pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung
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Unterrichtsmaterialien<br />
für lehrkräfte<br />
zUr <strong>Niederösterreichische</strong>N<br />
LaNdesaussteLLuNg 2013<br />
AspArn An der ZAyA · poysdorf
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 2
WILLKOMMEN BEI<br />
DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN<br />
LaNDESauSSTELLuNg 2013<br />
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,<br />
im Zentrum der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013 stehen zwei kulturgeschichtlich<br />
bedeutende Nahrungs- bzw. Genussmittel: Brot und Wein. An den<br />
beiden Ausstellungsorten im Weinviertel, in Asparn an der Zaya und in Poysdorf, wird<br />
vom 27. April bis 3. November daher reichlich aufgeschnitten und eingeschenkt: Brot<br />
und Wein werden in umfassender Weise, aus kulturhistorischer, aus wirtschaftlicher,<br />
aus kultisch-religiöser, aus biologischer sowie ernährungswissenschaftlicher und aus<br />
gesundheitspolitischer Sicht thematisiert und lebendig präsentiert.<br />
Wie schon bisher richtet sich die <strong>Niederösterreichische</strong> <strong>Landesausstellung</strong> auch<br />
2013 nicht nur an interessierte Erwachsene, sondern vor allem auch an Jugendliche,<br />
an Schülerinnen und Schüler. Auf die jeweiligen Altersgruppen abgestimmte Aktivprogramme<br />
und interaktive Führungen ergänzen an beiden Standorten die Ausstellung.<br />
Spezielle Schulwochen im Juni und Oktober gewähren darüber hinaus für Schulklassen<br />
attraktive Ermäßigungen.<br />
Das Team der <strong>Landesausstellung</strong> lädt Sie daher herzlich ein, die Ausstellung gemeinsam<br />
mit Ihren Schülerinnen und Schülern zu besuchen. Die hier vorliegende Broschüre,<br />
die allen Pädagoginnen und Pädagogen ab der Eröffnung auch als Download<br />
auf der Website der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013 (http://www.<br />
noe-landesausstellung.at) zur Verfügung steht, behandelt viele, aber längst nicht alle<br />
an den beiden Standorten thematisierte Aspekte von Brot und Wein. Sie soll Sie dabei<br />
unterstützen, sich auf den Besuch der Ausstellung vorzubereiten und Ihre Schülerinnen<br />
und Schüler mit dem Thema Brot und Wein vertraut zu machen.<br />
Diese Materialien für den Unterricht, die sich primär an Lehrkräfte richten, wurden<br />
von uns auf Basis der von den Kuratoren vorgelegten Unterlagen und unter Verwendung<br />
von Texten zusammengestellt, die unter den Literaturhinweisen und Weblinks<br />
angeführt sind. 18 auf unterschiedliche Altersgruppen abgestimmte Charts, die Sie<br />
direkt im Unterricht verwenden können, finden Sie zum Downloaden auf der Website<br />
der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013. Vertiefende Informationen zum<br />
Thema Brot und Wein bietet auch der ebenfalls ab Eröffnung erhältliche Ausstellungskatalog.<br />
Darüber hinaus sind alle Lehrerinnen und Lehrer an drei Tagen (und<br />
zwar am 6., 7. und 8. Mai, jeweils ab 14.00 oder 16.30 Uhr) eingeladen, sich über die<br />
Ausstellung, über die Standorte und die Vermittlungsangebote für Schülerinnen und<br />
Schüler direkt vor Ort zu informieren.<br />
Wir wünschen Ihnen anregende Lektüre und freuen uns gemeinsam mit den Ausstellungsgestaltern<br />
auf Ihren Besuch!<br />
Hanni Rützler und Wolfgang Reiter<br />
EigEntLich<br />
könntE das<br />
WEinviErtEL auch<br />
gEtrEidEviErtEL<br />
hEissEn: dEn 16.000<br />
hEktar WEinanbaufLächE<br />
stEhEn mEhr<br />
aLs 158.000 hEktar<br />
gEtrEidEanbaufLächE<br />
gEgEnübEr.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 3
BROT & WEIN –<br />
DIE auSSTELLuNg<br />
Asparn an der Zaya und Poysdorf eignen sich wie wenige andere Orte dafür, von<br />
den zentralen Symbolen unserer Nahrung zu erzählen – von Brot und von Wein, dem<br />
das Weinviertel seinen Namen verdankt. Es könnte allerdings genauso gut Getreideviertel<br />
heißen, denn den über 16.000 Hektar Weinanbaufläche stehen mehr als<br />
158.000 Hektar Getreideanbaufläche gegenüber.<br />
In der Heimat des Urgeschichtemuseums Niederösterreich in Asparn kann man<br />
die entscheidende Rolle, die Anbau, Ernte und Verarbeitung von Getreide bei der<br />
Entwicklung menschlicher Zivilisationen gespielt haben, anschaulich nachvollziehen.<br />
Und man kann eine spannende Zeitreise vom Neolithikum bis in die Gegenwart unternehmen,<br />
in der Brot trotz aller Veränderungen unserer Esskultur immer noch einen<br />
– nicht nur ernährungsphysiologisch – wichtigen Stellenwert einnimmt.<br />
In Poysdorf, der österreichischen Weinhauptstadt, dreht sich auch im modernen Alltag<br />
alles um den vergorenen Rebensaft, das wichtigste Kulturgetränk der Menschheit.<br />
In einem inszenatorischen Großaufgebot für alle Sinne spannt sich der Bogen von antiken<br />
Weingefäßen bis hin zur kaiserlichen Festtafel mit ihrer verwirrenden Vielfalt<br />
von Spezialweingläsern des Wiener Hofes. Die Ausstellung beleuchtet aber auch den<br />
technologischen Wandel im Weinbau und führt damit unmittelbar in die Gegenwart.<br />
öffnungszeitraum:<br />
27. April bis 3. November 2013, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
standorte:<br />
• Urgeschichtemuseum Niederösterreich, Schlossgasse 1, 2151 Asparn an der Zaya<br />
• Ausstellungsgelände Poysdorf, Brünner Straße 28, 2170 Poysdorf<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 4
BROT & WEIN –<br />
VERMITTLuNgSaNgEBOTE<br />
füR SCHuLEN<br />
Das Kulturvermittlungsteam der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013<br />
bietet Schulklassen ein abwechslungsreiches, auf die jeweiligen Altersgruppen abgestimmtes<br />
Aktivprogramm. Interaktive Ausstellungsrundgänge und verschiedene<br />
kreative und informative Aktivitäten sorgen an beiden Standorten für Spannung und<br />
Spaß und bringen Kindern und Jugendlichen die Inhalte der Ausstellung auf interessante<br />
und altersgerechte Weise näher.<br />
Lehrerinnen und Lehrer können sich vorab an drei Informationstagen bei kostenlosem<br />
Eintritt und Führung über die <strong>Niederösterreichische</strong> <strong>Landesausstellung</strong> 2013<br />
und die speziell für Schüler und Schülerinnen angebotenen Programme informieren<br />
(siehe Seite 7).<br />
VERMITTLuNgSpROgRaMM aSpaRN aN DER Zaya<br />
standardprogramm: rundgang ausstellung<br />
Dauer: ca. 60 Minuten<br />
Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />
Unser Rundgang beginnt mit einer museumspädagogischen Führung durch die<br />
Ausstellung. Bei interaktiven Stationen können wir bestimmte Themen vertiefen. Abschließend<br />
machen wir einen Abstecher in den Schlosspark und werfen einen kurzen<br />
Blick auf das archäologische Freigelände.<br />
sonderprogramm: „brot – der andere blick“ (ohne ausstellungsrundgang!)<br />
Dauer: ca. 2 Stunden<br />
Preis Programm: 5 Euro<br />
Fixe Buchungszeiten: 9.00, 11.00, 13.00, 15.00 Uhr<br />
Das Sonderprogramm „Brot – der andere Blick“ dauert zwei Stunden, setzt sich aus<br />
zwei Teilen zusammen und bietet Experimente für alle Sinne:<br />
Teil 1, „Brotlabor“: Hier wird geforscht und experimentiert, gerochen und geschmeckt,<br />
geknetet und gebastelt, hinterfragt und diskutiert. Was unterscheidet ein Korn von einem<br />
Traubenkern? Wie wird das Korn zum Müsli? Wie kommt die Luft ins Brot? Der<br />
Fokus liegt auf dem gemeinsamen Experimentieren, das zu Hause weitergehen kann.<br />
In der Brotgalerie neben dem Brotlabor steht die persönliche Auseinandersetzung<br />
mit dem eigenen Geschmack im Vordergrund: Was ist meine Lieblingsspeise? Was<br />
schmeckt mir gar nicht? Volkskundliche Gegenstände erläutern alte Bräuche und<br />
Traditionen des Backens. Beim Modellieren von bekannten, exotischen bis hin zu<br />
fantastischen Brotformen wird der Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft gespannt:<br />
Welche Brote gibt es heute? Und wie sieht mein Brot der Zukunft aus?<br />
Teil 2, Freibereich: Hier wird Brot wie vor tausenden Jahren zubereitet und gebacken<br />
– die anschließende Verkostung darf natürlich nicht fehlen!<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 5
sonderprogramm: rundgang freibereich (ohne ausstellungsrundgang!)<br />
Dauer: ca. 60 Minuten<br />
Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />
Im Rahmen eines museumspädagogisch geführten Rundganges begeben wir uns<br />
auf einen Streifzug durch das archäologische Freigelände im Schlosspark. Modelle<br />
von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sind<br />
dort in Originalgröße nachgebaut und geben einen Einblick in die Entwicklung der<br />
Menschheit. Vom Winterlager der Mammutjäger, das aus Holz und Leder besteht und<br />
die Wohnweise vor 27.000 Jahren darstellt, führt der Rundweg weiter zu einem jungsteinzeitlichen<br />
Langhaus mit einem Getreidefeld und einem in steinzeitlicher Technik<br />
errichteten Brunnen. Bronzezeitliche Hütten, ein Hügelgrab und ein Verbrennungsplatz<br />
dokumentieren die Wohnweisen unserer Vorfahren.<br />
VERMITTLuNgSpROgRaMM pOySDORf<br />
standardprogramm: rundgang ausstellung<br />
Dauer: ca. 60 Minuten<br />
Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />
Wir begeben uns auf einen museumspädagogischen Rundgang durch die Ausstellung.<br />
Besonders spannende Themen vertiefen wir bei interaktiven Stationen. Nach<br />
der Führung werfen wir kurz noch einen Blick auf den Freibereich und verweisen auf<br />
eine typische Weinviertler Kellergasse, den Poysdorfer „Radyweg“.<br />
sonderprogramm: „Wein – der andere blick“ (ohne ausstellungsrundgang!)<br />
Dauer: ca. 2 Stunden<br />
Preis Programm: 5 Euro<br />
Fixe Buchungszeiten: 9.00, 11.00, 13.00, 15.00 Uhr<br />
Das Sonderprogramm „Wein – der andere Blick“ dauert zwei Stunden, bietet Experimente<br />
für alle Sinne und findet in der sogenannten Genusswerkstatt statt. Diese besteht<br />
aus einem eigens dafür adaptierten authentischen Stadel sowie einem alten Presshaus<br />
– beides befindet sich direkt im Freibereich des Ausstellungsgeländes in Poysdorf. Die<br />
Experimente beschäftigten sich mit dem Geschmacks- und dem Geruchssinn.<br />
Gestartet wird das Programm mit einer Traubensaftverkostung im alten Presshaus,<br />
die einen Einblick in die Welt der Rituale rund um das Thema Wein gibt. Im Stadel<br />
wird dann der Geschmackssinn ausführlich getestet – von Süß bis Sauer mit allem,<br />
was dazwischenliegt. Experimente machen spürbar, wie sich unsere Sinne täuschen<br />
lassen. Wie hängen Geschmacks- und Geruchssinn zusammen? Habe ich meinen Geschmackssinn<br />
im Griff? Kann ich einen bestimmten Geschmack beschreiben, und welche<br />
Hilfsmittel gibt es dafür? Welche Assoziationen habe ich zu gewissen Gerüchen?<br />
Und warum schmeckt eigentlich Süßes so gut?<br />
Alle Programme sind den jeweils gewünschten Altersgruppen angepasst.<br />
Alle Preisangaben exkl. Eintritt in die Ausstellung.<br />
Eintritt zur Ausstellung für Schüler: 3 Euro<br />
Pro Schulklasse maximal zwei Begleitpersonen frei.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 6
INfORMaTIONSTagE füR LEHRERINNEN uND LEHRER<br />
An drei Tagen werden Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, sich über die Ausstellung,<br />
über die Standorte und die Vermittlungsangebote für Schülerinnen und Schüler<br />
zu informieren. Eintritt und Führung sind kostenlos.<br />
termine<br />
Beginn: jeweils ab 14.00 Uhr oder 16.30 Uhr<br />
Mo., 6. Mai 2013; Di., 7. Mai 2013; Mi., 8. Mai 2013<br />
An jedem Informationstag gibt es die Möglichkeit, beide Standorte zu besichtigen.<br />
anmeldung erforderlich:<br />
Tel. +43 2742 908046 657<br />
Fax +43 2742 908062<br />
E-Mail office@noe-landesausstellung.at<br />
SCHuLWOCHEN<br />
Auch 2013 bieten wir in den sogenannten Schulwochen wieder einen ermäßigten<br />
Eintritt für Schulklassen an. Der Eintritt inklusive Führung kostet 100 Euro für bis zu<br />
25 SchülerInnen und max. zwei Lehrkräfte. Für jede/n weitere/n SchülerIn fallen 5,<strong>50</strong><br />
Euro und für jede weitere Begleitperson 11,<strong>50</strong> Euro an (das Angebot gilt jeweils für<br />
eine Führungsgruppe).<br />
schulwochen-termine 2013<br />
Mo., 3. Juni–Fr., 7. Juni 2013<br />
Mo., 10. Juni –Fr., 14. Juni 2013<br />
Mo., 30. September–Fr., 4. Oktober 2013<br />
Mo., 7. Oktober–Fr., 11. Oktober 2013<br />
anmeldung erforderlich:<br />
Tel. +43 2552 3515 30<br />
Fax +43 2552 3515 14<br />
E-Mail buchung@noe-landesausstellung.at<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 7
EINLEITuNg<br />
die bedeutung von brot und Wein in kultur, religion und Ernährung<br />
Brot und Wein – die beiden Themen der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong><br />
2013 – spielen in unserer christlich geprägten Kultur eine zentrale Rolle. Sie sind nach<br />
dem Zeugnis des Alten Testaments wesentliche Grundnahrungsmittel und stehen im<br />
Neuen Testament als Symbole für die Feier der Eucharistie, für Lebenskraft und das<br />
durch Gott geschenkte Leben. Brot und Wein sind Frucht der Erde und der menschlichen<br />
Arbeit. Über diesen Gaben wird das Eucharistische Hochgebet gesprochen, weil<br />
– nach dem christlichen Glauben – Jesus in diesen Elementen seine Gegenwart gestiftet<br />
hat: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen<br />
mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem<br />
Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch [mit Wein] und sagte: Dieser<br />
Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19–20).<br />
brot und Wein: grundlagen der menschlichen kultur<br />
Nach katholischer Auffassung schenkt sich Jesus Christus in der Gestalt des Brotes<br />
und des Weines in seiner ganzen Person – wer dieses Brot und diesen Wein genießt,<br />
nimmt seinen Leib und sein Blut zu sich. Wie sehr Brot und Wein im Christentum zum<br />
Abbild und Symbol erfüllten Lebens wurden, belegen auch die Selbstzeugnisse, die<br />
der Evangelist Johannes Jesus in den Mund legt: „Ich bin das Brot des Lebens“ und<br />
„Ich bin der rechte Weinstock, ihr die Reben“.<br />
Wenngleich Brot und Wein in keiner anderen Religion eine so tief greifende Wirkkraft<br />
wie im Christentum gewannen, haben ihre Heiligung und ihre religiöse Symbolik<br />
eine lange Geschichte, die weit in die vorchristliche Vergangenheit zurückreicht.<br />
Als der Mensch vor Jahrtausenden nach einem unsteten Wanderleben dazu überging,<br />
das Erdreich zu bepflanzen, und sesshaft wurde, wandelte sich damit auch sein<br />
Denken. Das fand seinen Niederschlag in der Religion. In den Früchten des Feldes, die<br />
unter den Strahlen der Sonne reiften und ihm Nahrung boten, sah er ein Geschenk<br />
jenseitiger Mächte. Daher wurde auch den Göttern der Fruchtbarkeit höchste Verehrung<br />
zuteil. Brot und Wein förderten das Gedeihen des Menschen, sein Wachstum,<br />
seine Entfaltung, sie wurden zur Grundlage der menschlichen Kultur.<br />
ähre und rebe: geschenke der götter<br />
Im Ägypten der Pharaonen wurden dem Gott Ptah die Gaben des Getreides und<br />
Brotes zugeschrieben. Für die Juden war das Brot Ausgangspunkt der religiösen und<br />
sozialen Gesetzgebung. Die Griechen der Antike schufen ihre tiefsten Legenden für<br />
den Brottempel von Eleusis. Noch zur Zeit der Spätantike feierte man in den mit<br />
Ähren geschmückten und mit Weinlaub bekränzten Gestalten von Demeter und Dionysos<br />
die sich stets erneuernde Kraft der Natur und das Hervorbringen ihrer Früchte<br />
auf Feld und Flur. Die Feste, die zu Ehren dieser Götter begangen wurden, bildeten<br />
Höhepunkte im Kreislauf des Jahres.<br />
Auch für das Volk Israel wurden neben der Ähre und dem Brot der Weinstock und<br />
die Rebe zum Ausdruck des göttlichen Segens. Mehr als 200 Mal ist in der Bibel vom<br />
Wein, vom Weinstock und vom Weingarten die Rede. Die Weingärten, die sich auf den<br />
Terrassen des gelobten Landes hinzogen und mit Sorgfalt gepflegt wurden, galten<br />
als Zeichen des Wohlstandes und des Segens. Der Weinberg war der Stolz jedes Israeliten.<br />
Umgekehrt wurde das Gericht Gottes über das abtrünnige Volk zum Abbild<br />
des verwüsteten Weinberges, auf dem Disteln und Dornen wachsen.<br />
brot und<br />
WEin<br />
stEhEn im nEuEn<br />
tEstamEnt aLs symboLE<br />
für diE fEiEr<br />
dEr EucharistiE, für<br />
LEbEnskraft und<br />
das durch gott<br />
gEschEnktE LEbEn.<br />
„bacchus und ceres“<br />
(a. Pellegrini 1720)<br />
bild: akg-images<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 8
getreide und brot: inbegriffe des Lebens<br />
Auch wenn Brot angesichts der Fülle anderer Lebensmittel in der alltäglichen Ernährung<br />
in Europa nicht mehr jene zentrale Rolle spielt, die es jahrtausendelang innehatte:<br />
Weltweit ernähren sich noch immer zwei Drittel der Bevölkerung vor allem<br />
von Getreide und Getreideprodukten. Mehr als die Hälfte aller Menschen, vorwiegend<br />
in Afrika und Asien, nehmen Getreide allerdings nicht in Form von Brot, sondern von<br />
Breigerichten zu sich.<br />
Kein oder nicht genügend Getreide zu haben bedeutet daher für die Mehrheit der<br />
Weltbevölkerung immer noch Hunger, Not und Elend. Daran erinnern uns die Millionen<br />
