skschbt08 - Hochschule für Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg

Prof. Dr. Eleonora Kohler-Gehrig Hochschule für öffentliche
BGB
Schuldrecht BT
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Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg
mit • Übersichten
• Beispielen
• Fällen
Stand: 08-2011

Inhaltsverzeichnis
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I. Allgemeines ........................................................................................................................ 4
II. Der Grundsatz der Privatautonomie ................................................................................... 4
III. Der Kaufvertrag .............................................................................................................. 6
1. Gegenstand des Kaufvertrages ....................................................................................... 6
2. Abschluss ....................................................................................................................... 7
3. Die Pflichten des Verkäufers beim Sachkauf ................................................................. 7
4. Die Pflichten des Käufers beim Sachkauf ...................................................................... 8
5. Leistungsstörungen beim Kaufvertrag ........................................................................... 8
5.1 Unmöglichkeit ........................................................................................................ 9
5.2 Leistungsverzögerung .......................................................................................... 10
5.3 Nebenpflichtverletzung ........................................................................................ 10
5.4 Sachmängelhaftung beim Kauf ............................................................................ 10
5.4.1 Fehlerbegriff ..................................................................................................... 10
5.4.2 Gewährleistungsansprüche ............................................................................... 13
Fall: Elektrischer Fensterheber ................................................................................. 18
Fall: Vorschaden ...................................................................................................... 19
5.4.3 Verjährung der Gewährleistungsansprüche ..................................................... 21
5.4.4 Beschaffenheits- und Haltbarkeitsgarantie ....................................................... 23
5.4.5 Verbrauchsgüterkauf ........................................................................................ 24
Fall: Transportschaden ............................................................................................. 26
5.4.6 Schutz des Einzelhändlers und Letztverkäufers ............................................... 26
6. Konkurrenzen ............................................................................................................... 28
7. Besondere Kaufverträge ............................................................................................... 29
Fall: Totalschaden .................................................................................................... 30
IV. Werkvertrag .................................................................................................................. 31
1. Pflichten des Unternehmers ......................................................................................... 32
2. Pflichten des Bestellers ................................................................................................ 32
2.1 Mitwirkungspflicht ............................................................................................... 32
2.2 Abnahmepflicht .................................................................................................... 33
2.3 Vergütungspflicht ................................................................................................. 33
2.4 Sicherung des Unternehmers ................................................................................ 34
3. Rücktritt und Kündigung des Bestellers....................................................................... 35
4. Gefahrtragung ............................................................................................................... 36
5. Mängelgewährleistung ................................................................................................. 36
5.1 Mangelbegriff ....................................................................................................... 37
5.2 Gewährleistungsrechte des Bestellers .................................................................. 37
5.3 Ausschluss der Mängelgewährleistung ................................................................ 39
5.4 Verjährung der Mangelgewährleistungsansprüche .............................................. 40
Fall: Undichtes Fenster ............................................................................................. 41
Fall: Lieferantenregress ............................................................................................ 42
6. Verdingungsordnungen für das Baugewerbe VOB ...................................................... 42
V. Werklieferungsvertrag ...................................................................................................... 43
VI. Produkthaftungsgesetz ................................................................................................. 43
Fall: Heimsolarium ................................................................................................... 44
VII. Besondere Vertriebsformen und Verbraucherschutz ................................................... 45
1. Haustürgeschäfte .......................................................................................................... 46
2. Fernabsatzverträge ....................................................................................................... 46
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3. Elektronischer Geschäftsverkehr .................................................................................. 47
4. Verbraucherdarlehen und Finanzkauf .......................................................................... 48
VIII. Mietvertrag ................................................................................................................... 48
1. Pflichten des Vermieters .............................................................................................. 49
2. Nicht- oder Schlechterfüllung durch den Vermieter .................................................... 50
Fall: Lagerhalle ........................................................................................................ 51
3. Pflichten des Mieters .................................................................................................... 53
4. Vermieterpfandrecht ..................................................................................................... 54
5. Veräußerung der Mietsache ......................................................................................... 55
6. Beendigung der Miete .................................................................................................. 55
7. Erhöhung des Mietzinses ............................................................................................. 57
8. Leasing ......................................................................................................................... 58
IX. Bereicherungsrecht ....................................................................................................... 59
1. Ansprüche aus § 812 .................................................................................................... 59
1.1 Leistungskondiktion ............................................................................................. 59
Fall: Lebensversicherung ......................................................................................... 60
1.2 Bereicherung in sonstiger Weise .......................................................................... 61
2. Ansprüche aus § 816 .................................................................................................... 62
Fall: Fahrradleihe ..................................................................................................... 62
3. Umfang der Bereicherung ............................................................................................ 63
Fall: Gefälschte Papiere ........................................................................................... 64
Fall: Wucherdarlehen ............................................................................................... 64
X. Übungsfälle zum Selbststudium ....................................................................................... 66
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I. Allgemeines
Das BGB beschreibt im Schuldrecht Besonderer Teil gesetzliche Schuldverhältnisse
wie das
- Bereicherungsrecht
- Recht der unerlaubten Handlung
und eine Reihe typischer rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse wie
- Kaufvertrag
- Werkvertrag
- Werklieferungsvertrag und
- Mietvertrag.
-
Es gibt auch außerhalb des BGB weitere typische Vertragsformen wie
- die Versicherungsverträge im Versicherungsvertragsgesetz und
- die Vertragsformen des Handelsrechts im Handelsgesetzbuch.
In der alltäglichen Praxis kommen diese typischen Vertragsformen häufig vor. Es
besteht jedoch keine zwingende Bindung an diese typischen Vertragsformen. Es
handelt sich um Grundtypen, die der Gesetzgeber entwickelt hat.
II. Der Grundsatz der Privatautonomie
Bei diesen typischen Vertragsformen handelt es sich lediglich um ein Leitbild des
Gesetzgebers. Nach dem Grundsatz der Privatautonomie des Art. 2 GG steht es den
Vertragsparteien frei, davon abweichende Vereinbarungen zu treffen. An das Leitbild
sind sie nur gebunden, soweit die darin enthaltenen Normen zwingender Natur sind
wie
- § 766 Schriftform der Bürgschaftserklärung,
- § 475 Verbrauchsgüterkauf
a. Die meisten Vorschriften im Vertragsrecht sind dispositiver Natur. Sie können
durch
- Individualvereinbarungen und
- Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)
abgeändert oder ersetzt werden. Es können an ihrer Stelle andere Vereinbarungen in
den Vertrag aufgenommen werden. Für diese Vereinbarungen gelten die allgemeinen
Schranken wie
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- Inhaltskontrolle bei AGB nach §§ 307-309
- Inhaltskontrolle bei Verbraucherverträgen nach § 310 Abs. 3.
- §§ 134, 138
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Der weit verbreitete Leasing-Vertrag ist aus der Abänderung des Mietvertragsrechts mittels AGB entstanden.
Das Gewährleistungsrecht des Mietvertragsrechts wurde zum Teil durch Gewährleistungsregelungen
aus dem Kaufvertrag ersetzt.
b. Der Grundsatz der Vertragsfreiheit gestattet es nicht nur, Abweichungen von
typischen Vertragsgestaltungen zu vereinbaren, sondern obendrein Elemente aus
den typischen Vertragsgestaltungen zu verbinden. Werden verschiedene Vertragsformen
miteinander gemischt, entstehen sogenannte gemischte Verträge. In der
Praxis finden sich vielgestaltige gemischte Verträge mit einem höchst unterschiedlichem
Grad der Vermischung:
aa. Gering ist der Grad der Vermischung, wenn ein typischer Vertrag mit einer andersartigen
Nebenleistung verbunden wird wie Zimmermiete mit Reinigung, Kauf mit
Wartungsvertrag.
bb. Weitergehend ist der Grad der Vermischung, wenn ein Vertragspaket aus den
Elementen verschiedener Vertragsformen gebildet wird wie der Beherbergungsvertrag,
Büroservicevertrag, das Event-Marketing. Hierdurch können neue Dienstleistungsangebote
am Markt offeriert werden. Das geltende Reisevertragsrecht nach §§ 651a ff
BGB ist aus der Kombination verschiedener Vertragsarten entstanden wie Miet-, Dienst- und Werkvertrag.
In Anlehnung an diese von der Reiseverkehrsbranche entwickelten Leistungspakete hat der Gesetzgeber
1979 das Reisevertragsrecht entwickelt.
cc. Es können zwei an sich selbständige Verträge zu einer Leistungseinheit verbunden
werden. Beide Verträge könnten gesondert abgeschlossen und abgewickelt
werden. Die Verbindung hat den Vorteil, dass die zu einer Einheit zusammengefassten
Verträge ein gemeinsames rechtliches Schicksal im Falle der Nichtigkeit eines
Teils erleiden nach § 139. Grundstückskaufvertrag mit Fertighauserstellungsvertrag; Gaststättenpacht
mit Bierbezugsvertrag.
dd. Sehr weitgehend ist die Vermischung bei den Typenverschmelzungsverträgen,
bei denen die einzelnen Elemente untrennbar miteinander verbunden sind wie die
gemischte Schenkung und Erteilung von Reitunterricht, der aus Miete des Tieres,
Miete der Reithalle und Unterricht als Dienstleistungselement besteht.
Treten bei der Abwicklung gemischter Verträge Probleme auf, stellt sich die Frage,
nach welchem Vertragstyp sich die rechtliche Behandlung der Problemfälle richtet:
• Lässt sich das auftretende Problem einem bestimmten Vertragstyp zuordnen,
sind die Regelungen dieses Vertragstyps heranzuziehen.
• Lässt sich das Problem keinem bestimmten Vertragstyp zuordnen oder geht
es um die Auflösung des Vertrages sind die Regelungen des Vertragstyps heranzuziehen,
der den Schwerpunkt bildet. Soll die Hotelbuchung storniert werden,
handelt es sich um die Auflösung eines Beherbergungsvertrages, der schwerpunktmäßig ein
Mietvertrag ist. Es gelten die Regelungen über die Kündigung eines Mietvertrages.
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c. Der Grundsatz der Privatautonomie gestattet es, gänzlich von den gesetzlichen
Vertragsleitbildern abweichende, neue Vertragsgestaltungen zu entwickeln. Für diese
atypischen Verträge gelten die Regelungen des Allgemeinen Teils des BGB und
des Allgemeinen Teil des Schuldrechts. Sie finden ihre Grenzen in
- §§ 134, 138 Gesetzes- und Sittenverstoß
- § 242 Grundsatz von Treu- und Glauben
- Inhaltskontrolle bei AGB nach §§ 307-309
- Inhaltskontrolle bei Verbraucherverträgen nach § 310 Abs. 3.
Manche dieser atypischen Vertragsformen haben am Markt eine gewisse Verbreitung
und Durchsetzung gefunden wie
- Garantievertrag Herstellergarantie bei Neuwagen
- Know-How-Vertrag
- Franchising-Vertrag.
Die Abwicklung dieser atypischen Vertragsverhältnisse wird regelmäßig umfangreich
und detailliert im Vertrag selbst - häufig als AGB - geregelt. Soweit eine vertragliche
Regelung fehlt oder rechtswidrig ist, ist zu untersuchen, ob ein verwandter gesetzlicher
Vertragstyp eine sachgerechte Lösung bietet. Diese gesetzliche Regelung kann
analog herangezogen werden. Ansonsten bleibt nur über § 242 die Suche nach einer
angemessenen Lösung. Der Know-How-Vertrag erfasst die entgeltliche Weitergabe nicht patentierter
oder nicht patentierbarer Betriebsgeheimnisse. Hierauf können die Regelungen des Pachtrechts
teilweise analog zur Anwendung kommen.
III. Der Kaufvertrag
Der Verkäufer verpflichtet sich zur Übertragung eines Vermögensgegenstandes auf
den Käufer gegen Zahlung einer Geldsumme. Der Kaufvertrag ist ein
Verpflichtungsgeschäft. Durch den Kaufvertrag wird die sachenrechtliche Zuordnung
des Kaufgegenstandes noch nicht verändert. Das Eigentum an der Kaufsache geht
erst durch das Verfügungsgeschäft
- nach § 929 bei beweglichen Sachen,
- nach §§ 873, 925 bei Grundstücken oder
- nach § 398 bei Forderungen
über. Der Kaufvertrag als schuldrechtliches Verpflichtungsgeschäft und die Übereignung
als Verfügungsgeschäft sind rechtlich voneinander unabhängig. Es gilt das Abstraktionsprinzip.
Rechtsfehler des einen Geschäfts führen grundsätzlich nicht zur
Unwirksamkeit des anderen Geschäfts.
Der Kaufvertrag ist ein gegenseitiger Vertrag. Es kommen die §§ 320 ff zur Anwendung. Nach § 320
kann die Leistung des Kaufgegenstandes zurück behalten werden, solange die Zahlung nicht angeboten
wird, außer es wurde eine Vorleistung vereinbart.
1. Gegenstand des Kaufvertrages
Gegenstand eines Kaufvertrages sind nach § 433 Abs. 1 Sachen. § 90 definiert Sachen
als körperliche Gegenstände. Sachen sind sowohl unbewegliche Sachen –
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Grundstücke - wie auch bewegliche Sachen, unabhängig vom Aggregatzustand. Neben
Festkörpern gehören Flüssigkeiten und Gase dazu. Tiere können ebenfalls Gegenstand eines
Kaufvertrages sein nach § 90 a.
Auf verkehrsfähige Güter wie Elektrizität, den Erwerb eines Unternehmens oder die
Veräußerung von Werbeideen kommt das Kaufvertragsrecht analog zur Anwendung.
Nach § 453 kommen die Regelungen des Sachkaufs auf den Rechtskauf entsprechend
zur Anwendung. Unter den Verkauf von Rechten fällt der Verkauf von Forderungen, das
Factoring. Besonderheiten des Rechtskaufs bleiben im Folgenden außer Betracht.
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Der Verkäufer muss nicht Eigentümer der Sache oder Inhaber des Rechts sein. Er
verpflichtet sich lediglich zur Beschaffung. Kann er diese Pflicht nicht erfüllen, können
Unmöglichkeit oder Verzug eingreifen. Eine Sache kann gleich mehrfach verkauft worden
sein. Den Bestand der Kaufverträge lässt dies unberührt. Der Verkäufer kann nicht alle eingegangenen
Verpflichtungen erfüllen und hat deshalb mit Rechtsnachteilen aus Unvermögen wie §§ 311a,
280, 283 zu rechnen.
Selbst eine zukünftige Sache, die zur Zeit des Vertragsschlusses noch nicht besteht,
kann verkauft werden. Kauf eines Welpen aus einem bevorstehenden Wurf.
Der vom Käufer zu entrichtende Kaufpreis muss eine Geldschuld sein. Der geschuldete
Betrag muss bestimmt sein, andernfalls können Bestimmungsregeln wie §§ 315
ff zur Anwendung kommen.
Wird hingegen eine Sache oder ein Recht als Gegenleistung geschuldet, liegt ein Tausch vor. Nach §
480 kommen auf den Tausch die Bestimmungen des Kaufvertrages entsprechend zur Anwendung.
Nicht entsprechend zur Anwendung kommen Vorschriften, die sich auf die Erbringung einer Geldleistung
als Gegenleistung beziehen wie § 467.
2. Abschluss
Der Kaufvertrag kann regelmäßig formlos abgeschlossen werden. Notarielle
Beurkundung schreibt § 311b für den Grundstückskauf vor. Soweit eine Gemeinde am
Kaufvertrag beteiligt ist, gelten §§ 42 ff, 54 GemO für die Verpflichtungserklärung der Gemeinde. Aus
Gründen der Rechtsklarheit und Beweisbarkeit wird oftmals eine gewillkürte Schriftform
vereinbart nach § 127. Häufig werden im Zusammenhang mit einem Kaufvertrag AGB verwendet.
Für die Einbeziehung sind §§ 305 ff zu bedenken.
Durch die Zusendung unbestellter Waren durch einen Unternehmer an einen Verbraucher kommt
nach § 241 a Abs. 1 noch kein Kaufvertrag zustande. Liegenlassen der unbestellten Ware und
Schweigen auf das im Zusenden konkludent enthaltene Angebot begründen noch keine Annahmeerklärung.
3. Die Pflichten des Verkäufers beim Sachkauf
a. Der Verkäufer ist beim Sachkauf nach § 433 Abs. 1 S. 1 verpflichtet, dem Käufer
die Sache zu übergeben und das Eigentum an ihr zu verschaffen. Wie das Eigentum
übergeht, bestimmt sich nach Sachenrecht:
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• Es gelten §§ 929 ff beim Erwerb beweglicher Sachen. Der Verkäufer hat dem
Käufer die Sache zu übergeben, beide müssen sich über den Eigentumsübergang
einigen. Die Pflicht zur Übergabe bedeutet, dass der Verkäufer dem
Käufer den unmittelbaren Besitz an der Kaufsache zu verschaffen hat nach §
854. Die Übergabeverpflichtung kann jedoch vertraglich dahingehend abgeändert werden,
dass ein anderer den Besitz für den Käufer ausübt: Verkauf der vermieteten Eigentumswohnung,
Verkauf des verpachteten Wiesengrundstücks.
• Beim Grundstückskauf gelten §§ 873, 925. Es ist die Auflassung zu erklären
und der Eigentumsübergang im Grundbuch einzutragen.
b. Nach § 433 Abs. 1 S. 2 ist die Sache frei von Rechts- und Sachmängeln dem Käufer
zu verschaffen. Die Folgen einer mangelhaften Lieferung ergeben sich aus § 437.
c. Außer den Hauptpflichten nach § 433 Abs. 1 treffen den Verkäufer Nebenpflichten,
die sich aus Vertragsvereinbarung, Gesetz oder ergänzender Vertragsauslegung
ergeben können. Nebenpflichten können sich aus § 242 ergeben. So hat der Verkäufer über Gefahren
des Produkts zu informieren. Bei technischen Gegenständen ist eine Unterweisung in Handhabung
und Wartung derselben erforderlich. Bei technischen Geräten sind für die übliche Lebensdauer
Ersatzteile vorzuhalten.
4. Die Pflichten des Käufers beim Sachkauf
a. Der Käufer hat nach § 433 Abs. 2 den Kaufpreis zu entrichten. Dies beinhaltet eine
Zahlungspflicht in bar durch Übereignung von Geldscheinen und Geldstücken nach §
929. Gibt der Verkäufer auf seinen Briefen und Rechnungen eine Bankverbindung an, darf der Käufer
nach §§ 133, 157 das Einvernehmen herleiten, der Verkäufer sei mit Überweisung des Kaufpreises
einverstanden. Erfüllung tritt nach § 362 mit Gutschrift auf dem Konto des Verkäufers ein. Scheck
oder Wechsel müssen vom Verkäufer nicht akzeptiert werden. Soweit er diese annimmt, erfolgt diese
Annahme erfüllungshalber nach § 364 Abs. 2. Erfüllung tritt erst mit Gutschrift des geschuldeten Betrages
ein.
b. Den Käufer trifft nach § 433 Abs. 2 die Pflicht, die bereitgestellte Kaufsache an
sich zu nehmen. Es handelt sich um eine einklagbare Pflicht des Käufers. Kommt der
Käufer der Abnahmepflicht nicht nach, gerät er nach § 293 in Annahmeverzug. Da es
sich um eine echte Rechtspflicht handelt, ist der Käufer obendrein Schuldner der Abnahmepflicht.
Kommt er der Pflicht nicht nach, besteht neben dem Annahmeverzug
ein Schuldnerverzug. Dies kann zu Ansprüchen des Verkäufers auf Ersatz des Verzögerungsschadens
nach §§ 286, 280 Abs. 1 bei Verzugs führen oder nach erfolgloser
Nachfristsetzung den Verkäufer zum Schadensersatz statt der Leistung nach §§
280, 281 oder zum Rücktritt nach § 323 berechtigen.
c. Das Gesetz sieht weitere abdingbare Nebenpflichten des Käufers vor wie
- § 448 Abs. 1 die Kosten der Abnahme und der Versendung der Kaufsache zu
tragen
- § 448 Abs. 2 beim Kauf eines Grundstücks die Kosten für die Beurkundung, für
die Auflassung und die Eintragung im Grundbuch zu tragen.
5. Leistungsstörungen beim Kaufvertrag
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tungspflicht nicht besteht.
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Beim Kaufvertrag können wie bei jedem Schuldverhältnis Leistungsstörungen auftreten.
Es gelten die Normen des Allgemeinen Schuldrechts wie §§ 275, 311a und §§
320 ff., da es sich um einen gegenseitigen Vertrag handelt. Nur soweit das Kaufrecht
Sonderregeln vorsieht, verdrängen diese die allgemeinen Regeln:
5.1 Unmöglichkeit
Ist dem Verkäufer die Erfüllung seiner Hauptpflicht nicht möglich, gelten die Regeln
über die Unmöglichkeit nach §§ 275, 283 ff, 280, 311 a, 326: 1
- der Anspruch auf die Primärleistung ist nach § 275 ausgeschlossen
- nach §§ 283, 280 Abs. 1 kann bei schuldhaft herbeigeführter nachträglicher
Unmöglichkeit Schadensersatz geltend gemacht werden, nach § 284 Ersatz
vergeblicher Aufwendungen und nach § 285 Herausgabe des Ersatzes selbst
ohne Verschulden.
- nach § 311a kommt bei Kennenmüssen des Verkäufers von der anfänglichen
Unmöglichkeit ein Schadensersatz- oder Aufwendungsanspruch in Betracht
- der Anspruch auf die Gegenleistung erlischt nach § 326, soweit nicht den Käufer
die Verantwortung für die Unmöglichkeit trifft.
Beim Gattungskauf kann nach § 243 Abs. 1 grundsätzlich keine Unmöglichkeit eintreten,
solange es noch Exemplare aus der Gattung gibt. Den Verkäufer trifft eine
Beschaffungspflicht. Hat der Verkäufer das zur Erfüllung Erforderliche getan, tritt
Konkretisierung der Gattungsschuld zu einer Stückschuld nach § 243 Abs. 2 ein.
Geht diese Stückschuld unter, tritt Unmöglichkeit nach §§ 275 ff, 326 ff ein:
Ging der Kaufgegenstand zwischen Vertragsabschluss aber noch vor Übereignung
unter, gilt bei zufälligem Untergang grundsätzlich § 326 für die Preisgefahr. Der Käufer
muss nicht zahlen. Hiervon gibt es zwei Ausnahmen nach den Regeln über die
Gefahrtragung bei zufälligem Untergang:
aa. Wurde dem Käufer zwar schon der Besitz aber noch nicht das Eigentum
übergeben, geht die Preisgefahr auf den Käufer nach § 446 über. Geht die Sache
beim Käufer unverschuldet unter, muss der Käufer trotzdem den Kaufpreis bezahlen,
obwohl er kein Eigentum an der untergegangenen Sache mehr erlangen kann. Wird
eine Sache unter Eigentumsvorbehalt nach § 449 veräußert, erhält der Käufer vorläufig den Besitz an
der Sache. Das Eigentum soll nach §§ 929, 158 erst mit vollständiger Bezahlung auf den Käufer übergehen.
Da der Käufer den Besitz und damit den Nutzen an der Sache schon vorm Eigentumserwerb
erlangt, ist es angemessen ihn das Risiko des Untergangs tragen zu lassen.
bb. Nach § 447 hat der Verkäufer das Preisrisiko beim Versendungskauf zu tragen,
wenn die Sache von ihm unverschuldet nach Auslieferung an die Transportperson
untergeht. Da die Versendung im Interesse des Käufers erfolgt, hat er das Risiko zu
tragen. Es genügt, wenn der Käufer auf Vorschlag des Verkäufers mit der Versendung
einverstanden ist. § 447 ist nur in den Fällen des eigenmächtigen Versands
durch den Verkäufer ausgeschlossen. Diese Gefahrtragungsregel gilt nach § 474 Abs. 2 nicht
beim Verbrauchsgüterkauf.
1 Nicht behebbare Mängel führen beim Stückkauf zur Unmöglichkeit mit der Folge, dass eine Leis-
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5.2 Leistungsverzögerung
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a. Solange der Verkäufer seiner Übereignungspflicht nicht nachkommt, steht dem
Käufer ein klagbarer Anspruch auf Vertragserfüllung, der Erfüllungsanspruch, zu.
b. Solange der Käufer den Kaufpreis noch nicht bezahlt hat, steht dem Verkäufer ein
Leistungsverweigerungsrecht nach § 320 zu, bis der Käufer seine Pflicht erfüllt.
Das Zurückbehaltungsrecht kommt nicht zur Anwendung, wenn den Verkäufer eine
Vorleistungspflicht trifft.
c. Kommt der Verkäufer mit der Erfüllung seiner Pflicht in Schuldnerverzug so kann
der Käufer neben der Erfüllung Ersatz des Verzögerungsschadens nach §§ 280,
286 Abs. 1 verlangen.
Nach § 323 kann der Käufer eine Nachfrist und nach fruchtlosem Ablauf der Nachfrist
den Rücktritt vom Kaufvertrag erklären. Der Rücktritt ist von einem Verschulden
des Verkäufers unabhängig. Bei Verschulden kommt nach erfolgter fruchtloser Nachfristsetzung
ein Schadensersatzanspruch statt der Leistung nach §§ 280, 281 in Betracht.
5.3 Nebenpflichtverletzung
Bei Verletzung einer nichtleistungsbezogenen Nebenpflicht kann sich aus §§ 280,
282, 241 Abs. 2 ein Schadensersatzanspruch ergeben. Der Käufer stürzt bei Abholung der
Ware auf dem spiegelglatten Boden im Verkaufsraum.
5.4 Sachmängelhaftung beim Kauf
Nach § 433 Abs. 1 S. 2 zählt zu den Verkäuferpflichten auch die mangelfreie Erbringung
der Leistung. 2 Dadurch wird die Lieferung einer mangelhaften Sache zu einer
Verletzung einer vertraglichen Pflicht im Sinne der §§ 280 ff.
5.4.1 Fehlerbegriff
Die Sachmängelhaftung setzt nach § 434 voraus, dass der Verkäufer dem Käufer
eine fehlerhafte Sache übergibt. § 434 definiert den kaufrechtlichen Fehlerbegriff: 3
a. Der Begriff des Fehlers ist sehr vielgestaltig:
aa. Das Gesetz geht primär vom subjektiven Fehlerbegriff aus. Es stellt darauf ab,
ob die Sache die von den Vertragsparteien vereinbarte Beschaffenheit hat. Selbst bei
Fehlen einer konkreten Beschaffenheitsvereinbarung kann eine konkludente Vereinbarung vorliegen,
soweit im Vorfeld des Vertragsabschlusses gewisse Umstände als selbstverständlich vorausgesetzt
wurden. Fehlt eine Beschaffenheitsvereinbarung, ist auf die vorausgesetzte Verwendung
abzustellen. Werbeaussagen des Verkäufers, die konkrete Eigenschaften der
Kaufsache betreffen, werden regelmäßig eine Beschaffenheitsvereinbarung begründen.
Darüber hinaus können Werbeaussagen Dritter wie des Herstellers zu einer Be-
2 Erfüllungs- statt Gewährleistungstheorie
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Str.; es gilt die 3jährige Verjährungsfrist für den Erfüllungsanspruch aus §§ 195, 199 Abs. 1 Nr. 1
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schaffenheitsvereinbarung führen. Diese Haftung greift nur für konkrete Eigenschaftszusicherungen
und nicht für allgemeine reißerische Werbeaussagen. Der
Verkäufer kann sich von der Haftung für Werbeaussagen des Herstellers oder dessen
Gehilfen durch den Nachweis befreien, dass er die Werbeaussagen weder kannte
noch kennen musste. Die Beweislast für das Eingreifen des Ausschlusstatbestandes
wird dem Verkäufer auferlegt. Erklärt ein Kfz-Hersteller in der Werbung, alle seiner Neufahrzeuge
werden mit elektronischem Stabilitätsprogramm ausgeliefert, so kann ein Käufer die Rechte
aus § 437 geltend machen bei fehlender Ausstattung.
bb. Soweit eine Beschaffenheitsvereinbarung fehlt, kommt der objektive Fehlerbegriff
zum Tragen. Hier wird auf die Eignung für die gewöhnliche Verwendung und die
übliche Beschaffenheit abgestellt. Die gewöhnliche Beschaffenheit eines Gebrauchtwagens ist
eine andere als eines Neuwagens.
cc. Fehler können Qualitätsmängel wie funktionsunfähige technische Geräte, verdorbene
Lebensmittel sein. Die Fehlerhaftigkeit kann sich aus tatsächlichen, wirtschaftlichen
oder rechtlichen Beziehungen der Kaufsache zu ihrer Umwelt ergeben, wenn
diese in der tatsächlichen Beschaffenheit der Sache selbst ihren Grund haben wie Lage
des Grundstücks außerhalb des Baugebiets, Echtheit eines Bildes, Unbewohnbarkeit eines Hauses
wegen Nutzungsverbot.
dd. § 434 Abs. 2 stellt Montagefehler durch den Verkäufer oder seine Erfüllungsgehilfen
einem Sachmangel gleich. Gedacht ist an die Fälle, in denen eine zunächst
mangelfreie Sache geliefert wird, die dadurch mangelhaft wird, dass der Verkäufer
sie unsachgemäß montiert. Die Beschädigung einer Waschmaschine infolge fehlerhaften Wasseranschlusses
durch den Verkäufer. Hierunter fallen aber auch die Vorkommnisse, wenn
allein die Montage fehlerhaft ist, ohne dass dies zu einer Beschädigung der verkauften
Sache führt. Schränke werden schief an der Wand angebracht.
ee. Einen Sachmangel stellt weiter die Lieferung einer mangelhaften Montageanleitung
dar. Es kommt nicht darauf an, ob der Käufer die Sache selbst montiert hat.
Sogenannter IKEA-Paragraph.
ff. § 434 Abs. 3 stellt die Falschlieferung und die Zu-Wenig-Lieferung einem
Sachmangel gleich. Die Falschlieferung einer anderen als der geschuldeten Sache
wird auch als Aliud-Lieferung bezeichnet, die Zu-Wenig-Lieferung als Manko-
Lieferung.
