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„Wir sind die Flößer - Männer ...“ - Lychen

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Zur Geschichte <strong>Lychen</strong>s<br />

<strong>„Wir</strong> <strong>sind</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Flößer</strong> - <strong>Männer</strong> ...<strong>“</strong><br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei<br />

auf den<br />

<strong>Lychen</strong>er Gewässern


2<br />

<strong>Lychen</strong> war eine <strong>Flößer</strong>stadt...<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

Bis in <strong>die</strong> 70er Jahre hinein war <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>ei wichtigster Wirtschaftszweig und Arbeitgeber<br />

der Region. Diese Entwicklung kann bis zum Jahr 1720 zurück verfolgt werden<br />

und noch 1975 wurde das letzte Holz auf <strong>die</strong>se Art aus <strong>Lychen</strong> transportiert.<br />

Ehemalige berufliche <strong>Flößer</strong> und deren Nachfahren sowie weitere Interessierte haben<br />

sich in Form des Vereins „<strong>Lychen</strong>er <strong>Flößer</strong> e.V.<strong>“</strong> zusammengefunden, um <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>tradition<br />

zu pflegen und als Touristenattraktion wieder neu aufleben zu lassen.<br />

Heute kann man bei einer Rundfahrt mit einem traditionellen Floß <strong>die</strong> romantische<br />

Seite <strong>die</strong>ses Berufszweiges kennen lernen oder sich im <strong>Flößer</strong>eimuseum fachkundig<br />

über <strong>die</strong>sen regionalen Berufszweig informieren. Einmal im Jahr Ende Juli findet das<br />

nun schon traditionelle dreitägige <strong>Flößer</strong>fest statt, welches den Höhepunkt der Arbeit<br />

des Vereins darstellt und viele Gäste aus Nah und Fern zu uns zieht.<br />

2008 bekam unsere Stadt als Anerkennung für <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>sem Gebiet geleistete Arbeit<br />

von der Internationalen <strong>Flößer</strong>vereinigung den Titel „<strong>Flößer</strong>stadt <strong>Lychen</strong><strong>“</strong> überreicht.<br />

Hans Waltrich hat unter Mithilfe sachkundiger <strong>Flößer</strong> für Sie <strong>die</strong>ses kleine Heftchen<br />

zusammengestellt in dem Sie einige interessante Aspekte über <strong>die</strong> Geschichte der<br />

<strong>Flößer</strong>ei in <strong>Lychen</strong> erfahren.<br />

Floßablage am Stadtsee


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 3<br />

Leider stehen <strong>die</strong> Bäume nicht immer dort, wo sie gebraucht werden. Das hatt schon<br />

früher zur Folge, daß man sich Gedanken machen mußte, wie man sie bequem und<br />

kostengünstig transportieren konnte. Die Technik lernte man von der Natur. Die Menschen,<br />

<strong>die</strong> an fließenden Gewässern wohnten, konnten sehen, daß entwurzelte oder<br />

vom Sturm umgelegte Bäume auf dem Wasser schwimmen. Flußabwärts ließen sie<br />

sich leichter als zu Lande transportieren.<br />

Band man mehrere Stämme zusammen, konnten größere Mengen gleichzeitig zum<br />

Bestimmungsort gebracht werden. Mit der Zeit hatte man heraus, wie man <strong>die</strong> Stämme<br />

anordnen mußte, um möglichst rationell Holz transportieren zu können. Damit war<br />

<strong>die</strong> Idee des Floßes geboren.<br />

Die Arbeit ist im wesentlichen über Jahrhunderte gleichgeblieben. Im Winter wurde<br />

das Holz geschlagen, dann mit Gespannen zu Sammelstellen, den „Ablagen<strong>“</strong>, gebracht<br />

oder geschleift. Dorthin kamen zu bestimmten Terminen <strong>die</strong> Betreiber der Schneidemühlen<br />

und kauften ihren Holzbedarf für das nächste Jahr ein. In der Regel war gleichzeitig<br />

auch der <strong>Flößer</strong>eiunternehmer, der „Floßregimenter<strong>“</strong>, zugegen, mit dem dann<br />