von Menschen insbesondere in Asien und Afrika, die jährlich verhungern, die<br />
über <strong>50</strong>0 Millionen Unterernährten auf dieser Welt und die wieder wachsende Zahl<br />
von Arbeitslosen auch in den USA und der Europäischen Union – Menschen, die sich<br />
nicht satt essen können und für die Brot sowie andere Getreideprodukten Inbegriff<br />
des Lebens sind.<br />
getreideähre bild: ilja C. Hendel Weintraube bild: Maria dirry<br />
Die herausragende Bedeutung von Getreideerzeugnissen ist einerseits wirtschaftlich<br />
begründet, da sie schon immer zu den preiswertesten, vergleichsweise auch gut<br />
lager- und transportfähigen Lebensmitteln zählten. Andererseits sind Getreideprodukte<br />
(insbesondere aus dem vollen Korn) ernährungsphysiologisch sehr wertvoll.<br />
Von den Nährstoffen, die der Mensch benötigt, fehlen im Getreidekorn nur wenige<br />
(z. B. Vitamin C) oder sind nur in geringen Mengen vorhanden (z. B. Calcium). Getreide<br />
ist deshalb nicht nur ein bedeutender Kohlenhydratlieferant, sondern weltweit<br />
auch einer der größten Proteinlieferanten.<br />
trauben und Wein: synonyme für Lebensfreude<br />
Brot ermöglicht also Leben. Und der Wein? Wie schon in der Bibel nachzulesen ist,<br />
dient er dazu, uns am Leben auch zu erfreuen. So ist es nicht verwunderlich, dass<br />
sich die zentrale Rolle von Brot und Wein auch in unzähligen, seit Jahrhunderten gebräuchlichen<br />
Sprichwörtern und Redewendungen widerspiegelt: Wenn wir arbeiten,<br />
„verdienen wir unser Brot“ – oft ist es „ein hartes Brot“, also mühselige Arbeit. Und<br />
wenn man jemandem „reinen Wein einschenkt“, dann sagt man die Wahrheit.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 9
BrOt uNd getreide<br />
1. gESCHICHTE uND KuLTuR<br />
Von Urzeiten an haben Hirse, Hafer, Gerste, Weizen, Roggen und Reis die Menschheit<br />
ernährt. Nach der Entdeckung Amerikas verbreitete sich auch der indianische<br />
Mais fast über die ganze Welt.<br />
Eine bunte Vielfalt bedeckt heute unsere Äcker. Wir wissen, dass alle heutigen Getreidearten<br />
einmal Gräser waren, deren Körner oder Samen der frühesten Menschheit<br />
als Nahrung dienten. Rund um die Wohnstätten der Sammler und Jäger keimten verloren<br />
gegangene Samen und fanden dort bessere Bedingungen vor als in der kargen<br />
Wildnis. Der Mensch begann diese Pflanzen zu hegen, er griff zum hölzernen Stock,<br />
um die Erde aufzuwühlen, und wurde so zum sesshaften Ackerbauern. Der Ackerbau<br />
schuf die Grundlage für eine arbeitsteilige Gesellschaft. Seither begleiten Saat und<br />
Ernte den Menschen durch seine jahrtausendelange Geschichte. Nahrungsproduktion<br />
und Vorratshaltung führten zu einer größeren Unabhängigkeit von der natürlichen<br />
Umwelt und bildeten die Basis für Bevölkerungswachstum. Dieser Prozess vollzog<br />
sich vor etwa 12.000 Jahren erstmals im Gebiet des „Fruchtbaren Halbmondes“<br />
(Levante, Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris und dem Westen des heutigen<br />
Iran), in Mitteleuropa jedoch erst ab zirka 5<strong>50</strong>0 v. Chr.<br />
die basis jeder kultur<br />
Das frühe Bauerntum und mit ihr die Neolithische Revolution, wie der Beginn von<br />
Ackerbau und Viehzucht in der Jungsteinzeit manchmal genannt wird, gelangte von<br />
Vorderasien über den Balkan und donauaufwärts in nordwestlicher Richtung nach<br />
Mitteleuropa. Dass das Jäger- und Sammlertum der Mittelsteinzeit von der produzierenden<br />
Form der Jungsteinzeit abgelöst wurde, hing auch mit der Einwanderung dieser<br />
Bevölkerungsgruppen zusammen, die charakteristische Neuerungen mitbrachten:<br />
die Kenntnis des Anbaus von Kulturpflanzen wie Weizenarten, Gerste, Hirse und<br />
Hülsenfrüchten sowie den Besitz und die Aufzucht von Haustieren. Ackerbau – in<br />
der einfachen Form des Hackbaus – und Viehzucht gaben Anlass zu beginnender<br />
Sesshaftigkeit in mehr oder weniger permanent bewohnten Dörfern. Dies wiederum<br />
war der Entfaltung anderer kultureller Neigungen förderlich, wie etwa der Töpferei,<br />
neuer Techniken der Steinbearbeitung in der Geräteherstellung (Pflug), der Weberei<br />
bzw. Flechtkunst unter Verwendung von Flachs oder der Entwicklung der Bäckereien.<br />
Welche Bedeutung unsere Vorfahren dem Getreide beimaßen, geht auch aus dem<br />
Wort selbst hervor. „Getreide“ stammt vom althochdeutschen „Gitregidi“ und bedeutet<br />
nichts anderes als „von der Erde Getragenes“, also Ernteertrag.<br />
alles getreide: hafer, Weizen, mais und reis<br />
Heute ist „Getreide“ eine Sammelbezeichnung für landwirtschaftlich kultivierte<br />
Pflanzen aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Zum Getreide zählt man in erster<br />
Linie die Brotgetreidearten (vor allem Weizen, Dinkel, Roggen), die Futtergetreidearten<br />
(insbesondere Mais, Triticale, Hafer, Gerste und Hirse) sowie Reis. Er wurde in<br />
Indien und China ab etwa 6000 v. Chr. domestiziert, aber schon einige Jahrtausende<br />
früher als Wildpflanze gesammelt und gegessen.<br />
Die je nach Gegend gebräuchliche Getreideart trug früher schlicht den Namen<br />
„Korn“: „Il grano“ bedeutet in Italien gleichzeitig Mais und Getreide. „Le blé“ ist im<br />
dEr ackErbau<br />
schuf<br />
diE grundLagE für<br />
EinE arbEitstEiLigE<br />
gEsELLschaft. sEithEr<br />
bEgLEitEn saat<br />
und ErntE dEn<br />
mEnschEn durch<br />
sEinE jahrtausEndE<br />
LangE gEschichtE.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 10
französischen Sprachraum ein und dieselbe Bezeichnung für Weizen und Getreide.<br />
Und in den USA meint man mit dem „Corn Belt“ das traditionelle Maisanbaugebiet im<br />
Mittleren Westen.<br />
diE WichtigstEn brotgEtrEidE<br />
Weizen<br />
Nur aus Weizen und Roggen kann gelockertes Brot hergestellt werden.<br />
Man bezeichnet diese Getreidesorten daher als „Brotgetreide“. Für Backwaren<br />
kommen vor allem Mahlerzeugnisse von Saat- oder Weichweizen infrage. Der<br />
stärkereiche Mehlkörper ist hervorragend zur Herstellung von Kleingebäck und<br />
Brot geeignet. Im Unterschied zu Roggenmehl ist Weizenmehl aufgrund der<br />
spezifischen Eiweißstruktur („Weizenkleber“) auch ungesäuert backfähig. Der<br />
Aschegehalt gibt die Mehltype und den Ausmahlungsgrad an. Es gilt: Je geringer<br />
der Aschegehalt und die Typenzahl, desto heller das Mehl und desto höher<br />
der Anteil des Mehlkörpers aus der Mitte des Weizenkorns. Neben dem für die<br />
Broterzeugung verwendeten Weichweizen wird in Österreich Hartweizen (auch<br />
Durum genannt) angebaut, der jedoch ausschließlich für die Herstellung von<br />
Grieß und Nudeln verwendet wird.<br />
roggen<br />
Im Gegensatz zu Weizenmehl ist Roggenmehl nur mithilfe einer Teigsäuerung<br />
backfähig. Die Säuerung von Roggenteigen erfolgt üblicherweise mittels<br />
Sauerteiges oder Teigsäuerungsmitteln. Roggenmehl bindet mehr Wasser als<br />
Weizen, die Folge sind feuchte Teige mit geringerer Teiglockerung und kleinerem<br />
Brot- oder Gebäckvolumen. Daher ist Roggen das typische österreichische<br />
Brotgetreide. Hauptanbaugebiet ist das Waldviertel, wo mehr als die Hälfte des<br />
österreichischen Roggens erzeugt wird. Auch Roggen klassifiziert man anhand<br />
des Aschegehalts in verschiedene Typen: Type 960 oder höher bezeichnet<br />
ballaststoffreiches Roggenmehl, das saftige Brote ergibt. Sie liefern einen<br />
wichtigen Beitrag zu gesunder Ernährung.<br />
dinkel<br />
Der Dinkel (Spelzweizen) ist die Urform des Weizens, jedoch nicht so ertragreich<br />
wie dieser. Er enthält sehr wertvolles Eiweiß und hat einen hohen<br />
Klebergehalt. Da Dinkel bei der Teigbereitung das Wasser besser bindet als<br />
Weizen, bleibt das Gebäck länger frisch. Dinkel wird in Österreich vor allem<br />
biologisch angebaut.<br />
Im Niltal des alten Ägypten wurden schon im 4. Jahrtausend v. Chr. Gerste und<br />
Weizen gepflanzt. Auch die späteren Römer bauten hauptsächlich diese beiden Getreidearten<br />
an. Roggen und Hafer fanden erst im Zuge indogermanischer Völkerwanderungen<br />
etwa 2000 v. Chr. ihren Weg über Südwestasien nach Mitteleuropa. Den<br />
zuerst einwandernden Kelten war vor allem der Emmer, die kornartige Urform des<br />
Hartweizens, bekannt. Er bildete im Altertum die Hauptbrotfrucht. Heute ist er nur<br />
noch vereinzelt anzutreffen, gewinnt in der Küche seit wenigen Jahren aber wieder<br />
Renommee als Alternative zu Reis.<br />
Von den Römern lernten die Kelten den Weizenanbau kennen. Hirse, die älteste genutzte<br />
Getreideart, stellte trotz der neu zugebrachten Getreidearten (neben Weizen<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 11
auch Hafer und Roggen) bis weit ins Mittelalter hinein in weiten Gebieten Mitteleuropas<br />
die Hauptgetreideart dar. Als einzige Getreideart aus der Neuen Welt ist der Mais in Europa,<br />
Asien und Afrika erst seit dem 16. Jahrhundert (Entdeckung Amerikas) bekannt.<br />
Auch im Weinviertel haben jungsteinzeitliche Bauern schon Getreide kultiviert. In<br />
der Gemeinde Pulkau (Bezirk Hollabrunn) wurden Gruben aus der frühen bis mittleren<br />
Bronzezeit entdeckt, die vermutlich der Getreidelagerung dienten. Bis heute ist<br />
die Landschaft des Weinviertels nicht nur vom namengebenden Weinbau, sondern<br />
vor allem vom Getreidebau geprägt. Von 278.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes<br />
werden rund 158.317 Hektar für den Getreideanbau genutzt. Das trockene Klima verhindert<br />
zwar hohe Getreideerträge, bietet jedoch ideale Bedingungen für Qualitätsgetreide<br />
mit besonders hohem Gehalt an Klebereiweiß und ausgezeichneter Backqualität.<br />
Das Marchfeld wird daher auch als „Kornkammer Österreichs“ bezeichnet.<br />
die vielfalt des getreides<br />
Beim Getreideanbau unterscheidet man zwischen Winter- und Sommergetreide: Wintergetreide<br />
wird ab September gesät und ab ungefähr Mitte Juni des nächsten Jahres<br />
geerntet. Durch die längere Vegetationszeit und die Winterfeuchtigkeit bringen Wintergetreide<br />
höhere Erträge als Sommergetreide. Im Gegensatz zum Sommergetreide<br />
benötigt das Wintergetreide einen Kältereiz als Stimulation, um im nächsten Frühjahr<br />
Blüten und Samen (Körner) zu bilden (Vernalisation). Zu den in Österreich angebauten<br />
Wintergetreidearten zählen Winterweizen, Winterroggen, Wintergerste und Wintertriticale.<br />
Sommergetreide – hierzulande Mais, Sommergerste, Hafer, Sommerroggen und<br />
Sommerweizen – wird erst im Frühjahr gesät, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist<br />
(ab etwa Anfang März), und benötigt nur einige Monate, bis es erntereif ist.<br />
diE WichtigstEn anbauartEn<br />
traditioneller und intensiver anbau<br />
Darunter ist der von Generation zu Generation überlieferte Anbau zu verstehen.<br />
Er zeichnete sich in den letzten <strong>50</strong> Jahren durch eine bedeutende Ertragssteigerung<br />
aus, die mit einer Intensivierung der pflanzenbaulichen Nutzung<br />
des Bodens Hand in Hand ging. Erreicht wurde dies durch die Verwendung<br />
besserer Sorten, eine intensivere Düngung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
und eine allgemein verbesserte Anbautechnik.<br />
integrierte Produktion (iP)<br />
Der Begriff „Integrierte Produktion“ steht für eine Bewirtschaftungsform,<br />
die sich um einen schonungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt bemüht.<br />
Wesentliche Grundsätze sind: die Erhaltung der Artenvielfalt und der Bodenfruchtbarkeit,<br />
geeignete Fruchtfolge, reduzierter Einsatz von Dünger und<br />
Pflanzenschutzmitteln, artgerechte Nutztierhaltung.<br />
biologischer anbau<br />
Beim biologischen Landbau handelt es sich um eine noch konsequenter umweltschonende<br />
Produktionsform. Anders als bei der Integrierten Produktion ist<br />
der Einsatz von chemisch-synthetischem Dünger und Pflanzenschutzmitteln<br />
hier verboten. Bio ist aber mehr als nur der Verzicht auf Chemie: Ganzheitlich<br />
vernetztes Denken und ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf mit einer<br />
vielfältigen Struktur sind die Grundlagen erfolgreicher biologischer Landwirt-<br />
diEkornkammEr östErrEichs: das<br />
WEinviErtEL biEtEt<br />
idEaLE kLimatischE<br />
bEdingungEn für<br />
QuaLitätsgEtrEidE<br />
von ausgEzEichnEtEr<br />
backQuaLität.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 12
schaft. Die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser werden dabei geschont.<br />
Dafür nehmen Biobauern einen höheren Arbeitsaufwand und kleinere Erträge<br />
in Kauf. Das wissen immer mehr Konsumenten zu schätzen, die bereit sind, für<br />
Biobrot und -gebäck auch etwas höhere Preise zu zahlen. Derzeit liegt der<br />
Anteil von Biobackwaren in Österreich nach groben Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums<br />
bei rund 20 Prozent.<br />
Bei der Getreideverwendung wird zwischen Brot- und Futtergetreide unterschieden:<br />
Die wichtigsten Brotgetreide sind Weizen (Weichweizen), Roggen und Dinkel,<br />
die wichtigsten Futtergetreide Mais, Gerste, Hafer und Triticale (eine Kreuzung aus<br />
Weizen und Roggen). Letztere werden in erster Linie zur Tierfütterung angebaut,<br />
finden aber auch für die Ethanol- (Triticale) und Biogaserzeugung (Mais) Verwendung.<br />
In Österreich stellt Mais nach Weizen die wichtigste Kulturart dar: Jährlich wird<br />
derzeit auf rund 300.000 Hektar Ackerfläche Mais angebaut, und das dank der guten<br />
Klima- und Bodenverhältnisse in vielen Regionen. Die Hauptanbaugebiete sind jedoch<br />
Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 13
2. VOM KORN ZuM BROT<br />
Um Getreide für den Menschen genießbar zu machen, muss es verarbeitet werden.<br />
Jahrtausendelang wurde das reife Getreide auf sogenannten Steinmühlen zermahlen,<br />
mit Wasser zu einem Brei gekocht und gegessen. Mörser und Stößel bildeten bereits<br />
eine verfeinerte Form des Reibsteinprinzips. Handmühlen aus zwei runden Mühlsteinen<br />
sind seit etwa 900 bis 800 v. Chr. nachweisbar. Die Erfindung der Mühle mit zwei<br />
übereinanderliegenden radförmigen, flachen Steinen, von denen der obere beweglich<br />
war, wird den Römern zugeordnet.<br />
mahlstein (ägypten, ca. 2300 v. chr.)<br />
bild: akg-images<br />
historische mühle (anfang 19. jh.)<br />
bild: science photo library<br />
mahlen und backen<br />
Kleinere und größere, vor allem an Flussläufen liegende Mühlen wurden vermutlich<br />
erstmals im Zuge der Besetzung weiter Teile unseres heutigen Territoriums durch<br />
die Römer errichtet oder nach dem Vorbild der römischer Wasserrad-Mühlen gebaut.<br />
Im Mittelalter standen die Mühlen meist im Besitz von Adel und Klöstern. Die einer<br />
weltlichen oder klösterlichen Herrschaft unterstehenden Bauern durften ihr Getreide<br />
nur in der zur Grundherrschaft gehörenden Mühle vermahlen lassen. Mit der Abschaffung<br />
der Herrschaftsrechte in der Frühen Neuzeit endete auch diese Bindung<br />
an eine einzige Mühle.<br />
Neben dem Getreidebrei kam Schritt für Schritt auch das Brot auf, zunächst nicht in<br />
Öfen, sondern in Asche oder einer Herdmulde gebacken. Schließlich begannen findige<br />
Menschen, die gewölbt geformten Brotteige in Backmulden zu garen, später verwendeten<br />
sie sogenannte Backglocken, die über den Teiglaib gestülpt wurden. Nun wurde<br />
auch der letzte Schritt vollzogen, nämlich das Backen der Fladenbrote in Backöfen.<br />
In den von ihnen kolonisierten Gebieten führten die Römer auch die ersten professionellen<br />
Bäckereien ein. Damit endete die Zeit, in der vor allem Frauen in gemeinschaftlichen<br />
Dorf- oder kleinen Hausbacköfen Brot herstellten. Mit Beginn des<br />
11. Jahr hunderts begannen sich die Bäcker in einigen europäischen Städten zunftmäßig,<br />
also in Berufsverbänden, zu organisieren, die Produktqualität, Preise, Löhne,<br />
Arbeit, Ausbildung und Streitigkeiten regelten. Bis weit ins 13. Jahrhundert hinein<br />
bildeten auf dem Land noch Getreidebreie die Hauptpfeiler der menschlichen Ernährung.<br />
In den Städten aber übernahm diese Rolle mehr und mehr das Brot.<br />
vom getreidebrei zum brot<br />
Zu welchem Zeitpunkt die Veredelung des Getreidebreis zu Brot erstmals gelang,<br />
bleibt weiterhin ein Geheimnis. Neolithische Funde weisen bereits die Existenz gelockerten<br />
Brotes mit Poren nach. Fest steht, dass die alten Ägypter im Gegensatz zu<br />
bis ins<br />
13. jahrhundErt<br />
biLdEtEn<br />
auf dEm Land<br />
gEtrEidEbrEiE diE<br />
hauPtPfEiLEr dEr<br />
Ernährung. in dEn<br />
städtEn übErnahm<br />
diEsE roLLE mEhr<br />
und mEhr das brot.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 14
anderen Völkern, die eine abergläubische Furcht vor „verfaulenden Speisen“ hatten,<br />
viel aufgeschlossener waren und natürliche Vorgänge sehr genau beobachteten. Ihr<br />
Gemisch aus Nilwasser und Mehl enthielt Nährstoffe, die von Hefepilzsporen und<br />
säurebildenden Bakterien (Milchsäurebakterien) vergoren wurden. Die gasförmigen<br />
Umwandlungsprodukte – Alkohol und Kohlenstoffdioxid – konnten aus der zähen<br />
Masse nicht entweichen, blähten sie vielmehr auf und lockerten den Teig, aus dem<br />
