30.08.2013 Aufrufe

pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung

pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung

pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Unterrichtsmaterialien<br />

für lehrkräfte<br />

zUr <strong>Niederösterreichische</strong>N<br />

LaNdesaussteLLuNg 2013<br />

AspArn An der ZAyA · poysdorf


<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 2


WILLKOMMEN BEI<br />

DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN<br />

LaNDESauSSTELLuNg 2013<br />

Liebe Lehrerinnen und Lehrer,<br />

im Zentrum der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013 stehen zwei kulturgeschichtlich<br />

bedeutende Nahrungs- bzw. Genussmittel: Brot und Wein. An den<br />

beiden Ausstellungsorten im Weinviertel, in Asparn an der Zaya und in Poysdorf, wird<br />

vom 27. April bis 3. November daher reichlich aufgeschnitten und eingeschenkt: Brot<br />

und Wein werden in umfassender Weise, aus kulturhistorischer, aus wirtschaftlicher,<br />

aus kultisch-religiöser, aus biologischer sowie ernährungswissenschaftlicher und aus<br />

gesundheitspolitischer Sicht thematisiert und lebendig präsentiert.<br />

Wie schon bisher richtet sich die <strong>Niederösterreichische</strong> <strong>Landesausstellung</strong> auch<br />

2013 nicht nur an interessierte Erwachsene, sondern vor allem auch an Jugendliche,<br />

an Schülerinnen und Schüler. Auf die jeweiligen Altersgruppen abgestimmte Aktivprogramme<br />

und interaktive Führungen ergänzen an beiden Standorten die Ausstellung.<br />

Spezielle Schulwochen im Juni und Oktober gewähren darüber hinaus für Schulklassen<br />

attraktive Ermäßigungen.<br />

Das Team der <strong>Landesausstellung</strong> lädt Sie daher herzlich ein, die Ausstellung gemeinsam<br />

mit Ihren Schülerinnen und Schülern zu besuchen. Die hier vorliegende Broschüre,<br />

die allen Pädagoginnen und Pädagogen ab der Eröffnung auch als Download<br />

auf der Website der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013 (http://www.<br />

noe-landesausstellung.at) zur Verfügung steht, behandelt viele, aber längst nicht alle<br />

an den beiden Standorten thematisierte Aspekte von Brot und Wein. Sie soll Sie dabei<br />

unterstützen, sich auf den Besuch der Ausstellung vorzubereiten und Ihre Schülerinnen<br />

und Schüler mit dem Thema Brot und Wein vertraut zu machen.<br />

Diese Materialien für den Unterricht, die sich primär an Lehrkräfte richten, wurden<br />

von uns auf Basis der von den Kuratoren vorgelegten Unterlagen und unter Verwendung<br />

von Texten zusammengestellt, die unter den Literaturhinweisen und Weblinks<br />

angeführt sind. 18 auf unterschiedliche Altersgruppen abgestimmte Charts, die Sie<br />

direkt im Unterricht verwenden können, finden Sie zum Downloaden auf der Website<br />

der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013. Vertiefende Informationen zum<br />

Thema Brot und Wein bietet auch der ebenfalls ab Eröffnung erhältliche Ausstellungskatalog.<br />

Darüber hinaus sind alle Lehrerinnen und Lehrer an drei Tagen (und<br />

zwar am 6., 7. und 8. Mai, jeweils ab 14.00 oder 16.30 Uhr) eingeladen, sich über die<br />

Ausstellung, über die Standorte und die Vermittlungsangebote für Schülerinnen und<br />

Schüler direkt vor Ort zu informieren.<br />

Wir wünschen Ihnen anregende Lektüre und freuen uns gemeinsam mit den Ausstellungsgestaltern<br />

auf Ihren Besuch!<br />

Hanni Rützler und Wolfgang Reiter<br />

EigEntLich<br />

könntE das<br />

WEinviErtEL auch<br />

gEtrEidEviErtEL<br />

hEissEn: dEn 16.000<br />

hEktar WEinanbaufLächE<br />

stEhEn mEhr<br />

aLs 158.000 hEktar<br />

gEtrEidEanbaufLächE<br />

gEgEnübEr.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 3


BROT & WEIN –<br />

DIE auSSTELLuNg<br />

Asparn an der Zaya und Poysdorf eignen sich wie wenige andere Orte dafür, von<br />

den zentralen Symbolen unserer Nahrung zu erzählen – von Brot und von Wein, dem<br />

das Weinviertel seinen Namen verdankt. Es könnte allerdings genauso gut Getreideviertel<br />

heißen, denn den über 16.000 Hektar Weinanbaufläche stehen mehr als<br />

158.000 Hektar Getreideanbaufläche gegenüber.<br />

In der Heimat des Urgeschichtemuseums Niederösterreich in Asparn kann man<br />

die entscheidende Rolle, die Anbau, Ernte und Verarbeitung von Getreide bei der<br />

Entwicklung menschlicher Zivilisationen gespielt haben, anschaulich nachvollziehen.<br />

Und man kann eine spannende Zeitreise vom Neolithikum bis in die Gegenwart unternehmen,<br />

in der Brot trotz aller Veränderungen unserer Esskultur immer noch einen<br />

– nicht nur ernährungsphysiologisch – wichtigen Stellenwert einnimmt.<br />

In Poysdorf, der österreichischen Weinhauptstadt, dreht sich auch im modernen Alltag<br />

alles um den vergorenen Rebensaft, das wichtigste Kulturgetränk der Menschheit.<br />

In einem inszenatorischen Großaufgebot für alle Sinne spannt sich der Bogen von antiken<br />

Weingefäßen bis hin zur kaiserlichen Festtafel mit ihrer verwirrenden Vielfalt<br />

von Spezialweingläsern des Wiener Hofes. Die Ausstellung beleuchtet aber auch den<br />

technologischen Wandel im Weinbau und führt damit unmittelbar in die Gegenwart.<br />

öffnungszeitraum:<br />

27. April bis 3. November 2013, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

standorte:<br />

• Urgeschichtemuseum Niederösterreich, Schlossgasse 1, 2151 Asparn an der Zaya<br />

• Ausstellungsgelände Poysdorf, Brünner Straße 28, 2170 Poysdorf<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 4


BROT & WEIN –<br />

VERMITTLuNgSaNgEBOTE<br />

füR SCHuLEN<br />

Das Kulturvermittlungsteam der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong> 2013<br />

bietet Schulklassen ein abwechslungsreiches, auf die jeweiligen Altersgruppen abgestimmtes<br />

Aktivprogramm. Interaktive Ausstellungsrundgänge und verschiedene<br />

kreative und informative Aktivitäten sorgen an beiden Standorten für Spannung und<br />

Spaß und bringen Kindern und Jugendlichen die Inhalte der Ausstellung auf interessante<br />

und altersgerechte Weise näher.<br />

Lehrerinnen und Lehrer können sich vorab an drei Informationstagen bei kostenlosem<br />

Eintritt und Führung über die <strong>Niederösterreichische</strong> <strong>Landesausstellung</strong> 2013<br />

und die speziell für Schüler und Schülerinnen angebotenen Programme informieren<br />

(siehe Seite 7).<br />

VERMITTLuNgSpROgRaMM aSpaRN aN DER Zaya<br />

standardprogramm: rundgang ausstellung<br />

Dauer: ca. 60 Minuten<br />

Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />

Unser Rundgang beginnt mit einer museumspädagogischen Führung durch die<br />

Ausstellung. Bei interaktiven Stationen können wir bestimmte Themen vertiefen. Abschließend<br />

machen wir einen Abstecher in den Schlosspark und werfen einen kurzen<br />

Blick auf das archäologische Freigelände.<br />

sonderprogramm: „brot – der andere blick“ (ohne ausstellungsrundgang!)<br />

Dauer: ca. 2 Stunden<br />

Preis Programm: 5 Euro<br />

Fixe Buchungszeiten: 9.00, 11.00, 13.00, 15.00 Uhr<br />

Das Sonderprogramm „Brot – der andere Blick“ dauert zwei Stunden, setzt sich aus<br />

zwei Teilen zusammen und bietet Experimente für alle Sinne:<br />

Teil 1, „Brotlabor“: Hier wird geforscht und experimentiert, gerochen und geschmeckt,<br />

geknetet und gebastelt, hinterfragt und diskutiert. Was unterscheidet ein Korn von einem<br />

Traubenkern? Wie wird das Korn zum Müsli? Wie kommt die Luft ins Brot? Der<br />

Fokus liegt auf dem gemeinsamen Experimentieren, das zu Hause weitergehen kann.<br />

In der Brotgalerie neben dem Brotlabor steht die persönliche Auseinandersetzung<br />

mit dem eigenen Geschmack im Vordergrund: Was ist meine Lieblingsspeise? Was<br />

schmeckt mir gar nicht? Volkskundliche Gegenstände erläutern alte Bräuche und<br />

Traditionen des Backens. Beim Modellieren von bekannten, exotischen bis hin zu<br />

fantastischen Brotformen wird der Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft gespannt:<br />

Welche Brote gibt es heute? Und wie sieht mein Brot der Zukunft aus?<br />

Teil 2, Freibereich: Hier wird Brot wie vor tausenden Jahren zubereitet und gebacken<br />

– die anschließende Verkostung darf natürlich nicht fehlen!<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 5


sonderprogramm: rundgang freibereich (ohne ausstellungsrundgang!)<br />

Dauer: ca. 60 Minuten<br />

Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />

Im Rahmen eines museumspädagogisch geführten Rundganges begeben wir uns<br />

auf einen Streifzug durch das archäologische Freigelände im Schlosspark. Modelle<br />

von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sind<br />

dort in Originalgröße nachgebaut und geben einen Einblick in die Entwicklung der<br />

Menschheit. Vom Winterlager der Mammutjäger, das aus Holz und Leder besteht und<br />

die Wohnweise vor 27.000 Jahren darstellt, führt der Rundweg weiter zu einem jungsteinzeitlichen<br />

Langhaus mit einem Getreidefeld und einem in steinzeitlicher Technik<br />

errichteten Brunnen. Bronzezeitliche Hütten, ein Hügelgrab und ein Verbrennungsplatz<br />

dokumentieren die Wohnweisen unserer Vorfahren.<br />

VERMITTLuNgSpROgRaMM pOySDORf<br />

standardprogramm: rundgang ausstellung<br />

Dauer: ca. 60 Minuten<br />

Preis Führung: 2,<strong>50</strong> Euro<br />

Wir begeben uns auf einen museumspädagogischen Rundgang durch die Ausstellung.<br />

Besonders spannende Themen vertiefen wir bei interaktiven Stationen. Nach<br />

der Führung werfen wir kurz noch einen Blick auf den Freibereich und verweisen auf<br />

eine typische Weinviertler Kellergasse, den Poysdorfer „Radyweg“.<br />

sonderprogramm: „Wein – der andere blick“ (ohne ausstellungsrundgang!)<br />

Dauer: ca. 2 Stunden<br />

Preis Programm: 5 Euro<br />

Fixe Buchungszeiten: 9.00, 11.00, 13.00, 15.00 Uhr<br />

Das Sonderprogramm „Wein – der andere Blick“ dauert zwei Stunden, bietet Experimente<br />

für alle Sinne und findet in der sogenannten Genusswerkstatt statt. Diese besteht<br />

aus einem eigens dafür adaptierten authentischen Stadel sowie einem alten Presshaus<br />

– beides befindet sich direkt im Freibereich des Ausstellungsgeländes in Poysdorf. Die<br />

Experimente beschäftigten sich mit dem Geschmacks- und dem Geruchssinn.<br />

Gestartet wird das Programm mit einer Traubensaftverkostung im alten Presshaus,<br />

die einen Einblick in die Welt der Rituale rund um das Thema Wein gibt. Im Stadel<br />

wird dann der Geschmackssinn ausführlich getestet – von Süß bis Sauer mit allem,<br />

was dazwischenliegt. Experimente machen spürbar, wie sich unsere Sinne täuschen<br />

lassen. Wie hängen Geschmacks- und Geruchssinn zusammen? Habe ich meinen Geschmackssinn<br />

im Griff? Kann ich einen bestimmten Geschmack beschreiben, und welche<br />

Hilfsmittel gibt es dafür? Welche Assoziationen habe ich zu gewissen Gerüchen?<br />

Und warum schmeckt eigentlich Süßes so gut?<br />

Alle Programme sind den jeweils gewünschten Altersgruppen angepasst.<br />

Alle Preisangaben exkl. Eintritt in die Ausstellung.<br />

Eintritt zur Ausstellung für Schüler: 3 Euro<br />

Pro Schulklasse maximal zwei Begleitpersonen frei.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 6


INfORMaTIONSTagE füR LEHRERINNEN uND LEHRER<br />

An drei Tagen werden Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, sich über die Ausstellung,<br />

über die Standorte und die Vermittlungsangebote für Schülerinnen und Schüler<br />

zu informieren. Eintritt und Führung sind kostenlos.<br />

termine<br />

Beginn: jeweils ab 14.00 Uhr oder 16.30 Uhr<br />

Mo., 6. Mai 2013; Di., 7. Mai 2013; Mi., 8. Mai 2013<br />

An jedem Informationstag gibt es die Möglichkeit, beide Standorte zu besichtigen.<br />

anmeldung erforderlich:<br />

Tel. +43 2742 908046 657<br />

Fax +43 2742 908062<br />

E-Mail office@noe-landesausstellung.at<br />

SCHuLWOCHEN<br />

Auch 2013 bieten wir in den sogenannten Schulwochen wieder einen ermäßigten<br />

Eintritt für Schulklassen an. Der Eintritt inklusive Führung kostet 100 Euro für bis zu<br />

25 SchülerInnen und max. zwei Lehrkräfte. Für jede/n weitere/n SchülerIn fallen 5,<strong>50</strong><br />

Euro und für jede weitere Begleitperson 11,<strong>50</strong> Euro an (das Angebot gilt jeweils für<br />

eine Führungsgruppe).<br />

schulwochen-termine 2013<br />

Mo., 3. Juni–Fr., 7. Juni 2013<br />

Mo., 10. Juni –Fr., 14. Juni 2013<br />

Mo., 30. September–Fr., 4. Oktober 2013<br />

Mo., 7. Oktober–Fr., 11. Oktober 2013<br />

anmeldung erforderlich:<br />

Tel. +43 2552 3515 30<br />

Fax +43 2552 3515 14<br />

E-Mail buchung@noe-landesausstellung.at<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 7


EINLEITuNg<br />

die bedeutung von brot und Wein in kultur, religion und Ernährung<br />

Brot und Wein – die beiden Themen der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong><br />

2013 – spielen in unserer christlich geprägten Kultur eine zentrale Rolle. Sie sind nach<br />

dem Zeugnis des Alten Testaments wesentliche Grundnahrungsmittel und stehen im<br />

Neuen Testament als Symbole für die Feier der Eucharistie, für Lebenskraft und das<br />

durch Gott geschenkte Leben. Brot und Wein sind Frucht der Erde und der menschlichen<br />

Arbeit. Über diesen Gaben wird das Eucharistische Hochgebet gesprochen, weil<br />

– nach dem christlichen Glauben – Jesus in diesen Elementen seine Gegenwart gestiftet<br />

hat: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen<br />

mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem<br />

Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch [mit Wein] und sagte: Dieser<br />

Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19–20).<br />

brot und Wein: grundlagen der menschlichen kultur<br />

Nach katholischer Auffassung schenkt sich Jesus Christus in der Gestalt des Brotes<br />

und des Weines in seiner ganzen Person – wer dieses Brot und diesen Wein genießt,<br />

nimmt seinen Leib und sein Blut zu sich. Wie sehr Brot und Wein im Christentum zum<br />

Abbild und Symbol erfüllten Lebens wurden, belegen auch die Selbstzeugnisse, die<br />

der Evangelist Johannes Jesus in den Mund legt: „Ich bin das Brot des Lebens“ und<br />

„Ich bin der rechte Weinstock, ihr die Reben“.<br />

Wenngleich Brot und Wein in keiner anderen Religion eine so tief greifende Wirkkraft<br />

wie im Christentum gewannen, haben ihre Heiligung und ihre religiöse Symbolik<br />

eine lange Geschichte, die weit in die vorchristliche Vergangenheit zurückreicht.<br />

Als der Mensch vor Jahrtausenden nach einem unsteten Wanderleben dazu überging,<br />

das Erdreich zu bepflanzen, und sesshaft wurde, wandelte sich damit auch sein<br />

Denken. Das fand seinen Niederschlag in der Religion. In den Früchten des Feldes, die<br />

unter den Strahlen der Sonne reiften und ihm Nahrung boten, sah er ein Geschenk<br />

jenseitiger Mächte. Daher wurde auch den Göttern der Fruchtbarkeit höchste Verehrung<br />

zuteil. Brot und Wein förderten das Gedeihen des Menschen, sein Wachstum,<br />

seine Entfaltung, sie wurden zur Grundlage der menschlichen Kultur.<br />

ähre und rebe: geschenke der götter<br />

Im Ägypten der Pharaonen wurden dem Gott Ptah die Gaben des Getreides und<br />

Brotes zugeschrieben. Für die Juden war das Brot Ausgangspunkt der religiösen und<br />

sozialen Gesetzgebung. Die Griechen der Antike schufen ihre tiefsten Legenden für<br />

den Brottempel von Eleusis. Noch zur Zeit der Spätantike feierte man in den mit<br />

Ähren geschmückten und mit Weinlaub bekränzten Gestalten von Demeter und Dionysos<br />

die sich stets erneuernde Kraft der Natur und das Hervorbringen ihrer Früchte<br />

auf Feld und Flur. Die Feste, die zu Ehren dieser Götter begangen wurden, bildeten<br />

Höhepunkte im Kreislauf des Jahres.<br />

Auch für das Volk Israel wurden neben der Ähre und dem Brot der Weinstock und<br />

die Rebe zum Ausdruck des göttlichen Segens. Mehr als 200 Mal ist in der Bibel vom<br />

Wein, vom Weinstock und vom Weingarten die Rede. Die Weingärten, die sich auf den<br />

Terrassen des gelobten Landes hinzogen und mit Sorgfalt gepflegt wurden, galten<br />

als Zeichen des Wohlstandes und des Segens. Der Weinberg war der Stolz jedes Israeliten.<br />

Umgekehrt wurde das Gericht Gottes über das abtrünnige Volk zum Abbild<br />

des verwüsteten Weinberges, auf dem Disteln und Dornen wachsen.<br />

brot und<br />

WEin<br />

stEhEn im nEuEn<br />

tEstamEnt aLs symboLE<br />

für diE fEiEr<br />

dEr EucharistiE, für<br />

LEbEnskraft und<br />

das durch gott<br />

gEschEnktE LEbEn.<br />

„bacchus und ceres“<br />

(a. Pellegrini 1720)<br />

bild: akg-images<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 8


getreide und brot: inbegriffe des Lebens<br />

Auch wenn Brot angesichts der Fülle anderer Lebensmittel in der alltäglichen Ernährung<br />

in Europa nicht mehr jene zentrale Rolle spielt, die es jahrtausendelang innehatte:<br />

Weltweit ernähren sich noch immer zwei Drittel der Bevölkerung vor allem<br />

von Getreide und Getreideprodukten. Mehr als die Hälfte aller Menschen, vorwiegend<br />

in Afrika und Asien, nehmen Getreide allerdings nicht in Form von Brot, sondern von<br />

Breigerichten zu sich.<br />

Kein oder nicht genügend Getreide zu haben bedeutet daher für die Mehrheit der<br />

Weltbevölkerung immer noch Hunger, Not und Elend. Daran erinnern uns die Millionen<br />

von Menschen insbesondere in Asien und Afrika, die jährlich verhungern, die<br />

über <strong>50</strong>0 Millionen Unterernährten auf dieser Welt und die wieder wachsende Zahl<br />

von Arbeitslosen auch in den USA und der Europäischen Union – Menschen, die sich<br />

nicht satt essen können und für die Brot sowie andere Getreideprodukten Inbegriff<br />

des Lebens sind.<br />

getreideähre bild: ilja C. Hendel Weintraube bild: Maria dirry<br />

Die herausragende Bedeutung von Getreideerzeugnissen ist einerseits wirtschaftlich<br />

begründet, da sie schon immer zu den preiswertesten, vergleichsweise auch gut<br />

lager- und transportfähigen Lebensmitteln zählten. Andererseits sind Getreideprodukte<br />

