Das Leben, der Tod und der ganze Rest - SF-Fan.de
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dressler/fo 184/historische rezi/thüringen<br />
Auf die weitere Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Utopia-<br />
Reihe bin ich sehr gespannt. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufstieg<br />
weiterhin in <strong>de</strong>m Maße verläuft wie<br />
bisher, dann wird Utopia in kurzer Zeit das<br />
Niveau <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Hefte erreicht<br />
haben. Der letzte Band Ring um die Sonne<br />
erscheint mir persönlich ausgezeichnet <strong>und</strong><br />
ein weiterer Schritt vorwärts seit <strong>de</strong>n Tagen<br />
von Die Himmelfackel <strong>und</strong> Geister <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit!<br />
Es fiel mir vor allem auf, wie gut<br />
die <strong>de</strong>utsche Übersetzung ausgefallen ist; die<br />
meisten <strong>SF</strong>-Romane verlieren durch schlechte<br />
Übersetzung enorm an Wesen. Aber bei<br />
Band 34 (Anmerkung <strong>de</strong>s Rezensenten Ring<br />
um die Sonne von Raymond Z. Gallun <strong>und</strong><br />
Clark Darlton): alles ta<strong>de</strong>llos!<br />
Es mag auch mal interessant sein, über<br />
die Zukunft <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong>s zu spekulieren. Wenn<br />
man sich überlegt, wieviel Leute heute schon<br />
per <strong>SF</strong> mit <strong>de</strong>n fantastischen Entwicklungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n, kann<br />
man nicht umhin, sich Gedanken darüber zu<br />
machen, was geschehen wird, wenn eines<br />
Tages tatsächlich so ein <strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong> mit einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vielen ungeheuerlichen Situationen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong><br />
konfrontiert wird. Mann. könnte sich vorstellen:<br />
Herr X, lei<strong>de</strong>nschaftlicher <strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong>, sitzt eines<br />
Abends an seinem Tisch, damit beschäftigt,<br />
einen Utopia-Son<strong><strong>de</strong>r</strong>band zu verschlingen.<br />
Plötzlich läßt ihn ein ungewisses Etwas<br />
aufblicken. Vor ihm auf <strong>de</strong>m Tisch steht ein<br />
Wesen aus einem Albtraum, wo vorher noch<br />
keins war. Es hat sechs Beine, statt Sinnesorgane<br />
einfache Antennen, besitzt ungeheure<br />
Kräfte <strong>und</strong> stammt zweifellos von <strong>de</strong>n Welten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Capella. “Hallo!“ sagt Herr X <strong>und</strong> legt<br />
sein Heft zur Seite. “Sie kommen von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Capella?“ –„So ist es!“ dringt die Gedankenbotschaft<br />
<strong>de</strong>s Wesens in sein Gehirn. “Und<br />
Sie sind Herr X?“ - “Ganz richtig, ich bin Herr<br />
X. - Aber nun sagen Sie mal, lieber Capellaner,<br />
warum kommen Sie ausgerechnet zu mir?“<br />
Die psychische Botschaft ist <strong>de</strong>utlicher <strong>de</strong>nn<br />
je: “Sehr einfach, Herr X! Sie sind einer <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wenigen, die auf unser Kommen vorbereitet<br />
sind. Ihr Menschen seid. ja noch so rückständig,<br />
daß Ihr beim Anblick eines Mannes ‘from<br />
Outer Space‘ gleich Amok lauft. Die Geheimorganisation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sogenannten <strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong>s jedoch<br />
ist solcher Anblick gewöhnt; sie wird uns bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> übrigen Menschheit bestens einführen<br />
können.“<br />
Es wäre nett, wenn es tatsächlich einmal<br />
soweit kommen wur<strong>de</strong>, nicht wahr? Ich sehe<br />
ab <strong>und</strong> zu schon aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln auf<br />
<strong>de</strong>n Schreibtisch hinüber. Selbstverständlich<br />
wür<strong>de</strong> ich Ihnen sofort telegrafische Mitteilung<br />
vom Erscheinen <strong>de</strong>s Capellaners machen...<br />
<strong>Das</strong> erinnert <strong>de</strong>n Rezensenten nun an eine<br />
Begebenheit aus <strong>de</strong>n Anfängen seines eigenen<br />
fannischen <strong>Leben</strong>s. Bei einem Treffen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>SF</strong>-Gruppe Essen, die sich übrigens Fre<strong>und</strong>e<br />