beim Backen ein lockeres, poröses und luftiges Brot entstand. Dieser chemische Prozess<br />
ist nicht zuletzt auch Namensgeber für unser Wort „Brot“. Der Begriff stammt<br />
vom althochdeutschen „prôt“ ab, was so viel heißt wie „Gegorenes“.<br />
Für die aufgeschlossenen Ägypter war es dann nur noch ein kleiner Schritt, ein<br />
Stück vom Sauerteig aufzubewahren und in den nächsten Teig einzupflanzen, um<br />
denselben Effekt zu erreichen. Bald einmal war den Ägyptern dieser Grundstoff des<br />
Brotbackens so kostbar wie anderen Völkern das Feuer. Der Sauerteig blieb jahrtausendelang<br />
die Basis der Brotherstellung. Erst die Entdeckung der Hefezellen im<br />
19. Jahr hundert leitete eine völlig neue Ära der Brotproduktion ein: Nunmehr verwendete<br />
man (Hefeteig-)Backmischungen statt Sauerteig zur Herstellung von Brotteigen.<br />
Im 20. Jahrhundert setzte sich diese Praxis zuerst in den neu entstehenden Backfabriken,<br />
später auch in den mittleren und kleineren Bäckereien weitgehend durch.<br />
vom sauerteig zum hefeteig<br />
Damit begann die Industrialisierung auch in den Backstuben Einzug zu halten. Sie<br />
beendete sukzessive nicht nur das Zunftwesen, sondern leitete auch den Wechsel<br />
vom direkt beheizten Holzofen zum indirekt beheizten Backofen mit Erdöl, Gas oder<br />
Strom als Energieträger ein. Der Einsatz ausziehbarer Ofenplatten ermöglichte eine<br />
bessere Nutzung der Ofenfläche und vereinfachte das Beschicken (Füllen) bzw. Ausbacken<br />
(Leeren) des Ofens.<br />
Die Vorteile waren groß: Arbeitsersparnis, verglichen mit der Herstellung von Sauerteig;<br />
finanzielle Einsparungen (man braucht zur Teigherstellung mit Backmischungen<br />
nicht mehr so viele ausgebildete Fachkräfte); eine gleichmäßige Teigbereitung,<br />
die für die Maschinengängigkeit der Brotfabriken unabdinglich ist. Sie wurden allerdings<br />
mit einem Verlust von Geschmack und der traditionellen Brotqualität erkauft.<br />
Während Sauerteigbrot über zwei Wochen halt- und genießbar ist, sind Brote aus<br />
Backmischungen meist schon nach ein bis zwei Tagen hart. Sauerteigbrot ist bei der<br />
Lagerung auch weniger schimmelanfällig. Die Geschmackseinbußen lassen sich zwar<br />
zum Teil durch Zutaten (Gewürze, Körner, Fett etc.) mindern, dennoch setzen seit einigen<br />
Jahren ausgewählte kleine bis mittlere Backbetriebe wieder auf ihren Betriebssauerteig<br />
und liefern gute bis herausragende Brotqualität.<br />
zurück<br />
zum ursPrung?<br />
kLEinE<br />
bäckErEiEn sEtzEn<br />
hEutE WiEdEr auf<br />
sELbstgEmachtE<br />
sauErtEigE statt auf<br />
standardisiErtE<br />
backmischungEn und<br />
PunktEn mit<br />
individuELLEm<br />
brotgEschmack.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 15
3. BROTKuLTuREN DER WELT<br />
Brot wird in mannigfaltiger Art auf der ganzen Welt gebacken. Es ist, neben anderen<br />
Formen der Getreidenahrung (Brei, Reis, Nudeln etc.), in allen Erdteilen die wichtigste<br />
Quelle für die Zufuhr von komplexen Kohlenhydraten, in manchen Gebieten<br />
auch von Eiweiß (je nach Ernährungsgewohnheiten zwischen 18 und 80 Prozent).<br />
Zudem enthält es wertvolle Vitamine und Mineralstoffen. In vielen Ländern werden<br />
primär Fladenbrote zubereitet, da deren Herstellung in verhältnismäßig einfachen<br />
Backöfen möglich ist und sich diese Brotart als Beilage oder Unterlage mit vielen<br />
Speisen hervorragend kombinieren lässt. Vor allem in der orientalischen und der indischen<br />
Küche (Pide, Chapati, Papadam etc.), in Mittel- und Südamerika (Tortilla) sowie<br />
in Afrika sind sie meist fixer Bestandteil einer Mahlzeit.<br />
Auch in Österreich hat sich die Vielfalt der Brotsorten in den letzten Jahrzehnten<br />
deutlich erhöht. Waren es bis vor zirka 30 Jahren grob gesehen zehn, so gibt es heute<br />
in Österreich rund 1<strong>50</strong>, nach anderen Zählungen bis zu 300 verschiedene Brot- und<br />
Gebäcksorten. Die Vielfalt ist Folge der Variierung von Getreidearten, Mischungsverhältnissen,<br />
Mahltechniken, Teigbereitungen, Zutaten und Backformen. Brotnamen<br />
unterscheiden sich nach der verwendeten Getreideart (Weizen-, Roggen-, Dinkelbrot,<br />
Mischbrot etc.), Mehlart (Auszugs- oder Vollkornmehl), nach besonderen Zutaten<br />
(Nussbrot, Keimlingsbrot, Kürbiskernbrot, Kletzenbrot etc.), nach Backformen bzw.<br />
-methoden (Kastenbrote wie z. B. Toastbrot, Dampfkammerbrote wie z. B. Pumpernickel,<br />
Steinofenbrot) oder besonderen Formen (z. B. Baguette), nicht zuletzt aber<br />
auch danach, ob es sich um gesäuerte (Sauerteig oder Hefe) oder ungesäuerte Brote<br />
(Fladenbrote) handelt.<br />
Bei uns herrschen Roggen- und Weizen-, vor allem jedoch die sogenannten Mischbrote<br />
vor, die unter vielen verschiedenen Namen angeboten werden: Landbrot, Landkornbrot,<br />
Bauernbrot, Krustenbrot u. Ä.<br />
bEkanntE intErnationaLE brotsortEn<br />
baguette<br />
Langes, schlankes Weißbrot mit knuspriger Kruste. Ein Qualitätsmerkmal des<br />
französischen Baguettes ist die grobe und ungleichmäßige Porung der Krume.<br />
Wörtlich übersetzt bedeutet Baguette „Stöckchen“ oder „Stab“.<br />
ciabatta<br />
Italienisches Weißbrot auf Basis von Weizenmehl, Salz, Hefe, Wasser und<br />
Olivenöl. Damit sich die typische ungleichmäßige Porung und die kräftige Kruste<br />
bilden, benötigt der Teig eine lange Ruhezeit bei kühler Lagerung. Durch Zugabe<br />
von verschiedenen Kräutern, getrockneten Tomaten oder Oliven entstehen<br />
Varianten der Ciabatta. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name „Pantoffel“, was<br />
von der flachen, länglichen und breiten Form des Brotes herrühren soll.<br />
chapati<br />
Indisches Fladenbrot aus einer Vollkornmischung von Gerste, Hirse und<br />
Weizen. Mit Wasser, Öl und Salz wird die Mischung zu einem Teig verarbeitet.<br />
Daraus rollt man dünne Fladen und bäckt sie in einer trockenen Pfanne aus.<br />
Chapatis sind das Hauptnahrungsmittel in Nordindien.<br />
gEtrEidE<br />
und brot<br />
sind WELtWEit diE<br />
WichtigstEn QuELLEn<br />
für diE zufuhr<br />
komPLExEr kohLEnhydratE,<br />
in manchEn<br />
ErdtEiLEn auch<br />
von EiWEiss.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 16
knäckebrot<br />
Ursprünglich stammt Knäckebrot aus Schweden. Es wird meist aus Vollkorngetreide<br />
– hauptsächlich Roggenschrot und fein gemahlenem Roggen- und<br />
Weizenmehl – hergestellt und sehr kurz und sehr heiß gebacken: Dadurch<br />
enthält es nach dem Backen weniger als zehn Prozent Wasser und ist sehr<br />
lange haltbar.<br />
nan<br />
Ein indisches Fladenbrot aus gesäuertem Teig. Zum Säuern des Teiges wird<br />
Joghurt, Hefe oder auch Backpulver verwendet. Ursprünglich wurde Nan vor<br />
allem aus Hirse hergestellt, heute nimmt man meist Weizenmehl. Der Fladen<br />
wird vor dem Backen in eine längliche Form mit etwas dickerem Rand gebracht<br />
und meist über offener Glut gebacken.<br />
Pita<br />
Das Fladenbrot aus Hefeteig stammt ursprünglich aus Griechenland. Unter<br />
dem Namen „Pide“ ist es aber auch in der Türkei bekannt und bis in den Nahen<br />
Osten verbreitet. Pita wird mehrmals täglich frisch gebacken und dient als Beilage<br />
zu fast allen Mahlzeiten.<br />
Pumpernickel<br />
Sein typisches Aroma erhält das deutsche Pumpernickel durch die lange<br />
Backzeit: 16, manchmal sogar 21 Stunden bei etwa 110 Grad. Dabei wird die<br />
Stärke zum Teil zu Zucker abgebaut und karamellisiert. Weil das „Schwarze“ in<br />
Dampfkammern eher gekocht als gebacken wird, entsteht keine Rinde. Pasteurisiert<br />
hält sich Pumpernickel in der ungeöffneten Verpackung gut sechs Monate<br />
lang, in der Dose sogar 24 Monate.<br />
schüttelbrot<br />
Eine Spezialität aus Südtirol ist das Schüttelbrot. Der Teig besteht aus Roggenmehl,<br />
Wasser, Hefe, Salz und Gewürzen und wird – wie der Name schon<br />
sagt – von Hand flach in Form geschüttelt, bevor man ihn knusprig ausbäckt.<br />
Der fertige Fladen ist sehr dünn, knusprig und lange haltbar.<br />
toastbrot<br />
Der Teig für das Toastbrot besteht aus Weizenmehl, Wasser, Milch, Fett,<br />
Zucker, Salz und Triebmitteln wie Hefe, Sauerteig oder Backpulver. Die feine<br />
Porung des Toastbrotes und das typische Röstaroma, das beim Toasten entsteht,<br />
sind auf seinen hohen Eiweißgehalt zurückzuführen. Es ist vor allem in<br />
Großbritannien und den USA beliebt, wo es getoastet zum Frühstück oder ungetoastet<br />
als Sandwich gereicht wird.<br />
yufka<br />
Das türkische Fladenbrot aus ungesäuertem Teig besteht aus gemahlenem<br />
Getreide und Wasser. Da es beim Backen kaum aufgeht, sind die fertigen Fladen<br />
nur wenige Millimeter dick. Yufka haben einen Durchmesser von 30 bis 70 Zentimetern<br />
und werden meist verwendet, um Dönerfleisch darin einzurollen.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 17
4. DIE WIRTSCHafTLICHE<br />
BEDEuTuNg VON<br />
gETREIDE uND BROT<br />
Getreide (vor allem Mais, Reis und Weizen) gehört neben Wurzel- und Knollenfrüchten<br />
(vor allem Kartoffeln, Maniok und Yams) sowie Hülsenfrüchten (vor allem Linsen,<br />
Kichererbsen und Sojabohnen) zu den weltweit wichtigsten Grundnahrungsmitteln.<br />
moderner backshop bild: foltin Jindrich traditioneller bäcker in nö bild: rene prohaska<br />
das weltweit wichtigste agrarprodukt<br />
Mengenmäßig sind Getreide und Getreideprodukte (Brot, Nudeln etc.) mit Abstand<br />
die wichtigsten Agrarprodukte überhaupt. Im Erntejahr 2010 wurden laut FAO<br />
weltweit insgesamt rund 2.433 Millionen Tonnen Getreide produziert. Zum Vergleich:<br />
Beim Gemüse waren es 866 Millionen Tonnen, bei Wurzeln und Knollen 715 Millionen,<br />
bei Milch 619 Millionen, bei Obst <strong>50</strong>3 Millionen und bei Fleisch 259 Millionen<br />
Tonnen (Vergleichsdaten aus 2004, FAO). Seit 1960 hat sich die weltweite Getreideproduktion<br />
fast verdreifacht. China ist mittlerweile vor den USA (gefolgt von Indien,<br />
Indonesien und Brasilien) der größte Getreideproduzent der Welt. China und die USA<br />
produzieren heute jährlich mehr Getreide, als 1960 weltweit erzeugt wurde. Aufgrund<br />
des weiteren Bevölkerungswachstums geht die FAO davon aus, dass die Weltgetreideproduktion<br />
bis 20<strong>50</strong> auf mindestens drei Milliarden Tonnen anwachsen muss, um<br />
das Welthungerproblem einigermaßen zu bewältigen.<br />
brot, gEsELLschaft & PoLitik<br />
Die geschichtliche Entwicklung der Getreidenahrung ist eng mit gesellschaftlichen,<br />
politischen und ökonomischen Entwicklungen verbunden. Die<br />
Schlüsselrolle, die Brot in der kulturellen und politischen Entwicklung zukam,<br />
lässt sich beispielhaft an der Entstehung und dem Verfall des Römischen Reiches<br />
zeigen: Die Ernährung der Legionen, die das römische Weltreich eroberten,<br />
bestand zum Großteil aus Getreide in Form von Brei oder Brot. Als im Römischen<br />
Reich der Getreideanbau zurückgedrängt wurde, weil die sogenannte<br />
Latifundienwirtschaft mit Viehzucht dominierte, wurde das lebensnotwendige<br />
Getreide aus Sizilien, Spanien und Nordafrika importiert. Der Verlust dieser<br />
Provinzen und damit das Ausbleiben der wichtigen Getreidelieferungen trugen<br />
wesentlich zum Niedergang des Römischen Reiches bei.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 18
Auch in den Jahrhunderten danach hatte die ausreichende Versorgung mit<br />
billigem Brot immer große Bedeutung. Sein Mangel gab und gibt stets Anlass<br />
für Hungersnöte, Geburtenrückgänge, Aufstände und Revolutionen sowie Emigration.<br />
Geflügelt ist die Rede von „panem et circenses“ („Brot und Spiele“) des<br />
römischen Dichters Juvenal – sie beschreibt eine bis heute bewährte Methode,<br />
Menschen trotz politischer Krisen ruhig zu halten, indem man sie vor Hunger<br />
bewahrt und mit Unterhaltung ablenkt. Fast ebenso berühmt ist der fälschlicherweise<br />
Marie Antoinette, der Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI.<br />
und Tochter Maria Theresias, zugeschriebene Ausspruch angesichts der großen<br />
Hungersnot im vorrevolutionären Frankreich: „Wenn sie [die Armen, Anm.] kein<br />
Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ In den 1920er-Jahren und im<br />
Vorfeld des Zweiten Weltkrieges kämpften Sozialdemokraten und Nationalsozialisten<br />
zum Teil mit demselben Slogan um Wählerstimmen: „Arbeit und Brot“. Und<br />
die Aufstände in Tunesien, die Ende 2010 den „Arabischen Frühling“ auslösten,<br />
wurden nicht zuletzt durch den Anstieg der Getreidepreise befeuert.<br />
getreide: nahrung für mensch und tier<br />
Das wäre freilich schon mit der heute geernteten Menge möglich. Tatsächlich werden<br />
aber nur 47 Prozent der weltweiten Getreideproduktion unmittelbar für Nahrungsmittel<br />
verwendet. 34 Prozent dienen als Futtermittel, 13 Prozent fallen auf<br />
Saatgut, technische Verwertung und Verluste, sechs Prozent werden zu Bioethanol<br />
(Biosprit) verarbeitet (AMI, IGC, US Department of Agriculture). Heute füttert man<br />
viele Tiere, die zur Fleischproduktion gemästet werden, mit Getreide. Das Bild von im<br />
Freien grasenden Kühen, wie wir es aus den österreichischen Alpen kennen, trifft jedoch<br />
nur mehr auf einen kleinen Teil der Viehzucht zu. Geringe zehn Prozent des verfütterten<br />
Getreides werden dabei in Fleischmasse umgewandelt, das heißt: Um eine<br />
tierische Nahrungskalorie herzustellen, braucht es etwa zehn pflanzliche Kalorien aus<br />
Futtermitteln. Sie werden vor allem aus Getreide und Soja gewonnen, also aus zentralen<br />
Grundnahrungsmitteln des Menschen. Durch eine Senkung des Fleischkonsums<br />
könnten große Anbauflächen und Getreidemengen zugunsten der menschlichen Ernährung<br />
genutzt werden statt für die Viehmast.<br />
In Österreich ist der Anteil von Futtergetreide an der gesamten Getreideproduktion<br />
(in den letzten Jahren jeweils zwischen 4,1 und 5,5 Millionen Tonnen) mit über<br />
60 Prozent (AMA) sogar noch deutlich höher als im weltweiten Durchschnitt. Ein<br />
Großteil des österreichischen Getreides wird im Weinviertel (inkl. Marchfeld) produziert.<br />
Von 278.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes werden hier rund 158.317 Hektar<br />
für den Getreideanbau genutzt. Etwa sechs Prozent der gesamten Getreidefläche<br />
werden nach biologischen Richtlinien bestellt. Der jährliche Ertrag liegt bei 5.<strong>50</strong>0 bis<br />
6.000 Kilogramm pro Hektar, für Bio-Getreide etwa 1.000 Kilogramm weniger.<br />
agrarischE Produktion in östErrEich<br />
Im Wirtschaftsjahr 2010/11 produzierte die österreichische Landwirtschaft<br />
rund 4,8 Millionen Tonnen Getreide, 429.700 Tonnen Obst, 654.000 Tonnen<br />
Gemüse, 671.700 Tonnen Kartoffeln, 352.100 Tonnen Ölsaaten, 3,1 Millionen<br />
Tonnen Zuckerrüben und 1,7 Millionen Hektoliter Wein. Dazu kommt die Produktion<br />
tierischer Produkte: 927.<strong>50</strong>0 Tonnen Fleisch, 3,34 Millionen Tonnen<br />
Milch, 1,68 Milliarden Eier und 3.300 Tonnen Fisch.<br />
übEr<br />
60 ProzEnt<br />
dEs in östErrEichEr<br />
ProduziErtEn<br />
gEtrEidEs WErdEn<br />
an tiErE vErfüttErt.<br />
abEr nur EtWa<br />
zEhn ProzEnt dEs<br />
vErfüttErtEn<br />
gEtrEidEs könnEn<br />
dabEi in fLEischmassE<br />
umgEWandELt<br />
WErdEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 19
Der Grad der Eigenversorgung erreichte bei Getreide 88 Prozent, bei Eiern<br />
82, bei Wein 66, bei Gemüse 61, bei Obst 52 und bei pflanzlichen Ölen 26 Prozent.<br />
Dagegen ist der Eigenversorgungsgrad bei Fleisch (112 Prozent) und Käse<br />
(inkl. Schmelzkäse) mit 110 Prozent positiv (Statistik Austria, Lebensministerium).<br />
Das gesamte Agraraußenhandelsvolumen betrug in diesem Zeitraum<br />
17,8 Mrd. Euro – das heißt, es wurden Importe im Wert von 9,3 Mrd. Euro und<br />
Exporte im Wert von 8,5 Mrd. Euro getätigt. Dies entsprach einem Anteil<br />
von 7,4 Prozent am gesamten österreichischen Außenhandelsvolumen von<br />
242,4 Mrd. Euro (Statistik Austria, Lebensministerium).<br />
brotproduktion in österreich<br />
Wie viel Brot bzw. Backwaren in Österreich produziert werden, ist nur schwer zu<br />
errechnen. Eine Zusammenfassung der Daten der Konjunkturstatistik zeigt, dass im<br />
Jahr 2008 rund 420.7<strong>50</strong> Tonnen an frischem Brot und feinen Backwaren in Österreich<br />
hergestellt und verkauft wurden. Diese Verkäufe ergeben in Summe einen Wert<br />
von rund 1.139,6 Mio. Euro und stehen einer technischen Gesamtproduktion von etwa<br />
1.157,5 Mio. Euro gegenüber (Statistik Austria, 2008). Diese Menge ist allerdings nur<br />
als Untergrenze zu verstehen, da zum einen nicht alle Bäckereiunternehmen in der<br />
Statistik erfasst sind und zum anderen nicht alle betroffenen Produkte in die Berechnungen<br />
einbezogen werden konnten. Eine Studie der Universität für Bodenkultur<br />
aus dem Jahr 2009 geht daher davon aus, dass in Österreich zwischen 569.942 und<br />
660.478 Tonnen an Backwaren (inkl. Brot) hergestellt werden.<br />
Backwaren sind neben Fleisch sowie Obst und Gemüse auch eine der wichtigsten<br />
Importwaren unter den Lebensmitteln in Österreich. Im Jahr 2007 belief sich der Importwert<br />
von Backwaren auf 395,1 Mio. Euro, während die Exporte bei 300 Mio. Euro<br />
lagen (BMLFUW, 2008).<br />
