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Jes.5,1-7: Der verwüstete Weinberg

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Im Klartext: Gott hat (in einem Akt der Freiheit) den Menschen zu seinem Gegenüber geschaffen. In<br />

einem Akt der Liebe erwählte er ein unbedeutendes Volk, befreite dieses aus ägyptischer Unterdrückung,<br />

gab ihm Land und Nachkommenschaft. Er tat ihm seinen Willen kund und verbündete sich mit<br />

ihm.<br />

Bei mir findet ihr Schutz, Angenommensein, Sinn und Segen - mit einem Wort: lohnenswertes Leben.<br />

Das hab ich für euch getan - und wie reagiert ihr darauf? Ich erwartete nicht das Außergewöhnliche.<br />

Lediglich gute Frucht: Dass ihr mir treu bleibt und dass ihr euch anderen gegenüber rechtschaffen verhaltet.<br />

Ist das etwa zu viel verlangt?<br />

Stattdessen sagt ihr euch von mir los. Und was genauso unverschämt ist: Ihr beugt das Recht. Ihr beutet<br />

die anderen aus, ihr unterdrückt sie - in vielfacher Weise. Ihr sinnt auf Bluttat. Ihr habt Kriegsgedanken.<br />

Hier redet Gott leidenschaftlich (von seiner Frustration,) von seinem Enttäuschtsein gegenüber seinem<br />

erwählten Volk. Und Gott macht seiner Enttäuschung Luft in einer zornigen Drohung:<br />

„Ich sag euch, was ich mit dem <strong>Weinberg</strong> machen will: Ich lass ihn verrotten! Ich gebe ihn der Plünderung<br />

frei, und außerdem befehle ich den Wolken, nicht über ihn zu regnen."<br />

Mit anderen Worten: Gott ist bereit, den Menschen sich selbst zu überlassen, ihn von seinen Lebensadern<br />

abzukappen, ihm den Segen zu entziehen.<br />

Ich denke, so etwas ist die Hölle. Wo Menschen nicht mehr auf Gott bezogen leben, da werden sie<br />

(sich) gegenseitig zu reißenden Wölfen, da werden Entwicklungen in der Natur, in den zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen und in den Wertvorstellungen in Gang gesetzt, die zwangsläufig ins<br />

Chaos führen müssen. – Jesajas Lied gipfelt in den Worten:<br />

Und Gott harrte auf Guttat,<br />

doch siehe da: Bluttat!<br />

Er hoffte auf Rechtsspruch –<br />

und erntete Rechtsbruch,<br />

statt Liebe und Treue<br />

nur Hilfeschreie!<br />

Das ist die traurige Bilanz, die ein leidenschaftlich liebender Gott ziehen muss. Vielleicht hätte Jesaja<br />

sein Lied heute so getextet:<br />

Ich wollte für euch das Leben –<br />

ihr lasst durch Panzer die Erde beben.<br />

Ich wollte Frieden schaffen –<br />

ihr baut und finanziert noch mehr Waffen.<br />

Ich schenkte euch gesunde Früchte –<br />

ihr rodet Wälder, macht die Natur zunichte.<br />

Ich gebe euch Wasser und Luft, nur vom besten –<br />

ihr seid dabei, beides weltweit zu verpesten.<br />

Ich schenkte euch Vertrauen –<br />

ihr antwortet mit Misstrauen.<br />

Ich wollte den Armen und Unterdrückten helfen –<br />

ihr gebt sie preis den reißenden Wölfen.<br />

Ich wollte euch Begleiter und Retter sein –<br />

ihr besteht darauf, für euch allein zu sein.<br />

Ich wollte, was allen gut tut –<br />

ihr sagt: Nach uns die Sintflut!<br />

Ich wollte euch setzen zu meinen Erben –<br />

ihr bastelt weiter an euerm Verderben.

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