Wird bei einer Stückschuld eine andere als die geschuldete Sache geliefert, besteht
der ursprüngliche Erfüllungsanspruch auf die geschuldete Sache fort; dies unterfällt
nicht dem Mangelrecht. 4
Bei einer Zu-Wenig-Lieferung wird zumeist der primäre Erfüllungsanspruch hinsichtlich
der fehlenden Menge ausreichen. Kommt es bei Fliesen wegen möglicher
Farbabweichungen darauf an, dass die Gesamtlieferung aus einer Partie stammt, ist die Nacherfüllung
durch völlige Neulieferung in der nunmehr richtigen Menge die geeignete Rechtsfolge.
Der Begriff des Sachmangels umfasst
• § 434 Abs. 1 subjektiver Fehlerbegriff und Werbeaussagen; subsidiär: objektiver
Fehlerbegriff
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• § 434 Abs. 2 mangelhafte Anleitungen und Montagen
• § 434 Abs. 3 Falschlieferung und Zu-Wenig-Lieferung
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Neben den Sachmängeln spielen gelegentlich auch Rechtsmängel nach § 435 eine
Rolle. Diese werden hier kurz umschrieben, ohne dass näher darauf eingegangen
wird: Ein Rechtsmangel liegt vor, wenn ein Grundstück mit einer Grunddienstbarkeit
oder Hypothek belastet ist. Zumeist wird die Übernahme eingetragener Rechte im
notariellen Kaufvertrag ausdrücklich geregelt, so dass die praktische Bedeutung der
Rechtsmangelgewährleistung gering ist.
Nach § 435 S. 2 stellen Buchrechte, also eingetragene, aber nicht bestehende Rechte
an einem Grundstück, einen Rechtsmangel dar. Sie verschlechtern die Rechtsposition
des Käufers zwar nicht unmittelbar. Sie können ihn jedoch bei einer Verfügung
über das Grundstück behindern und bergen die Gefahr, im Wege gutgläubigen Erwerbs
zum wirklichen Recht zu erstarken. Ihre Löschung ist gebührenpflichtig. Der
Käufer hat deshalb ein berechtigtes Interesse an der Grundbuchberichtigung seitens
des Verkäufers.
Nach § 436 Abs. 2 haftet der Verkäufer nicht für Abgaben und Lasten, also für
öffentlichrechtliche Leistungspflichten, die aus dem Grundstück zu erfüllen sind mit
Ausnahme der Anliegerbeiträge nach § 436 Abs. 1. Die Freistellung des Verkäufers
nach Abs. 2 erfasst nicht öffentlichrechtliche Vorkaufsrechte, öffentlichrechtliche
Baubeschränkungen, Baulasten aufgrund von Bauordnungsvorschriften der Länder.
b. Der Fehler muss im Zeitpunkt des Gefahrübergangs vorliegen. Der Zeitpunkt
des Gefahrübergangs bemisst sich nach § 446 S. 1. Die Gefahr geht mit Übergabe
der Sache an den Käufer über. Der Gefahrübergang kann nach § 446 S. 3 auch bei
Annahmeverzug des Käufers erfolgen. Hat die Sache bei Vertragsabschluss einen
Mangel, so ist es unschädlich, wenn der Verkäufer den Mangel bis zum Gefahrübergang
beseitigen kann.
c. Der Käufer trägt die Beweislast dafür, dass eine von ihm als Erfüllung angenommene
Leistung nicht die geschuldete Leistung oder unvollständig gewesen ist. Nur
beim Verbrauchsgüterkauf kennt § 476 eine Beweislastumkehr zugunsten des Käufers. Zeigt sich
beim Verbrauchsgüterkauf innerhalb der ersten sechs Monate nach Gefahrübergang ein Mangel, wird
vermutet, dass dieser bereits bei Gefahrübergang vorhanden war.
d. Ein Ausschluss der Sachmängelhaftung greift nach § 442 ein, sollte der Käufer
den Mangel bei Vertragsabschluss gekannt haben oder infolge grober Fahrlässigkeit
nicht gekannt haben. Bei grober Fahrlässigkeit bleiben die Käuferrechte erhalten,
sollte der Verkäufer den Mangel arglistig verschwiegen haben oder eine Beschaffenheitsgarantie
übernommen haben. Im Grundbuch eingetragene Rechte hat der Verkäufer nach
§ 442 Abs. 2 gleichwohl beseitigen zu lassen. In der Regel wird die Übernahme eingetragener Rechte
im notariellen Kaufvertrag ausdrücklich geregelt.
Nach § 444 ist ein vertraglich vereinbarter Gewährleistungsausschluss unwirksam,
wenn der Verkäufer den Mangel arglistig verschwiegen hat oder das Vorhandensein
einer Eigenschaft arglistig zugesichert hat. Im Umkehrschluss folgt, dass vereinbarte
Gewährleistungsausschlüsse ansonsten zulässig sind. Beim Verbrauchsgüterkauf
gilt jedoch die Einschränkung des § 475.
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Weitere Einschränkungen für Ausschlüsse sieht § 309 Nr. 8 b in Allgemeinen
Geschäftsbedingungen und Verbraucherverträgen vor bei Kaufverträgen über neu
hergestellte Sachen. Die in der Vergangenheit beim Gebrauchtwagenkauf in AGB häufig anzutreffende
Klausel Gekauft wie besehen, unter Ausschluss jeder Gewährleistung verstößt gegen § 309
Nr.7a und Nr. 7b. Die Klausel umschließt unzulässigerweise die Haftung wegen Körper- und Gesundheitsschäden
und grob fahrlässigen Pflichtverletzungen.
5.4.2 Gewährleistungsansprüche
Da die Lieferung einer mangelfreien Sache zu den Erfüllungspflichten des § 433 Abs.
1 zählt, wird die Lieferung einer mangelhaften Sache als Nichterfüllung der
Verkäuferpflichten verstanden. Deshalb ergeben sich die Rechte und Pflichten bereits
aus dem allgemeinen Leistungsstörungsrecht, das durch die § 437 ff. lediglich in
einzelnen Beziehungen modifiziert wird.
a. So gewähren §§ 437 Nr. 1, 439 dem Käufer einen Anspruch auf Nacherfüllung.
Der geschuldete Leistungserfolg kann nach § 439 Abs. 1 auf verschiedene Weise
herbeigeführt werden. Es kommt
• eine Nachbesserung der mangelhaften Sache oder
• die Nachlieferung einer anderen mangelfreien Sache in Betracht.
Dem Verkäufer steht insofern ein Wahlrecht zu. Die sich hieraus ergebenden
Modifikationen des Erfüllungsanspruchs sind in § 439 geregelt. Der Verkäufer bekommt
so eine letzte Chance, den mit der Rückabwicklung des Vertrags verbundenen
wirtschaftlichen Nachteil abzuwenden.
Der Anspruch auf Nachlieferung ist bei Stückschulden regelmäßig ausgeschlossen.
Ist der Mangel nicht behebbar, kann auch der Anspruch auf Nachbesserung
ausgeschlossen sein. Es tritt dann nach § 275 Abs. 1 Unmöglichkeit ein. Ist nur eine
Form der Nacherfüllung ausgeschlossen, verbleibt die andere Form. Sind beide Formen der Nacherfüllung
gleichzeitig ausgeschlossen, kann der Käufer nun ohne Nachfristsetzung zu den anderen Gewährleistungsansprüchen
übergehen.
Gegen Missbrauchsfälle seitens des Käufers, wie ein schikanöses Verlangen von
Nachlieferung trotz mit einfachster Mittel einwandfrei zu bewirkender Reparatur, ist
der Verkäufer ausreichend durch die Möglichkeit der Verweigerung der Nacherfüllung
nach § 439 Abs. 3 geschützt. Sind beide Arten der Nacherfüllung nach § 439
Abs. 3 ausgeschlossen, entfällt der Anspruch auf Nacherfüllung gänzlich. Diese Einschränkung
gilt auch, wenn die Nachlieferung bei einer Stückschuld unmöglich ist
und insofern § 275 Abs. 1 eingreift, die Nachbesserung jedoch nach § 439 Abs. 3
wegen Unverhältnismäßigkeit ausgeschlossen ist. Ist ein Gebrauchtwagen mangelhaft, gilt
für den Nachlieferungsanspruch § 275 Abs. 1. Ist die Reparatur unverhältnismäßig, weil es keine Ersatzteile
mehr gibt und diese in Handarbeit angefertigt werden müssen, greift § 439 Abs. 3. Der Verkäufer
kann die Nachbesserung verweigern.
Ist bei einer Stückschuld der Anspruch auf Nachlieferung ausgeschlossen und
kommt eine Nachbesserung nicht in Betracht entfällt der Anspruch auf die Gegenleistung
im Falle der Unmöglichkeit der Nacherfüllung nach § 326 Abs. 1 S. 2 nicht kraft
Gesetzes, damit der Käufer die Möglichkeit hat, unter den weiteren von § 437 vorgesehenen
Möglichkeiten frei zu wählen. Der Käufer eines Unfallwagens, kann hier-
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nach mindern. Dann ist nur ein Teil des ursprünglich geschuldeten Kaufpreises zu
entrichten und er kann das Fahrzeug behalten.
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Verweigert der Verkäufer zu Unrecht die vom Käufer gewählte Art der Nacherfüllung,
kann der Käufer die ihm zustehende Art der Nacherfüllung gerichtlich durchsetzen.
Der Nacherfüllungsanspruch ist nichts anderes als eine modifizierte Form des
ursprünglichen Erfüllungsanspruchs. Mit der mangelhaften Lieferung, d.h. mit
Gefahrübergang, endet der Erfüllungsanspruch und kann nur noch Nacherfüllung
verlangt werden. Für den Nacherfüllungsanspruch gilt die speziellere Verjährungsfrist
des § 438 und der Ausschlussgrund des § 442.
Nach § 439 Abs. 2 hat der Käufer Anspruch auf Ersatz der Kosten der Nacherfüllung
wie Kosten des Transports, Wege-, Arbeits- und Materialkosten. Diese Vorschrift
hat gegenüber dem Schadensersatzanspruch aus § 280 den Vorteil, dass kein
Verschulden des Verkäufers erforderlich ist. Fraglich ist, wo die Nacherfüllung zu erbringen
ist: Am ursprünglichen Erfüllungsort oder am Belegenheitsort. Aus der Entstehungsgeschichte
der Norm wird vertreten, dass der Belegenheitsort der Ort der
Nacherfüllung sei.
b. Alternativ hat der Käufer nach § 437 Nr. 2 einen Anspruch auf Minderung oder auf
Rücktritt nach §§ 323, 326.
aa. Nach § 323 Abs. 1 setzt das Recht des Käufers zum Rücktritt vom Vertrag wegen
eines Mangels grundsätzlich voraus, dass eine dem Verkäufer vom Käufer gesetzte
angemessene Frist zur Nacherfüllung erfolglos abgelaufen ist. Hierdurch
erhält der Verkäufer ein Recht zur zweiten Andienung. Bei unerheblichen Pflichtverletzungen
ist nach § 323 Abs. 5 S. 2 der Rücktritt ausgeschlossen. Eine mehr als 5%
Unterschreitung der in einem Verkaufsprospekt angegebenen Höchstgeschwindigkeit stellt einen wesentlichen
Mangel dar. 5
Der Ausschluss des Rücktrittsrechts wegen unerheblicher Pflichtverletzungen gilt nicht, wenn dem
Verkäufer eine Eigenschaft zugesichert wurde. § 323 Abs. 5 S. 2 kommt nicht zur Anwendung. Bei der
Zusicherung einer Eigenschaft und der darin liegenden Übernahme einer Garantie kann nicht von
einer unerheblichen Pflichtverletzung gesprochen werden, selbst wenn der Wert oder die Tauglichkeit
nur unerheblich gemindert ist.
Die Nachfristsetzung ist nach §§ 440, 323 Abs. 2 entbehrlich, wenn
- der Verkäufer die Nacherfüllung ernsthaft und endgültig verweigert hat
- der Verkäufer beide Arten der Nacherfüllung nach § 439 Abs. 3 verweigert hat
- die gewählte Art der Nacherfüllung fehlgeschlagen ist. Die gewählte Art der Nacherfüllung
wurde zweimal erfolglos probiert.
- ein relatives Fixgeschäft vorliegt. Die Ware wird mangelhaft geliefert, weshalb der mit
der Zeitvereinbarung verfolgte Zweck nicht mehr eingehalten werden kann.
- ein Interessewegfall vorliegt. Saisonware wird mangelhaft geliefert und die Saison ist
abgelaufen, bevor mit der Nachlieferung zu rechnen ist.
- Unzumutbarkeit Gefahren für Leben und Gesundheit, deren Auftreten auch bei Nacherfüllung
nicht sicher ausgeschlossen werden kann
- § 326 Abs. 5 bei Unmöglichkeit der Nacherfüllung.
5 OLG Düsseldorf NJW 2005 S. 3504 f m.w.N.
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Der Rücktritt ist das Recht des Käufers zur Aufhebung des Vertrags. Der Rücktritt ist
als Gestaltungsrecht ausgestaltet. Er kann einseitig ausgeübt werden. Es bedarf
nicht der Zustimmung des Verkäufers. Nach erfolgter Erklärung ist der Rücktritt bewirkt.
Es gibt kein Zurück zu einem anderen Recht mehr. Anders ist dies für den
Schadensersatzanspruch, dessen Geltendmachung § 325 auch nach Rücktritt
ausdrücklich zulässt.
bb. Hat die gelieferte Sache einen Mangel, so kann der Käufer ein Interesse daran
haben, sie zu behalten und den Kaufpreis herabzusetzen. Diesem Ziel dient die
Minderung. Sie vollzieht sich nach § 441. Die Minderung kann statt Rücktritt verlangt
werden.
Minderung statt Rücktritt legt nahe, dass die Minderung wie der Rücktritt eine
Nachfristsetzung erfordert. Der Begriff statt beinhaltet eine Verweisung auf die
Voraussetzungen des Rücktritts. Die Minderung kommt anders als der Rücktritt nach §§
441 Abs. 1 S. 2, 323 Abs. 5 S. 2 auch bei unerheblichen Mängeln zur Anwendung.
Die Minderung kann den Kaufpreis auf maximal Null herabsetzen. Dann ist der Käufer aus Treu und
Glauben wie beim Rücktritt zur Rückgabe des Kaufgegenstandes verpflichtet.
Wie der Rücktritt ist auch die Minderung als Gestaltungsrecht ausgestaltet. Nach
Erklärung der Minderung gibt es kein Zurück mehr.
Bei Teillieferung kann der Käufer nach erfolgloser Nachfristsetzung gemäß
- §§ 323 Abs. 5 S. 1 Rücktritt vom ganzen Vertrag bei Interessenwegfall oder
- §§ 323 Abs. 1, 441 Abs. 3 Minderung
geltend machen.
c. Nach § 437 Nr. 3 kann der Käufer bei Lieferung einer mangelhaften Sache
Schadensersatz verlangen nach §§ 280 ff, soweit der Verkäufer den Mangel zu
vertreten hat. Dem Käufer kann ein Schaden entstehen, weil
- die Sache wegen des Mangels nicht den Wert hat, den sie ohne Mangel hätte,
- wegen des Mangels der Sache ein Weiterverkauf zu besonders günstigen Bedingungen
scheitert,
- aufgrund des Mangels ein weitergehender Schaden entsteht, weil sich der Käufer
an einem schadhaften Maschinenteil verletzt,
- der Schaden kann auch darin liegen, dass der Verkäufer die Nacherfüllung
verzögert, weil er die Maschine nicht innerhalb angemessener Frist repariert
und es dadurch zu einem Produktionsausfall kommt.
aa. Den Nichterfüllungsschaden wegen dem der Sache immanenten Mangelschadens
kann der Käufer nur nach §§ 280 Abs. 3, 281 geltend machen, der regelmäßig
den ergebnislosen Ablauf einer Frist zur Nacherfüllung erfordert. Die Fristsetzung
ist entbehrlich nach §§ 440, 281, wenn
• der Verkäufer die Leistung ernsthaft und endgültig verweigert
• im Falle eines Interessewegfalls
• bei Fehlschlagen der gewählten Nacherfüllung
• Unzumutbarkeit der dem Käufer zustehenden Art der Nacherfüllung.
Der Anspruch umfasst den kleinen Schadensersatz, d.h. Ersatz des durch den
Mangel verursachten Minderwerts der Kaufsache oder deren Reparaturkosten, die
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beim Käufer verbleibt, ohne dass es zu einer Rückabwicklung kommt. Liefert der Fensterhersteller
dem Handwerker von 10 bestellten Fenstern nur 8 und ist trotz Nachfristsetzung nicht zur
Nachlieferung der beiden fehlenden Fenstern in der Lage, kann der Handwerker den kleinen Schadensersatz
geltend machen, wegen der Minderlieferung, wenn er sich für die beiden fehlenden Fenster
anderweitig teurer eindecken musste.
Großen Schadensersatz kann der Käufer gemäß § 281 Abs. 1 S. 3 nur bei erheblicher
Pflichtverletzung verlangen. Es ist die gekaufte Sache zurückzugeben. Der
Kaufpreis und ein weiterer Schaden ist vom Verkäufer zu erstatten. Da der große
Schadensersatz wie der Rücktritt zur Rückabwicklung des Kaufvertrages führt, setzt
er ebenfalls eine erhebliche Pflichtverletzung voraus. Liefert der Fensterhersteller dem
Handwerker von 10 bestellten Fenstern nur 8 und ist er trotz Nachfristsetzung nicht zur Nachlieferung
der beiden fehlenden Fenster in der Lage, kann der Handwerker den großen Schadensersatz geltend
machen, wenn er 10 gleichartige Fenster braucht und zu einem höheren Preis beschaffen musste, um
den Einbautermin halten zu können.
bb. § 280 Abs. 1 erfasst die Mangelfolgeschäden. Hiernach sind die über das
Erfüllungsinteresse des Käufers hinausgehenden Vermögensnachteile des Käufers
auszugleichen. Der Verkäufer verletzt sich am schadhaften Kaufgegenstand. Der schadhafte Toaster
setzt die Küche in Brand. Einer Nachfristsetzung wie bei Mangelschäden bedarf es
nicht, da diese Schäden nicht mit der Mangelhaftigkeit identisch sind und durch die
Mangelbeseitigung selbst nicht beseitigt werden. § 280 Abs. 1 umfasst nur den
Mangelfolgeschaden an anderen Rechtsgütern des Käufers nicht hingegen den
Mangelschaden, der die Mangelhaftigkeit der Sache selbst betrifft. Der Mangelschaden
ist in § 281 gesondert geregelt. Minderwert der Sache, Reparaturkosten, entgangener
Gewinn.
cc. Es ist zu beachten, dass der Schadensersatzanspruch gemäß §§ 437 Nr. 3, 280
Abs. 1 nicht entsteht, wenn der Verkäufer den Sachmangel im Sinne der §§ 276, 278
nicht zu vertreten hat. Zu einer Pflichtverletzung muss ein Vertretenmüssen
hinzukommen.
Zum einen kann im Vertrag ausdrücklich oder konkludent bestimmt sein, dass der
Verkäufer für eine bestimmte Beschaffenheit ohne weiteres einzustehen hat. Dies ist
der Fall wenn er eine Beschaffenheitsgarantie im Sinne des § 276 Abs. 1 übernommen
hat.
Wieweit die im Verkehr erforderliche Sorgfalt reicht, kann nicht für alle Arten von
Kaufverträgen in gleicher Weise beantwortet werden. Wer als gewerblicher Verkäufer industriell
hergestellter Massenartikel handelt, braucht seine Ware nicht auf Konstruktions- und Fertigungsmängel
zu untersuchen. Anders ist die Frage zu beurteilen bei besonders hochwertigen oder
fehleranfälligen Produkten oder wenn der Verkäufer eine besondere Sachkunde besitzt.
Die Verpflichtung zur mangelfreien Verschaffung der Sache führt auch nicht auf dem
Umweg über die Gehilfenhaftung zu einer grundlegenden Ausweitung von
Schadensersatzpflichten des Verkäufers. Der Warenhersteller ist nicht Erfüllungsgehilfe
des Verkäufers. Die Verpflichtung des Verkäufers beschränkt sich auf die mangelfreie
Verschaffung der Sache und umfasst nicht die Herstellung der Sache. Die
Herstellung der Sache ist nicht in den Pflichtenkreis des Verkäufers einbezogen.
dd. § 437 Nr. 3 verweist im Falle der Unmöglichkeit der Lieferung einer mangelfreien
Sache auf die §§ 283, 311 a. Davon werden die Fälle erfasst, in denen die Erfüllung
des Nacherfüllungsanspruchs unmöglich ist. Der Unterschied zwischen großem und
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BGH NJW 2009, 2674 ff.
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kleinem Schadensersatz gilt auch im Rahmen des § 283. Der als echt gekaufte Rembrandt
stellt sich als Werk eines Schülers heraus.
d. Das Verhältnis zwischen Rücktritt, Minderung und Schadensersatz stellt sich wie
folgt dar:
• Der Rücktritt und der große Schadensersatz sind bei geringen Pflichtverletzungen
ausgeschlossen.
• Bei geringen Pflichtverletzungen kommt der kleine Schadensersatzanspruch
nach § 281 Abs. 1 S. 1 oder die Minderung nach § 441 in Betracht.
• Rücktritt und Minderung sind verschuldensunabhängig.
e. Das Verhältnis von Nichterfüllung zu Verzug stellt sich folgendermaßen dar:
Dem Käufer kann durch die Lieferung einer mangelhaften Sache ein Schaden entstehen,
weil die Sache erst viel später in Betrieb genommen werden kann oder weil
wegen einer verzögerten Nacherfüllung Rechtsverfolgungskosten entstehen. Mangelbedingter
Nutzungsausfall ist nach §§ 437 Nr. 3, 280 Abs. 1ersatzfähig. Die besonderen
Voraussetzungen des Verzugs müssen nicht vorliegen. 6
f. Schließlich hat der Käufer die Möglichkeit nach § 284 an der Stelle des
Schadensersatzes statt der Leistung Ersatz vergeblicher Aufwendungen zu
verlangen. Die Formulierung Statt macht deutlich, dass wie beim
Schadensersatzanspruch aus § 280 Abs. 1 eine schuldhafte Pflichtverletzung vorliegen
muss. Der Käufer hat ein Darlehen zur Begleichung der Kaufpreisschuld aufgenommen und
musste eine Bearbeitungsgebühr bezahlen. Hat der Käufer vergeblich eine Ausstellungsfläche angemietet,
um das gekaufte Kunstobjekt auszustellen, entfällt der Aufwendungsersatzanspruch, wenn die
Fläche zu gering bemessen war und das Kunstobjekt dort ohnehin nicht hätte ausgestellt werden können.
g. Die dargestellten Ansprüche zeigen, dass das Gesetz von einem Vorrang der
Nacherfüllung ausgeht. Daraus erlangt der Verkäufer ein Recht zur zweiten
Andienung. Der Käufer hat bei Vorliegen eines Sachmangels nicht die Möglichkeit,
sich sofort vom Vertrag zu lösen oder Schadensersatz statt der Leistung zu verlangen
sieht man von den Ausnahmen
- endgültige Leistungsverweigerung des Verkäufers
- Vorliegen besonderer Umstände für die sofortige Geltendmachung des Rücktritts
oder des Schadensersatzanspruches statt der Leistung
- Fixklausel als Grund zum sofortigen Rücktritt
ab. Rücktritt und Schadensersatz statt der Leistung setzen grundsätzlich die fruchtlose
Setzung einer Nachfrist voraus.
Keiner Nachfrist bedarf es zur Geltendmachung des Schadensersatzanspruches aus
§ 280 Abs. 1. Dieser greift nur bei einem über das eigentliche Erfüllungsinteresse
hinausgehenden Schaden – dem Mangelfolgeschaden - ein, der auch im Wege der
Nacherfüllung nicht behoben wird. Die fehlerhafte Waschmaschine hat die gesamte Wollwäsche
klein gekocht. Die Lieferung einer mangelfreien Waschmaschine ändert nichts an den unförmig
gewordenen Kleidungsstücken.
h. Der Verkäufer mangelhafter Parkettstäbe schuldet im Zuge der Nacherfüllung
durch Ersatzlieferung nur die Lieferung mangelfreier Parkettstäbe. Zur Verlegung
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ersatzweise gelieferter Parkettstäbe ist der Verkäufer selbst dann nicht verpflichtet,
wenn der Käufer die mangelhaften Parkettstäbe bereits verlegt hat. Ein Haftung des
Verkäufers auf Schadensersatz kommt nur bei Vertretenmüssen nach § 280 Abs. 1
S. 2 in Betracht. 7
Fall: Elektrischer Fensterheber 8
K kauft bei V einen Neuwagen. Am Tag nach der Abholung stellt K fest, dass sich mit
den hinteren elektrischen Fensterhebern die Fenster zwar öffnen, aber nicht mehr
schließen lassen. Da K das Fahrzeug mit den geöffneten Fenstern nicht unbeaufsichtigt
parken kann, muss er zu einem geschäftlichen Termin mit dem Taxi fahren
und den Neuwagen in der Garage zurück lassen. Hierdurch entstehen Kosten in Höhe
von € 100,--. Es stellt sich heraus, dass eine Sicherung defekt war. Dies hatte V
gewusst und vor Auslieferung reparieren wollen, jedoch vergessen. V ist zur Behebung
des Mangels sogleich bereit nicht jedoch zu weiteren Maßnahmen.
Welche Ansprüche hat K gegen V.
Lösung:
1. Anspruch auf Nachbesserung aus §§ 437 Nr.1, 439 Abs. 1, 1. Alt.:
Es besteht ein wirksamer Kaufvertrag zwischen K und V nach §§ 433, 145. Bei
Gefahrübergang nach § 446 S. 1, der Übergabe, eignete sich der Wagen nicht für die
vorausgesetzte Verwendung, § 434 Abs. 1 Nr.1. Die Sicherung des Fensterhebers
war defekt. Deshalb konnte der Fensterheber nicht verwendet werden.
K hat einen Anspruch auf Einbau der Sicherung zur Behebung des Mangels
am Fensterheber.
2. Anspruch auf Nachlieferung nach §§ 437 Nr. 1, 439 Abs. 1, 2. Alt., Abs. 4:
K könnte einen Anspruch auf Lieferung eines mangelfreien PKW Zug um Zug gegen
Rückgabe des mangelhaften Wagens haben.
Der Anspruch auf Nacherfüllung könnte sich nach § 439 Abs. 3 S. 3 auf die Beseitigung
des Mangels beschränken. Dies ist der Fall, wenn die Lieferung eines mangelfreien
Fahrzeugs nur mit unverhältnismäßigen Kosten möglich ist und von V verweigert
wurde. V hat weitergehende Maßnahmen als die Reparatur verweigert. Eine Ersatzlieferung
wäre für V mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden, bedenkt man,
dass der defekte PKW mittlerweile ein Gebrauchtwagen ist und schon nach einem
Tag erheblich an Wert verloren hat. Aus der Nachbesserung erwachsen dem K keine
Nachteile.
Es besteht kein Anspruch auf Nachlieferung.
3. Rücktritt nach §§ 437 Nr. 2, 1. Alt., 323, 346:
Der Anspruch setzt eine erfolglose Nachfristsetzung gemäß § 323 Abs. 1 voraus.
Dies ist bislang nicht geschehen. Da V sogleich die Nachbesserung vornehmen will,
7 BGH NJW 2008 S. 2837 ff.
8 Fall nach Martin Heinrich: Die Schuldrechtsreform.www.schuldrechtsmoderniserung.com vom
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wird diese Voraussetzung nicht mehr eintreten können. Es ist kein Grund nach §§
440 S. 1, 323 Abs. 2 ersichtlich, der die Nachfristsetzung entbehrlich macht.
Im übrigen liegt eine nach § 323 Abs. 5 S. 2 unerhebliche Pflichtverletzung vor, die
einen Rücktritt ausschließt.
Das Rücktrittsrecht entfällt.
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Martin Heinrich: Fälle zum neuen Recht. www.schuldrechtsmoderniserung.com vom 15.12.2001
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4. Minderung nach §§ 441 Abs. 4, 437 Nr. 2, 2. Alt.:
Die Formulierung statt zurückzutreten bedeutet, dass die Voraussetzungen der
Minderung grundsätzlich mit denen des Rücktritts identisch sind. Davon weicht nur §
441 Abs. 1 S. 2 ab. § 323 Abs. 5 S. 2 kommt nicht zur Anwendung. Deshalb kann bei
unerheblicher Pflichtverletzung der Schuldner mindern. Gleichwohl muss auch hier
ein Nachfristsetzung erfolglos vorgenommen worden sein, woran es hier mangelt wie
oben - unter 3. - gezeigt.
5. Schadensersatz nach §§ 280 Abs. 1 S. 1, 437 Nr. 3, 1. Alt. für die Taxikosten:
V hat die Pflicht zur mangelfreien Verschaffung des PKW objektiv verletzt. Sein
Verschulden wird nach § 280 Abs. 1 S. 2 vermutet.
Die zusätzlichen Voraussetzungen des § 281 sind nicht zu prüfen, da es sich um
Folgen des Mangels handelt, die durch die Nacherfüllung nicht entfallen.
Es besteht ein Anspruch auf Ersatz der Taxikosten.
6. Kleiner Schadensersatz statt der Leistung nach §§ 281 Abs. 1 S. 1, 437 Nr. 3:
Durch eine schuldhafte Pflichtverletzung des V ist das Fahrzeug um die erforderlichen
Reparaturkosten weniger wert als ein mangelfreies Fahrzeug. § 281 Abs. 1
setzt jedoch eine erfolglose Nachfristsetzung voraus, woran es hier mangelt. Die
Nachfristsetzung ist nicht nach §§ 440, 281 Abs. 2 entbehrlich.