strukturwandel im backgewerbe<br />
Die Zahl der Bäckerbetriebe in Österreich hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen.<br />
Im Jahr 1993 gab es noch 2.523 Bäckerbetriebe, 15 Jahre später waren es<br />
nur mehr 1.734, davon zirka 55 Prozent Kleinbetriebe (mit bis zu neun Mitarbeitern).<br />
Diese haben in den letzten Jahren immer mehr Marktanteile an den Lebensmitteleinzelhandel<br />
verloren. Das Bedürfnis nach mehrmals täglich frischen und billigeren<br />
Produkten hat die Entwicklung von sogenannten Backshops forciert. Schon vor zehn<br />
Jahren haben österreichische Bäcker mehr Backwaren über den Lebensmitteleinzelhandel<br />
verkauft als in Bäckereifachgeschäften. Diese Vertriebsform begünstigt zudem<br />
größere, insbesondere industrielle Bäckerbetriebe, die auch auf hoch frequentierten<br />
Plätzen wie Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen etc. eigene Backshops betreiben:<br />
Dort werden die sogenannten Teiglinge – das sind in der Regel industriell hergestellte,<br />
fertig bearbeitete und zu Broten, Semmeln etc. geformte rohe, meist gekühlte<br />
(gärungsunterbrochene) oder tiefgekühlte Teigstücke – nur mehr aufgebacken.<br />
brotkonsum in österreich<br />
Ob frisch vom Bäcker oder aufgebacken im Backshop oder Supermarkt: Wie in<br />
vielen europäischen Ländern liegt der Brotkonsum auch in Österreich weit unter<br />
den Konsumempfehlungen für eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Bei den<br />
zu Hause konsumierten Lebensmitteln nehmen Fleisch- und Wurstwaren (drei Kilogramm<br />
pro Kopf/Monat) in Österreich quantitativ sogar einen höheren Stellenwert<br />
ein als Brot und Getreideprodukte (2,9 Kilo pro Kopf). Rechnet man die außer Haus<br />
diE brotviELfaLt<br />
stEigt, abEr dEr<br />
brotkonsum stagniErt<br />
auf rELativ<br />
niEdrigEm nivEau.<br />
und immEr mEhr<br />
brot LandEt in dEn<br />
müLLtonnEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 20
gegessenen Brot- und Backwaren dazu, sind es 4,7 Kilogramm pro Kopf/Monat (Statistik<br />
Austria, Konsumerhebung 2009/10). Das entspricht knapp 1<strong>50</strong> Gramm Brot und<br />
Gebäck pro Tag. Damit essen die Österreicher heute deutlich weniger Brot als noch<br />
in den 19<strong>50</strong>er-Jahren. Damals lag der durchschnittliche Brotkonsum bei über acht<br />
Kilogramm pro Kopf/Monat!<br />
Je weniger Brot heute gegessen wird, desto mehr wird weggeworfen: In Österreich<br />
landen Tonnen an Brot und Gebäck auf dem Müll. Bäcker und Handel bleiben auf bis zu<br />
25 Prozent der Brotprodukte sitzen. Doch nicht nur das: Laut Berechnungen der Wiener<br />
Universität für Bodenkultur werden nur 85 Prozent des verkauften Brotes auch gegessen.<br />
Der Rest kommt in die privaten Mülltonnen: Brot im Wert von mehreren hundert<br />
Euro pro Familie und Jahr. Unterm Strich bauen Österreichs Landwirte somit Jahr für<br />
Jahr auf 20.000 Hektar Ackerfläche Getreide an, das letztlich im Abfall endet.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 21
5. BERufE RuND uMS BROT<br />
5.1. BauER / LaNDWIRT<br />
Der Beruf des Bauern (von mittelhochdeutsch „gebure“ für Mitbewohner, Nachbar<br />
bzw. Dorfgenosse abgeleitet) steht am Anfang der menschlichen Zivilisation. Lange<br />
Zeit war Bauer auch eine Standesbezeichnung (Bauernstand) in der nach Berufsständen<br />
hierarchisch organisierten Gesellschaft. Als Bauer bezeichnete man einen<br />
Angehörigen des untersten Standes, der weder ritterliche Aufgaben wahrnahm noch<br />
bürgerliche Gewerbe betrieb. Heute sind Bauern de facto „landwirtschaftlich tätige<br />
Selbstständige“ oder Unternehmer.<br />
getreideernte einst … bild: imagno … und jetzt bild: Alfred schauhuber<br />
der bauer als allround-unternehmer<br />
Hauptaufgabe eines Landwirtes ist die Erzeugung von Nahrungsmitteln pflanzlicher<br />
und tierischer Herkunft, daneben aber immer öfter auch die Erzeugung von<br />
nachwachsenden Rohstoffen und die Produktion von Energie (z. B. Rapsöl, Biogas).<br />
Die Tätigkeit umfasst Management und Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes<br />
einschließlich kleinbäuerlicher Forstwirtschaft. In vielen Gegenden wird das Berufsbild<br />
des landwirtschaftlich Selbstständigen aber mehr und mehr um zusätzliche<br />
Aufgabenbereiche erweitert: etwa das Angebot von Dienstleistungen, beispielsweise<br />
im Bereich Freizeit und Erholung (Agrotourismus und Fremdenverkehr im ländlichen<br />
Raum), sowie die Natur- und Landschaftspflege (Erhaltung der Kulturlandschaft, der<br />
natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft), zunehmend auch unter Berücksichtigung<br />
ökologischer Zusammenhänge.<br />
Stellten Bauern bzw. in der Landwirtschaft Tätige (Knechte, Mägde, Taglöhner oder<br />
Saisonarbeiter) jahrhundertelang die Mehrheit der Bevölkerung (noch Anfang des<br />
20. Jahrhunderts waren rund 80 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt),<br />
so sind es heute nur mehr zirka sieben Prozent. Und noch immer ist ein Rückgang<br />
der Beschäftigten zu beobachten. Kleine landwirtschaftliche Betriebe haben aber mit<br />
hochwertigen Produkten (z. B. Bioprodukten) gute Chancen, wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben. Zwei Drittel aller Betriebe in Österreich sind sogenannte Nebenerwerbsbauern<br />
– mehr als die Hälfte ihres Einkommens verdienen sie in anderen Berufen.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 22
Landwirt heute: umfassende ausbildungsmöglichkeiten<br />
In Österreich ist für die Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes eine entsprechende<br />
Ausbildung nicht verpflichtend vorgeschrieben. Die Bedeutung einer fundierten<br />
Ausbildung wird in der Landwirtschaft aber natürlich ebenso wenig infrage<br />
gestellt wie in anderen Bereichen, zumal die Ansprüche an landwirtschaftliche Fachpersonen<br />
steigen: Sie stehen mitten im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und<br />
Fortschritt. Unternehmerisches Denken, Zielstrebigkeit, Eigenverantwortung und<br />
Sinn für Zusammenhänge sind neben einer guten Konstitution und der Bereitschaft<br />
zu körperlicher Arbeit Voraussetzungen für landwirtschaftliche Berufe.<br />
Traditionellerweise erwerben die angehenden Landwirtinnen und Landwirte ihre<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten (zu denen aufgrund der fortschreitenden Mechanisierung<br />
nicht zuletzt auch technisches Know-how für Betrieb und Wartung von Maschinen<br />
und Geräten gehört) betriebsintern auf dem elterlichen Hof. Es steht ihnen aber<br />
auch ein umfassendes Bildungsangebot von der Facharbeiterausbildung bis zum<br />
universitären Abschluss offen. Nach einer dreijährigen Lehre, in der auch eine Berufsschule<br />
zu besuchen ist, können Lehrlinge die Facharbeiterprüfung ablegen. Dies<br />
ist in 14 spezialisierten Berufen möglich: vom Landwirtschaftlichen Facharbeiter über<br />
den Feldgemüsebaufacharbeiter bis zum Weinbaufacharbeiter. Für die Zulassung zur<br />
Meisterprüfung ist eine mindestens dreijährige Berufspraxis nachzuweisen.<br />
von der fachschule bis zur universität<br />
Berufsbildende mittlere Schulen, die landwirtschaftlichen Fachschulen (www.abc.<br />
berufsbildendeschulen.at/de/page.asp?id=14), bieten je nach Fachrichtung eine<br />
zwei bis vier Jahre dauernde Ausbildung und den Abschluss der Mittleren Reife an.<br />
Höhere landwirtschaftliche Lehranstalten (www.abc.berufsbildendeschulen.at/de/<br />
schule.asp?id=<strong>50</strong>3730) werden nach einer fünfjährigen Ausbildung mit einer Reife-<br />
und Diplomprüfung abgeschlossen. Sie ermöglichen auch den Besuch der Agrarpädagogischen<br />
Akademie (www.agrarumweltpaedagogik.ac.at/cm2/index.php), der<br />
Universität für Bodenkultur (www.boku.ac.at/home.html) sowie ein Studium an der<br />
Veterinärmedizinischen Universität (www.vetmeduni.ac.at).<br />
In Niederösterreich sind zwei landwirtschaftliche Berufsschulen angesiedelt: Die<br />
landwirtschaftliche Berufsschule Edelhof für alle Fachrichtungen der Landwirtschaft<br />
und die landwirtschaftliche Berufsschule Langenlois für die Fachrichtung<br />
Gartenbau. Im Fachschulbereich stehen in Niederösterreich 20 landwirtschaftliche<br />
Fachschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur Auswahl. Von den höheren<br />
landwirtschaftlichen Schulen haben drei ihren Sitz in Niederösterreich: die Höhere<br />
Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft in Sitzenberg-Reidling,<br />
die Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt Francisco-Josephinum in Wieselburg<br />
sowie die Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau<br />
in Klosterneuburg.<br />
5.2. MüLLER / VERfaHRENSTECHNIKER<br />
IN DER gETREIDEWIRTSCHafT<br />
Als Müller wurde ursprünglich jener Handwerker bezeichnet, dem die Herstellung<br />
von Mehl (aber auch von Futtermitteln) obliegt. Heute schließt der Name auch den<br />
Besitzer oder Betreiber einer Mühle ein, selbst wenn diese längst kein klassischer<br />
Handwerks-, sondern ein computergesteuerter Hightech-Betrieb ist. Das Bild des<br />
Müllers als staubige Gestalt, die sich mit schweren Jutesäcken auf dem Rücken über<br />
LandWirt:<br />
Ein bEruf<br />
im sPannungsfELd<br />
von ökonomiE, tEchnischEm<br />
fortschritt<br />
und ökoLogischEn<br />
anfordErungEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 23
steile Treppen zum Mühlstein schleppt, gehört längst der Vergangenheit an. Das hat<br />
vor allem mit dem Wandel des Mahlprozesses vom Reibmühlstein zur Walzstuhltechnologie<br />
zu tun, die das „Handwerk“ revolutionierte.<br />
von der staubigen gestalt zum hightech-Profi<br />
Heute wird in der Getreidewirtschaft durchwegs mit automatischen Großanlagen<br />
produziert. Das veränderte Berufsbild spiegelt sich nicht zuletzt auch in der neuen<br />
offiziellen Berufsbezeichnung wider. In Österreich heißt der Lehrberuf heute „Verfahrenstechniker<br />
für die Getreidewirtschaft“ und kann auf zwei Arten erlernt werden: im<br />
Rahmen einer dreijährigen Lehre in einem geeigneten Lehrbetrieb oder an der HTL<br />
für Lebensmitteltechnologie – Getreidewirtschaft (www.htllmt.at/) in Wels/OÖ (fünf<br />
Jahre, mit Matura). Folgende Ausbildungsschwerpunkte stehen zur Wahl: Backmittelhersteller,<br />
Futtermittelhersteller oder Getreidemüller.<br />
Der Tätigkeitsbereich des Müllers von heute ist also weit gespannt und anspruchsvoll:<br />
Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft steuern und überwachen den<br />
Produktionsprozess. Sie beurteilen die Qualität der zu verarbeitenden Rohstoffe, bereiten<br />
diese für die Produktion vor (z. B. Reinigen, Wiegen), stellen die Produktionsmaschinen<br />
ein und überwachen die verschiedenen Produktionsabläufe bis hin zum<br />
Abfüllen, Wiegen und Verpacken der Endprodukte. Sie sorgen für die Instandhaltung<br />
der Maschinen durch regelmäßige Reinigungs- und Wartungsarbeiten und führen bei<br />
Maschinenstörungen auch kleinere Reparaturarbeiten durch. Der moderne Müller benötigt<br />
also nicht nur umfassendes Wissen über die Rohstoffe (genaue Kenntnisse der<br />
Qualitätsmerkmale), die verschiedenen Rezepturen und Mischungsverhältnisse der<br />
Endprodukte, sondern auch über die technische Funktionsweise sämtlicher Produktionsanlagen.<br />
Dabei hat er Maschinen zu bedienen, muss die Laborparameter von<br />
Getreide und Mehlen interpretieren können und wenigstens die Grundlagen von Maschinenbau<br />
und Steuerungstechnik beherrschen.<br />
getreidemühle einst … bild: Gerhard Trumler … und jetzt bild: Titus e.Czerski<br />
müller: Ein beruf mit zukunft<br />
Ein ausgelernter Müller kann sich seinen Arbeitsplatz heute meist aussuchen,<br />
denn die (überwiegend industrialisierten) Mühlenbetriebe bilden insgesamt zu wenig<br />
Nachwuchs aus. Für Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft bestehen heute<br />
nicht nur in Klein- und Mittelbetrieben des Mühlengewerbes und in der Mühlenindustrie<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern auch in Mischfutterwerken, in der Getreidelagerei,<br />
in Umschlagbetrieben, bei Mühlenbaufirmen und verwandten Betrieben<br />
der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.<br />
ausgELErntE<br />
müLLEr<br />
sind gEsuchtE<br />
fach kräftE, nicht<br />
nur in dEr mühLEn,<br />
sondErn auch in<br />
dEr nahrungs und<br />
gEnussmittELindustriE.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 24
5.3. BäCKER/KONDITOR<br />
Bäcker stellen alle Arten von Backwaren her. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind<br />
Brot, Gebäck, Feingebäck (wie Striezel, Krapfen, Strudel), Dauerbackwaren (wie Kekse,<br />
Lebkuchen, Zwieback), Diätbackwaren etwa für Zucker- oder Magenkranke und<br />
Vollwertbackwaren. Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Bäcker manchmal<br />
auch für den Konditor (Zuckerbäcker) verwendet. Konditoren sind jedoch auf süße<br />
Waren spezialisiert und stellen keine Brotwaren her. In Österreich handelt es sich daher<br />
um separate Berufe, für die verschiedene Lehren zu absolvieren sind.<br />
bäcker: beruf zwischen handwerk … bild: bob daemmrich … und industrie bild: Maximilian stock<br />
zwei berufe – ein job<br />
Viele Bäckereien produzieren jedoch auch Produkte, die zum Handwerk des Konditors<br />
gehören. Bäcker, die in solchen Bäckereien gelernt haben oder arbeiten, werden<br />
als „Bäcker mit Konditoreierfahrung“ bezeichnet.<br />
Wenn wir vom Beruf des Bäckers und von Bäckereien sprechen, müssen wir heute<br />
zwei verschiedene Arten unterscheiden: den Gewerbebetrieb und die Großbäckerei.<br />
Die gewerbliche Bäckerei ist ein aus der Tradition heraus gewachsener Betrieb, der,<br />
vielfach als Familienbetrieb geführt, oft über Generation gewachsen ist und von den<br />
Eltern an eines der Kinder weitergegeben wurde.<br />
Im Zuge der Industrialisierung entstanden aber mehr und mehr Großbäckereien.<br />
Sie produzieren seit geraumer Zeit neben frischen Backwaren auch Tiefkühlteiglinge,<br />
die in Supermärkten oder Backshops nur mehr aufgebacken werden. Aufgrund dieser<br />
großen Handelskonkurrenz mussten in den letzten 20 Jahren viele traditionelle Bäcker<br />
ihren Betrieb aufgeben oder wurden von Filialketten übernommen.<br />
renaissance des handwerks<br />
Heute lassen sich als Reaktion auf die Industrialisierung aber auch wieder Anzeichen<br />
für eine Renaissance des Handwerks ausmachen – und Kunden, die auf hohe<br />
Brotqualität und Geschmacksvielfalt Wert legen und dafür auch höhere Preise zu<br />
zahlen bereit sind. Mehr und mehr Konsumenten machen dabei die Erfahrung, dass<br />
gutes, handwerklich hergestelltes Brot, das ohne Backmittel produziert wird, nicht<br />
nur besser schmeckt. Es ist auch wesentlich länger haltbar und rechtfertigt seinen<br />
höheren Preis nicht zuletzt damit, dass weniger Brot weggeworfen werden muss.<br />
Die Technik hat jedoch auch im Gewerbebetrieb längst Einzug gehalten: Der Teig<br />
wird nicht mehr von Hand geknetet, und die Backöfen sind auf dem neuesten Stand<br />
der Technik. Sie ersetzt dort aber nicht die Fachleute, sondern erleichtert ihnen die<br />
sEmmELn,<br />
striEzEL,<br />
kraPfEn und<br />
strudEL; kEksE, LEbkuchEn,<br />
zWiEback<br />
und immEr mEhr<br />
brotsortEn: dEr<br />
bäckErbEruf biEtEt<br />
abWEchsLung.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 25
Arbeit. Mehlaufbereitungsanlage, Knetmaschine, Teigteil-, Abwäg- und Wirkmaschine,<br />
Teigausrollmaschine und Brotaufbereitungsanlagen helfen, den Backprozess zu rationalisieren.<br />
Dominierendes Element in der Bäckerei ist und bleibt aber der Backofen.<br />
Für ihre Tätigkeit müssen Bäcker über Kenntnisse der Nahrungsmittelkunde und<br />
Lebensmitteltechnologie verfügen. Außerdem benötigen sie alle wichtigen labortechnischen<br />
und gerätetechnischen Kenntnisse, die mit der Nahrungsmittelerzeugung zusammenhängen.<br />
Dieses Wissen erwerben die Lehrlinge im Zuge einer dreijährigen Ausbildung<br />
im dualen System an Berufsschulen und in handwerklichen oder industriellen<br />
Betrieben. Der verwandte Lehrberuf Konditor kann mit verkürzter Lehrzeit absolviert<br />
werden, und nach dem Lehrabschluss besteht die Möglichkeit, sich zum Meister weiterzubilden.<br />
In Niederösterreich gibt es drei Berufsschulen für den Lehrberuf Bäcker: die<br />
beiden Landesberufsschulen in Korneuburg (www.lbskorneuburg.ac.at/lehrberufe) und<br />
in Baden (www.lbsbaden.ac.at/lehrberufe) sowie die Berufsschule des Bundes in Gerasdorf<br />
am Steinfeld (www.abc.berufsbildendeschulen.at/de/schule.asp?id=318025).<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 26
6. BROT, ERNäHRuNg<br />
uND gESuNDHEIT<br />
Brot und Getreideprodukte können – in ausreichenden Mengen gegessen – zu einem<br />
großen Teil den Bedarf an den für die Ernährung des Menschen notwendigen<br />
Nährstoffen decken. Dafür ist heute der Pro-Kopf-Konsum von Brot und Getreideprodukten<br />
in Österreich mit zirka 4,7 Kilogramm pro Monat (das entspricht etwa zwei bis<br />
drei Scheiben Brot täglich) viel zu gering, insbesondere bei Jugendlichen, die durchschnittlich<br />
noch viel weniger Brot essen. Noch vor 60 Jahren betrug der Brotkonsum<br />
