Das Leben, der Tod und der ganze Rest - SF-Fan.de
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dressler/fo 184/historische rezi/thüringen<br />
<strong>Das</strong> erste Mal – Teil drei<br />
Mit dieser Rezension legt Peter Thüringen die dritte Besprechung – nach Der Mond fällt auf die Er<strong>de</strong> von L. D. Palmer<br />
(FO Ausgabe 165) <strong>und</strong> <strong>Das</strong> unlöschbare Feuer von Munro R. Upton (FO Ausgabe 177) <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstlingswerke <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>SF</strong>-Autoren aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„guten, alten Zeit“ vor.<br />
Der Unheimliche vom an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stern<br />
von Jesco von Puttkamer<br />
Dörnersche Verlagsgesellschaft, Düsseldorf<br />
Titelbild: G. Rebentisch<br />
1957 – Supoynyl 6,80 DM<br />
für <strong>SF</strong>CD-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> in Ganzleinen 3,50 DM<br />
heute im Antiquariat für 8+00 bis 15+00<br />
erhältlich<br />
Über Jesco von Puttkamer schreibt das<br />
Lexikon <strong><strong>de</strong>r</strong> Science Fiction Literatur von<br />
Alpers/Fuchs/ Hahn/Jeschke (Wilhelm Heyne<br />
Verlag, München – 1988)<br />
Geboren in Leipzig. Nach <strong>de</strong>m Krieg kam<br />
er über die Schweiz nach Aachen, wo er, nach<br />
einigen Jobs als Praktikant, Hilfsarbeiter <strong>und</strong><br />
Konstrukteur 1952 ein Ingenieurstudium aufnahm.<br />
Von Puttkamer gehörte zu <strong>de</strong>n ersten<br />
Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>s Science Fiction Clubs Deutschland<br />
(Anm. <strong>de</strong>s Rezensenten: Mitgliedsnummer<br />
249) <strong>und</strong> hatte während seines Studiums<br />
Übersetzungen angefertigt (hauptsächlich<br />
Titel von A. E. Vogt, <strong>de</strong>m er, was seine<br />
eigenen Texte angeht, stilistisch stark ähnelt).<br />
Daneben arbeitete er als Journalist <strong>und</strong> Pressefotograf<br />
in Bonn <strong>und</strong> schrieb technische<br />
Artikel für Autofachzeitschriften. Seinem ersten<br />
<strong>SF</strong>-Roman, Der Unheimliche vom an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stern (1957), folgten noch Galaxis Ahoi!<br />
(1959), …<br />
Hier wollen wir die Erklärungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lexika-Autoren<br />
verlassen, <strong>de</strong>nn sie wer<strong>de</strong>n nun<br />
ungenau in ihren Erläuterungen, um nicht zu<br />
sagen, sie nehmen es mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit nicht<br />
so wichtig. Aber hier bewahrheitet es sich<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass nirgends so viel gelogen wird,<br />
wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheitsfindung.<br />
FO 184 · 10/04<br />
Zur Besprechung steht nun <strong><strong>de</strong>r</strong> Erstling von<br />
Jesco von Puttkamer an. Genauer gesagt: von<br />
Jesco Baron von Puttkamer. Mithin ein A<strong>de</strong>liger.<br />
Ist dann Der Unheimliche vom an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stern gar ein A<strong>de</strong>lsroman, ein Fürstenroman<br />
mit Herz <strong>und</strong> Schmerz? Nun gut, wir wer<strong>de</strong>n<br />
sehen.<br />
Wen<strong>de</strong>n wir uns – es wird fast schon zur<br />
Regel – <strong>de</strong>m Waschzettel, auch Klappentext<br />
genannt, dieses Romans zu, <strong><strong>de</strong>r</strong> übrigens <strong>de</strong>n<br />
Arbeitstitel Die Supernova (siehe ANDROmeda<br />
Ausgabe 12 – Juli / August 1957 – Seite 2<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ständigen Beilage <strong>de</strong>s Buchclubs <strong>de</strong>s<br />