(insbesondere aus dem vollen Korn) ernährungsphysiologisch sehr wertvoll.<br />

Von den Nährstoffen, die der Mensch benötigt, fehlen im Getreidekorn nur wenige<br />

(z. B. Vitamin C) oder sind nur in geringen Mengen vorhanden (z. B. Calcium). Getreide<br />

ist deshalb nicht nur ein bedeutender Kohlenhydratlieferant, sondern weltweit<br />

auch einer der größten Proteinlieferanten.<br />

trauben und Wein: synonyme für Lebensfreude<br />

Brot ermöglicht also Leben. Und der Wein? Wie schon in der Bibel nachzulesen ist,<br />

dient er dazu, uns am Leben auch zu erfreuen. So ist es nicht verwunderlich, dass<br />

sich die zentrale Rolle von Brot und Wein auch in unzähligen, seit Jahrhunderten gebräuchlichen<br />

Sprichwörtern und Redewendungen widerspiegelt: Wenn wir arbeiten,<br />

„verdienen wir unser Brot“ – oft ist es „ein hartes Brot“, also mühselige Arbeit. Und<br />

wenn man jemandem „reinen Wein einschenkt“, dann sagt man die Wahrheit.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 9


BrOt uNd getreide<br />

1. gESCHICHTE uND KuLTuR<br />

Von Urzeiten an haben Hirse, Hafer, Gerste, Weizen, Roggen und Reis die Menschheit<br />

ernährt. Nach der Entdeckung Amerikas verbreitete sich auch der indianische<br />

Mais fast über die ganze Welt.<br />

Eine bunte Vielfalt bedeckt heute unsere Äcker. Wir wissen, dass alle heutigen Getreidearten<br />

einmal Gräser waren, deren Körner oder Samen der frühesten Menschheit<br />

als Nahrung dienten. Rund um die Wohnstätten der Sammler und Jäger keimten verloren<br />

gegangene Samen und fanden dort bessere Bedingungen vor als in der kargen<br />

Wildnis. Der Mensch begann diese Pflanzen zu hegen, er griff zum hölzernen Stock,<br />

um die Erde aufzuwühlen, und wurde so zum sesshaften Ackerbauern. Der Ackerbau<br />

schuf die Grundlage für eine arbeitsteilige Gesellschaft. Seither begleiten Saat und<br />

Ernte den Menschen durch seine jahrtausendelange Geschichte. Nahrungsproduktion<br />

und Vorratshaltung führten zu einer größeren Unabhängigkeit von der natürlichen<br />

Umwelt und bildeten die Basis für Bevölkerungswachstum. Dieser Prozess vollzog<br />

sich vor etwa 12.000 Jahren erstmals im Gebiet des „Fruchtbaren Halbmondes“<br />

(Levante, Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris und dem Westen des heutigen<br />

Iran), in Mitteleuropa jedoch erst ab zirka 5<strong>50</strong>0 v. Chr.<br />

die basis jeder kultur<br />

Das frühe Bauerntum und mit ihr die Neolithische Revolution, wie der Beginn von<br />

Ackerbau und Viehzucht in der Jungsteinzeit manchmal genannt wird, gelangte von<br />

Vorderasien über den Balkan und donauaufwärts in nordwestlicher Richtung nach<br />

Mitteleuropa. Dass das Jäger- und Sammlertum der Mittelsteinzeit von der produzierenden<br />

Form der Jungsteinzeit abgelöst wurde, hing auch mit der Einwanderung dieser<br />

Bevölkerungsgruppen zusammen, die charakteristische Neuerungen mitbrachten:<br />

die Kenntnis des Anbaus von Kulturpflanzen wie Weizenarten, Gerste, Hirse und<br />

Hülsenfrüchten sowie den Besitz und die Aufzucht von Haustieren. Ackerbau – in<br />

der einfachen Form des Hackbaus – und Viehzucht gaben Anlass zu beginnender<br />

Sesshaftigkeit in mehr oder weniger permanent bewohnten Dörfern. Dies wiederum<br />

war der Entfaltung anderer kultureller Neigungen förderlich, wie etwa der Töpferei,<br />

neuer Techniken der Steinbearbeitung in der Geräteherstellung (Pflug), der Weberei<br />

bzw. Flechtkunst unter Verwendung von Flachs oder der Entwicklung der Bäckereien.<br />

Welche Bedeutung unsere Vorfahren dem Getreide beimaßen, geht auch aus dem<br />

Wort selbst hervor. „Getreide“ stammt vom althochdeutschen „Gitregidi“ und bedeutet<br />

nichts anderes als „von der Erde Getragenes“, also Ernteertrag.<br />

alles getreide: hafer, Weizen, mais und reis<br />

Heute ist „Getreide“ eine Sammelbezeichnung für landwirtschaftlich kultivierte<br />

Pflanzen aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Zum Getreide zählt man in erster<br />

Linie die Brotgetreidearten (vor allem Weizen, Dinkel, Roggen), die Futtergetreidearten<br />

(insbesondere Mais, Triticale, Hafer, Gerste und Hirse) sowie Reis. Er wurde in<br />

Indien und China ab etwa 6000 v. Chr. domestiziert, aber schon einige Jahrtausende<br />

früher als Wildpflanze gesammelt und gegessen.<br />

Die je nach Gegend gebräuchliche Getreideart trug früher schlicht den Namen<br />

„Korn“: „Il grano“ bedeutet in Italien gleichzeitig Mais und Getreide. „Le blé“ ist im<br />

dEr ackErbau<br />

schuf<br />

diE grundLagE für<br />

EinE arbEitstEiLigE<br />

gEsELLschaft. sEithEr<br />

bEgLEitEn saat<br />

und ErntE dEn<br />

mEnschEn durch<br />

sEinE jahrtausEndE­<br />

LangE gEschichtE.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 10


französischen Sprachraum ein und dieselbe Bezeichnung für Weizen und Getreide.<br />

Und in den USA meint man mit dem „Corn Belt“ das traditionelle Maisanbaugebiet im<br />

Mittleren Westen.<br />

diE WichtigstEn brotgEtrEidE<br />

Weizen<br />

Nur aus Weizen und Roggen kann gelockertes Brot hergestellt werden.<br />

Man bezeichnet diese Getreidesorten daher als „Brotgetreide“. Für Backwaren<br />

kommen vor allem Mahlerzeugnisse von Saat- oder Weichweizen infrage. Der<br />

stärkereiche Mehlkörper ist hervorragend zur Herstellung von Kleingebäck und<br />

Brot geeignet. Im Unterschied zu Roggenmehl ist Weizenmehl aufgrund der<br />

spezifischen Eiweißstruktur („Weizenkleber“) auch ungesäuert backfähig. Der<br />

Aschegehalt gibt die Mehltype und den Ausmahlungsgrad an. Es gilt: Je geringer<br />

der Aschegehalt und die Typenzahl, desto heller das Mehl und desto höher<br />

der Anteil des Mehlkörpers aus der Mitte des Weizenkorns. Neben dem für die<br />

Broterzeugung verwendeten Weichweizen wird in Österreich Hartweizen (auch<br />

Durum genannt) angebaut, der jedoch ausschließlich für die Herstellung von<br />

Grieß und Nudeln verwendet wird.<br />

roggen<br />

Im Gegensatz zu Weizenmehl ist Roggenmehl nur mithilfe einer Teigsäuerung<br />

backfähig. Die Säuerung von Roggenteigen erfolgt üblicherweise mittels<br />

Sauerteiges oder Teigsäuerungsmitteln. Roggenmehl bindet mehr Wasser als<br />

Weizen, die Folge sind feuchte Teige mit geringerer Teiglockerung und kleinerem<br />

Brot- oder Gebäckvolumen. Daher ist Roggen das typische österreichische<br />

Brotgetreide. Hauptanbaugebiet ist das Waldviertel, wo mehr als die Hälfte des<br />

österreichischen Roggens erzeugt wird. Auch Roggen klassifiziert man anhand<br />

des Aschegehalts in verschiedene Typen: Type 960 oder höher bezeichnet<br />

ballaststoffreiches Roggenmehl, das saftige Brote ergibt. Sie liefern einen<br />

wichtigen Beitrag zu gesunder Ernährung.<br />

dinkel<br />

Der Dinkel (Spelzweizen) ist die Urform des Weizens, jedoch nicht so ertragreich<br />

wie dieser. Er enthält sehr wertvolles Eiweiß und hat einen hohen<br />

Klebergehalt. Da Dinkel bei der Teigbereitung das Wasser besser bindet als<br />

Weizen, bleibt das Gebäck länger frisch. Dinkel wird in Österreich vor allem<br />

biologisch angebaut.<br />

Im Niltal des alten Ägypten wurden schon im 4. Jahrtausend v. Chr. Gerste und<br />

Weizen gepflanzt. Auch die späteren Römer bauten hauptsächlich diese beiden Getreidearten<br />

an. Roggen und Hafer fanden erst im Zuge indogermanischer Völkerwanderungen<br />

etwa 2000 v. Chr. ihren Weg über Südwestasien nach Mitteleuropa. Den<br />

zuerst einwandernden Kelten war vor allem der Emmer, die kornartige Urform des<br />

Hartweizens, bekannt. Er bildete im Altertum die Hauptbrotfrucht. Heute ist er nur<br />

noch vereinzelt anzutreffen, gewinnt in der Küche seit wenigen Jahren aber wieder<br />

Renommee als Alternative zu Reis.<br />

Von den Römern lernten die Kelten den Weizenanbau kennen. Hirse, die älteste genutzte<br />

Getreideart, stellte trotz der neu zugebrachten Getreidearten (neben Weizen<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 11


auch Hafer und Roggen) bis weit ins Mittelalter hinein in weiten Gebieten Mitteleuropas<br />

die Hauptgetreideart dar. Als einzige Getreideart aus der Neuen Welt ist der Mais in Europa,<br />

Asien und Afrika erst seit dem 16. Jahrhundert (Entdeckung Amerikas) bekannt.<br />

Auch im Weinviertel haben jungsteinzeitliche Bauern schon Getreide kultiviert. In<br />

der Gemeinde Pulkau (Bezirk Hollabrunn) wurden Gruben aus der frühen bis mittleren<br />

Bronzezeit entdeckt, die vermutlich der Getreidelagerung dienten. Bis heute ist<br />

die Landschaft des Weinviertels nicht nur vom namengebenden Weinbau, sondern<br />

vor allem vom Getreidebau geprägt. Von 278.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes<br />

werden rund 158.317 Hektar für den Getreideanbau genutzt. Das trockene Klima verhindert<br />

zwar hohe Getreideerträge, bietet jedoch ideale Bedingungen für Qualitätsgetreide<br />

mit besonders hohem Gehalt an Klebereiweiß und ausgezeichneter Backqualität.<br />

Das Marchfeld wird daher auch als „Kornkammer Österreichs“ bezeichnet.<br />

die vielfalt des getreides<br />

Beim Getreideanbau unterscheidet man zwischen Winter- und Sommergetreide: Wintergetreide<br />

wird ab September gesät und ab ungefähr Mitte Juni des nächsten Jahres<br />

geerntet. Durch die längere Vegetationszeit und die Winterfeuchtigkeit bringen Wintergetreide<br />

höhere Erträge als Sommergetreide. Im Gegensatz zum Sommergetreide<br />

benötigt das Wintergetreide einen Kältereiz als Stimulation, um im nächsten Frühjahr<br />

Blüten und Samen (Körner) zu bilden (Vernalisation). Zu den in Österreich angebauten<br />

Wintergetreidearten zählen Winterweizen, Winterroggen, Wintergerste und Wintertriticale.<br />

Sommergetreide – hierzulande Mais, Sommergerste, Hafer, Sommerroggen und<br />

Sommerweizen – wird erst im Frühjahr gesät, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist<br />

(ab etwa Anfang März), und benötigt nur einige Monate, bis es erntereif ist.<br />

diE WichtigstEn anbauartEn<br />

traditioneller und intensiver anbau<br />

Darunter ist der von Generation zu Generation überlieferte Anbau zu verstehen.<br />

Er zeichnete sich in den letzten <strong>50</strong> Jahren durch eine bedeutende Ertragssteigerung<br />

aus, die mit einer Intensivierung der pflanzenbaulichen Nutzung<br />

des Bodens Hand in Hand ging. Erreicht wurde dies durch die Verwendung<br />

besserer Sorten, eine intensivere Düngung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />

und eine allgemein verbesserte Anbautechnik.<br />

integrierte Produktion (iP)<br />

Der Begriff „Integrierte Produktion“ steht für eine Bewirtschaftungsform,<br />

die sich um einen schonungsvollen Umgang mit Natur und Umwelt bemüht.<br />

Wesentliche Grundsätze sind: die Erhaltung der Artenvielfalt und der Bodenfruchtbarkeit,<br />

geeignete Fruchtfolge, reduzierter Einsatz von Dünger und<br />

Pflanzenschutzmitteln, artgerechte Nutztierhaltung.<br />

biologischer anbau<br />

Beim biologischen Landbau handelt es sich um eine noch konsequenter umweltschonende<br />

Produktionsform. Anders als bei der Integrierten Produktion ist<br />

der Einsatz von chemisch-synthetischem Dünger und Pflanzenschutzmitteln<br />

hier verboten. Bio ist aber mehr als nur der Verzicht auf Chemie: Ganzheitlich<br />

vernetztes Denken und ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf mit einer<br />

vielfältigen Struktur sind die Grundlagen erfolgreicher biologischer Landwirt-<br />

diEkornkammEr östErrEichs: das<br />

WEinviErtEL biEtEt<br />

idEaLE kLimatischE<br />

bEdingungEn für<br />

QuaLitätsgEtrEidE<br />

von ausgEzEichnEtEr<br />

backQuaLität.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 12


schaft. Die natürlichen Ressourcen Boden und Wasser werden dabei geschont.<br />

Dafür nehmen Biobauern einen höheren Arbeitsaufwand und kleinere Erträge<br />

in Kauf. Das wissen immer mehr Konsumenten zu schätzen, die bereit sind, für<br />

Biobrot und -gebäck auch etwas höhere Preise zu zahlen. Derzeit liegt der<br />

Anteil von Biobackwaren in Österreich nach groben Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums<br />

bei rund 20 Prozent.<br />

Bei der Getreideverwendung wird zwischen Brot- und Futtergetreide unterschieden:<br />

Die wichtigsten Brotgetreide sind Weizen (Weichweizen), Roggen und Dinkel,<br />

die wichtigsten Futtergetreide Mais, Gerste, Hafer und Triticale (eine Kreuzung aus<br />

Weizen und Roggen). Letztere werden in erster Linie zur Tierfütterung angebaut,<br />

finden aber auch für die Ethanol- (Triticale) und Biogaserzeugung (Mais) Verwendung.<br />

In Österreich stellt Mais nach Weizen die wichtigste Kulturart dar: Jährlich wird<br />

derzeit auf rund 300.000 Hektar Ackerfläche Mais angebaut, und das dank der guten<br />

Klima- und Bodenverhältnisse in vielen Regionen. Die Hauptanbaugebiete sind jedoch<br />

Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 13


2. VOM KORN ZuM BROT<br />

Um Getreide für den Menschen genießbar zu machen, muss es verarbeitet werden.<br />

Jahrtausendelang wurde das reife Getreide auf sogenannten Steinmühlen zermahlen,<br />

mit Wasser zu einem Brei gekocht und gegessen. Mörser und Stößel bildeten bereits<br />

eine verfeinerte Form des Reibsteinprinzips. Handmühlen aus zwei runden Mühlsteinen<br />

sind seit etwa 900 bis 800 v. Chr. nachweisbar. Die Erfindung der Mühle mit zwei<br />

übereinanderliegenden radförmigen, flachen Steinen, von denen der obere beweglich<br />

war, wird den Römern zugeordnet.<br />

mahlstein (ägypten, ca. 2300 v. chr.)<br />

bild: akg-images<br />

historische mühle (anfang 19. jh.)<br />

bild: science photo library<br />

mahlen und backen<br />

Kleinere und größere, vor allem an Flussläufen liegende Mühlen wurden vermutlich<br />

erstmals im Zuge der Besetzung weiter Teile unseres heutigen Territoriums durch<br />

die Römer errichtet oder nach dem Vorbild der römischer Wasserrad-Mühlen gebaut.<br />

Im Mittelalter standen die Mühlen meist im Besitz von Adel und Klöstern. Die einer<br />

weltlichen oder klösterlichen Herrschaft unterstehenden Bauern durften ihr Getreide<br />

nur in der zur Grundherrschaft gehörenden Mühle vermahlen lassen. Mit der Abschaffung<br />

der Herrschaftsrechte in der Frühen Neuzeit endete auch diese Bindung<br />

an eine einzige Mühle.<br />

Neben dem Getreidebrei kam Schritt für Schritt auch das Brot auf, zunächst nicht in<br />

Öfen, sondern in Asche oder einer Herdmulde gebacken. Schließlich begannen findige<br />

Menschen, die gewölbt geformten Brotteige in Backmulden zu garen, später verwendeten<br />

sie sogenannte Backglocken, die über den Teiglaib gestülpt wurden. Nun wurde<br />

auch der letzte Schritt vollzogen, nämlich das Backen der Fladenbrote in Backöfen.<br />

In den von ihnen kolonisierten Gebieten führten die Römer auch die ersten professionellen<br />

Bäckereien ein. Damit endete die Zeit, in der vor allem Frauen in gemeinschaftlichen<br />

Dorf- oder kleinen Hausbacköfen Brot herstellten. Mit Beginn des<br />

11. Jahr hunderts begannen sich die Bäcker in einigen europäischen Städten zunftmäßig,<br />

also in Berufsverbänden, zu organisieren, die Produktqualität, Preise, Löhne,<br />

Arbeit, Ausbildung und Streitigkeiten regelten. Bis weit ins 13. Jahrhundert hinein<br />

bildeten auf dem Land noch Getreidebreie die Hauptpfeiler der menschlichen Ernährung.<br />

In den Städten aber übernahm diese Rolle mehr und mehr das Brot.<br />

vom getreidebrei zum brot<br />

Zu welchem Zeitpunkt die Veredelung des Getreidebreis zu Brot erstmals gelang,<br />

bleibt weiterhin ein Geheimnis. Neolithische Funde weisen bereits die Existenz gelockerten<br />

Brotes mit Poren nach. Fest steht, dass die alten Ägypter im Gegensatz zu<br />

bis ins<br />

13. jahrhundErt<br />

biLdEtEn<br />

auf dEm Land<br />

gEtrEidEbrEiE diE<br />

hauPtPfEiLEr dEr<br />

Ernährung. in dEn<br />

städtEn übErnahm<br />

diEsE roLLE mEhr<br />

und mEhr das brot.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 14


anderen Völkern, die eine abergläubische Furcht vor „verfaulenden Speisen“ hatten,<br />

viel aufgeschlossener waren und natürliche Vorgänge sehr genau beobachteten. Ihr<br />

Gemisch aus Nilwasser und Mehl enthielt Nährstoffe, die von Hefepilzsporen und<br />

säurebildenden Bakterien (Milchsäurebakterien) vergoren wurden. Die gasförmigen<br />

Umwandlungsprodukte – Alkohol und Kohlenstoffdioxid – konnten aus der zähen<br />

Masse nicht entweichen, blähten sie vielmehr auf und lockerten den Teig, aus dem<br />

beim Backen ein lockeres, poröses und luftiges Brot entstand. Dieser chemische Prozess<br />

ist nicht zuletzt auch Namensgeber für unser Wort „Brot“. Der Begriff stammt<br />

vom althochdeutschen „prôt“ ab, was so viel heißt wie „Gegorenes“.<br />

Für die aufgeschlossenen Ägypter war es dann nur noch ein kleiner Schritt, ein<br />

Stück vom Sauerteig aufzubewahren und in den nächsten Teig einzupflanzen, um<br />

denselben Effekt zu erreichen. Bald einmal war den Ägyptern dieser Grundstoff des<br />

Brotbackens so kostbar wie anderen Völkern das Feuer. Der Sauerteig blieb jahrtausendelang<br />

die Basis der Brotherstellung. Erst die Entdeckung der Hefezellen im<br />

19. Jahr hundert leitete eine völlig neue Ära der Brotproduktion ein: Nunmehr verwendete<br />

man (Hefeteig-)Backmischungen statt Sauerteig zur Herstellung von Brotteigen.<br />