fast acht Kilo pro Kopf und Monat, was in etwa den aktuellen Empfehlungen der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Ernährung entspricht.<br />
Vermutlich liegt der geringe Konsum von Brot auch daran, dass – wie eine Studie<br />
aus dem Jahr 2008 zeigt – die Bedeutung von Brot für eine gesunde Ernährung (anders<br />
als die Rolle von Obst und Gemüse) im Bewusstsein der Österreicher nicht ausreichend<br />
verankert ist und vielfach noch das Vorurteil herrscht, hoher Brotkonsum<br />
würde dick machen (Backaldrin 2008).<br />
brot: das ideale allround-nahrungsmittel<br />
Entgegen diesem Vorurteil ist Brot jedoch ein ideales Nahrungsmittel, um Übergewicht,<br />
Diabetes und erhöhten Blutfettwerten vorzubeugen. Es hat eine geringe<br />
Energie- und gleichzeitig so hohe Nährstoffdichte, dass trotz geringer körperlicher<br />
Aktivität die Energiebilanz günstiger gestaltet werden kann. Bei einem entsprechend<br />
den Empfehlungen gesteigerten Brotverzehr könnten zirka 45 Prozent des täglichen<br />
Eiweiß- und Kohlenhydratbedarfs und fast ein Viertel des Energiebedarfs gedeckt<br />
werden, ohne dass es zu Übergewicht oder Mangelerscheinungen kommt.<br />
Nach Fleisch und Milch ist Brot auch unser drittwichtigster Eiweißlieferant; kombiniert<br />
mit Milch und Milchprodukten stellt Brot bzw. Getreide eine optimale Proteinkombination<br />
dar. Zudem enthalten die meisten Brotsorten kaum Fett und keinen zugesetzten<br />
Zucker. Brot, vor allem Vollkornbrot, ist deshalb ein idealer Energiespender,<br />
nicht zuletzt aber auch wichtiger Lieferant von Vitaminen (B und E), Träger von Mineralstoffen<br />
(Kalzium, Eisen, Phosphor, Kupfer, Magnesium, Zink und Mangan) sowie<br />
eine wichtige Quelle für Ballaststoffe.<br />
mEhLsortEn<br />
Mehl wird aus Getreidekörnern gemahlen. Es verdankt seine Backeigenschaften<br />
vor allem der Stärke und dem Klebereiweiß Gluten. Denn mit diesen beiden Bestandteilen<br />
verleiht es den Lebensmitteln die nötige Form und Konsistenz. Es gibt<br />
viele Mehlsorten. Sie lassen sich im Wesentlichen nach drei Kriterien unterscheiden.<br />
• nach der Getreidesorte: Weizen, Roggen, Dinkel etc.<br />
• nach dem Feinheitsgrad (Mahlstufen von Grob bis Fein): Schrot, Grieß, Dunst<br />
(„doppelgriffiges Mehl“), Mehl (griffiges und glattes Mehl)<br />
• nach dem Ausmahlungsgrad<br />
Der Wert des Ausmahlungsgrades gibt an, wie viel Mehl aus der ursprünglichen<br />
Getreidemenge hergestellt wird. Wenn zum Beispiel aus 100 Kilogramm Weizen-<br />
brot ist<br />
das idEaLE<br />
nahrungsmittEL, um<br />
übErgEWicht, diabEtEs<br />
und ErhöhtEn<br />
bLutfEttWErtEn<br />
vorzubEugEn. Wir<br />
müsstEn nur mEhr<br />
davon EssEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 27
körnern 75 Kilo Mehl entstehen, liegt der Ausmahlungsgrad bei 75 Prozent. Ein<br />
hoher Ausmahlungsgrad steht also für eine große Ausbeute, weil das Mehl auch<br />
die zerriebenen Getreideschalen (Kleie) enthält. Deshalb ist Mehl mit einem hohen<br />
Ausmahlungsgrad dunkel und besonders reich an Mineral- und Ballaststoffen.<br />
Bei einem niedrigen Ausmahlungsgrad ist auch die Ausbeute geringer, weil fast<br />
nur der Inhalt des Korns gemahlen wird. Diese Art von Mehl ist heller und enthält<br />
mehr Stärke und Gluten (Klebereiweiß), dafür aber weniger Mineral- und Ballaststoffe.<br />
Die Typenzahl eines Mehles gibt an, wie viel Milligramm Mineralstoff in 100<br />
Gramm Mehl enthalten sind (sogenannte „Aschezahl“). Je höher die Typenzahl,<br />
desto dunkler das Gebäck. Mehle mit hoher Typenbezeichnung sowie alle Vollkornmehle<br />
und Schrote beinhalten Randschichten und Keimling des Korns.<br />
Im Gegensatz zum schnell verfügbaren Einfach- und Zweifachzucker (Mono- und<br />
Disaccharide) wird die im Brot enthaltene Energie (Mehrfachzucker) langsam freigesetzt.<br />
Stärke, der Hauptbestandteil von Brot, wird im Darm zu Traubenzucker abgebaut<br />
und über den Blutkreislauf dem Körper zugeführt. Der Blutzuckerspiegel steigt langsam,<br />
aber nachhaltig an. Nach ausgiebigem Kauen füllt Brot sehr schnell den Magen,<br />
der hohe Gehalt an Ballaststoffen gibt dem Körper ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl.<br />
Wichtig – und alles andere als unnötiger Ballast – sind die im Brot enthaltenen<br />
Nahrungsfasern: jene Nahrungsbestandteile, die vom menschlichen Verdauungstrakt<br />
nicht aufgespalten werden können (und daher auch „Ballaststoffe“ genannt werden).<br />
Sie haben wegen ihrer physikalischen Eigenschaften und ihrer chemischen Zusammensetzung<br />
jedoch eine wichtige Funktion bei den Verdauungsvorgängen.<br />
vollkornbrot: reich an Eiweiß, vitaminen und mineralstoffen<br />
Nährwert und Nährstoffzusammensetzung des Brotes hängen von mehreren Faktoren<br />
ab: in erster Linie vom Ausmahlungsgrad des Mehles, aber auch von der Herkunft<br />
sowie der Art des Getreides. Vollkornbrote sind aus ernährungswissenschaftlicher<br />
Sicht Misch- bzw. Weißbroten vorzuziehen; sie haben auch einen um etwa 15<br />
Prozent niedrigeren Energiegehalt. Wie bei den Nahrungsfasern ist die Hauptmenge<br />
der Vitamine und Mineralstoffe in den Randschichten des Getreides konzentriert.<br />
Deswegen schwankt auch bei den Mineralstoffen und Spurenelementen der Anteil je<br />
nach Brotsorte: In hellen Brotsorten (aus Mehlen mit niedrigem Ausmahlungsgrad)<br />
ist der Mineralstoffgehalt im Vergleich zum Vollkornbrot um die Hälfte, der Gehalt an<br />
Spurenelementen um zwei Drittel geringer.<br />
Wer Brot gegessen hat, fühlt sich anhaltend gesättigt, und der Körper kann eine<br />
ausgeglichene und andauernde Leistung erbringen. Ein vermehrter Brotkonsum hilft<br />
auch heute übliche Ernährungsprobleme (Überversorgung mit Eiweiß, Fett und Cholesterin)<br />
auszugleichen. Das machen sich nicht nur Sportler und Sportlerinnen zunutze,<br />
wir alle profitieren davon: bei der Arbeit im Büro, im Haushalt, in der Schule oder<br />
in der Werkstatt und natürlich auch in der Freizeit.<br />
allergien und unverträglichkeiten<br />
Brot ist also ein ausgesprochen gesundes und meist auch wohlschmeckendes<br />
Lebensmittel, das – zieht man die vielen unterschiedlichen Sorten in Betracht, die<br />
heute in den meisten Bäckereien angeboten werden – auch für viel geschmackliche<br />
Abwechslung sorgen kann. In den letzten Jahren haben Berichte über zunehmende<br />
Formen von Weizenunverträglichkeiten und Glutenallergien jedoch viele Konsumenten<br />
verunsichert.<br />
österreichische<br />
Ernährungspyramide<br />
bild: bundesministerium<br />
für Gesundheit<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 28
ot LagErn, aLtEs brot vErarbEitEn<br />
• Brot gehört nicht in den Kühlschrank, denn dort wird es schnell altbacken und<br />
trocken, da ihm im Kühlschrank die Feuchtigkeit entzogen wird.<br />
• Der ideale Aufbewahrungsort ist trocken und sauber. Bestens geeignet sind<br />
dafür Brotkästen aus Holz bzw. Steinguttöpfe.<br />
• Beim Kauf Sauerteigbrot vorzuziehen hat meist nicht nur geschmackliche<br />
Vorteile. Sauerteigbrot bleibt auch deutlich länger frisch als Hefebrot.<br />
• Brot sollte nie luftdicht verpackt werden, da die dabei entstehende Wärme<br />
und Luftfeuchtigkeit die Entwicklung von Schimmelpilzen begünstigen.<br />
• Das Wichtigste in Sachen Schimmelschutz ist darüber hinaus die sorgfältige<br />
Reinigung des Brotbehälters. Alte Brotreste und Krümel sollten alle<br />
zwei bis drei Tage entfernen werden, denn sie begünstigen zusammen mit<br />
Feuchtigkeit die Entstehung von Schimmel. Den Vorratsbehälter wischt man<br />
mit Essigwasser aus, um Schimmelbildung vorzubeugen. Wenn Brot einmal<br />
zu schimmeln begonnen hat, sollte es zur Gänze weggeworfen werden, da<br />
die vorhandenen Schimmelsporen meist kegelförmig tief ins Brot wachsen.<br />
Schimmelgifte sind stark gesundheitsgefährdend, weshalb verschimmeltes<br />
Brot auch nicht an Tiere verfüttert werden darf.<br />
• Brot und Frischgebäck lassen sich auch gut tiefgekühlt aufbewahren. Dabei<br />
ist darauf zu achten, die Produkte gut vor Gefrierbrand (Austrocknen) zu<br />
schützen, sie also in einem Gefrierbeutel dicht zu verpacken. In einem 3- oder<br />
4-Sterne-Gefrierfach kann man Backwaren bis zu zwei Monate lang tiefgekühlt<br />
aufbewahren. Zum Verzehr können tiefgefrorene Backwaren entweder<br />
bei Raumtemperatur mehrere Stunden lang aufgetaut oder im Backrohr frisch<br />
aufgebacken werden. Dazu eignet sich am besten Heißluft bei 180 Grad Celsius.<br />
Befeuchtet man die Brote zuvor leicht, werden sie besonders knusprig.<br />
• Altes, hart gewordenes Brot verwendet man am besten in der Küche weiter.<br />
Aus trockenen Semmeln, Weißbrot und Baguettes lassen sich selbstgemachte<br />
Brösel oder Brotwürfel für Knödel herstellen, Schwarzbrot kann zu<br />
gut schmeckenden Salaten (z. B. zur berühmten italienischen Panzanella)<br />
oder Suppen verarbeitet werden, für die man in fast jedem traditionellen<br />
Kochbuch einschlägige Rezepte findet.<br />
Tatsächlich kann das für die Backfähigkeit herkömmlicher Brote essenzielle Gluten<br />
(Klebereiweiß), das in Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hafer enthalten ist, bei<br />
genetisch disponierten Personen Autoimmunreaktionen im Dünndarm auslösen. Die<br />
Dünndarmschleimhaut wird dadurch so stark geschädigt, dass die Aufnahme von<br />
Nährstoffen erheblich beeinträchtigt wird. Dadurch kann es vor allem bei Säuglingen<br />
und Kleinkindern zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen. Die Kinder<br />
erkranken an Zöliakie. Die Krankheit kann aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten.<br />
Von dieser Krankheitsform ist jedoch nur rund ein Prozent der Bevölkerung<br />
betroffen. Reis, Hirse und Mais können von dieser Personengruppe ohne Einschrän-<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 29
kungen verzehrt werden, da diese Getreidearten keine Klebereiweiße enthalten,<br />
welche die beschriebenen Reaktionen auslösen. Betroffene Personen müssen aber<br />
heute nicht mehr gänzlich auf Brot verzichten. Mehr und mehr Bäckereien bieten<br />
auch glutenfreie Brote an, die ihre Backfähigkeit durch natürliche Glutenersatzstoffe<br />
(etwa Pfeilwurzelmehl) erhalten. Auch für Menschen, die an Weizenunverträglichkeiten<br />
leiden, gibt es heute fast überall Brotalternativen: vor allem sortenreine Roggen-<br />
oder Dinkelbrote.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 30
weiN<br />
1. gESCHICHTE uND KuLTuR<br />
Die Geschichte des Weinbaus lässt sich – je nach Quellenlage - an die 7.000 Jahre<br />
zurückverfolgen. Bereits bei den frühen Hochkulturen galt Wein als wichtiges Getränk<br />
im Zusammenhang mit kultischen und profanen Handlungen. Als sich der christliche<br />
Glaube nach der Zeitenwende verbreitete, wurde der vergorene Rebensaft auch zum<br />
unverzichtbaren Bestandteil der Eucharistie.<br />
In Ägypten war Wein im Gegensatz zum Alltagsgetränk Bier anfangs nur einer<br />
kleinen Oberschicht zugänglich. Da die Weinrebe in der ägyptischen Flora nicht<br />
heimisch war, musste Wein in vordynastischer Zeit (um 4000–3032 v. Chr.) noch<br />
aus dem syrisch-palästinensischen Raum eingeführt werden. Im Alten Reich entstanden<br />
dann auch Weingärten im westlichen und östlichen Nildelta. Aufwendige<br />
Bewässerung und Düngung (etwa mit Taubenkot) sicherten den Trauben eine florierende<br />
Entwicklung, die in regelrechten Weinplantagen in der Spätzeit Ägyptens<br />
(ca. 664–332 v. Chr.) mündete. Zahlreiche Funde von beschrifteten Weinkrügen bezeugen,<br />
dass es bereits bei den Ägyptern üblich war, Herkunftsort, Winzer oder<br />
Jahrgang auf den Weingefäßen zu „etikettieren“.<br />
Weinopfer (ägypt. relief, 15<strong>50</strong>–1295 v. chr)<br />
bild: Andre Held<br />
symposion (griech. kolonettenkrater,<br />
5. jh. v. chr) bild: Kunsthistorisches Museum<br />
Auch der Codex Hammurapi, die berühmte Rechtssammlung des altbabylonischen<br />
Herrschers Hammurapi (1810–17<strong>50</strong> v. Chr.), enthält schon Bestimmungen zum Weinverkauf.<br />
Er legte bereits fixe Preise und Höchstertragsmengen fest.<br />
antiker Wein: süß, ölig und gewürzt<br />
Im antiken Griechenland unterschied man drei Sorten von Wein: neben weißem<br />
auch schwarzen und bernsteinfarbenen. Zudem wurde zwischen trockenem (austeros),<br />
halbtrockenem (autokratos) und süßem Wein (glykazon) differenziert. Die Lagerung<br />
erfolgte in versiegelten Tonkrügen oder Schläuchen aus Ziegenhaut. Man<br />
verfügte sogar schon über eigene Transportamphoren, die sich entweder in der Form<br />
unterschieden oder Abbildungen aufwiesen, die den Herkunftsort erkennen ließen.<br />
Als Musengetränk wurde der Wein von den antiken Autoren und Philosophen verteidigt.<br />
Man trank ihn vermischt mit Wasser. Der Genuss von unverdünntem Wein galt<br />
als Merkmal der „Barbaren“.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 31
Für das Verdünnen gab es freilich auch einen profanen Grund: Viele Weine (vor<br />
allem gewürzte) wurden eingedickt gelagert. Pur hatten sie eine ölige Konsistenz und<br />
hohen Alkoholgehalt. Diese in sirupartigen Zustand gebrachten Lagerweine – man<br />
verwendete sie aufgespritzt oder als Gewürz – konnten unter optimalen Bedingungen<br />
einen Alkoholgehalt von likörartigen 16 bis 18 Prozent erreichen. Zum Vergleich:<br />
Heutige Weine weisen zwischen elf und 14 Volumenprozent auf!<br />
Mit der griechischen Kolonisation des Mittelmeerraums (8.–6. Jahrhundert v. Chr.)<br />
gelangten der Weinbau und seine Kultivierung auch nach Italien und Südfrankreich,<br />
von wo sie sich in der Folge Richtung Norden ausbreiten sollten. Antike Autoren wie<br />
etwa Herodot beschrieben zahlreiche Sorten und Erziehungsmethoden. Darunter<br />
versteht man die Art und Weise, wie Weinstöcke – mit oder ohne Rankhilfe – gezogen<br />
und geschnitten werden.<br />
Wein als grundnahrungsmittel<br />
Die Römer bevorzugten jedoch anfänglich nicht ihren eigenen, sondern den griechischen<br />
Wein. Das änderte sich erst, als die Römer die wirtschaftliche Bedeutung<br />
des Weins erkannten und sich der Weinbau (wie auch die Viehzucht in den großen<br />
Latifundien) einträglicher als andere Formen der Bodenbewirtschaftung erwies. Das<br />
führte dazu, dass man auf der Apenninenhalbinsel Getreide einführen musste. Kompensiert<br />
wurde dies durch den Weinexport, was wiederum eine Monopolisierung zur<br />
Folge hatte: Eroberten Völkerschaften wurde der Weinanbau verboten, der Vertrieb<br />
von Rebenpflanzgut blieb römischen Züchtern vorbehalten.<br />
Mit den Römern gelangten 15 v. Chr. Innovationen im Weinbau auch in unsere Breiten:<br />
Sowohl die Garnisonen entlang der Grenze der neuen Provinz Noricum in den<br />
Ostalpen als auch neu erblühende Städte wie Carnuntum mit 70.000 Einwohnern und<br />
Vindobona, das heutige Wien, verlangten nach Wein. Er zählte in jener Zeit zu den<br />
Grundnahrungsmitteln und stand allen Gesellschaftsschichten offen. Wein wurde aus<br />
Italien, Istrien, Dalmatien oder Spanien importiert. Zwar sind Funde kultivierter Traubenkerne<br />
im Gebiet des heutigen Österreich schon aus der Eisenzeit bekannt – ob es<br />
sich bereits um landwirtschaftlich betriebenen Weinbau handelte, ist aber ungewiss.<br />
Geordnete Weinbaukulturen entstanden in den heutigen Weinbaugebieten erst unter<br />
römischer Herrschaft.<br />
Um die Anlage neuer Weingärten zu ermöglichen, musste Kaiser Probus (gest. 282<br />
n. Chr.) zunächst jedoch das bis dahin geltende gesetzliche Verbot des Weinbaus in<br />
den Provinzen aufheben. Es war ursprünglich zum Schutz der alten Weinbaugebiete<br />
im Mittelmeerraum und zur Förderung des Weinhandels in den neu gewonnenen Provinzen<br />
erlassen worden. Kaiser Probus wird deshalb bis heute in zahlreichen Weinbaugebieten<br />
nördlich der Alpen als Begründer des Weinbaus gefeiert.<br />
die römischen Weinkaiser: Probus und karl<br />
In den Wirren der fast zwei Jahrhunderte dauernden Völkerwanderung und mit<br />
dem Ende der römischen Herrschaft in Noricum gegen Ende des 5. Jahrhunderts<br />
n. Chr. kam der Weinbau in unseren Breiten beinahe zum Stillstand, starb aber nicht<br />
gänzlich aus. Erst Karl der Große (742–814) trieb den Wiederaufbau voran: mit Musterweingärten,<br />
Sortenbereinigungen und für damalige Zeiten modernen Traubenpressen,<br />
die das traditionelle Zerstampfen der Beeren mit bloßen Füßen in großen<br />
Bottichen ersetzten. Schenkungen von Besitztümern an Klöster waren mit der Auflage<br />
verbunden, Reben zu pflanzen und die Weinkultur zu verbreiten.<br />
Mit seiner Landgüterverordnung (Capitulare de villis vel curtis imperii) erließ der<br />
Kaiser detaillierte Vorschriften für die Verwaltung der Krongüter – so auch für den<br />
untEr<br />
karL dEm<br />
grossEn ErsEtzEn<br />
ErstmaLs traubEn<br />
PrEssEn das traditionELLE<br />
zErstamPfEn<br />
dEr traubEn mit<br />
bLossEn füssEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 32
Weinbau. Darin wird die Aufbewahrung des Weins in Fässern anstatt in Weinschläuchen<br />
gefordert. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Wein wegen seines Alkoholgehaltes<br />