Ein Schadensersatzanspruch statt der Leistung entfällt.
7. Großer Schadensersatz statt der Leistung nach §§ 281 Abs. 1 S. 1, S. 3, 437 Nr.3:
Es ermangelt der erfolglosen Nachfristsetzung. Obendrein kommt nach § 281 Abs. 1
Nr. 3 Schadensersatz statt der ganzen Leistung nur in Betracht, wenn eine erhebliche
Pflichtverletzung vorliegt, die bei einer mangelhaften Sicherung nicht gegeben
ist.
Ein Schadensersatzanspruch statt der ganzen Leistung entfällt.
Ergebnis: K hat einen Anspruch auf Ersatz der Taxikosten neben dem von V
zuerkannten Anspruch auf Nachbesserung.
Fall: Vorschaden 9
Privatmann K kauft einen Gebrauchtwagen beim Gebrauchtwagenhändler V für €
10.000,--. Er veräußert ihn mit € 500,-- Gewinn an Z weiter. Noch vor Übergabe an Z
stellt K einen Unfallschaden fest. Deshalb hat das Fahrzeug nur einen Wert von €
9.000,--. Z verweigert die Abnahme, als er das erfährt. Für einen Fachmann war die
Unfalleigenschaft ohne weiteres erkennbar.
Welche Ansprüche hat K gegen V?
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Lösung:
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1. Anspruch auf Nacherfüllung aus §§ 437 Nr. 1, 439 Abs. 1:
Zwischen K und V wurde nach §§ 433, 145 ein wirksamer Kaufvertrag abgeschlossen.
Der PKW hatte bei Gefahrübergang nicht die verkehrsübliche Beschaffenheit nach
§§ 446 S. 1, 434 Abs. 1 Nr. 2. Soweit nichts anderes vereinbart, ist ein unfallfreies
Fahrzeug geschuldet.
Der Anspruch könnte nach § 275 Abs. 1 ausgeschlossen sein. Die unfallfreie Lieferung
dieses Fahrzeugs ist jedermann unmöglich. Auch eine Reparatur lässt die Unfalleigenschaft
nicht entfallen.
Der Anspruch auf Nachlieferung ist wegen Unmöglichkeit ausgeschlossen.
2. Ansprüche aus Rücktritt nach §§ 346 Abs. 1, 437 Nr. 2, 1. Alt., 323:
Die Bestimmung einer Nachfrist ist nach §§ 323 Abs. 1, 326 Abs. 5 wegen
Unmöglichkeit mangelfreier Nacherfüllung entbehrlich. Der Mangel wirkt sich mit 10
% auf den Wert aus und ist damit erheblich im Sinne von § 323 Abs. 3 S. 2.
K kann vom Kaufvertrag zurücktreten und Zug um Zug gegen Rückgabe des PKW
und Herausgabe der gezogenen Nutzungen die Rückzahlung des Kaufpreises verlangen.
3. Anspruch aus Minderung nach §§ 441 Abs. 4, 346 Abs. 1, 437 Nr. 2:
Nach § 441 Abs. 1 S. 2 kann selbst bei unerheblicher Pflichtverletzung gemindert
werden. Die Fristsetzung ist nach § 326 Abs. 5, 2. HS. entbehrlich wegen Unmöglichkeit
der vertragsgemäßen Leistung.
K kann mindern und Erstattung des von ihm bezahlten Mehrbetrages verlangen.
4. Anspruch auf Schadensersatz statt der Leistung aus § 311 a Abs. 2 S. 1, 1. Alt.:
Das Leistungshindernis lag schon bei Vertragsabschluss vor. V als Fachmann hätte
den Mangel auch sogleich erkennen müssen. Es kann der kleine Schadensersatz
und damit Ersatz des entgangenen Gewinns von € 500,-- und des Minderwerts in
Höhe von € 1.000,-- verlangt werden.
Der Schadensersatzanspruch ist entstanden.
5. Anspruch auf Schadensersatz statt der ganzen Leistung aus §§ 311 a Abs. 2, 281
Abs. 1 S. 3:
K könnte einen Schadensersatzanspruch in Höhe von € 10.000,-- und des entgangenen
Gewinns in Höhe von € 500,-- Zug um Zug gegen Rückgabe des mangelhaften
PKW haben.
Hier fordert §§ 311 a Abs. 2 S. 3, 281 Abs. 1 S. 3, dass die Pflichtverletzung erheblich
ist, was bereits oben bejaht wurde.
Es besteht ein Anspruch auf Schadensersatz statt der ganzen Leistung.
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5.4.3 Verjährung der Gewährleistungsansprüche
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§ 438 regelt die Verjährung der in § 437 genannten Ansprüche auf Nacherfüllung,
Schadensersatz und Ersatz vergeblicher Aufwendungen.
Rücktritt und Minderung sind Gestaltungsrechte. Gestaltungsrechte unterfallen nicht
der Verjährung. Gegenstand der Verjährung sind nach § 194 Ansprüche. § 218 sorgt
dafür, dass diese Gestaltungsrechte nicht länger ausgeübt werden können, als die
Verjährungsfrist des § 438 vorsieht.
a. Nach § 438 Abs. 1 Nr. 1 verjähren die Ansprüche auf Nacherfüllung, Schadensersatz
und Ersatz vergeblicher Aufwendungen in 30 Jahren, wenn der Mangel in einem
dinglichen Recht eines Dritten besteht, aufgrund dessen Herausgabe der Kaufsache
verlangt werden kann. Damit ist ein Gleichlauf zu der Verjährung der Herausgabeansprüche
des Dritten von 30 Jahren nach § 197 Abs. 1 Nr. 1 geschaffen worden.
Der Käufer einer gestohlenen Sache kann nach § 197 30 Jahre lang vom Eigentümer auf Herausgabe
in Anspruch genommen werden. Die Ansprüche des Käufers gegen den Verkäufer verjähren entsprechend
erst in 30 Jahren.
b. Nach § 438 Abs. 1 Nr. 2 besteht eine 5jährige Verjährungsfrist bei Bauwerken und
wenn der Kaufgegenstand für ein Bauwerk üblicherweise verwendet wird und dessen
Mangelhaftigkeit herbeigeführt hat. Ein Bauwerk ist eine unbewegliche durch
Verwendung von Arbeit und Material in Verbindung mit dem Erdboden hergestellte
Sache. Erfasst werden nicht nur Neuerrichtungen, sondern auch Erneuerungs- und
Umbauarbeiten an einem bereits errichteten Bauwerk, wenn sie für Konstruktion,
Bestanderhaltung oder Benutzbarkeit des Gebäudes von wesentlicher Bedeutung
sind und wenn die eingebauten Teile mit dem Gebäude fest verbunden werden. Beim
bloßen Austausch einer Badezimmer-Armatur liegt keine Verwendung für ein Bauwerk vor.
Blumenkästen, die an Balkongeländer eingehakt werden, werden an ein Bauwerk angebracht, sind
jedoch keine für ein Bauwerk verwendete Sachen. Sie sind weder mit dem Bauwerk fest verbunden,
noch dienen sie dem Bestand, der Erhaltung oder der Benutzbarkeit des Bauwerks.
Die Mangelhaftigkeit der Sache muss kausal für die Mangelhaftigkeit des Bauwerks
sein. Liegt der Mangel hingegen in der Einbauleistung greift die 5jährige Verjährungsfrist
nicht. Es kommt objektiv auf die übliche Verwendung an und nicht darauf,
ob der Lieferant von der geplanten Verwendung Kenntnis hatte. Nach der
Gesetzesbegründung soll die 5jährige Verjährungsfrist selbst dann nicht zur Anwendung
kommen, wenn der Verkäufer den geplanten unüblichen Verwendungszweck
kennt.
Damit besteht ein Gleichlauf zur Bauhandwerkerhaftung nach § 634a Abs. 1 Nr. 2.
Soweit ein effektiver Gleichlauf der Fristen nicht erreicht werden kann, weil der Verjährungsbeginn von
Ansprüchen nach § 634a wegen einer Zwischenlagerung der Baumaterialien beim Bauhandwerker
zeitlich nachfolgt, muss dieses verbleibende Regressrisiko der Bauhandwerker tragen. Die tatsächliche
Verwendung der Baumaterialien liegt in seinem Verantwortungsbereich.
Beim Verkauf bebauter Grundstücke gilt die 5jährige Verjährungsfrist nur für Mängel
am Bauwerk und nicht für Mängel am Grundstück. Bei reinen Grundstücksmängeln
bleibt es bei der 2-Jahres-Frist des § 438 Abs. 1 Nr. 3.
K erwirbt von V ein mit einem Einfamilienhaus bebautes Grundstück. Bei Vertragsabschluss gehen
beide davon aus, dass ein von K geplanter Anbau genehmigt werde. Die Genehmigung scheitert jedoch
an den Festsetzungen des Bebauungsplanes, denen der geplante Anbau nicht entspricht. Hier
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BGH NJW 2007, 674, 677
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liegt ein Mangel des Grundstücks und nicht des bestehenden Bauwerks vor, weshalb § 438 Abs. 1 Nr.
3 zur Anwendung kommt und eine 2jährige Verjährungsfrist gilt.
c. Nach § 438 Abs. 1 Nr. 3 gilt ansonsten eine 2jährige Verjährungsfrist. § 438 Abs. 4
führt in Verbindung mit § 218 Abs. 1 S. 1 dazu, dass sich der Unternehmer vor Ablauf der 2jährigen
Verjährungsfrist des Nacherfüllungsanspruchs nicht auf die Unwirksamkeit des Rücktritts berufen
kann. Das gleiche gilt für das Minderungsrecht aufgrund der in § 438 Abs. 5 enthaltenen Verweisung
auf § 218.
§ 438 Abs. 4 und Abs. 5 iVm. § 218 lösen für Rücktritt und Minderung eine 2-jährige Frist aus. Erst mit
Erklärung von Minderung und Rücktritt entsteht der Rückgewähranspruch aus § 346, für den die Verjährungsfrist
des §§ 195, 199 gilt. 10
Die Gewährleistungsfristen von 2 Jahren können in vielen Fällen verkürzt werden. So
kann im Verbrauchsgüterkauf bei gebrauchten Sachen die Verjährungsfrist nach §
475 Abs. 2 auf ein Jahr verkürzt werden. Außerhalb des Verbrauchsgüterkaufs gestattet § 202
Abs. 1 eine Verkürzung durch Rechtsgeschäft, ausgenommen bei Haftung wegen Vorsatz. Geschieht
dies durch Allgemeine Geschäftsbedingungen, beträgt bei neuen Sachen die Untergrenze 1 Jahr nach
§ 309 Nr. 8 b, ff.
d. Bei arglistigem Verschweigen des Mangels gilt nach § 438 Abs. 3 die regelmäßige
Verjährungsfrist von 3 Jahren nach § 195, die erst mit Jahresende ab Kenntnisnahme
zu laufen beginnt. Ein arglistiges Verschweigen kommt nur in Betracht, soweit
eine Offenbarungspflicht des Verkäufers besteht. Eine Offenbarungspflicht besteht
ausnahmsweise bei verborgenen Mängeln, die entscheidend für den Kaufvertragsabschluss
sind. Unfallwagen; Lage eines Baugrundstücks im Überschwemmungsgebiet; Hausbock,
Hausschwamm, Altlastenverdacht eines Grundstücks.
K erwirbt von V ein Einfamilienhaus, das ihm am 15. 5. 2002 übergeben wird. V hat den K arglistig
über den Zustand des Mauerwerks getäuscht. K entdeckt die Täuschung im selben Jahr noch. Seine
Ansprüche aus § 437 Nr. 1 und Nr. 3 würden nach §§ 438 Abs. 3 S. 1, 195, 199 Abs. 1 am 31. 12.
2005 nach 3 Jahren mit Ablauf des Jahres verjähren. Da die Verjährungsfrist für Mängel an Bauwerken
nach § 438 Abs. 1 Nr. 2 a allerdings erst am 15. 5. 2007 ablaufen würde, ist diese längere Frist
nach § 438 Abs. 3 S. 2 maßgebend.
Für die Mängelverjährung gilt
- § 438 Abs. 1 Nr. 3 Regelverjährung: 2 Jahre
- § 438 Abs. 1 Nr. 1 Mangel besteht im dinglichen Herausgabeanspruch: 30 Jahre
- § 438 Abs. 1 Nr. 2 Mangel eines Bauwerks oder Verwendung der mangelhaften
Sache für Bauwerke: 5 Jahre
- § 438 Abs. 3 bei arglistigem Verschweigen die regelmäßige 3jährige Verjährungsfrist
nach § 195
e. Für die Verjährung ist nicht nur die Dauer der Frist relevant, sondern auch der
Beginn des Ablaufs der Verjährungsfrist.
Nach § 438 Abs. 2 beginnt die Verjährung bei Grundstücken mit der Übergabe,
ansonsten mit der Ablieferung der Sache. Im Gegensatz zu den Grundsätzen des
allgemeinen Verjährungsrechts des § 199 Abs. 1 gilt ein objektiver Verjährungsbeginn, der unabhängig
von der Kenntnis des Käufers ist. Der Verkäufer ist nun vom Mangelrisiko entlastet. Er kann seine
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Rückstellungen auflösen, seine Bücher schließen. Nur bei arglistigem Verschweigen eines Mangels
gilt nach §§ 438 Abs. 3, 195, 199 Nr. 1 der subjektive Verjährungsbeginn.
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f. Auf die Verjährung kommt es nicht an, wenn der Käufer noch nicht bezahlt hat.
Nach § 438 Abs. 4 S. 2 kann er trotz Verjährung des Rücktrittsrechts die Zahlung
verweigern. Macht der Käufer von dem Leistungsverweigerungsrecht des § 438 Abs.
4 Gebrauch, kann der Verkäufer vom Vertrag zurücktreten und die mangelhafte Sache
nach §§ 438 Abs. 4 S. 3, 346 ff herausverlangen.
g. Für Hemmung und Neubeginn der Mängelgewährleistung gibt es keine speziellen
Vorschriften. Es kommen die §§ 203 ff zur Anwendung. Räumt der Verkäufer die
Mangelhaftigkeit des Kaufgegenstandes ein und erklärt sich zur Nachlieferung bereit,
liegt darin ein Anerkenntnis nach § 212 Abs. 1 Nr. 1 und die Verjährungsfrist beginnt
neu zu laufen.
h. Von besonderer Bedeutung werden die Fälle eines weiterfressenden Mangels
bleiben, wenn der Mangel der Sache zu einer weitergehenden Beschädigung der
Sache oder zu Schäden an anderen Rechtsgütern führt. Dies kann zu deliktischen
Ansprüchen gegen den Verkäufer führen, sollte ein Verschulden des Verkäufers
nachweisbar sein oder die Grundsätze der Produzentenhaftung gelten. §§ 823 ff verjähren
in der regelmäßigen Verjährungsfrist des §§ 195, 199. Der Bremszug eines PKW
war schon bei Ablieferung durch einen Fertigungsfehler schadhaft. Er reißt jedoch erst drei Jahre später
und es kommt zum Totalschaden an dem bei Eigentumsübergang ansonsten einwandfreien Fahrzeug.
Die 2-Jahres-Frist des § 438 ist bereits verstrichen, nicht hingegen die für deliktische Ansprüche
geltende Frist des §§ 195, 199 Abs. 1.
i. § 438 erfasst nicht die Haftung für zugesicherte Eigenschaften, die der besonderen
Garantiehaftung unterfallen. Für diese Ansprüche gilt die regelmäßige Verjährungsfrist
des §§ 195, 199 Abs. 1, die erst mit Kenntnis zu laufen beginnt.
k. Der Verkäufer hat nur für Mangelfreiheit bei Übergabe einzustehen. Dies umfasst
nicht eine dahingehende Pflicht, dass die Ware bis zum Ablauf der Verjährungsfrist
auch genutzt werden kann. Gerade verderbliche Waren und Verschleißteile müssen
nur bei Übergabe einwandfrei sein.
5.4.4 Beschaffenheits- und Haltbarkeitsgarantie
Mit der Beschaffenheitsgarantie übernimmt der Verkäufer die Gewähr für bestimmte
Eigenschaften einer Sache. Garantiert spülmaschinenfestes Besteck, Trockner geeignete
Unterwäsche, Wasserdichtigkeit einer Uhr bis 100 m Tiefe, Treibstoffverbrauch im Stadtverkehr bei
max. 5 Liter.
Die Übernahme einer Garantie führt dazu, dass eine grob fahrlässige Unkenntnis des
Käufers vom Mangel nach § 442 Abs. 1 seine Gewährleistungsansprüche nicht
ausschließt. Hier schadet nur positive Kenntnis der Abweichung. Nach § 444 kann
sich der Verkäufer auf einen vertraglich vereinbarten Haftungsausschluss nicht berufen.
Nach § 276 Abs 1 hat der Verkäufer für die garantierte Eigenschaft unabhängig von
Vorsatz und Fahrlässigkeit einzutreten, was für Schadensersatzansprüche nach §§
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280 ff von Bedeutung ist und zu einer verschuldensunabhängigen Haftung führen
kann.
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Da das Interesse des Käufers dahin geht, dass die Sache möglichst lange frei von
Sachmängeln bleibt, übernehmen vielfach die Verkäufer die Garantie dafür, dass die
Kaufsache während eines bestimmten Zeitraums oder für eine bestimmte
Nutzungsdauer sachmängelfrei bleibt. Damit gehen sie über die gesetzliche Regelung
des § 438 Abs. 1 S. 1 hinaus. Die gesetzliche Regelung sieht nur vor, dass die
verkaufte Sache bei Übergabe mangelfrei zu sein hat. Die wirtschaftliche Bedeutung
der Haltbarkeitsgarantie ist beträchtlich, weil diese geeignet ist, die Qualität der
Ware zu belegen und im Wettbewerb die Absatzchancen des Verkäufers verbessert.
Eine solche Haltbarkeitsgarantie erweitert die gesetzliche Sachmängelhaftung und
wird deshalb auch als unselbständige Garantie bezeichnet. Sie ist zu unterscheiden vom
selbständigen Garantieversprechen, das einen über die Sachmängelfreiheit hinausgehenden Erfolg
zum Gegenstand hat.
Von besonderer Bedeutung ist die Beweislastverteilung bei der Haltbarkeitsgarantie
nach § 443 Abs. 2. Der Käufer hat zu beweisen, dass eine Garantie gegeben worden
ist und dass der Mangel zu ihrem sachlichen Geltungsbereich gehört. Ebenfalls hat
der Käufer zu beweisen, dass der Mangel während der Garantiefrist aufgetreten ist.
Steht fest, dass ein von der Garantie gegenständlich erfasster Mangel innerhalb der
Garantiefrist aufgetreten ist, gilt die Vermutung, dass es sich um einen Garantiefall
handelt. Will sich der Verkäufer oder der Dritte mit der Begründung wehren, die Sache
sei vom Käufer unsachgemäß behandelt oder von einem Dritten beschädigt
worden, trifft ihn die Beweislast. Der Beweis der einwandfreien Herstellung kann den
Verkäufer oder den Hersteller nicht entlasten. Nur eine falsche Behandlung oder ein
sonstiges von außen auf die Sache einwirkendes Ereignis kommt für den Entlastungsbeweis
in Betracht.
Der Gegenstand der Garantie entzieht sich der gesetzlichen Regelung. Es bleibt der Privatautonomie
überlassen, ob eine Garantie alle Eigenschaften der Kaufsache erfasst, ob sie sich auf alle Rechtsbehelfe
bezieht oder nur auf Nachbesserung oder Ersatzlieferung. Eine Haltbarkeitsgarantie kann an
Bedingungen geknüpft werden, wie die regelmäßige Wartung bei einer Durchrostungsgarantie. Die
Geltungsdauer kann an einen bestimmten Zeitraum oder an andere Umstände geknüpft sein wie die
Kilometerleistung, die Betriebsstunden. Der Fristbeginn kann besonders festgelegt sein. Ist das nicht
der Fall, so wird die Garantiefrist in der Regel mit der Übergabe an den Käufer beginnen.
Daneben gibt es Garantieerklärungen der Warenhersteller, selbständigen
Vertriebsgesellschaften und Importeuren von Waren, die die Händler an die Käufer
weitergeben. Die Rechtsprechung sieht darin ein Vertragsangebot, dass durch den
Händler als Bote übermittelt und vom Käufer stillschweigend nach § 151 angenommen
wird.
5.4.5 Verbrauchsgüterkauf
Die §§ 474 bis 479 enthalten Sonderregeln für den Verbrauchsgüterkauf, den Verkauf
des Unternehmers an einen Verbraucher. Nach § 13 ist Verbraucher jede natürliche
Person, die ein Rechtsgeschäft weder zu einem gewerblichen noch zu einer
selbständigen beruflichen Tätigkeit vornimmt. Unternehmer ist nach § 14 Abs. 1 eine
Person, die bei Vornahme eines Rechtsgeschäfts in Ausübung ihrer gewerblichen
oder selbständigen beruflichen Tätigkeit handelt.
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Die §§ 474 ff. finden damit keine Anwendung bei Kaufverträgen von
- Unternehmern untereinander oder
- Verbrauchern untereinander oder
- wenn ein Verbraucher eine Sache an einen Unternehmer verkauft.
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aa. Es wird nur der Kauf von bewegliche Sachen erfasst. Grundstücksgeschäfte
fallen nicht unter den Verbrauchsgüterkauf. Da Elektrizität keine Sache ist unterfallen
Stromlieferungsverträge nicht den §§ 474 ff. Es gelten die Verordnungen über die allgemeinen
Bedingungen für die Versorgung von Tarifkunden mit Elektrizität, Gas, Wasser und Fernwärme.
bb. Auf den Verbrauchsgüterkauf findet nach § 474 Abs. 2 die Gefahrtragungsregelung
beim Versendungskauf nach § 447 keine Anwendung. Beim Versendungskauf
eines Verbrauchsguts geht die Gefahr erst dann auf den Käufer über, wenn er den
Besitz an der Sache erlangt hat. Der Käufer soll nicht das Transportrisiko im Versandhandel
tragen.
cc. § 475 bestimmt, dass die gesetzlichen Käuferrechte nach §§ 437 ff zwingend
sind. Abweichende Regelungen können nur bei Schadensersatzansprüchen getroffen
werden.
Von den Verjährungsvorschriften wegen eines Mangels kann erst nach Mitteilung
des Mangels durch den Käufer eine abweichende Vereinbarung zu Lasten des Käufers
getroffen werden. Nach § 475 Abs. 2 darf die 2jährige Verjährungsfrist beim Kauf
von gebrauchten Sachen durch Vereinbarung unterschritten werden. Hierfür gilt
eine Mindestfrist von 1 Jahr.
dd. § 476 enthält eine Beweislastumkehr zugunsten des Verbrauchers hinsichtlich
der Mängel, die innerhalb von 6 Monaten nach der Lieferung offenbar werden. Es gilt
die Vermutung, wonach diese Mängel schon bei Gefahrübergang vorgelegen haben.
Wurde im Juni ein Neuwagen erworben, in den drei Monate später bei Regen Wasser eindringt, weil
sich die Dichtungen an den Türrahmen ablösen, dann spricht eine Vermutung für eine von Anfang an
mangelhafte Qualität der Türabdichtung. Weisen die Dichtungen jedoch Einschnitte auf, kann diese
Art des Mangels für nachträgliche mechanische Beschädigungen sprechen und damit der Vermutung
entgegenstehen.
Die Vermutung greift nicht, wenn sie mit der Art der Sache oder des Mangels nicht zu vereinbaren ist:
Dies gilt bei äußeren Beschädigungen, die bei Übergabe hätten auffallen müssen. 11 Dies gilt bei Mängeln,
die als Folge normaler Verschleißerscheinungen in Betracht kommen, da Verschleißerscheinungen
keinen Mangel darstellen, außer der Käufer weist eine andere Ursache nach. 12
Nach allgemeinen Beweislastgrundsätzen müsste der Käufer die Voraussetzungen
seines Gewährleistungsanspruchs behaupten und beweisen. Dazu würde gehören,
dass der Mangel bei Gefahrübergang vorhanden war und nicht erst später infolge
des anschließenden Gebrauchs der Sache durch den Käufer entstanden ist. Bei diesen
allgemeinen Beweislastregeln zu Lasten des Käufers bleibt es bei Mängeln, die
erst nach Ablauf der 6-Monats-Frist zum Vorschein kommen.
Weiter beleibt es bei diesen allgemeinen Beweislastgrundsätzen, wenn die Vermutung
mit der Art der Sache oder des Mangels unvereinbar ist. Dies wird bei leicht
verderblichen Waren, Tierkrankheiten mit ungewissem Ansteckungszeitpunkt, Gegenstände
mit starkem Verschleißcharakter angenommen.
11 BGH NJW 2006 S. 1195
12 BGH NJW 2006 S. 434
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ee. § 477 enthält besondere Anforderungen an Garantieerklärungen. Eine unklare Garantie wird zugunsten
des Verbrauchers ausgelegt. Sinn der Vorschrift ist es, dem Verbraucher Beweisschwierigkeiten
hinsichtlich des Inhalts der Garantie zu ersparen. Deshalb kann der Verbraucher die Garantieerklärung
in Textform verlangen §§ 477 Abs. 2, 126 b.
Fall: Transportschaden
Der Gebrauchtwagenhändler Hermann (H) verkauft dem Privatmann Herrn Paulus
(P) einen Gebrauchtwagen zum Preis von € 15.000,--. H soll den Wagen zu P transportieren
lassen. Auf dem durch den Spediteur Sommer (S) durchgeführten Transport
wird der Wagen von S schuldhaft zerstört.
Wie ist die Rechtslage zwischen H und P?
Lösung:
1. § 433 Abs. 1 S. 1 des P gegen H:
P könnte aus § 433 Abs. 1 S. 1 einen Anspruch auf Übergabe und Übereignung des
Gebrauchtwagens haben. Dieser Anspruch könnte nach § 275 Abs. 1 untergegangen
sein. Da es sich bei dem Gebrauchtwagen um eine Stückschuld handelt, ist objektive
Unmöglichkeit eingetreten. Wegen Unmöglichkeit ist der Erfüllungsanspruch
untergegangen.
2. § 433 Abs. 2 des H gegen P:
Der Kaufpreisanspruch könnte nach § 326 Abs. 1 S. 1 erloschen sein. Die
Voraussetzungen des § 326 liegen nach Untergang des Gebrauchtwagens und damit
Untergang des Lieferanspruchs vor. § 326 könnte jedoch durch § 447 ausgeschlossen
sein. Beim Versendungskauf geht die Preisgefahr mit Übergabe der Sache an
die Transportperson über. Der Käufer bleibt zur Kaufpreiszahlung verpflichtet, auch
wenn die Sache auf dem Transport untergeht und nicht mehr dem Käufer übergeben
werden kann. § 447 kommt beim Verbrauchsgüterkauf nicht zur Anwendung. Der
Unternehmer H hat dem Verbraucher P eine bewegliche Sache gekauft. Damit liegt
ein Verbrauchsgüterkauf nach § 474 vor, der § 447 ausschließt. Es bleibt bei der Regel
des § 326. P braucht den Kaufpreis nicht zu bezahlen. 13
5.4.6 Schutz des Einzelhändlers und Letztverkäufers
Erleidet der Letztverkäufer wegen der Mangelhaftigkeit der Sache Nachteile, weil der
Käufer Ansprüche aus §§ 434 ff geltend macht, regelt § 478 den Rückgriffsanspruch
des Letztverkäufers gegen seinen Lieferanten.
Die Rückgriffsvorschrift des § 478 soll verhindern, dass der Einzelhändler als
Letztverkäufer allein die Nachteile eines verbesserten Verbraucherschutzes zu tragen
hat, wenn der Grund für seine Haftung, der Mangel der Sache, nicht in seinem
Bereich entstanden ist sondern auf den Herstellungsprozess zurückzuführen ist.
Deshalb kommt die Vorschrift nur auf neu hergestellte Waren zur Anwendung.
13 H muss sich an die Transportperson wenden nach §§ 631, 634 und § 823 Abs. 1
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Die Vorschrift setzt kaufrechtliche Ansprüche des Letztverkäufers voraus und begründet
für diesen gewisse Erleichterungen bei der Geltendmachung der Rechte und
Ansprüche aus § 437 gegenüber seinem Lieferanten.
Musste der Letztverkäufer wegen Mangels der Sache diese vom Verbraucher
zurücknehmen, soll die Vorschrift es ihm erleichtern, diese an seinen Lieferanten
durchzureichen. Deshalb bedarf es einer nach den allgemeinen Regelungen der §§
281, 323 erforderlichen Fristsetzung nicht. Eine Rücknahme durch den Letztverkäufer
kann erfolgen im Wege der Nacherfüllung, des Rücktritts oder der Geltendmachung
des großen Schadensersatzes statt der Leistung. Die Rücknahme muss gerade
auf der Mangelhaftigkeit der Ware beruhen. Wurde der Vertrag aus anderen Gründen
etwa wegen eines vertraglich vereinbarten Rücktrittsrechts oder eines Widerrufsrechts rückabgewickelt,
findet die Vorschrift keine Anwendung.
§ 478 Abs. 1 S. 1 ist keine Anspruchsgrundlage sondern eine Modifikation der
kaufrechtlichen Ansprüche des Letztverkäufers. Voraussetzung ist wie für alle in 437
bezeichneten Rechte und Ansprüche die Lieferung einer bei Gefahrübergang
mangelhaften Sache durch den Lieferanten. Wurde eine Waschmaschine mit einem Kratzer
vom Hersteller unter Hinweis auf den Defekt an den Händler verkauft, liegt ein Mangel wegen der
entsprechenden Beschaffenheitsvereinbarung in diesem Verhältnis nicht vor. Verschweigt der Händler
den Kratzer gegenüber seinem Kunden und verkauft die Maschine als einwandfrei weiter, so ist in
diesem Vertragsverhältnis sehr wohl ein Mangel gegeben. Die Nachteile hieraus kann der Letztverkäufer
nicht an den Hersteller weitergeben.