<strong>die</strong> Verträge über das Abflößen geschlossen wurden.<br />

War <strong>die</strong> Zeit des Flößens gekommen, kam der Floßführer mit seiner Mannschaft. Zu<br />

einer Besatzung gehörten regulär vier Mann; wenn sich aber der Floßführer mit zwei<br />

Mann einig war, daß sie allein <strong>die</strong> Arbeit bewältigen, ver<strong>die</strong>nten sie den für 4 Mann<br />

ausgemachten Lohn, denn <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong> arbeiteten in der Regel im Akkord, selten im<br />

Auf dem Küstriner Bach - 1940


4<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

Tagelohn. Dem Akkordlohn lag <strong>die</strong> Tafel (im Uckermärkischen „Pläätz<strong>“</strong> oder „Pläätze<strong>“</strong>)<br />

als Arbeitseinheit zugrunde, d.h., je mehr Tafeln und je weniger <strong>Flößer</strong>, umso mehr<br />

Lohn.<br />

Von den Ablagen wurden <strong>die</strong> Stämme mit Kantring und Kanthaken ins Wasser gerollt<br />

und mit dem Floßhaken so zurechtgezogen, daß sie nebeneinander lagen. Damit sie<br />

zusammenblieben, wurden an den beiden äußeren Stämmen dünne Stämmchen, <strong>die</strong><br />

„Klampen<strong>“</strong> (Querbalken), darüber genagelt. Die <strong>sind</strong> so lang wie <strong>die</strong> Tafel breit ist.<br />

Etwa ein Dutzend Stämme bildeten eine Tafel, <strong>die</strong> Breite richtete sich nach der Kammerbreite<br />

bei den Schleusen der oberen Havel (früher 3 m, später 5 m), durch <strong>die</strong><br />

man hindurch mußte.<br />

Um möglichst viel Holz mitnehmen zu können, wurden zwei bis drei Tafeln übereinander<br />

geschichtet. Wollte man Buchen und Eichen mitnehmen, <strong>die</strong> zu schwer zum<br />

Flößen waren, wurden <strong>die</strong>se lose auf <strong>die</strong> Kiefernstämme gepackt. Mehrere Tafeln hintereinandergekoppelt,<br />

bildeten das Floß.<br />

Flöße an der <strong>Lychen</strong>er Schleuse<br />

„<strong>Flößer</strong>nägel<strong>“</strong> (bis 300 mm lang u. 10 mm stark) wurden nur wenige verwendet, um<br />

<strong>die</strong> Qualität des Holzes nicht zu beeinträchtigen; stattdessen nahm man früher zum<br />

Befestigen zusammengedrehte Weidenruten. Bei der Zusammenstellung eines solchen<br />

Floßes wurden Äxte, Hämmer, Nägel, Winde und <strong>Flößer</strong>haken verwendet.


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 5<br />

Mit einer Drahtschlinge, dem „Stropp<strong>“</strong>, wurde Tafel an Tafel gekoppelt. Auf der oberen<br />

Havel faßte <strong>die</strong> Pläätze ungefähr 50 Raummeter. Zu einem Floß, das ohne Dampfkraft<br />

auskommen mußte, wurden bis zu sechs Pläätze hintereinander gebunden. Im<br />

Dampferschlepp konnten bis zu zehn Tafeln angehängt werden, mehr anzuhängen<br />

war verboten. So konnten im günstigsten Falle mit einem Floß bis zu 500 Raummeter<br />

befördert werden. Da <strong>die</strong> Floßhölzer der ein zelnen Tafeln etwa 18 bis 20 m lang<br />

waren, hatte ein solcher Verband oft eine Länge von fast 200 Meter.<br />

Für längere Fahrten wurde auf dem Floß noch eine kleine Unterkunft, eine Hütte,<br />

gebaut oder ein Zelt errichtet als Schutz gegen Regen und Unwetter. Eine Stroh- oder<br />

Heuschütte war <strong>die</strong> Schlafgelegenheit. Im Rucksack hatte jeder <strong>Flößer</strong> neben seinen<br />