oft sauberer und keimfreier als Wasser war, stieg seine Beliebtheit im Mittelalter<br />
noch weiter. Verunreinigtes Wasser ließ sich durch ein bestimmtes Quantum<br />
Wein sogar desinfizieren – was auch der Grund dafür ist, dass bereits den römischen<br />
Legionären Wein- oder Essigkonsum (posca) ausdrücklich vorgeschrieben war.<br />
Weinbau in niederösterreich<br />
Nach einem Rückschlag durch die Einfälle der Magyaren (890–955) wurden Klöster<br />
und Stifte zu Pionieren des Weinbaus. In der Wachau, um Klosterneuburg, in der Thermenregion,<br />
im Burgenland und in der Steiermark übernahmen die ansässigen Bauern<br />
das Wissen um Rebe und Wein. Neben den geistlichen Weingartenbesitzern etablierten<br />
sich im Mittelalter zunehmend auch der Adel und teilweise das Bürgertum im<br />
Weinbau. Dies machte Wein nun auch für weniger wohlhabende Schichten verfügbar.<br />
Zudem stand er im Ruf, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Die Qualität<br />
des Weins schwankte jedoch erheblich, und er war damals nur selten länger haltbar.<br />
Ins Weinviertel, dem heute größten Weinbaugebiet Österreichs, drang der kultivierte<br />
Weinbau vermutlich erst später vor. Erstmals erwähnt wurde der Name „Weinviertel“<br />
unter dem Böhmenkönig Přemysl Ottokar II. (um 1232–1278), Herrscher über<br />
das Erzherzogtum unter der Enns. Ab dieser Zeit förderte man den Weinbau in der<br />
Region um die uralte Bernsteinstraße, die sich durch relativ trockenes pannonisches<br />
Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern auszeichnet. Im 15. Jahrhundert war<br />
Retz mit einem Weinhandelsprivileg ausgestattet – dadurch erlangten die Retzer alsbald<br />
großen Reichtum und der Weinbau überregionale Bedeutung. Im Spätmittelalter<br />
widmeten sich aber auch schon die Bauern anderer Gebiete (Poysdorf, Falkenstein)<br />
der Kultivierung von Weinreben.<br />
An den Höfen musste Wein als herrschaftliches Getränk nun in immer größeren<br />
Mengen verfügbar sein, hing doch seit dem Spätmittelalter das Ansehen eines Herrschers<br />
auch von den konsumierten Luxusgütern ab. Die Versorgung mit den besten<br />
Weinen, die deutlich teurer waren als Weine minderer Qualität, wurde so auch für<br />
die Habsburger zur Prestigefrage. Seit dem 16. Jahrhundert besaßen sie die Grundherrschaft<br />
über die damals bekanntesten Weinbauregionen des Reiches, die Wein<br />
für die kaiserliche Tafel erzeugten. Durch die Besteuerung von Alkohol bot sich den<br />
Habsburgern mit dem Weinhandel zudem eine wichtige Einnahmequelle. Heute wird<br />
er seitens des Staates durch strenge Qualitätskontrollen und Exportförderungen zu<br />
steuern versucht.<br />
Weingroßmacht frankreich<br />
Während der Weinbau in Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern<br />
im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) stark dezimiert wurde, begann<br />
die Weinwirtschaft in Frankreich zu erblühen. Vor allem im Burgund und in Bordeaux<br />
bildete sich die Grundlage für die heutige Weingroßmacht heraus: Der französische<br />
Wein avancierte zum Exportschlager.<br />
Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert veränderten die zunehmende Verstädterung,<br />
der Wegfall von Binnenzöllen und neue Transportwege ganz Europa. London<br />
dominierte die Weltwirtschaft … und wurde auch zum Motor des internationalen<br />
Weinhandels. Die europäische Rebe erreichte sogar den amerikanischen Kontinent.<br />
Setzlinge wurden nach Mexiko gebracht, und Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden<br />
auch im heutigen Chile die ersten Rebgärten. Lange vor Nordamerika oder gar<br />
vor dem heutigen Kalifornien besaß Südamerika Vinifera-Kulturen. Die Weine des<br />
an dEn<br />
höfEn<br />
musstE WEin aLs<br />
hErrschaftLichEs<br />
gEtränk in immEr<br />
grössErEn mEngEn<br />
vErfügbar sEin.<br />
auch für diE habsburgEr<br />
WurdE diE<br />
vErsorgung mit dEn<br />
bEstEn „troPfEn“<br />
zur PrEstigEfragE.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 33
Halbkontinents wurden zeitweise sogar nach Europa zurückexportiert, ehe Chile und<br />
Argentinien, Peru oder Brasilien weinbaumäßig in einen langen Winterschlaf fielen.<br />
fluch und segen der amerikanischen rebe<br />
Der neuerliche Wiederaufbau der österreichischen Weinwirtschaft gelang nach<br />
dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg erst wieder unter Maria Theresia (1717–<br />
1780) und Joseph II. (1741–1790). Joseph II. verdanken die Weinbauern auch das sogenannte<br />
Buschenschankpatent, das es ihnen „gestattet, selbsterzeugte Lebensmittel,<br />
Wein und Obstmost zu allen Zeiten des Jahres zu verkaufen und auszuschenken“.<br />
Mit dem Mehltau und der ebenfalls aus Amerika importierten Reblaus tauchten<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts neue, viel ernstere Gefahren für den gesamten europäischen<br />
Weinbau auf. Vor allem die Reblaus führte zu dramatischen Verwüstungen<br />
in den Weinkulturen. 1868 erreichte der mit der Blattlaus verwandte Schädling auch<br />
Österreich. Bis 1912 hatte er mehr als 90 Prozent der niederösterreichischen Rebflächen<br />
vernichtet. Zur Bekämpfung dieser Weinkrankheiten bzw. -schädlinge wurden<br />
Weinbauschulen gegründet (u. a. 1860 Klosterneuburg, 1874 Krems/Donau, 1893<br />
Retz, 1895 Silberberg bei Leibnitz). Bis heute dienen sie als Ausbildungsstätten, an<br />
denen alle für den Weinbau notwendigen Techniken erlernt werden können.<br />
Große Verdienste erwarb sich insbesondere der erste Direktor der Klosterneuburger<br />
Weinbauschule, August Wilhelm von Babo. Seinem Vorschlag ist es zu verdanken,<br />
dass der Weinbau auf eine Unterlage aus reblausresistenten nordamerikanischen<br />
Reben umgestellt wurde. Ironie des Schicksals: Die Reblaus war auf eben jenen amerikanischen<br />
Reben nach Europa eingeschleppt worden, die von Babo 1868 – auf der<br />
Suche nach Lösungen im Kampf gegen den Meltau – zu Versuchszwecken nach Österreich<br />
eingeführt hatte.<br />
die geschichte der „kunstweine“<br />
Die großen Verluste an Rebflächen begünstigten im 19. Jahrhundert auch die Verbreitung<br />
von „Kunstweinen“, die aus verschiedenen Stoffen ohne Verwendung von<br />
Traubensaft gemischt wurden. Erst das erste österreichische Weingesetz unterband<br />
1907 diese Praxis, indem es unter anderem die zulässigen Weinbehandlungsmaßnahmen<br />
auflistete. Gleichwohl kam es auch danach immer wieder zu Verfälschungen von<br />
Weinen; sie erreichten mit dem Glykolweinskandal des Jahres 1985 ihren unrühmlichen<br />
Höhepunkt.<br />
Alle Rückschläge waren jedoch stets auch Quell der Richtungsänderungen und Innovationen.<br />
Die vielleicht wichtigste Innovation im modernen österreichischen Weinbau<br />
ist dem Rohrendorfer Weinbaupionier Lenz Moser zu verdanken: Durch die von<br />
ihm forcierte Einführung der sogenannten Hochkultur wurden Mechanisierung und<br />
Rationalisierung des Weinbaus möglich. Bis Ende der 19<strong>50</strong>er-Jahre fasste diese noch<br />
heute übliche Erziehungsart der Reben in fast ganz Österreich Fuß.<br />
die Professionalisierung des Weinbaus<br />
Auch der Stil der Weine entwickelte sich fortwährend: In Deutschland verdrängte<br />
der Riesling die in vielen Gebieten vorherrschenden roten Sorten. Im Bordeaux-Gebiet<br />
gewannen die farb- und tanninbetonten Weine deutlich an Boden. Die Eroberung<br />
immer größerer Rebflächen durch den Cabernet Sauvignon und die Einführung der<br />
längeren Maischestandzeiten während der Gärung erlaubten es, dichtere und kräftigere<br />
Weine zu keltern. Die Gründung von Weinbauschulen, Versuchsanstalten, Weinbauinstituten<br />
und Genossenschaften sowie der Beginn der Wein-Werbung brachten<br />
laufend neue Impulse zur Professionalisierung des Weinbaus und der Kellertechnik.<br />
reblaus bild: imagno<br />
WEin<br />
aus dEr<br />
rEtortE ist kEinE<br />
Erfindung dEs<br />
20. jahrhundErts.<br />
„kunstWEinE“<br />
WurdEn auch schon<br />
frühEr, sogar ohnE<br />
vErWEndung von<br />
traubEnsaft, hErgEstELLt.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 34
Schließlich fand dann auch eine Rückbesinnung auf die Natur Einzug in den Weinbau.<br />
Als Speerspitze der biologischen Entwicklungen begann sich die Biodynamik<br />
in Frankreich und Deutschland zu etablieren; mittlerweile hat sie auch schon viele<br />
österreichische Weinbaubetriebe erreicht.<br />
Mit dem massiven Rückgang der Anbauflächen in Europa um fast zwei Millionen<br />
Hektar in nur 20 Jahren (auf 8,2 im Jahr 2000) spitzte sich die Rolle Europas auf eine<br />
der Weinprofis, der Kenner, der Nation- und Regionverteidiger sowie der Qualitätserhalter<br />
zu, schlicht: auf ein Dorado der Weinkenner und Weinphilosophen, in dem<br />
das vergleichsweise kleine Österreich heute eine Spitzenposition einnimmt. Auch<br />
bei diesen Entwicklungen hatte das Weinviertel die Nase vorne: 2003 kam mit dem<br />
„Weinviertel DAC“ Österreichs erster regionaltypischer Herkunftswein in Form eines<br />
trockenen, gebietstypischen Grünen Veltliners auf den Markt.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 35
2. VON DER TRauBE ZuM WEIN<br />
Einfach gesagt ist Wein vergorener Traubensaft. Wenn die Trauben einen bestimmten<br />
Reifezustand, das heißt die ausreichenden Zuckergrade, erreicht haben (die man<br />
anhand der „Klosterneuburger Mostwaage“ feststellt), werden sie geerntet. Je nachdem,<br />
ob es sich um grüne bzw. gelbe („weiße“) oder um rote bis dunkelblaue Trauben<br />
handelt, unterscheidet sich die Weiterverarbeitung im Betrieb.<br />
Weißweinherstellung<br />
Zur Herstellung von Weißwein werden die Trauben zuerst „gekeltert“ – das bedeutet,<br />
dass man sie zerkleinert. Die Schale der Traube platzt auf, Saft und Fruchtfleisch<br />
treten aus. Das erleichtert das anschließende Pressen. Direkt von der Presse läuft<br />
der Most in einen sogenannten Klärbehälter – dort wird er zwölf bis 24 Stunden stehen<br />
gelassen, damit sich Trübteilchen wie Schalen oder Kerne absetzen können. Anschließend<br />
wird der geklärte Most in einen neuen Behälter umgefüllt, und der nächste<br />
Schritt der Weißweinerzeugung beginnt: die Gärung.<br />
Für hochwertige Weine bringt man den Most in Eichenfässern oder Edelstahltanks<br />
zur Gärung. Der vergärbare Zucker und die natürliche Hefe des Mostes setzen die<br />
Gärung in Gang. Sie wandelt Zucker in Alkohol und Kohlendioxyd um. Je reifer die<br />
Trauben, die gelesen werden, desto mehr Zucker enthalten sie. Wird der gesamte<br />
Zucker vergoren, erhält man eher trockene Weine. Je mehr Zucker übrig bleibt, desto<br />
süßer wird der Wein. Nach etwa acht bis zehn Tagen ist es dann so weit: Der Jungwein<br />
ist fertig gegärt. Er wird nun filtriert, um ihm alle unerwünschten Stoffe, die er<br />
noch enthält, zu entziehen. Durch das Filtrieren erlangt der Wein auch Stabilität, er<br />
kann nun in Flaschen abgefüllt oder in Fässern ausgebaut werden. Die meisten Weißweine<br />
lassen sich bis zu vier Jahre lagern, ohne starken negativen Veränderungen<br />
ausgesetzt zu sein. Manche Weißweine – vor allem Süßweine, die mittels Edelfäule<br />
gewonnen werden – überstehen zehn bis 20, einzelne sogar über 200 Jahre und sind<br />
immer noch trinkbar.<br />
Weinkeller einst … bild: ernst Weingartner … und jetzt bild: ian ehm<br />
rotweinherstellung<br />
Der große Unterschied bei der Rotweinerzeugung besteht darin, dass die Trauben<br />
auf der Maische vergoren werden, bevor sie in die Presse kommen. Der Most wird zusammen<br />
mit den Schalen und dem Fruchtfleisch gegoren – dabei lösen sich die Farb-<br />
und Gerbstoffe aus den Beerenhäuten, die dem Most Farbe und Geschmack verleihen.<br />
Je nach gewünschter Farbtiefe und Gerbstoffherbheit dauert die Gärung vier bis 21<br />
Tage. Der vergorene Most wird gepresst, bevor ein weiterer wichtiger Schritt der Rotweinherstellung<br />
folgt: der biologische Säureabbau. Dabei wird die harte Apfelsäure,<br />
dEr im<br />
most EnthaLtEnE<br />
zuckEr und<br />
diE natürLichE hEfE<br />
sEtzEn diE gärung<br />
dEs traubEnsaftEs<br />
in gang. siE WandELt<br />
zuckEr in aLkohoL<br />
und kohLEndioxyd<br />
um. jE mEhr zuckEr<br />
vErgorEn Wird,<br />
dEsto „trockEnEr“<br />
Wird dEr WEin.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 36
die sich im jungen Rotwein befindet, in die mildere Milchsäure und CO 2 umgewandelt.<br />
Das minimiert den Säuregehalt und macht den Wein harmonischer. Zugleich erhöhen<br />
sich Komplexität und Stabilität des Weins. Nach dem biologischen Säureabbau kann<br />
nun der Wein in Fässern ausgebaut oder – bevor man ihn in Flaschen abfüllt – filtriert<br />
werden. Hochwertige, kräftige Weine lagern mitunter einige Monate bis mehrere<br />
Jahre in Barriquefässern. Je nachdem, wie oft ein Fass schon benutzt wurde, nimmt<br />
der Wein Geschmacks-, Gerb- und Farbstoffe des Holzes auf. Zudem hat das Fass<br />
Einfluss auf die Struktur und damit auch auf das Aroma eines Weins. Manche Rotweine<br />
können zehn bis 20, einzelne sogar wesentlich mehr Jahre gelagert werden und<br />
entwickeln erst danach ihre richtige Trinkreife.<br />
antike Weinpresse in nö bild: nikolaihof Wachau moderne Weinpresse bild: ernst Weingartner<br />
Roséweine gewinnt man üblicherweise aus Rotweintrauben, die wie Weißweine gekeltert<br />
und weiterverarbeitet werden.<br />
schaumweinherstellung<br />
Schaumwein ist der Oberbegriff für weinhaltige Getränke in Flaschen, die aufgrund<br />
ihres Gehalts an Kohlenstoffdioxid unter Druck stehen (mindestens 3 Bar bei 20° Celsius).<br />
Bei Sekt und Champagner resultiert Kohlenstoffdioxid aus der zweiten Gärung.<br />
Indem man dem vergorenen Jungwein (meist Weiß- oder Roséwein) Zucker und Hefe<br />
beifügt und ihn in einem druckfesten Behältnis (meist speziellen Flaschen mit besonderen<br />
Korken) abgeschlossen weiter vergären lässt, bleibt das entstehende Kohlenstoffdioxid<br />
im Wein.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 37
3. WEINE DIESER WELT<br />
Weltweit gibt es tausende unterschiedliche Rebsorten. Die meisten genießen nur<br />
regionale Prominenz. Einige von ihnen (nicht zuletzt der fast nur in Österreich produzierte<br />
Grüne Veltliner) haben allerdings Liebhaber auf der ganzen Welt gefunden und<br />
überzeugen durch ihren einzigartigen Geschmack.<br />
Im Folgenden seien die für die Weinproduktion im internationalen Maßstab wichtigsten<br />
zwölf Rebsorten, ihre Charakteristika und Hauptanbaugebiete vorgestellt.<br />
Weiße rebsorten<br />
riesling, eine der edelsten weißen Rebsorten, wird in Regionen mit kühlem Klima angebaut.<br />
Die Weine aus der Riesling-Traube sind erfrischend und reich an fruchtiger Säure.<br />
Daher kann dieser Wein jahrzehntelang in der Flasche reifen und sich dabei in Ruhe<br />
entfalten. Sein Aroma erinnert an Pfirsiche, Äpfel oder Marillen. Riesling wird überwiegend<br />
in Deutschland, aber auch in Österreich, im Elsass, auf der Südinsel Neuseelands<br />
und in den kühlen Gebieten Nordamerikas wie Oregon und Washington angebaut.<br />
Die Rebsorte sauvignon blanc ist an der Loire in Frankreich zu Hause. Von dort aus<br />
erlangte diese sehr aromatische und charaktervolle Traube weltweite Bedeutung. Ihr<br />
Aroma ähnelt dem von Stachelbeeren oder Holunderblüten und kann auch „grasig“<br />
sein. Der Wein aus der Sauvignon-Blanc-Traube ist reich an erfrischender Säure. Einen<br />
hohen Anteil an Sauvignon Blanc enthält der berühmte Süßwein Sauternes. In<br />
Frankreich wird die Rebsorte auch im Bordelais sowie im Languedoc im Süden des<br />
Landes angebaut. Weitere wichtige Anbaugebiete sind Spanien, Italien, Neuseeland<br />
und Kalifornien.<br />
Die bekannteste weiße Rebsorte, Chardonnay, stammt aus dem französischen Burgund.<br />
Daraus wird der berühmte Chablis hergestellt, ein eleganter Wein mit leichtem<br />
Körper und buttrig-zitronigen Aromen. Die meisten Chardonnays aus dem Burgund<br />
haben eine deutliche Barrique-Note. In Europa wird Chardonnay auch in Österreich,<br />
Südtirol und Spanien angebaut. Chardonnays mit weniger Säure, deutlichem Ananas-<br />
Aroma sowie einem würzigen Barrique-Charakter stellt man in der Neuen Welt, in<br />
Kalifornien und Australien, her.<br />
Chenin blanc ist die wichtigste Rebsorte Südafrikas. Sie liefert trockene bis edelsüße<br />
Weine, die an Quitten und süße Guaven erinnern und mit mineralischen Aromen<br />
und Säure kontrastieren. Seine Herkunft hat der Chenin Blanc aber im Herzen des<br />
französischen Loire-Tals. So keltert man in Vouvray und Saumur elegante Weine aus<br />
dieser Traube.<br />
In vielen Ländern wird Wein aus der Traube Grauburgunder (auf Französisch: Pinot<br />
Gris) hergestellt. In Deutschland bietet man ihn unter dem Namen Ruländer als<br />
lieblichen Wein an – eine trockene Variante ist unter dem Namen Grauburgunder<br />
auf dem Markt. Ein rauchiger und honigbetonter Pinot Gris kommt aus dem Elsass.<br />
In Italien wird unter dem Namen Pinot Grigio zwar häufig billiger Massenwein angeboten,<br />
jedoch können einige Winzer auch mit hochwertigem Wein mit blumigen und<br />
honigbetonten Aromen überzeugen.<br />