Im 20. Jahrhundert setzte sich diese Praxis zuerst in den neu entstehenden Backfabriken,<br />

später auch in den mittleren und kleineren Bäckereien weitgehend durch.<br />

vom sauerteig zum hefeteig<br />

Damit begann die Industrialisierung auch in den Backstuben Einzug zu halten. Sie<br />

beendete sukzessive nicht nur das Zunftwesen, sondern leitete auch den Wechsel<br />

vom direkt beheizten Holzofen zum indirekt beheizten Backofen mit Erdöl, Gas oder<br />

Strom als Energieträger ein. Der Einsatz ausziehbarer Ofenplatten ermöglichte eine<br />

bessere Nutzung der Ofenfläche und vereinfachte das Beschicken (Füllen) bzw. Ausbacken<br />

(Leeren) des Ofens.<br />

Die Vorteile waren groß: Arbeitsersparnis, verglichen mit der Herstellung von Sauerteig;<br />

finanzielle Einsparungen (man braucht zur Teigherstellung mit Backmischungen<br />

nicht mehr so viele ausgebildete Fachkräfte); eine gleichmäßige Teigbereitung,<br />

die für die Maschinengängigkeit der Brotfabriken unabdinglich ist. Sie wurden allerdings<br />

mit einem Verlust von Geschmack und der traditionellen Brotqualität erkauft.<br />

Während Sauerteigbrot über zwei Wochen halt- und genießbar ist, sind Brote aus<br />

Backmischungen meist schon nach ein bis zwei Tagen hart. Sauerteigbrot ist bei der<br />

Lagerung auch weniger schimmelanfällig. Die Geschmackseinbußen lassen sich zwar<br />

zum Teil durch Zutaten (Gewürze, Körner, Fett etc.) mindern, dennoch setzen seit einigen<br />

Jahren ausgewählte kleine bis mittlere Backbetriebe wieder auf ihren Betriebssauerteig<br />

und liefern gute bis herausragende Brotqualität.<br />

zurück<br />

zum ursPrung?<br />

kLEinE<br />

bäckErEiEn sEtzEn<br />

hEutE WiEdEr auf<br />

sELbstgEmachtE<br />

sauErtEigE statt auf<br />

standardisiErtE<br />

backmischungEn und<br />

PunktEn mit<br />

individuELLEm<br />

brotgEschmack.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 15


3. BROTKuLTuREN DER WELT<br />

Brot wird in mannigfaltiger Art auf der ganzen Welt gebacken. Es ist, neben anderen<br />

Formen der Getreidenahrung (Brei, Reis, Nudeln etc.), in allen Erdteilen die wichtigste<br />

Quelle für die Zufuhr von komplexen Kohlenhydraten, in manchen Gebieten<br />

auch von Eiweiß (je nach Ernährungsgewohnheiten zwischen 18 und 80 Prozent).<br />

Zudem enthält es wertvolle Vitamine und Mineralstoffen. In vielen Ländern werden<br />

primär Fladenbrote zubereitet, da deren Herstellung in verhältnismäßig einfachen<br />

Backöfen möglich ist und sich diese Brotart als Beilage oder Unterlage mit vielen<br />

Speisen hervorragend kombinieren lässt. Vor allem in der orientalischen und der indischen<br />

Küche (Pide, Chapati, Papadam etc.), in Mittel- und Südamerika (Tortilla) sowie<br />

in Afrika sind sie meist fixer Bestandteil einer Mahlzeit.<br />

Auch in Österreich hat sich die Vielfalt der Brotsorten in den letzten Jahrzehnten<br />

deutlich erhöht. Waren es bis vor zirka 30 Jahren grob gesehen zehn, so gibt es heute<br />

in Österreich rund 1<strong>50</strong>, nach anderen Zählungen bis zu 300 verschiedene Brot- und<br />

Gebäcksorten. Die Vielfalt ist Folge der Variierung von Getreidearten, Mischungsverhältnissen,<br />

Mahltechniken, Teigbereitungen, Zutaten und Backformen. Brotnamen<br />

unterscheiden sich nach der verwendeten Getreideart (Weizen-, Roggen-, Dinkelbrot,<br />

Mischbrot etc.), Mehlart (Auszugs- oder Vollkornmehl), nach besonderen Zutaten<br />

(Nussbrot, Keimlingsbrot, Kürbiskernbrot, Kletzenbrot etc.), nach Backformen bzw.<br />

-methoden (Kastenbrote wie z. B. Toastbrot, Dampfkammerbrote wie z. B. Pumpernickel,<br />

Steinofenbrot) oder besonderen Formen (z. B. Baguette), nicht zuletzt aber<br />

auch danach, ob es sich um gesäuerte (Sauerteig oder Hefe) oder ungesäuerte Brote<br />

(Fladenbrote) handelt.<br />

Bei uns herrschen Roggen- und Weizen-, vor allem jedoch die sogenannten Mischbrote<br />

vor, die unter vielen verschiedenen Namen angeboten werden: Landbrot, Landkornbrot,<br />

Bauernbrot, Krustenbrot u. Ä.<br />

bEkanntE intErnationaLE brotsortEn<br />

baguette<br />

Langes, schlankes Weißbrot mit knuspriger Kruste. Ein Qualitätsmerkmal des<br />

französischen Baguettes ist die grobe und ungleichmäßige Porung der Krume.<br />

Wörtlich übersetzt bedeutet Baguette „Stöckchen“ oder „Stab“.<br />

ciabatta<br />

Italienisches Weißbrot auf Basis von Weizenmehl, Salz, Hefe, Wasser und<br />

Olivenöl. Damit sich die typische ungleichmäßige Porung und die kräftige Kruste<br />

bilden, benötigt der Teig eine lange Ruhezeit bei kühler Lagerung. Durch Zugabe<br />

von verschiedenen Kräutern, getrockneten Tomaten oder Oliven entstehen<br />

Varianten der Ciabatta. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name „Pantoffel“, was<br />

von der flachen, länglichen und breiten Form des Brotes herrühren soll.<br />

chapati<br />

Indisches Fladenbrot aus einer Vollkornmischung von Gerste, Hirse und<br />

Weizen. Mit Wasser, Öl und Salz wird die Mischung zu einem Teig verarbeitet.<br />

Daraus rollt man dünne Fladen und bäckt sie in einer trockenen Pfanne aus.<br />

Chapatis sind das Hauptnahrungsmittel in Nordindien.<br />

gEtrEidE<br />

und brot<br />

sind WELtWEit diE<br />

WichtigstEn QuELLEn<br />

für diE zufuhr<br />

komPLExEr kohLEnhydratE,<br />

in manchEn<br />

ErdtEiLEn auch<br />

von EiWEiss.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 16


knäckebrot<br />

Ursprünglich stammt Knäckebrot aus Schweden. Es wird meist aus Vollkorngetreide<br />

– hauptsächlich Roggenschrot und fein gemahlenem Roggen- und<br />

Weizenmehl – hergestellt und sehr kurz und sehr heiß gebacken: Dadurch<br />

enthält es nach dem Backen weniger als zehn Prozent Wasser und ist sehr<br />

lange haltbar.<br />

nan<br />

Ein indisches Fladenbrot aus gesäuertem Teig. Zum Säuern des Teiges wird<br />

Joghurt, Hefe oder auch Backpulver verwendet. Ursprünglich wurde Nan vor<br />

allem aus Hirse hergestellt, heute nimmt man meist Weizenmehl. Der Fladen<br />

wird vor dem Backen in eine längliche Form mit etwas dickerem Rand gebracht<br />

und meist über offener Glut gebacken.<br />

Pita<br />

Das Fladenbrot aus Hefeteig stammt ursprünglich aus Griechenland. Unter<br />

dem Namen „Pide“ ist es aber auch in der Türkei bekannt und bis in den Nahen<br />

Osten verbreitet. Pita wird mehrmals täglich frisch gebacken und dient als Beilage<br />

zu fast allen Mahlzeiten.<br />

Pumpernickel<br />

Sein typisches Aroma erhält das deutsche Pumpernickel durch die lange<br />

Backzeit: 16, manchmal sogar 21 Stunden bei etwa 110 Grad. Dabei wird die<br />

Stärke zum Teil zu Zucker abgebaut und karamellisiert. Weil das „Schwarze“ in<br />

Dampfkammern eher gekocht als gebacken wird, entsteht keine Rinde. Pasteurisiert<br />

hält sich Pumpernickel in der ungeöffneten Verpackung gut sechs Monate<br />

lang, in der Dose sogar 24 Monate.<br />

schüttelbrot<br />

Eine Spezialität aus Südtirol ist das Schüttelbrot. Der Teig besteht aus Roggenmehl,<br />

Wasser, Hefe, Salz und Gewürzen und wird – wie der Name schon<br />

sagt – von Hand flach in Form geschüttelt, bevor man ihn knusprig ausbäckt.<br />

Der fertige Fladen ist sehr dünn, knusprig und lange haltbar.<br />

toastbrot<br />

Der Teig für das Toastbrot besteht aus Weizenmehl, Wasser, Milch, Fett,<br />

Zucker, Salz und Triebmitteln wie Hefe, Sauerteig oder Backpulver. Die feine<br />

Porung des Toastbrotes und das typische Röstaroma, das beim Toasten entsteht,<br />

sind auf seinen hohen Eiweißgehalt zurückzuführen. Es ist vor allem in<br />

Großbritannien und den USA beliebt, wo es getoastet zum Frühstück oder ungetoastet<br />

als Sandwich gereicht wird.<br />

yufka<br />

Das türkische Fladenbrot aus ungesäuertem Teig besteht aus gemahlenem<br />

Getreide und Wasser. Da es beim Backen kaum aufgeht, sind die fertigen Fladen<br />

nur wenige Millimeter dick. Yufka haben einen Durchmesser von 30 bis 70 Zentimetern<br />

und werden meist verwendet, um Dönerfleisch darin einzurollen.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 17


4. DIE WIRTSCHafTLICHE<br />

BEDEuTuNg VON<br />

gETREIDE uND BROT<br />

Getreide (vor allem Mais, Reis und Weizen) gehört neben Wurzel- und Knollenfrüchten<br />

(vor allem Kartoffeln, Maniok und Yams) sowie Hülsenfrüchten (vor allem Linsen,<br />

Kichererbsen und Sojabohnen) zu den weltweit wichtigsten Grundnahrungsmitteln.<br />

moderner backshop bild: foltin Jindrich traditioneller bäcker in nö bild: rene prohaska<br />

das weltweit wichtigste agrarprodukt<br />

Mengenmäßig sind Getreide und Getreideprodukte (Brot, Nudeln etc.) mit Abstand<br />

die wichtigsten Agrarprodukte überhaupt. Im Erntejahr 2010 wurden laut FAO<br />

weltweit insgesamt rund 2.433 Millionen Tonnen Getreide produziert. Zum Vergleich:<br />

Beim Gemüse waren es 866 Millionen Tonnen, bei Wurzeln und Knollen 715 Millionen,<br />

bei Milch 619 Millionen, bei Obst <strong>50</strong>3 Millionen und bei Fleisch 259 Millionen<br />

Tonnen (Vergleichsdaten aus 2004, FAO). Seit 1960 hat sich die weltweite Getreideproduktion<br />

fast verdreifacht. China ist mittlerweile vor den USA (gefolgt von Indien,<br />

Indonesien und Brasilien) der größte Getreideproduzent der Welt. China und die USA<br />

produzieren heute jährlich mehr Getreide, als 1960 weltweit erzeugt wurde. Aufgrund<br />

des weiteren Bevölkerungswachstums geht die FAO davon aus, dass die Weltgetreideproduktion<br />

bis 20<strong>50</strong> auf mindestens drei Milliarden Tonnen anwachsen muss, um<br />

das Welthungerproblem einigermaßen zu bewältigen.<br />

brot, gEsELLschaft & PoLitik<br />

Die geschichtliche Entwicklung der Getreidenahrung ist eng mit gesellschaftlichen,<br />

politischen und ökonomischen Entwicklungen verbunden. Die<br />

Schlüsselrolle, die Brot in der kulturellen und politischen Entwicklung zukam,<br />

lässt sich beispielhaft an der Entstehung und dem Verfall des Römischen Reiches<br />

zeigen: Die Ernährung der Legionen, die das römische Weltreich eroberten,<br />

bestand zum Großteil aus Getreide in Form von Brei oder Brot. Als im Römischen<br />

Reich der Getreideanbau zurückgedrängt wurde, weil die sogenannte<br />

Latifundienwirtschaft mit Viehzucht dominierte, wurde das lebensnotwendige<br />

Getreide aus Sizilien, Spanien und Nordafrika importiert. Der Verlust dieser<br />

Provinzen und damit das Ausbleiben der wichtigen Getreidelieferungen trugen<br />

wesentlich zum Niedergang des Römischen Reiches bei.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 18


Auch in den Jahrhunderten danach hatte die ausreichende Versorgung mit<br />

billigem Brot immer große Bedeutung. Sein Mangel gab und gibt stets Anlass<br />

für Hungersnöte, Geburtenrückgänge, Aufstände und Revolutionen sowie Emigration.<br />

Geflügelt ist die Rede von „panem et circenses“ („Brot und Spiele“) des<br />

römischen Dichters Juvenal – sie beschreibt eine bis heute bewährte Methode,<br />

Menschen trotz politischer Krisen ruhig zu halten, indem man sie vor Hunger<br />

bewahrt und mit Unterhaltung ablenkt. Fast ebenso berühmt ist der fälschlicherweise<br />

Marie Antoinette, der Gemahlin des französischen Königs Ludwig XVI.<br />

und Tochter Maria Theresias, zugeschriebene Ausspruch angesichts der großen<br />

Hungersnot im vorrevolutionären Frankreich: „Wenn sie [die Armen, Anm.] kein<br />

Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ In den 1920er-Jahren und im<br />

Vorfeld des Zweiten Weltkrieges kämpften Sozialdemokraten und Nationalsozialisten<br />

zum Teil mit demselben Slogan um Wählerstimmen: „Arbeit und Brot“. Und<br />

die Aufstände in Tunesien, die Ende 2010 den „Arabischen Frühling“ auslösten,<br />

wurden nicht zuletzt durch den Anstieg der Getreidepreise befeuert.<br />

getreide: nahrung für mensch und tier<br />

Das wäre freilich schon mit der heute geernteten Menge möglich. Tatsächlich werden<br />

aber nur 47 Prozent der weltweiten Getreideproduktion unmittelbar für Nahrungsmittel<br />

verwendet. 34 Prozent dienen als Futtermittel, 13 Prozent fallen auf<br />

Saatgut, technische Verwertung und Verluste, sechs Prozent werden zu Bioethanol<br />

(Biosprit) verarbeitet (AMI, IGC, US Department of Agriculture). Heute füttert man<br />

viele Tiere, die zur Fleischproduktion gemästet werden, mit Getreide. Das Bild von im<br />

Freien grasenden Kühen, wie wir es aus den österreichischen Alpen kennen, trifft jedoch<br />

nur mehr auf einen kleinen Teil der Viehzucht zu. Geringe zehn Prozent des verfütterten<br />

Getreides werden dabei in Fleischmasse umgewandelt, das heißt: Um eine<br />

tierische Nahrungskalorie herzustellen, braucht es etwa zehn pflanzliche Kalorien aus<br />

Futtermitteln. Sie werden vor allem aus Getreide und Soja gewonnen, also aus zentralen<br />

Grundnahrungsmitteln des Menschen. Durch eine Senkung des Fleischkonsums<br />

könnten große Anbauflächen und Getreidemengen zugunsten der menschlichen Ernährung<br />

genutzt werden statt für die Viehmast.<br />

In Österreich ist der Anteil von Futtergetreide an der gesamten Getreideproduktion<br />

(in den letzten Jahren jeweils zwischen 4,1 und 5,5 Millionen Tonnen) mit über<br />

60 Prozent (AMA) sogar noch deutlich höher als im weltweiten Durchschnitt. Ein<br />

Großteil des österreichischen Getreides wird im Weinviertel (inkl. Marchfeld) produziert.<br />

Von 278.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes werden hier rund 158.317 Hektar<br />

für den Getreideanbau genutzt. Etwa sechs Prozent der gesamten Getreidefläche<br />

werden nach biologischen Richtlinien bestellt. Der jährliche Ertrag liegt bei 5.<strong>50</strong>0 bis<br />

6.000 Kilogramm pro Hektar, für Bio-Getreide etwa 1.000 Kilogramm weniger.<br />

agrarischE Produktion in östErrEich<br />

Im Wirtschaftsjahr 2010/11 produzierte die österreichische Landwirtschaft<br />

rund 4,8 Millionen Tonnen Getreide, 429.700 Tonnen Obst, 654.000 Tonnen<br />

Gemüse, 671.700 Tonnen Kartoffeln, 352.100 Tonnen Ölsaaten, 3,1 Millionen<br />

Tonnen Zuckerrüben und 1,7 Millionen Hektoliter Wein. Dazu kommt die Produktion<br />

tierischer Produkte: 927.<strong>50</strong>0 Tonnen Fleisch, 3,34 Millionen Tonnen<br />

Milch, 1,68 Milliarden Eier und 3.300 Tonnen Fisch.<br />

übEr<br />

60 ProzEnt<br />

dEs in östErrEichEr<br />

ProduziErtEn<br />

gEtrEidEs WErdEn<br />

an tiErE vErfüttErt.<br />

abEr nur EtWa<br />

zEhn ProzEnt dEs<br />

vErfüttErtEn<br />

gEtrEidEs könnEn<br />

dabEi in fLEischmassE<br />

umgEWandELt<br />

WErdEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 19


Der Grad der Eigenversorgung erreichte bei Getreide 88 Prozent, bei Eiern<br />

82, bei Wein 66, bei Gemüse 61, bei Obst 52 und bei pflanzlichen Ölen 26 Prozent.<br />

Dagegen ist der Eigenversorgungsgrad bei Fleisch (112 Prozent) und Käse<br />

(inkl. Schmelzkäse) mit 110 Prozent positiv (Statistik Austria, Lebensministerium).<br />

Das gesamte Agraraußenhandelsvolumen betrug in diesem Zeitraum<br />

17,8 Mrd. Euro – das heißt, es wurden Importe im Wert von 9,3 Mrd. Euro und<br />

Exporte im Wert von 8,5 Mrd. Euro getätigt. Dies entsprach einem Anteil<br />

von 7,4 Prozent am gesamten österreichischen Außenhandelsvolumen von<br />

242,4 Mrd. Euro (Statistik Austria, Lebensministerium).<br />

brotproduktion in österreich<br />

Wie viel Brot bzw. Backwaren in Österreich produziert werden, ist nur schwer zu<br />

errechnen. Eine Zusammenfassung der Daten der Konjunkturstatistik zeigt, dass im<br />

Jahr 2008 rund 420.7<strong>50</strong> Tonnen an frischem Brot und feinen Backwaren in Österreich<br />

hergestellt und verkauft wurden. Diese Verkäufe ergeben in Summe einen Wert<br />

von rund 1.139,6 Mio. Euro und stehen einer technischen Gesamtproduktion von etwa<br />

1.157,5 Mio. Euro gegenüber (Statistik Austria, 2008). Diese Menge ist allerdings nur<br />

als Untergrenze zu verstehen, da zum einen nicht alle Bäckereiunternehmen in der<br />

Statistik erfasst sind und zum anderen nicht alle betroffenen Produkte in die Berechnungen<br />

einbezogen werden konnten. Eine Studie der Universität für Bodenkultur<br />

aus dem Jahr 2009 geht daher davon aus, dass in Österreich zwischen 569.942 und<br />

660.478 Tonnen an Backwaren (inkl. Brot) hergestellt werden.<br />

Backwaren sind neben Fleisch sowie Obst und Gemüse auch eine der wichtigsten<br />

Importwaren unter den Lebensmitteln in Österreich. Im Jahr 2007 belief sich der Importwert<br />

von Backwaren auf 395,1 Mio. Euro, während die Exporte bei 300 Mio. Euro<br />

lagen (BMLFUW, 2008).<br />

strukturwandel im backgewerbe<br />

Die Zahl der Bäckerbetriebe in Österreich hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen.<br />