Gemäß § 478 Abs. 6 bleibt § 377 HGB unberührt. Der nicht rechtzeitig rügende Kaufmann verliert
auch die Rechte aus den §§ 478, 479. Der Rückgriffsanspruch wird deshalb in erster Linie nur bei
versteckten Mängeln zur Anwendung kommen.
§ 478 Abs. 3 erweitert die Beweislastumkehr des § 476 auf die Rechtsbeziehung des
Letztverkäufers zu seinem Lieferanten. Der Rückgriff soll nicht an
Beweisschwierigkeiten scheitern. Belastet die Beweislastumkehr des § 476 den
Letztverkäufer zugunsten des Verbrauchers, so hat er im Verhältnis zu seinem
Lieferanten umgekehrt den Vorteil davon. Liefert der Großhändler im Mai 2002 ein Kopiergerät
an den Einzelhändler, der dieses im Januar 2003 an einen privaten Kunden liefert, bei dem im
März 2003 ein Mangel im Papiereinzug auftritt, muss der Einzelhändler dem Kunden nach §§ 437 Nr.
1, 439 Nr. 1 ein neues Gerät liefern. Zu Lasten des Einzelhändlers gilt die Vermutung des § 476, dass
der Mangel bereits bei Gefahrübergang vorlag. Der Kunde muss nicht beweisen, dass der Mangel
schon bei Ablieferung vorlag. Der Einzelhändler kann seinerseits nach §§ 437, 439 einen Anspruch
auf Nacherfüllung gegen den Großhändler geltend machen. Auch im Verhältnis zum Großhändler gilt
nach §§ 478 Abs. 3, 476 die Vermutung, dass der Mangel schon bei Ablieferung vorlag. Die 6-
Monatsfrist begann nach § 478 Abs. 3 erst mit Ablieferung beim Verbraucher zu laufen und nicht
schon mit Lieferung an den Einzelhändler.
§ 478 Abs. 2 enthält eine Anspruchsgrundlage auf Aufwendungsersatz des
Letztverkäufers gegen den Lieferanten. Hierunter fallen Aufwendungen die der
Letztverkäufer im Verhältnis zum Verbraucher nach § 439 Abs. 2 zu tragen hat.
Übernimmt er aus Kulanzgründen weitere Aufwendungen, ohne dass der Verbraucher
einen Anspruch hierauf hat, hat er insofern keinen Anspruch gegenüber seinem
Lieferanten.
Die Verjährung des Rückgriffsanspruchs nach § 479 Abs. 1, 438 Abs. 1 Nr. 3 tritt
nicht vor Ablauf von 2 Monaten nach dem Zeitpunkt ein, in dem der Letztverkäufer
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die Ansprüche des Verbrauchers erfüllt hat. Hat der Letztverkäufer die Sache vor ihrem Weiterverkauf
an einen Verbraucher 6 Monate bei sich eingelagert und wendet sich der Verbraucher erst
kurz vor Ablauf der 2jährigen Verjährungsfrist an den Letztverkäufer, so wären die Ansprüche des
Unternehmers gegen den Lieferanten an sich bereits verjährt, weil bereits mehr als 2 Jahre nach dem
Kauf der Sache durch den Letztverkäufer verstrichen sind. § 479 Abs. 2 S. 1 verhindert aber den Eintritt
der Verjährung. Der Letztverkäufer hat jetzt noch 2 Monate nach Erfüllung der Ansprüche des
Verbrauchers Zeit, um seine Rücktrittsansprüche gegen den Lieferanten geltend zu machen.
§ 479 Abs. 2 S. 2 sieht eine Obergrenze für die Ablaufhemmung von 5 Jahren vor,
um das Risiko im Interesse einer unternehmerischen Kalkulierbarkeit zu begrenzen.
Damit soll die Vorschrift eine Gewährleistungsfalle bei langer Lieferantenkette vermeiden.
Wird im März 2002 ein PC vom Hersteller an den Großhändler geliefert, im Juli 2002 an den
Einzelhändler ausgeliefert und im Oktober 2002 dem Verbraucher übergeben, bei dem sich im September
2004 ein Herstellungsmangel herausstellt, dann muss der Einzelhändler auf Verlangen des
Kunden eine Ersatzsache nach §§ 437 Nr. 1, 439 Abs. 1 liefern. Die 2jährige Verjährungsfrist des §
438 Abs. 1 Nr. 3, die nach § 438 Abs. 2 mit Ablieferung begann, war noch nicht verstrichen. Der Einzelhändler
kann seine Rechte aus §§ 437, 439 Abs. 1, 478 Abs. 1 gegen den Hersteller ohne Nachfristsetzung
geltend machen. Dieser Anspruch wäre nach §§ 438 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 verjährt, da zwischen
Ablieferung und Auftreten des Mangels mehr als 2 Jahre liegen. Jedoch tritt nach § 478 Abs. 2
Verjährung der Ansprüche des Einzelhändlers gegen den Großhändler frühestens 2 Monate nach
Erfüllung der Ansprüche des Verbrauchers ein. Auch der Großhändler hat nach §§ 437 Nr. 1, 439
Abs. 1 einen Anspruch gegen den Hersteller. Dieser Anspruch wäre nach § 438 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2
mittlerweile verjährt. Bei einer Lieferantenkette eröffnen §§ 479 Abs. 3, Abs. 2 weitergehende Fristen.
Soweit der Großhändler die Ansprüche des Einzelhändlers erfüllt kommt eine 2monatige Ablaufhemmung
in Betracht, innerhalb deren er seine Ansprüche gegen den Hersteller geltend machen kann.
Insgesamt gilt eine Höchstfrist von 5 Jahren nach § 479 Abs. 3, Abs. 2 ab Lieferung der Sache vom
Hersteller an seinen Abnehmer, die bislang noch nicht verstrichen ist.
§ 478 Abs. 4 befasst sich mit dem Problem der Abdingbarkeit dieser Rechte zwischen mehreren Lieferanten,
wenn die Kaufsache am Ende der Lieferkette an einen Verbraucher geliefert wird. Beschränkungen
der Rechte eines Händlers in der Lieferantenkette sind unwirksam, außer es wird ein gleichwertiger
Ausgleich wie ein Preisabschlag eingeräumt.
6. Konkurrenzen
Weist ein Kaufgegenstand Mängel auf, so kann dieser Umstand zu Ansprüchen aus
§§ 437 ff. aber auch zu Ansprüchen aus anderen Rechtsinstituten führen. Im BGB
kommt es häufig vor, dass bei einem Lebenssachverhalt verschiedene Rechtsinstitute
Lösungen und Ansprüche anbieten. Diese können
- beliebig nebeneinander geltend gemacht werden oder
- wahlweise geltend gemacht werden oder
- ein Rechtsinstitut kann als lex specialis vorgehen und andere Regelungen
verdrängen.
a. Neben Mängelgewährleistungsrecht kann gleichzeitig nach § 119 Abs. 1 ein
Erklärungs- oder Inhaltsirrtum vorliegen. Der Käufer hat die Wahl zwischen beiden.
Erklärt er die Anfechtung seiner Willenserklärung nach § 119 Abs. 1 lässt dies nach §
142 den Kaufvertrag entfallen. Damit entfallen die Gewährleistungsansprüche nach
§§ 437 ff.
b. Liegt bei Vertragsschluss ein Mangel der Kaufsache vor, liegen in der Regel
gleichzeitig die Voraussetzungen der §§ 437 ff. und des § 119 Abs. 2 vor. Der nicht
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erkannte Mangel stellt gleichzeitig einen Eigenschaftsirrtum dar. Nach Übergabe
des Kaufgegenstandes ist die Anfechtung nach § 119 Abs. 2 gleichwohl ausgeschlossen
und kommen nur §§ 437 ff. als lex specialis in Betracht. Ansonsten könnte
die Verjährungsfrist des § 438 Abs. 1 umgangen werden. Die Verjährungsfrist beginnt mit
Übergabe des Kaufgegenstandes gemäß § 438 Abs. 2. Hingegen läuft das Anfechtungsrecht des §
119 Abs. 2 ab Kenntnis vom Mangel. Sind Ansprüche nach § 438 verjährt, könnte sich der Käufer
noch nach Jahren gemäß § 119 Abs. 2, 121 vom Vertrag lösen, wenn er gerade erst den Mangel festgestellt
hat. Sinn und Zweck des § 438 ist es im Interesse der Rechtssicherheit rasch für Klarheit zu
sorgen, ob bei Übergabe ein Mangel vorlag und Beweisschwierigkeiten zu vermeiden. Der Rechtsgedanke
des § 438 führt zum Ausschluss des § 119 Abs. 2 nach Übergabe.
Nach erfolgter Übergabe kann eine Anfechtung nach § 123 noch in Betracht kommen.
§§ 437 ff schließen die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung nicht aus.
Wird nach § 123 angefochten, entfällt der Kaufvertrag gemäß § 142, weshalb Ansprüche
aus §§ 437 ff nicht mehr geltend gemacht werden können.
c. Das Produkthaftungsgesetz sowie deliktische Ansprüche aus §§ 823 ff kommen
neben §§ 437 ff. in Betracht. Wird eine mangelhafte Sache erworben, hat der Käufer
niemals einwandfreies Eigentum gehabt. Deshalb begründet ein Mangel selbst keine
Eigentumsverletzung. § 823 Abs. 1 kann ausnahmsweise beim Weiterfressen eines
beschränkten Mangels auf ansonsten einwandfreie Teile des Kaufgegenstandes
eingreifen.
7. Besondere Kaufverträge
Gegenstände und Gestaltungsmöglichkeiten beim Kaufvertrag sind zahllose denkbar.
Im folgenden sollen eine Reihe besonderer Erscheinungsformen erörtert werden.
a. Beim Erwerb von Computerprogrammen gelten §§ 433 ff. bei Standard-Software,
während das Werkvertragsrecht bei individuell zugeschnittener Software zur
Anwendung kommt.
b. Hat der Verkäufer den Kaufpreis gestundet, so kann er sich, wenn er die Kaufsache
dem Käufer vorab übergeben soll, dadurch sichern, dass er sich das Eigentum
daran vorbehält bis zur endgültigen Kaufpreiszahlung. Der Eigentumsvorbehaltskauf
ist in § 449 geregelt.
aa. Der Käufer erhält den Besitz an der Sache vor Bezahlung des Kaufpreises. Der
Kaufgegenstand wird ihm nach §§ 929, 158 unter der aufschiebenden Bedingung
übergeben, dass erst bei Bezahlung des Kaufpreises das Eigentum automatisch
übergeht. Dies verschafft dem Käufer die Möglichkeit, abweichend vom Grundgedanken
des § 320, die Sache zu nutzen, bevor sie bezahlt ist. Mit der Übergabe der
Kaufsache geht die Preisgefahr auf den Käufer nach § 446 Abs. 1 über.
bb. Der Eigentumsvorbehaltskauf hat auf der sachenrechtlichen Seite die Konsequenz,
dass der Verkäufer bis zur endgültigen Kaufpreiszahlung noch Eigentümer
der Kaufsache bleibt. Er hat einen Herausgabeanspruch gegen den Käufer nach §
985. Dem Herausgabeanspruch steht jedoch nach § 986 ein Recht des Käufers zum
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Besitz entgegen, solange dieser ordnungsgemäß den Kaufvertrag erfüllt. Das Recht
zum Besitz entfällt, wenn der Verkäufer vom Kaufvertrag wirksam zurückgetreten ist
nach § 323.
cc. Der Verkäufer kann nach § 323 im Falle der Zahlungsverzögerung und einer
Nachfristsetzung vom Vertrag zurücktreten. Nach § 449 Abs. 2 kann der Verkäufer
die Vorbehaltsware nur herausverlangen, wenn er nach § 323 vom Vertrag zurückgetreten
ist.
dd. Nach §§ 216 Abs. 2 S. 2, 218 kann der Verkäufer die unter Eigentumsvorbehalt
veräußerte Sache vom Käufer herausverlangen, selbst wenn die Kaufpreisforderung
verjährt ist.
Gewährt ein Unternehmer einem Verbraucher einen entgeltlichen Zahlungsaufschub von mehr als 3
Monaten kommen die Sonderregeln des § 499 zur Anwendung.
Fall: Totalschaden
Herr Viehmann (V) verkauft Herrn Krüger (K) am 01. Juni einen dem V gehörenden
Geschäftswagen. Es wird vereinbart, dass K die Hälfte des Kaufpreises sofort bezahlt,
die andere Hälfte nach 2 Monaten. Erst nach vollständiger Zahlung des Kaufpreises
soll das Eigentum am Fahrzeug auf K übergehen. K soll jedoch sogleich das
Fahrzeug benutzen dürfen. Der Kfz-Brief bleibt bis zur endgültigen Kaufpreiszahlung
bei V. Zwei Wochen nach Kaufvertragsabschluss und Übergabe des Fahrzeugs an K
erleidet K mit dem Fahrzeug einen schweren Unfall. Am Fahrzeug entsteht ein Totalschaden.
K traf am Schadensereignis kein Verschulden. Er hatte unversehens einem
Kind ausweichen müssen, das hinter parkenden Fahrzeugen auf die Fahrbahn gelaufen
war. Bei diesem Ausweichmanöver war K mit einem entgegenkommenden
Fahrzeug kollidiert.
Frage: Kann V von K zum vorgesehenen Termin Zahlung des Restkaufpreises
verlangen?
Lösung:
Der Anspruch könnte sich aus einem Kaufvertrag nach §§ 433 Abs. 2, 449 ergeben.
Der Kaufvertrag wurde wirksam abgeschlossen. Ein Teil des Kaufpreises wurde 2
Monate lang gestundet. Nach Ablauf der Stundungsfrist könnte der Anspruch fällig
sein.
Er könnte jedoch nach § 326 Abs. 1 erloschen sein. Der Kaufvertrag ist ein gegenseitiger
Vertrag im Sinne von §§ 320 ff. Dem V müsste die Leistung aus dem Kaufvertrag
nachträglich unmöglich geworden sein. Nach § 433 Abs. 1 S. 1 schuldet er
Übergabe und Übereignung. Diese werden bei beweglichen Sachen nach § 929
durch Einigung und Übergabe erbracht. Er hatte das Fahrzeug zwar bereits übergeben.
Die Übereignung des Gebrauchtwagens war jedoch
noch nicht erfolgt. Diese Übereignung ist ihm nach dem Totalschaden nicht mehr
möglich. Weder V noch K haben die Unmöglichkeit zu vertreten. Nach § 326 Abs. 1
wäre der Anspruch des V gegen K erloschen.
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14
BGH NJW 2002 S. 3323
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Der Anspruch könnte jedoch fortbestehen, wenn die Gegenleistungsgefahr bereits
vor Eintritt der Unmöglichkeit auf K übergegangen ist. Der Übergang könnte nach §
446 eingetreten sein. Das Fahrzeug war zwar dem K übergeben worden, K war jedoch
noch nicht Eigentümer des Fahrzeugs. Die Einigung war nach §§ 929, 158 Abs.
1 unter der Bedingung vollständiger Kaufpreiszahlung hinausgeschoben. Somit hatte
K vor vollständiger Übereignung bereits den Besitz und die Nutzung am Fahrzeug,
weshalb er nach § 446 das Risiko des zufälligen Untergangs des Fahrzeugs tragen
muss.
Bei Eintritt des Fälligkeitstermins für die Restkaufpreiszahlung ist diese von K zu
entrichten.
IV. Werkvertrag
Beim Werkvertrag ist nach § 631 der Unternehmer verpflichtet, das versprochene
Werk herzustellen und der Besteller ist verpflichtet, die vereinbarte Vergütung zu
zahlen.
a. Die Abgrenzung zwischen Dienstvertrag nach § 611 und Werkvertrag nach § 631
kann Schwierigkeiten bereiten. Beim Dienstvertrag wird eine Leistung als solche
geschuldet, während beim Werkvertrag über die reine Leistung hinaus ein bestimmter
Erfolg versprochen wird. Der Unternehmer hat beim Werkvertrag für die Verwirklichung
des angestrebten Erfolgs einzustehen und damit das Risiko der Verwirklichung
zu tragen, während der Dienstverpflichtete nicht mit dem Erfolgsrisiko belastet
ist. Verträge mit Ärzten, Rechtsanwälten oder Musiklehrern sind regelmäßig Dienstverträge. Diese
schulden nur ein Bemühen. Kunstaufführungsverträge werden den Werkverträgen zugerechnet, weil
dem Besteller hier keinerlei Weisungsrecht zukommt. Die Erstellung eines Vertragsentwurfes durch
einen Rechtsanwalt ist ein Werkvertrag.
Forschungs- und Entwicklungsleistungen können Gegenstand eines Dienstvertrages wie auch eines
Werkvertrages sein. Für die Abgrenzung ist der im Vertrag zum Ausdruck kommende Parteiwille
maßgebend. Es kommt darauf an, ob eine Dienstleistung nach den Regeln von Wissenschaft und
Technik oder ein Erfolg geschuldet wird. Der Erfolg kann in einem bestimmten Arbeitsergebnis oder in
der Durchführung von Untersuchungen und der Anfertigung von Berichten bestehen. Für die Frage,
ob der Auftragnehmer für den Eintritt eines Erfolges einstehen will, kann von Bedeutung sein, mit welcher
Wahrscheinlichkeit nach der Vorstellung der Vertragspartner mit dem Eintritt eines Erfolges gerechnet
werden kann. Eine zeitaufwandsabhängige Vergütung kann dafür sprechen, dass der Auftragnehmer
das Risiko des Scheiterns des Vorhabens nicht übernehmen kann und will. Die Beschreibung
eines Ziels ist alleine kein ausreichendes Kriterium für einen Werkvertrag. Auch bei einem
Dienstvertrag kann die geschuldete Tätigkeit der Erreichung eines Ziels dienen. Das Ziel umschreibt
dann, in welche Richtung die Tätigkeit des Auftragnehmers gehen soll. 14
b. Vom Werkvertrag ist der Werklieferungsvertrag zu unterscheiden, für den
überwiegend das Kaufrecht zur Anwendung kommt. Der Werklieferungsvertrag nach
§ 651 erfasst die Herstellung beweglicher Sachen.
Damit verbleiben für den Werkvertrag
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- Arbeiten an einem Grundstück und die Errichtung von Bauwerken
- Reparatur beweglicher Sachen
- Erbringung von Leistungserfolgen Beförderungsverträge, Kunstaufführungen, Planungsleistungen.
1. Pflichten des Unternehmers
Der Unternehmer ist verpflichtet, das versprochene Werk herzustellen. Hierzu gehört
auch die Herstellung des versprochenen Erfolges nämlich eines mangelfreien Werkes
nach § 633 Abs. 1.
Der Unternehmer darf sich zur Erfüllung seiner Pflicht dritter Personen bedienen,
seinen Erfüllungsgehilfen nach § 278. Deshalb führen Erkrankung oder Tod des Unternehmers
nicht zur – vorübergehenden - Unmöglichkeit der Werkleistung. Ausnahmsweise hat er das
Werk selbst zu erbringen wie bei künstlerischen Leistungen. Aus § 242 können sich
Nebenpflichten ergeben wie die Pflicht zur fachmännischen Beratung, zur ordnungsgemäßen
Aufbewahrung übergebener Sachen.
2. Pflichten des Bestellers
Den Besteller des Werkes treffen verschiedene Pflichten aus dem Werkvertrag wie
- Vergütung für das fertiggestellte Werk
- Mitwirkung bei der Fertigstellung des Werkes
- Abnahme des fertiggestellten Werkes.
2.1 Mitwirkungspflicht
Bei der Herstellung des versprochenen Werkes ist der Unternehmer oftmals von einer
Mitwirkung des Bestellers abhängig. Das Fahrzeug muss zum verabredeten Reparaturtermin
in die Werkstatt gebracht werden. Wirkt der Kunde nicht mit, kann das
Werk nicht oder nicht ordnungsgemäß erstellt werden.
a. Kommt der Besteller dieser Pflicht nicht nach, kommt er in Gläubigerverzug nach
§§ 293 ff. Der Unternehmer kann nach § 304 Aufwendungsersatz verlangen, soweit
ihm Mehraufwendungen entstehen.
Oftmals werden keine greifbaren Mehraufwendungen für die Erstellung des Werkes
entstehen. Die Nachteile liegen in einem anderen Bereich: Der Unternehmer kann die Arbeit nicht
zügig erstellen und nicht zügig abrechnen. Er kann mit seiner ihm zur
Verfügung stehenden Zeit nicht optimal und voraussehbar disponieren.
b. Daneben kann er nach den in §§ 642 ff. vorgesehenen Sonderregeln vorgehen:
- § 642 Abs. 1 gewährt dem Unternehmer einen Anspruch auf eine angemessene
Entschädigung.
- nach § 643 kann der Unternehmer dem Besteller eine angemessene Nachfrist
verbunden mit der Erklärung bestimmen, dass er den Vertrag kündige, wenn
die Mitwirkungshandlung nicht bis zum Ablauf der Nachfrist vorgenommen
wurde.
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- verstreicht die Nachfrist erfolglos, kann der Unternehmer kündigen und nach §
645 Abs. 1 S. 2 eine Teilvergütung für die bereits erbrachten Arbeiten geltend
machen
2.2 Abnahmepflicht
Der Besteller hat die Pflicht nach § 640 Abs. 1 das vertragsmäßig hergestellte Werk
abzunehmen. Die Abnahme ist eine Leistungspflicht. Sie entfällt nur ausnahmsweise
nach § 646 wenn sie wegen der Beschaffenheit des Werkes ausgeschlossen ist wie
bei künstlerischen Leistungen.
a. Abnahme des Werkes beinhaltet zum einen die körperliche Entgegennahme des
Werkes und zum anderen die Billigung des Werkes als vertragsgemäß. Ist die
körperliche Entgegennahme wie bei Arbeiten an Bauwerken nicht möglich, genügt für
die Abnahme die Billigung der Arbeiten.
b. Ist das Werk nicht von vertragsgemäßer Beschaffenheit darf bei unwesentlichen
Mängeln die Abnahme nicht verweigert werden nach § 640 Abs. 1 S. 2. Bei erheblichen
Mängeln darf die Abnahme verweigert werden.
c. Kommt der Besteller der Abnahmepflicht nicht nach, kann ihm der Unternehmer
eine angemessene Frist zur Abnahme stellen. Nach Fristablauf wird die Abnahme als
erfolgt fingiert gemäß § 640 Abs. 1 S. 3.
d. Der Abnahme steht nach § 641 a eine Fertigstellungsbescheinigung gleich. Diese
wird von einem durch den Unternehmer zu beauftragenden Sachverständigen erteilt.
Mit ihr kann der Unternehmer die Beweislast für die vertragsgemäße Herstellung
umkehren.
e. Die Abnahme löst eine Vielzahl rechtlicher Konsequenzen aus. An die erfolgte
Abnahme oder die Abnahmefiktion schließen sich an
- die Fälligkeit der Vergütung nach § 641,
- der Lauf der Verjährungsfrist für die Mangelansprüche nach § 638 und
- der Übergang der Gefahrtragung nach § 644 Abs. 1.
f. Nimmt der Unternehmer das ihm angebotene und vertragsgemäß hergestellte
Werk nicht an, kommt er in Gläubigerverzug nach § 293. Daneben kommt er nach §§
286 ff. in Schuldnerverzug, da es sich bei der Abnahmepflicht um eine echte Leistungspflicht
handelt. Dies eröffnet dem Unternehmer die Möglichkeit zu Schadensersatzansprüchen
und zum Rücktritt.
2.3 Vergütungspflicht
Nach § 631 ist der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet.
Fehlt eine Vereinbarung, gilt nach § 632 eine Vergütungsfiktion, wenn die Herstellung
des Werkes den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist.
a. Die Höhe der Vergütung bestimmt sich nach § 632 Abs. 2, soweit darüber keine
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Vereinbarung getroffen wurde. Es ist beim Bestehen einer Taxe die taxmäßige
Vergütung geschuldet, ansonsten gilt die übliche Vergütung als vereinbart. Zu den
taxmäßigen Vergütungen zählen die durch Gesetz bestimmten oder durch behördliche Genehmigung
festgelegten Entgeltsätze der Personenbeförderungsunternehmer oder die Honorarsätze für Architekten
und Ingenieure nach der HOAI.
b. Nach § 632 Abs. 3 ist ein Kostenanschlag im Zweifel nicht zu vergüten.
c. Die Fälligkeit der Vergütung bestimmt sich nach § 641 Abs. 1. Die Vergütung
wird mit Abnahme fällig. Den Unternehmer trifft eine Vorleistungspflicht. Er muss das
Werk fertig stellen, um seine Vergütung verlangen zu können. Diese Vorleistungspflicht
wird durch einen Anspruch des Unternehmers auf Abschlagszahlungen nach §
632 a gemildert. Gerade bei umfangreichen Werken sind diese Abschlagszahlungen
für den Unternehmer bedeutsam.
aa. Der Unternehmer kann nach § 632 a vor Fertigstellung und Abnahme
Abschlagsvergütungen für abgeschlossene Teile des Werkes verlangen, die
vertragsgemäß, also mangelfrei, hergestellt wurden. Abschlagszahlungen für
mangelbehaftete Teile können selbst bei geringfügigen Mängel nicht gefordert werden.
Die Abnahme der Teilleistung durch den Besteller ist nicht erforderlich.
Daneben kann der Unternehmer für angefertigte oder angelieferte Bauteile oder Stoffe
eine Abschlagszahlung vor Fertigstellung des Werkes verlangen, soweit er dem
Besteller Eigentum daran verschafft oder eine Sicherheit leistet. Die
Eigentumsverschaffung an den angelieferten Stoffen durch den Unternehmer wird
häufig daran scheitern, dass der Unternehmer die Stoffe von seinem Lieferanten unter
Eigentumsvorbehalt geliefert bekommen hat und er deshalb kein Eigentum verschaffen
kann.
bb. Die Fälligkeit tritt nach § 641 Abs. 1 mit Abnahme des Werkes ein. Die Abnahme
umfasst die Entgegennahme des Werkes und die Billigung als vertragsgemäße
Leistung. Kommt der Besteller der Abnahme nicht nach, obwohl er hierzu verpflichtet
wäre, kann ihm der Unternehmer eine angemessene Frist zur Abnahme stellen.
Nach Fristablauf gilt die Abnahme als erfolgt gemäß § 640 Abs. 1 S. 3. Diese Abnahmefiktion
gilt selbst bei unwesentlichen Mängeln des Werkes.
Die Vergütung wird nach § 641 Abs. 2 spätestens fällig, wenn der Besteller nach Fertigstellung des
Werkes von einem Dritten eine Vergütung für das hergestellte Werk erhalten hat. Die Regelung dient
dem Interesse der Unternehmern, die von einem Bauträger oder Generalunternehmer beauftragt wurden.
d. Der Besteller muss ein mit unwesentlichen Mängeln behaftetes Werk abnehmen.
Nach § 641 Abs. 3 steht ihm ein Zurückbehaltungsrecht in Höhe eines angemessenen
Teils der Vergütung zu. Er kann mindestens das 3fache des für die Beseitigung
erforderlichen Betrages zurückbehalten. Dieses Zurückbehaltungsrecht soll
dem Besteller ein Druckmittel an die Hand geben, damit der Unternehmer seiner
Pflicht zur Mangelbeseitigung auch nachkommt.
2.4 Sicherung des Unternehmers
Nach § 641 trifft den Unternehmer eine Vorleistungspflicht, sieht man von dem
abdingbaren Anspruch auf Abschlagszahlungen ab. Zur Sicherung seines
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Vergütungsanspruchs gewährt das Gesetz beim Werkvertrag spezielle Sicherungsmöglichkeiten.
a. Dem Unternehmer steht nach § 647 ein Unternehmerpfandrecht an den von ihm
hergestellten oder ausgebesserten beweglichen Sachen des Bestellers zu. Für dieses
gesetzliche Pfandrecht gelten die Vorschriften über das rechtsgeschäftliche
Pfandrecht entsprechend nach § 1257. Das Unternehmerpfandrecht setzt voraus,
dass der Besteller auch Eigentümer der betreffenden Sache ist.
b. Ein Unternehmerpfandrecht an Grundstücken kommt nicht in Betracht. Für Arbeiten
an einem Grundstück kann für den Unternehmer eine Sicherungshypothek
nach § 648 Abs. 1 S. 1 eingeräumt werden. Diese Sicherungshypothek entsteht nicht
kraft Gesetzes an dem Grundstück wie das Unternehmerpfandrecht an beweglichen
Sachen. Die Sicherungshypothek muss nach §§ 873, 1184 rechtsgeschäftlich begründet
werden. Ist der Besteller zur Einräumung der Sicherungshypothek nicht bereit,
muss der Anspruch auf Bestellung der Sicherungshypothek klageweise geltend
gemacht werden.
Ist die Sicherungshypothek im Grundbuch eingetragen, bietet sie in vielen Fällen keine
wirksame Absicherung. Im Grundbuch sind häufig bereits andere Grundschulden
oder Hypotheken für Banken eingetragen. Sollte es später zur Zwangsversteigerung
des Grundstücks kommen, wird der Versteigerungserlös in der Reihenfolge der Eintragungen
verteilt. Es besteht die Gefahr, dass der Unternehmer nicht mehr aus dem
Versteigerungserlös befriedigt werden kann.
c. Da die Regelung des § 648 sehr umständlich und wenig aussichtsreich für den
Unternehmer ist, erfolgt in § 648 a eine weitere Regelung zugunsten des Unternehmers
bei Bauwerken. Dieser kann vom Besteller Sicherheit für die von ihm zu erbringenden
Arbeiten verlangen. Kommt der Besteller der Sicherheitsleistung nicht
nach, hat der Unternehmer das Recht zur Leistungsverweigerung. In der Praxis wird
die Sicherheit häufig durch Bankbürgschaft geleistet. Die Banken verlangen vom Besteller
für die Bürgschaft ein Entgelt. Nach § 648 a Abs. 3 hat der Unternehmer die Kosten für die Bestellung
der Sicherheit mitzutragen. Nach § 648 a Abs. 6 Nr. 1 sind juristische Personen des öffentlichen
Rechts von der Sicherheitsleistung befreit.