Werkzeugen „Marschverpflegung<strong>“</strong> für einige Tage, neben Brot, Speck und Räucherwurst<br />

auch gekochte Eier und uckermärkische „Nudeln<strong>“</strong> (Kartoffeln). Weil <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

bestand, daß jemand bei der Arbeit ausrutschte und ins Wasser fiel, mußte auch<br />

noch ein komplettes zweites Arbeitszeug im Gepäck sein, damit gewechselt werden<br />

konnte. Zum Schutz gegen Nässe und Kälte gehörten zur Ausrüstung auch hüfthohe<br />

Flößen auf dem Küstriner Bach<br />

<strong>Flößer</strong>stiefel, <strong>die</strong> in einigen hiesigen Schusterwerkstätten angefertigt wurden, so z.B.<br />

bei Meister Stolte in <strong>Lychen</strong>. Um <strong>die</strong> Stiefel wasserdicht zu machen, wurden in <strong>die</strong><br />

Stiefelschäfte Schweineblasen eingearbeitet.


6<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

Durch <strong>die</strong> vierte Schleuse<br />

Auf dem Floß schnallten sie Eisenkrampen unter <strong>die</strong> Stiefel, um nicht auszurutschen,<br />

denn <strong>die</strong> Stämme waren durch <strong>die</strong> Nässe glitschig (darum wurde auch nur ungeschältes<br />

Holz geflößt).<br />

Bei trägem Wasser mußte früher mühevoll an den Ufern entlang das Floß mit den<br />

langen Staken vorwärtsgeschoben oder gar getreidelt (von Land mit Muskelkraft gezogen)<br />

werden; günstiger war es, wenn man Strömung hatte oder über <strong>die</strong> großen Seen<br />

segeln konnte.<br />

Später erleichterten <strong>die</strong> Schlepper <strong>die</strong> schwere Arbeit der <strong>Flößer</strong>. Auf belebten Strecken<br />

muße <strong>die</strong> Warnflagge gezeigt werden: ein 1Quadratmeter großes Tuch mit einer<br />

schachbrettartigen Flächenaufteilung in rote und schwarze Felder.<br />

Es gab eine ganze Reihe von <strong>Flößer</strong>strecken , <strong>die</strong> alle über <strong>die</strong> Havel führten und in<br />

der Regel in einem Sägewerk endeten, <strong>die</strong> sich am Wasser angesiedelt hatten: Für das<br />

<strong>Lychen</strong>er Einzugsgebiet begann <strong>die</strong> Strecke entweder auf dem Platkow oder auf dem<br />

großen Küstrinsee (nur selten auf dem Wurl).<br />

Auf beiden Seiten kam das Holz, das zunächst auf den vielen Ablagen gesammelt<br />

wurde, aus der Boitzenburger Forst. So gab es auf dem Platkow u.a. <strong>die</strong> Gandenitzer,<br />

<strong>die</strong> Templiner und <strong>die</strong> Stubbenablage, auf dem Zens <strong>die</strong> Sand- und <strong>die</strong> beiden Wup-


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 7<br />

<strong>Flößer</strong> bei der Arbeit<br />

Flussabwärts


8<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

pgartenablagen, auf denen <strong>die</strong> Flöße zusammengestellt wurden. Da es auf <strong>die</strong>ser<br />

Strecke nur wenig Strömung gab (vom Platkow bis zur Schleuse Oberpfuhl nur 60<br />

cm Gefälle), mußten <strong>die</strong> Flöße gestakt oder zum Teil auch getreidelt werden. Das<br />

meiste Holz kam vom Großen Küstrinsee (u.a. General-, Teerschweler-, Koppel- und<br />

Schwanzablage), das über den Küstrinchener Bach geflößt werden mußte. „De Küstrinsche<br />

Beek<strong>“</strong> galt als schwierig zum Flößen, denn es war ein Gewässer mit starkem<br />

Gefälle (vom Küstrinsee bis zum Oberpfuhl über 8 m). Aus dem Grunde wurden vier<br />

Wehre bzw. Schleusen auf seiner kurzen Strecke (2 km) gebaut.<br />

Die Fahrt begann am Mühlenwehr des großen Küstrinsees. Die Floßtafeln waren auseinandergekoppelt.<br />