Im Jahr 1993 gab es noch 2.523 Bäckerbetriebe, 15 Jahre später waren es<br />

nur mehr 1.734, davon zirka 55 Prozent Kleinbetriebe (mit bis zu neun Mitarbeitern).<br />

Diese haben in den letzten Jahren immer mehr Marktanteile an den Lebensmitteleinzelhandel<br />

verloren. Das Bedürfnis nach mehrmals täglich frischen und billigeren<br />

Produkten hat die Entwicklung von sogenannten Backshops forciert. Schon vor zehn<br />

Jahren haben österreichische Bäcker mehr Backwaren über den Lebensmitteleinzelhandel<br />

verkauft als in Bäckereifachgeschäften. Diese Vertriebsform begünstigt zudem<br />

größere, insbesondere industrielle Bäckerbetriebe, die auch auf hoch frequentierten<br />

Plätzen wie Bahnhöfen, U-Bahn-Stationen etc. eigene Backshops betreiben:<br />

Dort werden die sogenannten Teiglinge – das sind in der Regel industriell hergestellte,<br />

fertig bearbeitete und zu Broten, Semmeln etc. geformte rohe, meist gekühlte<br />

(gärungsunterbrochene) oder tiefgekühlte Teigstücke – nur mehr aufgebacken.<br />

brotkonsum in österreich<br />

Ob frisch vom Bäcker oder aufgebacken im Backshop oder Supermarkt: Wie in<br />

vielen europäischen Ländern liegt der Brotkonsum auch in Österreich weit unter<br />

den Konsumempfehlungen für eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Bei den<br />

zu Hause konsumierten Lebensmitteln nehmen Fleisch- und Wurstwaren (drei Kilogramm<br />

pro Kopf/Monat) in Österreich quantitativ sogar einen höheren Stellenwert<br />

ein als Brot und Getreideprodukte (2,9 Kilo pro Kopf). Rechnet man die außer Haus<br />

diE brotviELfaLt<br />

stEigt, abEr dEr<br />

brotkonsum stagniErt<br />

auf rELativ<br />

niEdrigEm nivEau.<br />

und immEr mEhr<br />

brot LandEt in dEn<br />

müLLtonnEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 20


gegessenen Brot- und Backwaren dazu, sind es 4,7 Kilogramm pro Kopf/Monat (Statistik<br />

Austria, Konsumerhebung 2009/10). Das entspricht knapp 1<strong>50</strong> Gramm Brot und<br />

Gebäck pro Tag. Damit essen die Österreicher heute deutlich weniger Brot als noch<br />

in den 19<strong>50</strong>er-Jahren. Damals lag der durchschnittliche Brotkonsum bei über acht<br />

Kilogramm pro Kopf/Monat!<br />

Je weniger Brot heute gegessen wird, desto mehr wird weggeworfen: In Österreich<br />

landen Tonnen an Brot und Gebäck auf dem Müll. Bäcker und Handel bleiben auf bis zu<br />

25 Prozent der Brotprodukte sitzen. Doch nicht nur das: Laut Berechnungen der Wiener<br />

Universität für Bodenkultur werden nur 85 Prozent des verkauften Brotes auch gegessen.<br />

Der Rest kommt in die privaten Mülltonnen: Brot im Wert von mehreren hundert<br />

Euro pro Familie und Jahr. Unterm Strich bauen Österreichs Landwirte somit Jahr für<br />

Jahr auf 20.000 Hektar Ackerfläche Getreide an, das letztlich im Abfall endet.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 21


5. BERufE RuND uMS BROT<br />

5.1. BauER / LaNDWIRT<br />

Der Beruf des Bauern (von mittelhochdeutsch „gebure“ für Mitbewohner, Nachbar<br />

bzw. Dorfgenosse abgeleitet) steht am Anfang der menschlichen Zivilisation. Lange<br />

Zeit war Bauer auch eine Standesbezeichnung (Bauernstand) in der nach Berufsständen<br />

hierarchisch organisierten Gesellschaft. Als Bauer bezeichnete man einen<br />

Angehörigen des untersten Standes, der weder ritterliche Aufgaben wahrnahm noch<br />

bürgerliche Gewerbe betrieb. Heute sind Bauern de facto „landwirtschaftlich tätige<br />

Selbstständige“ oder Unternehmer.<br />

getreideernte einst … bild: imagno … und jetzt bild: Alfred schauhuber<br />

der bauer als allround-unternehmer<br />

Hauptaufgabe eines Landwirtes ist die Erzeugung von Nahrungsmitteln pflanzlicher<br />

und tierischer Herkunft, daneben aber immer öfter auch die Erzeugung von<br />

nachwachsenden Rohstoffen und die Produktion von Energie (z. B. Rapsöl, Biogas).<br />

Die Tätigkeit umfasst Management und Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes<br />

einschließlich kleinbäuerlicher Forstwirtschaft. In vielen Gegenden wird das Berufsbild<br />

des landwirtschaftlich Selbstständigen aber mehr und mehr um zusätzliche<br />

Aufgabenbereiche erweitert: etwa das Angebot von Dienstleistungen, beispielsweise<br />

im Bereich Freizeit und Erholung (Agrotourismus und Fremdenverkehr im ländlichen<br />

Raum), sowie die Natur- und Landschaftspflege (Erhaltung der Kulturlandschaft, der<br />

natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft), zunehmend auch unter Berücksichtigung<br />

ökologischer Zusammenhänge.<br />

Stellten Bauern bzw. in der Landwirtschaft Tätige (Knechte, Mägde, Taglöhner oder<br />

Saisonarbeiter) jahrhundertelang die Mehrheit der Bevölkerung (noch Anfang des<br />

20. Jahrhunderts waren rund 80 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt),<br />

so sind es heute nur mehr zirka sieben Prozent. Und noch immer ist ein Rückgang<br />

der Beschäftigten zu beobachten. Kleine landwirtschaftliche Betriebe haben aber mit<br />

hochwertigen Produkten (z. B. Bioprodukten) gute Chancen, wettbewerbsfähig zu<br />

bleiben. Zwei Drittel aller Betriebe in Österreich sind sogenannte Nebenerwerbsbauern<br />

– mehr als die Hälfte ihres Einkommens verdienen sie in anderen Berufen.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 22


Landwirt heute: umfassende ausbildungsmöglichkeiten<br />

In Österreich ist für die Führung eines landwirtschaftlichen Betriebes eine entsprechende<br />

Ausbildung nicht verpflichtend vorgeschrieben. Die Bedeutung einer fundierten<br />

Ausbildung wird in der Landwirtschaft aber natürlich ebenso wenig infrage<br />

gestellt wie in anderen Bereichen, zumal die Ansprüche an landwirtschaftliche Fachpersonen<br />

steigen: Sie stehen mitten im Spannungsfeld von Ökonomie, Ökologie und<br />

Fortschritt. Unternehmerisches Denken, Zielstrebigkeit, Eigenverantwortung und<br />

Sinn für Zusammenhänge sind neben einer guten Konstitution und der Bereitschaft<br />

zu körperlicher Arbeit Voraussetzungen für landwirtschaftliche Berufe.<br />

Traditionellerweise erwerben die angehenden Landwirtinnen und Landwirte ihre<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten (zu denen aufgrund der fortschreitenden Mechanisierung<br />

nicht zuletzt auch technisches Know-how für Betrieb und Wartung von Maschinen<br />

und Geräten gehört) betriebsintern auf dem elterlichen Hof. Es steht ihnen aber<br />

auch ein umfassendes Bildungsangebot von der Facharbeiterausbildung bis zum<br />

universitären Abschluss offen. Nach einer dreijährigen Lehre, in der auch eine Berufsschule<br />

zu besuchen ist, können Lehrlinge die Facharbeiterprüfung ablegen. Dies<br />

ist in 14 spezialisierten Berufen möglich: vom Landwirtschaftlichen Facharbeiter über<br />

den Feldgemüsebaufacharbeiter bis zum Weinbaufacharbeiter. Für die Zulassung zur<br />

Meisterprüfung ist eine mindestens dreijährige Berufspraxis nachzuweisen.<br />

von der fachschule bis zur universität<br />

Berufsbildende mittlere Schulen, die landwirtschaftlichen Fachschulen (www.abc.<br />

berufsbildendeschulen.at/de/page.asp?id=14), bieten je nach Fachrichtung eine<br />

zwei bis vier Jahre dauernde Ausbildung und den Abschluss der Mittleren Reife an.<br />

Höhere landwirtschaftliche Lehranstalten (www.abc.berufsbildendeschulen.at/de/<br />

schule.asp?id=<strong>50</strong>3730) werden nach einer fünfjährigen Ausbildung mit einer Reife-<br />

und Diplomprüfung abgeschlossen. Sie ermöglichen auch den Besuch der Agrarpädagogischen<br />

Akademie (www.agrarumweltpaedagogik.ac.at/cm2/index.php), der<br />

Universität für Bodenkultur (www.boku.ac.at/home.html) sowie ein Studium an der<br />

Veterinärmedizinischen Universität (www.vetmeduni.ac.at).<br />

In Niederösterreich sind zwei landwirtschaftliche Berufsschulen angesiedelt: Die<br />

landwirtschaftliche Berufsschule Edelhof für alle Fachrichtungen der Landwirtschaft<br />

und die landwirtschaftliche Berufsschule Langenlois für die Fachrichtung<br />

Gartenbau. Im Fachschulbereich stehen in Niederösterreich 20 landwirtschaftliche<br />

Fachschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur Auswahl. Von den höheren<br />

landwirtschaftlichen Schulen haben drei ihren Sitz in Niederösterreich: die Höhere<br />

Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft in Sitzenberg-Reidling,<br />

die Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt Francisco-Josephinum in Wieselburg<br />

sowie die Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau<br />

in Klosterneuburg.<br />

5.2. MüLLER / VERfaHRENSTECHNIKER<br />

IN DER gETREIDEWIRTSCHafT<br />

Als Müller wurde ursprünglich jener Handwerker bezeichnet, dem die Herstellung<br />

von Mehl (aber auch von Futtermitteln) obliegt. Heute schließt der Name auch den<br />

Besitzer oder Betreiber einer Mühle ein, selbst wenn diese längst kein klassischer<br />

Handwerks-, sondern ein computergesteuerter Hightech-Betrieb ist. Das Bild des<br />

Müllers als staubige Gestalt, die sich mit schweren Jutesäcken auf dem Rücken über<br />

LandWirt:<br />

Ein bEruf<br />

im sPannungsfELd<br />

von ökonomiE, tEchnischEm<br />

fortschritt<br />

und ökoLogischEn<br />

anfordErungEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 23


steile Treppen zum Mühlstein schleppt, gehört längst der Vergangenheit an. Das hat<br />

vor allem mit dem Wandel des Mahlprozesses vom Reibmühlstein zur Walzstuhltechnologie<br />

zu tun, die das „Handwerk“ revolutionierte.<br />

von der staubigen gestalt zum hightech-Profi<br />

Heute wird in der Getreidewirtschaft durchwegs mit automatischen Großanlagen<br />

produziert. Das veränderte Berufsbild spiegelt sich nicht zuletzt auch in der neuen<br />

offiziellen Berufsbezeichnung wider. In Österreich heißt der Lehrberuf heute „Verfahrenstechniker<br />

für die Getreidewirtschaft“ und kann auf zwei Arten erlernt werden: im<br />

Rahmen einer dreijährigen Lehre in einem geeigneten Lehrbetrieb oder an der HTL<br />

für Lebensmitteltechnologie – Getreidewirtschaft (www.htllmt.at/) in Wels/OÖ (fünf<br />

Jahre, mit Matura). Folgende Ausbildungsschwerpunkte stehen zur Wahl: Backmittelhersteller,<br />

Futtermittelhersteller oder Getreidemüller.<br />

Der Tätigkeitsbereich des Müllers von heute ist also weit gespannt und anspruchsvoll:<br />

Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft steuern und überwachen den<br />

Produktionsprozess. Sie beurteilen die Qualität der zu verarbeitenden Rohstoffe, bereiten<br />

diese für die Produktion vor (z. B. Reinigen, Wiegen), stellen die Produktionsmaschinen<br />

ein und überwachen die verschiedenen Produktionsabläufe bis hin zum<br />

Abfüllen, Wiegen und Verpacken der Endprodukte. Sie sorgen für die Instandhaltung<br />

der Maschinen durch regelmäßige Reinigungs- und Wartungsarbeiten und führen bei<br />

Maschinenstörungen auch kleinere Reparaturarbeiten durch. Der moderne Müller benötigt<br />

also nicht nur umfassendes Wissen über die Rohstoffe (genaue Kenntnisse der<br />

Qualitätsmerkmale), die verschiedenen Rezepturen und Mischungsverhältnisse der<br />

Endprodukte, sondern auch über die technische Funktionsweise sämtlicher Produktionsanlagen.<br />

Dabei hat er Maschinen zu bedienen, muss die Laborparameter von<br />

Getreide und Mehlen interpretieren können und wenigstens die Grundlagen von Maschinenbau<br />

und Steuerungstechnik beherrschen.<br />

getreidemühle einst … bild: Gerhard Trumler … und jetzt bild: Titus e.Czerski<br />

müller: Ein beruf mit zukunft<br />

Ein ausgelernter Müller kann sich seinen Arbeitsplatz heute meist aussuchen,<br />

denn die (überwiegend industrialisierten) Mühlenbetriebe bilden insgesamt zu wenig<br />

Nachwuchs aus. Für Verfahrenstechniker für die Getreidewirtschaft bestehen heute<br />

nicht nur in Klein- und Mittelbetrieben des Mühlengewerbes und in der Mühlenindustrie<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern auch in Mischfutterwerken, in der Getreidelagerei,<br />

in Umschlagbetrieben, bei Mühlenbaufirmen und verwandten Betrieben<br />

der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.<br />

ausgELErntE<br />

müLLEr<br />

sind gEsuchtE<br />

fach kräftE, nicht<br />

nur in dEr mühLEn­,<br />

sondErn auch in<br />

dEr nahrungs­ und<br />

gEnussmittELindustriE.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 24


5.3. BäCKER/KONDITOR<br />

Bäcker stellen alle Arten von Backwaren her. Ihre wichtigsten Erzeugnisse sind<br />

Brot, Gebäck, Feingebäck (wie Striezel, Krapfen, Strudel), Dauerbackwaren (wie Kekse,<br />

Lebkuchen, Zwieback), Diätbackwaren etwa für Zucker- oder Magenkranke und<br />

Vollwertbackwaren. Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Bäcker manchmal<br />

auch für den Konditor (Zuckerbäcker) verwendet. Konditoren sind jedoch auf süße<br />

Waren spezialisiert und stellen keine Brotwaren her. In Österreich handelt es sich daher<br />

um separate Berufe, für die verschiedene Lehren zu absolvieren sind.<br />

bäcker: beruf zwischen handwerk … bild: bob daemmrich … und industrie bild: Maximilian stock<br />

zwei berufe – ein job<br />

Viele Bäckereien produzieren jedoch auch Produkte, die zum Handwerk des Konditors<br />

gehören. Bäcker, die in solchen Bäckereien gelernt haben oder arbeiten, werden<br />

als „Bäcker mit Konditoreierfahrung“ bezeichnet.<br />

Wenn wir vom Beruf des Bäckers und von Bäckereien sprechen, müssen wir heute<br />

zwei verschiedene Arten unterscheiden: den Gewerbebetrieb und die Großbäckerei.<br />

Die gewerbliche Bäckerei ist ein aus der Tradition heraus gewachsener Betrieb, der,<br />

vielfach als Familienbetrieb geführt, oft über Generation gewachsen ist und von den<br />

Eltern an eines der Kinder weitergegeben wurde.<br />

Im Zuge der Industrialisierung entstanden aber mehr und mehr Großbäckereien.<br />

Sie produzieren seit geraumer Zeit neben frischen Backwaren auch Tiefkühlteiglinge,<br />

die in Supermärkten oder Backshops nur mehr aufgebacken werden. Aufgrund dieser<br />

großen Handelskonkurrenz mussten in den letzten 20 Jahren viele traditionelle Bäcker<br />

ihren Betrieb aufgeben oder wurden von Filialketten übernommen.<br />

renaissance des handwerks<br />

Heute lassen sich als Reaktion auf die Industrialisierung aber auch wieder Anzeichen<br />

für eine Renaissance des Handwerks ausmachen – und Kunden, die auf hohe<br />

Brotqualität und Geschmacksvielfalt Wert legen und dafür auch höhere Preise zu<br />

zahlen bereit sind. Mehr und mehr Konsumenten machen dabei die Erfahrung, dass<br />

gutes, handwerklich hergestelltes Brot, das ohne Backmittel produziert wird, nicht<br />

nur besser schmeckt. Es ist auch wesentlich länger haltbar und rechtfertigt seinen<br />

höheren Preis nicht zuletzt damit, dass weniger Brot weggeworfen werden muss.<br />

Die Technik hat jedoch auch im Gewerbebetrieb längst Einzug gehalten: Der Teig<br />

wird nicht mehr von Hand geknetet, und die Backöfen sind auf dem neuesten Stand<br />

der Technik. Sie ersetzt dort aber nicht die Fachleute, sondern erleichtert ihnen die<br />

sEmmELn,<br />

striEzEL,<br />

kraPfEn und<br />

strudEL; kEksE, LEbkuchEn,<br />

zWiEback<br />

und immEr mEhr<br />

brotsortEn: dEr<br />

bäckErbEruf biEtEt<br />

abWEchsLung.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 25


Arbeit. Mehlaufbereitungsanlage, Knetmaschine, Teigteil-, Abwäg- und Wirkmaschine,<br />

Teigausrollmaschine und Brotaufbereitungsanlagen helfen, den Backprozess zu rationalisieren.<br />

Dominierendes Element in der Bäckerei ist und bleibt aber der Backofen.<br />

Für ihre Tätigkeit müssen Bäcker über Kenntnisse der Nahrungsmittelkunde und<br />

Lebensmitteltechnologie verfügen. Außerdem benötigen sie alle wichtigen labortechnischen<br />

und gerätetechnischen Kenntnisse, die mit der Nahrungsmittelerzeugung zusammenhängen.<br />

Dieses Wissen erwerben die Lehrlinge im Zuge einer dreijährigen Ausbildung<br />

im dualen System an Berufsschulen und in handwerklichen oder industriellen<br />

Betrieben. Der verwandte Lehrberuf Konditor kann mit verkürzter Lehrzeit absolviert<br />

werden, und nach dem Lehrabschluss besteht die Möglichkeit, sich zum Meister weiterzubilden.<br />

In Niederösterreich gibt es drei Berufsschulen für den Lehrberuf Bäcker: die<br />

beiden Landesberufsschulen in Korneuburg (www.lbskorneuburg.ac.at/lehrberufe) und<br />

in Baden (www.lbsbaden.ac.at/lehrberufe) sowie die Berufsschule des Bundes in Gerasdorf<br />

am Steinfeld (www.abc.berufsbildendeschulen.at/de/schule.asp?id=318025).<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 26


6. BROT, ERNäHRuNg<br />

uND gESuNDHEIT<br />

Brot und Getreideprodukte können – in ausreichenden Mengen gegessen – zu einem<br />

großen Teil den Bedarf an den für die Ernährung des Menschen notwendigen<br />

Nährstoffen decken. Dafür ist heute der Pro-Kopf-Konsum von Brot und Getreideprodukten<br />

in Österreich mit zirka 4,7 Kilogramm pro Monat (das entspricht etwa zwei bis<br />

drei Scheiben Brot täglich) viel zu gering, insbesondere bei Jugendlichen, die durchschnittlich<br />

noch viel weniger Brot essen. Noch vor 60 Jahren betrug der Brotkonsum<br />

fast acht Kilo pro Kopf und Monat, was in etwa den aktuellen Empfehlungen der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Ernährung entspricht.<br />

Vermutlich liegt der geringe Konsum von Brot auch daran, dass – wie eine Studie<br />

aus dem Jahr 2008 zeigt – die Bedeutung von Brot für eine gesunde Ernährung (anders<br />

als die Rolle von Obst und Gemüse) im Bewusstsein der Österreicher nicht ausreichend<br />

verankert ist und vielfach noch das Vorurteil herrscht, hoher Brotkonsum<br />

würde dick machen (Backaldrin 2008).<br />

brot: das ideale allround-nahrungsmittel<br />

Entgegen diesem Vorurteil ist Brot jedoch ein ideales Nahrungsmittel, um Übergewicht,<br />