Gewürztraminer wird besonders im Elsass zu sehr üppigen, charakteristisch würzigen<br />
Weinen ausgebaut. Er hat einen besonderen Duft, der an Rosenwasser, Litschis,<br />
Orangenblüten, Veilchen, Zimt und Muskat erinnert. Die kupferfarbigen Gewürztraminer-Trauben<br />
verleihen dem Wein eine tiefgoldene Färbung. Weitere wichtige Anbaugebiete<br />
für den Gewürztraminer sind Rumänien, Bulgarien, Kalifornien, Australien<br />
sowie Neuseeland.<br />
diE WELt<br />
WEit WichtigstEnWEissWEinsortEn:<br />
riEsLing,<br />
sauvignon bLanc,<br />
chardonnay, chEnin<br />
bLanc, grauburgundEr<br />
und gEWürztraminEr.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 38
diE zEhn WichtigstEn WEinProduziErEndEn LändEr dEr WELt<br />
Italien (47.314 hl)<br />
Frankreich (46.269 hl)<br />
Spanien (35.166 hl)<br />
USA (21.965 hl)<br />
China (12.800 hl)<br />
Argentinien (12.135 hl)<br />
Australien (11.710 hl)<br />
Chile (10.093 hl)<br />
Südafrika (9.986 hl)<br />
Deutschland (9.228 hl)<br />
(Quelle: OIV – Organisation Internationale de la vigne et du vin)<br />
rote rebsorten<br />
Die berühmteste Rotweinrebe der Welt – Cabernet sauvignon – hat ein kräftiges<br />
Aroma von schwarzen Johannisbeeren. Beim Ausbau im Barrique kommen Aromen<br />
von Tabak und Zedernholz hinzu. Cabernet-Sauvignon-Beeren sind klein und dickschalig.<br />
Dadurch entstehen sehr farbintensive und tanninreiche Weine. Cabernet Sauvignon<br />
stammt aus dem Bordeaux, er wird dort vorwiegend mit Merlot verschnitten.<br />
Auch in den spanischen Anbauregionen Navarra und Penédes ist Cabernet Sauvignon<br />
eine wichtige Rebsorte. Fruchtigere und weichere Cabernets werden in Kalifornien,<br />
Chile, Südafrika und Chile gekeltert.<br />
pinot noir, eine der edelsten Rotweintrauben der Welt, ist im Burgund von besonders<br />
großer Bedeutung. Dort werden daraus elegante Weine mit fruchtigen Aromen<br />
gekeltert. Während beim jungen Wein Noten von Sommerfrüchten überwiegen,<br />
kommen mit zunehmender Reife herbstliche, an Süßholz, Wild oder Waldboden erinnernde<br />
Aromen hinzu. In Deutschland wird diese Traube unter dem Namen Spätburgunder<br />
vor allem in Baden und an der Ahr angebaut. Weitere Anbauregionen der<br />
Pinot-Noir-Traube sind Österreich, Ungarn, USA, Neuseeland und Südafrika.<br />
Im französischen Bordelais überwiegt die Rebsorte Merlot. Der Wein aus dieser<br />
Traube hat intensive Fruchtaromen, die an Kirschen, Pflaumen und schwarze Johannisbeeren<br />
erinnern. Hinzu kommen Gewürzaromen wie Zimt und Nelken. Da die<br />
Beeren sehr zuckerhaltig sind, entstehen Weine mit hohem Alkoholgehalt. In Bordeaux<br />
wird Merlot meist zusammen mit Cabernet Sauvignon verschnitten, der die<br />
Tannine und das Gerüst für den Wein beisteuert. Sortenrein verarbeitet man Merlot<br />
in der Toskana und in Umbrien. Im schweizerischen Tessin ist Merlot die wichtigste<br />
Rebsorte. Aber auch in der Neuen Welt ist diese Traube zu Hause: Aus Kalifornien,<br />
Australien und Chile kommen granatrote Weine mit frischen Fruchtaromen.<br />
Tempranillo ist die wichtigste spanische Rebsorte. Besonders gut entfaltet sie<br />
sich im kühlen Norden des Landes, in den Anbauregionen Rioja und Ribera del Duero.<br />
Sie entwickelt dort ein reiches Himbeeraroma. Durch den Ausbau im Barrique<br />
aus amerikanischer Eiche erhält der Wein einen eleganten Vanilleton. Die Tempranillo-Beeren<br />
sind klein und dickschalig, wodurch rubinrote Weine mit intensivem<br />
Tannin entstehen.<br />
Die klassische italienische Edelrebe sangiovese liefert die weltberühmten Weine<br />
der Toskana. Chianti Classico und Vino Nobile de Montepulciano werden zum<br />
Großteil aus der Sangiovese-Traube gekeltert. Die Aromen erinnern an Amarena-<br />
diE WELt<br />
WEit Wich <br />
tigstEn rotWEinsortEn:<br />
cabErnEt<br />
sauvignon, Pinot<br />
noir, mErLot, tEmPraniLLo,<br />
sangio vEsE<br />
und shiraz.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 39
kirschen, Veilchen in Kombination mit herben und erdigen Aromen wie Lakritz und<br />
Wacholder. Außerhalb von Italien wird Sangiovese in Kalifornien, Australien und<br />
Argentinien angebaut.<br />
syrah, shiraz: An der nördlichen Rhône in Frankreich unter der Bezeichnung Syrah<br />
angebaut, liefert diese Rebsorte intensive Weine mit einer tiefroten Farbe. Das<br />
Aromaspektrum des Syrah umfasst Blumen wie Veilchen oder Nelken, Beeren sowie<br />
Gewürze wie Rosmarin. In Australien trägt die Rebsorte den Namen Shiraz. Die Weine<br />
haben marmeladige Aromen in Kombination mit Vanille, Schokolade oder Zimt und<br />
besitzen einen höheren Alkoholgehalt.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 40
4. DIE WIRTSCHafTLICHE<br />
BEDEuTuNg VON WEIN<br />
Wein ist in Österreich ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Bruttowertschöpfung<br />
der österreichischen Weinwirtschaft beträgt jährlich zirka 2<strong>50</strong> Millionen Euro.<br />
Das entspricht einem Anteil von 9,7 Prozent an der gesamten pflanzlichen Erzeugung<br />
oder fünf Prozent an der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Produktion.<br />
Insgesamt bewirtschaften rund 20.200 Betriebe in Österreich – davon nur etwa<br />
6.<strong>50</strong>0 Flaschenfüller – eine Fläche von 46.000 Hektar. Mehr als die Hälfte (rund<br />
27.000 Hektar) liegt in Niederösterreich, und hier wiederum <strong>50</strong> Prozent im Weinbaugebiet<br />
Weinviertel. Im Jahresdurchschnitt werden hierzulande 2,5 Millionen<br />
Hektoliter Wein produziert und zum Großteil im Inland konsumiert, doch erfreut<br />
sich Wein aus Österreich dank des hohen Qualitätsstandards auch international immer<br />
größerer Beliebtheit. 2010 gab es beim Weinexport mit einem Gesamtwert von<br />
123 Millionen Euro einen neuen Rekord. Die wichtigsten Exportländer für österreichischen<br />
Wein sind Deutschland (45.0<strong>50</strong> Hektoliter), Tschechien (3.913 Hektoliter), die<br />
Schweiz (2.934 Hektoliter) und die USA (1.754 Hektoliter).<br />
Weißweinland österreich<br />
Seit der letzten Grunderhebung im Jahre 1999 lassen sich signifikante Änderungen<br />
in der Struktur der österreichischen Weinwirtschaft beobachten: Die Zahl der<br />
Betriebe hat markant abgenommen, die Durchschnittsfläche pro Betrieb ist deutlich<br />
gewachsen. Auch beim Sortenspektrum gab es – nicht zuletzt durch geförderte Umstellungsmaßnahmen<br />
– starke Veränderungen. Immerhin ist der Rotweinanteil bereits<br />
auf über ein Drittel angestiegen.<br />
diE WichtigstEn sortEn im östErrEichischEn WEinbau<br />
(nach anbaufLächE)<br />
Grüner Veltliner (weiß, 17.479,30 ha, 36,04 %)<br />
Zweigelt (rot, 4.349,73 ha, 8,97 %)<br />
Welschriesling (weiß, 4.323,05 ha, 8,91 %)<br />
Rivaner (Müller-Thurgau) (weiß, 3.289,27 ha, 6,78 %)<br />
Weißburgunder inkl. Chardonnay und Morillon (weiß, 2.935,53 ha, 6,05 %)<br />
Blaufränkisch (rot, 2.640,61 ha, 5,44 %)<br />
Blauer Portugieser (rot, 2.358,18 ha, 4,86 %)<br />
Riesling (weiß, 1.642,99 ha, 3,39 %)<br />
Gemischter Satz (weiß, 1.370,91 ha, 2,83 %)<br />
Neuburger (weiß, 1.093,85 ha, 2,26 %)<br />
(anm.: Der „gemischte Satz“ setzt sich aus unterschiedlichen Sorten eines<br />
Weingartens zusammen.)<br />
Die Weltproduktion an Wein liegt jährlich zwischen 2<strong>50</strong> und 300 Millionen Hektolitern<br />
(= 25 bis 30 Milliarden Litern). Vier Fünftel allen Weins werden in Europa produziert<br />
– und mehr als die Hälfte allein in Italien, Frankreich und Spanien!<br />
Welschriesling –<br />
sorten blatt turkovićampelografie<br />
Kloster neuburg, HblA und<br />
bundes amt für Wein- und obst-<br />
bau Klosterneu burg<br />
bild: peter böttcher<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 41
Obwohl Österreich zu den klassischen Weinbauländern zählt, spielt der Wein<br />
als Alltagsgetränk hierzulande eine wesentlich geringere Rolle als in den Weinländern<br />
Frankreich und Italien. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von zirka 30,26 Litern<br />
lag Österreich im Jahr 2008 im internationalen Ranking an 17. Stelle. In Frankreich<br />
(53,22 Liter) und Italien (<strong>50</strong>,06 Liter) ist der Pro-Kopf-Verbrauch deutlich höher.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 42
5. BERufE RuND uM DEN WEIN<br />
5.1. WINZER / WEINHauER / KELLERMEISTER<br />
Der Begriff Winzer stammt von lateinisch vinitor (Weinbauer/Weinleser) bzw. vinum<br />
(Wein) ab. Ein Winzer pflegt und kultiviert die Weinrebe, kümmert sich um Lese,<br />
Herstellung und Vermarktung des Weins. Die Mehrzahl der Winzer ist mit einem Familienbetrieb<br />
selbstständig tätig. Die Berufsausbildung erfolgt meist im elterlichen<br />
Betrieb sowie in den Wein- und Obstbauschulen der Fachschulen in Krems/Donau<br />
(www.wbs-krems.at/de/ausbildung/fachschule/) und im steirischen Silberberg (www.<br />
silberberg.at/schule/info). Ziel der dreijährigen landwirtschaftlichen Ausbildung ist<br />
es, junge Winzer zu Facharbeitern und in weiterer Folge zu Weinbau- und Kellermeistern<br />
bzw. Obstbaumeistern heranzubilden. Die Ausbildungen umfassen in erster Linie<br />
Fachwissen in Wein- und Obstbau, Kellerwirtschaft und Marketing. Im praktischen<br />
Unterricht wird besonderer Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten an Werkstücken<br />
und Verarbeitung von Produkten gelegt.<br />
Weinbauer einst … bild: lois lammerhuber … und jetzt bild: ernst Weingartner<br />
vom Winzer zum önologen<br />
Die Höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg (http://<br />
hbla.weinobstklosterneuburg.at/start.php) bietet darüber hinaus eine fünfjährige<br />
Ausbildung mit Matura an. An der Universität für Bodenkultur in Wien können – wie<br />
in anderen großen Weinbauländern – zukünftige Winzer und Kellermeister auch akademische<br />
Würden erlangen und zum Weinwissenschaftler bzw. Önologen (abgeleitet<br />
von „oinos“, dem altgriechischen Wort für Wein) ausgebildet werden (www.boku.<br />
ac.at/1343.html).<br />
Das Bachelorstudium „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ garantiert eine fachlich<br />
breit angelegte ingenieur- und wirtschaftswissenschaftliche Basisausbildung.<br />
Dieses berufsorientierte Studium umfasst sechs Semester und vermittelt naturwissenschaftliche,<br />
verfahrenstechnische und sozioökonomische Grundlagen sowie anwendungsrelevantes<br />
Wissen zu den drei Ausbildungsschwerpunkten Weinbau, Önologie<br />
und Weinwirtschaft. Qualitätsorientierte, wirtschaftliche und nachhaltig gesicherte<br />
Rebenkultivierung, Traubenproduktion, Traubenverarbeitung, Weintechnologie und<br />
Weinvermarktung prägen diese Ausbildung in einem national und international sehr<br />
wichtigen Wirtschaftszweig. Als einziger einschlägiger Ausbildungsweg in Österreich<br />
ermöglicht das Bachelorstudium – abschließender Titel: Bachelor of Science (BSc) –<br />
die Befähigungsprüfung zum Önologen unter Beachtung der EU-Richtlinien.<br />
mit dEm<br />
bachELorstudium<br />
„WEinbau,<br />
önoLogiE und<br />
WEinWirtschaft“<br />
ErhaLtEn künftigE<br />
QuaLitätsWinzEr<br />
diE oPtimaLE ausbiLdung<br />
in EinEm<br />
nationaL und intErnationaL<br />
WichtigEn<br />
WirtschaftszWEig.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 43
5.2. SOMMELIER / MaSTER Of WINE<br />
Der Sommelier (französisch für Weinkellner) bzw. die Sommelière arbeitet entweder<br />
in einem Restaurant, berät die Gäste und den Inhaber hinsichtlich des Weinangebots<br />
des Hauses, oder ist beratend im Weinhandel tätig. Im Restaurant empfiehlt er den<br />
Gästen passende Weine zu ihren Speisen. Er ist auch verantwortlich für Aufbau, Bestellung,<br />
Lagerung und Lagerbestand des Weinsortimentes. Das Berufsbild Sommelier<br />
hat ein klares, international anerkanntes Profil. Als kompetenter Wein- und Genussexperte<br />
muss er neben betriebswirtschaftlichen, serviceorientierten und sensorischen<br />
Qualifikationen auch umfangreiche Kenntnisse über Getränke wie Tee, Kaffee, Bier,<br />
Spirituosen, Wasser und natürlich insbesondere Wein nachweisen. Neben diesem<br />
Fachwissen hat ein Sommelier außerdem über eine hervorragende Allgemeinbildung<br />
zu verfügen. Genuss und Kulinarik spielen in zahlreiche Wissensgebiete hinein: Geografie,<br />
Psychologie, Philosophie, Medizin, Religion, Ernährungslehre, Sprachen, Biologie<br />
etc. Nicht zuletzt muss sich ein Sommelier als Dienstleister sehen: Er ist Vermittler<br />
zwischen Produkt und Produzent auf der einen sowie Gast auf der anderen Seite.<br />
internationaler beruf<br />
Sommelier ist ein internationaler Beruf, der wie kaum ein anderer die Möglichkeit<br />
bietet, die Welt kennenzulernen und sich dabei immer weiter zu verbessern. Allerdings<br />
ist der Titel nicht geschützt. Deshalb darf sich auch eine geschulte Servicekraft<br />
im normalen Restaurantbetrieb als Sommelier bezeichnen. In Österreich bieten<br />
jedoch Wirtschaftskammer und Wirtschaftsforschungsinstitut (www.wifi.at/de/Kursbuch/branchen/Tourismus/diplom-sommelier/diplom-sommelier.aspx)professionelle<br />
Ausbildungslehrgänge an, die mit einem weltweit anerkannten Diplom abgeschlossen<br />
werden.<br />
Wer auf dem internationalen Parkett als Sommelier reüssieren möchte, kann noch<br />
das Master Sommelier Diploma erwerben, das 1969 in Kooperation mit dem Institute<br />
of Masters of Wine in London (www.mastersofwine.org/) eingeführt wurde. Ziel war<br />
es, ein Äquivalent zu dem auf den Weinhandel ausgerichteten Master of Wine für die<br />
Gastronomie zu schaffen. Ab 1977 übernahm der in England neu gegründete Court of<br />
Master Sommeliers die Durchführung der Prüfungen und der vorbereitenden Schulungsmaßnahmen.<br />
Sowohl die Kurse als auch die Prüfungen werden in englischer<br />
Sprache abgehalten.<br />
Seither gibt es zwei international als höchste Qualifikationen in der Weinwelt anerkannte<br />
Abschlüsse: den Master Sommelier für die Fachleute der Gastronomie sowie<br />
den Master of Wine für die Fachleute aus Handel und Weinjournalismus.<br />
teure ausbildung, strenge Prüfung<br />
Dem Titel Master of Wine geht eine umfassende zweijährige außerakademische<br />
Weinausbildung in Form von Seminaren mit einem hohen Anteil an Selbststudium voraus.<br />
Vorbereitungsseminare werden in Großbritannien, in den USA, in Australien und<br />
seit 2004 auch in Österreich (von der 1991 gegründeten Weinakademie Österreich in<br />
Rust/Burgenland und ihrer Expositur in Krems/Donau) angeboten (www.weinakademie.at/ausbildung.php).<br />
Die Kosten für die Ausbildung zum Master of Wine belaufen<br />
sich auf über 5.000 Euro. Qualifikations- und Abschlussprüfungen für die Lehrgänge<br />
werden einmal jährlich zeitgleich in London, Sydney und Kalifornien abgehalten. Die<br />
Prüfung gilt als sehr anspruchsvoll, nur etwa 30 Prozent der Kandidaten und Kandidatinnen<br />
bestehen alle Tests und dürfen sich Master of Wine nennen.<br />
diPLomiErtE<br />
WEin<br />
und gEnussExPErtEn<br />
tanzEn auf dEm<br />
intErnationaLEn<br />
ParkEtt: dEm mastEr<br />
sommELiEr odEr<br />
mastEr of WinE EröffnEn<br />
sich WELtWEit<br />
attraktivE bEruf<br />
LichE PErsPEktivEn.<br />
sommelier im<br />
Palais coburg Wien<br />
bild: Martin Vukovits<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 44
5.3. pRäguSTaTOR, MuNDSCHENK, WEINKRITIKER<br />
Schon in der Genesis findet sich die Erwähnung eines Amtes, das sich im Laufe der<br />
Geschichte vielfach gewandelt hat: jenes des „Vorkosters“ oder „Prägustators“. Anfangs<br />
handelte es sich dabei meist um einen Sklaven bei Hofe, der vor jeder Mahlzeit<br />
die fertig zubereiteten Speisen und Getränke zu kosten hatte, da in den Herrscherhäusern<br />
die Angst vor vergifteten Getränken und Lebensmitteln umging. Das galt<br />
insbesondere für den Wein, der Jahrhunderte lang mit aromatisierenden Zusätzen<br />
behandelt wurde und sich daher auch gut für die Beimischung von Gift eignete. Wenn<br />
der Vorkoster nach einer gewissen Wartezeit keine Anzeichen einer Vergiftung zeigte,<br />
durfte man annehmen, dass Speisen und Getränke nicht vergiftet waren, und der<br />
Herrscher konnte somit getrost zugreifen.<br />
vom hofbediensteten zum mundschenk der nation<br />
Im Mittelalter entwickelte sich diese Stellung bei Hof zum Amt des Mundschenken<br />
weiter, eines Hofbediensteten, der für die Versorgung mit Getränken – vor allem mit<br />
Wein – zuständig war und dem meist auch die Verwaltung der königlichen Weingüter<br />
oblag. An größeren Fürstenhöfen nahm der Mundschenk in der Folge ein Ehrenamt<br />
ein, das oft in einer hochrangigen Adelsfamilie weitervererbt, tatsächlich meist<br />
aber von einem Stellvertreter ausgeübt wurde. Das Mundschenkenamt war mit einer<br />
sehr hohen Verantwortung verbunden, aber auch eine Vertrauensstellung, der bis ins<br />
Hochmittelalter großes Ansehen zukam.<br />
Mit einem Schuss Ironie könnte man den Weinkritiker als moderne Form des Prägustators<br />
verstehen. In den letzten Jahrzehnten wurden die Weinkritiker zu den<br />
Mundschenken der Nation – mit ihrer Beurteilung von Weinen haben sie einen ebenso<br />
großen Einfluss auf das Trinkverhalten der Konsumenten wie auf das Renommee<br />
von Weingütern und Preisbildung sowie Stilistik vieler Weine. Ein weltweit exponierter<br />