3. Rücktritt und Kündigung des Bestellers
Der Besteller kann nach § 649 bis zur Vollendung des Werkes den Vertrag jederzeit
kündigen. Ein Kündigungsgrund ist nicht erforderlich. Die Kündigung beendet das
Vertragsverhältnis für die Zukunft. Der Besteller bleibt jedoch zur Entrichtung der
vereinbarten Vergütung verpflichtet. Der Unternehmer muss sich auf den
Vergütungsanspruch anrechnen lassen, was er infolge der Aufhebung des Vertrages
erspart oder durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwirbt. Günstiger für
den Besteller ist die Geltendmachung eines Rechts zur fristlosen Kündigung, das seitens des Bestellers
einen wichtigen Grund voraussetzt. Hier trifft ihn keine Pflicht zur Zahlung des Emtgeltes. 15
Kommt es zur Verspätung bei der Herstellung des Werkes, so stehen dem Besteller
die Rechte aus §§ 286, 281, 323 zu. § 323 Abs. 1 gewährt ein Rücktrittsrecht nach
15 OLG Naumburg NJW 2009, S. 779 f
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erfolgter Fristsetzung. Im Gegensatz zum Kündigungsrecht aus § 649 trifft beim
Rücktritt aus § 323 den Besteller kein Vergütungsanspruch.
4. Gefahrtragung
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Geht das Werk ohne Verschulden des Bestellers bzw. des Unternehmers vor der
Abnahme unter, so stellt sich die Frage, ob der Unternehmer ein zweites Mal leisten
muss und wie es mit der Vergütungspflicht steht.
a. Nach § 644 Abs. 1 geht die Preisgefahr ab der Abnahme des Werkes auf den
Besteller über. Geht das Werk nach der Abnahme zufällig unter, kann der Unternehmer
trotzdem seine Vergütung verlangen. Der Unternehmer muss das Werk nicht
erneut herstellen.
b. Bis zur Abnahme des Werkes trägt jedoch der Unternehmer die Leistungs- und
Preisgefahr.
aa. Kann das Werk nicht mehr hergestellt werden, das zu reparierende Fahrzeug ist
ausgebrannt, gelten §§ 275, 326. Der Herstellungsanspruch ist unmöglich geworden
und damit untergegangen. Der Unternehmer erhält nach § 326 keine Vergütung.
bb. Kann das Werk jedoch nochmals hergestellt werden, der durch einen Brand zerstörte
Neubau, kann erneut errichtet werden, besteht der Herstellungsanspruch aus § 631 fort.
Sobald das Werk erneut hergestellt ist, besteht nach erfolgter Abnahme Anspruch
auf Vergütung nach § 641.
c. Ausnahmsweise geht bereits vor Abnahme des Werkes die Gefahr auf den Besteller
über, so wenn
- der Besteller sich nach §§ 644 Abs. 1, 293 in Annahmeverzug befindet; dies
entspricht der Regelung des § 326 Abs. 2.
- der Unternehmer das Werk auf Verlangen des Bestellers an einen anderen Ort
als den Erfüllungsort versendet. Diese Regelung entspricht dem Versendungskauf nach
§ 447.
- das Werk vor der Abnahme in Folge eines Mangels des vom Besteller gelieferten
Stoffes oder einer vom Besteller erteilten Anweisung untergeht, kann der
Unternehmer nach § 645 einen seiner geleisteten Arbeit entsprechenden Teil
der Vergütung verlangen.
5. Mängelgewährleistung
Die §§ 634 ff regeln die Ansprüche des Bestellers bei mangelhafter Werkleistung.
Das Mangelgewährleistungsrecht des Werkvertragsrechts und des Kaufvertragsrechts
sind weithin einander angenähert.
Liegt ein Mangel des Werkes vor, ergeben sich für den Besteller folgende Rechte
• Anspruch auf Nacherfüllung nach §§ 634 Nr. 1, 635
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• Selbstvornahme der Mangelbeseitigung und Aufwendungsersatz nach §§ 634
Nr. 2, 637
• Rücktritt nach §§ 634 Nr. 3, 636, 323, 326 Abs. 5
• Minderung der Vergütung nach §§ 634 Nr. 3, 638
• Schadensersatz nach §§ 634 Nr. 4, 636, 280 ff, 311a
• Aufwendungsersatz nach §§ 634 Nr. 4, 284
5.1 Mangelbegriff
§ 633 übernimmt für das Werkvertragsrecht eine dem § 434 entsprechende Regelung:
Der Sachmangelbegriff folgt nach §§ 633 Abs. 2 und Abs. 3 dem
- subjektiven Fehlerbegriff, der auf die vereinbarte Beschaffenheit abstellt Pflichtenheft
bei Softwareprogrammierung, der bei fehlender Vereinbarung um den
- objektiven Fehlerbegriff ergänzt wird; dem gleichgestellt werden
- Falschlieferung
- Zu-Wenig-Lieferung und
- Rechtsmangel.
Anders als beim Kaufvertrag besteht keine Mangelhaftung für Werbeaussagen. Diese Regelung über
Werbeaussagen beim Kaufvertrag ist auf den Verkauf von Massenwaren zugeschnitten. Soweit eine
evtl. Werbeaussage durch den Werkunternehmer an den Vertragspartner gerichtet wurde, kann eine
Beschaffenheitsvereinbarung vorliegen, soweit sie sich auf eine konkrete Eigenschaft des Werks bezieht.
5.2 Gewährleistungsrechte des Bestellers
Die Sachmängelfreiheit gehört zu den Leistungspflichten des Unternehmers.
a. Nach §§ 634 Nr. 1, 635 kann der Besteller Nacherfüllung verlangen. Der
Unternehmer hat die Wahl, den Mangel zu beseitigen oder ein neues Werk herzustellen.
Hier findet sich ein Unterschied zum Kaufvertragsrecht, das dem Käufer das
Wahrecht einräumt. Da der Unternehmer das Werk hergestellt hat, gilt er nach der
Vorstellung des Gesetzes als kompetenter, die Frage zu entscheiden, welches die
sinnvolle Art der Nacherfüllung ist. Greift der Unternehmer zur Neuherstellung, kann
er aufgrund der Anspruchsgrundlage des § 635 Abs. 4 das mangelhafte Werk vom
Besteller zurückverlangen.
aa. § 635 Abs. 3 begrenzt den Anspruch des Bestellers auf Nacherfüllung. Der
Unternehmer kann diese bei Unverhältnismäßigkeit der Kosten verweigern. Die
Unverhältnismäßigkeit bestimmt sich nach dem Verhältnis der Beseitigungskosten
zum Beseitigungserfolg.
bb. Daneben bestehen die Einschränkungen des § 275 Abs. 1 und Abs. 2 im Falle
der Unzumutbarkeit. Hiernach kann der Nacherfüllungsanspruch des Bestellers in den Fällen eingeschränkt
werden, in denen der Mangel des Werks auf einem Verschulden eines Lieferanten des
Werkunternehmers beruht und der Werkunternehmer die Mangelhaftigkeit des Werks nicht zu vertreten
hat. Hier wird dem Werkunternehmer eine Nacherfüllung regelmäßig nicht zumutbar sein. Der
Besteller bleibt auf die weiteren Gewährleistungsrechte des § 634 verwiesen. Der
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Besteller kann zur Minderung, Rücktritt, Schadensersatz greifen, soweit die Voraussetzungen
gegeben sind.
c. Nach §§ 634 Nr. 2, 637 kann der Besteller Aufwendungsersatz verlangen, wenn
der Unternehmer dem Nacherfüllungsbegehren nicht nachkommt oder dieses fehl
schlägt, das sogenannte Recht auf Selbstvornahme. Ein Verzug des Unternehmers
muss nicht vorliegen. Der erfolglose Ablauf einer Frist zur Nacherfüllung genügt.
Verschulden ist nicht erforderlich. Wie bei der Nacherfüllung nach § 635 Abs. 1, 2. HS kann der
Unternehmer die Selbstvornahme wegen unverhältnismäßiger Kosten verweigern. Nach § 638 Abs. 3
hat der Besteller einen Anspruch auf Kostenvorschuss für die Selbstvornahme gegen den Unternehmer.
d. Nach § 634 Nr. 3, 636 steht dem Besteller ein Rücktrittsrecht zu. Durch die
Bezugnahme auf § 323 kommt zum Ausdruck, dass der Besteller erst nach fruchtlosem
Ablauf einer zur Nacherfüllung bestimmten Frist vom Vertrag zurücktreten kann.
Nach § 323 Abs. 5 S. 2 wird der Rücktritt wegen eines unerheblichen Mangels ausgeschlossen.
Aufgrund der Verweisung auf § 323 Abs. 6 ist der Rücktritt nicht möglich,
wenn der Besteller für den Mangel des Werks allein oder weit überwiegend verantwortlich
ist. Bei Unmöglichkeit der Nacherfüllung ist nach § 326 Abs. 5 die Möglichkeit
zum Rücktritt ohne Fristsetzung eröffnet. Eine Rückerstattung des Eintrittspreises bei
Nichtgefallen der Theaterinszenierung nach §§ 634 Nr. 3, 4, 323, 326 Abs. 5, 280 Abs. 1, Abs. 3, 283
scheidet grundsätzlich aus. Theaterinszenierungen können nie vorlagengetreu sein, sondern sind
immer Interpretationen. Stoff- und Charakterveränderungen sind Ausdruck künstlerischen Ausdrucks
des Regisseurs. 16
e. Nach §§ 634 Nr. 3, 638 hat der Besteller die Möglichkeit, Minderung zu verlangen.
Da das Minderungsrecht statt dem Rücktritt gilt, setzt es wie der Rücktritt voraus,
dass der Besteller dem Unternehmer eine Nachfrist gesetzt hat. Minderung
kann bei geringfügigen Mängeln geltend gemacht werden.
f. Nach §§ 634 Nr. 4, 636 kann der Besteller Schadensersatz oder Ersatz vergeblicher
Aufwendungen verlangen. Durch die Verweisung auf § 280 wird klargestellt,
dass der Besteller Schadensersatz nur verlangen kann, wenn die Pflichtverletzung
vom Werkunternehmer zu vertreten ist. Nach §§ 280, 276 Abs. 1 kommt ausnahmsweise eine vom
Verschulden unabhängige Garantiehaftung in Betracht, soweit eine Beschaffenheitsgarantie vereinbart wurde.
aa. Unmittelbar aus § 280 Abs. 1 kann Schadensersatz wegen Schäden geltend
machen, die über die Nichterfüllung der Pflicht zur mangelfreien Herstellung
hinausgehen, die sogenannten Mangelfolgeschäden. Hat der Besteller einen
Körperschaden erlitten, weil sich von der gelieferten Maschine ein Teil gelöst hat, bedarf es der Nachfristsetzung
nicht. Eine Behebung des Mangels würde den Körperschaden nicht ausgleichen.
bb. Ansonsten hat der Besteller nach § 281 dem Unternehmer zur Nacherfüllung eine
Frist zu setzen und muss deren erfolglosen Ablauf abwarten. Die Nachfristsetzung
ist in den von § 636 genannten Fällen entbehrlich.
Es gibt zwei Arten des Schadensersatzanspruches:
• den Schadensersatzanspruch statt der Leistung – kleiner Schadensersatz
• den Schadensersatzanspruch statt der ganzen Leistung – großer
Schadensersatz.
16 AG Hamburg NJW 2009, S. 782 f.
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Beim Schadensersatz statt der Leistung – dem sogenannten kleinen Schadensersatzanspruch
- bleibt es bei der Abwicklung des Vertrages. Der
Besteller behält das mangelhafte Werk und schuldet dem Unternehmer die vereinbarte
Vergütung. Als Schadensersatz kann er die Kosten einer Reparatur, einen
Minderwert des Werkes oder einen entgangenen Gewinn geltend machen. Gegen den
Vergütungsanspruch kann er mit seinem Schadensersatzanspruch aufrechnen.
Nach § 281 Abs. 1 S. 3 kann der große Schadensersatz – Schadensersatz statt der
ganzen Leistung - bei erheblicher Pflichtverletzung geltend gemacht werden. Beim
großen Schadensersatz wird der Vertrag rückabgewickelt und können alle Nachteile
aus der Nichterfüllung geltend gemacht werden, wie die Kaufpreiszahlung, ein entgangener
Gewinn.
Der Schadensersatzanspruch kann nach § 325 auch neben den weiteren Rechten aus der Pflichtverletzung
wie Rücktritt oder Minderung verlangt werden.
cc. Unter §§ 634 ff fallen nur Schadensersatzansprüche wegen eines Mangels. Andere
Pflichtverletzungen werden von § 634 nicht erfasst wie die Verletzung von Aufklärungs-
oder Instruktionspflichten oder nichtleistungsbezogene Begleitschäden.
Neben die Schadensersatzansprüche aus § 634 Nr. 4 können deliktische Ansprüche
treten. Hierzu zählt die weiterfressende Eigentumsverletzung und das Überspringen
auf andere Rechtsgüter.
g. Nach §§ 634 Nr. 4, 284 steht es dem Besteller frei, anstelle des Anspruchs auf
Schadensersatz Ersatz der Aufwendungen zu verlangen, die er im Vertrauen auf
den Erhalt der Leistung gemacht hat und billigerweise machen durfte. Da die Aufwendungen
anstelle des Schadensersatzes geltend gemacht werden können, besteht der Anspruch nur,
wenn der Unternehmer den Mangel nach § 280 Abs. 1 S. 2 zu vertreten hat. Zu den vergeblichen
Aufwendungen zählen Vertragskosten wie Fracht und Montagekosten des Bestellers.
h. Grundsätzlich hat der Besteller dem Unternehmer durch eine Nachfristsetzung die
Möglichkeit zur Abhilfe zu verschaffen. Erst der erfolglose Fristablauf eröffnet das
Minderungs-, Rücktritts- oder Schadensersatzrecht. Der Besteller muss diese Rechte
jedoch nicht sogleich geltend machen. Er kann vorerst den Erfüllungsanspruch auf
mangelfreie Leistung verfolgen. Erst wenn er nach § 281 Abs. 3 Schadensersatz
geltend macht oder nach § 323 den Rücktritt erklärt, kann der Erfüllungsanspruch
nicht mehr geltend gemacht werden.
5.3 Ausschluss der Mängelgewährleistung
Der Anspruch auf Mängelgewährleistung kann ausgeschlossen sein nach
- § 640 durch vorbehaltlose Abnahme des Werkes trotz Kenntnis des Mangels
- § 639 durch Vereinbarung eines Mangelgewährleistungsausschlusses, soweit
der Unternehmer den Mangel nicht verschwiegen hat oder eine Beschaffenheitsgarantie
übernommen hat.
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5.4 Verjährung der Mangelgewährleistungsansprüche
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Die Verjährung der Mangelgewährleistungsansprüche ist nicht einheitlich ausgestaltet:
Es wird nach dem Gegenstand der Werkleistung unterschieden.
aa. Für Ansprüche wegen eines Mangels an einem Bauwerk gilt eine 5jährige
Verjährungsfrist nach § 634 a Abs. 1 Nr. 2. Der Lauf der Verjährungsfrist beginnt
nach § 634 a Abs. 2 mit der Abnahme oder der Fertigstellungsbescheinigung nach §
641 a Abs. 1. Die 5jährige Verjährungsfrist bei Werkverträgen über Bauwerke entspricht
der Verjährungsfrist im Kaufrecht für den Erwerb von Bauwerken oder üblicherweise
für Bauwerke bestimmte Sachen. Zu Arbeiten an Bauwerken zählen
grundstücksbezogene Neu-, Um-, Ein- und Anbauten wie das Ausheben der Baugrube.
Erneuerungsarbeiten fallen hierunter, soweit sie für
Erhalt und Benutzbarkeit von wesentlicher Bedeutung sind und mit dem Gebäude
fest verbunden werden. Umfangreiche Malerarbeiten, die nach einem Umbau der vollständigen
Renovierung des Hauses dienen, Dachreparatur; Anbringung eines Spezialfußbodens oder eines
verklebten Teppichs, Einbau eines Kachelofens oder einer Zentralheizung.
Zu den Arbeiten an Bauwerken zählen ebenfalls Planungsleistungen von Architekten
und Statikern.
Handelt es sich um rein grundstücksbezogene Arbeiten wie die Anlage des Gartens gilt die 2jährige
Frist des § 634 a Abs. 1 Nr. 1.
bb. Nach § 634 Abs. 1 Nr. 1 gilt eine Verjährungsfrist von 2 Jahren bei anderen
körperlichen Werken sowie ihrer Planung und Überwachung. Hierunter fallen die
Mängelansprüche bei Werken, die in der Herstellung oder Veränderung von Sachen
mit Ausnahme der Bauwerke bestehen. Die Verjährungsfrist beginnt nach § 634 a
Abs. 2 mit der Abnahme zu laufen.
cc. Nach § 634 Abs. 1 Nr. 3 verjähren Mängelansprüche bei sonstigen unkörperlichen
Arbeitsergebnissen innerhalb der regelmäßigen Verjährungsfrist des § 195
von 3 Jahren. Gemäß § 199 Abs. 1 beginnt die Frist mit dem Schluss des Jahres zu
laufen, in dem der Anspruch entstanden ist und der Besteller vom Mangel Kenntnis
erlangt hat. Hierunter fallen Beraterverträge und Gutachten. Gerade bei Beraterverträgen kann zwischen
der Pflichtverletzung und der Entstehung oder Erkennbarkeit des Anspruchs ein längerer Zeitraum
liegen. Mit der Anknüpfung an die regelmäßige Verjährung soll vermieden werden, dass Ansprüche
verjähren, bevor der Besteller überhaupt die Möglichkeit hatte, seine Rechte geltend zu machen.
Mängel bei unkörperlichen Werken sind häufig nicht sofort erkennbar.
Es gelten folgende gestufte Verjährungsfristen
- § 634 a Abs. 1 Nr. 2 bei Bauwerken in 5 Jahren ab Abnahme
- § 634 a Abs. 1 Nr. 1 bei anderen körperlichen Werken in 2 Jahren ab Abnahme
- § 634 a Abs. 1 Nr. 3 bei unkörperlichen Werken in 3 Jahren ab Jahresende der
Entstehung und Kenntnisnahme der anspruchsbegründenden Ansprüche
dd. Bei arglistigem Verschweigen bleibt es nach § 634 Abs. 3 bei der regelmäßigen
Verjährungsfrist des §§ 195, 199 Abs. 1. Bei Bauvorhaben endet diese Frist nicht vor
der 5-Jahresfrist des § 634 a Abs. 1 Nr. 2.
ee. Neben den Mangelgewährleistungsansprüchen kommen bei weiterfressenden
Mängeln noch Schadensersatzansprüche aus § 823 in Betracht, Für diese gilt die
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egelmäßige 3jährige Verjährungsfrist des § 195. Diese beginnt nach § 199 erst mit
Kenntnis vom Schaden und Schädiger zu laufen und nicht schon mit der Abnahme
wie die Verjährungsfristen des § 634 a.
Fall: Undichtes Fenster 17
15.12.2001
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Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg
41
U erstellt dem B vereinbarungsgemäß ein Einfamilienhaus. Die Materialien kauft U
beim Lieferanten L. Drei Jahre nach Fertigstellung und Abnahme zeigt sich, dass ein
Fenster undicht ist. Die Schadhaftigkeit war beim Einbau nicht erkennbar. B stellt
dem U vergeblich eine Nachfrist von drei Wochen zur Mangelbeseitigung.
Welche Rechte hat B gegen U?
Lösung:
1. Anspruch auf Nacherfüllung aus §§ 634 Nr. 1, 635 Abs. 1:
Es wurde ein wirksamer Werkvertrag nach §§ 631, 145 abgeschlossen. Das Werk
weicht von den üblichen Erwartungen ab und ist deshalb nach § 633 Abs. 2 Nr. 2
mangelhaft. Der Anspruch auf Nacherfüllung ist entstanden. Der Anspruch ist durch
die vergebliche Nachfristsetzung nicht untergegangen. Der Besteller gewinnt durch
die Fristsetzung nur zusätzliche Rechte. Er verliert keine Rechte hierdurch.
2. Anspruch auf Selbstvornahme nach §§ 634 Nr. 2, 637 Abs. 1:
B könnte Anspruch auf Ersatz der Aufwendungen für eine Selbstbeseitigung des
Mangels haben, die sogenannte Selbstvornahme. U hat den Mangel nicht innerhalb
der ihm gesetzten angemessenen Frist nach § 637 Abs. 1 beseitigt.
B kann nach § 637 Abs. 3 die Kosten der Aufwendungen als Vorschuss verlangen.
3. Anspruch aus Rücktritt nach §§ 346 Abs. 1, 634 Nr. 3, 1. Alt.:
B könnte hieraus einen Anspruch auf Rückzahlung der Vergütung Zug um Zug gegen
Rückgabe des mangelhaften Werks und Herausgabe der gezogenen Nutzung
haben.
Die erforderliche Nachristsetzung ist erfolgt. Die Frist ist vergeblich abgelaufen
Die Pflichtverletzung müsste nach § 323 Abs. 5 S. 2 erheblich sein. Das undichte
Fenster ist im Verhältnis zum Gesamtwerk von untergeordneter Bedeutung.
Ein Rücktrittsrecht besteht nicht.
4. Anspruch aus Minderung nach §§ 634 Abs. 4, 346 Abs. 1, 634 Nr. 3, 2. Alt.:
Auch für die Wirksamkeit der Minderung setzt § 323 Abs. 1 voraus, dass der Gläubiger
dem Schuldner erfolglos eine angemessene Nachfrist gesetzt hat, wie es hier
geschehen ist. Nach § 638 Abs. 1 S. 2 genügt bei der Minderung eine unerhebliche
Pflichtverletzung.
B kann mindern.
5. Anspruch auf Schadensersatz statt der Leistung aus §§ 280 Abs. 1 S. 1, 281 Abs.
1 S. 1, 635 Nr. 4, 1. Alt.:
17 Fall nach Martin Heinrich: Fälle zum neuen Recht.www.schuldrechtsmodernisierung.com vom
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Der Anspruch entfällt, da U den Mangel nicht nach § 276 zu vertreten hat.
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42
Ergebnis: B kann Nacherfüllung verlangen, zur Selbstvornahme oder zur Minderung
greifen.
Fall: Lieferantenregress 18
U hat bei B im obigen Fall das Fenster ausgewechselt. Kann U vom Lieferanten L,
von dem er das Fenster bezogen hat Nachlieferung verlangen.?
Lösung:
Anspruch auf Nachlieferung aus §§ 437 Nr. 1, 439 Abs. 1:
Das Fenster war bereits bei Übergabe mangelhaft. Die Nacherfüllung ist durch Lieferung
eines Ersatzfensters möglich.
Es bestehen Bedenken gegen die Durchsetzbarkeit, da die Verjährung der
Mängelansprüche bei Sachmängeln an beweglichen Sachen nach § 438 Abs. 1 Nr. 3
zwei Jahre seit Ablieferung beträgt und zwischenzeitlich 3 Jahre verstrichen sind.
Nach § 438 Abs. 1 Nr. 2 b ist die Verjährungsfrist für Mängelansprüche bei einer Sache,
die ihrer üblichen Verwendungsweise nach bei Bauwerken eingebaut werden
auf 5 Jahre erstreckt. Deshalb ist der Anspruch auf Nacherfüllung noch nicht verjährt.
19
6. Verdingungsordnungen für das Baugewerbe VOB
Die Verdingungsordnung für Bauleistungen VOB entstand nach dem Ersten Weltkrieg
aus dem Bedürfnis heraus, für die Vergabe und Durchführung von Bauleistungen
einheitliche Grundsätze zu schaffen und einheitliche technische Standards zu
gewährleisten. Die VOB werden seither ständig entsprechend den praktischen Veränderungen
und rechtlichen Notwendigkeiten überarbeitet und ergänzt. Die Schaffung
und Überarbeitung der VOB liegt in den Händen der an der Vergabe und Ausführung
von Bauleistungen beteiligten Ministerien, der öffentlichen Verwaltungen,
Wirtschafts- und Berufsverbände.
Die VOB gliedern sich in
- VOB/A Allgemeine Bestimmungen über die Vergabe von Bauleistungen,
- VOB/B Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen,
- VOB/C Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen.
Bei den VOB/B handelt es sich um Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung
von Bauleistungen. Sie enthalten zum Teil wesentliche Abweichungen von den
dispositiven Regelungen des BGB-Werkvertragsrechts. Dieses ist in erster Linie auf
kleinere, zügig abzuwickelnde Werkverträge zugeschnitten. Hingegen handelt es
18
Fall nach Martin Heinrich: Fälle zum neuen Schuldrecht. www.schuldrechtsmodernisierung.com vom
15.12.2001
19
§ 478 kommt nicht zur Anwendung. U hat dem B das Fenster nicht verkauft sondern eingebaut.
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sich bei Bauleistungen um umfangreiche, oft über längere Zeit sich hinziehende Vertragsleistungen.
Die Leistungen einer Vielzahl von Unternehmen greifen ineinander,
müssen miteinander abgestimmt werden.
So gestattet § 1 VOB/B abweichend vom Grundsatz Vertrag ist Vertrag, dass der
Besteller die auszuführenden Arbeiten einseitig abändern oder zusätzliche, ursprünglich
nicht vereinbarte Leistungen verlangen kann. Im Gegenzug erhält der Unternehmer
nach § 2 VOB/B die Möglichkeit, eine entsprechend höhere Vergütung zu fordern.
Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass zwischen Planung und Ausführung öffentlicher Vorhaben
oft geraume Zeit liegt, zwischenzeitlich die Notwendigkeit von Änderungen sich ergeben hat
oder bei umfangreichen Planungen manche Einzelheiten nicht ausreichend vorher erkannt wurden
und nicht geplant werden konnten.
V. Werklieferungsvertrag
Auf den Werklieferungsvertrag über die Herstellung und Lieferung neuer Sachen ist
nach § 651 Kaufvertragsrecht anzuwenden. § 651 ist auf die Herstellung beweglicher
Sachen beschränkt und gilt nicht für Grundstücke und die damit verbundenen
Bestandteile. Einzelne Vorschriften des Werkvertragsrecht kommen nach § 651 S. 3
auf die Herstellung nicht vertretbarer Sachen i. S. von § 91 zu Anwendung wie
- §§ 642 f Mitwirkungspflicht des Bestellers
- § 649 Kündigungsrecht des Bestellers vor Vollendung
- § 650 Überschreitung des Kostenanschlags.
Vom Werkvertragsrecht erfasst sind hingegen die Herstellung von Bauwerken, reine
Reparaturarbeiten und die Herstellung nicht-körperlicher Werke wie die Planung eines
Architekten oder die Erstellung von Gutachten.
VI. Produkthaftungsgesetz
Das Produkthaftungsgesetz gewährt dem durch ein mangelhaftes Produkt Verletzten
einen verschuldensunabhängigen Schadensersatzanspruch gegen den Hersteller
des Produkts nach § 1 Abs. 1 S. 1 ProdHG. Nach der Legaldefinition des § 2
ProdHG sind Produkte alle beweglichen Sache einschließlich der Elektrizität.
Diese Produkte müssen einen Fehler nach § 3 ProdHG haben. Der Fehlerbegriff in §
3 ProdHG unterscheidet sich vom Mangelbegriff nach § 434. Ein Fehler nach § 434
setzt eine Beschaffenheitsabweichung voraus. Ein Produktfehler nach § 3 ProdHG
umfasst eine Abweichung des Sicherheitsstandards.
Entsteht durch ein fehlerhaftes Produkt eine Sachbeschädigung, eine Körper- oder
Gesundheitsverletzung, so ist der Hersteller des Produkts zu Schadensersatz
verpflichtet.
- Der Geschädigte hat den Fehler und die Kausalität des Fehlers für die Verletzung
zu beweisen.
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Stand 08-2011

- Auf ein Verschulden des Herstellers kommt es nicht an.
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Von der Schadensersatzpflicht bei Sachschäden gibt es gewisse Ausnahmen nach §
1 Abs. 1 S. 2 ProdHG:
a. Der Schaden am Produkt selbst ist nicht zu entrichten. Dieser ist allenfalls
nach Mängelgewährleistungsrecht gemäß §§ 434, 437 ff zu erstatten.
b. Es sind nur Schäden an anderen Sachen als dem fehlerhaften Produkt zu ersetzen.
Diese anderen Sachen müssen jedoch hauptsächlich im privaten Gebrauch
oder Verbrauch stehen. Für gewerblich genutzte Sachen gewährt das
ProdHG keinen Ersatz. Diese können bei Vorliegen der Voraussetzungen aus
Mängelgewährleistungsrecht nach §§ 434, 437 ff oder unerlaubter Handlung
nach § 823 geltend gemacht werden.
c. Bei Sachschäden hat der Geschädigte nach § 11 ProdHG eine Selbstbeteiligung
zu tragen.
Fall: Heimsolarium
Herr Kraus (K) hat sich ein Heimsolarium bei der Firma Liebig (L) gekauft. Das Gerät
wurde im Betrieb der Firma Friedrich (F) hergestellt, an L geliefert und von diesem
originalverpackt an K weitergeliefert. Anfänglich funktioniert das Gerät einwandfrei.
Jedoch nach wenigen Wochen kommt es zu einer Stichflamme, die auf die
Wohnungseinrichtung übergreift. Ein im Nachhinein eingeschalteter Gutachter stellt
fest, dass ein Bauteil fehlerhaft montiert war, weshalb es nach einigen Betriebsstunden
zu einer Überhitzung kommen konnte. Wie es zu dieser fehlerhaften Montage
kommen konnte und warum diese im Werk unbemerkt blieb, lässt sich im Nachhinein
nicht mehr feststellen.
Welche Ansprüche hat K gegen L und F?