Auf jeder stand ein <strong>Flößer</strong>. Sobald das Wehr gezogen war, ging es<br />

ab mit der reißenden Flut. Der <strong>Flößer</strong> mußte mit großem Geschick <strong>die</strong> Pläätze durch<br />

Kehren, Strudel und Schwälle dirigieren. Eckte es irgendwo an, dann liefen <strong>die</strong> nach<br />

ihm kommenden Tafeln auf. Blieb es ganz stecken, dann floß das Zuschußwasser unter<br />

ihm davon, und er saß auf dem Trockenen, denn normalerweise führte der Bach<br />

viel zu wenig Wasser, um ein Floß zu halten.<br />

Nur <strong>die</strong> kurze Hochwasserwelle, <strong>die</strong> durch den Stau des Wehres bzw. einer der Schleusen<br />

künstlich erzeugt werden konnte, ermöglichte <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>ei auf dem Künstrinchenbach.<br />

Der Wassermangel bedingte, daß ab Küstrinchen nur von Schleuse zu Schleuse geflößt<br />

Floßtafeln auf dem Stadtsee - 1934


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 9<br />

werden konnte, d.h. es war immer nur eine geöffnet. Vor der <strong>Lychen</strong>er Floßarche (lat.<br />

arca, dt. Arche = Wanne) wurden <strong>die</strong> Flöße aus allen Richtuntungen auf dem Oberpfuhl<br />

gesammelt und dann wieder auseinandergekoppelt, denn <strong>die</strong> Tafeln mußten<br />

einzeln durchgeschleust werden.<br />

In toller Schußfahrt ging es durch <strong>die</strong> Schleuse vom Oberpfuhl in den Stadtsee. Hier<br />

mußte einer der <strong>Flößer</strong> im Kahn <strong>die</strong> einzelnen Tafeln einfangen, da sie sonst auf<br />

Grund des Schwunges bis in den Großen <strong>Lychen</strong>see abgetrieben worden wären.<br />

Anschließend mußten <strong>die</strong> Tafeln, wenn nicht das Sägewerk Barnewitz der Empfänger<br />

war, zu größeren Flößen zusammengestellt werden. In der Regel kam ein Dampfer<br />

und nahm den Verband ins Schlepp, Richtung Havel.<br />

Schwierigkeiten gab es nach dem Krieg, da <strong>die</strong> Schleusen Küstrinchen und <strong>Lychen</strong><br />

sowie <strong>die</strong> Eisenbahnbrücke in <strong>Lychen</strong> gesprengt waren. Für <strong>die</strong> Schleusen wie auch<br />

für <strong>die</strong> Eisenbahnbrücke wurden zunächst Provisorien geschaffen. Erst 1949 wurde<br />

<strong>die</strong> Notbrücke durch einen Neubau ersetzt; so konnte der Stützpfeiler entfernt und<br />

der darunter liegende Schutt, auf dem er stand, geräumt werden, so daß <strong>die</strong> Durchfahrt<br />

der Flöße und Lastkähne ermöglicht wurde.<br />

Bis zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt mußten <strong>die</strong> Tafeln von den oberen Seen auf dem Stadtsee<br />

einzelstammweise aufgelöst und mühsam durch <strong>die</strong> enge Passage der Eisenbahnbrücke<br />

gebracht werden.<br />

Krananlage Sägewerk Barnewwitz - 1942


10<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

Auf dem Großen <strong>Lychen</strong> mußten <strong>die</strong> Flöße dann<br />

wieder aufgebaut werden, was natürlich <strong>die</strong> ohnehin<br />

schwere Arbeit der <strong>Flößer</strong> noch zusätzlich erschwerte.<br />

Bei jeder Schleuse begann <strong>die</strong> Arbeit von vorn;<br />

davor auseinanderkoppeln, da <strong>die</strong> Schleusenkammer,<br />

je nach Größe, nur einige Tafeln aufnehmen<br />

konnte, dahinter musste alles wieder zusammengefügt<br />

werden, so daß keine Langeweile<br />

aufkam.<br />

Hinter Himmelpfort begann dann <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>ei auf<br />

der Havel. Im Dampferschlepp dauerte <strong>die</strong> Fahrt<br />

von der oberen Havel nach Berlin / Spandau 6<br />

Tage, nach Lehnin 8 – 9 Tage, nach Hamburg 10<br />

– 12 Tage. Um 1925 ver<strong>die</strong>nte der <strong>Flößer</strong> am Tage<br />