Diabetes und erhöhten Blutfettwerten vorzubeugen. Es hat eine geringe<br />

Energie- und gleichzeitig so hohe Nährstoffdichte, dass trotz geringer körperlicher<br />

Aktivität die Energiebilanz günstiger gestaltet werden kann. Bei einem entsprechend<br />

den Empfehlungen gesteigerten Brotverzehr könnten zirka 45 Prozent des täglichen<br />

Eiweiß- und Kohlenhydratbedarfs und fast ein Viertel des Energiebedarfs gedeckt<br />

werden, ohne dass es zu Übergewicht oder Mangelerscheinungen kommt.<br />

Nach Fleisch und Milch ist Brot auch unser drittwichtigster Eiweißlieferant; kombiniert<br />

mit Milch und Milchprodukten stellt Brot bzw. Getreide eine optimale Proteinkombination<br />

dar. Zudem enthalten die meisten Brotsorten kaum Fett und keinen zugesetzten<br />

Zucker. Brot, vor allem Vollkornbrot, ist deshalb ein idealer Energiespender,<br />

nicht zuletzt aber auch wichtiger Lieferant von Vitaminen (B und E), Träger von Mineralstoffen<br />

(Kalzium, Eisen, Phosphor, Kupfer, Magnesium, Zink und Mangan) sowie<br />

eine wichtige Quelle für Ballaststoffe.<br />

mEhLsortEn<br />

Mehl wird aus Getreidekörnern gemahlen. Es verdankt seine Backeigenschaften<br />

vor allem der Stärke und dem Klebereiweiß Gluten. Denn mit diesen beiden Bestandteilen<br />

verleiht es den Lebensmitteln die nötige Form und Konsistenz. Es gibt<br />

viele Mehlsorten. Sie lassen sich im Wesentlichen nach drei Kriterien unterscheiden.<br />

• nach der Getreidesorte: Weizen, Roggen, Dinkel etc.<br />

• nach dem Feinheitsgrad (Mahlstufen von Grob bis Fein): Schrot, Grieß, Dunst<br />

(„doppelgriffiges Mehl“), Mehl (griffiges und glattes Mehl)<br />

• nach dem Ausmahlungsgrad<br />

Der Wert des Ausmahlungsgrades gibt an, wie viel Mehl aus der ursprünglichen<br />

Getreidemenge hergestellt wird. Wenn zum Beispiel aus 100 Kilogramm Weizen-<br />

brot ist<br />

das idEaLE<br />

nahrungsmittEL, um<br />

übErgEWicht, diabEtEs<br />

und ErhöhtEn<br />

bLutfEttWErtEn<br />

vorzubEugEn. Wir<br />

müsstEn nur mEhr<br />

davon EssEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 27


körnern 75 Kilo Mehl entstehen, liegt der Ausmahlungsgrad bei 75 Prozent. Ein<br />

hoher Ausmahlungsgrad steht also für eine große Ausbeute, weil das Mehl auch<br />

die zerriebenen Getreideschalen (Kleie) enthält. Deshalb ist Mehl mit einem hohen<br />

Ausmahlungsgrad dunkel und besonders reich an Mineral- und Ballaststoffen.<br />

Bei einem niedrigen Ausmahlungsgrad ist auch die Ausbeute geringer, weil fast<br />

nur der Inhalt des Korns gemahlen wird. Diese Art von Mehl ist heller und enthält<br />

mehr Stärke und Gluten (Klebereiweiß), dafür aber weniger Mineral- und Ballaststoffe.<br />

Die Typenzahl eines Mehles gibt an, wie viel Milligramm Mineralstoff in 100<br />

Gramm Mehl enthalten sind (sogenannte „Aschezahl“). Je höher die Typenzahl,<br />

desto dunkler das Gebäck. Mehle mit hoher Typenbezeichnung sowie alle Vollkornmehle<br />

und Schrote beinhalten Randschichten und Keimling des Korns.<br />

Im Gegensatz zum schnell verfügbaren Einfach- und Zweifachzucker (Mono- und<br />

Disaccharide) wird die im Brot enthaltene Energie (Mehrfachzucker) langsam freigesetzt.<br />

Stärke, der Hauptbestandteil von Brot, wird im Darm zu Traubenzucker abgebaut<br />

und über den Blutkreislauf dem Körper zugeführt. Der Blutzuckerspiegel steigt langsam,<br />

aber nachhaltig an. Nach ausgiebigem Kauen füllt Brot sehr schnell den Magen,<br />

der hohe Gehalt an Ballaststoffen gibt dem Körper ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl.<br />

Wichtig – und alles andere als unnötiger Ballast – sind die im Brot enthaltenen<br />

Nahrungsfasern: jene Nahrungsbestandteile, die vom menschlichen Verdauungstrakt<br />

nicht aufgespalten werden können (und daher auch „Ballaststoffe“ genannt werden).<br />

Sie haben wegen ihrer physikalischen Eigenschaften und ihrer chemischen Zusammensetzung<br />

jedoch eine wichtige Funktion bei den Verdauungsvorgängen.<br />

vollkornbrot: reich an Eiweiß, vitaminen und mineralstoffen<br />

Nährwert und Nährstoffzusammensetzung des Brotes hängen von mehreren Faktoren<br />

ab: in erster Linie vom Ausmahlungsgrad des Mehles, aber auch von der Herkunft<br />

sowie der Art des Getreides. Vollkornbrote sind aus ernährungswissenschaftlicher<br />

Sicht Misch- bzw. Weißbroten vorzuziehen; sie haben auch einen um etwa 15<br />

Prozent niedrigeren Energiegehalt. Wie bei den Nahrungsfasern ist die Hauptmenge<br />

der Vitamine und Mineralstoffe in den Randschichten des Getreides konzentriert.<br />

Deswegen schwankt auch bei den Mineralstoffen und Spurenelementen der Anteil je<br />

nach Brotsorte: In hellen Brotsorten (aus Mehlen mit niedrigem Ausmahlungsgrad)<br />

ist der Mineralstoffgehalt im Vergleich zum Vollkornbrot um die Hälfte, der Gehalt an<br />

Spurenelementen um zwei Drittel geringer.<br />

Wer Brot gegessen hat, fühlt sich anhaltend gesättigt, und der Körper kann eine<br />

ausgeglichene und andauernde Leistung erbringen. Ein vermehrter Brotkonsum hilft<br />

auch heute übliche Ernährungsprobleme (Überversorgung mit Eiweiß, Fett und Cholesterin)<br />

auszugleichen. Das machen sich nicht nur Sportler und Sportlerinnen zunutze,<br />

wir alle profitieren davon: bei der Arbeit im Büro, im Haushalt, in der Schule oder<br />

in der Werkstatt und natürlich auch in der Freizeit.<br />

allergien und unverträglichkeiten<br />

Brot ist also ein ausgesprochen gesundes und meist auch wohlschmeckendes<br />

Lebensmittel, das – zieht man die vielen unterschiedlichen Sorten in Betracht, die<br />

heute in den meisten Bäckereien angeboten werden – auch für viel geschmackliche<br />

Abwechslung sorgen kann. In den letzten Jahren haben Berichte über zunehmende<br />

Formen von Weizenunverträglichkeiten und Glutenallergien jedoch viele Konsumenten<br />

verunsichert.<br />

österreichische<br />

Ernährungspyramide<br />

bild: bundesministerium<br />

für Gesundheit<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 28


ot LagErn, aLtEs brot vErarbEitEn<br />

• Brot gehört nicht in den Kühlschrank, denn dort wird es schnell altbacken und<br />

trocken, da ihm im Kühlschrank die Feuchtigkeit entzogen wird.<br />

• Der ideale Aufbewahrungsort ist trocken und sauber. Bestens geeignet sind<br />

dafür Brotkästen aus Holz bzw. Steinguttöpfe.<br />

• Beim Kauf Sauerteigbrot vorzuziehen hat meist nicht nur geschmackliche<br />

Vorteile. Sauerteigbrot bleibt auch deutlich länger frisch als Hefebrot.<br />

• Brot sollte nie luftdicht verpackt werden, da die dabei entstehende Wärme<br />

und Luftfeuchtigkeit die Entwicklung von Schimmelpilzen begünstigen.<br />

• Das Wichtigste in Sachen Schimmelschutz ist darüber hinaus die sorgfältige<br />

Reinigung des Brotbehälters. Alte Brotreste und Krümel sollten alle<br />

zwei bis drei Tage entfernen werden, denn sie begünstigen zusammen mit<br />

Feuchtigkeit die Entstehung von Schimmel. Den Vorratsbehälter wischt man<br />

mit Essigwasser aus, um Schimmelbildung vorzubeugen. Wenn Brot einmal<br />

zu schimmeln begonnen hat, sollte es zur Gänze weggeworfen werden, da<br />

die vorhandenen Schimmelsporen meist kegelförmig tief ins Brot wachsen.<br />

Schimmelgifte sind stark gesundheitsgefährdend, weshalb verschimmeltes<br />

Brot auch nicht an Tiere verfüttert werden darf.<br />

• Brot und Frischgebäck lassen sich auch gut tiefgekühlt aufbewahren. Dabei<br />

ist darauf zu achten, die Produkte gut vor Gefrierbrand (Austrocknen) zu<br />

schützen, sie also in einem Gefrierbeutel dicht zu verpacken. In einem 3- oder<br />

4-Sterne-Gefrierfach kann man Backwaren bis zu zwei Monate lang tiefgekühlt<br />

aufbewahren. Zum Verzehr können tiefgefrorene Backwaren entweder<br />

bei Raumtemperatur mehrere Stunden lang aufgetaut oder im Backrohr frisch<br />

aufgebacken werden. Dazu eignet sich am besten Heißluft bei 180 Grad Celsius.<br />

Befeuchtet man die Brote zuvor leicht, werden sie besonders knusprig.<br />

• Altes, hart gewordenes Brot verwendet man am besten in der Küche weiter.<br />

Aus trockenen Semmeln, Weißbrot und Baguettes lassen sich selbstgemachte<br />

Brösel oder Brotwürfel für Knödel herstellen, Schwarzbrot kann zu<br />

gut schmeckenden Salaten (z. B. zur berühmten italienischen Panzanella)<br />

oder Suppen verarbeitet werden, für die man in fast jedem traditionellen<br />

Kochbuch einschlägige Rezepte findet.<br />

Tatsächlich kann das für die Backfähigkeit herkömmlicher Brote essenzielle Gluten<br />

(Klebereiweiß), das in Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hafer enthalten ist, bei<br />

genetisch disponierten Personen Autoimmunreaktionen im Dünndarm auslösen. Die<br />

Dünndarmschleimhaut wird dadurch so stark geschädigt, dass die Aufnahme von<br />

Nährstoffen erheblich beeinträchtigt wird. Dadurch kann es vor allem bei Säuglingen<br />

und Kleinkindern zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen kommen. Die Kinder<br />

erkranken an Zöliakie. Die Krankheit kann aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten.<br />

Von dieser Krankheitsform ist jedoch nur rund ein Prozent der Bevölkerung<br />

betroffen. Reis, Hirse und Mais können von dieser Personengruppe ohne Einschrän-<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 29


kungen verzehrt werden, da diese Getreidearten keine Klebereiweiße enthalten,<br />

welche die beschriebenen Reaktionen auslösen. Betroffene Personen müssen aber<br />

heute nicht mehr gänzlich auf Brot verzichten. Mehr und mehr Bäckereien bieten<br />

auch glutenfreie Brote an, die ihre Backfähigkeit durch natürliche Glutenersatzstoffe<br />

(etwa Pfeilwurzelmehl) erhalten. Auch für Menschen, die an Weizenunverträglichkeiten<br />

leiden, gibt es heute fast überall Brotalternativen: vor allem sortenreine Roggen-<br />

oder Dinkelbrote.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 30


weiN<br />

1. gESCHICHTE uND KuLTuR<br />

Die Geschichte des Weinbaus lässt sich – je nach Quellenlage - an die 7.000 Jahre<br />

zurückverfolgen. Bereits bei den frühen Hochkulturen galt Wein als wichtiges Getränk<br />

im Zusammenhang mit kultischen und profanen Handlungen. Als sich der christliche<br />

Glaube nach der Zeitenwende verbreitete, wurde der vergorene Rebensaft auch zum<br />

unverzichtbaren Bestandteil der Eucharistie.<br />

In Ägypten war Wein im Gegensatz zum Alltagsgetränk Bier anfangs nur einer<br />

kleinen Oberschicht zugänglich. Da die Weinrebe in der ägyptischen Flora nicht<br />

heimisch war, musste Wein in vordynastischer Zeit (um 4000–3032 v. Chr.) noch<br />

aus dem syrisch-palästinensischen Raum eingeführt werden. Im Alten Reich entstanden<br />

dann auch Weingärten im westlichen und östlichen Nildelta. Aufwendige<br />

Bewässerung und Düngung (etwa mit Taubenkot) sicherten den Trauben eine florierende<br />

Entwicklung, die in regelrechten Weinplantagen in der Spätzeit Ägyptens<br />

(ca. 664–332 v. Chr.) mündete. Zahlreiche Funde von beschrifteten Weinkrügen bezeugen,<br />

dass es bereits bei den Ägyptern üblich war, Herkunftsort, Winzer oder<br />

Jahrgang auf den Weingefäßen zu „etikettieren“.<br />

Weinopfer (ägypt. relief, 15<strong>50</strong>–1295 v. chr)<br />

bild: Andre Held<br />

symposion (griech. kolonettenkrater,<br />

5. jh. v. chr) bild: Kunsthistorisches Museum<br />

Auch der Codex Hammurapi, die berühmte Rechtssammlung des altbabylonischen<br />

Herrschers Hammurapi (1810–17<strong>50</strong> v. Chr.), enthält schon Bestimmungen zum Weinverkauf.<br />

Er legte bereits fixe Preise und Höchstertragsmengen fest.<br />

antiker Wein: süß, ölig und gewürzt<br />

Im antiken Griechenland unterschied man drei Sorten von Wein: neben weißem<br />

auch schwarzen und bernsteinfarbenen. Zudem wurde zwischen trockenem (austeros),<br />

halbtrockenem (autokratos) und süßem Wein (glykazon) differenziert. Die Lagerung<br />

erfolgte in versiegelten Tonkrügen oder Schläuchen aus Ziegenhaut. Man<br />

verfügte sogar schon über eigene Transportamphoren, die sich entweder in der Form<br />

unterschieden oder Abbildungen aufwiesen, die den Herkunftsort erkennen ließen.<br />

Als Musengetränk wurde der Wein von den antiken Autoren und Philosophen verteidigt.<br />

Man trank ihn vermischt mit Wasser. Der Genuss von unverdünntem Wein galt<br />

als Merkmal der „Barbaren“.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 31


Für das Verdünnen gab es freilich auch einen profanen Grund: Viele Weine (vor<br />

allem gewürzte) wurden eingedickt gelagert. Pur hatten sie eine ölige Konsistenz und<br />

hohen Alkoholgehalt. Diese in sirupartigen Zustand gebrachten Lagerweine – man<br />

verwendete sie aufgespritzt oder als Gewürz – konnten unter optimalen Bedingungen<br />

einen Alkoholgehalt von likörartigen 16 bis 18 Prozent erreichen. Zum Vergleich:<br />

Heutige Weine weisen zwischen elf und 14 Volumenprozent auf!<br />

Mit der griechischen Kolonisation des Mittelmeerraums (8.–6. Jahrhundert v. Chr.)<br />

gelangten der Weinbau und seine Kultivierung auch nach Italien und Südfrankreich,<br />

von wo sie sich in der Folge Richtung Norden ausbreiten sollten. Antike Autoren wie<br />

etwa Herodot beschrieben zahlreiche Sorten und Erziehungsmethoden. Darunter<br />

versteht man die Art und Weise, wie Weinstöcke – mit oder ohne Rankhilfe – gezogen<br />

und geschnitten werden.<br />

Wein als grundnahrungsmittel<br />

Die Römer bevorzugten jedoch anfänglich nicht ihren eigenen, sondern den griechischen<br />

Wein. Das änderte sich erst, als die Römer die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Weins erkannten und sich der Weinbau (wie auch die Viehzucht in den großen<br />

Latifundien) einträglicher als andere Formen der Bodenbewirtschaftung erwies. Das<br />

führte dazu, dass man auf der Apenninenhalbinsel Getreide einführen musste. Kompensiert<br />

wurde dies durch den Weinexport, was wiederum eine Monopolisierung zur<br />

Folge hatte: Eroberten Völkerschaften wurde der Weinanbau verboten, der Vertrieb<br />

von Rebenpflanzgut blieb römischen Züchtern vorbehalten.<br />

Mit den Römern gelangten 15 v. Chr. Innovationen im Weinbau auch in unsere Breiten:<br />

Sowohl die Garnisonen entlang der Grenze der neuen Provinz Noricum in den<br />

Ostalpen als auch neu erblühende Städte wie Carnuntum mit 70.000 Einwohnern und<br />

Vindobona, das heutige Wien, verlangten nach Wein. Er zählte in jener Zeit zu den<br />

Grundnahrungsmitteln und stand allen Gesellschaftsschichten offen. Wein wurde aus<br />

Italien, Istrien, Dalmatien oder Spanien importiert. Zwar sind Funde kultivierter Traubenkerne<br />

im Gebiet des heutigen Österreich schon aus der Eisenzeit bekannt – ob es<br />

sich bereits um landwirtschaftlich betriebenen Weinbau handelte, ist aber ungewiss.<br />

Geordnete Weinbaukulturen entstanden in den heutigen Weinbaugebieten erst unter<br />

römischer Herrschaft.<br />

Um die Anlage neuer Weingärten zu ermöglichen, musste Kaiser Probus (gest. 282<br />

n. Chr.) zunächst jedoch das bis dahin geltende gesetzliche Verbot des Weinbaus in<br />

den Provinzen aufheben. Es war ursprünglich zum Schutz der alten Weinbaugebiete<br />

im Mittelmeerraum und zur Förderung des Weinhandels in den neu gewonnenen Provinzen<br />

erlassen worden. Kaiser Probus wird deshalb bis heute in zahlreichen Weinbaugebieten<br />

nördlich der Alpen als Begründer des Weinbaus gefeiert.<br />

die römischen Weinkaiser: Probus und karl<br />

In den Wirren der fast zwei Jahrhunderte dauernden Völkerwanderung und mit<br />

dem Ende der römischen Herrschaft in Noricum gegen Ende des 5. Jahrhunderts<br />

n. Chr. kam der Weinbau in unseren Breiten beinahe zum Stillstand, starb aber nicht<br />

gänzlich aus. Erst Karl der Große (742–814) trieb den Wiederaufbau voran: mit Musterweingärten,<br />

Sortenbereinigungen und für damalige Zeiten modernen Traubenpressen,<br />

die das traditionelle Zerstampfen der Beeren mit bloßen Füßen in großen<br />

Bottichen ersetzten. Schenkungen von Besitztümern an Klöster waren mit der Auflage<br />

verbunden, Reben zu pflanzen und die Weinkultur zu verbreiten.<br />

Mit seiner Landgüterverordnung (Capitulare de villis vel curtis imperii) erließ der<br />

Kaiser detaillierte Vorschriften für die Verwaltung der Krongüter – so auch für den<br />

untEr<br />

karL dEm<br />

grossEn ErsEtzEn<br />

ErstmaLs traubEn­<br />

PrEssEn das traditionELLE<br />

zErstamPfEn<br />

dEr traubEn mit<br />

bLossEn füssEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 32


Weinbau. Darin wird die Aufbewahrung des Weins in Fässern anstatt in Weinschläuchen<br />

gefordert. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Wein wegen seines Alkoholgehaltes<br />

oft sauberer und keimfreier als Wasser war, stieg seine Beliebtheit im Mittelalter<br />

noch weiter. Verunreinigtes Wasser ließ sich durch ein bestimmtes Quantum<br />

Wein sogar desinfizieren – was auch der Grund dafür ist, dass bereits den römischen<br />

