Wie schön leuchtet der Morgenstern - Evangelische ...
Wie schön leuchtet der Morgenstern - Evangelische ...
Wie schön leuchtet der Morgenstern - Evangelische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
erg, also an den Quellen des Luthertums, genau wie auch seine drei Brü<strong>der</strong>. Schon früh<br />
versammelt sich Philipp mit Gleichgesinnten in lutherischen Zirkeln, wo sie Pläne schmieden<br />
für einen leidenschaftlichen Kampf <strong>der</strong> lutherischen Gedanken und Lehren, für die „reine<br />
Lehre" des Luthertums.<br />
Erstaunlicherweise wird Philipp Nicolai nach Herdecke in seine erste Pfarrstelle berufen; die<br />
Gemeinde, die vor gut dreißig Jahren seinen Vater vertrieben hat! Der Sohn muss aber auch<br />
wie<strong>der</strong> weichen, diesmal dem wie<strong>der</strong> erstarkenden Katholizismus. Es verschlägt ihn ins erzkatholische<br />
Köln, wo er die „heimliche evangelische Gemeinde" im Untergrund leitet.<br />
Dann ruft ihn <strong>der</strong> Graf von Waldeck. Nicolai wird Erzieher des jungen Grafen und Hofprediger.<br />
Diesen jungen Grafen hat Philipp Nicolai so sehr verehrt, dass er ihm ein kleines<br />
Geheimnis widmet. Die beiden berühmtesten Lie<strong>der</strong> Nicolais, das „<strong>Morgenstern</strong>lied" und das<br />
„Wächterlied („Wachet auf, ruft uns die Stimme") beginnen jede ihrer Strophen mit ganz bestimmten<br />
Buchstaben. Diese Anfangsbuchstaben des „<strong>Morgenstern</strong>"-Choral bilden ein so<br />
genanntes Akrostichon und ergeben in <strong>der</strong> Reihenfolge WEGVHZW hintereinan<strong>der</strong> gelesen<br />
= „Wilhelm Ernst, Graf und Herr zu Waldeck" und das Wächterlied hat in umgekehrter Reihenfolge<br />
GZW = „Graf zu Waldeck". Erstaunlich, was da zwischen den Zeilen eines einfaches<br />
Chorals so alles zu finden ist!<br />
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass <strong>der</strong> junge Graf 1558, mit nur 15 Jahren an<br />
Ruhr starb. Ein weiterer seelischer „Tiefschlag“, den Philipp Nicolai in seinem Leben verarbeiten<br />
musste.<br />
Angesichts dieses Todesfall und den vielen Pestopfern singt Nicolai vom Freudenfest des<br />
ewigen Lebens, ein Liebes- und Hochzeitsfest. Man stelle sich einen mit Blumen geschmückten<br />
Saal vor, es gibt süße Speisen, Kostbarkeiten und Musik. Das Brautpaar ist<br />
<strong>schön</strong> und vor allen Augen zärtlich zueinan<strong>der</strong>: Nimm mich, freundlich, in die Arme …<br />
Dies ist ein weiterer Kelch, eine weitere Strophe (4), die wir jetzt singen wollen:<br />
Von Gott kommt mir ein Freudenschein,<br />
wenn du mich mit den Augen dein<br />
gar freundlich tust anblicken.<br />
Herr Jesu, du mein trautes Gut,<br />
dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut<br />
mich innerlich erquicken.<br />
Nimm mich<br />
freundlich<br />
in dein Arme<br />
und erbarme<br />
dich in Gnaden;<br />
auf dein Wort komm ich geladen.<br />
„Nimm mich freundlich in dein Arme und erbarme dich in Gnaden..." Das wünscht sich Philipp<br />
Nicolai so sehr, einmal freundlich aufgenommen zu werden über längere Zeit. Aber das<br />
Erstarken des Katholizismus und des Calvinismus lassen das lei<strong>der</strong> nicht zu.<br />
"Cuius regio eius religio" heißt nun die kirchenpolitische Regel.<br />
Zu deutsch: „Die Religion des Herrschers ist auch die seines Volkes."<br />
4