wissenschaftlicher Utopie nannte, sprach man<br />
auch einmal davon, was wohl geschehen<br />
wür<strong>de</strong>, wenn plötzlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kneipe in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
FO 184 · 10/04<br />
man tagte, ein Wesen von jenseits <strong><strong>de</strong>r</strong> Erdatmosphäre,<br />
natürlich in <strong><strong>de</strong>r</strong> damals so beliebten<br />
Spinnenform, auftauchen wür<strong>de</strong>. Der<br />
Rezensent gab wohl eine saublö<strong>de</strong> Antwort.<br />
Er meinte, dass alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Gäste sofort<br />
schreiend das Lokal verlassen wür<strong>de</strong>n. Der<br />
<strong>SF</strong>-<strong>Fan</strong> dieses aber erst beim zweiten Hinsehen<br />
tun wür<strong>de</strong>.<br />
Im vorzitierten Klappentext lautet <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schlussabsatz: Dies ist ein echter Science<br />
Fiction Roman. Ein unheimliches Geschehen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft <strong>de</strong>s Atomzeitalters. Bei Erteilung<br />
<strong>de</strong>s Club-Siegels <strong>de</strong>s Science Fiction Clubs<br />
wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Roman als einer <strong><strong>de</strong>r</strong> besten bisher<br />
in <strong>de</strong>utscher Sprache geschriebenen Science<br />
Fiction Romane überhaupt bezeichnet.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Umschlagsrückseite liest man dann<br />
Folgen<strong>de</strong>s: In enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />
<strong>SF</strong>CD ist die Dörnersche Verlagsgesellschaft<br />
bestrebt, ihren Lesern gute <strong>und</strong> ansprechen<strong>de</strong><br />
Zukunftsromane zu bieten <strong>und</strong> bringt neben<br />
bekannten Autoren wie Wolf Detlef Rohr<br />
<strong>und</strong> Wayne Coover auch Werke neuer Meister<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>-Literatur.<br />
Jesco von Puttkamer, Verfasser vieler ausgezeichneter<br />
Kurzgeschichten utopischen Inhalts,<br />
schrieb seinen ersten Roman, <strong><strong>de</strong>r</strong> - so<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>CD überzeugt - einiges Aufsehen<br />
erregen wird. Er erhielt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Literarischen<br />
Abteilung <strong>de</strong>s <strong>SF</strong>CD das Clubsiegel als <strong>SF</strong>-<br />
Roman <strong>und</strong> wird somit allen Fre<strong>und</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
utopischen Literatur empfohlen.<br />
Romane, die das Siegel <strong>de</strong>s <strong>SF</strong>CD tragen,<br />
sind Spitzenleistungen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
utopischen Literatur. Sie sollten in keinem<br />
Bücherschrank <strong>de</strong>s Liebhabers fehlen.<br />
Der <strong>SF</strong>CD ist die einzige Vereinigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e utopischer Literatur in Deutschland<br />
<strong>und</strong> stellt somit eine Verbindung aller Menschen<br />
dar, die an eine bessere Zukunft glauben.<br />
Autor <strong>und</strong> Leser haben die Gelegenheit,<br />
sich persönlich kennenzulernen <strong>und</strong> fin<strong>de</strong>n<br />
somit Anregung zu lehrreichen Diskussionen.<br />
Durch die ständige Fühlungnahme mit <strong>de</strong>n<br />
führen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Verlagen auf utopischem<br />
Gebiet ist die Gewähr gegeben, daß<br />
die Leser vorzugsweise solche Romane vorgelegt<br />
erhalten, die ihren eigenen Wünschen<br />
entsprechen.<br />
Der <strong>SF</strong>CD ist das Sprachrohr <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser <strong>und</strong><br />
ihr Bin<strong>de</strong>glied zum Verlag.<br />
Die näheren Eintrittsbedingungen zum<br />
<strong>SF</strong>CD erhalten Sie durch <strong>de</strong>n 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
Walter Ernsting in Irschenberg über Miesbach/<br />
Obb.<br />
Es erübrigt sich, auf diesen Text näher einzugehen.<br />
Nur vielleicht so viel: Wayne Coover<br />
ist eines von Wolf Detlef Rohr Pseudonymen.<br />
Nicht nur im Heute versuchen die Verlage ihre<br />
Leser zu verarschen.<br />
Und noch ein Wort an <strong>de</strong>n <strong>SF</strong>CD e. V. So<br />
