Das Leben, der Tod und der ganze Rest - SF-Fan.de
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dressler/fo 184/historische rezi/thüringen<br />
im Klappentext steht) bekannt gemacht. Ed<br />
Gordon, Labor-Hilfskraft im „Planetarischen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsinstituts“ in <strong><strong>de</strong>r</strong> „Abteilung für<br />
physiologische Psychologie“. Der Arme wird<br />
dann in seiner Mittagspause von einem Auto<br />
ganz arg angefahren. Da er zuvor aber bei<br />
seiner Arbeit geschlampt hatte <strong>und</strong> ein Präparat<br />
falsch behan<strong>de</strong>lte, kam es dann zu <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
– im Klappentext als Mutation bezeichneten<br />
– Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Menschen Ed Gordon, da<br />
er nur durch diese Arznei wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geheilt wer<strong>de</strong>n<br />
konnte. Nun, wie es sich für einen richtigen<br />
Science Fiction Roman gehört, ist auch<br />
hier ein Fehler natürlich kein Fehler. Und so<br />
hat dann Gordon mal eben das Rätsel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Urzeugung gelöst.<br />
Die Wissenschaftler bemühen sich dann<br />
ja auch rührend um ihn, um herauszubekommen,<br />
was mit <strong>de</strong>m Guten <strong>de</strong>nn nun geschehen<br />
ist. In diversen Experimenten, bei <strong>de</strong>nen<br />
Ed fürchterlichsten <strong>und</strong> angsteinflößen<strong>de</strong>n<br />
Träumen ausgesetzt wird, versuchen sie <strong>de</strong>n<br />
Kern <strong><strong>de</strong>r</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung herauszubekommen.<br />
Diese „Traumsequenzen“ wer<strong>de</strong>n vom Autor<br />
herrlich pittoresk geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Wir wissen ja,<br />
Alfred Elton schil<strong><strong>de</strong>r</strong>te mit. Der Rezensent<br />
muss aber auch gestehen, dass ihn an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Seiten, vor allem wenn es um <strong>de</strong>n Herrn –<br />
pardon, Mister muss es ja heißen – Gordon<br />
geht, sehr stark an Eric Frank Russell erinnerten<br />
– warum auch immer!<br />
Während <strong>de</strong>ssen lan<strong>de</strong>t Kraakh auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Er<strong>de</strong> <strong>und</strong> beginnt auch sofort mit <strong><strong>de</strong>r</strong> „Eroberung“<br />
<strong>de</strong>s Planeten samt seiner unterentwickelten<br />
Zivilisation. Erleichternd kommt ja hinzu,<br />
dass die Er<strong>de</strong>nbewohner im Zeitalter <strong>de</strong>s<br />
Atoms sich inzwischen zu einem Weltstaat<br />
zusammen gef<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> daher auch<br />
das militärische Potenzial abgebaut wur<strong>de</strong>.<br />
Vor Stolz, ob seiner maßlosen Überlegenheit,<br />
lächelt <strong>und</strong> grinst <strong><strong>de</strong>r</strong> Herr Kraakh <strong>de</strong>s<br />
Öfteren. Auch vermutet er, dass die mächtigen<br />
Wissenschaftler seiner Rasse, Eaara geheißen,<br />
ihn so nahe an die Sonne Naard be-<br />
Abbildung 1<br />
Abbildung 2<br />
or<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben, damit er in dieses an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Universum<br />
geschleu<strong><strong>de</strong>r</strong>t wur<strong>de</strong>, um dort die Rasse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Stkooh wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neu zu beleben. Der<br />
Stkooh an sich vermehrt sich ja durch einfache<br />
Partheogenese. Übrigens, unter diesem<br />
Stichwort fin<strong>de</strong>t man in Google zwei ganz<br />
Einträge. Ist ja auch uncool, Fortpflanzung<br />
ohne Bumsen, wiewohl ein gemütliches Essen<br />
in froher R<strong>und</strong>e ihm auch versagt wur<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>nn … Kraahk kannte auch keinen Hunger.<br />
Die Biologen seiner Rasse hatte Mittel <strong>und</strong><br />
Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Zenogene, gef<strong>und</strong>en, die das zeitrauben<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> mühsame Erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>nis <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungsaufnahme<br />
unnötig machten.<br />
Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> ach so einfachen Vermehrung war<br />
die Rasse <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraakhens auf einige wenige<br />
Individuen geschrumpft. <strong>Das</strong> spricht ja nun<br />
nicht gera<strong>de</strong> für sie. Aber dafür hat das Wesen<br />
vom an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stern einige Eigenheiten,<br />
die <strong>de</strong>n Lebewesen auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> überhaupt<br />
nicht gefallen wollten. Näherten sie sich ihm<br />
bis auf eine bestimmte Entfernung erstarrten<br />
sie <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n dann anschließend wahnsinnig.<br />
Nein, so richtig wahnsinnig – <strong>und</strong> nicht<br />
nur so ein bisschen, weil <strong><strong>de</strong>r</strong> Abgabetermin<br />
für die Rezension immer näher rückt…<br />
Kraakh bastelt also an kleinen Gerätschaften<br />