<strong>SF</strong>CD) trägt. So schreibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Verlag:<br />
Über <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Ban<strong>de</strong>s:<br />
Dies ist die Geschichte eines Wesens aus<br />
einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Raum. Ein Experiment seiner<br />
Rasse brachte dieses Wesen in unser Sonnensystem.<br />
Unvorstellbare Kräfte geistiger <strong>und</strong><br />
technischer Art befähigen es, allein die <strong>ganze</strong><br />
Er<strong>de</strong> in seinen Besitz zu bringen. <strong>Das</strong> Wesen<br />
Kraahk will die Er<strong>de</strong> nicht zerstören. Es<br />
will nur die Menschen vernichten, um <strong>Leben</strong>sraum<br />
für neue Wesen seiner Rasse auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Er<strong>de</strong> zu schaffen. Ein seltsames Spiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur<br />
ist es, daß gera<strong>de</strong> in diesem Augenblick Ed<br />
Gordon, ein ganz einfacher <strong>und</strong> sehr normaler<br />
Laborant, eine Mutation durchmacht, durch<br />
die er selbst Fähigkeiten erlangt, die kein<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Mensch besitzt. Ed Gordon verliert<br />
die Angst <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Schlaf, <strong>und</strong> so ist er <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einzige Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m unheimlichen Wesen<br />
vom frem<strong>de</strong>n Stern entgegentreten kann.<br />
Die Chancen stehen schlecht für die Menschheit,<br />
<strong>de</strong>nn ein Monster bedroht sie.<br />
Schauen wir mal etwas genauer hin, ob<br />
diese bombastischen Worte <strong>de</strong>nn auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Realität entsprechen, bzw. ob die Erwartungen,<br />
die da geweckt wur<strong>de</strong>n, auch tatsächlich<br />
erfüllt wer<strong>de</strong>n?<br />
Sprach das Team <strong><strong>de</strong>r</strong> Lexikaten (o<strong><strong>de</strong>r</strong> wie<br />
man auch immer Lexika-Zusammenschreiber<br />
nennen mag) davon, dass von Puttkamer stilistisch<br />
van Vogt ähnelt, so stellt er dies schon<br />
mit <strong>de</strong>m ersten Satz <strong>de</strong>s Romans voll <strong>und</strong><br />
ganz unter Beweis. Beginnt er doch mit einem<br />
van Vogt’schen Gigantismus erster Güte:<br />
Kraahk legte seine bei<strong>de</strong>n vor<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arme auf<br />
die Steuerkontrollen <strong>und</strong> warf das Schiff fünf<br />
Milliar<strong>de</strong>n Meilen näher heran. Die Sonne<br />
Naard füllte jetzt fast <strong>de</strong>n <strong>ganze</strong>n Weltraum<br />
… Und schon wird <strong><strong>de</strong>r</strong> lesen<strong>de</strong> <strong>Fan</strong> gleich ins<br />
Grübeln geschickt, aber ins ganz tiefe Grübeln.<br />
Welche Meile, oh großer Jesco, meinst<br />
du? Jene normale, einfache Langmeile mit<br />
1.609,344 m, o<strong><strong>de</strong>r</strong> die gleiche Meile, jetzt aber<br />
mehr US-amerikanisch mit 1.609,347 m? O<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ist’s doch die nautische, jetzt mal international<br />
mit 1.852,00 m o<strong><strong>de</strong>r</strong> die nautische aus<br />
<strong>de</strong>m United Kingdom mit 1.853,20 m? Nehmen<br />
wir’s leicht <strong>und</strong> entschei<strong>de</strong>n uns für die<br />
international-nautische, weil es ja ein Schiff<br />
ist, das geworfen wird. Und Schiffe haben<br />
irgendwie was mit Nautik zu tun. Hol<strong><strong>de</strong>r</strong> Leser,<br />
frag bitte nicht warum – ich weiß es auch<br />
