Das Leben, der Tod und der ganze Rest - SF-Fan.de
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dressler/fo 184/film-dvd/vohl<br />
Sehenswertes in Schwarzweiß<br />
Zwar erscheinen mittlerweile auch auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Markt viele hochwertige DVDs,<br />
aber an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausstattung <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Klassiker hapert es noch. So hat einzig ‘Freaks’ von <strong>de</strong>n<br />
besprochenen Titeln einen Veröffentlichungstermin im Spätherbst. Vieles (so z. B. die<br />
Universal Horrortitel <strong><strong>de</strong>r</strong> 30er <strong>und</strong> 40er Jahre) erscheint hier gar nicht, o<strong><strong>de</strong>r</strong> mit weniger<br />
Extras. Und <strong>de</strong>swegen lohnt immer noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick über <strong>de</strong>n großen Teich...<br />
Freaks<br />
(USA 1932)<br />
Regie: <strong>Tod</strong> Browning; Drehbuch: Willis<br />
Goldbeck & Leon Gordon<br />
Darsteller: Wallace Ford, Leila Hyams; Olga<br />
Baclanova, Rosco Ate<br />
Laufzeit: 62 Min. Format: 1:1,33<br />
Ton: Englisch Mono; Untertitel: Englisch,<br />
Französisch, Spanisch; Regionalco<strong>de</strong>: 1<br />
‘Freaks’ war MGMs Antwort auf die erfolgreichen<br />
Horrorfilme <strong><strong>de</strong>r</strong> Universal-Studios in <strong>de</strong>n<br />
frühen 30er Jahren. An sich eher weniger ein<br />
Horrorfilm, als ein sehr moralisches Drama<br />
über eine Gruppe unterschiedlich behin<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />
<strong>und</strong>/o<strong><strong>de</strong>r</strong> missgestalteter Zirkusartisten<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Künstler, die sich gegen Intoleranz <strong>und</strong><br />
Ausbeutung durch zwei ihrer ‘normalen’ Kollegen<br />
drastisch zur Wehr setzen. Was <strong>de</strong>n Film<br />
so beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s macht, ist die Besetzung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Darsteller hauptsächlich mit echten ‘Freaks’.<br />
Für das damalige Kinopublikum war das zu<br />
harte Kost, es gab Proteste – <strong><strong>de</strong>r</strong> Film wur<strong>de</strong><br />
erheblich gekürzt <strong>und</strong> verschwand in <strong><strong>de</strong>r</strong> Versenkung.<br />
Regisseur <strong>Tod</strong> Brownings (noch kurz<br />
vorher bei Universal mit ‘Dracula’ sehr erfolgreich)<br />
langer Karriereabstieg begann!<br />
Erst in <strong>de</strong>n 60er Jahren tauchte <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Kinos auf <strong>und</strong> nun sind die<br />
DVD-Rechte an die Warner-Studios gefallen,<br />
die daraufhin eine preiswerte Special-Edition<br />
herausgebracht haben. Von <strong>de</strong>n ursprünglich<br />
knapp 90 Minuten sind nur noch gut 60 Minuten<br />
vorhan<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Rest</strong> <strong>de</strong>s Materials gilt<br />
als verschollen. Trotz<strong>de</strong>m ist ‘Freaks’ auf dieser<br />
DVD-Edition etwas länger als die bisher<br />
im Fernsehen gezeigten Fassungen. Der gut<br />
zweiminütige Epilog in sichtbar schwächerer<br />
Bildqualität war mir bisher nicht bekannt.<br />
Bis auf das En<strong>de</strong> hat die DVD eine gute<br />
Bildqualität, prima Kontraste <strong>und</strong> gute Grauwerte.<br />
Angesichts <strong>de</strong>s Alters <strong>de</strong>s Films nur<br />
wenige Bild<strong>de</strong>fekte. Der Ton ist recht sauber,<br />
wenn auch manchmal etwas muffig – aber<br />
zur Not kann man ja Untertitel zuschalten.<br />
Zum Film wird noch ein Audio-Kommentar<br />
vom <strong>Tod</strong> Browning-Experten David J. Skal<br />
angeboten, <strong><strong>de</strong>r</strong> in seinen Bemerkungen u. a.<br />
auf die fehlen<strong>de</strong>n Szenen hinweist, mir aber<br />
zum Schluss hin zu viel aus zeitgenössischen<br />