Legionären Wein- oder Essigkonsum (posca) ausdrücklich vorgeschrieben war.<br />

Weinbau in niederösterreich<br />

Nach einem Rückschlag durch die Einfälle der Magyaren (890–955) wurden Klöster<br />

und Stifte zu Pionieren des Weinbaus. In der Wachau, um Klosterneuburg, in der Thermenregion,<br />

im Burgenland und in der Steiermark übernahmen die ansässigen Bauern<br />

das Wissen um Rebe und Wein. Neben den geistlichen Weingartenbesitzern etablierten<br />

sich im Mittelalter zunehmend auch der Adel und teilweise das Bürgertum im<br />

Weinbau. Dies machte Wein nun auch für weniger wohlhabende Schichten verfügbar.<br />

Zudem stand er im Ruf, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Die Qualität<br />

des Weins schwankte jedoch erheblich, und er war damals nur selten länger haltbar.<br />

Ins Weinviertel, dem heute größten Weinbaugebiet Österreichs, drang der kultivierte<br />

Weinbau vermutlich erst später vor. Erstmals erwähnt wurde der Name „Weinviertel“<br />

unter dem Böhmenkönig Přemysl Ottokar II. (um 1232–1278), Herrscher über<br />

das Erzherzogtum unter der Enns. Ab dieser Zeit förderte man den Weinbau in der<br />

Region um die uralte Bernsteinstraße, die sich durch relativ trockenes pannonisches<br />

Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern auszeichnet. Im 15. Jahrhundert war<br />

Retz mit einem Weinhandelsprivileg ausgestattet – dadurch erlangten die Retzer alsbald<br />

großen Reichtum und der Weinbau überregionale Bedeutung. Im Spätmittelalter<br />

widmeten sich aber auch schon die Bauern anderer Gebiete (Poysdorf, Falkenstein)<br />

der Kultivierung von Weinreben.<br />

An den Höfen musste Wein als herrschaftliches Getränk nun in immer größeren<br />

Mengen verfügbar sein, hing doch seit dem Spätmittelalter das Ansehen eines Herrschers<br />

auch von den konsumierten Luxusgütern ab. Die Versorgung mit den besten<br />

Weinen, die deutlich teurer waren als Weine minderer Qualität, wurde so auch für<br />

die Habsburger zur Prestigefrage. Seit dem 16. Jahrhundert besaßen sie die Grundherrschaft<br />

über die damals bekanntesten Weinbauregionen des Reiches, die Wein<br />

für die kaiserliche Tafel erzeugten. Durch die Besteuerung von Alkohol bot sich den<br />

Habsburgern mit dem Weinhandel zudem eine wichtige Einnahmequelle. Heute wird<br />

er seitens des Staates durch strenge Qualitätskontrollen und Exportförderungen zu<br />

steuern versucht.<br />

Weingroßmacht frankreich<br />

Während der Weinbau in Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern<br />

im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) stark dezimiert wurde, begann<br />

die Weinwirtschaft in Frankreich zu erblühen. Vor allem im Burgund und in Bordeaux<br />

bildete sich die Grundlage für die heutige Weingroßmacht heraus: Der französische<br />

Wein avancierte zum Exportschlager.<br />

Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert veränderten die zunehmende Verstädterung,<br />

der Wegfall von Binnenzöllen und neue Transportwege ganz Europa. London<br />

dominierte die Weltwirtschaft … und wurde auch zum Motor des internationalen<br />

Weinhandels. Die europäische Rebe erreichte sogar den amerikanischen Kontinent.<br />

Setzlinge wurden nach Mexiko gebracht, und Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden<br />

auch im heutigen Chile die ersten Rebgärten. Lange vor Nordamerika oder gar<br />

vor dem heutigen Kalifornien besaß Südamerika Vinifera-Kulturen. Die Weine des<br />

an dEn<br />

höfEn<br />

musstE WEin aLs<br />

hErrschaftLichEs<br />

gEtränk in immEr<br />

grössErEn mEngEn<br />

vErfügbar sEin.<br />

auch für diE habsburgEr<br />

WurdE diE<br />

vErsorgung mit dEn<br />

bEstEn „troPfEn“<br />

zur PrEstigEfragE.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 33


Halbkontinents wurden zeitweise sogar nach Europa zurückexportiert, ehe Chile und<br />

Argentinien, Peru oder Brasilien weinbaumäßig in einen langen Winterschlaf fielen.<br />

fluch und segen der amerikanischen rebe<br />

Der neuerliche Wiederaufbau der österreichischen Weinwirtschaft gelang nach<br />

dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg erst wieder unter Maria Theresia (1717–<br />

1780) und Joseph II. (1741–1790). Joseph II. verdanken die Weinbauern auch das sogenannte<br />

Buschenschankpatent, das es ihnen „gestattet, selbsterzeugte Lebensmittel,<br />

Wein und Obstmost zu allen Zeiten des Jahres zu verkaufen und auszuschenken“.<br />

Mit dem Mehltau und der ebenfalls aus Amerika importierten Reblaus tauchten<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts neue, viel ernstere Gefahren für den gesamten europäischen<br />

Weinbau auf. Vor allem die Reblaus führte zu dramatischen Verwüstungen<br />

in den Weinkulturen. 1868 erreichte der mit der Blattlaus verwandte Schädling auch<br />

Österreich. Bis 1912 hatte er mehr als 90 Prozent der niederösterreichischen Rebflächen<br />

vernichtet. Zur Bekämpfung dieser Weinkrankheiten bzw. -schädlinge wurden<br />

Weinbauschulen gegründet (u. a. 1860 Klosterneuburg, 1874 Krems/Donau, 1893<br />

Retz, 1895 Silberberg bei Leibnitz). Bis heute dienen sie als Ausbildungsstätten, an<br />

denen alle für den Weinbau notwendigen Techniken erlernt werden können.<br />

Große Verdienste erwarb sich insbesondere der erste Direktor der Klosterneuburger<br />

Weinbauschule, August Wilhelm von Babo. Seinem Vorschlag ist es zu verdanken,<br />

dass der Weinbau auf eine Unterlage aus reblausresistenten nordamerikanischen<br />

Reben umgestellt wurde. Ironie des Schicksals: Die Reblaus war auf eben jenen amerikanischen<br />

Reben nach Europa eingeschleppt worden, die von Babo 1868 – auf der<br />

Suche nach Lösungen im Kampf gegen den Meltau – zu Versuchszwecken nach Österreich<br />

eingeführt hatte.<br />

die geschichte der „kunstweine“<br />

Die großen Verluste an Rebflächen begünstigten im 19. Jahrhundert auch die Verbreitung<br />

von „Kunstweinen“, die aus verschiedenen Stoffen ohne Verwendung von<br />

Traubensaft gemischt wurden. Erst das erste österreichische Weingesetz unterband<br />

1907 diese Praxis, indem es unter anderem die zulässigen Weinbehandlungsmaßnahmen<br />

auflistete. Gleichwohl kam es auch danach immer wieder zu Verfälschungen von<br />

Weinen; sie erreichten mit dem Glykolweinskandal des Jahres 1985 ihren unrühmlichen<br />

Höhepunkt.<br />

Alle Rückschläge waren jedoch stets auch Quell der Richtungsänderungen und Innovationen.<br />

Die vielleicht wichtigste Innovation im modernen österreichischen Weinbau<br />

ist dem Rohrendorfer Weinbaupionier Lenz Moser zu verdanken: Durch die von<br />

ihm forcierte Einführung der sogenannten Hochkultur wurden Mechanisierung und<br />

Rationalisierung des Weinbaus möglich. Bis Ende der 19<strong>50</strong>er-Jahre fasste diese noch<br />

heute übliche Erziehungsart der Reben in fast ganz Österreich Fuß.<br />

die Professionalisierung des Weinbaus<br />

Auch der Stil der Weine entwickelte sich fortwährend: In Deutschland verdrängte<br />

der Riesling die in vielen Gebieten vorherrschenden roten Sorten. Im Bordeaux-Gebiet<br />

gewannen die farb- und tanninbetonten Weine deutlich an Boden. Die Eroberung<br />

immer größerer Rebflächen durch den Cabernet Sauvignon und die Einführung der<br />

längeren Maischestandzeiten während der Gärung erlaubten es, dichtere und kräftigere<br />

Weine zu keltern. Die Gründung von Weinbauschulen, Versuchsanstalten, Weinbauinstituten<br />

und Genossenschaften sowie der Beginn der Wein-Werbung brachten<br />

laufend neue Impulse zur Professionalisierung des Weinbaus und der Kellertechnik.<br />

reblaus bild: imagno<br />

WEin<br />

aus dEr<br />

rEtortE ist kEinE<br />

Erfindung dEs<br />

20. jahrhundErts.<br />

„kunstWEinE“<br />

WurdEn auch schon<br />

frühEr, sogar ohnE<br />

vErWEndung von<br />

traubEnsaft, hErgEstELLt.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 34


Schließlich fand dann auch eine Rückbesinnung auf die Natur Einzug in den Weinbau.<br />

Als Speerspitze der biologischen Entwicklungen begann sich die Biodynamik<br />

in Frankreich und Deutschland zu etablieren; mittlerweile hat sie auch schon viele<br />

österreichische Weinbaubetriebe erreicht.<br />

Mit dem massiven Rückgang der Anbauflächen in Europa um fast zwei Millionen<br />

Hektar in nur 20 Jahren (auf 8,2 im Jahr 2000) spitzte sich die Rolle Europas auf eine<br />

der Weinprofis, der Kenner, der Nation- und Regionverteidiger sowie der Qualitätserhalter<br />

zu, schlicht: auf ein Dorado der Weinkenner und Weinphilosophen, in dem<br />

das vergleichsweise kleine Österreich heute eine Spitzenposition einnimmt. Auch<br />

bei diesen Entwicklungen hatte das Weinviertel die Nase vorne: 2003 kam mit dem<br />

„Weinviertel DAC“ Österreichs erster regionaltypischer Herkunftswein in Form eines<br />

trockenen, gebietstypischen Grünen Veltliners auf den Markt.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 35


2. VON DER TRauBE ZuM WEIN<br />

Einfach gesagt ist Wein vergorener Traubensaft. Wenn die Trauben einen bestimmten<br />

Reifezustand, das heißt die ausreichenden Zuckergrade, erreicht haben (die man<br />

anhand der „Klosterneuburger Mostwaage“ feststellt), werden sie geerntet. Je nachdem,<br />

ob es sich um grüne bzw. gelbe („weiße“) oder um rote bis dunkelblaue Trauben<br />

handelt, unterscheidet sich die Weiterverarbeitung im Betrieb.<br />

Weißweinherstellung<br />

Zur Herstellung von Weißwein werden die Trauben zuerst „gekeltert“ – das bedeutet,<br />

dass man sie zerkleinert. Die Schale der Traube platzt auf, Saft und Fruchtfleisch<br />

treten aus. Das erleichtert das anschließende Pressen. Direkt von der Presse läuft<br />

der Most in einen sogenannten Klärbehälter – dort wird er zwölf bis 24 Stunden stehen<br />

gelassen, damit sich Trübteilchen wie Schalen oder Kerne absetzen können. Anschließend<br />

wird der geklärte Most in einen neuen Behälter umgefüllt, und der nächste<br />

Schritt der Weißweinerzeugung beginnt: die Gärung.<br />

Für hochwertige Weine bringt man den Most in Eichenfässern oder Edelstahltanks<br />

zur Gärung. Der vergärbare Zucker und die natürliche Hefe des Mostes setzen die<br />

Gärung in Gang. Sie wandelt Zucker in Alkohol und Kohlendioxyd um. Je reifer die<br />

Trauben, die gelesen werden, desto mehr Zucker enthalten sie. Wird der gesamte<br />

Zucker vergoren, erhält man eher trockene Weine. Je mehr Zucker übrig bleibt, desto<br />

süßer wird der Wein. Nach etwa acht bis zehn Tagen ist es dann so weit: Der Jungwein<br />

ist fertig gegärt. Er wird nun filtriert, um ihm alle unerwünschten Stoffe, die er<br />

noch enthält, zu entziehen. Durch das Filtrieren erlangt der Wein auch Stabilität, er<br />

kann nun in Flaschen abgefüllt oder in Fässern ausgebaut werden. Die meisten Weißweine<br />

lassen sich bis zu vier Jahre lagern, ohne starken negativen Veränderungen<br />

ausgesetzt zu sein. Manche Weißweine – vor allem Süßweine, die mittels Edelfäule<br />

gewonnen werden – überstehen zehn bis 20, einzelne sogar über 200 Jahre und sind<br />

immer noch trinkbar.<br />

Weinkeller einst … bild: ernst Weingartner … und jetzt bild: ian ehm<br />

rotweinherstellung<br />

Der große Unterschied bei der Rotweinerzeugung besteht darin, dass die Trauben<br />

auf der Maische vergoren werden, bevor sie in die Presse kommen. Der Most wird zusammen<br />

mit den Schalen und dem Fruchtfleisch gegoren – dabei lösen sich die Farb-<br />

und Gerbstoffe aus den Beerenhäuten, die dem Most Farbe und Geschmack verleihen.<br />

Je nach gewünschter Farbtiefe und Gerbstoffherbheit dauert die Gärung vier bis 21<br />

Tage. Der vergorene Most wird gepresst, bevor ein weiterer wichtiger Schritt der Rotweinherstellung<br />

folgt: der biologische Säureabbau. Dabei wird die harte Apfelsäure,<br />

dEr im<br />

most EnthaLtEnE<br />

zuckEr und<br />

diE natürLichE hEfE<br />

sEtzEn diE gärung<br />

dEs traubEnsaftEs<br />

in gang. siE WandELt<br />

zuckEr in aLkohoL<br />

und kohLEndioxyd<br />

um. jE mEhr zuckEr<br />

vErgorEn Wird,<br />

dEsto „trockEnEr“<br />

Wird dEr WEin.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 36


die sich im jungen Rotwein befindet, in die mildere Milchsäure und CO 2 umgewandelt.<br />

Das minimiert den Säuregehalt und macht den Wein harmonischer. Zugleich erhöhen<br />

sich Komplexität und Stabilität des Weins. Nach dem biologischen Säureabbau kann<br />

nun der Wein in Fässern ausgebaut oder – bevor man ihn in Flaschen abfüllt – filtriert<br />

werden. Hochwertige, kräftige Weine lagern mitunter einige Monate bis mehrere<br />

Jahre in Barriquefässern. Je nachdem, wie oft ein Fass schon benutzt wurde, nimmt<br />

der Wein Geschmacks-, Gerb- und Farbstoffe des Holzes auf. Zudem hat das Fass<br />

Einfluss auf die Struktur und damit auch auf das Aroma eines Weins. Manche Rotweine<br />

können zehn bis 20, einzelne sogar wesentlich mehr Jahre gelagert werden und<br />

entwickeln erst danach ihre richtige Trinkreife.<br />

antike Weinpresse in nö bild: nikolaihof Wachau moderne Weinpresse bild: ernst Weingartner<br />

Roséweine gewinnt man üblicherweise aus Rotweintrauben, die wie Weißweine gekeltert<br />

und weiterverarbeitet werden.<br />

schaumweinherstellung<br />

Schaumwein ist der Oberbegriff für weinhaltige Getränke in Flaschen, die aufgrund<br />

ihres Gehalts an Kohlenstoffdioxid unter Druck stehen (mindestens 3 Bar bei 20° Celsius).<br />

Bei Sekt und Champagner resultiert Kohlenstoffdioxid aus der zweiten Gärung.<br />

Indem man dem vergorenen Jungwein (meist Weiß- oder Roséwein) Zucker und Hefe<br />

beifügt und ihn in einem druckfesten Behältnis (meist speziellen Flaschen mit besonderen<br />

Korken) abgeschlossen weiter vergären lässt, bleibt das entstehende Kohlenstoffdioxid<br />

im Wein.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 37


3. WEINE DIESER WELT<br />

Weltweit gibt es tausende unterschiedliche Rebsorten. Die meisten genießen nur<br />

regionale Prominenz. Einige von ihnen (nicht zuletzt der fast nur in Österreich produzierte<br />

Grüne Veltliner) haben allerdings Liebhaber auf der ganzen Welt gefunden und<br />

überzeugen durch ihren einzigartigen Geschmack.<br />

Im Folgenden seien die für die Weinproduktion im internationalen Maßstab wichtigsten<br />

zwölf Rebsorten, ihre Charakteristika und Hauptanbaugebiete vorgestellt.<br />

Weiße rebsorten<br />

riesling, eine der edelsten weißen Rebsorten, wird in Regionen mit kühlem Klima angebaut.<br />

Die Weine aus der Riesling-Traube sind erfrischend und reich an fruchtiger Säure.<br />

Daher kann dieser Wein jahrzehntelang in der Flasche reifen und sich dabei in Ruhe<br />

entfalten. Sein Aroma erinnert an Pfirsiche, Äpfel oder Marillen. Riesling wird überwiegend<br />

in Deutschland, aber auch in Österreich, im Elsass, auf der Südinsel Neuseelands<br />

und in den kühlen Gebieten Nordamerikas wie Oregon und Washington angebaut.<br />

Die Rebsorte sauvignon blanc ist an der Loire in Frankreich zu Hause. Von dort aus<br />

erlangte diese sehr aromatische und charaktervolle Traube weltweite Bedeutung. Ihr<br />

Aroma ähnelt dem von Stachelbeeren oder Holunderblüten und kann auch „grasig“<br />

sein. Der Wein aus der Sauvignon-Blanc-Traube ist reich an erfrischender Säure. Einen<br />

hohen Anteil an Sauvignon Blanc enthält der berühmte Süßwein Sauternes. In<br />

Frankreich wird die Rebsorte auch im Bordelais sowie im Languedoc im Süden des<br />

Landes angebaut. Weitere wichtige Anbaugebiete sind Spanien, Italien, Neuseeland<br />

und Kalifornien.<br />

Die bekannteste weiße Rebsorte, Chardonnay, stammt aus dem französischen Burgund.<br />

Daraus wird der berühmte Chablis hergestellt, ein eleganter Wein mit leichtem<br />

Körper und buttrig-zitronigen Aromen. Die meisten Chardonnays aus dem Burgund<br />

haben eine deutliche Barrique-Note. In Europa wird Chardonnay auch in Österreich,<br />

Südtirol und Spanien angebaut. Chardonnays mit weniger Säure, deutlichem Ananas-<br />

Aroma sowie einem würzigen Barrique-Charakter stellt man in der Neuen Welt, in<br />

Kalifornien und Australien, her.<br />

Chenin blanc ist die wichtigste Rebsorte Südafrikas. Sie liefert trockene bis edelsüße<br />

Weine, die an Quitten und süße Guaven erinnern und mit mineralischen Aromen<br />

und Säure kontrastieren. Seine Herkunft hat der Chenin Blanc aber im Herzen des<br />

französischen Loire-Tals. So keltert man in Vouvray und Saumur elegante Weine aus<br />

dieser Traube.<br />

In vielen Ländern wird Wein aus der Traube Grauburgunder (auf Französisch: Pinot<br />

Gris) hergestellt. In Deutschland bietet man ihn unter dem Namen Ruländer als<br />

lieblichen Wein an – eine trockene Variante ist unter dem Namen Grauburgunder<br />

auf dem Markt. Ein rauchiger und honigbetonter Pinot Gris kommt aus dem Elsass.<br />

In Italien wird unter dem Namen Pinot Grigio zwar häufig billiger Massenwein angeboten,<br />

jedoch können einige Winzer auch mit hochwertigem Wein mit blumigen und<br />

honigbetonten Aromen überzeugen.<br />

Gewürztraminer wird besonders im Elsass zu sehr üppigen, charakteristisch würzigen<br />

Weinen ausgebaut. Er hat einen besonderen Duft, der an Rosenwasser, Litschis,<br />