5,50 Mark netto, der Waldarbeiter zur gleichen<br />

Zeit etwa 3,50 Mark. Im Winter, wenn <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>ei<br />

ruhte, mußte andere Arbeit gesucht werden; manchmal<br />

gab es welche beim Holzeinschlag, gele-<br />

Krananlage Sägewerk Barnewitz<br />

gentlich wurde Eis für <strong>die</strong> Gastwirte auf dem See<br />

gewonnen (vielen <strong>Lychen</strong>ern wird noch <strong>die</strong> Eisentnahme<br />

auf dem Oberpfuhl für „Männe<strong>“</strong> Schönfeld in Erinnerung sein).<br />

Neben Bredereiche, Zootzen, Beutel und Templin war <strong>Lychen</strong> eine der <strong>Flößer</strong>eihochburgen<br />

der Uckermark. Viele <strong>Flößer</strong> kamen aus den Familien Baugatz, Metke, Lubitz,<br />

Krebs und Latendorf. Der letzte <strong>Flößer</strong>eiunternehmer in <strong>Lychen</strong> war Arthur Reinke.<br />

Zur Erinnerung an <strong>die</strong>sen für <strong>Lychen</strong> typischen Beruf findet alljährlich ein <strong>Flößer</strong>fest<br />

statt.<br />

Geflößt wurde schon frühzeitig in unserer Gegend, ohne daß wir geanu wissen, ob<br />

auch auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern. So wird berichtet, daß <strong>die</strong> Kaufleute <strong>Lychen</strong>s und<br />

Templins <strong>Flößer</strong>ei auf der Havel bis Hamburg hin betrieben, allerdings nicht immer<br />

mit glücklicher Hand. 1570 war Hans Speltz zu <strong>Lychen</strong>, zusammen mit Urban Dietrich,<br />

dem Bürgermeister Gransees, den Hamburger Kaufleuten Heine Kunig, Hans Danzinger<br />

und Hans Funcke mit 1.000 Mark lübischer Hauptsumme und seit zwölf Jahren<br />

versessener Zinsen verhaftet. Zum ersten Male ist ein Holzverkauf großen Stils aus den<br />

Boitzenburger Forsten aus dem Jahre 1720 überliefert. Der Kaufmann Bars aus Havelberg<br />

hatte größere Mengen Eichen und Kienholz (Kiefern) gekauft und zu dessen<br />

Abtransport fünf Schleusen in dem Cüstrinchenbach anlegen lassen. Über einige Seen<br />

wurde das Holz dann bei <strong>Lychen</strong> in <strong>die</strong> Havel geflößt. Dieses Geschäft brachte offenbar<br />

den Holzhandel aus den Boitzenburger Forsten stark in Gang.


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 11<br />

<strong>Flößer</strong>frühstück<br />

Blick über den Stadtsee zur Kirche - 1933


12<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

1722 schrieb Graf Friedrich Wilhelm v. Arnim an <strong>die</strong><br />

Kurmärkische Kammer:<br />

„Schon seit mehr als 50 Jahren <strong>sind</strong> zum Vorteil<br />

des aus meinen und denen benachbarten Heyden<br />

(Wäldern) betriebenen Holzhandels in dem Bache,<br />

der aus meinem See Cüstrin ...<strong>“</strong><br />

Über das Flößen im Cüstrinbach schreibt Berghaus<br />

(Landbuch der Mark Brandenburg, 1855):<br />

„Vom Baberow bis zum Oberpfuhl bei <strong>Lychen</strong> ist<br />

<strong>die</strong>ser Wasserzug zum Abflößen des Holzes aus<br />

den dortigen Forsten eingerichtet, zu welchem<br />

Behuf auf der Strecke vom großen Cüstrin-See<br />

abwärts bis zum Bavenpohl (Oberpfuhl), d.i. auf<br />

der Cüstriner Bäke (Bach), fünf Floßschleusen angelegt,<br />

welche trotzdem, daß <strong>die</strong> Entfernung nur<br />

etwa 1200 (Meter?) beträgt, des beträchtlichen Gefälles<br />

halber notwendig waren<strong>“</strong>.<br />

<strong>Flößer</strong> bei der Arbeit<br />

(Quelle: Lieselott Enders: Die Uckermark. Verl. Herrmann Böhlaus Nachfolger, Weimar<br />