nicht. Und um die Meilen unserer Altvor<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
wollen wir uns hier erst gar nicht kümmern.(1)<br />
Dann schreiben wir das Ergebnis unseres<br />
Rechenkunststückes mal nie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Der Herr<br />
Kraakh warf also sein Raumschiff um<br />
9.260.000.000 km näher an die Sonne Naard<br />
heran. Es kann natürlich auch eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
Entfernung gewesen sein. Wir wissen ja nicht<br />
wie Kraakhens, die sich übrigens als Rasse<br />
Stkooh nennen, zu Hause rechnen. Nebenbei<br />
bemerkt: Der – noch – äußerste Planet unseres<br />
Sonnensystems ist im Mittel 5,9 Milliar<strong>de</strong>n<br />
km von Sol entfernt<br />
Auch die Sonne Naard, die sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit<br />
aller inzwischen sicher sein<br />
kann, ist von gigantischer Abmessung, obwohl<br />
sie alle Eigenschaften eines weißen<br />
Zwergs zeitigt. Nicht nur Kraakh, auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Leser versucht sich die Ausmaße vorzustellen,<br />
die dieses Sternlein haben musste, als<br />
es noch jung <strong>und</strong> heiß war. Wie gesagt, van<br />
Vogt lässt höflich grüßen.<br />
Aber wie es sich für einen angehen<strong>de</strong>n<br />
Ingenieur geziemt, darf er auch mal <strong>de</strong>n Pfad<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> reinen Logik verlassen. Lesen wir doch<br />
zu Beginn …stellten sie doch <strong>de</strong>n letzten,<br />
endgültigen Beweis dafür dar, daß seine<br />
Rasse, die Stkooh, das Universum beherrschte<br />
<strong>und</strong> die größten Probleme <strong>de</strong>s Kosmos<br />
gemeistert hatte. Einige Zeilen später heißt<br />
es aber …<strong>und</strong> jetzt durchzogen die Letzten<br />
<strong>de</strong>s einst riesenhaften Volkes in Super-Raumschiffen<br />
das All, um die endgültigen Geheimnisse<br />
<strong>de</strong>s Universums aufzu<strong>de</strong>cken, die sich<br />
ihnen trotz allen Suchens bisher noch entzogen<br />
hatten. Wenn man etwas beherrscht sollte<br />
man auch die letzten Geheimnisse <strong>de</strong>s Beherrschten<br />
kennen. O<strong><strong>de</strong>r</strong> sollte hier <strong><strong>de</strong>r</strong> kleine<br />
Schelm Prof. Ambrosius (2) seine Hand im<br />
Spiel haben.<br />
Nun, die Stkooh experimentieren fröhlich<br />
an <strong>und</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne Naard. Die spielt auch<br />
ganz brav mit <strong>und</strong> tat auch das was man vor<br />
ihr verlangte. An<strong><strong>de</strong>r</strong>es wäre ja auch blöd, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Roman wür<strong>de</strong> ja hier en<strong>de</strong>n. Kraakh, <strong>de</strong>m die<br />
Aufgabe übertragen wur<strong>de</strong>, seine Nase ganz<br />
dicht ins Geschehen zu hängen – wir nehmen<br />
mal an, er hatte eine solche – wird durch<br />
Explosion <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne in einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Raum<br />
– sprich Universum – geworfen. Aber, trotz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schmettern<strong>de</strong>n Erkenntnis jetzt allein<br />
in einem frem<strong>de</strong>n Universum zu sein,<br />
streckte Kraakh seinen langen Arm aus <strong>und</strong><br />
warf das Schiff vorwärts.<br />
Nächstartikelig wer<strong>de</strong>n wir mit <strong>de</strong>m künftigen<br />
Gegenspieler <strong>de</strong>s Wesens vom an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stern (wie’s mal wie<strong><strong>de</strong>r</strong> gar trefflich falsch<br />
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