Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Reichsführer SS Himmler auf der Gauleitertagung am 3. August 1944 in Posen 367<br />
Der Sudeteneinmarsch glückt. Man braucht wieder nicht zu kämpfen, braucht wieder<br />
nicht anzutreten. Dann kommt das Frühjahr 1939, und endlich kommt 1939<br />
der Krieg.<br />
Der Polenfeldzug und der Westfeldzug sind Blitzkriege. Es wirkt sich unsere fabelhafte<br />
Luftwaffe, vom Feldmarschall, späteren Reichsmarschall Hermann Göring aufgebaut,<br />
aus, und es wirkt sich die vom Führer gegen alle Widerstände durchgesetzte<br />
revolutionäre Taktik der Panzertruppen aus.<br />
Es wirkt sich noch etwas aus. Wir sind natürlich in vielen Dingen besser, moderner<br />
bewaffnet, weil wir den ganzen alten Schamotte, den die anderen durch Jahre und<br />
Jahrzehnte auf Lager hatten, nicht hatten. Den mußten wir im Jahre 1918/19 zerstören.<br />
Und weiter: Wir waren gegenüber den Westarmeen um ein Stück weniger<br />
verkalkt. Wir waren dem Westen gegenüber die Revolutionäreren. Unsere Armee<br />
war die revolutionärere. Deswegen siegten wir, neben vielen anderen Gründen: der<br />
nationalsozialistischen Haltung der Männer, der Unterführer, vieler Offiziere. Aber<br />
im großen war das wahrscheinlich der Hauptgrund.<br />
Nun kommt 1941 der Krieg gegen Rußland. Hier ist schon gerade in diesen Kreisen<br />
ein großes Zögern 14 . Es heißt: Ja, den Krieg mit Rußland hätten wir gar nicht gebraucht,<br />
der Stalin hätte uns doch niemals etwas getan. Dabei spricht allein die Tatsache,<br />
daß dieser Herr Stalin sich 20000 Panzer hingelegt hatte, schon eine deutliche<br />
Sprache. Dabei spricht allein das, was wir an Aufmärschen und Vorbereitungen gefunden<br />
hatten, die deutlichste Sprache. Ich sagte neulich jemand: Wissen Sie, es ist<br />
ganz klar, Sie haben völlig recht, der Stalin hat sich diese Armee überhaupt bloß zum<br />
Sandkastenspiel hingelegt, bloß um ein bißchen Soldat zu spielen, da<strong>für</strong> legt man sich<br />
doch 20000 Panzer hin, da<strong>für</strong> legt man sich eine riesige Luftwaffe hin.<br />
Dabei können wir immer wieder sagen : Welch ein Glück! Nehmen wir selbst an,<br />
wir würden von Rußland, wie es heute aussieht, keinen Meter behalten. Aber wir<br />
werden viele tausend Kilometer wiederkriegen. Das will ich gleich sagen, damit gar<br />
kein Zweifel ist.<br />
(Beifall.)<br />
Aber selbst wenn wir keinen Meter behalten würden, war dieser Entschluß des Führers<br />
im Jahre 1941 die Rettung Deutschlands und Europas.<br />
(Lebhafter Beifall.)<br />
Am Anfang im Jahre 1941, wie auch hier die Blitzsiege erfolgen, auch wieder durch<br />
diese kühne, revolutionäre, nämlich wirklich durchdachte Strategie und Taktik des<br />
in einer kurzen Ansprache mit (am 27.8.1938). Friedrich Hoßbach schreibt darüber („Zwischen<br />
Wehrmacht und Hitler" S. 149): „Ich glaube, daß selbst der kleine Teil der Zuhörer, der Becks<br />
Abgang sachlich <strong>für</strong> notwendig gehalten hatte, sich der Würde, dem Ernst und dem stolzen<br />
Verantwortungsbewußtsein des Mannes nicht entziehen konnte, der nach Charakter, Anlagen<br />
und Können der letzte wahre Generalstabschef Deutschlands sein sollte." Wenn der Generalstabschef<br />
nicht nur aus militärischen, sondern auch aus allgemeinen politischen Erwägungen<br />
eine militärische Aktion gegen die Tschechoslowakei zu verhindern suchte, so war er dazu als<br />
Inhaber einer verantwortlichen Position verpflichtet. Denn spätestens jetzt begann Hitler<br />
verantwortungslos den Krieg zu riskieren. Becks Stellvertreter war der Oberquartiermeister<br />
I, seit 1936 von Manstein.<br />
14 Von der politischen Problematik des Unternehmens gegen Rußland ganz abgesehen,<br />
war das Zögern der militärischen Sachverständigen ebenso verständlich wie berechtigt. Das<br />
OKH mußte in der Wendung nach Osten die Gefahr erblicken, die Operationslinie zu verlieren;<br />
dabei wurde dem Hauptgegner England ohne Not eine Atempause gewährt. Außerdem<br />
bestanden Bedenken wegen der unzureichenden Motorisierung der deutschen Armee.