Studienexkursion Stolypin Akademie-Wolga-Institut - Hochschule für ...
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31.10.2011<br />
Programm der <strong>Studienexkursion</strong> zur <strong>Stolypin</strong> <strong>Akademie</strong> / <strong>Wolga</strong>-<strong>Institut</strong><br />
vom 17. bis 28. Oktober 2011<br />
Das von den russischen Freunden ausgearbeitete Programm war sehr ambitioniert<br />
und vermittelte den Studierenden wertvolle Einblicke in die russische Kultur, das<br />
Politik-, Rechts- und Wirtschaftssystem und in die Verwaltungsorganisation des<br />
riesigen Landes. Mit dem Programm wurden auch die interkulturellen Interessen der<br />
Studierenden geweckt und gefördert.<br />
Die Professoren und die Studierenden waren am ersten Tag nach der offiziellen<br />
Begrüßung durch den Direktor des <strong>Wolga</strong>-<strong>Institut</strong>s Dr. Ajazkov, Gäste des<br />
Bezirksparlaments und des Jugendparlaments der Raumschaft Saratow und hatten<br />
nach den Referaten der Parlamentarier die Gelegenheit, mit den Vertretern der<br />
Duma und des Jugendparlaments über Fragen wie z. B. Jugendarbeitslosigkeit und<br />
Alkoholismus offen zu diskutieren. Im Anschluss an den Besuch bei der Duma<br />
erkundeten die Teilnehmer der Exkursion unter sachkundiger Leitung der<br />
Dolmetscherin und Organisatorin Tatiana Romanowa die Millionenstadt Saratow.<br />
Am zweiten Exkursionstag reiste die Studiengruppe in die 120 km nördlich von<br />
Saratow gelegene Siedlung Baltay; dort wurde die Gruppe von einigen Delegierten<br />
des Gemeindeparlaments und von den Kommissaren der Kommunalverwaltung<br />
empfangen. Die stellvertretende Bürgermeisterin referierte über Geschichte, Bevölkerung,<br />
Klima, Land und Forstwirtschaft, Gewerbe, Handel und Industrie sowie<br />
über die kulturellen Aufgaben und Initiativen der Gemeinde. Die Studierenden<br />
interessierten sich in der Diskussion insbesondere <strong>für</strong> das Steuerwesen und das<br />
Steueraufkommen, den gemeindlichen Haushalt und den regionalen Finanzausgleich.<br />
In der benachbarten Siedlung <strong>Stolypin</strong>ow besichtigten die Studierenden ein<br />
neu errichtetes Altenheim sowie das in Planung und Aufbau begriffene administrative<br />
Zentrum von <strong>Stolypin</strong>ow, das nach dem Gründer und Namensgeber der <strong>Stolypin</strong><br />
<strong>Akademie</strong> benannt ist. Mit dem Besuch in den beiden Gemeinden verbunden war die<br />
Besichtigung von zwei neu errichteten orthodoxen Ortskirchen. Die Begegnung mit<br />
den Ortsgeistlichen, die bereitwillig alle Fragen beantworteten, wird sicherlich allen<br />
Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Die Studiengruppe war am Ende des<br />
Exkursionstags Gast der Gemeinde Baltay, die ein typisch russisches Abendessen<br />
spendierte.<br />
Ein Höhepunkt der Studienreise war <strong>für</strong> alle Teilnehmer am dritten Tag der Besuch<br />
beim Staatsarchiv der <strong>Wolga</strong>-Deutschen im Saratower Gebiet. Die langjährige,<br />
mittlerweile 80-jährige Leiterin des Archivs Jelisaweta Jerina widmete mehr als 40<br />
Jahre ihre gesamte Arbeitskraft dem Aufbau des Staatsarchivs. Es gelang ihr, den<br />
Studierenden die Geschichte, die Kultur und das Schicksal der <strong>Wolga</strong>-Deutschen<br />
