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Nachgefragt Oktober 2011 Oktober 2011 Nachgefragt<br />

der irrsinn mit dem irOnman<br />

Anwohner und Vereine sind sauer, werden aber von<br />

Bürgermeister Weber verhöhnt<br />

Bürgermeister Gerhard Weber.<br />

Am Anfang war die Begeisterung. Regensburg<br />

hatte vergangenes Jahr erstmals eine<br />

Ironman-Veranstaltung an Land gezogen, die<br />

Stadt unterschrieb einen Fünfjahresvertrag.<br />

Lediglich die <strong>Regensburger</strong> Stadtzeitung prophezeite:<br />

Bei diesem einseitigen „Deal“ wird<br />

es schnell ein böses Erwachen geben. Und<br />

tatsächlich: Nach nur zwei Wettkämpfen ist die<br />

Stimmung gekippt, die Euphorie wich offener<br />

Wut und Ernüchterung. Die Vereine in der<br />

Stadt sind stocksauer. Grund: Die Organisatoren<br />

der Veranstaltung werden von der Stadt<br />

mit Geld und Personalleistungen überschüttet,<br />

während die heimischen Klubs bei ihren<br />

Veranstaltungen mit Almosen abgespeist werden<br />

und zusätzlich aus eigener Tasche sogar<br />

für jedes aufgestellte Verkehrschild blechen<br />

dürfen. Anwohner klagen, dass sie ihre Häuser<br />

nicht erreichen. Und was sagt Bürgermeister<br />

Weber in einem MZ-Interview dazu? „Die Vereine<br />

sehen das Besondere des Ironmans nicht!“<br />

Rund 2.000 Teilnehmer waren es 2011 beim<br />

<strong>Regensburger</strong> Ironman, die Startgebühr für<br />

das nächste Jahr liegt bei 430 Euro pro Person<br />

plus 5 Prozent Servicegebühr plus 50 Euro für<br />

Nachmelder (ab 31. Dezember 2011). Macht<br />

dann schon schlappe 500 Euro pro Nase –<br />

oder hochgerechnet eine Million Euro, die<br />

die auf Gewinn ausgerichtete „Xdream Sports<br />

& Events Gmbh“ als Veranstalter einnehmen<br />

dürfte. Doch das Hanauer Unternehmen kassiert<br />

noch mehr: eine Viertelmillion Euro am<br />

Sachleistungen allein von der Stadt Regensburg!<br />

Dazu werden Straßensperren und eine<br />

Umsatzgarantie für die „Xdream“ übernommen!<br />

Warum macht das die Stadt? Sportbürgermeister<br />

Gerhard Weber (62) spricht von<br />

„Imagegewinn“, von einer „außergewöhnlichen,<br />

weltbekannten Veranstaltung“, die nicht<br />

mit „anderen Sportveranstaltungen verglichen<br />

werden kann“ und zu der „Fernsehteams<br />

aus mehreren Ländern<br />

kommen“.<br />

Nun ja. Die Zuschauer blieben jedenfalls<br />

2011 weitestgehend aus<br />

und die vollmundig angekündigte<br />

internationale Berichterstattung<br />

fand unter dem Strich nicht<br />

statt. Dafür hat sich die Stadt aber<br />

offenbar sauber vom Veranstalter<br />

blenden lassen, der laut Medienberichten<br />

eine Wertschöpfung<br />

von zehn Millionen Euro für Regensburg<br />

vorhersagte.<br />

nur brosamen für alteingesessene<br />

Veranstalter<br />

Nun ist der Ironman nicht das<br />

einzige Sport-Großereignis in<br />

Regensburg. Seit über 20 Jahren<br />

gibt es den Regensburg Marathon<br />

des LLC, seit sogar beinahe<br />

30 Jahren den Arber Radmarathon.<br />

Beide Veranstaltungen lokken<br />

rund 7.000 Teilnehmer an,<br />