Besprechungen zitiert. <strong>Das</strong> absolute Highlight<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Extras ist die über einstündige Dokumentation<br />
zur Entstehung von ‘Freaks’ mit interessanten<br />
Hintergr<strong>und</strong>informationen über die<br />
schrägen Hauptdarsteller – sehr gelungen!<br />
Ansonsten gibt’s noch einen erklären<strong>de</strong>n Textprolog<br />
zur damaligen Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufführung in <strong>de</strong>n<br />
Kinos in <strong>de</strong>n 60ern, <strong>de</strong>n man wahlweise zuschalten<br />
kann <strong>und</strong> drei alternative En<strong>de</strong>n (auf<br />
Wunsch mit erläutern<strong>de</strong>m Kommentar von<br />
David J. Skal). Zumin<strong>de</strong>st ‘Freaks’ wird<br />
<strong>de</strong>mnächst auch als <strong>de</strong>utsche Co<strong>de</strong> 2-DVD<br />
mit i<strong>de</strong>ntischer Ausstattung erscheinen. Zusätzlich<br />
gibt’s dann noch optionale <strong>de</strong>utsche<br />
Untertitel.<br />
Lon Chaney<br />
Collection<br />
The Ace of Hearts (USA 1921)<br />
Regie: Wallace Worsley; Laufzeit: 74 Min.<br />
Laugh, Clown, Laugh (USA 1928)<br />
Regie: Herbert Brenon; Laufzeit: 73 Min.<br />
The Unknown (USA 1927)<br />
Regie: <strong>Tod</strong> Browning; Laufzeit: 49 Min.<br />
Ton: Stereo; Untertitel: Französisch, Spanisch;<br />
Regionalco<strong>de</strong>: 1<br />
Diese wun<strong><strong>de</strong>r</strong>schöne Doppel-DVD-Edition ist<br />
ein prima Kauf sowohl für Stummfilmexperten,<br />
wie auch für eher unbedarfte Einsteiger wie<br />
mich, was diese Epoche <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmgeschichte<br />
betrifft. Der große Charakterdarsteller Lon<br />
Chaney Sr. - hauptsächlich berühmt gewor<strong>de</strong>n<br />
durch seine vom ihm selbst (!) entworfenen<br />
Masken ist jeweils <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptdarsteller in<br />
<strong>de</strong>n drei Filmen. Alle Stummfilme sind mit<br />
hervorragen<strong>de</strong>n Musikkompositionen junger<br />
Komponisten versehen, die bei in einem<br />
Nachwuchswettbewerb übers Internet von<br />
‘Turner Classic Movies’ ausgewählt wur<strong>de</strong>n.<br />
Zu<strong>de</strong>m gibt es zu je<strong>de</strong>m Film einen f<strong>und</strong>ierten<br />
Audiokommentar vom Chaney-Biographen<br />
Michael F. Blake.<br />
Allen drei Filmen ist ein Thema gemein,<br />
was sich durch fast alle Chaney-Filme zieht:<br />
die unerwi<strong><strong>de</strong>r</strong>te Liebe.<br />
‘Ace of Hearts’, <strong><strong>de</strong>r</strong> früheste <strong><strong>de</strong>r</strong> drei Filme,<br />
ist einer <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Filme<br />
aus Chaneys Karriere, aber durchaus spannend<br />
<strong>und</strong> unterhaltsam. Ein Drama über eine<br />
Gruppe von Anarchisten (mit vagen An<strong>de</strong>utungen<br />
zum Kommunismus), die regelmäßig<br />
Attentate auf nicht genehme Personen verübt.<br />
Lon Chaney ist ein Mitglied dieses Geheimb<strong>und</strong>es<br />
<strong>und</strong> liebt das einzige weibliche<br />
Mitglied dieser Gemeinschaft. Sie heiratet aber<br />
einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en aus <strong>de</strong>m Kreis. Der Nebenbuhler<br />
versagt nun bei einem Auftrag <strong>und</strong><br />
Chaney ist nun hin- <strong>und</strong> hergerissen zwischen<br />
Loyalität <strong>und</strong> Liebe. Ziemlich melodramatische<br />
Kost, aber auch heute noch durchaus guckbar.<br />
Die Bildqualität ist im Hinblick auf Schärfe<br />
<strong>und</strong> Kontrast hervorragend. Einzig Kratzer <strong>und</strong><br />
Verunreinigungen trüben <strong>de</strong>n Genuss bei einzelnen<br />
Rollen. Die neu eingespielte Musik ist<br />
natürlich makellos <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Audiokommentar<br />
22 FO 184 ·10/04