nahe zu bringen und die Bedeutung des Archivs <strong>für</strong> Wissenschaft und Forschung<br />
sowie <strong>für</strong> persönliche Recherchen herauszustellen. Empört waren die Studierenden<br />
ob der Feststellung, dass die Bundesrepublik Deutschland zum Aufbau und Unterhalt<br />
des Archivs bislang „keine einzige Kopeke“ beigetragen hat. Das Tagesprogramm<br />
fand seine Fortsetzung mit dem Besuch bei dem staatlichen Unternehmen „Trolza“,<br />
das sich mit der Herstellung von Trolley-Bussen befasst. Die neuesten, mit moderner
Umwelttechnik ausgestatteten Modelle werden erstmals bei der Winterolympiade<br />
2014 in Sotschi eingesetzt. Der Tag wurde mit der Teilnahme an der<br />
Immatrikulationsfeier <strong>für</strong> Erstsemester an der <strong>Stolypin</strong> <strong>Akademie</strong> / <strong>Wolga</strong>-<strong>Institut</strong><br />
beschlossen. Die russischen Studierenden gestalteten nach mehreren<br />
bedeutungsvollen Reden der Funktionsträger ein kurzweiliges zweieinhalbstündiges<br />
Nonstopp-Programm mit gesanglichen, literarischen, brauchtümlichen, sportlichen<br />
und artistischen Höhepunkten. Nicht fehlen durfte eine Vielzahl neuester Pop- und<br />
Rocktitel in russischer Version.<br />
Am letzten Tag der Exkursion waren die Studierenden Gast beim Saratower Lyzeum,<br />
einer gymnasialen Einrichtung, an der als erste Fremdsprache Deutsch gewählt<br />
werden kann. Von den sehr beeindruckenden Sprachkompetenzen der Schülerinnen<br />
und Schüler waren die deutschen Studierenden mehr als überrascht. In der<br />
freimütigen Aussprache mit dem Lyzeums-Rektor wurden die Kooperationsprobleme<br />
mit deutschen Gymnasien thematisiert; die weiten Entfernungen zwischen Russland<br />
und Deutschland und die nicht in ausreichendem Maße von den beiden Staaten<br />
bereitgestellten Fördermittel erschweren Partnerschaften zwischen deutschen und<br />
russischen Gymnasien.<br />
Der erste Tag nach dem Hinflug und der letzte Tag der Exkursion stand zur<br />
Erkundung der 15 Millionen Stadt Moskau zur Verfügung. Viele der wichtigsten<br />
profanen und politischen Gebäude, Plätze, Kirchen und Museen waren Objekte <strong>für</strong><br />
Schnappschüsse und Videoaufnahmen. Eine erfahrene Reiseführerin stand Rede<br />
und Antwort und gab Tipps <strong>für</strong> alles, was außer den vielen Sehenswürdigkeiten in<br />
Moskau sonst noch wichtig ist.<br />
Die gesamte Studienreise war eingebettet in das von der <strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg<br />
und der <strong>Stolypin</strong> <strong>Akademie</strong> / <strong>Wolga</strong>-<strong>Institut</strong> initiierten Projekt eines Joint-Master-<br />
Studiengangs <strong>für</strong> Wirtschaft, Verwaltung und Finanzen, der als konsekutiver<br />
Studiengang <strong>für</strong> Studierende mit gesicherten deutschen und russischen<br />
Sprachkenntnissen offen steht. Es bleibt zu wünschen, dass viele Studierende der<br />
<strong>Hochschule</strong> Ludwigsburg und der <strong>Stolypin</strong> <strong>Akademie</strong> sich nicht nur <strong>für</strong> diesen<br />
Studiengang interessieren, sondern auch in nächster Zukunft diesen international<br />
ausgelegten Masterstudiengang erfolgreich absolvieren.<br />
Professor Dr. Ekkehard Bächle<br />
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