jede also dreieinhalb Mal soviel<br />

wie der Ironman. Doch deren –<br />

im übrigen ehrenamtliche - Macher<br />

werden mit Brosamen abge-<br />

speist: 3.000 Euro gab es 2010 von der Stadt,<br />

außerplanmäßig.<br />

Im Gegenzug, so berichtet Karl-Georg Wilfurth<br />

vom Veloclub Regensburg, seien aber jährlich<br />

7.000 Euro an Gebühren fällig – „für jedes<br />

Verkehrsschild und für jede Bake müssen wir<br />

zahlen.“ Miete für den Dultplatz wird gefordert,<br />

dazu die Reinigungskosten. <strong>Regensburger</strong><br />

Vereine, die also den Breitensport fördern,<br />

müssen bezahlen, während ein auswärtiges<br />

Privatunternehmen, das den großen Reibach<br />

macht, unterstützt wird. Dass das den heimischen<br />

Clubs stinkt, ist nicht schwer nachzuvollziehen.<br />

Auch die über tausend Feuerwehrleute und<br />

Polizisten, die für den Ironman abkommandiert<br />

werden, freuen sich nicht gerade uneingeschränkt<br />

über den zwangsverordneten,<br />

kostenlosen Sonntagsdienst. Und die Anwohner<br />

machen in verschiedenen Internet-Foren<br />

ihrem Unmut Luft, dass sie ihre Häuser weder<br />

mit dem Auto noch mit dem Rad anfahren<br />

können, weil wegen der Ironman-Radstrecke<br />

ein großes Gebiet abgesperrt wird.<br />

bürgermeister: ist doch schön, wenn<br />

mal was los ist<br />

Doch die Stadtspitze hat für die Kritiker nur<br />

Hohn und Spott übrig. Sport-Bürgermeister<br />

Gerhard Weber findet in der „Mittelbayerischen<br />

Zeitung“, dass die „geringen Einschränkungen<br />

jedem zumutbar sind.“ Und den Unmut<br />

der Vereine könne er erst recht nicht<br />

verstehen: „Einige Vereinsvertreter sehen das<br />

Besondere des Ironmans nicht“, ätzt der Hobbyläufer.<br />

Dass dieses „Besondere“ aber auch<br />

die meisten <strong>Regensburger</strong> nicht sehen, stört<br />

Weber augenscheinlich nicht im Geringsten.<br />

Der Ironman sei ein wichtiger Standort-Faktor,<br />

der eigentlich „aus den Töpfen der Wirtschaftsförderung<br />

oder der Öffentlichkeitsarbeit gefördert<br />

werden müsste.“ Hä? Das bisschen Im-<br />

Kreis-Gelaufe ein wichtiger Standortfaktor?<br />

„Es ist doch schön, wenn in Regensburg, in<br />

Neutraubling und im Landkreis was los ist“,<br />

höhnt Weber weiter. Vielleicht sollte er mal<br />

daran denken, was ohne die ansässigen Vereine<br />

in der Stadt und im Landkreis los wäre:<br />

nämlich gar nichts. Offenbar hat sich Provinzbürgermeister<br />

Weber von den „Weltmännern<br />

des Sports“ so nachhaltig blenden lassen, dass<br />

ihm jeglicher Realitätssinn abhanden gekommen<br />

ist. Oder hoffte er gar selbst auf ein<br />

bisschen internationale Wahrnehmung seiner<br />

Person? Nun: Immerhin einem kanadischen<br />

Internetportal war der <strong>Regensburger</strong> Ironman<br />

angeblich einen 20 Sekunden Beitrag wert. Na,<br />

dafür lohnt doch wirklich jeder Aufwand, oder?<br />

(hk)<br />

Wir lieben<br />

Musik<br />

Wir lieben<br />

Bayern<br />

12 Die <strong>Regensburger</strong> Stadtzeitung Die <strong>Regensburger</strong> Stadtzeitung<br />

13

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