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Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte

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Reichsführer SS Himmler auf der Gauleitertagung am 3. August 1944 in Posen 381<br />

Es spielte weiter eine Rolle — das ist mehr oder minder ein nicht so bedeutender<br />

Teilnehmer — der Herr Regierungspräsident Graf Bismarck in Potsdam.<br />

Es spielte abermals schon damals in dem Komplex Popitz, Kiep, „Barock" eine<br />

Rolle unser alter Freund Herr Werner v. Alvensleben, der sich jetzt dabei sicherlich,<br />

so wahr ich vor Ihnen stehe, das Genick bricht. Er ist wieder dabei, Gott sei Dank.<br />

Das ist unser alter, bekannter Freund Alvensleben.<br />

(Dr. Goebbels: Der frühere Verbindungsmann zu Schleicher?)<br />

Jawohl. Jetzt bricht er sich das Genick 31 .<br />

Das, was ich Ihnen sagte, kann natürlich nur im ganzen ein grober Überblick sein.<br />

Meine Herren, seien Sie versichert, daß in den einzelnen Sparten noch mehr ist.<br />

Dann spielte eine Rolle Herr General Stülpnagel in Paris, bei ihm ein Oberstleutnant<br />

v. Hofacker, der fanatischste Defaitist und Pessimist, den ich kennengelernt<br />

habe. Ich glaube, der ist wirklich aus religiöser Überzeugung Pessimist. Leider ist er<br />

so fanatisch, daß er es wirklich versteht, auch andere in den Pessimismus hineinzuziehen.<br />

Man möge sich nämlich klar sein, daß viele Leute, die beteiligt waren, wirklich<br />

zunächst ohne bösen Willen mit hineingezogen wurden. Die fanden aber als<br />

typisch unpolitische Offiziere eben einfach gar nicht mehr heraus. Denen wurden<br />

logische, angeblich kluge, intelligente, generalstabsmäßige Gedanken vorgetragen,<br />

deren Schlüssen sie sich nicht entziehen konnten, bis sie dann als Soldaten Ehre und<br />

Reputation verloren, ihren Eid brachen und nun erschossen werden.<br />

Es spielte absolut eine Rolle der Stadtkommandant von Berlin, Herr Haase, den<br />

Dr. Goebbels sich gleich herüberholte. Es stimmt nicht, daß sein Name Haase ist, der<br />

von nichts weiß, er wußte von etwas.<br />

Die Rolle des Generalobersten Fromm ist mehr als interessant. Ich möchte ihn so<br />

beschreiben: Er ist so klug und schlau, daß man ihm nicht nachweisen kann, daß er<br />

bei dieser dummen Revolution mitgemacht hat. Daß er an einen Sieg nicht geglaubt<br />

hat, daß er sündhaft pflichtvergessen und faul war, können wir ihm mit tausend Eiden<br />

bekräftigen und mit tausend Beweisen nachweisen. Der erste Eindruck, den ich und<br />

den auch Dr. Goebbels in dieser Nacht, als wir uns wieder wie manchmal in der<br />

Parteigeschichte trafen, von Herrn Fromm hatte, war eigenartig. Es muß erwähnt<br />

werden, daß in der Nacht um 1/2 12 im Bendler-Block junge Generalstabsoffiziere<br />

ihre Generale verhafteten. Das ist erfreulich, ebenso wie die Haltung der<br />

Truppe dieses Wachbataillons, das der Doktor sich zunächst heranorganisiert hatte,<br />

und vor allem des Offizierkorps herrlich und erfreulich war. In dem Moment aber,<br />

wo Herr Fromm, der dort von Olbricht und von den anderen Kavalieren verhaftet<br />

war, dann befreit war, spielte sich folgende, ich möchte wirklich sagen, kitschige<br />

Filmszene ab. Es wäre ein schlechter Film; kein Mensch würde glauben, daß es so<br />

etwas gibt. Es ist dabei folgendes interessant. Herr Beck sitzt da. Die Wehrkreisbefehlshaber<br />

fragten an, wollten Fromm anrufen. An dem Platz, wo sonst Fromm<br />

sitzt, saß der große Revolutionär Herr Höppner. Da hat dieser und jener Wehrkreisbefehlshaber<br />

gesagt: Nein, das tue ich nicht. Da sagte der revolutionäre Höppner:<br />

Na gut, dann lassen Sie es, es ist auch wurst.<br />

Derjenige, der das wirklich fanatisch und stur und verbissen durchziehen wollte<br />

und der Motor war, war Stauffenberg.<br />

Nun kam Herr Fromm in dieses Zimmer hinein, wo die künftige „deutsche Reichsregierung"<br />

saß, und dann sagte Herr Beck, der im Zivilanzug dort saß : Sie gestatten<br />

wohl. Er hatte eine Pistole in der Hand. Darauf schoß sich Herr Beck zunächst einmal<br />

31 Werner von Alvensleben, der 1932/33 den Verbindungsmann zwischen der NSDAP und<br />

dem Kreise Schleichers machte und von Hitler in dessen Reichstagsrede über die Röhm-<br />

Affäre am 13. Juli 1934 als „durch und durch korrupter Hochstapler" bezeichnet, ist offenbar<br />

nicht umgebracht worden.

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