Lösung:
1. Ansprüche gegen L
a. K könnte einen Anspruch gegen L aus § 437 Nr. 1 auf Nacherfüllung haben.
Zwischen L und K war ein Kaufvertrag abgeschlossen worden. L hatte eine nach §
434 fehlerhafte Sache geliefert. § 442 steht dem Anspruch nicht entgegen, da K nicht
um den Fehler wissen konnte. K kann deshalb nach §§ 437 Abs. 1, 439 wahlweise
Mangelbeseitigung oder Lieferung einer mangelfreien Sache verlangen.
b. Ein Schadensersatzanspruch aus §§ 437 Nr. 3, 280, 281 auf Ersatz des Mangel-
und Mangelfolgeschadens kommt nicht in Betracht. Zwar trifft den L die Leistungspflicht
einwandfreie Ware zu liefern. Es fehlt jedoch am Verschulden nach §§ 280
Abs. 1 S. 2, 276. L musste die originalverpackte Ware nicht untersuchen.
c. K kann nach §§ 437 Nr. 2, 323 vom Vertrag zurücktreten. Es liegt eine erhebliche
Pflichtverletzung vor, bedenkt man die Gefahrenquelle, die sich hier realisiert hat.
Nach §§ 437 Nr. 2, 441 kommt statt dem Rücktritt eine Minderung in Betracht.
Beide Ansprüche setzen nach § 323 Abs. 1 eine erfolglose Nachfristsetzung voraus.
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Diese ist bislang nicht erfolgt.
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d. Mangels Verschulden des L kommen keine deliktischen Ansprüche aus § 823 Abs.
1 in Betracht.
2. Ansprüche gegen F
a. Es kommt ein Schadensersatzanspruch aus § 823 Abs. 1 in Betracht. Eine
Eigentumsverletzung an dem Gerät könnte entfallen, da dieses von vornherein mit
einem Mangel behaftet war. Nach dem Sachverhalt beschränkte sich der Mangel auf
ein falsch montiertes Bauelement. Der Mangel war funktionell beschränkt. Es handelt
sich um einen Fall des Weiterfressens eines funktionell beschränkten Mangels auf
eine ansonsten mangelfreie Sache. Eine Eigentumsverletzung liegt daneben an der
Wohnungseinrichtung vor. Diese wurde durch die Auslieferung des mangelhaften
Geräts durch F zerstört. Die Rechtswidrigkeit ist indiziert.
Fraglich ist jedoch das Verschulden des F. Die objektive Mangelhaftigkeit des Geräts
bedeutet nicht schon automatisch, dass gleichzeitig ein subjektives Verschulden gegeben
ist. Normalerweise müsste K eine Sorgfaltswidrigkeit im Konstruktions- oder
Fabrikationsablauf nachweisen. In Anbetracht der dabei auftretenden Beweisprobleme
für den Endverbraucher kommt es nach ständiger Rechtsprechung bei der sogenannten
Produzentenhaftung zu einer Beweislastumkehr. Liegt ein Produktfehler vor,
hat der Produzent den einwandfreien Betriebsablauf nachzuweisen. Ein solcher
Nachweis wurde von F nicht erbracht. Deshalb ist von seinem Verschulden auszugehen.
b. Ein Anspruch könnte sich aus § 1 Abs. 1 S. 1 ProdHG ergeben. Durch das fehlerhafte
Produkt kam es ursächlich zu einer Sachbeschädigung. Ein Verschulden des
Herstellers F ist nicht erforderlich. Nach § 1 Abs. 1 S. 2 ProdHG besteht jedoch kein
Anspruch wegen der Beschädigung der fehlerhaften Sache selbst. Zu ersetzen ist
nur der Schaden an anderen Sachen wie der Wohnungseinrichtung. Hierbei hat K
die Selbstbeteiligung nach § 11 ProdHG zu tragen.
VII. Besondere Vertriebsformen und Verbraucherschutz
§§ 312 ff, 491 ff regeln besondere Vertriebsformen insbesondere unter dem
Gesichtspunkt des Verbraucherschutzes wie
- Haustürgeschäfte,
- Fernabsatzverträge,
- Elektronischer Geschäftsverkehr,
- Verbraucherdarlehen und Finanzkauf.
Das Gesetz gewährt dem Verbraucher ein Widerrufsrecht. Nach Vertragsabschluss
verbleibt dem Verbraucher Zeit, um über den Vertrag nachzudenken – cooling-off
periode – und sich vom Vertrag wieder zu lösen. Hinzu können Informationspflichten
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des Verkäufers treten.
1. Haustürgeschäfte
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§ 312 Abs. 1 enthält eine Legaldefinition der Haustürgeschäfte. Es handelt sich hierbei
um Verträge zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher, die auf eine
entgeltliche Leistung gerichtet sind und für dessen Abschluss der Verbraucher
- an seinem Arbeitsplatz,
- im Bereich einer Privatwohnung,
- anlässlich einer Freizeitveranstaltung,
- nach einem überraschenden Ansprechen in Verkehrsmitteln oder im Bereich
öffentlich zugänglicher Verkehrsflächen
zum Abschluss des Vertrages bestimmt wurde. Ein Vertrag über die Aufhebung eines Arbeitsverhältnisses
am Arbeitsplatz unterfällt nicht dem § 312. Bei rein auf das Arbeitsverhältnis bezogenen
Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer fehlt es an der situativen Überrumpelungsgefahr,
da solche Verträge typischerweise am Arbeitsplatz geschlossen werden.
Der Verbraucher erhält beim Haustürgeschäft ein 2wöchiges Widerrufsrecht nach §
355 Abs. 1. Die Frist zum Widerspruch beginnt nach § 355 Abs. 2, sobald der Verbraucher
schriftlich über sein Widerrufsrecht in Textform nach § 126b belehrt wurde.
Fehlt es an einer Belehrung, erlischt das Widerrufsrecht nach § 355 Abs. 3 innerhalb
von 6 Monaten. Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung nach § 355
Abs. 1 S. 2 als Ausnahmefall zu § 130, der für die Wirksamkeit und damit Rechtzeitigkeit
auf den Zugang der Willenserklärung abstellt. Der Verbraucher muss seinen
Widerruf ebenfalls in Textform nach § 126b erklären.
Nach §§ 357 Abs. 1, Abs. 3, 346 Abs. 2 muss der Verbraucher im Falle des Widerrufs
Wertersatz in Höhe der im Vertrag bestimmten Gegenleistung erbringen, wenn
die Herausgabe der von ihm erlangten Leistung nach der Natur des Erlangten ausgeschlossen
ist. Dies ist bei Dienstleistungen, die der Unternehmer gegenüber dem
Verbraucher erbringt, zumeist der Fall. Die Folge ist, dass der Verbraucher bei
Dienstleistungen, die vor Ablauf der Widerrufsfrist erbracht worden sind, zwar den
Vertrag widerrufen kann, aber dem Unternehmer gemäß § 357 Abs. 1 S. 1 i.V.m. §
346 Abs. 2 die vereinbarte Vergütung als Wertersatz zu leisten hat. Deshalb verlangt
§ 312 Abs. 2 die Belehrung über diese Rechtsfolge.
2. Fernabsatzverträge
Dasselbe 2wöchige Widerrufs- und Rückgaberecht wie bei Haustürgeschäften gewährt
das Gesetz nach § 312 d bei Fernabsatzverträgen. Hierbei handelt es sich um
Verträge, die unter Verwendung von Fernkommunikationsmitteln abgeschlossen
werden nach § 312b Abs. 2. Hierunter fällt der Versandhandel, Telefonmarketing.
§ 312c beinhaltet eine Reihe besonderer Informationspflichten des Unternehmers bei Abschluss von
Fernabsatzverträgen, die dem Verbraucher in Textform nach § 126b zur Verfügung zu stellen sind.
Dies kann in Form einer E-Mail geschehen, nicht jedoch in Form einer Homepage, die jederzeit geändert
werden kann.
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Bei Internetauktionen wie ebay gilt das Widerrufsrecht nach §§ 312d, 355. Das Widerrufsrecht ist nicht
nach §§ 312d Abs. 4 Nr. 5 ausgeschlossen, da ebay-Internetauktionen keine Versteigerungen nach §
156 darstellen. Eine Versteigerungen im Sinne von § 156 liegt vor, wenn der Vertrag erst durch Zuschlag
des Versteigerers zustande kommt, also der Versteigerer nach Abgabe des Höchstgebotes
noch frei darüber entscheiden kann, ob er das Gebot annimmt. Gibt der Versteigerer bei einer Internetauktion
bereits zu Beginn der Auktion eine verbindliche, auf den Vertragsschluss gerichtete Erklärung
ab, liegt keine Versteigerung nach § 156 vor. 20
Kosten und Gefahr der Versendung trägt bei Rückgabe grds. der Unternehmer nach
§ 357 Abs. 2, wovon bei Waren bis 40,-- € abgewichen werden kann. Für eine durch
Ingebrauchnahme eingetretene Verschlechterung hat der Verbraucher Wertersatz zu
leisten, wenn er spätestens bei Vertragsschluss in Textform auf diese Rechtsfolge
hingewiesen wurde nach § 357 Abs. 3. Eine Verschlechterung der Kaufsache, die
ausschließlich auf deren Prüfung zurückzuführen ist, ist vom Verbraucher nicht zu
ersetzen.
3. Elektronischer Geschäftsverkehr
§ 312e schafft besondere Pflichten des Anbieters im elektronischen Geschäftsverkehr
mittels individuell abrufbarer Tele- oder Mediendienste wie das Internet. Der
Tele- oder Mediendienst muss zum Zwecke des Vertragsabschlusses eingesetzt
werden. Er muss über einen Rückkanal verfügen, über den der Kunde Daten anfordern
und seine Bestellung aufgeben kann wie beim Online-Shopping über das Internet.
Der Anbieter muss Unternehmer sein, während als Kunden nicht nur Verbraucher
sondern auch Unternehmer in Betracht kommen. Wird in einem Fernseh-Werbeblock
eine Ware beworben und zugleich eine Telefonnummer für Bestellungen eingeblendet, damit Kaufinteressenten
telephonisch bestellen können, gilt § 312e nicht. Der Unternehmer bedient sich nicht
eines Tele- und Mediendienstes zum Zwecke des Vertragsabschlusses. Der Vertragsabschluss erfolgt
nicht mittels eines solchen Dienstes sondern mittels des Telefons. Hier kann nach § 312b ein Fernabsatzvertrag
vorliegen. Dasselbe gilt, wenn ein Unternehmer im Internet Waren anbietet, die auch nur
telefonisch bestellt werden können. Videotext fällt nicht darunter, weil hier der Kunde ebenfalls nur
telefonisch bestellen kann.
§ 312e Abs. 1 regelt das Wie der Unterrichtungspflicht des Unternehmers, während
die einzelnen zu erteilenden Informationen in einer Informationspflichtenverordnung
außerhalb des BGB festgelegt sind. 21
Ein Verstoß gegen die Informations- und Verhaltenspflichten des § 312e führt nicht
zur Nichtigkeit des Vertrages. Der Kunde kann aus einem abgeschlossenen Vertrag
die nachträgliche Erfüllung der Informationspflichten verlangen. Die Nichteinhaltung
der besonderen Informations- und Verhaltenspflichten kann zu einem Schadensersatzanspruch
aus § 280 führen. Der Schadensersatzanspruch kann nach § 249 einen Anspruch
auf Rückabwicklung – im Wege der Naturalrestitution – und unter Umständen sogar die Anpassung
des abgeschlossenen Vertrages begründen.
Fehlt dem Kunden das Bewusstsein eine rechtsverbindliche Willenserklärung abzugeben,
berechtigt ihn dieser Erklärungsirrtum nach § 119 Abs. 1 zur Anfechtung. Ein
20 BGH NJW 2005 S. 83 ff; Besprechung in JA 2005 S. 250 ff
21 Die Rechtsgrundlage der Informationspflichtverordnung findet sich in Art. 241 des Einführungsge-
setzbuchs zum Bürgerlichen Gesetzbuch
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Vertrauensschadensersatzanspruch nach § 122 entfällt, da die Ursache des Irrtums
in der Sphäre des Vertragspartners angesiedelt ist.
Verstöße gegen die in Absatz 1 bestimmten Pflichten begründen die Möglichkeit einer Unterlassungsklage
nach § 13 UWG und nach § 2 des Unterlassungsklagengesetzes bei Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Daneben kommen auf den elektronischen Geschäftsverkehr die Regelungen der §§
312b bis 312d über Fernabsatzverträge zur Anwendung.
4. Verbraucherdarlehen und Finanzkauf
a. §§ 491 ff regeln das Verbraucherdarlehen. Für dieses gilt ebenfalls das
Widerrufsrecht des § 355. Es ist Schriftform für den Darlehensvertrag vorgeschrieben
und der Vertragsabschluss erfordert die Unterzeichnung durch den Verbraucher. Der
Vertrag bedarf einer Reihe von Informationen für den Verbraucher. Ein Verstoß führt
zur Unwirksamkeit des Vertrages nach § 494 Abs. 1. Hat der Verbraucher den
Darlehensbetrag ausbezahlt bekommen, erfolgt eine Heilung des Vertrages nach
Maßgabe gesetzlicher Vorgaben.
b. In §§ 499 ff sind der entgeltliche Zahlungsaufschub und sonstige
Finanzierungshilfen geregelt. Hierunter fallen Finanzierungsleasingverträge und
Teilzahlungsgeschäfte.
c. § 505 erfasst den Ratenlieferungsvertrag.
d. § 358 regelt die Rechtsfolgen, wenn ein Vertrag über die Lieferung einer Ware
oder die Erbringung einer anderen Leistung mit einem Darlehensvertrag derart verbunden
sind, dass das Darlehen ganz oder teilweise der Finanzierung des anderen
Vertrages dient und beide Verträge eine wirtschaftliche Einheit bilden und einer dieser
Verträge vom Verbraucher nach §§ 355, 356 wirksam widerrufen wurde. Mit dem
Widerruf erlöschen auch die Rechte aus dem verbundenen Finanzierungsvertrag.
Die empfangenen Leistungen sind nach den Regeln des Rücktrittsrechts zurückzugeben.
Es ist Ersatz für eine Wertminderung zu leisten und die Gebrauchsvorteile sind auszugleichen.
VIII. Mietvertrag
Beim Mietsvertrag handelt es sich um einen gegenseitigen Vertrag, bei dem eine Sache
auf Zeit gegen Geld überlassen wird. Die unentgeltliche Gebrauchsüberlassung stellt eine
Leihe nach § 598 dar.
Es ist zu unterscheiden zwischen der
- Miete beweglicher Sachen
- Grundstücksmiete,
- Raummiete
- Wohnraummiete.
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Das Mietrecht ist im Gesetz in folgender Reihenfolge gegliedert in
- allgemeine Vorschriften für Mietverhältnisse, die unabhängig von der Art der
gemieteten Sache für alle Arten von Mietverhältnissen gelten,
- Mietverhältnisse über Wohnraum,
- Mietverhältnisse über andere Sachen.
Die Vorschriften sind nach dem typischen Ablauf eines Mietverhältnisses aneinandergereiht.
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Der Mietvertrag ist grundsätzlich formfrei. Aus Beweisgründen werden Mietverträge
überwiegend schriftlich abgeschlossen und weithin Formmietverträge, also AGB,
herangezogen. Er bedarf nur ausnahmsweise der Schriftform, wenn er für länger als
1 Jahr geschlossen wird nach § 550. Die Nichtbeachtung der Schriftform hat keine
Unwirksamkeit des Vertrages zur Folge entgegen § 125 S. 1. Nur die Mietzeitabrede
ist unwirksam. Der Mietvertrag gilt als auf unbestimmte Zeit geschlossen. Bei Mietverträgen
mit Gemeinden sind die Vertretungsregeln der §§ 42, 54 GemO zu
beachten.
1. Pflichten des Vermieters
a. Hauptpflicht des Vermieters ist es, dem Mieter den Gebrauch der Sache während
der Mietzeit nach § 535 Abs. 1 S. 1 zu gewähren. Dies enthält neben einer
Gebrauchsüberlassungspflicht noch eine Gebrauchserhaltungspflicht gemäß §
535 Abs. 1 S. 2.
b. Diese Gebrauchserhaltungs- oder Instandhaltungspflicht beinhaltet die erforderlichen
Erhaltungs- und Reparaturarbeiten während der Mietzeit. Diese umfasst auch
die Beseitigung der Abnutzungen der Mietsache, welche durch den vertragsgemäßen
Gebrauch des Mieters verursacht worden sind. Diese Abnutzungen hat der Mieter
nach § 538 nicht zu vertreten. Sie werden durch den Mietzins abgegolten. Diese
Instandhaltungspflicht des Vermieters ist jedoch abdingbar. Bei Wohn- und Geschäftsraummiete
werden diese Schönheitsreparaturen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen
regelmäßig auf den Mieter abgewälzt.
c. Der Vermieter ist ferner verpflichtet, den vertragsgemäßen Gebrauch durch den
Mieter zu dulden und Maßnahmen des Mieters, die den vereinbarten Gebrauch nicht
überschreiten, zu gestatten. Der vertragsgemäße Gebrauch darf nicht gestört werden
und Störungen Dritter sind abzuwehren, soweit dies dem Vermieter möglich und zumutbar
ist. Der Abwehranspruch gegen den Dritten kann sich aus § 1004 ergeben.
d. Hat der Vermieter für die Erhaltung der Sache aufzukommen, muss er dem Mieter
die auf die Mietsache gemachten notwendigen Verwendungen nach §§ 539 Abs. 1,
683 ersetzen. Verwendungen sind Maßnahmen des Mieters, um den Bestand der
Sache zu erhalten oder wieder herzustellen. Luxusverwendungen sind regelmäßig keine notwendigen
Verwendungen.
e. Der Vermieter muss die Wegnahme von Einrichtungen nach § 539 Abs. 2 dulden,
die der Mieter mit der Mietsache verbunden hat, auch wenn sie nach §§ 946, 93 ff. in
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BGH NJW 2002 S. 3232
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das Eigentum des Vermieters übergegangen sind. Dem Mieter kommt ein Wegnahme-
und Aneignungsrecht zu. Nimmt der Mieter die Einrichtung weg, so muss er
nach § 258 den alten Zustand wieder herstellen.
f. Daneben treffen den Vermieter aus § 242 allgemeine Sorgfalts- und Schutzpflichten.
Er hat den Mieter über mögliche Gefährdungen, die von der Mietsache ausgehen,
aufzuklären und Gefahren abzuwenden. Sichere Gestaltung der Zu- und Abgänge. Ausreichende
Beleuchtung.
2. Nicht- oder Schlechterfüllung durch den Vermieter
a. Kommt der Vermieter seinen Pflichten nicht nach, kann der Mieter Erfüllung aus §
535 verlangen. Bei Sach- oder Rechtsmängel gelten daneben §§ 536, 536a.
b. Die Sachmängelhaftung setzt voraus, dass die Sache bei Überlassung des Gebrauchs
mit einem Fehler behaftet war oder ein solcher später entstand. Der Fehler
muss die Tauglichkeit der Sache zu dem vertragsgemäßen Gebrauch nicht nur unerheblich
aufheben oder beeinträchtigen. Der Fehler kann der Sache körperlich anhaften.
Fehler sind auch Umstände, die so auf die Sache einwirken, dass der vertragsgemäße
Gebrauch beeinträchtigt wird. Lärm, baurechtliche Nutzungsbeschränkungen.
Auch das Fehlen oder der spätere Wegfall einer zugesicherten Eigenschaft ist ein
Sachmangel nach § 536 Abs. 2.
c. Der Mieter ist bei Sach- oder Rechtsmangel von der Entrichtung des Mietzinses
ganz oder zum Teil befreit nach § 536, wenn diese die Tauglichkeit erheblich einschränken.
Hat der Mieter den Mangel schuldhaft verursacht, so wird er entsprechend § 326 Abs. 2 nicht von
der Mietzahlungspflicht frei.
d. Der Mieter kann Schadensersatz wegen Nichterfüllung nach § 536a verlangen. §
536a Abs. 1 umfasst drei verschiedene Fallgruppen:
aa. Liegt der Sach- oder Rechtsmangel schon bei Vertragsschluss vor, greift eine
Garantiehaftung. Der Vermieter haftet, selbst wenn er den Mangel nicht zu vertreten
hat. Diese Garantiehaftung für anfängliche Sachmängel ohne Verschulden kann in AGB ausgeschlossen werden.
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bb. Entsteht der Mangel später, so setzt der Schadensersatzanspruch voraus, dass
der Vermieter den Mangel zu vertreten hat.
cc. Der Vermieter haftet weiter, wenn ein Mangel unverschuldet aufgetreten ist und
er sich mit der Beseitigung des Mangels nach § 286 in Verzug befindet, was regelmäßig
eine Mahnung voraussetzt.
Der Schadensersatzanspruch aus § 536a umfasst den Mangel- und den
Mangelfolgeschaden.
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Ist der Mietvertrag ein Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter, können auch
Dritte, die mit der Leistung des Vermieters in Berührung kommen und denen gegenüber
der Mieter ein Schutzinteresse hat aus § 536a Abs. 1 Schadensersatzansprüche
herleiten. Hierunter fallen Familienangehörige in Wohnungen oder Arbeitnehmer in Gewerberäumen.
e. Der Mieter kann nach § 536a Abs. 2 den Mangel selbst beseitigen und
Aufwendungsersatz verlangen, wenn der Vermieter mit der Beseitigung nach § 286
in Verzug ist oder dies zur Erhaltung der Mietsache erforderlich ist.
Bei mangelhafter Mietsache gelten für den Mieter
- § 535 Abs. 1 S. 2 Instandhaltung
- § 536 Mietminderung
- § 536 a Abs. 1 Schadensersatz
- § 536a Abs. 2 Aufwendungsersatz für Mangelbeseitigung
f. Der Mieter kann die Rechte aus §§ 536 bis 536a nicht geltend machen, wenn
- er den Mangel bei Vertragsabschluss kennt, § 536b S. 1
- er die Mietsache trotz Kenntnis vom Mangel annimmt und keinen Vorbehalt
anbringt, § 536b S. 3
- er einen aufgetretenen Mangel nicht anzeigt, § 536c
- ein vertraglicher Ausschluss gegeben ist, § 536d.
Solange ein Mieter den Mangel nicht anzeigt, kann er nach § 536c keine Mangelansprüche
geltend machen. Zeigt er den Mangel an und zahlt trotzdem die Miete ohne
Vorbehalt weiter, kann er nach § 814 die zuviel gezahlte Miete nicht zurückverlangen.
g. Daneben haftet der Vermieter nach den allgemeinen Vorschriften aus Unmöglichkeit
oder Verzug, soweit die Nichterfüllung nicht auf einem Sach- oder Rechtsmangel
beruht. Der Mieter kann Schadensersatz aus §§ 280, 283 geltend machen, wenn der Vermieter die
Mietsache schuldhaft völlig zerstört hat oder wenn der vertragsgemäße Zustand der Mietsache sich
nicht herstellen lässt.
§ 280 kann bei Verletzung von allgemeinen Schutz- und Sorgfaltspflichten in Betracht
kommen, die keinen Mangel der Mietsache zur Folge haben.
Fall: Lagerhalle
Herr Vater (V) ist Eigentümer einer Lagerhalle. Aufgrund einer mündlichen Abrede
vermietet er die Halle an Herrn Maier (M). M leistet regelmäßig die vereinbarte Miete.
Nach geraumer Zeit ruft M den V an und teilt ihm mit, dass am Vortag bei einem orkanartigen
Unwetter ein Teil des Daches abgedeckt worden sei und ein Wasserschaden
an den eingelagerten Gegenständen des M entstanden sei infolge des beim
Unwetter eingedrungenen Regenwassers. V ist der Ansicht, dass er mit M keinen
Mietvertrag habe, da nichts schriftlich vereinbart worden sei, und dem M deshalb
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keine Ansprüche zustehen. Im übrigen sei das Dach vor dem Sturm einwandfrei gewesen
und für den Sturm sei er nicht verantwortlich.
Welche Ansprüche und Möglichkeiten hat M gegen V?
Lösung:
1. Ein Anspruch auf Instandsetzung könnte sich aus § 535 Abs. 1 S. 2 ergeben. Dies
setzt voraus, dass ein Mietvertrag abgeschlossen wurde. Für den Mietvertrag gilt der
Grundsatz der Formfreiheit. Ein auf unbestimmte Zeit abgeschlossener Mietvertrag
kann formlos, also auch mündlich abgeschlossen werden. Da V dem M die Sache
überlassen hat, ist davon auszugehen, dass zwischen beiden mit Rechtsbindungswillen
ein wirksamer Vertragsabschluss nach § 145 vereinbart wurde. Der Anspruch auf
Instandsetzung ist von einem Verschulden des Vermieters unabhängig.
M hat gegen V einen Anspruch auf Instandsetzung des Dachs.
2. M könnte nach § 536 Abs. 1 die Miete mindern. Die Mietsache hat einen erheblichen
Mangel, der den Gebrauch der Lagerräume erheblich beeinträchtigt. Es genügt,
dass dieser Mangel im Lauf der Mietzeit entstanden ist. Die Mietminderung ist von
einem Verschulden des V an der Entstehung des Mangels unabhängig. § 536c Abs.
2 Nr. 1 fordert, dass M eine Anzeige vom Mangel macht. Ab Mitteilung des Schadens
am Dach kann M zur Mietminderung in angemessener Höhe greifen.
3. M könnte nach § 536a Abs. 1 einen Anspruch auf Ersatz der Sachschäden an seinen
im Lager aufbewahrten Gegenständen geltend machen. § 536a Abs. 1 enthält 3
verschiedene Anspruchsvarianten. Allen ist gemeinsam, dass durch den Mangel an
der Mietsache dem Mieter ein Schaden entstanden ist. Aufgrund des schadhaften
Daches und damit einem objektiven Mangel der Mietsache konnte Wasser eindringen
während des Sturms, weshalb das Lagergut zu Schaden kam.
Der Vermieter V ist zum Schadensersatz verpflichtet, wenn der Mangel schon bei
Vertragsabschluss vorlag. Dafür liefert der Sachverhalt keinen Anhaltspunkt. Da der
Schaden am Dach erst nach längerer Mietzeit auftrat, ist davon auszugehen, dass
das Dach bei Vertragsabschluss in einwandfreiem Zustand war.
Der Vermieter ist zum Schaden verpflichtet, wenn der Vermieter V den Mangel zu
vertreten hat. Es gibt keinen Hinweis, dass der Vermieter durch positives Tun oder
durch vertragswidriges Unterlassen den Mangel herbeigeführt hat.
Schließlich besteht ein Schadensersatzanspruch, wenn der Vermieter mit der
Beseitigung in Verzug gekommen ist nach § 286. Dazu hätte der Mieter M die
Beseitigung nach § 286 Abs. 1 anmahnen müssen.
Da keine der 3 Anspruchsvarianten erfüllt ist, besteht kein Schadensersatzanspruch
des M.
4. Ein Schadensersatzanspruch aus § 823 Abs. 1 wegen Beschädigung des Eigentums
des M entfällt, da eine Schädigungshandlung des V weder durch positives Tun
noch durch pflichtwidriges Unterlassen erfolgt ist und ihn weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit
an der Eigentumsverletzung trifft.
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23
BGH NJW 2004 S. 56.
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5. Für M könnte sich ein Recht zur fristlosen Kündigung aus § 543 Abs. 1 ergeben.
Besteht die Gefahr, dass die eingelagerten Gegenstände bei Niederschlägen Schaden
nehmen, noch bevor das Dach repariert ist, dann ist die Fortsetzung des
Mietverhältnisses unzumutbar.
Vor Ausspruch der Kündigung ist nach § 543 Abs. 3 eine Frist zur Abhilfe zu setzen.
Erst nach fruchtlosem Ablauf kann die Kündigung ausgesprochen werden. Drohen
die eingelagerten Gegenstände durchfeuchtet zu werden, kann von der Setzung der
Frist zur Abhilfe nach § 543 Abs. 3 S. 2 Nr. 2 abgesehen werden. Die Interessen des
M am Erhalt seines Eigentums gehen dem Interesse des V am Fortbestand des
Mietverhältnisses vor.
Die Kündigung von Gewerberäumen bedarf nach § 578 Abs. 2 nicht der Schriftform
des § 568 Abs. 1.
3. Pflichten des Mieters
a. Hauptpflicht des Mieters ist die Verpflichtung zur Leistung des vereinbarten Entgelts.
Der Mietzins ist, sofern die Parteien nichts anderes bestimmt haben, bei der
Wohnraummiete nach § 556b zu Beginn der jeweiligen Zeitabschnitte und spätestens
am dritten Werktag zu entrichten. Hingegen ist bei der Miete von Grundstücken
und beweglichen Sachen die Miete nach § 579 erst am Ende der Mietzeit oder des
Mietabschnitts zu entrichten.
b. Der Mieter darf den vertragsgemäßen Gebrauch der Mietsache nicht überschreiten
oder sie einem anderen Gebrauch zuführen als vertraglich festgelegt wurde gemäß
§ 541.
Nach § 541 darf der Mieter den Gebrauch der Mietsache nicht Dritten überlassen
ohne Erlaubnis des Vermieters. Für die Aufnahme eines Lebensgefährten des Mieters in eine
gemietete Wohnung bedarf der Mieter der Erlaubnis des Vermieters. Auf die Erteilung der Erlaubnis
nach § 553 hat er im Regelfall einen Anspruch. 23 Dieses Verbot greift nicht ein, wenn der
Mieter die Sache Familienangehörigen oder Hausangestellten mit überlässt.