Einfluss auf die Weinwirtschaft kommt den in der Fachwelt umstrittenen Bewertungen<br />
des Amerikaners Robert Parker zu, die auf einem nominalen Bewertungssystem,<br />
den sogenannten Parker-Punkten, fußen.<br />
Der Beruf des Weinkritikers ist an keine Ausbildung gebunden. Meist handelt es<br />
sich um Journalisten und passionierte Weinkenner, die die Degustation und Bewertung<br />
von Weinen zu ihrem Beruf gemacht haben. Weinkritiken erscheinen in Tages-<br />
und Wochenzeitungen, vor allem aber in einschlägigen Fachmagazinen und in Büchern<br />
(sogenannten Wein-Guides).<br />
diE mundschEnkEn<br />
dEr nation: mit<br />
ihrEn bEurtEiLungEn<br />
habEn WEinkritikEr<br />
grossEn<br />
EinfLuss auf das<br />
trinkvErhaLtEn dEr<br />
konsumEntEn, auf<br />
das rEnommEE von<br />
WEingütErn und diE<br />
PrEisbiLdung.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 45
6. VOM „RICHTIgEN“ uMgaNg<br />
MIT DEM WEIN<br />
Der Wein zählt zu den ältesten trinkbaren Genussmitteln der Menschheit. Heute<br />
wird er in erster Linie wegen seiner anregenden Wirkung und seines Geschmacks<br />
getrunken und nicht primär gegen den Durst oder – wie noch in der Antike und im<br />
Mittelalter – wegen seines Nährwertes. Seit jeher ist der Umgang mit Wein sowohl<br />
kulturell als auch weltanschaulich-religiös und gesundheitspolitisch beeinflusst.<br />
Weingustation und … bild: ernst Weingartner … trunkenheit bild: Judith Haeusler<br />
trinkkuLturEn dEr WELt<br />
Im Umgang mit Alkohol lassen sich weltweit fünf unterschiedliche, weltanschaulich-religiös<br />
beeinflusste Trinkkulturen unterscheiden:<br />
1. Alkoholprohibitive Kulturen mit einem generellen Alkoholverbot. Dazu gehören<br />
islamische Länder und Gemeinschaften.<br />
2. Alkoholexeptionelle Kulturen, die Alkohol nur bei klar definierten seltenen<br />
Anlässen in begrenzten Mengen zulassen. Hierzu zählt die jüdische Kultur.<br />
3. Alkoholpermissive Kulturen, in denen Alkoholkonsum bei bestimmten Gelegenheiten<br />
erlaubt ist. Hier wird unterschieden zwischen Kulturen, in denen<br />
Alkohol Alltagsgetränk ist und zum Beispiel zum Essen getrunken wird, dies<br />
jedoch in kleineren Mengen – u. a. Spanien, Italien und Frankreich –, und Kulturen,<br />
in denen man vor allem am Wochenende und bei Festen Alkohol konsumiert,<br />
dann aber oft in größeren Mengen, wie etwa in Skandinavien.<br />
4. Alkoholdeterminierte Kulturen, in denen viele Anlässe der Alltagskultur wie<br />
Geburtstag, Hochzeit, Taufe, Beerdigung, Firmeneinstand etc. eng mit Alkoholkonsum<br />
verbunden sind und Trunkenheit in einem gewissen Rahmen gebilligt<br />
wird. Hierzu zählen Deutschland, die Schweiz, Österreich und die Niederlande.<br />
5. Alkoholexzessive Kulturen, in denen Alkoholkonsum als Norm und der<br />
Rauschzustand als Zeichen von Männlichkeit, Stärke, Großzügigkeit etc. gilt.<br />
Dazu zählen viele slawische Länder.<br />
(Quelle: Wolf Wagner, Kulturen des alkohols)<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 46
gefährliche droge oder heilstiftendes getränk?<br />
Seitdem Wein bzw. Alkohol genossen wird, ist auch Trunkenheit ein Thema. Bereits<br />
in der Antike ist von Trinkern die Rede, denen der Wein zur Droge wurde. In<br />
den Mythen wie auch in der Bibel wird anschaulich davor gewarnt, über den Durst<br />
zu trinken. Die Macht des Weins über Körper und Geist wie auch seine inspirierenden<br />
und enthemmenden Kräfte offenbaren menschliche Widersprüchlichkeiten. Von der<br />
Antike bis heute zählen sie zu den umstrittenen Themen in wissenschaftlichen, moralischen<br />
und (gesundheits-)politischen Diskursen. Die Bibel gibt seit mehr als zwei<br />
Jahrtausenden die beiden Pole vor, zwischen denen sich der Genuss von Wein bewegt:<br />
Einerseits stiftet Wein zur Sünde an, andererseits gilt er in der eucharistischen<br />
Überhöhung als heilstiftendes Getränk.<br />
Zur allgemeinen Gefahr wurde Alkohol erst mit dem Aufschwung des motorisierten<br />
Straßenverkehrs erhoben. Ihr begegnet man von staatlicher Seite mit Aufklärung,<br />
Kontrolle und einem umfangreichen Strafkatalog.<br />
umstrittene Präventivmedizin<br />
In der öffentlichen Diskussion der letzten Jahre haben aber auch positive gesundheitliche<br />
Aspekte des Weins an Bedeutung gewonnen. Vornehmlich Rotwein und die<br />
in den Schalen der roten Trauben enthaltenen sogenannten Polyphenole rückten<br />
dabei in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Sie sollen – maßvoller Konsum vorausgesetzt<br />
– einer Verengung der Blutgefäße und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
entgegenwirken. Der potenziell positive Effekt von Rotwein ist in der Wissenschaft<br />
aber noch umstritten. Selbst Ernährungswissenschaftler und Mediziner, die dem<br />
Wein präventive Effekte zubilligen, sind der Ansicht, dass sich diese auch durch eine<br />
ausgewogene – insbesondere fettärmere – Ernährung erreichen lassen. Aus naturwissenschaftlicher<br />
Perspektive besteht demnach kein physiologischer Bedarf, und<br />
damit ist Wein kein Muss für die Gesundheit; übermäßig genossen ist er auf jeden<br />
Fall ungesund.<br />
Von der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung<br />
(DACH) wurde die akzeptable Menge an Alkohol für Frauen mit zehn Gramm<br />
und für Männer mit 20 Gramm pro Tag festgelegt. 20 Gramm Alkohol entsprechen<br />
zirka 0,25 Litern Wein. Wer gerne Wein trinkt, so die Empfehlung, sollte Maß halten:<br />
Für Männer heißt dies zwei Achtel pro Tag, für Frauen nur ein Glas. Diese Angaben<br />
gelten allerdings nur für gesunde Personen, nicht zu empfehlen ist der Weinkonsum<br />
zum Beispiel für schwangere oder stillende Frauen, bei Erkrankungen der Leber, bei<br />
gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente oder bei Alkoholunverträglichkeit.<br />
alkohol und jugendliche<br />
Ein besonders häufig aufgegriffenes und emotional besetztes Thema: Alkohol und<br />
Jugendliche. Trotz oft gegenläufiger Medienberichterstattungen ist laut einer aktuellen<br />
epidemiologischen Untersuchung kein Ansteigen des Alkoholkonsums bei Jugendlichen<br />
zu verzeichnen. Neu ist allerdings, dass das Einstiegsalter etwa ein Jahr<br />
früher erfolgt als noch vor 20 Jahren und dass sich der Alkoholkonsum der Mädchen<br />
jenem der Burschen angeglichen hat. Dies belegt die Studie „Jugendliche Alkoholszenen:<br />
Kontexte, Trinkmotive, Prävention“, in deren Rahmen eine Arbeitsgruppe<br />
des European Centre for Social Walfefare Policy and Research, der Fachhochschule<br />
St. Pölten und des Campus Wien im Herbst 2009 das Trinkverhalten von Jugendlichen<br />
mittels quantitativer Forschungsmethoden untersucht hat.<br />
Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Empfehlungen gehen alle in Richtung Aufklärung,<br />
Vernetzung der Ressourcen und verstärkter Information über die schädli-<br />
WEr gErnE<br />
WEin<br />
trinkt, soLLtE mass<br />
haLtEn: für ErWachsEnE<br />
männEr hEisst<br />
diEs maximaL zWEi<br />
achtEL Pro tag, für<br />
frauEn nur Ein gLas.<br />
für schWangErE und<br />
stiLLEndE frauEn<br />
soLLtE aLkohoL<br />
gEnErELL tabu sEin.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 47
chen Wirkungen des Alkohols. Der Aspekt des bewussten Umganges mit Genuss wird<br />
meist außen vor gelassen. Damit lenkt man die Aufmerksamkeit aber erst recht auf<br />
seine berauschende Wirkung (vor der ja gewarnt werden soll) statt auf die sensorische<br />
bzw. gustatorische und kulturelle Ebene, auf der Wein zum Genussmittel wird,<br />
das nur mit wachen Sinnen, also unberauscht, wahrgenommen, verkostet und genossen<br />
werden kann.<br />
genuss und Lebensfreude<br />
Mundraum, Nase und Auge sind gleichermaßen gefordert, wenn es um die Unterscheidung<br />
und Beurteilung von Weinen geht. Der Geschmackssinn liefert uns nur ein<br />
Grundmuster, denn die Geschmacksknospen der Zunge lassen uns in erster Linie die<br />
Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami erkennen. Im Geruch offenbaren<br />
sich dagegen über tausend Geruchsnuancen. Das komplette Genusserlebnis<br />
bilden Geschmack und Geruch indes erst gemeinsam. Beim Schmecken des Weins<br />
treten, durch ausgiebiges Schlürfen unterstützt, dessen Aromastoffe (bislang wurden<br />
mehr als <strong>50</strong>0 Aromen bzw. Aromenvorstufen identifiziert) in die Atemluft und beim<br />
Ausatmen zwangsläufig in die Nase. Hier entscheidet sich erst, ob der Wein fruchtig<br />
oder blumig schmeckt. Die Farbe des Weins ist ein zusätzliches Qualitätskriterium,<br />
dem der Weinkenner Bedeutung beimisst.<br />
In der geschmacklichen Weinbeschreibung haben sich international verbindliche<br />
Kategorien bzw. graduelle Unterscheidungen herauskristallisiert, die über das einfache<br />
Spektrum der Grundgeschmacksrichtungen hinausgehen. Beim Süßegrad wird<br />
zwischen trocken, halbtrocken, halbsüß und süß unterschieden; beim Säuregehalt<br />
zwischen schal, mild, rassig, spitz oder aggressiv; beim Tanningehalt zwischen adstringierend,<br />
gerbstoffreich, abgerundet oder weich; beim Körper zwischen dünn, schlank,<br />
mittelgewichtig und kraftvoll; bei der Geschmacksintensität zwischen schwach, mittel<br />
und füllig; bei den Geschmackskategorien zwischen fruchtig, blumig, pflanzlich,<br />
würzig, erdig, chemisch, holzig; beim Alkohol zwischen leicht, mittel, kraftvoll und<br />
brandig; sowie beim Abgang zwischen kurz, mittel und lang. Diese Differenzierungen<br />
setzen aber nicht nur feine Geschmacksknospen und sensiblen Geruchssinn, sondern<br />
auch Erfahrung, ausreichendes Wissen und Übung voraus. Erst damit ist der Weinliebhaber<br />
in der Lage, Rebsorten, Weinanbaugebiete sowie deren Weine zu beurteilen<br />
und zu klassifizieren.<br />
WEin<br />
gEniEssEn<br />
hEisst vor aLLEm ihn<br />
bEWusst riEchEn:<br />
Erst durch diE nasE<br />
offEnbarEn sich<br />
diE übEr tausEnd<br />
nuancEn, diE diE<br />
vErkostung zu<br />
EinEm sinnLichEn<br />
ErLEbnis machEn.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 48
LITERaTuR<br />
ama – agrarmarkt austria (hg.): marktbericht getreide und ölsaaten, Wien<br />
2013 (als <strong>pdf</strong>: http://www.ama.at/portal.node/ama/public?gentics.rm=pCp&gentics.<br />
pm=gti_full&p.contentid=10008.109538&Marktbericht_Getreide_oelsaaten.<strong>pdf</strong>)<br />
ami – agrarmarkt informations-gesellschaft mbh (http://www.ami-informiert.<br />
de/ami-shop/ami-shop-startseite/marktbereich/pflanzenbau.html)<br />
deutsche gesellschaft für technische zusammenarbeit (hg.): zwischen natur<br />
und kultur. mensch, Ernährung, biologische vielfalt. Begleitbroschüre zur Ausstellung<br />
o.J. (als <strong>pdf</strong>: http://www.conservation-development.net/?l=1&ds=26)<br />
Eiseler, hermann (hg.): brotkultur, Köln 1995<br />
fäßler, anna maria: dem Weintourismus auf der spur. von den anfängen des<br />
tourismus und des Weinbaus bis zum professionellen Weinstraßentourismus in<br />
österreich dargestellt an einem innovativen Entwicklungskonzept zur intensivierung<br />
des Weintourismus in niederösterreich. Dissertation an der Universität Wien,<br />
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Wien 2008 (als <strong>pdf</strong>: http://othes.univie.ac.at/2957/1/2008-11-28_8901701.<strong>pdf</strong>)<br />
bundesministerium für Land- und forstwirtschaft, umwelt und Wasserwirtschaft<br />
(hg.): Lebensmittel in österreich. zahlen-daten-fakten 2011, Broschüre,<br />
Wien 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.lebensministerium.at/publikationen/lebensmittel/<br />
lebensmittel-zdf2011.html)<br />
bundesministerium für Land- und forstwirtschaft, umwelt und Wasserwirtschaft<br />
(hg.): Weinviertler getreide. 07.12.2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.lebensministerium.at/lebensmittel/trad-lebensmittel/spezialkulturen/weinviertl_getreide.html)<br />
deutsche gesellschaft für Ernährung (hg.): dach-referenzwerte für die<br />
nährstoffzufuhr, Broschüre, 1. Auflage, 3. korrigierter Nachdruck 2008 (Details<br />
zum Alkohol finden sich auch hier: http://www.oege.at/php/current/content.<br />
php?l=de&a=2647)<br />
igc – international grains council (hg): grain market report, 2012 (als <strong>pdf</strong>:<br />
http://www.igc.int/downloads/gmrsummary/gmrsumme.<strong>pdf</strong>)<br />
Lemke, harald: gebt uns unser täglich symbolbrot – vortragsperformance, anlässlich<br />
der veranstaltungsreihe „Puzzle-Link“, Hamburg 08/2004 (als <strong>pdf</strong>: http://<br />
www.haraldlemke.de/texte/lemke_symbolbrot.<strong>pdf</strong>)<br />
österreich Wein marketing gmbh (mag. barbara arbeithuber, barbara Waxenegger,<br />
karina skurnik): dokumentation 2011, teil 1 aufbau Weinland österreich,<br />
teil 2: österreich im internationalen Weinhandel (als <strong>pdf</strong>: http://www.oesterreichwein.at/daten-fakten/dokumentation-oesterreich-wein-2011/)<br />
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on world vitiviniculture 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.oiv.int/oiv/info/destatistiquessect<br />
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rützler, hanni und gatterer, harry: trendstudie brot. zukunftschancen und<br />
herausforderungen der brotbranche. Auftragsstudie für backaldrin Österreich<br />
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brotgetreidepolitik, in: jahrbuch der österreichischen gesellschaft für<br />
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<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 49
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schneider, felicitas und scherhaufer, silvia: aufkommen und verwertung ehemaliger<br />
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studie_Verwertung%20ehemaliger%20lebensmittel.<strong>pdf</strong>)<br />
schweizerische brotinformation (sbi): brotgenuss; Broschüre, Bern 2003 (als<br />
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schweizerische brotinformation (sbi): brotkultur im gastgewerbe, Broschüre,<br />
Bern 2003, 4. Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.schweizerbrot.ch/de/broschueren/downloads.html)<br />
schweizerische brotinformation (sbi): vom korn zum brot, Broschüre für<br />
Lehrer/-innen, Erwachsene, Bern 2012, 5. überarbeitete Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.<br />
schweizerbrot.ch/de/broschueren/downloads.html)<br />
schweizerische brotinformation (sbi): brot und gesundheit, Broschüre,<br />
Bern 2009, 5. überarbeitete Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.schweizerbrot.ch/de/<br />
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starmayr, birgit: 10 antworten zum brot und gebäckkonsum in österreich.<br />
Ergebnisse der Umfrage Brot 08 im Auftrag der backaldrin Österreich GmbH,<br />
Broschüre 2008<br />
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Ergebnisse der konsumerhebung, Wien 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.statistik.at/<br />
web_de/statistiken/soziales/verbrauchsausgaben/konsumerhebung_2009_2010/<br />
index.html)<br />
statistik austria (hg.): konjunkturstatistik 2008 im Produzierenden bereich,<br />
band 1 und band 2, Wien 2009 (als <strong>pdf</strong>: http://www.statistik.at/web_de/suchergebnisse/index.html)<br />
swiss granum (hg.): brot in aller munde. Wörterbuch gängiger redensarten<br />
aus der Welt der getreide und ölsaaten, Lausanne 2009<br />
technoseum (hg.): unser täglich brot. die industrialisierung der Ernährung.<br />
unterrichtsmaterialien für schulen, Mannheim 2011 (als <strong>pdf</strong>: http://www.technoseum.de/fileadmin/media/<strong>pdf</strong>/<strong>pdf</strong>_schulen_Unterrichtsmaterial/lehrerhefte/Unser_<br />
taeglich_brot_Unterrichtsmaterialien.<strong>pdf</strong>)<br />
verein getreidewirtschaftliche marktforschung (hg.): brot. Eine informationsmappe<br />
für Lehrer, Wien o.J.<br />
Wagner, Wolf: kulturen des alkohols. unterlagen zum seminar kultur des<br />
alkohols an der fachhochschule Erfurt, 2008 (http://www.erato.fh-erfurt.de/so/<br />
homepages/wagner/Zuindex/lehre/Alkohol/1baalksitz14rueckblick.html)<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 <strong>50</strong>
imPrEssum<br />
organisation & Produktion: Mag. (FH) Roland Sandhofer und Mag. Birgit<br />
Schretzmayr, MA<br />
autoren: Mag. Hanni Rützler und Dr. Wolfgang Reiter, futurefoodstudio<br />
fotos: APA-PictureDesk GmbH, ausgenommen Foto auf Seite 31 rechts (© Kunst-<br />
historisches Museum Wien, Antikensammlung) und Abbildung auf Seite 41<br />
(© Klosterneuburg, HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg)<br />
Lektorat: Mag. Andrea Schaller, scriptophil.die textagentur<br />
grafische gestaltung: Manuel Fronhofer, Monopol Medien<br />
druck: Gugler GmbH<br />
© 2013 Schallaburg, Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks und der Reproduktion einer<br />
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für die Zustimmung zur Vervielfältigung, Veröffentlichung und Verwertung<br />
im Rahmen des Kataloges. Im Fall geltend zu machender Urheberrechte<br />
ersucht der Herausgeber um Kontaktaufnahme.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 51
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