kann <strong><strong>de</strong>r</strong> geneigte <strong>Fan</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Homepage <strong>de</strong>s<br />
altehrwürdigen Literaturvereins unter <strong>de</strong>m<br />
Stichwort „Deutscher Science Fiction Preis“<br />
lesen: Bereits von Anfang an widmete sich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>CD e.V. auch <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschsprachigen<br />
Science Fiction <strong>und</strong> begann ausgewählte<br />
Werke mit <strong>de</strong>m so genannten Clubsiegel auszuzeichnen.<br />
Ich empfehle mal <strong>de</strong>n Jury-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
einige <strong><strong>de</strong>r</strong> damals ausgezeichneten<br />
Romane eines Ernest Terridge, Wayne Coover<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> eines J. E. Wells zu lesen, die von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schreibe her selbst gegenüber einem Hans<br />
Abbildung 3<br />
Dominick hausbacken <strong>und</strong> altertümlich wirken.<br />
Es sind ganz einfach irgendwelche Geschichten,<br />
<strong>de</strong>nen man das Mäntelchen <strong>SF</strong><br />
übergestülpt hat. Es waren auch sehr gute<br />
Romane in- <strong>und</strong> ausländischer Autoren<br />
darunter. Einer davon wur<strong>de</strong> von mir hier<br />
gera<strong>de</strong> besprochen. Aber <strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegen<strong>de</strong><br />
Teil… Diese „Werke“ im gleichen Atemzug wie<br />
zum Beispiel mit <strong>de</strong>nen <strong><strong>de</strong>r</strong> in diesem Jahr<br />
Ausgezeichneten zu nennen, empfin<strong>de</strong> ich als<br />
– gelin<strong>de</strong> gesagt – als recht herbe.<br />
Auch versuchte <strong><strong>de</strong>r</strong> Rezensent eine Aufstellung<br />
über alle Romane, die je mit <strong>de</strong>m<br />
Clubsiegel ausgezeichnet wur<strong>de</strong>, aufzutreiben.<br />
Es war vergebliche Liebesmüh. Es existiert<br />
wohl auch keine, <strong>de</strong>nn eine Nachfrage selbst<br />
beim verleihen<strong>de</strong>n Verein blieb bis heute ohne<br />
Antwort. Aber <strong>de</strong>s großen Ghu gerechte Mühlen<br />
mahlen zwar langsam, aber stetig. So stieß<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rezensent bei seinen Nachforschungen<br />
auf einen gewissen Jemand, <strong><strong>de</strong>r</strong> kleinlaut<br />
bekannte, dass er auch in <strong>de</strong>m siegelverleihen<strong>de</strong>n<br />
Gremium – auch Literarische<br />
Abteilung <strong>de</strong>s Science Fiction Clubs Deutschland<br />
genannt – tätig war <strong>und</strong> Werke eines C.<br />
C. Munro mit solchen ausgezeichnet hat. Ob<br />
dieses schändlichen Tuns verhängte <strong><strong>de</strong>r</strong> gütige<br />
Ghu – natürlich durch <strong>de</strong>n Rezensenten<br />
– eine Strafe, die darin besteht, die fehlen<strong>de</strong><br />
Aufstellung jetzt endlich zu fertigen. Der Delinquent<br />
nahm das Urteil übrigens frohen<br />
Herzens an.<br />
Und Kraakh, <strong><strong>de</strong>r</strong> ja ein so unrühmliches<br />
En<strong>de</strong> nahm, <strong><strong>de</strong>r</strong> quasi gestorben wur<strong>de</strong>, ist<br />
nun nicht wirklich tot. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s gemeinsamen<br />
Werkes von Clark Darlton (Walter<br />
Ernsting) <strong>und</strong> Jesco von Puttkamer <strong>Das</strong> unsterbliche<br />
Universum (Zimmermann-Verlag,<br />
Balve – 1959) hat er einen Gastauftritt. … „Es<br />
ist soweit. Du wirst gleich alles verstehen,<br />
mein Lieber. Komm mit mir. Professor Kraaihk<br />
wartet schon.“… …Während Professor Kraahk,<br />
ein schweigsames Wesen mit sechs muskulösen<br />
Beinen <strong>und</strong> einem Schneckenleib, seine<br />
Arme <strong>und</strong> Beine mit starken Gurten<br />
festschnallte…,…Kraahk legte <strong>de</strong>n Hebel um...<br />
Die Beschreibung <strong>de</strong>s fre<strong>und</strong>lichen Wesens<br />
ist mit jener in <strong>de</strong>m hier zu besprechen<strong>de</strong>n<br />
Roman i<strong>de</strong>ntisch. Und auch hier wie dort geht<br />
Kraakh seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Er<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> große Umleger von Hebeln.<br />
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