Der Vermieter hat einen Anspruch auf Unterlassung, wenn der Mieter die Sache
vertragswidrig gebraucht und trotz Abmahnung des Vermieters den Gebrauch fortsetzt
gemäß § 541. Der Vermieter kann nach § 543 fristlos kündigen, wenn der Mieter
den vertragswidrigen Gebrauch trotz Abmahnung fortsetzt.
c. Den Mieter trifft eine Obhuts- und Sorgfaltspflicht an der Mietsache. Aus der
Obhutspflicht erwächst nach § 536c eine Anzeigepflicht, sollten sich Mängel der
Mietsache zeigen. Verstößt er gegen diese Anzeigepflicht, können ihm hieraus
Rechtsnachteile entstehen. Verletzt der Mieter seine Anzeigepflicht wegen eines
festgestellten Mangels nach § 536c Abs. 1, so hat er dem Vermieter den daraus
entstehenden Schaden zu ersetzen.
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d. Den Mieter trifft eine Duldungspflicht hinsichtlich Instandhaltungsarbeiten nach §
535 Abs. 1 S. 2 sowie Besichtigung aus gegebenem Anlass und nach § 554 Maßnahmen
zur Verbesserung der Mietsache.
24
OLG Dresden NJW-RR2007 S. 1603 Grds. restriktiver Auslegung von Ausnahmevorschriften.
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e. Nach Beendigung der Mietzeit hat der Mieter die Sache nach § 546 zurückzugeben.
Daneben besteht regelmäßíg der Anspruch des Vermieters aus §§ 985, 812. Mit
der Beendigung der Mietzeit ist das Recht zum Besitz aus § 535 entfallen sowie der Rechtsgrund für
die Überlassung der Mietsache.
Gibt der Mieter bei Beendigung des Mietverhältnisses die Mietsache nicht rechtzeitig
zurück, so kann der Vermieter für die Dauer der Vorenthaltung eine Entschädigung in
Höhe des vereinbarten Mietzinses verlangen nach § 546a. Ist der ortsübliche Mietzins
höher, kann dieser höhere Mietzins verlangt werden.
f. Kommt der Mieter mit der Zahlungspflicht in Verzug, greift das Recht zur fristlosen
Kündigung nach §§ 543 Abs. 2 Nr. 3, 569 Abs. 3 Nr.3, das das Rücktrittsrecht aus §
323 verdrängt. Daneben kommen Ansprüche wegen Verzögerungsschadens aus §§
286, 280 in Betracht.
g. Die Ansprüche des Vermieters wegen einer vom Mieter zu vertretenden
Verschlechterung der Mietsache verjähren nach § 548 in 6 Monaten von der Rückgabe
an. Diese Frist gilt auch für Ansprüche des Vermieters wegen des Zustandes
der Sache aus unerlaubter Handlung. Verletzt der Mieter die Obhutspflicht an der Mietsache,
die zur Beschädigung der Mietsache führt , die wiederum einen Dritten an seinen Rechtsgütern schädigt
und nimmt der Dritte den Vermieter und Hauseigentümer nach § 836 in Anspruch, dann gilt für
den Schadensersatzanspruch des Vermieters gegen den Mieter § 195 und nicht § 548. Der Anspruch
gleicht nicht den Vermögensschaden aus, den der Vermieter an der Mietsache erlitten hat, sondern
den Vermögensschaden, der wegen Beschädigung einer fremden Sache entstanden ist. 24
4. Vermieterpfandrecht
Der Vermieter von Grundstücken oder Räumen erwirbt für seine Forderungen aus
dem Mietverhältnis ein Pfandrecht an den eingebrachten Sachen des Mieters gemäß
§ 562. Das Pfandrecht soll dem Vermieter eine Sicherheit für seine Ansprüche aus
dem Mietvertrag geben.
Dem Vermieterpfandrecht unterliegen alle eingebrachten, pfändbaren Sachen des
Mieters. Das Pfandrecht erfasst nur Sachen, nicht aber Forderungen des Mieters.
Eingebracht ist eine Sache, wenn sie mit Willen des Mieters zu einem nicht nur
vorübergehenden Zweck in die gemieteten Räume gebracht wurde. Die eingebrachte
Sache muss im Eigentum des Mieters stehen. Ein gutgläubiger Erwerb des
Vermieterpfandrechts an fremden Sachen ist nicht möglich. Das Anwartschaftsrecht an
Sachen, die unter Eigentumsvorbehalt erworben wurden, unterliegt dem Vermieterpfandrecht. Das
Vermieterpfandrecht entsteht nur an pfändbaren Sachen, die nicht unter das Pfändungsverbot der §§
811 ff. ZPO fallen.
Das Vermieterpfandrecht geht unter, wenn ein Dritter Eigentum an der Sache des
Mieters erwirbt und in Anbetracht des Vermieterpfandrechts nach §§ 936, 932 Abs. 2
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gutgläubig ist. Das Vermieterpfandrecht geht weiter unter, wenn die Sache vom
Grundstück im Rahmen der gewöhnlichen Lebensverhältnisse oder des regelmäßigen
Geschäftsbetriebs entfernt wird.
Der Vermieter kann die Entfernung der mit dem Pfandrecht belasteten Sachen
verhindern. Nach § 562b darf er die Sachen beim Auszug des Mieters sogar in seinen
Besitz nehmen.
Das Vermieterpfandrecht bietet dem Vermieter zumeist nur eine geringe Sicherheit.
Deshalb werden von Seiten der Vermieter bei Abschluss des Mietvertrages häufig
zusätzliche Sicherheiten verlangt. Bei Wohnraummiete darf die Sicherheit das 3fache
des monatlichen Mietzinses gemäß § 551 Abs. 1 nicht übersteigen. Diese Kaution
darf vom Mieter in drei Raten bezahlt werden. Sie ist vom Vermieter verzinslich anzulegen.
5. Veräußerung der Mietsache
Hat der Eigentümer eine Sache vermietet, kann er trotzdem weiterhin über sein
Eigentum verfügen nach §§ 929, 931 bei beweglichen Sachen und §§ 873, 925 bei
Grundstücken.
Bei der Veräußerung vermieteten Wohnraums, anderer Räume und Grundstücke tritt
der Erwerber nach §§ 566, 578 anstelle des Vermieters in den Mietvertrag ein. Dies
wird mit dem Satz Kauf bricht nicht Miete umschrieben. § 566 stellt insofern einen
Fall der gesetzlichen Vertragsübernahme dar. Mit dem Eintritt in den bestehenden
Mietvertrag gehen auf den Erwerber für die Zeit, in der er Eigentümer des Grundstücks
ist, alle Rechte und Pflichten über, die sich für den Vermieter aus dem Mietvertrag
ergeben.
6. Beendigung der Miete
a. Ein Mietverhältnis, das für eine bestimmte Zeit eingegangen ist, endet mit Ablauf
dieser Zeit nach § 542 Abs. 2. Einer Kündigung bedarf es bei befristeten
Mietverhältnissen nicht.
Bei Wohnraummietverhältnissen ist ein solcher Zeitmietvertrag nur unter den
Befristungsgründen des § 575 zulässig
- späteren Eigenbedarf des Vermieters
- geplante wesentliche Instandsetzung oder
- spätere Vermietung an einen zur Dienstleistung Verpflichteten.
Der Befristungsgrund muss bei Vertragsbeginn schriftlich mitgeteilt werden. Der Mieter
hat vor Ablauf der Befristung einen Auskunftsanspruch, über den Fortbestand des
Befristungsgrundes. Tritt der Befristungsgrund erst später ein, kann der Mieter
Verlängerung des Mietvertrages verlangen. Entfällt der Grund, kann der Mieter
Verlängerung auf unbestimmte Zeit verlangen.
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Der Mieter kann sich nicht auf eine soziale Härte berufen, wenn er zum Zeitpunkt des
Ablaufs der Befristung noch keine andere Wohnung gefunden hat oder der Umzug
mit erheblichen Nachteilen verbunden ist..
Auch der Mieter kann ein Interesse an einem langfristigen Mietvertrag haben. Hier kann ein unbefristeter
Mietvertrag abgeschlossen werden und für einen vertraglich festgelegten Zeitpunkt das Kündigungsrecht
für den Vermieter oder für beide Seiten ausgeschlossen werden. Die Zulässigkeit des Zeit
weisen Ausschlusses des Kündigungsrechts wird aus § 557a Abs. 3 hergeleitet.
b. Mietverhältnisse können durch Kündigung beendet werden. Die
Kündigung ist eine einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung nach § 130. Die
Kündigung eines Mietverhältnisses über Wohnraum ist nach § 568 für Mieter und
Vermieter schriftlich erforderlich.
aa. Die ordentliche Kündigung ist an die Einhaltung einer Kündigungsfrist gebunden.
Bei Wohnraummietverhältnissen bestimmt sich die Frist nach § 573 c. Hiernach
ist die Kündigung spätestens am dritten Werktag eines Monats zum Ablauf des übernächsten
Monats zulässig. Bei Wohnraummiete verlängert sich die Kündigungsfrist
des Vermieters mit der Mietdauer und beträgt höchstens neun Monate. Samstage sind
bei der Berechnung der Kündigungsfrist als Werktage mitzuzählen. 25
bb. Wohnraum kann nach § 573 ordentlich nur gekündigt werden, wenn der Vermieter
ein berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat. Als
berechtigtes Interesse des Vermieters werden nur die im Kündigungsschreiben
angegebenen Gründe berücksichtigt nach §§ 573 Abs. 3, 574 Abs. 4.
§ 573 Abs. 2 nennt 4 Regeltatbestände für ein berechtigtes Interesse des Vermieters.
Diese Regeltatbestände sind nicht abschließender sondern nur exemplarischer
Natur:
- Schuldhafte, nicht unerhebliche Vertragsverletzung wie wiederholte unpünktliche
Mietzahlung, Vernachlässigung, Belästigungen
- Eigenbedarf des Vermieters für sich selbst, seine Familienangehörigen oder
zum Hausstand gehörende Personen; soweit nicht nach § 577a eine Umwandlungssperrfrist
eingreift
- Hinderung einer angemessenen wirtschaftlichen Verwertung, so wenn der Verkauf
des vermieteten Objekts nur dann für einen angemessenen Preis möglich
ist, falls die Wohnung unvermietet ist; eine Kündigung zum Zwecke der Mieterhöhung
ist ausgeschlossen
- Ausbau von Nebenräumen eines Gebäudes.
Der Tod des Mieters begründet kein berechtigtes Interesse des Vermieters an der
Kündigung. Die Erben nach § 1922 oder Mitbewohner nach § 563 rücken in den
Mietvertrag ein. Auch hier bedarf es eines berechtigen Interesses an der Kündigung.
Eines berechtigten Interesses bedarf es nach § 573a ausnahmsweise nicht, wenn
der Vermieter mit dem Mieter in einem Zweifamilienhaus oder in einer Wohnung
zusammenwohnt und ausnahmsweise auch bei Dreifamilienhäusern.
25 BGH Urteil vom 27.04.2005 - VIII ZR 206/04
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cc. Der Mieter kann der Kündigung des Vermieters nach § 574 widersprechen, wenn
die Kündigung für ihn einen besonderen Härtefall darstellt. Der Widerspruch bedarf
der Schriftform nach § 574b Abs. 1. Er muss in der Regel 2 Monate vor Beendigung
des Mietverhältnisses gegenüber dem Vermieter erklärt werden. Diese Ausschlussfrist
entfällt, wenn der Vermieter dem Mieter nicht nach § 574b Abs. 2 S. 2 auf
das Widerspruchsrecht und die Widerspruchsfrist hingewiesen hat.
dd. Der Mieterschutz ist bei Werkmietwohnungen nach §§ 576 ff eingeschränkt. Hat der Arbeitgeber
im Hinblick auf das Bestehen eines Arbeitsvertrages die Wohnung an den Arbeitnehmer vermietet,
muss dem Vermieter bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses die Beendigung des Mietverhältnisses
unter erleichterten Bedingungen möglich sein.
c. Eine fristlose Kündigung setzt das Vorliegen eines wichtigen Grundes voraus.
Kündigungsgründe sind bei Wohnraummiete
- für den Mieter
• § 543 Abs. 2 Nr. 1 Nichtgewährung oder Entziehung des vertragsmäßigen
Gebrauchs;
• § 569 Abs. 1 Gesundheitsgefährdung;
• § 569 Abs. 2 schwere Störung des Hausfriedens durch den Vermieter;
- für den Vermieter
• § 543 Abs. 2 Nr. 2 Obhutspflichtverletzung und Überlassung an Dritte
durch den Mieter nach erfolgloser Abmahnung;
• §§ 543 Abs. 2 Nr. 3, 569 Abs. 3 Mietzinsrückstände;
• § 569 Abs. 2 schwere Störung des Hausfriedens durch den Mieter
- hilfsweise kommt noch § 242 für beide Seiten als Kündigungsgrund in Betracht.
Verwahrlosung der Wohnung und Belästigung anderer Mieter durch übermäßige Tierhaltung
von 2 Hunden, 20 Katzen, 2 Sittichen und 4 Kaninchen. 26
Die Kündigung eines Wohnraummietverhältnisses ist nach § 569 Abs. 4 nur wirksam,
wenn der zur Kündigung führende Grund im Kündigungsschreiben angegeben wird.
Bei Kündigungen wegen Zahlungsverzugs hat der Vermieter den Zahlungsverzug als Grund im Kündigungsschreiben
zu benennen und mit welchen Beträgen sich der Mieter im Rückstand befindet. 27
7. Erhöhung des Mietzinses
a. Bei Nicht-Wohnraum Nach dem Grundsatz Vertrag ist Vertrag kann die im
Mietvertrag vorgesehene Miete nicht beliebig erhöht werden. Der Vermieter muss
entweder den Mietvertrag kündigen oder einvernehmlich mit dem Mieter eine
Mieterhöhung vornehmen. Um dieses komplizierte Vorgehen zu vermeiden, kann
bereits im Mietvertrag eine Anpassungsklausel vorgesehen werden. Im Rahmen dieser
Anpassungsklausel können dann Mieterhöhungen vorgenommen werden. In der
Praxis üblich sind
- Staffelmietverträge;
- Indexmiete.
Ein Staffelmietvertrag mit jährlichen Erhöhungen von ca. 5 % ist bei sinkendem Mietniveau nicht nach
den Regeln über den Wegfall der Geschäftsgrundlage anzupassen. Ein Staffelmietvertrag birgt gerade
26 AG Neustadt a.R. ZMR 1998 S. 785
27 BGH NJW 2004 S. 850
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BGH NJW 2002 S. 2384 f.
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das Risiko, dass die vereinbarte Staffelmiete von den üblichen Mietentwicklung abweicht. Gleichzeitig
schafft die Staffelmiete eine zuverlässige Kalkulationsgrundlage. Diese typischen Vor- und Nachteile
hat auch der Mieter zu tragen. Ein anderes kann sich nur bei schwerwiegenden, die Unzumutbarkeitsgrenze
überschreitenden Äquivalenzstörungen ergeben. Bei gegenseitigen Verträgen zählt die
Gleichwertigkeit von Leistung und Gegenleistung zur objektiven Geschäftsgrundlage. Ein Mietzinsverfall
von 60 % genügt bei Mietverträgen über Gewerberäume regelmäßig noch nicht. Ein anderes könnte
sich allenfalls aus einer Existenzgefährdung ergeben. 28
b. Bei Wohnraum Hier gelten die Sonderregeln der §§ 557 ff. Der Vermieter kann
eine Erhöhung verlangen,
- wenn bauliche Veränderungen vorgenommen worden sind nach § 559; es gilt
eine Modernisierungsumlage von 11 %, der für die Wohnung aufgewendeten Modernisierungskosten
- ein Staffelmietvertrag nach § 557a vorliegt;
- eine Indexmietvereinbarung nach § 557b greift; die Mieterhöhungen richten sich nach
dem Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in Deutschland
- die Vergleichsmieten gestiegen sind nach § 558, was anhand
• des Mietspiegels nach §§ 558a Abs. 2 Nr.1, 558c
• einer Auskunft aus einer Mietdatenbank nach § 558a Abs. 2 Nr. 2, 558e
• eines Sachverständigengutachtens nach § 558a Abs. 2 Nr. 3
• dreier – auch eigener - Vergleichswohnungen nach § 558a Abs. 2 Nr. 4
nachzuweisen ist.
Beim Vergleichsmietenverfahren hat der Vermieter nach § 558 einen Anspruch auf
Zustimmung des Mieters zur Mieterhöhung, wenn die Miete zum Zeitpunkt des Eintritts
der Mieterhöhung mindestens 15 Monate unverändert geblieben ist. Die Miete
kann bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete angehoben werden. Es gilt jedoch eine
Kappungsgrenze von 20 % innerhalb von 3 Jahren. Stimmt der Mieter nicht zu, kann
der Vermieter auf Zustimmung klagen
8. Leasing
Die Praxis hat mit dem Leasing eine neue Vertragsform aus dem Mietrecht entwickelt:
Beim Leasing sind regelmäßig drei Personen beteiligt. Der Leasinggeber vermietet
eine Sache an den Leasingnehmer. Der Leasinggeber hat seinerseits diese Sache
vom Hersteller oder Lieferanten erworben. Beim Leasing sind sonach zwei
Vertragsverhältnisse hintereinander geschaltet. Der Kaufvertrag zwischen Hersteller
oder Lieferanten mit dem Leasinggeber. Der Mietvertrag des Leasinggebers mit dem
Leasingnehmer.
Der Leasingnehmer hat wie typisch für den Mietvertrag ein Nutzungsentgelt zu
entrichten. Er trägt aufgrund von Bestimmungen im Individualvertrag oder in den
AGB die Gefahr für die Beschädigung und den Verlust der Sache sowie die Kosten
der Instandhaltung. Dafür tritt ihm der Leasinggeber regelmäßig seine
Gewährleistungsansprüche aus Kaufvertrag gegen den Hersteller oder Lieferanten
ab.
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IX. Bereicherungsrecht
Das in §§ 812 ff. geregelte Bereicherungsrecht dient dem Ausgleich nicht
gerechtfertigter Vermögensverschiebungen.
Wird im Recht der unerlaubten Handlungen ein beim Geschädigten eingetretener
Schaden ausgeglichen, stellt hingegen das Bereicherungsrecht auf eine
ungerechtfertigte Bereicherung beim Bereicherten ab. Der beim Geschädigten
eingetretene Schaden kann mit dem Vorteil des Bereicherten identisch sein, muss es
aber nicht. Es kann eine Bereicherung eintreten, ohne dass dem ein Schaden auf der
anderen Seite korrespondieren muss. Der Kunstliebhaber K ist ohne Eintrittskarte ins
Schauspielhaus gelangt, weil es für einen kurzen Moment keine Eintrittskontrolle gab. Hinter einem
Vorhang verborgen, konnte er die Aufführung genießen.
Die Bereicherungsansprüche setzen allesamt voraus, dass der Bereicherte etwas
erlangt hat. Etwas erlangt bedeutet, einen Vermögensvorteil erlangt. Es muss eine
Verbesserung der Vermögenslage eingetreten sein. Das Erlangte kann bestehen in
- dem Erwerb von Rechten wie Eigentum, Forderung, Nutzungsrecht,
- Erlangung einer vorteilhaften Rechtsposition wie Besitz und unrichtige
- Grundbucheintragung, diese verschafft die Rechtsmacht nach §§ 923, 892 die Sache einem
gutgläubigen Erwerber zu übertragen,
- Befreiung von Schulden und Lasten,
- Ersparung von Aufwendungen.
1. Ansprüche aus § 812
§ 812 unterscheidet zwei Grundtatbestände. Es gibt einmal die Bereicherung durch
die Leistung eines anderen, die sog. Leistungskondiktion, zum anderen gibt es die
Bereicherung in sonstiger Weise, die vereinfacht als Eingriffskondiktion oder Nicht-
Leistungskondiktion bezeichnet wird. Die beiden Grundtatbestände weisen erhebliche
Unterschiede auf.
1.1 Leistungskondiktion
Bei der Leistungskondiktion wurde eine Leistung ohne gültiges Grundgeschäft erbracht.
Das aus der Leistung Erlangte ist zurück zu gewähren. Im Mittelpunkt steht der
Leistungsbegriff.
Leistung ist die bewusste und zweckgerichtete Mehrung fremden Vermögens.
Ist diese Vermögensmehrung ohne gültiges Verpflichtungsgeschäft erbracht worden,
kann das beim Bereicherten Erlangte zurückverlangt werden.
Das Gesetz unterscheidet drei Fälle der Leistungskondiktion in § 812. Es gibt
- die Leistung ohne rechtlichen Grund
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- der spätere Wegfall des rechtlichen Grundes nach erfolgter Leistung
- Nichteintritt des bezweckten Erfolges.
a. Die Leistung ist ohne rechtlichen Grund erfolgt, wenn die Leistung auf ein
vermeintliches Verpflichtungsgeschäft erfolgte, das nicht gültig war. Das
Verpflichtungsgeschäft kann wegen §§ 105, 134, 138 zum Leistungszeitpunkt
unwirksam gewesen sein.
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b. Der rechtliche Grund für die Leistung kann im Nachhinein weggefallen sein durch
Anfechtung nach § 142 oder auflösende Bedingung nach § 158. § 812 gilt nicht beim
Rücktritt vom Vertrag. §§ 346 ff sind lex specialis zu den §§ 812 ff.
c. Der Nichteintritt des bezweckten Erfolges liegt vor, wenn eine gemeinsame
Zweckbestimmung vereinbart wurde, um den Empfänger zu einem bestimmten
Verhalten zu veranlassen, auf das kein Rechtsanspruch besteht. Leistung von Diensten
in Erwartung einer späteren Zuwendung des Empfängers. Freiwillige Mietherabsetzung des Vermieters
zum Zweck der Mietvertragsverlängerung, wenn Mieter dann doch kündigt; Erbringung einer
Geldleistung um von einer Strafanzeige abzuhalten. Diese Alternative des § 812 Abs. 1 S. 2
kommt nur in den seltensten Fällen in Betracht. Zumeist gehen familien- und gesellschaftsrechtliche
Lösungen vor.
Fall: Lebensversicherung
Herr Volkmann (V) schließt bei der Lebensversicherung (L) einen
Lebensversicherungsvertrag mit einer Versicherungssumme von € 100.000,-- ab.
Bezugsberechtigte ist seine Lebensgefährtin Frau Grau (G). Auf die seinen
Gesundheitszustand betreffenden Fragen hat er bei Abschluss der Versicherung
verschwiegen, dass er ein chronisches Herzleiden hat und bereits vor kurzem einen
Herzinfarkt erlitten hat. Einige Monate nach Abschluss des Versicherungsvertrages
verstirbt V nach einem weiteren Infarkt. Die L zahlt die Versicherungssumme
entsprechend der im Lebensversicherungsvertrag vorgesehenen Bezugsberechtigung
an G aus. Im nachhinein erfährt L von dem Vorleiden. L erklärt die Anfechtung
des Lebensversicherungsvertrages gegenüber der Ehefrau und Alleinerbin (E) des V.
L verlangt Rückzahlung der bereits an G ausbezahlten Versicherungssumme aus
dem Lebensversicherungsvertrag von G.
Lösung:
Der Rückzahlungsanspruch könnte sich aus § 812 Abs. 1 S. 2 ergeben. Rechtsgrund
für die Leistung der Versicherungssumme war der mit V abgeschlossene
Versicherungsvertrag. Dieser Versicherungsvertrag könnte nach §§ 142, 123 durch
Anfechtung rückwirkend weggefallen sein.
L wurde durch die unwahre Behauptung des V zum Abschluss des
Lebensversicherungsvertrages veranlasst, den sie in Kenntnis von der Vorerkrankung
nicht oder nicht so abgeschlossen hätte. Auf die ausdrückliche Befragung bei
Abschluss des Versicherungsvertrages hin war V zur Offenbarung seines Leidens
verpflichtet. Die Anfechtungserklärung erfolgte nach §§ 143 Abs. 1, 1922 Abs. 1,
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1931 Abs. 1 gegenüber der Alleinerbin E und damit Rechtsnachfolgerin des Anfechtungsgegners
V.
Ein weiterer Anfechtungsgrund ergibt sich aus § 119 Abs. 2. Bei der Vorerkrankung
handelte es sich um eine bei derartigen Geschäften wesentliche Eigenschaft der
Person des V.
Damit ist im nachhinein der Rechtsgrund für die Auszahlung der
Lebensversicherungssumme entfallen. Die G müsste die Versicherungssumme
durch Leistung der L erlangt haben. Die L hat nach dem vermeintlich wirksamen Lebensversicherungsvertrag,
einem Vertrag zugunsten Dritter nach §§ 328, 330, bewusst
und zweckgerichtet die Versicherungssumme an die Bezugsberechtigte G erbracht.
L wollte aus ihrer Sicht alleine an die Bezugsberechtigte G und nicht an die
Rechtsnachfolgerin E ihres Vertragspartners leisten. Deshalb muss G die ohne
Rechtsgrund erlangte Versicherungssumme an L zurückerstatten.
1.2 Bereicherung in sonstiger Weise
Unter Bereicherung in sonstiger Weise fallen Vorgänge, bei denen die Bereicherung
nicht auf einer Leistung beruht. Beruht die Bereicherung auf einer Leistung, schließt
dies die Bereicherung in sonstiger Weise aus. Dies ergibt sich aus der Alternativität
der Formulierung des § 812 Abs. 1 S. 1 Wer durch die Leistung eines anderen oder
in sonstiger Weise... Das Ausschließlichkeitsverhältnis zwischen Leistung und
Eingriffskondiktion wird durch das Wort Oder deutlich gemacht. Wurde der Vermögensvorteil
von irgend jemandem geleistet, kann eine Eingriffskondiktion nicht eingreifen.
Wer durch Leistung von jemandem etwas erlangt hat, hat niemals in sonstiger Weise
erlangt.
Der Entleiher veräußert die Leihsache an einen gutgläubigen Dritten. Der bisherige Eigentümer – und
Verleiher - verliert sein Eigentum nach §§ 929, 932 an den Dritten. Der bisherige Eigentümer kann
vom Dritten nicht über die Eingriffskondiktion nach § 812 Abs. 1 S. 1, 2. Alt. Herausgabe des erlangten
Gegenstandes verlangen. Der Dritte hat durch Leistung des Entleihers das Eigentum an der Sache
erlangt. Der Entleiher hat ihm die Sache bewusst und zweckgerichtet zugewendet. Der bisherige
Eigentümer und Verleiher ist auf Ansprüche aus schuldhafter Unmöglichkeit der Rückgabe aus dem
Leihvertrag, Delikt und § 816 verwiesen. Diese Ansprüche richten sich gegen den Entleiher.
Der Vermögensvorteil kann erlangt sein dadurch, dass der Bereicherte eine fremde
Sache weggenommen hat, ohne dass es hierfür einen rechtfertigenden Grund gibt.
In diesen Fällen liegt häufig neben der Eingriffskondiktion auch noch eine unerlaubte
Handlung vor nebst sachenrechtlichen Herausgabeansprüchen wie §§ 985, 861,
823. Die unerlaubte Handlung setzt jedoch ein Verschulden voraus, was bei der
Eingriffskondiktion nicht gefordert wird.
Das Tatbestandsmerkmal auf dessen Kosten darf nicht dahin verstanden werden,
dass dem Entreicherten ein Vermögensnachteil entstanden sein muss. Es wurde
vom Gesetzgeber bewusst die Formulierung auf dessen Kosten statt aus dessen
Vermögen gewählt. Das Bereicherungsrecht setzt keinen Schaden des Entreicherten
voraus. Schadensersatz ist die Aufgabe des Deliktsrechts. Auf dessen Kosten ist etwas
erlangt, wenn es durch Eingriff in den Zuweisungsgehalt eines fremden Rech-
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tes erlangt wurde. Wer unbefugt die Abbildungen eines Dritten zu Werbezwecken einsetzt, hat
sich durch einen Eingriff in den Zuweisungsgehalt dessen Recht am eigenen Bild bereichert; wer sich
in die Oper eingeschlichen hat, hat in den Zuweisungsgehalt des Veranstalterrechts eingegriffen.
2. Ansprüche aus § 816
§ 816 enthält drei eng umrissene Sonderfälle des Kondiktionsrechts. Als lex specialis
zu § 812 ist § 816 vor § 812 zu prüfen.
a. § 816 Abs. 1 S. 1 regelt den Fall, dass ein Nichtberechtigter eine entgeltliche
Verfügung über einen Gegenstand trifft, die dem Berechtigten gegenüber wirksam
ist. Der Nichtberechtigte hat hiernach dem Berechtigten das aus der Verfügung Erlangte
herauszugeben. Der Mieter einer Videokamera verkauft und übereignet diese an den gutgläubigen
Erwerber nach §§ 929, 932. Aus der Verfügung hat er den Kaufpreis vom Erwerber erlangt
und muss diesen nun dem früheren Eigentümer herausgeben, der durch die Verfügung sein Eigentum
verloren hat.
b. Hat der Nichtberechtigte unentgeltlich über den Gegenstand eines anderen verfügt,
so scheidet ein Anspruch aus § 816 Abs. 1 S. 1 gegen den Nichtberechtigten
aus. Er hat aus der Verfügung nichts erlangt. Hier richtet sich der Bereicherungsanspruch
nach § 816 Abs. 1 S. 2 gegen denjenigen, der aus der unentgeltlichen Verfügung
des Nichtberechtigten über den Gegenstand etwas erlangt hat. Er muss das
unentgeltlich Erlangte herausgeben. Hat der Mieter der Videokamera diese einem Gutgläubigen
geschenkt und nach §§ 929, 932 wirksam übereignet, so muss der Beschenkte nach § 816 Abs. 1
S. 2 das Geschenk herausgeben. Schenkungen genießen nicht denselben Rechtsbestand wie entgeltliche
Leistungen. Dies wird schon aus §§ 528, 530 deutlich.
c. Ist an einen Nichtberechtigten eine Leistung erfolgt, die dem Berechtigten gegenüber
wirksam ist, so hat der Nichtberechtigte nach § 816 Abs. 2 dem Berechtigten das
Geleistete herauszugeben. Hat der Altgläubiger einer Forderung diese an einen Neugläubiger
nach § 398 abgetreten, die Abtretung aber nicht dem Schuldner angezeigt, so kann der Schuldner
nach § 407 befreiend an den Altgläubiger leisten. Der Altgläubiger ist zwar nicht mehr Gläubiger der
Forderung, jedoch schützt § 407 den Schuldner, der von der Abtretung nichts erfahren hat. Gleichwohl
muss der bereicherte Altgläubiger das Erlangte an den Neugläubiger nach § 816 Abs. 2 herausgeben.
