pdf, 50 Seiten - Niederösterreichische Landesausstellung
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Weinbau. Darin wird die Aufbewahrung des Weins in Fässern anstatt in Weinschläuchen<br />
gefordert. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Wein wegen seines Alkoholgehaltes<br />
oft sauberer und keimfreier als Wasser war, stieg seine Beliebtheit im Mittelalter<br />
noch weiter. Verunreinigtes Wasser ließ sich durch ein bestimmtes Quantum<br />
Wein sogar desinfizieren – was auch der Grund dafür ist, dass bereits den römischen<br />
Legionären Wein- oder Essigkonsum (posca) ausdrücklich vorgeschrieben war.<br />
Weinbau in niederösterreich<br />
Nach einem Rückschlag durch die Einfälle der Magyaren (890–955) wurden Klöster<br />
und Stifte zu Pionieren des Weinbaus. In der Wachau, um Klosterneuburg, in der Thermenregion,<br />
im Burgenland und in der Steiermark übernahmen die ansässigen Bauern<br />
das Wissen um Rebe und Wein. Neben den geistlichen Weingartenbesitzern etablierten<br />
sich im Mittelalter zunehmend auch der Adel und teilweise das Bürgertum im<br />
Weinbau. Dies machte Wein nun auch für weniger wohlhabende Schichten verfügbar.<br />
Zudem stand er im Ruf, der menschlichen Gesundheit förderlich zu sein. Die Qualität<br />
des Weins schwankte jedoch erheblich, und er war damals nur selten länger haltbar.<br />
Ins Weinviertel, dem heute größten Weinbaugebiet Österreichs, drang der kultivierte<br />
Weinbau vermutlich erst später vor. Erstmals erwähnt wurde der Name „Weinviertel“<br />
unter dem Böhmenkönig Přemysl Ottokar II. (um 1232–1278), Herrscher über<br />
das Erzherzogtum unter der Enns. Ab dieser Zeit förderte man den Weinbau in der<br />
Region um die uralte Bernsteinstraße, die sich durch relativ trockenes pannonisches<br />
Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern auszeichnet. Im 15. Jahrhundert war<br />
Retz mit einem Weinhandelsprivileg ausgestattet – dadurch erlangten die Retzer alsbald<br />
großen Reichtum und der Weinbau überregionale Bedeutung. Im Spätmittelalter<br />
widmeten sich aber auch schon die Bauern anderer Gebiete (Poysdorf, Falkenstein)<br />
der Kultivierung von Weinreben.<br />
An den Höfen musste Wein als herrschaftliches Getränk nun in immer größeren<br />
Mengen verfügbar sein, hing doch seit dem Spätmittelalter das Ansehen eines Herrschers<br />
auch von den konsumierten Luxusgütern ab. Die Versorgung mit den besten<br />
Weinen, die deutlich teurer waren als Weine minderer Qualität, wurde so auch für<br />
die Habsburger zur Prestigefrage. Seit dem 16. Jahrhundert besaßen sie die Grundherrschaft<br />
über die damals bekanntesten Weinbauregionen des Reiches, die Wein<br />
für die kaiserliche Tafel erzeugten. Durch die Besteuerung von Alkohol bot sich den<br />
Habsburgern mit dem Weinhandel zudem eine wichtige Einnahmequelle. Heute wird<br />
er seitens des Staates durch strenge Qualitätskontrollen und Exportförderungen zu<br />
steuern versucht.<br />
Weingroßmacht frankreich<br />
Während der Weinbau in Österreich und in den meisten anderen europäischen Ländern<br />
im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) stark dezimiert wurde, begann<br />
die Weinwirtschaft in Frankreich zu erblühen. Vor allem im Burgund und in Bordeaux<br />
bildete sich die Grundlage für die heutige Weingroßmacht heraus: Der französische<br />
Wein avancierte zum Exportschlager.<br />
Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert veränderten die zunehmende Verstädterung,<br />
der Wegfall von Binnenzöllen und neue Transportwege ganz Europa. London<br />
dominierte die Weltwirtschaft … und wurde auch zum Motor des internationalen<br />
Weinhandels. Die europäische Rebe erreichte sogar den amerikanischen Kontinent.<br />
Setzlinge wurden nach Mexiko gebracht, und Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden<br />
auch im heutigen Chile die ersten Rebgärten. Lange vor Nordamerika oder gar<br />
vor dem heutigen Kalifornien besaß Südamerika Vinifera-Kulturen. Die Weine des<br />
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zur PrEstigEfragE.<br />
<strong>Niederösterreichische</strong> LaNdesaussteLLuNg 2013 33