Orangenblüten, Veilchen, Zimt und Muskat erinnert. Die kupferfarbigen Gewürztraminer-Trauben<br />

verleihen dem Wein eine tiefgoldene Färbung. Weitere wichtige Anbaugebiete<br />

für den Gewürztraminer sind Rumänien, Bulgarien, Kalifornien, Australien<br />

sowie Neuseeland.<br />

diE WELt­<br />

WEit WichtigstEnWEissWEinsortEn:<br />

riEsLing,<br />

sauvignon bLanc,<br />

chardonnay, chEnin<br />

bLanc, grauburgundEr<br />

und gEWürztraminEr.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 38


diE zEhn WichtigstEn WEinProduziErEndEn LändEr dEr WELt<br />

Italien (47.314 hl)<br />

Frankreich (46.269 hl)<br />

Spanien (35.166 hl)<br />

USA (21.965 hl)<br />

China (12.800 hl)<br />

Argentinien (12.135 hl)<br />

Australien (11.710 hl)<br />

Chile (10.093 hl)<br />

Südafrika (9.986 hl)<br />

Deutschland (9.228 hl)<br />

(Quelle: OIV – Organisation Internationale de la vigne et du vin)<br />

rote rebsorten<br />

Die berühmteste Rotweinrebe der Welt – Cabernet sauvignon – hat ein kräftiges<br />

Aroma von schwarzen Johannisbeeren. Beim Ausbau im Barrique kommen Aromen<br />

von Tabak und Zedernholz hinzu. Cabernet-Sauvignon-Beeren sind klein und dickschalig.<br />

Dadurch entstehen sehr farbintensive und tanninreiche Weine. Cabernet Sauvignon<br />

stammt aus dem Bordeaux, er wird dort vorwiegend mit Merlot verschnitten.<br />

Auch in den spanischen Anbauregionen Navarra und Penédes ist Cabernet Sauvignon<br />

eine wichtige Rebsorte. Fruchtigere und weichere Cabernets werden in Kalifornien,<br />

Chile, Südafrika und Chile gekeltert.<br />

pinot noir, eine der edelsten Rotweintrauben der Welt, ist im Burgund von besonders<br />

großer Bedeutung. Dort werden daraus elegante Weine mit fruchtigen Aromen<br />

gekeltert. Während beim jungen Wein Noten von Sommerfrüchten überwiegen,<br />

kommen mit zunehmender Reife herbstliche, an Süßholz, Wild oder Waldboden erinnernde<br />

Aromen hinzu. In Deutschland wird diese Traube unter dem Namen Spätburgunder<br />

vor allem in Baden und an der Ahr angebaut. Weitere Anbauregionen der<br />

Pinot-Noir-Traube sind Österreich, Ungarn, USA, Neuseeland und Südafrika.<br />

Im französischen Bordelais überwiegt die Rebsorte Merlot. Der Wein aus dieser<br />

Traube hat intensive Fruchtaromen, die an Kirschen, Pflaumen und schwarze Johannisbeeren<br />

erinnern. Hinzu kommen Gewürzaromen wie Zimt und Nelken. Da die<br />

Beeren sehr zuckerhaltig sind, entstehen Weine mit hohem Alkoholgehalt. In Bordeaux<br />

wird Merlot meist zusammen mit Cabernet Sauvignon verschnitten, der die<br />

Tannine und das Gerüst für den Wein beisteuert. Sortenrein verarbeitet man Merlot<br />

in der Toskana und in Umbrien. Im schweizerischen Tessin ist Merlot die wichtigste<br />

Rebsorte. Aber auch in der Neuen Welt ist diese Traube zu Hause: Aus Kalifornien,<br />

Australien und Chile kommen granatrote Weine mit frischen Fruchtaromen.<br />

Tempranillo ist die wichtigste spanische Rebsorte. Besonders gut entfaltet sie<br />

sich im kühlen Norden des Landes, in den Anbauregionen Rioja und Ribera del Duero.<br />

Sie entwickelt dort ein reiches Himbeeraroma. Durch den Ausbau im Barrique<br />

aus amerikanischer Eiche erhält der Wein einen eleganten Vanilleton. Die Tempranillo-Beeren<br />

sind klein und dickschalig, wodurch rubinrote Weine mit intensivem<br />

Tannin entstehen.<br />

Die klassische italienische Edelrebe sangiovese liefert die weltberühmten Weine<br />

der Toskana. Chianti Classico und Vino Nobile de Montepulciano werden zum<br />

Großteil aus der Sangiovese-Traube gekeltert. Die Aromen erinnern an Amarena-<br />

diE WELt­<br />

WEit Wich ­<br />

tigstEn rotWEinsortEn:<br />

cabErnEt<br />

sauvignon, Pinot<br />

noir, mErLot, tEmPraniLLo,<br />

sangio vEsE<br />

und shiraz.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 39


kirschen, Veilchen in Kombination mit herben und erdigen Aromen wie Lakritz und<br />

Wacholder. Außerhalb von Italien wird Sangiovese in Kalifornien, Australien und<br />

Argentinien angebaut.<br />

syrah, shiraz: An der nördlichen Rhône in Frankreich unter der Bezeichnung Syrah<br />

angebaut, liefert diese Rebsorte intensive Weine mit einer tiefroten Farbe. Das<br />

Aromaspektrum des Syrah umfasst Blumen wie Veilchen oder Nelken, Beeren sowie<br />

Gewürze wie Rosmarin. In Australien trägt die Rebsorte den Namen Shiraz. Die Weine<br />

haben marmeladige Aromen in Kombination mit Vanille, Schokolade oder Zimt und<br />

besitzen einen höheren Alkoholgehalt.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 40


4. DIE WIRTSCHafTLICHE<br />

BEDEuTuNg VON WEIN<br />

Wein ist in Österreich ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Bruttowertschöpfung<br />

der österreichischen Weinwirtschaft beträgt jährlich zirka 2<strong>50</strong> Millionen Euro.<br />

Das entspricht einem Anteil von 9,7 Prozent an der gesamten pflanzlichen Erzeugung<br />

oder fünf Prozent an der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Produktion.<br />

Insgesamt bewirtschaften rund 20.200 Betriebe in Österreich – davon nur etwa<br />

6.<strong>50</strong>0 Flaschenfüller – eine Fläche von 46.000 Hektar. Mehr als die Hälfte (rund<br />

27.000 Hektar) liegt in Niederösterreich, und hier wiederum <strong>50</strong> Prozent im Weinbaugebiet<br />

Weinviertel. Im Jahresdurchschnitt werden hierzulande 2,5 Millionen<br />

Hektoliter Wein produziert und zum Großteil im Inland konsumiert, doch erfreut<br />

sich Wein aus Österreich dank des hohen Qualitätsstandards auch international immer<br />

größerer Beliebtheit. 2010 gab es beim Weinexport mit einem Gesamtwert von<br />

123 Millionen Euro einen neuen Rekord. Die wichtigsten Exportländer für österreichischen<br />

Wein sind Deutschland (45.0<strong>50</strong> Hektoliter), Tschechien (3.913 Hektoliter), die<br />

Schweiz (2.934 Hektoliter) und die USA (1.754 Hektoliter).<br />

Weißweinland österreich<br />

Seit der letzten Grunderhebung im Jahre 1999 lassen sich signifikante Änderungen<br />

in der Struktur der österreichischen Weinwirtschaft beobachten: Die Zahl der<br />

Betriebe hat markant abgenommen, die Durchschnittsfläche pro Betrieb ist deutlich<br />

gewachsen. Auch beim Sortenspektrum gab es – nicht zuletzt durch geförderte Umstellungsmaßnahmen<br />

– starke Veränderungen. Immerhin ist der Rotweinanteil bereits<br />

auf über ein Drittel angestiegen.<br />

diE WichtigstEn sortEn im östErrEichischEn WEinbau<br />

(nach anbaufLächE)<br />

Grüner Veltliner (weiß, 17.479,30 ha, 36,04 %)<br />

Zweigelt (rot, 4.349,73 ha, 8,97 %)<br />

Welschriesling (weiß, 4.323,05 ha, 8,91 %)<br />

Rivaner (Müller-Thurgau) (weiß, 3.289,27 ha, 6,78 %)<br />

Weißburgunder inkl. Chardonnay und Morillon (weiß, 2.935,53 ha, 6,05 %)<br />

Blaufränkisch (rot, 2.640,61 ha, 5,44 %)<br />

Blauer Portugieser (rot, 2.358,18 ha, 4,86 %)<br />

Riesling (weiß, 1.642,99 ha, 3,39 %)<br />

Gemischter Satz (weiß, 1.370,91 ha, 2,83 %)<br />

Neuburger (weiß, 1.093,85 ha, 2,26 %)<br />

(anm.: Der „gemischte Satz“ setzt sich aus unterschiedlichen Sorten eines<br />

Weingartens zusammen.)<br />

Die Weltproduktion an Wein liegt jährlich zwischen 2<strong>50</strong> und 300 Millionen Hektolitern<br />

(= 25 bis 30 Milliarden Litern). Vier Fünftel allen Weins werden in Europa produziert<br />

– und mehr als die Hälfte allein in Italien, Frankreich und Spanien!<br />

Welschriesling –<br />

sorten blatt turkovićampelografie<br />

Kloster neuburg, HblA und<br />

bundes amt für Wein- und obst-<br />

bau Klosterneu burg<br />

bild: peter böttcher<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 41


Obwohl Österreich zu den klassischen Weinbauländern zählt, spielt der Wein<br />

als Alltagsgetränk hierzulande eine wesentlich geringere Rolle als in den Weinländern<br />

Frankreich und Italien. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von zirka 30,26 Litern<br />

lag Österreich im Jahr 2008 im internationalen Ranking an 17. Stelle. In Frankreich<br />

(53,22 Liter) und Italien (<strong>50</strong>,06 Liter) ist der Pro-Kopf-Verbrauch deutlich höher.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 42


5. BERufE RuND uM DEN WEIN<br />

5.1. WINZER / WEINHauER / KELLERMEISTER<br />

Der Begriff Winzer stammt von lateinisch vinitor (Weinbauer/Weinleser) bzw. vinum<br />

(Wein) ab. Ein Winzer pflegt und kultiviert die Weinrebe, kümmert sich um Lese,<br />

Herstellung und Vermarktung des Weins. Die Mehrzahl der Winzer ist mit einem Familienbetrieb<br />

selbstständig tätig. Die Berufsausbildung erfolgt meist im elterlichen<br />

Betrieb sowie in den Wein- und Obstbauschulen der Fachschulen in Krems/Donau<br />

(www.wbs-krems.at/de/ausbildung/fachschule/) und im steirischen Silberberg (www.<br />

silberberg.at/schule/info). Ziel der dreijährigen landwirtschaftlichen Ausbildung ist<br />

es, junge Winzer zu Facharbeitern und in weiterer Folge zu Weinbau- und Kellermeistern<br />

bzw. Obstbaumeistern heranzubilden. Die Ausbildungen umfassen in erster Linie<br />

Fachwissen in Wein- und Obstbau, Kellerwirtschaft und Marketing. Im praktischen<br />

Unterricht wird besonderer Wert auf eigenverantwortliches Arbeiten an Werkstücken<br />

und Verarbeitung von Produkten gelegt.<br />

Weinbauer einst … bild: lois lammerhuber … und jetzt bild: ernst Weingartner<br />

vom Winzer zum önologen<br />

Die Höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg (http://<br />

hbla.weinobstklosterneuburg.at/start.php) bietet darüber hinaus eine fünfjährige<br />

Ausbildung mit Matura an. An der Universität für Bodenkultur in Wien können – wie<br />

in anderen großen Weinbauländern – zukünftige Winzer und Kellermeister auch akademische<br />

Würden erlangen und zum Weinwissenschaftler bzw. Önologen (abgeleitet<br />

von „oinos“, dem altgriechischen Wort für Wein) ausgebildet werden (www.boku.<br />

ac.at/1343.html).<br />

Das Bachelorstudium „Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft“ garantiert eine fachlich<br />

breit angelegte ingenieur- und wirtschaftswissenschaftliche Basisausbildung.<br />

Dieses berufsorientierte Studium umfasst sechs Semester und vermittelt naturwissenschaftliche,<br />

verfahrenstechnische und sozioökonomische Grundlagen sowie anwendungsrelevantes<br />

Wissen zu den drei Ausbildungsschwerpunkten Weinbau, Önologie<br />

und Weinwirtschaft. Qualitätsorientierte, wirtschaftliche und nachhaltig gesicherte<br />

Rebenkultivierung, Traubenproduktion, Traubenverarbeitung, Weintechnologie und<br />

Weinvermarktung prägen diese Ausbildung in einem national und international sehr<br />

wichtigen Wirtschaftszweig. Als einziger einschlägiger Ausbildungsweg in Österreich<br />

ermöglicht das Bachelorstudium – abschließender Titel: Bachelor of Science (BSc) –<br />

die Befähigungsprüfung zum Önologen unter Beachtung der EU-Richtlinien.<br />

mit dEm<br />

bachELorstudium<br />

„WEinbau,<br />

önoLogiE und<br />

WEinWirtschaft“<br />

ErhaLtEn künftigE<br />

QuaLitätsWinzEr<br />

diE oPtimaLE ausbiLdung<br />

in EinEm<br />

nationaL und intErnationaL<br />

WichtigEn<br />

WirtschaftszWEig.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 43


5.2. SOMMELIER / MaSTER Of WINE<br />

Der Sommelier (französisch für Weinkellner) bzw. die Sommelière arbeitet entweder<br />

in einem Restaurant, berät die Gäste und den Inhaber hinsichtlich des Weinangebots<br />

des Hauses, oder ist beratend im Weinhandel tätig. Im Restaurant empfiehlt er den<br />

Gästen passende Weine zu ihren Speisen. Er ist auch verantwortlich für Aufbau, Bestellung,<br />

Lagerung und Lagerbestand des Weinsortimentes. Das Berufsbild Sommelier<br />

hat ein klares, international anerkanntes Profil. Als kompetenter Wein- und Genussexperte<br />

muss er neben betriebswirtschaftlichen, serviceorientierten und sensorischen<br />

Qualifikationen auch umfangreiche Kenntnisse über Getränke wie Tee, Kaffee, Bier,<br />

Spirituosen, Wasser und natürlich insbesondere Wein nachweisen. Neben diesem<br />

Fachwissen hat ein Sommelier außerdem über eine hervorragende Allgemeinbildung<br />

zu verfügen. Genuss und Kulinarik spielen in zahlreiche Wissensgebiete hinein: Geografie,<br />

Psychologie, Philosophie, Medizin, Religion, Ernährungslehre, Sprachen, Biologie<br />

etc. Nicht zuletzt muss sich ein Sommelier als Dienstleister sehen: Er ist Vermittler<br />

zwischen Produkt und Produzent auf der einen sowie Gast auf der anderen Seite.<br />

internationaler beruf<br />

Sommelier ist ein internationaler Beruf, der wie kaum ein anderer die Möglichkeit<br />

bietet, die Welt kennenzulernen und sich dabei immer weiter zu verbessern. Allerdings<br />

ist der Titel nicht geschützt. Deshalb darf sich auch eine geschulte Servicekraft<br />

im normalen Restaurantbetrieb als Sommelier bezeichnen. In Österreich bieten<br />

jedoch Wirtschaftskammer und Wirtschaftsforschungsinstitut (www.wifi.at/de/Kursbuch/branchen/Tourismus/diplom-sommelier/diplom-sommelier.aspx)professionelle<br />

Ausbildungslehrgänge an, die mit einem weltweit anerkannten Diplom abgeschlossen<br />

werden.<br />

Wer auf dem internationalen Parkett als Sommelier reüssieren möchte, kann noch<br />

das Master Sommelier Diploma erwerben, das 1969 in Kooperation mit dem Institute<br />

of Masters of Wine in London (www.mastersofwine.org/) eingeführt wurde. Ziel war<br />

es, ein Äquivalent zu dem auf den Weinhandel ausgerichteten Master of Wine für die<br />

Gastronomie zu schaffen. Ab 1977 übernahm der in England neu gegründete Court of<br />

Master Sommeliers die Durchführung der Prüfungen und der vorbereitenden Schulungsmaßnahmen.<br />

Sowohl die Kurse als auch die Prüfungen werden in englischer<br />

Sprache abgehalten.<br />

Seither gibt es zwei international als höchste Qualifikationen in der Weinwelt anerkannte<br />

Abschlüsse: den Master Sommelier für die Fachleute der Gastronomie sowie<br />

den Master of Wine für die Fachleute aus Handel und Weinjournalismus.<br />

teure ausbildung, strenge Prüfung<br />

Dem Titel Master of Wine geht eine umfassende zweijährige außerakademische<br />

Weinausbildung in Form von Seminaren mit einem hohen Anteil an Selbststudium voraus.<br />

Vorbereitungsseminare werden in Großbritannien, in den USA, in Australien und<br />

seit 2004 auch in Österreich (von der 1991 gegründeten Weinakademie Österreich in<br />

Rust/Burgenland und ihrer Expositur in Krems/Donau) angeboten (www.weinakademie.at/ausbildung.php).<br />

Die Kosten für die Ausbildung zum Master of Wine belaufen<br />

sich auf über 5.000 Euro. Qualifikations- und Abschlussprüfungen für die Lehrgänge<br />

werden einmal jährlich zeitgleich in London, Sydney und Kalifornien abgehalten. Die<br />

Prüfung gilt als sehr anspruchsvoll, nur etwa 30 Prozent der Kandidaten und Kandidatinnen<br />

bestehen alle Tests und dürfen sich Master of Wine nennen.<br />

diPLomiErtE<br />

WEin­<br />

und gEnussExPErtEn<br />

tanzEn auf dEm<br />

intErnationaLEn<br />

ParkEtt: dEm mastEr<br />

sommELiEr odEr<br />

mastEr of WinE EröffnEn<br />

sich WELtWEit<br />

attraktivE bEruf­<br />

LichE PErsPEktivEn.<br />

sommelier im<br />

Palais coburg Wien<br />

bild: Martin Vukovits<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 44


5.3. pRäguSTaTOR, MuNDSCHENK, WEINKRITIKER<br />

Schon in der Genesis findet sich die Erwähnung eines Amtes, das sich im Laufe der<br />

Geschichte vielfach gewandelt hat: jenes des „Vorkosters“ oder „Prägustators“. Anfangs<br />

handelte es sich dabei meist um einen Sklaven bei Hofe, der vor jeder Mahlzeit<br />

die fertig zubereiteten Speisen und Getränke zu kosten hatte, da in den Herrscherhäusern<br />

die Angst vor vergifteten Getränken und Lebensmitteln umging. Das galt<br />

insbesondere für den Wein, der Jahrhunderte lang mit aromatisierenden Zusätzen<br />

behandelt wurde und sich daher auch gut für die Beimischung von Gift eignete. Wenn<br />

der Vorkoster nach einer gewissen Wartezeit keine Anzeichen einer Vergiftung zeigte,<br />

durfte man annehmen, dass Speisen und Getränke nicht vergiftet waren, und der<br />

Herrscher konnte somit getrost zugreifen.<br />

vom hofbediensteten zum mundschenk der nation<br />

Im Mittelalter entwickelte sich diese Stellung bei Hof zum Amt des Mundschenken<br />

weiter, eines Hofbediensteten, der für die Versorgung mit Getränken – vor allem mit<br />

Wein – zuständig war und dem meist auch die Verwaltung der königlichen Weingüter<br />

oblag. An größeren Fürstenhöfen nahm der Mundschenk in der Folge ein Ehrenamt<br />

ein, das oft in einer hochrangigen Adelsfamilie weitervererbt, tatsächlich meist<br />

aber von einem Stellvertreter ausgeübt wurde. Das Mundschenkenamt war mit einer<br />

sehr hohen Verantwortung verbunden, aber auch eine Vertrauensstellung, der bis ins<br />

Hochmittelalter großes Ansehen zukam.<br />

Mit einem Schuss Ironie könnte man den Weinkritiker als moderne Form des Prägustators<br />

verstehen. In den letzten Jahrzehnten wurden die Weinkritiker zu den<br />

Mundschenken der Nation – mit ihrer Beurteilung von Weinen haben sie einen ebenso<br />

großen Einfluss auf das Trinkverhalten der Konsumenten wie auf das Renommee<br />

von Weingütern und Preisbildung sowie Stilistik vieler Weine. Ein weltweit exponierter<br />

Einfluss auf die Weinwirtschaft kommt den in der Fachwelt umstrittenen Bewertungen<br />

des Amerikaners Robert Parker zu, die auf einem nominalen Bewertungssystem,<br />

den sogenannten Parker-Punkten, fußen.<br />

Der Beruf des Weinkritikers ist an keine Ausbildung gebunden. Meist handelt es<br />

sich um Journalisten und passionierte Weinkenner, die die Degustation und Bewertung<br />

von Weinen zu ihrem Beruf gemacht haben. Weinkritiken erscheinen in Tages-<br />

und Wochenzeitungen, vor allem aber in einschlägigen Fachmagazinen und in Büchern<br />