Fall: Fahrradleihe
Herr Eugen (E) hat seinem Freund Herrn Lohe (L) sein Fahrrad verliehen. Als L mit
dem Fahrrad eine Tour unternimmt, wird es von Herrn Dreier (D) aus Unachtsamkeit
beschädigt. D hält L für den Eigentümer und zahlt ihm sogleich € 200,-- Schadensersatz.
Dieser Betrag entspricht den Kosten der erforderlichen Reparatur.
Als L dem E das Fahrrad zurückgibt, erzählt er von dem Schadensereignis und nennt
D als Schädiger. Von der Leistung des D erzählt er nichts. Das Geld behält er für
sich.
Welche Ansprüche hat E gegen D und L?
Lösung:
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I. Ansprüche gegen D
E könnte einen Anspruch wegen Eigentumsverletzung gegen D aus § 823 Abs. 1
haben. D hat sein Fahrrad rechtswidrig und fahrlässig beschädigt.
Der Anspruch ist nicht nach § 362 untergegangen. D hat den als Schadensersatz
gedachten Geldbetrag nicht an den richtigen Gläubiger E bezahlt.
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Der Anspruch ist jedoch nach § 851 erloschen. § 851 schützt den Rechtsschein, der
vom Besitz einer Sache ausgeht. Der Besitzer wird entsprechend der Rechtsvermutung
des § 1006 für den Eigentümer der Sache gehalten. D hat gutgläubig den
Schadensersatzbetrag an den Besitzer der beschädigten Sache geleistet. Damit ist
der Anspruch untergegangen.
II. Ansprüche gegen L
1. E hat gegen L einen Anspruch aus §§ 598, 280. Den L traf aus der Fahrradleihe
neben der Obhutspflicht am Fahrrad auch die Pflicht, zum Ausgleich von Schäden
am Fahrrad empfangene Leistungen an E herauszugeben. Gegen diese Pflicht hat L
vorsätzlich verstoßen. L schuldet Schadensersatz.
2. Es könnte ein Anspruch des E aus § 816 Abs. 2 gegen L bestehen. D hat an den
nicht berechtigten L eine Geldleistung bewirkt, die nach § 851 dem Gläubiger E
gegenüber wirksam war. Deshalb ist L als nichtberechtigter Empfänger zur Herausgabe
des geleisteten Betrages verpflichtet.
3. Umfang der Bereicherung
a. Nach §§ 812 Abs. 1 S. 1, 816 ist in erster Linie das Erlangte in Natur herauszugeben.
Daneben müssen die aus dem erlangten Gegenstand vom Bereicherungsschuldner
gezogenen Nutzungen nach § 818 Abs. 1 herausgegeben werden. Wurde
eine Obstbaumwiese unwirksam verpachtet, hat der Pächter neben dem Besitz an der Wiese die Nutzungen
herauszugeben. Die Nutzungen sind nach § 100 die geernteten Früchte.
b. Bei Unmöglichkeit der Herausgabe des Erlangten ist nach § 818 Abs. 2 Wertersatz
zu leisten. Wurden mit dem ohne Rechtsgrund erlangten Fahrzeug einige Fahrten durchgeführt,
so hat der Bereicherte das Fahrzeug und die gezogenen Nutzungen herauszugeben. Da die
gefahrenen Kilometer nicht in Natur herausgegeben werden können, ist deren Wert zu erstatten.
c. Nach § 818 Abs. 3 ist die Verpflichtung zur Herausgabe oder zum Wertersatz
ausgeschlossen, soweit der Empfänger nicht oder nicht mehr bereichert ist. Dies
entspricht dem Zweck des Bereicherungsrechts, eine ungerechtfertigte Bereicherung
zurückzuführen. Ist eine Bereicherung nicht eingetreten oder weggefallen, gibt es
grundsätzlich nichts zurückzuführen. Der Wegfall der Bereicherung schließt den
Bereicherungsanspruch aus.
Für die Frage, ob tatsächlich ein Wegfall der Bereicherung eingetreten ist, ist eine
wirtschaftliche Betrachtungsweise anzustellen. Hat der Schuldner den
Bereicherungsgegenstand verbraucht, ist zu überlegen, ob er dadurch nicht eigene
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Aufwendungen erspart hat. In diesem Fall ist nämlich kein Wegfall der Bereicherung
eingetreten, sofern sich die Ersparnis noch im Vermögen des Schuldners befindet.
Hat der Bereicherte die erlangte Sache einem Verwandten geschenkt, ist zu ermitteln, ob er dadurch
Aufwendungen für ein anderes Geschenk erspart hat. Hat er solche Aufwendungen erspart, ist insofern
keine Entreicherung durch Wegfall der Bereicherung eingetreten. Ist der Bereicherte mit dem
rechtsgrundlos erlangten Fahrzeug täglich zur Arbeit gefahren, kann er hinsichtlich der gezogenen
Nutzungen sich nicht auf einen Wegfall der Bereicherung berufen, wenn er ansonsten mit seinem
Auto gefahren wäre.
Nach §§ 818 Abs. 4, 819 Abs. 1 kann sich der Bereicherte nur dann auf Wegfall der
Bereicherung berufen, wenn er schutzwürdig ist. Hieran fehlt es, wenn er um den
Mangel des rechtlichen Grundes wusste. Hat der Dieb die gestohlene Sache zerstört, kann er
gegen den Bereicherungsanspruch aus § 812, 818 Abs. 2 nicht den Wegfall der Bereicherung einwenden.
Er wusste, dass er die Sache ohne rechtlichen Grund erlangt hat.
Fall: Gefälschte Papiere
Herr Engel (E) gibt sein Fahrzeug zur Reparatur in die Kfz-Werkstatt des Herrn
Feldmann (F). Dieser veräußert das Fahrzeug im eigenen Namen an Herrn Kraus (K)
unter Vorlage einwandfrei gefälschter Kfz-Papiere.
E verlangt Herausgabe des Fahrzeugs von K.
Lösung:
1. Ein Anspruch aus § 985 entfällt. K hat nach §§ 929, 932 gutgläubig das Eigentum
erworben. Aufgrund der einwandfrei gefälschten Papiere kann er sich auf einen
gutgläubigen Erwerb berufen. Er hatte keine Veranlassung, an der Verfügungsbefugnis
des F zu zweifeln. § 935 verhindert nicht den Eigentumserwerb, da E den Besitz
am Fahrzeug vorübergehend auf V übertragen hatte. Ihm ist der Besitz am Fahrzeug
nicht abhanden gekommen. K ist Eigentümer geworden. Dadurch hat E zwangsläufig
sein Eigentum verloren.
2. Ein Anspruch aus §§ 823 Abs. 1, 249 S. 1 entfällt. Der Eigentumserwerb durch K
steht nach § 932 im Einklang mit der Rechtsordnung und ist deshalb nicht rechtswidrig.
Im übrigen ist ein Verschulden nicht ersichtlich.
3. E könnte einen Anspruch gegen K aus § 812 Abs. 1 S. 1, 2. Alt. haben. Die Kondition
in sonstiger Weise kommt nur in Betracht, wenn K das Fahrzeug von niemandem
geleistet bekommen hat. Was durch Leistung erlangt ist, ist nicht in sonstiger
Weise erlangt. K hat das Fahrzeug und das Eigentum am Fahrzeug von F geleistet
bekommen. Diese Leistung schließt eine Eingriffskondition aus.
(Hinweis: E kann sich nur an F nach § 631 iVm. §§ 280, 283 sowie §§ 823 Abs. 1, 823 Abs. 2, 826
halten sowie § 816 Abs. 1 S. 1)
Fall: Wucherdarlehen
Herr Neu (N) befindet sich in Geldnot und benötigt € 20.000,--. Herr Wilhelm (W) gewährt
ein auf die Dauer eines Jahres befristetes Darlehen über diesen Betrag zu ei-
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nem Zinssatz von 50 %. Der Zinssatz beträgt das 4fache des üblichen Zinssatzes.
Nach einem Jahr verweigert N jegliche Zahlung an W.
Welche Ansprüche hat W gegen N?
Lösung:
I. Rückforderung des Darlehensbetrages
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1. Ein Anspruch des W könnte sich aus § 488 Abs. 1 S. 2 ergeben. Der Vertrag ist
nach § 138 Abs. 1 nichtig. Ein Verbraucherkredit ist sittenwidrig, wenn der Zinssatz
um 100 % über dem von der Bundesbank ausgewiesenen Schwerpunktzins liegt. Im
vorliegenden Fall liegt der vereinbarte Zinssatz sogar beim 4fachen und ist deshalb
sittenwidrig.
2. Wegen Nichtigkeit des Darlehensvertrages kommt ein Anspruch aus
Leistungskondiktion nach § 812 Abs. 1 S. 1, 1. Alt. in Betracht, gerichtet auf
Rückzahlung des Darlehensbetrages. Das Vermögen des N wurde durch Leistung
des B bewusst und zweckgerichtet vermehrt. Wegen Nichtigkeit des Darlehensvertrages
geschah dies ohne Rechtsgrund.
Dem Anspruch könnte § 817 S. 2 entgegenstehen. § 817 S. 2 bezieht sich nicht nur
auf § 817 S. 1, sondern auch auf § 812. Hiernach ist die Rückforderung ausgeschlossen,
wenn der Leistende gegen die guten Sitten verstoßen hat. Dies ist in Anbetracht
des § 138 der Fall. Es fragt sich ob § 817 dauerhaft der Rückforderung entgegensteht.
Es ist zu bedenken, dass bei einer darlehensweisen Überlassung von
Geld nur eine vorübergehende Überlassung vorgesehen ist. Deshalb ist nach § 817
S. 2 nur die vorübergehende Nutzungsmöglichkeit als nicht rückforderbar anzusehen.
Nach Ablauf des Jahres kann der Geldbetrag zurückgefordert werden.
II. Anspruch auf Darlehenszinsen
1. Wegen Nichtigkeit des Darlehensvertrages nach § 138 besteht kein Anspruch auf
Zahlung des vereinbarten Zinssatzes gemäß § 488 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 aus dem
Darlehensvertrag.
2. Ein Anspruch auf Herausgabe des Zinsvorteils könnte sich aus § 818 Abs. 1, Abs.
2 ergeben. Während der Überlassung des Darlehensbetrages konnte N mit diesem
Geld arbeiten. Er ersparte sich eine anderweitige Darlehensaufnahme und die damit
verbundene Zinspflicht. Damit hat er einen Nutzen aus dem ihm überlassenen
Geldbetrag gezogen.
Diesem Anspruch könnte § 817 S. 2 entgegenstehen. Der Darlehensvertrag war sittenwidrig
und insbesondere der mit der Geldüberlassung verfolgte Zweck. § 817
bezweckt den Ausschluss von Ansprüchen aus sittenwidrigen Geschäften und Vermögensverschiebungen
und damit die Geltendmachung des Zinsvorteils. Ein Zinsanspruch
besteht nicht.
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1. Bauernmuseum
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X. Übungsfälle zum Selbststudium
Die Gemeinde G (100.000 E) hat ein Bauernmuseum. Zur Vervollständigung der
Innenausstattung wird Inspektor S vom Bürgermeister schriftlich angewiesen, aus
dem Nachlass einer alteingesessenen Bauernfamilie vom alleinigen Erben E folgende
Stücke zu erwerben:
- Kanonenofen, Kaufpreis max. € 2.000,--
- Wanduhr, Kaufpreis max. € 1.400,--
- Bemalter Kleiderschrank, Kaufpreis max. € 2.000,--
S tätigt mit E auftragsgemäß den Kauf des Kanonenofens und der Wanduhr. Nur
beim Kauf des Kleiderschrankes verlangt E € 2.200,-- und lässt nicht mit sich handeln.
Da es sich um ein sehr schönes und seltenes Stück handelt, schließt S auch
diesen Kauf ab.
Zuerst erklärt sich der Bürgermeister mit dem höheren Kaufpreis des Kleiderschranks
einverstanden, als ihm S davon berichtet. Er vermerkt auf dem Kaufvertrag
handschriftlich mit Unterschrift sein Einverständnis. Als sich E jedoch am folgenden
Tag an ihn wendet, wegen der Abwicklung der Bezahlung und der Übergabe der drei
Objekte, will B den Schrank nicht mehr.
Zu allem Überdruss stellt sich vor der Übergabe auch noch heraus, dass die Wanduhr
nicht dem Erblasser gehörte. Sie war ihm von seiner ledigen Schwester leihweise
überlassen worden, die nun Rückgabe der Uhr verlangte. E hatte bei Vertragsschluss
hiervon gewusst, aber darauf vertraut, dass die Eigentümerin der Sache keine
große Bedeutung beimessen werde.
Als S den Kanonenofen bei E abholen soll, stellt sich heraus, dass E den Ofen
zwischenzeitlich an den Antiquitätenhändler A verkauft hat zu einem Preis von €
2.800,- und A den Ofen gleich mitgenommen hat.
Welche Ansprüche kommen zwischen E und G bzw. S in Betracht?
2. Werkstattgeprüft
Autohändler V verkauft dem K einen gebrauchten PKW zum Preis von € 12.500,--. K
hatte den Wagen mit einem Schild „Werkstattgeprüft“ auf dem Verkaufsgelände
entdeckt gehabt.
Beim ersten Regen wenige Tage nach der Übergabe verwandelte sich das
Wageninnere in ein Feuchtbiotop. K schaltet einen Gutachter ein, der neben fehlenden
Dichtungsgummis am Schiebedach feststellt, dass die Vorderbremsen kaum
Wirkung zeigen und auch die Heizung und der elektrische Fensterheber auf der Beifahrerseite
nicht funktionieren.
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Fall nach Prof.Pfander
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Aufgrund dieser Mängel kann K das Fahrzeug nicht an einen Liebhaber mit einem
Gewinn von € 1.000,-- weiterverkaufen. Die Reparatur wird € 1.500,-- kosten, ein
Mietwagen für die Reparaturdauer kostet € 200,-- und die Gutachterkosten betragen
€ 400,--.
Welche Ansprüche hat K?
3. Forellenzucht
K kauft bei V lebende Forellen zum Preis von € 5.000,--, zum Einsetzen in einen
Teich mit Jungforellen im Wert von € 20.000,--. Er züchtet Forellen für den Verkauf
an die Gastronomie. Zum Schutz dieses Fischbestandes ist K nur an gesundheitlich
einwandfreien Tieren interessiert. V erklärt, dass sich K keine Sorgen machen müsse.
Seine Tiere seien absolut gesund. Kurze Zeit nach dem Einsetzen entdeckt K
tote Forellen in seinem Teich. Ein Sachverständiger stellt fest, dass die eingesetzten
Forellen schon bei Lieferung an einer Virusinfektion litten, die damals noch nicht
feststellbar war. Der gesamte Bestand wurde vernichtet. Für den Sachverständigen
muss K € 1.500,-- aufbringen.
Welche Ansprüche hat K?
4. Nachahmer
V verkauft an K für € 450.000,-- das Ölgemälde „Windmühlen“ als Originalgemälde
des berühmten Jakob Isaaksohn von Ruisdael. V betont, er habe das Bild als echt
gekauft, könne aber nicht versichern, dass es echt sei, da bei Malern aus dieser
Epoche immer ein gewisses Risiko vorhanden sei. Ein Jahr nach Übergabe stellt sich
heraus, dass das Bild vom Vetter und Nachahmer Jakob Salomonsohn von Ruisdael
stammt. Diese eindeutige Zuordnung des Bildes war möglich geworden, da zufällig
Briefe der beiden Maler aufgetaucht waren, die sich auf die Schaffung des Werkes
durch Jakob Salomonsohn von Ruisdael bezogen. Selbst ein Kunstexperte hätte zur
Zeit dies Kaufs diese Urhebereigenschaft nicht feststellen können.
K verlangt Rückzahlung des Kaufpreises nebst Zinsen.
5. Konzertflügel 29
Die baden-württembergische Gemeinde Guldensack (G) hat 15.000 Einwohner. Ihr
Bürgermeister van Bett (B) erwähnte im September am Schluss einer
Gemeinderatssitzung, es sei dringend notwendig, für die Meistersingerhalle einen
Konzertflügel anzuschaffen. Denn das momentan dort stehende altersschwache
Instrument sei für Konzerte unzumutbar. Die Gemeinderäte nahmen den Vorschlag
wohlwollend zur Kenntnis und beauftragten die Verwaltung, entsprechende Angebote
einzuholen. B ließ von verschiedenen Musikhäusern Angebote kommen und musste
feststellen, dass ein geeignetes Instrument mindestens € 40.000,-- kosten werde.
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Bevor er die Angelegenheit erneut in den Gemeinderat einbringen konnte, erhielt er
Mitte Oktober einen Anruf des Musikalienhändlers Mirakel (M). M teilte ihm mit, er
habe aus einem Nachlass einen sieben Jahre alten, nur wenig gespielten Steinway-
Flügel erwerben können. Er sei bereit, ihn für € 39.000,-- zu verkaufen. B müsse sich
allerdings sofort entscheiden, da sich andere Interessenten gemeldet hätten. Deshalb
fuhr B am nächsten Tag mit zwei Klavierlehrern der Jugendmusikschule zum
Musikhaus M. Nachdem alle Beteiligte den Steinway-Flügel als ausgesprochen
hochwertiges und deshalb preisgünstiges Instrument taxiert hatten, erklärte B dem
M, dass er den Flügel kaufen wolle. M füllte daraufhin ein Vertragsformular über den
Verkauf des Instruments mit dessen einzelnen Daten und dem Preis von € 39.000,--
aus. Auf Drängen des B vermerkte M noch im Vertrag: „Auslieferung, Aufstellen und
Stimmen des Flügels erfolgt ohne Berechnung am Samstag, dem 05. 11., zwischen
15 und 18 Uhr in der Meistersingerhalle in G.“ Anschließend unterschrieben B und M.
Am 21. 10. erhielt die Gemeinde G einen Brief, in dem M den Kauf des Flügels für €
39.000,-- laut beigelegter Vertragskopie sowie den Kauf einer zum Flügel passenden
Sitzbank für € 545,-- bestätigte. B beantwortete diesen Brief nicht.
Der mit dem Öffnen der Halle und mit der Entgegennahme des Flügels von B
beauftragte Hausmeister Hoffmann (H) fuhr am 05. 11. gegen 14.30 Uhr mit dem
Fahrrad zur Meistersingerhalle. Dabei wurde er von einem unachtsamen Pkw-Fahrer
erfasst, zu Boden geschleudert und anschließend bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert.
Als M kurz nach 15 Uhr mit dem Flügel und der Sitzbank eintraf, war die
Halle verschlossen. Anrufe bei B, H und der Gemeindeverwaltung waren vergeblich.
Deshalb machte sich M gegen 16 Uhr auf die Rückfahrt.
Etwa 6 km nach G galoppierte in einer von Bäumen und Büschen gesäumten
Rechtskurve plötzlich das Reitpferd Kaspar von rechts auf die Fahrbahn. M riss das
Steuer nach links und bremste jäh ab. Dadurch kam das Transportfahrzeug ins
Schleudern und stürzte eine Böschung hinab. Durch den Unfall wurden der Steinway-Flügel
und die Sitzbank irreparabel zerstört. Ein nach dem Unfall von der Polizei
beigezogener Sachverständiger konnte anhand der Brems-, Schleuder- und Hufspuren
ermitteln, dass M, falls er mäßig abgebremst und etwas nach rechts gesteuert
hätte, gerade noch hinter dem Pferd vorbeifahren und so den Unfall hätte vermeiden
können.
M schickte der Gemeinde G eine Rechnung vom 07. 12. für den Flügel und die Sitzbank.
B war der Ansicht, dass eine nicht erhaltene Ware auch nicht bezahlt werden
müsse, ließ deshalb den Betrag nicht überweisen und eine Mahnung des M von Mitte
Februar unbeantwortet.
B will heute von Ihnen wissen,
1. ob die Gemeinde G von M einen vergleichbaren anderen Steinwayflügel verlangen
könne,
2. ob die Gemeinde G dem M tatsächlich die geltend gemachten Beträge bezahlen
müsse.
B weist darauf hin, dass sich sein Gemeinderat nach dem Unfall geweigert habe, den
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Kauf des Flügels bei M zu genehmigen.
6. Heizkessel 30
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Die Gemeinde G betreibt ein Hallenbad. Hausmeister H soll die Heizkessel entrosten.
Die entrosteten Flächen im Heizkesse besprüht er durch eine Heizkesselöffnung
mit einem Verzinkungsspray. Auf der Spraydose steht: Nicht gegen Flammen sprühen.
Unmittelbar nach dem Verzinken will H hinter einem Heizkessel ein defektes
Kupferrohr verlöten. Mit der brennenden Lötflamme geht er an der Kesselöffnung
vorbei, weshalb sich ein Gas-/Luftgemisch entzündet, das sich im Heizkessel durch
das Verzinkungsspray gebildet hat. Eine Stichflamme verletzt den H. Sein Arbeitsanzug
im Wert von € 80,-- und der Heizkessel im Wert von € 10.000,-- werden zerstört.
31
G und H wollen wissen, welche Ansprüche ihnen gegen die Firma F zustehen, die
das Spray herstellt und an die Gemeinde G aufgrund einer schriftlichen Bestellung
des Bürgermeisters vor ca. 9 Monaten geliefert hat. Das Spray selbst war einwandfrei.
7. Eigentumswohnung
Die Baufirma B errichtet ein Mehrfamilienhaus. E erwirbt vor Fertigstellung eine
Eigentumswohnung von B. Die Wohnung wird dem E termingemäß übergeben. Bei
der Übergabe bemerkt E, dass die Schlafzimmertür entgegen den Bauplänen nicht
links sondern rechtsseitig angeschlagen ist. Er weist den B auf diese Abweichung
hin, lässt dies jedoch auf sich beruhen, weil er der Ansicht ist, dies werde sich auf
den Wohnkomfort nicht auswirken. Er unterzeichnet das Übergabeprotokoll ohne
Vorbehalt.
Nach der Möblierung des Schlafzimmers muss er jedoch feststellen, dass sich die
Schlafzimmertür wegen des Kleiderschrankes nicht vollständig öffnen lässt. Wäre die
Tür linksseitig angeschlagen, würde sich durch den Kleiderschrank kein Erschwernis
beim Öffnen ergeben. Im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass zwischen den Stockwerken
kein Trittschallschutz angebracht worden ist entgegen dem Leistungsverzeichnis.
B lehnt nachträgliche Trittschallschutzmaßnahmen ab. Dazu müsse der Boden der
darüber liegenden Wohnung geöffnet werden, um die Schallschutzmatten einzubauen.
Der Aufwand sei sehr hoch und würde den Verkauf dieser Wohnung verzögern.
Auch seien Ansprüche wegen der falsch angeschlagenen Türe verwirkt.
Welche Ansprüche hat E?
8. Turnhalle
30 Fall nach Prof. Pfander
31 Lohnausfall und Behandlungskosten sind nicht dargelegt und deshalb nicht zu erörtern.
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Die Stadt S plante eine Turnhalle. Bürgermeister B schloss mit dem Geologen G einen
schriftlichen Vertrag über die Erstellung eines Baugrundgutachtens. 2 Jahre
nach Fertigstellung der Turnhalle – 3 ½ Jahre nach Fertigstellung des Gutachtens -
senkt sich der Hallenfußboden ab und es entstehen Risse am Bauwerk. Die Ursache
der Senkung sind andere Bauvorhaben, die in der Umgebung nach Fertigstellung der
Turnhalle verwirklicht worden waren. Ihre Planung war aber schon im Zeitpunkt der
Turnhallenplanung bekannt gewesen.
B verlangt namens der S von G Ersatz der Kosten, die zur Behebung der
Setzungsschäden erforderlich sind.
9. Festspiele
Die Städtische Festspiel GmbH (S) bietet in den Sommermonaten im Hof des
Schlosses Freilichtaufführungen bekannter Klassiker. Herr Grau (G) lässt sich von S
das Sommerprogramm schicken. Er entscheidet sich für eine Jedermann-Aufführung
am 05.06. um 20.00 Uhr. Unter Verwendung des dem Programmheft angehefteten
Bestellformulars bestellt er für sich und seine Familie 5 Karten à € 50,--. Er legt, wie
im Bestellformular erbeten, einen Verrechnungsscheck über € 250,-- bei.
Im Programm heißt es:
Vorbestellte Karten können an der Abendkasse abgeholt werden, sollte Ihnen
nicht eine Mitteilung zu gehen, dass die gewünschte Aufführung ausverkauft ist.
Kann eine Aufführung aus witterungsbedingten Gründen nicht begonnen oder
muss eine begonnene Aufführung aus witterungsbedingten Gründen
abgebrochen werden, kann das Eintrittsgeld, wie bei Freilichtspielen üblich, nicht
erstattet werden
Am 05.06. regnet es in Strömen. Die Aufführung muss abgesagt werden. Die angereiste
Familie G verlangt an der Kasse Rückzahlung des Eintrittsgeldes. Der
Verrechnungsscheck war zwischenzeitlich von S eingelöst worden. Die Rückzahlung
wird unter Berufung auf die Bestimmungen im Programm verweigert.
Hat Herr G einen Anspruch auf Rückzahlung des Eintrittsgeldes?
10. Heizungsbrand
V hat Büroräume an M vermietet. Durch einen Bedienungsfehler des bei V beschäftigten
Hausmeisters H beim Betrieb der komplizierten Heizungsanlage kommt es zu
einem Brand im Heizraum, der auf das darüber liegende Büro des M übergreift und
einen erheblichen Brand- und Wasserschaden anrichtet. Die Aufräum- und Renovierungsarbeiten
dauern zwei Monate. Der Sachschaden beläuft sich auf € 10.000,-- bei
M.
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Die Angestellte A des M hat bei dem Brand eine Rauchvergiftung erlitten. Sie macht
ein Schmerzensgeld geltend. Da die A drei Wochen lang krank geschrieben war,
stellt sich die Frage, wer für den Arbeitsausfall einzustehen hat.
A und M wollen wissen, welche Ansprüche sie gegen V und H haben. V bringt vor,
die Arbeit des H sei stets unbeanstandet gewesen und H habe alle vom Hersteller
der Heizungsanlage angebotenen Kurse über Wartung und Betrieb der Anlage besucht.
11. Kündigung
Gemeindearbeiter A arbeitet seit 14 Jahren bei der Gemeinde G. Vor 13 Jahren erhielt
er für seine 10köpfige Familie von der Gemeinde eine große gemeindeeigene
Wohnung vermietet. Nun benötigt die Gemeinde diese Wohnung selbst, um in den
Räumen dringend benötigte Büros für die Verwaltung unterzubringen. Andere eigene
Räume hat die G nicht zur Verfügung, die für diesen Zweck in Betracht kommen und
auch die Suche nach anzumietenden Räumen war erfolglos.
Was muss Bürgermeister B bei der Kündigung beachten? Was kann A unternehmen,
dessen Familie noch immer 5 Personen umfasst?
12. Schlechte Freunde
Biologiestudent S hat sich von seinem Freund G den neuerschienenen Bildband
Wunder der Tierwelt für einen Monat ausgeliehen. Da S in Geldnöten ist, verkauft er
das Buch für € 100,-- an den 16jährigen K, der den Kaufpreis aus seinen Ersparnissen
begleicht. S erzählt dem K, er habe dasselbe Buch zu seinem Geburtstag gleich
2mal geschenkt bekommen. Die Eltern des K begrüßen den Bucherwerb als sinnvolle
Anschaffung.
1. G verlangt von K die Herausgabe des Buches.
2. G verlangt von S den erzielten Kaufpreis des Buches in Höhe von € 100,--,
zumindest jedoch den Wert des Buches in Höhe von € 90,--.
3. K will dem S das Buch zurückgeben und sein Geld wieder haben.
Wie ist die Rechtslage?
13. Flugreise
Der 17jährige M verschafft sich auf dem Stuttgarter Flughafen unbemerkt Zutritt in
eine Linienmaschine der Lufthansa-AG mit Ziel New York. Es bleibt unbemerkt, dass
er über kein Flugticket verfügt, da er sich auf einen freien Platz gesetzt hat. Erst nach
der Landung in New York fällt auf, dass er keinen gültigen Reisepass hat. Die Einreise
wird ihm deshalb verweigert. Die Lufthansa-AG befördert ihn mit der nächsten
Maschine nach Stuttgart zu seinen Eltern zurück.
Skript
Schuldrecht BT
Prof. Dr. Eleonora Kohler-Gehrig
Stand 08-2011

Hochschule für öffentliche
Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg
72
Kann die Lufthansa-AG von M den vollen Flugpreis Stuttgart – New York verlangen?
14. AGB-Klausel
H ist Hersteller von Einbauküchen, die nach Wünschen der Kunden individuell zusammengestellt
und nach Maß gefertigt werden. Die Montage nimmt er nicht vor. In
seinen AGB findet sich die Klausel: Der Verkäufer ist zur vorzeitigen Lieferung berechtigt.
Ist diese Klausel wirksam? (vergleiche BGH NJW 2007 S. 1198 ff)
15. Gutachter
Die Gemeinde Gutdorf (G) will einen gebrauchten Baukran ihres Bauhofs veräußern.
Bürgermeisterin Bertram (B) beauftragt den Sachverständigen Sauer (S) mit der
Feststellung des Verkehrswertes. In dem schriftlich abgeschlossenen Vertrag findet
sich keine Abrede über die Vergütung. Als es zum Streit über die Vergütung des S
kommt, bittet B um Ermittlung er zu zahlenden Vergütung? (BGH NJW-RR 2007, 56)
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Schuldrecht BT
Prof. Dr. Eleonora Kohler-Gehrig
Stand 08-2011