herum, um die Wirkung seiner Aura zu<br />
verstärken <strong>und</strong> um die Schusswaffen, Autos<br />
<strong>und</strong> solcherlei <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen explodieren zu<br />
lassen. Der Menschen, die Kraakh gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
als Ungeheuer bezeichnet, da sie aufrecht<br />
gehen <strong>und</strong> nur zwei Arme, Beine <strong>und</strong><br />
auch Augen haben. Der Er<strong>de</strong>neroberer in spe<br />
hatte ja selbst 6 Beine, 4 Arme, auch 8 Augen<br />
<strong>und</strong> einen herrlichen Nackt-Schneckenleib<br />
Ed Gordon wird unter<strong>de</strong>ssen auf Herz, Nieren<br />
<strong>und</strong> was weiß ich alles getestet, geprüft<br />
<strong>und</strong> was es <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Spiele<br />
mehr gibt. Und eine Maschine mit Namen<br />
Miller’scher Systempsychiater nimmt sich<br />
unseres Hel<strong>de</strong>n an. Und als Ergebnis dürfen<br />
wir lesen: …„<strong>Das</strong> heißt“, entgegnete die me-<br />
chanische Stimme ausdruckslos, „daß Sie kein<br />
Mensch mehr sind“.<br />
Irgendwann lässt Kraakh sich samt seinem<br />
Raumschiff sehen <strong>und</strong> die Er<strong>de</strong>nbevölkerung<br />
gerät in Angst <strong>und</strong> Schrecken.<br />
Nun, alle außer unserem guten Ed, <strong>de</strong>m dann<br />
ja auch letztendlich die Aufgabe zufällt, die<br />
Er<strong>de</strong> von diesem bösen Wesen zu befreien.<br />
Und das geht ja nur auf die altväterliche Art.<br />
Aug um Aug <strong>und</strong> Zahn um Zahn – o<strong><strong>de</strong>r</strong> so<br />
ähnlich. Zum Showdown fährt <strong><strong>de</strong>r</strong> Gute ja<br />
dann auch mit <strong>de</strong>m Fahrrad, da ja Fahrzeuge<br />
mit einem (Atom)motor fröhlichst explodieren.<br />
…Gordon schüttelte verwun<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>n Kopf<br />
<strong>und</strong> zertrat <strong>de</strong>n Zigarettenrest mit <strong>de</strong>m Absatz.<br />
Er begann laut <strong>und</strong> falsch zu pfeifen<br />
<strong>und</strong> zog sich die Jacke aus. Nach<strong>de</strong>m er sie<br />
über eine Stuhllehne gehängt hatte, rollte er<br />
sich die Hemdsärmel auf. Er ging dabei sehr<br />
sorgfältig <strong>und</strong> methodisch vor <strong>und</strong> achtete<br />
darauf, daß die Manschetten nicht mehr zerknittert<br />
wur<strong>de</strong>n, als unbedingt nötig war…<br />
Kraakh ist tot – aber nicht so ganz richtig<br />
– wie noch zu berichten wäre. Die vielen<br />
Geistesgestörten wer<strong>de</strong>n wie<strong><strong>de</strong>r</strong> geheilt <strong>und</strong><br />
alles ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in bester Ordnung.<br />
Der Roman lässt sich äußerst vergnüglich<br />
lesen. Es hebt sich wohltuend von <strong>de</strong>m größten<br />
Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> damals verfassten Science Fiction<br />
ab, die meist nur irgen<strong>de</strong>ine wil<strong>de</strong> Räuberpistole<br />
mit einem übergestülpten <strong>SF</strong>-<br />
Hemdchen war. Der interessierte Leser sollte<br />
bemüht sein, sich eines dieser im Antiquariat<br />
noch erhältlichen Leihbücher o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch das<br />
später beim Erich Pabel Verlag, Rastatt erschienene<br />
Taschenbuch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe Utopa-Classic<br />
zu besorgen. Man sagt ja <strong>de</strong>n Bohemiens<br />
<strong>und</strong> vor allem <strong>de</strong>n Schriftstellern nach, dass<br />
sie alle einen Spleen, eine Marotte, also mehr<br />
so eine kleine Verschrobenheit ihr Eigen nennen.<br />
Jetzt so abrupt auf Jesco von Puttkamer<br />
angesprochen, weiß <strong><strong>de</strong>r</strong> Rezensent so direkt<br />
keine Antwort.<br />
Auf Eines ist noch hinzuweisen. Der <strong>SF</strong>-<br />
<strong>Fan</strong>s von damals war eifrigst bemüht die Leihbücher<br />
in „Ganzleinen“ zu ergattern. So ausgestattet<br />
ging er damit <strong>de</strong>n Autoren um ein<br />
Autogramm an. So kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Rezensent, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
natürlich auch ganz ganzleinig gelesen hat,<br />
hier – nicht ohne Stolz – zwei, lieber Leser,<br />
es steht hier wirklich „zwei“, dieser Autogramme<br />
präsentieren. Zu einen haben wir hier die<br />
ganz persönliche Widmung Jescos an Heinz<br />
Bingenheimer (siehe Abbildung 1) <strong>und</strong> ein<br />
Doppelautogramm, das nur 41 Jahre<br />
auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong> liegt (siehe Abbildung 2). Bei<strong>de</strong><br />
Erst-Autogramme sind auf <strong>de</strong>m ersten großen<br />
<strong>SF</strong>CD-Con (3) geschrieben wor<strong>de</strong>n.<br />
Aber dieser Roman ist nicht das Erste, was<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühzeit von Jesco von<br />
Puttkamer lesen konnte. In ANDROmeda Ausgabe<br />
4 vom April/Mai 1956 ward er bereits<br />
mit einem Leserbrief präsent, <strong>de</strong>n ich Dir,<br />
teurer Leser, nicht vorenthalten möchte:<br />
Jesco Baron von Puttkamer - Aachen, In<br />
<strong>de</strong>n Heimgarten 31<br />
10 FO 184 ·10/04