(sogenannten Wein-Guides).<br />

diE mundschEnkEn<br />

dEr nation: mit<br />

ihrEn bEurtEiLungEn<br />

habEn WEinkritikEr<br />

grossEn<br />

EinfLuss auf das<br />

trinkvErhaLtEn dEr<br />

konsumEntEn, auf<br />

das rEnommEE von<br />

WEingütErn und diE<br />

PrEisbiLdung.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 45


6. VOM „RICHTIgEN“ uMgaNg<br />

MIT DEM WEIN<br />

Der Wein zählt zu den ältesten trinkbaren Genussmitteln der Menschheit. Heute<br />

wird er in erster Linie wegen seiner anregenden Wirkung und seines Geschmacks<br />

getrunken und nicht primär gegen den Durst oder – wie noch in der Antike und im<br />

Mittelalter – wegen seines Nährwertes. Seit jeher ist der Umgang mit Wein sowohl<br />

kulturell als auch weltanschaulich-religiös und gesundheitspolitisch beeinflusst.<br />

Weingustation und … bild: ernst Weingartner … trunkenheit bild: Judith Haeusler<br />

trinkkuLturEn dEr WELt<br />

Im Umgang mit Alkohol lassen sich weltweit fünf unterschiedliche, weltanschaulich-religiös<br />

beeinflusste Trinkkulturen unterscheiden:<br />

1. Alkoholprohibitive Kulturen mit einem generellen Alkoholverbot. Dazu gehören<br />

islamische Länder und Gemeinschaften.<br />

2. Alkoholexeptionelle Kulturen, die Alkohol nur bei klar definierten seltenen<br />

Anlässen in begrenzten Mengen zulassen. Hierzu zählt die jüdische Kultur.<br />

3. Alkoholpermissive Kulturen, in denen Alkoholkonsum bei bestimmten Gelegenheiten<br />

erlaubt ist. Hier wird unterschieden zwischen Kulturen, in denen<br />

Alkohol Alltagsgetränk ist und zum Beispiel zum Essen getrunken wird, dies<br />

jedoch in kleineren Mengen – u. a. Spanien, Italien und Frankreich –, und Kulturen,<br />

in denen man vor allem am Wochenende und bei Festen Alkohol konsumiert,<br />

dann aber oft in größeren Mengen, wie etwa in Skandinavien.<br />

4. Alkoholdeterminierte Kulturen, in denen viele Anlässe der Alltagskultur wie<br />

Geburtstag, Hochzeit, Taufe, Beerdigung, Firmeneinstand etc. eng mit Alkoholkonsum<br />

verbunden sind und Trunkenheit in einem gewissen Rahmen gebilligt<br />

wird. Hierzu zählen Deutschland, die Schweiz, Österreich und die Niederlande.<br />

5. Alkoholexzessive Kulturen, in denen Alkoholkonsum als Norm und der<br />

Rauschzustand als Zeichen von Männlichkeit, Stärke, Großzügigkeit etc. gilt.<br />

Dazu zählen viele slawische Länder.<br />

(Quelle: Wolf Wagner, Kulturen des alkohols)<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 46


gefährliche droge oder heilstiftendes getränk?<br />

Seitdem Wein bzw. Alkohol genossen wird, ist auch Trunkenheit ein Thema. Bereits<br />

in der Antike ist von Trinkern die Rede, denen der Wein zur Droge wurde. In<br />

den Mythen wie auch in der Bibel wird anschaulich davor gewarnt, über den Durst<br />

zu trinken. Die Macht des Weins über Körper und Geist wie auch seine inspirierenden<br />

und enthemmenden Kräfte offenbaren menschliche Widersprüchlichkeiten. Von der<br />

Antike bis heute zählen sie zu den umstrittenen Themen in wissenschaftlichen, moralischen<br />

und (gesundheits-)politischen Diskursen. Die Bibel gibt seit mehr als zwei<br />

Jahrtausenden die beiden Pole vor, zwischen denen sich der Genuss von Wein bewegt:<br />

Einerseits stiftet Wein zur Sünde an, andererseits gilt er in der eucharistischen<br />

Überhöhung als heilstiftendes Getränk.<br />

Zur allgemeinen Gefahr wurde Alkohol erst mit dem Aufschwung des motorisierten<br />

Straßenverkehrs erhoben. Ihr begegnet man von staatlicher Seite mit Aufklärung,<br />

Kontrolle und einem umfangreichen Strafkatalog.<br />

umstrittene Präventivmedizin<br />

In der öffentlichen Diskussion der letzten Jahre haben aber auch positive gesundheitliche<br />

Aspekte des Weins an Bedeutung gewonnen. Vornehmlich Rotwein und die<br />

in den Schalen der roten Trauben enthaltenen sogenannten Polyphenole rückten<br />

dabei in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Sie sollen – maßvoller Konsum vorausgesetzt<br />

– einer Verengung der Blutgefäße und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

entgegenwirken. Der potenziell positive Effekt von Rotwein ist in der Wissenschaft<br />

aber noch umstritten. Selbst Ernährungswissenschaftler und Mediziner, die dem<br />

Wein präventive Effekte zubilligen, sind der Ansicht, dass sich diese auch durch eine<br />

ausgewogene – insbesondere fettärmere – Ernährung erreichen lassen. Aus naturwissenschaftlicher<br />

Perspektive besteht demnach kein physiologischer Bedarf, und<br />

damit ist Wein kein Muss für die Gesundheit; übermäßig genossen ist er auf jeden<br />

Fall ungesund.<br />

Von der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung<br />

(DACH) wurde die akzeptable Menge an Alkohol für Frauen mit zehn Gramm<br />

und für Männer mit 20 Gramm pro Tag festgelegt. 20 Gramm Alkohol entsprechen<br />

zirka 0,25 Litern Wein. Wer gerne Wein trinkt, so die Empfehlung, sollte Maß halten:<br />

Für Männer heißt dies zwei Achtel pro Tag, für Frauen nur ein Glas. Diese Angaben<br />

gelten allerdings nur für gesunde Personen, nicht zu empfehlen ist der Weinkonsum<br />

zum Beispiel für schwangere oder stillende Frauen, bei Erkrankungen der Leber, bei<br />

gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente oder bei Alkoholunverträglichkeit.<br />

alkohol und jugendliche<br />

Ein besonders häufig aufgegriffenes und emotional besetztes Thema: Alkohol und<br />

Jugendliche. Trotz oft gegenläufiger Medienberichterstattungen ist laut einer aktuellen<br />

epidemiologischen Untersuchung kein Ansteigen des Alkoholkonsums bei Jugendlichen<br />

zu verzeichnen. Neu ist allerdings, dass das Einstiegsalter etwa ein Jahr<br />

früher erfolgt als noch vor 20 Jahren und dass sich der Alkoholkonsum der Mädchen<br />

jenem der Burschen angeglichen hat. Dies belegt die Studie „Jugendliche Alkoholszenen:<br />

Kontexte, Trinkmotive, Prävention“, in deren Rahmen eine Arbeitsgruppe<br />

des European Centre for Social Walfefare Policy and Research, der Fachhochschule<br />

St. Pölten und des Campus Wien im Herbst 2009 das Trinkverhalten von Jugendlichen<br />

mittels quantitativer Forschungsmethoden untersucht hat.<br />

Die aus den Ergebnissen abgeleiteten Empfehlungen gehen alle in Richtung Aufklärung,<br />

Vernetzung der Ressourcen und verstärkter Information über die schädli-<br />

WEr gErnE<br />

WEin<br />

trinkt, soLLtE mass<br />

haLtEn: für ErWachsEnE<br />

männEr hEisst<br />

diEs maximaL zWEi<br />

achtEL Pro tag, für<br />

frauEn nur Ein gLas.<br />

für schWangErE und<br />

stiLLEndE frauEn<br />

soLLtE aLkohoL<br />

gEnErELL tabu sEin.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 47


chen Wirkungen des Alkohols. Der Aspekt des bewussten Umganges mit Genuss wird<br />

meist außen vor gelassen. Damit lenkt man die Aufmerksamkeit aber erst recht auf<br />

seine berauschende Wirkung (vor der ja gewarnt werden soll) statt auf die sensorische<br />

bzw. gustatorische und kulturelle Ebene, auf der Wein zum Genussmittel wird,<br />

das nur mit wachen Sinnen, also unberauscht, wahrgenommen, verkostet und genossen<br />

werden kann.<br />

genuss und Lebensfreude<br />

Mundraum, Nase und Auge sind gleichermaßen gefordert, wenn es um die Unterscheidung<br />

und Beurteilung von Weinen geht. Der Geschmackssinn liefert uns nur ein<br />

Grundmuster, denn die Geschmacksknospen der Zunge lassen uns in erster Linie die<br />

Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami erkennen. Im Geruch offenbaren<br />

sich dagegen über tausend Geruchsnuancen. Das komplette Genusserlebnis<br />

bilden Geschmack und Geruch indes erst gemeinsam. Beim Schmecken des Weins<br />

treten, durch ausgiebiges Schlürfen unterstützt, dessen Aromastoffe (bislang wurden<br />

mehr als <strong>50</strong>0 Aromen bzw. Aromenvorstufen identifiziert) in die Atemluft und beim<br />

Ausatmen zwangsläufig in die Nase. Hier entscheidet sich erst, ob der Wein fruchtig<br />

oder blumig schmeckt. Die Farbe des Weins ist ein zusätzliches Qualitätskriterium,<br />

dem der Weinkenner Bedeutung beimisst.<br />

In der geschmacklichen Weinbeschreibung haben sich international verbindliche<br />

Kategorien bzw. graduelle Unterscheidungen herauskristallisiert, die über das einfache<br />

Spektrum der Grundgeschmacksrichtungen hinausgehen. Beim Süßegrad wird<br />

zwischen trocken, halbtrocken, halbsüß und süß unterschieden; beim Säuregehalt<br />

zwischen schal, mild, rassig, spitz oder aggressiv; beim Tanningehalt zwischen adstringierend,<br />

gerbstoffreich, abgerundet oder weich; beim Körper zwischen dünn, schlank,<br />

mittelgewichtig und kraftvoll; bei der Geschmacksintensität zwischen schwach, mittel<br />

und füllig; bei den Geschmackskategorien zwischen fruchtig, blumig, pflanzlich,<br />

würzig, erdig, chemisch, holzig; beim Alkohol zwischen leicht, mittel, kraftvoll und<br />

brandig; sowie beim Abgang zwischen kurz, mittel und lang. Diese Differenzierungen<br />

setzen aber nicht nur feine Geschmacksknospen und sensiblen Geruchssinn, sondern<br />

auch Erfahrung, ausreichendes Wissen und Übung voraus. Erst damit ist der Weinliebhaber<br />

in der Lage, Rebsorten, Weinanbaugebiete sowie deren Weine zu beurteilen<br />

und zu klassifizieren.<br />

WEin<br />

gEniEssEn<br />

hEisst vor aLLEm ihn<br />

bEWusst riEchEn:<br />

Erst durch diE nasE<br />

offEnbarEn sich<br />

diE übEr tausEnd<br />

nuancEn, diE diE<br />

vErkostung zu<br />

EinEm sinnLichEn<br />

ErLEbnis machEn.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 48


LITERaTuR<br />

ama – agrarmarkt austria (hg.): marktbericht getreide und ölsaaten, Wien<br />

2013 (als <strong>pdf</strong>: http://www.ama.at/portal.node/ama/public?gentics.rm=pCp&gentics.<br />

pm=gti_full&p.contentid=10008.109538&Marktbericht_Getreide_oelsaaten.<strong>pdf</strong>)<br />

ami – agrarmarkt informations-gesellschaft mbh (http://www.ami-informiert.<br />

de/ami-shop/ami-shop-startseite/marktbereich/pflanzenbau.html)<br />

deutsche gesellschaft für technische zusammenarbeit (hg.): zwischen natur<br />

und kultur. mensch, Ernährung, biologische vielfalt. Begleitbroschüre zur Ausstellung<br />

o.J. (als <strong>pdf</strong>: http://www.conservation-development.net/?l=1&ds=26)<br />

Eiseler, hermann (hg.): brotkultur, Köln 1995<br />

fäßler, anna maria: dem Weintourismus auf der spur. von den anfängen des<br />

tourismus und des Weinbaus bis zum professionellen Weinstraßentourismus in<br />

österreich dargestellt an einem innovativen Entwicklungskonzept zur intensivierung<br />

des Weintourismus in niederösterreich. Dissertation an der Universität Wien,<br />

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Wien 2008 (als <strong>pdf</strong>: http://othes.univie.ac.at/2957/1/2008-11-28_8901701.<strong>pdf</strong>)<br />

bundesministerium für Land- und forstwirtschaft, umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(hg.): Lebensmittel in österreich. zahlen-daten-fakten 2011, Broschüre,<br />

Wien 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.lebensministerium.at/publikationen/lebensmittel/<br />

lebensmittel-zdf2011.html)<br />

bundesministerium für Land- und forstwirtschaft, umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(hg.): Weinviertler getreide. 07.12.2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.lebensministerium.at/lebensmittel/trad-lebensmittel/spezialkulturen/weinviertl_getreide.html)<br />

deutsche gesellschaft für Ernährung (hg.): dach-referenzwerte für die<br />

nährstoffzufuhr, Broschüre, 1. Auflage, 3. korrigierter Nachdruck 2008 (Details<br />

zum Alkohol finden sich auch hier: http://www.oege.at/php/current/content.<br />

php?l=de&a=2647)<br />

igc – international grains council (hg): grain market report, 2012 (als <strong>pdf</strong>:<br />

http://www.igc.int/downloads/gmrsummary/gmrsumme.<strong>pdf</strong>)<br />

Lemke, harald: gebt uns unser täglich symbolbrot – vortragsperformance, anlässlich<br />

der veranstaltungsreihe „Puzzle-Link“, Hamburg 08/2004 (als <strong>pdf</strong>: http://<br />

www.haraldlemke.de/texte/lemke_symbolbrot.<strong>pdf</strong>)<br />

österreich Wein marketing gmbh (mag. barbara arbeithuber, barbara Waxenegger,<br />

karina skurnik): dokumentation 2011, teil 1 aufbau Weinland österreich,<br />

teil 2: österreich im internationalen Weinhandel (als <strong>pdf</strong>: http://www.oesterreichwein.at/daten-fakten/dokumentation-oesterreich-wein-2011/)<br />

oiv – organisation internationale de la vigne et du vin (hg.): statistical report<br />

on world vitiviniculture 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.oiv.int/oiv/info/destatistiquessect<br />

eurvitivinicole#bilan)<br />

rützler, hanni und gatterer, harry: trendstudie brot. zukunftschancen und<br />

herausforderungen der brotbranche. Auftragsstudie für backaldrin Österreich<br />

GmbH, Asten 2012<br />

salhofer, klaus und schmid, Erich: statistische Wohlfahrtsanalyse der österreichischen<br />

brotgetreidepolitik, in: jahrbuch der österreichischen gesellschaft für<br />

agrarökonomie, band 10, 2005, S. 67–76. Online verfügbar: http://www.boku.ac.at/<br />

oega<br />

schallaburg kulturbetriebs.ges.m.b.h, hannes Etzlstorfer, matthias Pfaffenbichler,<br />

christian rapp, franz regner (hg.): Katalog zur <strong>Niederösterreichische</strong>n<br />

Landesaustellung 2013 „Brot & Wein“, Schallaburg 2013<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 49


seligson, susan: brot. Eine kulturgeschichte für Leib und seele, München 2005<br />

schneider, felicitas und scherhaufer, silvia: aufkommen und verwertung ehemaliger<br />

Lebensmittel – am beispiel von brot und gebäck. Studie der Universität<br />

für Bodenkultur Wien (Department Wasser – Atmosphäre – Umwelt, Institut für<br />

Abfallwirtschaft) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und<br />

Jugend, Wien 2009 (als <strong>pdf</strong>: http://www.bmwfj.gv.at/Unternehmen/documents/<br />

studie_Verwertung%20ehemaliger%20lebensmittel.<strong>pdf</strong>)<br />

schweizerische brotinformation (sbi): brotgenuss; Broschüre, Bern 2003 (als<br />

<strong>pdf</strong>: http://www.schweizerbrot.ch/de/broschueren/downloads.html)<br />

schweizerische brotinformation (sbi): brotkultur im gastgewerbe, Broschüre,<br />

Bern 2003, 4. Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.schweizerbrot.ch/de/broschueren/downloads.html)<br />

schweizerische brotinformation (sbi): vom korn zum brot, Broschüre für<br />

Lehrer/-innen, Erwachsene, Bern 2012, 5. überarbeitete Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.<br />

schweizerbrot.ch/de/broschueren/downloads.html)<br />

schweizerische brotinformation (sbi): brot und gesundheit, Broschüre,<br />

Bern 2009, 5. überarbeitete Auflage (als <strong>pdf</strong>: http://www.schweizerbrot.ch/de/<br />

broschueren/downloads.html)<br />

starmayr, birgit: 10 antworten zum brot und gebäckkonsum in österreich.<br />

Ergebnisse der Umfrage Brot 08 im Auftrag der backaldrin Österreich GmbH,<br />

Broschüre 2008<br />

statistik austria (hg.): verbrauchsausgaben 2009/2010. sozialstatistische<br />

Ergebnisse der konsumerhebung, Wien 2012 (als <strong>pdf</strong>: http://www.statistik.at/<br />

web_de/statistiken/soziales/verbrauchsausgaben/konsumerhebung_2009_2010/<br />

index.html)<br />

statistik austria (hg.): konjunkturstatistik 2008 im Produzierenden bereich,<br />

band 1 und band 2, Wien 2009 (als <strong>pdf</strong>: http://www.statistik.at/web_de/suchergebnisse/index.html)<br />

swiss granum (hg.): brot in aller munde. Wörterbuch gängiger redensarten<br />

aus der Welt der getreide und ölsaaten, Lausanne 2009<br />

technoseum (hg.): unser täglich brot. die industrialisierung der Ernährung.<br />

unterrichtsmaterialien für schulen, Mannheim 2011 (als <strong>pdf</strong>: http://www.technoseum.de/fileadmin/media/<strong>pdf</strong>/<strong>pdf</strong>_schulen_Unterrichtsmaterial/lehrerhefte/Unser_<br />

taeglich_brot_Unterrichtsmaterialien.<strong>pdf</strong>)<br />

verein getreidewirtschaftliche marktforschung (hg.): brot. Eine informationsmappe<br />

für Lehrer, Wien o.J.<br />

Wagner, Wolf: kulturen des alkohols. unterlagen zum seminar kultur des<br />

alkohols an der fachhochschule Erfurt, 2008 (http://www.erato.fh-erfurt.de/so/<br />

homepages/wagner/Zuindex/lehre/Alkohol/1baalksitz14rueckblick.html)<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 <strong>50</strong>


imPrEssum<br />

organisation & Produktion: Mag. (FH) Roland Sandhofer und Mag. Birgit<br />

Schretzmayr, MA<br />

autoren: Mag. Hanni Rützler und Dr. Wolfgang Reiter, futurefoodstudio<br />

fotos: APA-PictureDesk GmbH, ausgenommen Foto auf Seite 31 rechts (© Kunst-<br />

historisches Museum Wien, Antikensammlung) und Abbildung auf Seite 41<br />

(© Klosterneuburg, HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg)<br />

Lektorat: Mag. Andrea Schaller, scriptophil.die textagentur<br />

grafische gestaltung: Manuel Fronhofer, Monopol Medien<br />

druck: Gugler GmbH<br />

© 2013 Schallaburg, Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks und der Reproduktion einer<br />

Abbildung, sind vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung ist unzulässig. Dies gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Mikrovervielfältigungen, Übersetzungen sowie die<br />

Einspeicherung in und die Verarbeitung durch elektronische Systeme.<br />

Der Herausgeber dankt den Eigentümern der Urheber- und Werknutzungsrechte<br />

für die Zustimmung zur Vervielfältigung, Veröffentlichung und Verwertung<br />

im Rahmen des Kataloges. Im Fall geltend zu machender Urheberrechte<br />

ersucht der Herausgeber um Kontaktaufnahme.<br />

<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 51


www.noe-landesausstellung.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!