1992, S. 223)<br />

So konnte von Boitzenburg und <strong>Lychen</strong> über Spandau und Havelberg nach Hamburg<br />

Holz geflößt werden.<br />

1741 wurden <strong>die</strong> Schleusen so vergrößert, daß der Verkehr wuchs und das Schleusengeld<br />

samt der Akzise (Verbrauchssteuer) großen Gewinn brachte.<br />

1744: „Fünf Schleusen hat <strong>die</strong> Kämmerei (<strong>Lychen</strong>) gemeinschaftlich, eine mit dem<br />

Amt Badingen (ehemals Himmelpfort), vier mit von Arnim zu Boitzenburg (sicher <strong>die</strong><br />

auf dem Küstrinchenbach)<strong>“</strong>.<br />

Durch den Bau einer Fangschleuse unweit Himmelpfort und Erweiterung der Woblitz<br />

1754/55 war nun auch Schiffahrt möglich. Der Ausbau der <strong>Lychen</strong>er Gewässer als<br />

Schiffahrtsstraße für Finowkähne bis 220 Tonnen erfolgte in den Jahren 1879 bis 1882.<br />

Die Schleuse Himmelpfort wurde 1882 erbaut und 1907 erweitert. Von der Floßarche<br />

<strong>Lychen</strong> bis zur Schleuse Himmelpfort <strong>sind</strong> 8,3 km Wasserstraße. Die Mindestwassertiefe<br />

in Kanal und Woblitz ist 1,50 m, <strong>die</strong> amtliche Tauchtiefe 1,20 m, <strong>die</strong> geringste<br />

nutzbare Breite 5,37 m.


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 13<br />

Zur Erinnerung an <strong>die</strong> traditionelle <strong>Flößer</strong>ei wurde erstmals unter großer Beteiligung<br />

der Bevölkerung und Urlauber im Jahre 1996 ein <strong>Flößer</strong>fest durch geführt welches<br />

sich, als <strong>Lychen</strong>er Volks- und Sommerfest, zu einer Touristenattraktion entwickelt hat.<br />

1997 fand eine einmalige historische Floßfahrt von <strong>Lychen</strong> bis nach Berlin bei den<br />

Beteilgten und den Schaulustigen großen Anklang<br />

Unter Mithilfe sachverständiger <strong>Flößer</strong> zusammengestellt von Hans Waltrich<br />

Blick über den Stadtsee zum Rathaus - 1907


14<br />

Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern<br />

Templiner Tor - 1893<br />

Schleuse Küstriner Bach


Zur Geschichte der <strong>Flößer</strong>ei auf den <strong>Lychen</strong>er Gewässern 15<br />

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Text und Musik: Paul Grams<br />

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Möchten Sie mehr über <strong>die</strong> <strong>Flößer</strong>ei erfahren?<br />

Besuchen Sie uns im <strong>Flößer</strong>eimuseum, kommen Sie Ende Juli zum<br />

<strong>Flößer</strong>fest oder planen Sie eine Fahrt auf einem traditionell gebauten<br />

Floß.<br />

Auskünfte oder Buchungen erhalten Sie über unser Tourismusbüro,<br />

Stargarder Str. 6, 17279 <strong>Lychen</strong>, Tel.: 039888 2255,<br />

E-Mail: tourismusverein@lychen.de, Web: www.lychen.de<br />

<strong>Flößer</strong>eimuseum <strong>Lychen</strong>, Clara-Zetkin-Str. 1, Tel.: 039888 2992<br />

Herausgeber: Stadtverwaltung <strong>Lychen</strong>, in Zusammenarbeit mit Hans Waltrich und dem <strong>Flößer</strong>verein <strong>Lychen</strong> e.V.

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