong>den</strong> Bettler, was er, Jesus, für ihn tun solle. War das<br />

2


Jesus nicht sowieso klar? Er hätte gleich handeln können und dann weiter<br />

nach Jerusalem gehen können.<br />

Der blinde Bettler sagt, er will sehen. Wer hätte das nicht gedacht! Aber dann<br />

sagte Jesus etwas was ich lange nicht verstand: Sei sehend! Dein Glaube hat<br />

dir geholfen.<br />

Wir waren die glaubende, nicht der blinde Man. Wir waren so lange mit Jesus<br />

unterwegs gewesen, wir hatten so viele von seinen Gleichnissen gehört und<br />

mit ihm über Gott und die Welt gesprochen und diskutiert. Wir hatten so oft<br />

gesehen wie er Menschen geheilt hatte und Wunder vollbracht hatte. Wir<br />

konnten unseren Glauben, ja, buchstabieren.<br />

Aber dieser blinde Mann, dieser Bettler am Straßenrand, was wusste er von<br />

Jesus. Er konnte ihn nicht einmal sehen. Jesus hat nicht gesagt: dein Glaube<br />

an Gott oder an mich hat dir geholfen, sondern einfach dein Glaube. Was ist<br />

das <strong>den</strong>n? Eine Haltung, ein Gefühl, etwas vielleicht unausgegorenes,<br />

angehängt an frommen Floskeln aber nichts genaues. Es fiel mir erst später<br />

ein: Jesus sprach nie von Glaube an etwas, sondern immer nur von Glaube an<br />

sich. Ich habe mir überlegt: Vielleicht ist die Haltung wesentlicher als der Inhalt<br />

des Glaubens. Die Hoffnung, Liebe und Erwartung, was dadurch zum Ausdruck<br />

gebracht wird, trägt.<br />

Ich habe mich gefragt: wer in diese Begegnung waren die Blin<strong>den</strong>, wer die<br />

Glauben<strong>den</strong>?<br />

Lukas hat unseren Augenzeugen bestimmt von dem Brief berichtet, <strong>den</strong> sein<br />

Freund Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Wir haben vorher<br />

daraus sein Lied an die Liebe als Lesung gehört. Da wird die Liebe Gottes als<br />

Haltung durchdekliniert, und doch wird am Ende alles auf diesen Satz<br />

reduziert: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe<br />

ist die größte unter ihnen.<br />

Ich lese im Lukas Evangelium Kapitel 18 ab Vers 31:<br />

Jesus nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf<br />

nach Jerusalem, und es wird alles vollendet wer<strong>den</strong>, was geschrieben ist durch<br />

die Propheten von dem Menschensohn.<br />

Denn er wird überantwortet wer<strong>den</strong> <strong>den</strong> Hei<strong>den</strong>, und er wird verspottet und<br />

misshandelt und angespien wer<strong>den</strong>, und sie wer<strong>den</strong> ihn geißeln und töten; und<br />

am dritten Tage wird er auferstehen.<br />

Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen,<br />

und sie verstan<strong>den</strong> nicht, was damit gesagt war.<br />

Es begab sich aber, als er in die Nähe von Jericho kam, dass ein Blinder am<br />

Wege saß und bettelte.<br />

Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre.<br />

Da berichteten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei.<br />

Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!<br />

3


Die aber voran gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch<br />

viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!<br />

Jesus aber blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er aber näher kam,<br />

fragte Jesus ihn:<br />

Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann.<br />

Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.<br />

Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles<br />

Volk, das es sah, lobte Gott.<br />

4

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