pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung
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EINLEITuNg<br />
die bedeutung von brot und Wein in kultur, religion und Ernährung<br />
Brot und Wein – die beiden Themen der <strong>Niederösterreichische</strong>n <strong>Landesausstellung</strong><br />
2013 – spielen in unserer christlich geprägten Kultur eine zentrale Rolle. Sie sind nach<br />
dem Zeugnis des Alten Testaments wesentliche Grundnahrungsmittel und stehen im<br />
Neuen Testament als Symbole für die Feier der Eucharistie, für Lebenskraft und das<br />
durch Gott geschenkte Leben. Brot und Wein sind Frucht der Erde und der menschlichen<br />
Arbeit. Über diesen Gaben wird das Eucharistische Hochgebet gesprochen, weil<br />
– nach dem christlichen Glauben – Jesus in diesen Elementen seine Gegenwart gestiftet<br />
hat: „Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen<br />
mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem<br />
Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch [mit Wein] und sagte: Dieser<br />
Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,19–20).<br />
brot und Wein: grundlagen der menschlichen kultur<br />
Nach katholischer Auffassung schenkt sich Jesus Christus in der Gestalt des Brotes<br />
und des Weines in seiner ganzen Person – wer dieses Brot und diesen Wein genießt,<br />
nimmt seinen Leib und sein Blut zu sich. Wie sehr Brot und Wein im Christentum zum<br />
Abbild und Symbol erfüllten Lebens wurden, belegen auch die Selbstzeugnisse, die<br />
der Evangelist Johannes Jesus in den Mund legt: „Ich bin das Brot des Lebens“ und<br />
„Ich bin der rechte Weinstock, ihr die Reben“.<br />
Wenngleich Brot und Wein in keiner anderen Religion eine so tief greifende Wirkkraft<br />
wie im Christentum gewannen, haben ihre Heiligung und ihre religiöse Symbolik<br />
eine lange Geschichte, die weit in die vorchristliche Vergangenheit zurückreicht.<br />
Als der Mensch vor Jahrtausenden nach einem unsteten Wanderleben dazu überging,<br />
das Erdreich zu bepflanzen, und sesshaft wurde, wandelte sich damit auch sein<br />
Denken. Das fand seinen Niederschlag in der Religion. In den Früchten des Feldes, die<br />
unter den Strahlen der Sonne reiften und ihm Nahrung boten, sah er ein Geschenk<br />
jenseitiger Mächte. Daher wurde auch den Göttern der Fruchtbarkeit höchste Verehrung<br />
zuteil. Brot und Wein förderten das Gedeihen des Menschen, sein Wachstum,<br />
seine Entfaltung, sie wurden zur Grundlage der menschlichen Kultur.<br />
ähre und rebe: geschenke der götter<br />
Im Ägypten der Pharaonen wurden dem Gott Ptah die Gaben des Getreides und<br />
Brotes zugeschrieben. Für die Juden war das Brot Ausgangspunkt der religiösen und<br />
sozialen Gesetzgebung. Die Griechen der Antike schufen ihre tiefsten Legenden für<br />
den Brottempel von Eleusis. Noch zur Zeit der Spätantike feierte man in den mit<br />
Ähren geschmückten und mit Weinlaub bekränzten Gestalten von Demeter und Dionysos<br />
die sich stets erneuernde Kraft der Natur und das Hervorbringen ihrer Früchte<br />
auf Feld und Flur. Die Feste, die zu Ehren dieser Götter begangen wurden, bildeten<br />
Höhepunkte im Kreislauf des Jahres.<br />
Auch für das Volk Israel wurden neben der Ähre und dem Brot der Weinstock und<br />
die Rebe zum Ausdruck des göttlichen Segens. Mehr als 200 Mal ist in der Bibel vom<br />
Wein, vom Weinstock und vom Weingarten die Rede. Die Weingärten, die sich auf den<br />
Terrassen des gelobten Landes hinzogen und mit Sorgfalt gepflegt wurden, galten<br />
als Zeichen des Wohlstandes und des Segens. Der Weinberg war der Stolz jedes Israeliten.<br />
Umgekehrt wurde das Gericht Gottes über das abtrünnige Volk zum Abbild<br />
des verwüsteten Weinberges, auf dem Disteln und Dornen wachsen.<br />
brot und<br />
WEin<br />
stEhEn im nEuEn<br />
tEstamEnt aLs symboLE<br />
für diE fEiEr<br />
dEr EucharistiE, für<br />
LEbEnskraft und<br />
das durch gott<br />
gEschEnktE LEbEn.<br />
„bacchus und ceres“<br />
(a. Pellegrini 1720)<br />
bild: akg-images<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 8